Vortrag „Hören – Hyperakusis und die Hörtherapie“ - eRef

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Vortrag „Hören – Hyperakusis und die Hörtherapie“
Folie 1 – Intro: Vorstellung des Gruppenleiters
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
1
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Hören – Tinnitus – Hyperakusis
Grundlagen
der Hörtherapie
Nach der – wenn möglich – schon persönlichen Begrüßung beim Hereinkommen
stellt der Hörtherapeut und Vortragende sich, seine Qualifikation und Tätigkeit als
Hörtherapeut sowie die Grundzüge der Symptome Tinnitus und Hyperakusis sowie
deren Besserung durch die Hörtherapie vor.
Wir werden erfahren, dass
•
die Bedeutung einer akustischen Information die Wahrnehmungsschwelle
und die Wiedererkennung beeinflusst
•
neue, unbekannte oder wichtige Informationen stärker wahrgenommen
werden
als bekannte und irrelevante
•
und dass Lernprozesse die Bedeutung und die emotionale Wirkung
akustischer Informationen verändern können
Wenn die Veranstaltung zusammen mit einem HNO-Arzt möglich ist, bildet die
Hörtherapie im Sinne der Steigerung den Abschluss der Veranstaltung.
Folie 2 – Tinnitus: was ist das?
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Tinnitus
- was ist das ???
(fast ) alle Hör-Wahrnehmungen,
die nicht durch Laute
von außen bedingt sind.
Tinnitus bezeichnet alle Hör-Wahrnehmungen, die nicht durch Laute von außen
bedingt sind.
Bei chronischen Tinnitus-Eindrücken liegen meist Schädigungen im Innenohr
(Lärmschäden, Hörsturz), Schwankungen in der Flüssigkeit des Innenohres oder
Übererregbarkeiten oder Fehlsteuerungen bei den Nervenaktiviäten im Innenohr
vor.
Die Hörwahrnehmung ist ein sehr komplexes Netzwerk, in dem Höreindrücke
aufgenommen, weitergeleitet, aber auch unterdrückt werden können.
Dabei könnten die selben Mechanismen, die einen Tinnitus oder eine Hyperakusis
zum ständigen und quälend empfundenen Begleiter werden lassen, auch zur
Verringerung der Tinnituswahrnehmung führen, in dem die sog. Hörfilter bestärkt
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 1 von 16
genutzt und möglicherweise auch in ihrer Funktion verändert werden. Diese wollen
wir uns nun von der Aufnahme im Ohr bis zur Verarbeitung im Gehirn anschauen:
Folie 3 – Hören: Schallsignale aufnehmen
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Hammer und Amboss
Steigbügel
im ovalen Fenster
rundes Fenster
Pauke
Trommelfell
Tube
äußerer Gehörgang
Hören heißt Schallsignale aufnehmen, verarbeiten und erkennen.
Dabei passieren Schallwellen zunächst das äußere Ohr bis zum Trommelfell.
Die Impulse an das Trommelfell werden über die kleinen Gehörknöchelchen, die
nach ihrem Aussehen Hammer, Amboss und Steigbügel genannt werden bis an das
Innenohr weitergegeben.
Dabei werden die Schalleindrücke 18- bis 22-fach verstärkt.
Vom normalerweise mit Luft gefüllten Mittelohr werden die Druckimpulse nun an
die flüssigkeitsgefüllten Gehörschläuchelchen weitergegeben.
Die Schallwellen erreichen je nach Tonhöhe (Frequenz) unterschiedliche Orte in der
nach ihrer äußeren Form benannten Schnecke. Schwingungen mit hoher Frequenz,
also helle Töne, finden ihren Niederschlag in der ersten Schneckenwindung nahe
am Mittelohr. Töne mit niedriger Frequenz, also tiefe und dumpfe Töne, werden am
Ende der Schneckenwindung in der Nähe des "Schneckenlochs" abgebildet. Dadurch
wird jede Frequenz je nach ihrer Qualität an einem anderen Ort der Schnecke
abgebildet.
Durch die inneren Haarzellen erfolgt die Umwandlung des Höreindrucks von außen
zu einem Nervenimpuls. Dieser wird dann weitergeleitet in Richtung Hörzentrum
im Gehirn.
Folie 4 – Tinnitus und Schwerhörigkeit – Normalhörigkeit
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
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Die Tinnitus Wahrnehmung hängt zu einem Teil – sehr organisch – vom
Hörvermögen ab. Tritt der Tinnitus bei gut hörenden Menschen auf, kann er sich –
organisch – weniger Raum nehmen als bei schwer hörenden Menschen. In der
Abbildung sehen wir den Hörtest eines gut hörenden Menschen.
Sie können nun auf den Abbildungen auf der Querreihe die einzelnen Frequenzen
mit der Bezeichnung Hz erkennen:
Links finden Sie die tiefen Töne (125–2000 Hz), in der Mitte die mittleren Töne
(2000–4000 Hz) und rechts die hohen Töne (4000–8000 Hz).
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 2 von 16
Die senkrechte Reihe gibt in Dezibel (dB) ausgedrückt die einzelnen Lautstärken an.
Die Skala reicht von – 10 bis 100 dB.
Die „Null“-Linie entspricht dem durchschnittlichen Hörvermögen von
normalhörenden Jugendlichen. Diese „Null“-Linie ist also keine absolute Null oder
gar Stille, sondern ein Mittelwert. Daher gibt es „Minuswerte“, falls Sie bei
bestimmten Frequenzen noch besser hören als normalhörige Jugendliche.
Bei einem gesunden Ohr liegt die Verlaufskurve altersabhängig zwischen den
Werten 10 und 20 dB, beim geschädigten Ohr weicht die Kurve deutlich nach unten
ab.
Ein wichtiger Anhaltspunkt ist die Linie bei 65 dB, das ist die Lautstärke, in der
normalerweise miteinander aus einem Meter Entfernung gesprochen – und
verstanden wird.
Wir „sehen“ hier, dass dieser Mensch einen Tinnitus hat, er aber hinter der
Normalhörigkeit weitestgehend in den Hintergrund treten kann.
Folie 5 – leichter Hochtonverlust
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Nun sehen wir einen typischen Hochtonverlust. Die davon Betroffenen bemerken
ihre Höreinschränkung meist in Gruppensituationen, weniger im Einzelgespräch
mit ihnen bekannten Menschen. Aber auch hier schon kann der – mit 5–15 dB über
der Hörschwelle zu bestimmende Tinnitus – schon sichtbar mehr Raum einnehmen.
Folie 6 – mittelgradiger Hochtonverlust
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Nimmt der Hörverlust noch weiter zu, machen sich die
Verständigungsschwierigkeiten auch schon im Einzelgespräch bemerkbar.
Eine weitere Folge kann sein, dass durch die Fehlfunktion der äußeren Haarzellen
auf der Innenohr-Ebene der Schutz vor zu lauten Geräuschen verloren geht. In
diesem Fall geht die Schwerhörigkeit zunächst oft mit einer vermehrten
Geräuschempfindlichkeit einher.
Der Tinnitus wird bei Schwerhörigen deswegen vermehrt wahrgenommen, da die
überdeckenden Außengeräusche fehlen. Deswegen kann bei schwerhörigen
Menschen mit Tinnitus-Leiden ein Hörgerät oft Wunder bewirken. Dies gilt nicht
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 3 von 16
nur für den Ausgleich des Hörvermögens, sondern auch für die TinnitusHabituation (Gewöhnung).
Ein Hörgerät entlastet und man muss sich nicht mehr so stark konzentrieren, um
etwa Unterhaltungen folgen zu können.
Folie 7 – Wie kommt es zum Leiden am Tinnitus? Das ABC der
Hörwahrnehmung
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
hörverarbeitendes
Zentrum
Tinnitus
Erwartungen
Ängste
Hoffnungen
Wünsche
Zwänge
Strukturen
ist
als ein
Limbisches
System
„Gefühle”
„Seele”
Phänomen
des Gesamtvorgangs
KörperGefühle
Olive
Nervenknotenpunkte
HWS
Kiefer
Zähne
des Hörens
Hör-Nervenknoten
zu verstehen.
Spiralganglion
60
300
120
2000
1500
elektrophysiologisch
500
1000
10000
7000
3000
4000
5000
– Lärmschaden
– Hydropsgeschehen
– Menière
– Hyperaktivität der
äußeren Haarzellen
Entscheidend für das Tinnitusleiden ist, unabhängig von der Art der Tinnitusentstehung, wie sehr sich die Betroffenen durch das Ohrgeräusch gestört fühlen.
(Beispiel für positive und negative Hörwahrnehmung: die gleiche Schulklingel um 8
Uhr und um 13 Uhr ??)
Folie 8 – ABC der Hörwahrnehmung
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Bewertung
++TinnitusTinnitusLautheit
nach evolutionär
& individuell
erworbenen
Lernerfahrungen
Reaktionen
„nervöse“ Unruhe
Konzentrationsmängel
Schlafstörung
depressive
Entwicklung
TinnitusTinnitusVerstä
Verstärkung
Je nach Teilnehmerzahl kann der Hörtherapeut folgende Übung anleiten:
Stellen Sie sich vor, wir säßen jetzt nicht hier im Kreis, sondern vor ein
paar Millionen Jahren irgendwo in der Steppe.
Es ist dunkel, das Feuer ist ausgegangen
und plötzlich knackt es nicht weit von uns.
Was würden Sie tun?
Dies wird in der Regel geschlechtsspezifisch beantwortet, wobei sich die Männer
eher schnell dem Gegenstand zuwenden („aggressiv“ im besseren Sinne der
Übersetzung), während die Frauen eher Fluchtbewegungen nachgehen.
Nun kommt ein großer Bär auf die Gruppe zu ….
Darauf hin entschließen sich in aller Regel alle zur Flucht,
bis der Bär so nahe gekommen ist, dass nur noch eine letzte Möglichkeit in
Erwägung gezogen werden muss.
Dies ist in der Regel das Totstellen,
wobei sich wiederum in aller Regel einer opfern muss, der weiterläuft.
Je nach Gruppen-„Stimmung“ kann die Bedeutung der Schwerhörigkeit mit
eingeführt werden, indem man vermutet, dass der Schwerhörige
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weitergelaufen wäre (da er den Zuruf „Alle Hinlegen“ nicht gehört haben
wird).
Anhand dieses Erlebnisses kann wie folgt das ABC der Hörwahrnehmung
besprochen werden:
Es war eine Notwendigkeit im Laufe der Entwicklungsgeschichte des Menschen,
sich neu auftretenden Geräuschen sofort und in höchster Alarmbereitschaft
zuzuwenden.
Für Menschen, die vor geschichtlich noch gar nicht allzu langer Zeit um ein
Lagerfeuer saßen, war es überlebenswichtig, beim Knacken eines Astes sofort hinzuhören, ggf. aufzuspringen, anzugreifen, zu fliehen, oder wenn alles nicht mehr
möglich war, sich tot zu stellen.
Nur wenn etwas Bekanntes oder Vertrautes identifiziert werden konnte, durfte
sofort Entspannung einkehren, ansonsten war es wichtig, sich mit dem Neuen
vertraut zu machen oder einen ungefährlichen Umgang zu finden.
An diesem Beispiel wird deutlich, dass in der Hör-Wahrnehmung folgendes wichtig
ist:
a) Erkenne ich die Geräuschquelle (den Reiz),
ja oder nein
b) Bewerte ich – meist unbewusst – diese Quelle
positiv oder negativ
Dann folgt
c) die – meist unwillkürliche – Reaktion.
Dies gilt auch für den Tinnitus.
Folie 9 – Tinnitus als neuer Reiz
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Tinnitus
als neuer, unbekannter
und negativ bewerteter Reiz
muss
bei seinem Auftreten
ein sehr beunruhigendes,
zu Handlungen anforderndes
Ereignis sein.
Deswegen muss dieser in der Regel unbekannte und meist negativ bewertete neue
Hör-Eindruck so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Dabei stellen sich Reaktionen ein, in dem sich viele Anteile des Musters: Angriff
oder Flucht oder Totstellen wiederfinden lassen.
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Folie 10 – Nochmal das ABC der Hörwahrnehmung in der überschaulichen
Übersicht
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Was kann das
Gleichgewicht schwind(l)n lassen
Tinnitus – Erleben & Erleiden
Bei individuell erworbenen
& evolutionären Lernerfahrungen
Kennen
Mögen
+ + -
Beherrschen + -
TinnitusTinnitusWahrnehmung
weitere
+ -
X
Ausbleibende
Habituation
Psychische
(Vor(Vor-) Erkrankung
Schlafstörung und „nervöse“
Unruhe
Konzentrationsmängel
depressive Entwicklung
(zeitabhängig kann noch Folgendes hinzugefügt werden:
Nachdem dies dargestellt ist, bittet der Hörtherapeut die Patienten einer leise
tickenden Uhr zu lauschen. Dann fragt er, wie lange dieses Geräusch wohl in der
Wahrnehmung bleiben würde. Dies ist meist sehr kurz.
Dann wird „angenommen“, dass mit Hilfe eines Zeitzünders diese Uhr eine tickende
Zeitbombe wird, die erst explodieren wird, wenn das Ticken aufhört.
Dies verstärkt deutlich die Wahrnehmungslänge des Uhrtickens. Wenn diese
Situation wieder aufgelöst ist, wird übergeleitet zu folgendem Satz, den die
Patienten für sich prüfen sollen:
„Nicht die Lautstärke, sondern die Bedeutung des Geräusches bestimmt
wesentlich die Wahrnehmung und die Wahrnehmungsqualität“
Abgeleitet davon wird dann eingeführt, dass die Tinnituslautheit in aller Regel mit
5–15 dB Verdeckbarkeit gemessen wird.)
Folie 11 – Das dekompensierte Leiden am Tinnitus
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
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Das dekompensierte Tinnitus-Leiden
350 000 Erwachsene in der BRD
Fixierung auf das Ohrgeräusch
Unruhe und Unrast
Nervosität
Konzentrationsmängel
Schlafstörungen
depressive Entwicklungen
Wenn der Tinnitus länger als drei Monate besteht, liegt ein chronischer Tinnitus
vor. Dies betrifft circa 10% der Bevölkerung Europas und der Vereinigten Staaten.
Von diesen haben sich die allermeisten – statistisch wieder 90% – „irgendwie“ mit
ihrem Tinnitus arrangiert.
0,5–1% der Gesamtbevölkerung aber erkranken so ernsthaft, dass sie wegen der
Folge- und Begleitstörungen eine Behandlung aufsuchen müssen. Der Fachbegriff
für diese Erkrankung heißt dann chronisch – k o m p l e x e s Tinnitus-L e i d e n . Dabei
können sich einstellen:
•
Fixierung auf das akustische Phänomen Tinnitus
•
Konzentrationsmängel, Nervosität
•
Unruhe und Unrast bis hin zu Schlafstörungen
•
depressive Entwicklungen bis zur Gefährdung der Arbeitsfähigkeit
Dies muss nicht, kann sich aber krisenhaft entwickeln.
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 6 von 16
In dieser Phase ist es wichtig, das Leiden am Tinnitus zu behandeln und nicht
das alleinige „Heil“ darin zu suchen, den Tinnitus unbedingt auslöschen zu
wollen.
Folie. 12 – Hyperakusis – Geräuschempfindlichkeit
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Hyperakusis
Unangenehme subjektive Überempfindlichkeit
für
Geräusche normaler Lautstärke (< 70-80 dB)
über das gesamte Hörvermögen
mit „reflexhaften“ Reaktionen ...
Eine Geräuschüberempfindlichkeit, lat. Hyperakusis, liegt vor, wenn Menschen auf
Geräusche überempfindlich reagieren und dies mit unangenehmen Reaktionen
einhergeht.
Kennzeichen ist, dass eine unangenehme subjektive Überempfindlichkeit für
Geräusche normaler Lautstärke (unterhalb 70-80 dB HL) über den gesamten Bereich
des menschlichen Hörvermögens besteht.
Folie 13 – Kennzeichen der Hyperakusis
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Reaktionen im Sinne des Erschreckens
Unruhe, Herzjagen ...
Zu- oder Abnahme des Blutdrucks
Schweißreaktion, Trockenheit des Mundes,
Schmerzempfindung insbesondere im Kopfbereich, in den
Ohrbereich lokalisiert
Zunahme der Nackenspannung
Einziehen des Kopfes
Augen-, Kopf- und Körperwendung vom Reiz weg
und gleichzeitig
rufen lautere Geräusche, aber unterhalb der „objektiv schädigenden
Schmerzschwelle (über 120 dB akut, über 85 dB über mindestens 8 Stunden),
zusätzlich „reflexhafte“ Reaktionen hervor.
Diese können sein:
•
•
•
Reaktionen im Sinne des Erschreckens mit Zu- oder Abnahme des
Blutdrucks, Herzjagen, Schweissreaktion der Haut, Trockenheit des
Mundes, Unruhe, Schmerzempfindung insbesondere im Kopfbereich, die
häufig in den Ohrbereich lokalisiert wird
Zunahme der Nackenspannung mit einem Einziehen des Kopfes, wie man
es bei plötzlich auftretendem überlautem Lärm als Reaktion sieht
Augen-, Kopf- und Körperwendung vom Reiz weg
In der Folge meiden Betroffene zunehmend mehr – und vor allem auch immer
leisere – Geräusche. Ein Teufelskreislauf beginnt und vergrößert das Problem.
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Folie 14 – Schwerhörig und geräuschempfindlich – der fehlende
Lautheitsausgleich (Recruitment)
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Recruitment (fehlender Lautheitsausgleich)
Hochtonsenke mit zunehmend sich ausweitender
Unbehaglichkeitsschwelle
Viele schwerhörige Menschen leiden – scheinbar paradox –
unter einer Geräuschempfindlichkeit. Dabei beschränkt sich die
Geräuschempfindlichkeit auf die Töne und Frequenzen, in denen der Hörverlust am
größten ist.
Dies kommt daher, dass das Ohr nicht nur in seiner Hörleistung
eingeschränkt ist, sondern zudem nicht mehr in der Lage ist, innerhalb der
geschädigten Frequenzen, ausreichend gut zu filtern. Die dabei zu
beobachtende spezielle Form von Geräuschempfindlichkeit wird
„Recruitment“, grob übersetzt „fehlender Lautheitsausgleich“, genannt.
Das ist ein „normales” Verhalten des geschädigten Innenohres. solange im
Prozess der Hörverarbeitung der Verlust nicht stellvertretend ausgeglichen
wird. Das findet erst nach einer gewissen Zeit statt. Typischerweise bessert
sich die Hyperakusis, je stärker andere Felder in der Hörverarbeitung den
Verlust ausgleichen.
Folie 15 – Allgemeine Hyperakusis
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Zu viel des Guten kann auch auf die Nase fallen
junge, ehrgeizige,
überengagierte Personen
stürzen sich nicht nur in
die Arbeit, sondern „zum
Ausgleich“ auch noch in
ein exzessives
Freizeitleben.
Eine allgemeine Geräuschüberempfindlichkeit kann auftreten, wenn aus Vielem zu
viel wird. Dies kann beobachtet werden z.B. bei aktiven, oft überengagierten
Berufstätigen beiderlei Geschlechts. Diese stürzen sich oft nicht nur in die Arbeit,
sondern führen fatalerweise auch noch „zum Ausgleich“ ein exzessives
Freizeitleben, um nicht „out“ zu sein.
Obwohl jeder Teilaspekt des Arbeits- und Freizeitverhaltens für sich alleine
problemlos sein kann, kann die Gesamtmenge zur Überanstrengung und
Erschöpfung der körperlichen und „nervlichen“ Reserven führen.
In solch einem Zustand ist auch unser Hör-System – wie bei andauerndem
angstvollem Lauschen – vollständig überreizt – bei ansonsten völlig gesunden
Ohren.
Dabei laufen unsere „Mikrofone" zur Außenwelt auf vollen Touren, aber unsere
Aufnahmestationen im Gehirn und im Körper bekommen die dabei einströmende
Fülle nicht mehr sortiert und „entsorgt“ (ggf. Stichwort: Burn-out).
Vortrag „Hören, Hyperakusis und die Hörtherapie - Kurzfassung“
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 8 von 16
Folie 16 – Die Flucht vor Geräuschen – die „Phonophobie“
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Phonophobie
Die subjektive Empfindlichkeit ist NICHT abhängig
vom Frequenzspektrum,
sondern von der Bedeutung der Höreindrücke.
Wohl alle Menschen kennen Geräusche, die sie „einfach nicht ertragen“ können. Bei
vielen ist es das typische Kreidegeräusch auf der Tafel oder das Kratzen der Gabel
auf dem Teller. So sehr sich uns dabei die Nackenhaare sträuben und die „Ohren
klirren“, wir wissen, dass uns diese unangenehmen Geräusche nicht wirklich
schädigen. Und wir können sie zumeist vermeiden.
Anders wird es schon, wenn wir gegen Geräusche empfindlich werden, die wir nur
schlecht oder kaum vermeiden können, vor denen wir aber am liebsten weglaufen
würden. Dies können Kinderstimmen bei Lehrern oder Kindergärtnerinnen sein
oder Computergeräusche bei EDV-Geschädigten.
Dann spricht man von Geräusch-Flucht (lat. Phonophobie). Das Besondere daran ist,
dass diese Überempfindlichkeit nicht von dem Frequenzspektrum der Töne und
Geräusche abhängig ist, sondern allein von ihrer Bedeutung. So lösen andere
Geräusche im gleichen Frequenzspektrum keine Überempfindlichkeit aus und die
unangenehm empfundenen Geräusche werden bereits bei sehr kleinen Lautstärken
als überlaut und bedrohlich empfunden.
Folie 17 – Die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) nach Jastreboff und Hazell
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Jastreboff entwickelte zusammen mit Hazell ein
„neurophysiologisches Modell", das den Tinnitus – unabhängig vom Generator – als
Folge einer Fehlschaltung im neuronalen Netzwerk erklärt. Die dann durch TRT zu
erreichende Habituation wird im Schaubild der Folie 19 verdeutlicht.
Man unterscheidet zwischen einer Habituation der Reaktion und der Habituation der
Wahrnehmung.
Während die Habituation der Reaktion (der Belästigung durch den Tinnitus) im
wesentlichen durch kognitive Umstrukturierungsprozesse bestimmt ist und an der
Tinnituswahrnehmung nichts verändert, gilt als Ziel der Retraining-Therapie die
Veränderung der Tinnituswahrnehmung.
Rauschgeneratoren sollen zu einer Erhöhung der akustischen Hintergrundinformation
führen. Diese sollen in der Hörverarbeitung die Erkennung des Tinnitussignals
erschweren.
Diese Rauschgeräte werden im Prinzip wie ein Hörgerät getragen. Sie geben
kontinuierliches ein „weißes“ breitbandiges Geräusch ab. Dabei vergrößert das
Vortrag „Hören, Hyperakusis und die Hörtherapie - Kurzfassung“
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 9 von 16
breitbandige Rauschen als an sich unbedeutende Hintergrundinformationen das
Hör-Angebot.
Das Wichtigste darin ist, dass dies unbewusst, schon in Hirnzentren weit unterhalb
der bewussten Wahrnehmung, geschieht.
Anpassung der Rauscher
Die Versorgung muss immer mit offenen Ohrpassstücken erfolgen, damit auch das
„normale Hören“ weiterhin ungehindert erfolgen kann!
Im Ohr getragenen Rauscher sind nicht sinnvoll, denn sie erschweren das Hören. So
tragen sie allein dadurch zur möglichen Verstärkung des Tinnitus-Eindrucks bei.
In seiner Lautstärke soll das Rauschen deutlich unter der Intensität des Tinnitus
liegen. Damit unterscheiden sie sich von dem in der Tinnitustherapie lange
verwandten „Maskern“.
Masker sollen den Tinnitus übertönen und sind dadurch noch lauter und –
auf die Dauer – noch unangenehmer. Dies hat allermeistens den Effekt, wie
am Batterieverkauf nachvollzogen werden kann, dass die Geräte in aller
Regel, meist nach drei Monaten, nicht mehr benutzt werden.
Der deutlich leisere Rauscher kann auf die Dauer dazu beitragen, dass Nervenverknüpfungen sich verändern und neu gestalten. Darin drücken sich letztlich die
Lernvorgänge des hörverarbeitenden Systems aus. Zugleich werden Möglichkeiten
der Wahrnehmung neu erlernt.
Aber: Es macht die grundlegenden, und vor allem eigenen Bemühungen nicht
überflüssig.
Selbst das Tragen eines Rauschers ist nun nicht zur Pflicht bei der TinnitusBehandlung geworden, auch wenn dies manchmal so erscheinen mag. So ist der
Rauscher auch durch Umweltgeräusche und ein aktives Geräuschtraining ersetzbar,
was bis zur Einführung des Retrainings immer schon Teil jedes ganzheitlichen
Ansatzes war.
Allerdings ist das Tragen dieses kleinen Gerätes wesentlich einfacher als das
ständige bewusste Über-Hören.
Folie 18 – Hörgeräte
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Hörgeräte bei Schwerhörigkeit !!!!!
10-15 dB
10-15 dB
Hörgeräte verbessern die Kommunikationsfähigkeit und, als wichtiges Moment für
die Tinnitusbehandlung, sie vergrößern auch ganz allgemein das akustische
Angebot.
Ein Hörgerät entlastet und man muss sich nicht mehr so stark konzentrieren, um
etwa Unterhaltungen folgen zu können.
Vortrag „Hören, Hyperakusis und die Hörtherapie - Kurzfassung“
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 10 von 16
Ein eventuell vorhandenes Grundrauschen im Hörgerät ist dabei sogar gewünscht.
Als völlig bedeutungsloses Geräusch fördert es die Gewöhnung (Habituation).
Auch wird der Tinnitus bei Schwerhörigen meist vermehrt wahrgenommen, da die
überdeckenden (maskierenden) Außengeräusche fehlen. Deswegen kann bei
schwerhörigen Menschen mit Tinnitus-Leiden ein Hörgerät oft Wunder bewirken,
nicht nur im Ausgleich des Hörvermögens, sondern auch bei der Tinnitusmaskierung.
Wenn möglich, sollten Hörgeräte „offen” versorgt werden, um so den
Gehörgangsverschlusseffekt möglichst gering zu halten. Auch bei einseitigen
Schwerhörigkeiten oder einseitigen Taubheiten kann z.B. über eine sogenannte
CROS-Versorgung das Angebot verbessert werden.
Nach unserer Erfahrung verbessert eine frühzeitige Hörgeräteanpassung die
Fähigkeit, ein Hörgerät auch wirklich nutzen zu können. Wenn wir bis ins hohe
Alter warten, in dem die Hörbahn schon nicht mehr die volle Aufnahmefähigkeit
hat, dann ist eine Anpassung von Hörgeräten deutlich schwieriger und führt oft
dazu, dass das Gerät gleich in der Nachttischschublade verschwindet.
Folie 19 – Die Hörtherapie
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Hinwendung
statt Abwendung
stufenweiser Aufbau
Hörtherapie beruht im Wesentlichen darauf, dass das Hören als aktiver und
bewusster Sinneswahrnehmungsprozess ständig weiter entwickelt wird.
In der Hörtherapie dürfen Erfahrungen gemacht werden, dass trotz des
Ohrgeräusches und mit der Hyperakusis positive Hörwahrnehmungen
möglich sind. Dabei darf erlebt und gelernt werden, auch die emotionalen
Einflüsse, die das Ohr vermittelt und beeinflusst, zu erkennen, um sie
bearbeiten und in eine gute Richtung leiten zu können.
Dann können die besonderen Fähigkeiten und die vielen ungenützten Reserven, die
unsere Hörverarbeitung und unser Gehirn bieten, dazu genutzt werden, eine
Habituation des Tinnitus und eine Gewöhnung an normale Geräuschpegel bei der
Hyperakusis zu fördern.
Wichtig ist, sich dem Hören zuzuwenden und nicht vom Hören abzuwenden,
um neuen Erfahrungen eine Chance zu geben.
Vortrag „Hören, Hyperakusis und die Hörtherapie - Kurzfassung“
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 11 von 16
Folie 20 – Wahrnehmungsübung: „Man kann nicht nicht wahrnehmen“
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Man kann
nicht
nicht wahrnehmen
Bitten Sie die Tinnitus-Betroffenen „für 30 Sekunden NICHT an den Tinnitus zu
denken“.
Sie werden wahrscheinlich bemerken, dass der Tinnitus „lauter“, d.h. lauter
wahrnehmbar, geworden ist.
Dies führt zu dem grundlegenden Wahrnehmungsgesetz, das man nicht „nicht
wahrnehmen“ kann, ebenso wenig, wie Dinge naturgesetzmäßig nicht vom Boden
zur Decke fallen.
Vielleicht hat der ein oder andere aber die Aufgabe nicht erfüllen (können), sondern
an etwas anderes gedacht.
Zwar hat er dann die Aufgabe nicht erfüllt, aber schon eine Bewältigungsleistung im
Sinne einer Aufmerksamkeitsumlenkung erbracht!
Für die Arbeit in der Hörtherapie bleibt die Erfahrung:
„Wir haben nicht die Entscheidungsfreiheit, an etwas NICHT zu denken.
Aber wir haben die Möglichkeit, an etwas anderes zu denken
und so die Wahrnehmung auch des Tinnitus in den Hintergrund treten zu
lassen.
Trotzdem ist es verständlich und erlaubt, dass Sie weiter den Wunsch haben,
dass der Tinnitus irgendwann noch weggeht. Aus therapeutischer Sicht ist es
aber wichtig zu betonen, dass das nur ein (1) Effekt einer auf das TinnitusLeiden ausgerichteten Therapie sein kann.
Ein realistisches Ziel für die Hörtherapie ist, mit dem Tinnitus ebenso gut leben
zu lernen wie ohne den Tinnitus.“
Ggf. können Sie die Übung erweitern, indem Sie bitten, jetzt zu versuchen, sich
einen rosaroten Elefanten vorzustellen, der eine grüne Jacke trägt
„Einfacher, als nicht an den Tinnitus zu denken, ist sich etwas anderes
vorzustellen
(Pause.)
Auch wenn wir jetzt darüber lachen oder ärgern, könnte dies zumindest eine
Sekunde lang weniger an Tinnitus-Lautheit bedeuten.“
Wenn dies für den Betroffenen passend erscheint, können Sie ihn mit einem
„Augenzwinkern“ bitten,
„Immer, wenn der Tinnitus lauter erscheint, versuchen Sie bitte nicht,
an diesen rosaroten Elefanten, mit dieser unmöglichen grünen Jacke zu denken.
Vortrag „Hören, Hyperakusis und die Hörtherapie - Kurzfassung“
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 12 von 16
Folie 21 – Wissen ist wichtig.
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Ungünstiges „Counselling“
Hirntumor
Vorstadium eines
Schlaganfalles
beginnende Ertaubung
beginnender Wahnsinn
„Da kann man nichts machen”
Entgegentreten wollen wir ungünstigen Verstärkermechanismen, die beim Arzt,
beim Frisör oder bei besorgten Verwandten zu hören sind, dies seien Zeichen eines
Schlaganfalls, Hirntumors oder Wahnsinns und dass vor allem „nichts zu machen“
sei.
Folie 22 – Hilfreiche Erkenntnisse
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
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Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Hilfreiches Counselling
Tinnitus kann
• nicht von alleine oder mit
der Zeit lauter werden,
• nie Grund für eine weitere
Hörverschlechterung sein,
• nie von außen lauter
als 10-15 dB über der
Hörschwelle bestimmt werden.
Dem kann entgegengesetzt werden:
•
Der Tinnitus kann nie von alleine, oder mit der Zeit lauter werden.
•
Der Tinnitus kann von außen nie lauter als 10–15 dB (entspricht Blätterrascheln
oder Computergeräusch) über der Hörschwelle gemessen werden.
•
Der Tinnitus wird eher mit der Zeit immer weniger laut wahrgenommen!
•
Der Tinnitus kann nie der Grund für eine, ggf. weitere Hörverschlechterung sein.
•
Der Tinnitus kann alleine nicht verrückt machen.
•
Wer nicht wagt, bleibt beim Tinnitus, wer mitarbeitet, hat alle Chancen der
Bewältigung.
Vortrag „Hören, Hyperakusis und die Hörtherapie - Kurzfassung“
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 13 von 16
Folie 23 – Hörwahrnehmung
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
23
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Hörwahrnehmung
Bedeutung einer akustischen Information beeinflusst die
Wahrnehmungsschwelle und die Wiedererkennung.
Neue, unbekannte oder wichtige Informationen werden stärker
wahrgenommen als bekannte und irrelevante.
Lernprozesse können die Bedeutung und die emotionale
Wirkung akustischer Informationen verändern.
Für die Hörwahrnehmung gilt:
•
Die Bedeutung einer akustischen Information beeinflusst die
Wahrnehmungsschwelle und die Wiedererkennung
•
Neue, unbekannte oder wichtige Informationen werden stärker
wahrgenommen als bekannte und irrelevante
•
Lernprozesse können die Bedeutung und die emotionale Wirkung
akustischer Informationen verändern
Folie 24 – Hörtherapie
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
24
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Hörtherapie :
Schä
Schärfung der Wahrnehmung
•
„Sinnes-Parcours“
•
„Blindführübungen“
•
„Wahrnehmung & Gefühle“
Besonderen Schwerpunkt im aktiven, bewussten Habituationstraining nehmen die
Übungen ein, die die Filterfähigkeit des Hörsystems entwickeln und fördern sollen.
Dies sind z. B. Fokussierungsübungen, bei denen aus großen
Hintergrundgeräuschen eine Information herausgefiltert werden soll.
Dazu wird in Übungen erlernt,
•
•
•
Störschall von Nutzschall zu trennen,
- parallel wird eine positive Hörwahrnehmung vermittelt,
selektives Hören und Richtungshören zu verbessern,
Strategien zu entwickeln, sich besonders in Zeiten,
- wo der Tinnitus sehr stark erscheint und stört, auf andere Geräusche zu
konzentrieren.
Habituation
Habituation ist ein basaler Lernprozess, der bei wiederholtem Auftreten identischer,
sensorischer Stimuli einsetzt und dazu führt, dass eine anfängliche
Orientierungsreaktion mit Aufmerksamkeitszuwendung, begleitet vom
physiologischem Arousal, vermindert wird und ausbleibt, wenn der Stimulus keine
Handlungsnotwendigkeit signalisiert.
Habituation findet sich bei allen Sinnesqualitäten präsent, am auffälligsten beim
Geruchssinn, der sich am schnellsten etwa das eigene Parfüm oder den eigenen
Körpergeruch gewöhnt.
Vortrag „Hören, Hyperakusis und die Hörtherapie - Kurzfassung“
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 14 von 16
Gleichförmige Höreindrücke ohne besonderen Informationswert werden wie die in
der Regel stets gleichen und eintönigen Ohrgeräusche schnell habituiert und nicht
mehr wahrgenommen.
Um einen Tinnitus dauerhaft wahrnehmen zu können, werden kognitive Vorgänge
und dysfunktionale Lernprozesse benötigt, um eine Habituation verhindern zu
können. Dann erst wird es möglich, dass der Tinnitus mit seiner emotionalen
Verquickung wird im akustischen Gedächtnis konsolidiert und eine negative
Reaktion verstärkt wird.
Folie 25 – Eine Habituation der Reaktion
Eine Habituation der Reaktion (der Belästigung durch den
Tinnitus) ist im wesentlichen durch kognitive
Umstrukturierungsprozesse bestimmt und muss an der
Tinnituswahrnehmung nichts verändern.
Folie 26 – Habituation = Verschwinden der Reaktion auf einen Reiz
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
26
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Habituation
= Verschwinden der Reaktion auf einen Reiz
Habituationsprozess dauert lange (12-18 Monate).
Habituation ist wesentlich stabiler.
selbst bei kurzfristiger Verschlechterung ist nach erfolgreicher
Habituationstherapie nur eine kurze Wiederauffrischung nötig!
Zu wissen ist:
•
Ein Habituationsprozess dauert lange (12–18 Monate),
•
dafür ist eine Habituation wesentlich stabiler,
•
selbst bei kurzfristiger Verschlechterung ist nach erfolgreicher
Habituationstherapie nur eine kurze Wiederauffrischung nötig!
Vortrag „Hören, Hyperakusis und die Hörtherapie - Kurzfassung“
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 15 von 16
Folie 27 – Eine Habituation der Wahrnehmung?
„Eigentliches“ Ziel der Retraining-Therapie die Veränderung bzw. bestenfalls
Auslöschung der Tinnituswahrnehmung.
Hierzu muss die auditorische Perzeption umstrukturiert bzw. reorganisiert werden,
wozu Rauscher, Hörgreäte und vor allem Hinzulernen durch neue
Hörerfahrungen notwendig sind.
Am Ende fasst der Hörtherapeut in etwa zusammen:
„Im Laufe der Hörtherapie werden Sie lernen und erfahren, dass in dem Kreislauf
aus Tinnitus und Hyperakusiswahrnehmung, Anspannung und Tinnitusverstärkung Veränderungen möglich sind.
Sie können lernen, dem Tinnitus und der Hyperakusis, die bisher vielleicht einen
sehr zentralen Platz in Ihrem Leben eingenommen hat, wieder einen angemessenen und vor allen Dingen veränderbaren Stellenwert zukommen zu lassen.“
Folie 28 (optional) – Literaturhinweis
Infovortrag „Grundlagen der Hörtherapie“ – Kurzfassung
28
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012
Zum Weiterlesen lege ich Ihnen zwei Bücher aus, die begleitend hilfreich sein
können.
Vortrag „Hören, Hyperakusis und die Hörtherapie - Kurzfassung“
Hesse, Schaaf: Manual der Hörtherapie. Thieme 2012 – Seite 16 von 16
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