FRIEDRICH SCHILLER UNIVERSITÄT J E N A PD A. Maas Theoretisch-Physikalisches Institut Einführung in die Teilchenphysik WS 2013/14, 1. Übungsblatt 28.10.2013 (Abgabe bis 13.11.2013) Präsenzaufgaben: Aufgabe P1: Bewegungsgleichungen Bewegunsgleichungen spielen eine grosse Rolle in der Teilchenphysik, da mit ihrer Hilfe viele hilfreiche Identitätn abgeleitet werden können. a) Bestimmen Sie aus der Lagrangafunktion L = m/2(dx/dt)2 des freien, nicht-relativstichen Teilchens die Bewegunsgleichungen mit Hilfe der Lagrangegleichungen 0= d ∂L ∂L . − dt ∂ dx ∂x dt Wie ändern sie sich für den harmonischen Oszillator? b) Was ändert sich für ein relativistisches Teilchen? Verwenden Sie hierzu die Eigenzeit zur Parametrisierung der zugehörigen Weltlinie xµ (τ ). Die Lagrangefunktion ist dann p µ τ L = −m −∂τ x ∂ xµ . c) Für m = 0 macht diese Wirkung keinen Sinn. Um diese Möglichkeit zu betrachten, benötigt es einer alternatien Formulierung. Dazu wird am besten eine Hilfsvariable η(τ ) eingeführt (das sogenannte Tetrad), mit der Lagrangefunktion 1 ∂τ xµ ∂ τ xµ − ηm2 . L= 2 η Zeigen Sie die Äquivalenz für massive Teilchen, und bestimmen Sie die Bewegungsgleichungen für den Fall m = 0. d) Ein Beispiel für ein skalares Feld φ(x) ist die Lagrangedichte m2 2 λ 4 1 φ − φ L = ∂µ φ∂ µ φ − 2 2 4! Bestimmen Sie die Bewegungsgelichungen, und lösen Sie sie für λ = 0. Zeigen Sie, dass die relativistische Energieimpulsrelation erfüllt wird, und damit m tatsächlich eine Masse ist. 1 Aufgabe P2: Spin und Gruppen Der Spin, und auch andere Drehimpulse, spielen eine wichtige Rolle in der Teilchenphysik. Für Spin 1/2, also den einfachsten Fermionen, erfüllen die Spinoperatoren si die Algebra [si , sj ] = iǫijk sk , wobei ǫijk total antisymmetrisch st mit ǫ123 = 1. Für die meisten Zwecke ist es nützlich ein Darstellung in Form von Matrizen zu haben. a) Zeigen Sie, dass mit den Paulimatrizen 0 1 0 −i τ1 = τ2 = 1 0 i 0 τ3 = 1 0 0 −1 mit der Identifikation si → τi /2 die Algebra erfüllt ist, und damit die Paulimatrizen eine Darstellung der Algebra sind. b) Zeigen Sie, dass die drei Matrizen exp(iαi τi ) zusammen mit der Einheitsmatrix eine Gruppe unter der Matrixmultiplikation bilden. c) Zeigen Sie, daß alle Gruppenelemente die Determinante 1 haben, und unitär sind, und es sich somit um die spezielle unitäre Gruppe SU(2) handelt, mit 2 wegen der Anzahl an möglichen Spineinstellungen, zwei. Aufgabe P3: Streuung und Zerfälle Es gibt elektrisch neutrale Elementarteilchen namens Pionen π 0 der Masse mπ0 . Sie zerfallen nach 8.4 × 10−17 s hauptsächlich in zwei masselose Photonen. Berechnen Sie die Viererimpulse der beiden emittierten Photonen für ein in Ruhe zerfallendes π 0 . Hausaufgaben: Aufgabe H1: Mandelstamvariablen An vielen Hochenergieexperimenten werden zwei Teilchen mit Ruhemassen m1 und m2 zur Kollision gebracht. Die Teilchen werden in der Reaktion vernichtet, und es entstehen neue Teilchen. Als Beispiel sollen zwei neue Teilchen entstehen mit den Ruhemassen m3 und m4 . Die vier Teilchen besitzen die Viererimpulse pµi mit i = 1, ..., 4. Es ist sehr bequem, die Reaktion durch Lorentzskalare zu charakterisieren, die sich als Skalarprodukte aus den vier Impulsen pµi bilden lassen. Speziell definiert man die Mandelstam-Variablen s = (p1 + p2 )2 a) Zeigen Sie, daß s + t + u = t = (p1 − p3 )2 P 2 i mi u = (p1 − p4 )2 . gilt. b) Stellen Sie die Skalarprodukte pi · pj durch s und t sowie durch die Ruhemassen dar. 2 Aufgabe H2: Zerfälle Ein ∆+ ist ein instabiles Teilchen und zerfällt in ∼ 2 · 10−24 s in ein Proton p und ein neutrales Pion π 0 , ∆+ → p + π 0 . Die Ruheenergien dieser Teilchen sind m∆ = 1232 MeV, mp = 938.3 MeV und mπ = 135.0 MeV. Berechnen Sie die Energie und den Betrag des Dreierimpulses der beiden Teilchen (Pion und Proton) im Endzustand für ein in Ruhe zerfallendes ∆. Aufgabe H3: Lichtkegelkoordinaten In vielerlei praktischen Anwendungen, z. B. tiefinelastische Streuung von Elektronen an Protonen oder in der Stringtheorie, sind sogenannte Lichtkegelkoordinaten nützlich. Diese sind definiert durch 1 x+ = √ (x0 + x1 ) 2 1 0 − x = √ (x − x1 ) 2 i i x⊥ = x Hierbei läuft dann i von 2 bis 3 im normalen Minkowskiraum und in der Stringtheorie bis zur Anzahl der übrigen Dimensionen, etwa in der einfachsten Stringtheorie bis 25. Dieser Teil der Koordinaten wird auch transverse Koordinaten genannt. a) Wie ist der Zusammenhang zwischen ko- und kontravarianten Komponenten? b) Das Skalarprodukt soll von dieser Umschreibung unabhängig sein. Wie sieht dann der zugehörige metrische Tensor aus? c) Wie stellen sich Ableitungen in den neuen Koordinaten dar? d) Was sind die Lorentztransformationen für die neuen Koordinaten für Geschwindigkeiten in x1 - und in x2 -Richtung? Aufgabe H4: Streuung In niedrigster (Bornscher) Näherung gilt für die elastische Streuung eines (spinlosen) Teilchens (Masse m vernachlässigbar) mit der Geschwindigkeit v ∼ 1 und Impuls p im Anfangszustand und Impuls q im Endzustand an einem anderen, sehr viel schwerern Teilchen (Masse M ), das im Anfangszustand in Ruhe ist, in der Quantenmechanik die Formel dσ dΩ Mi f 1 |~ p|2 dp |Mif |2 (2π)2 |~v | dEf Z = ei(~p−~q)~r V (~r)d3 r = wobei Ef die Gesamtendenergie ist. Berechnen Sie diesen Wirkungsquerschnitt als Funktion der (auf 1 normierten) Ladungsverteilung des schwerern Teilchens ρ(~r), der Masse M , und dem Impuls p und q, wenn die Wechselwirkung ausschliesslich elektromagnetisch abläuft, und beide teilchen eine Elementarladung tragen. Betrachten Sie nur den Fall großer Impulsänderungen, d. h. |~ p − q~| groß gegenüber alle anderen Skalen. 3