Protokoll vom 14. + 20.02.2008 Messung Radioaktiver Strahlung Versuch 1: Spitzenzähler Geiger-Müller-Zählrohr (GMZ) + - NF-Verstärker Aufbau Eine Hochspannungsquelle ist mit positivem Potential von an die Nadel des Zählrohrs geschlossen. Das negative Potential, welches zusätzlich geerdet wurde, wird über einen hochohmigen Widerstand der Größe mit dem Zylinder des Zählrohrs verbunden. Parallel zum Widerstand ist ein NF-Verstärker in Reihe mit einem Kondensator geschaltet, damit der Verstärker bei Stromfluss keinen Schaden nimmt. Versuchsdurchführung Ein Radiumpräparat wird nun in die Nähe des Zählrohrs gebracht. Ab einer bestimmten Entfernung beginnt der NF-Verstärker schlagartig Impulse in Form von hörbaren Klack-Geräuschen zu emittieren, deren Frequenz sich mit abnehmendem Abstand zum Zählrohr erhöht. Hierbei ist auffällig, dass es eine scharfe Grenze gibt, ab der schlagartig der elektrische Prozess mit einer hoher Frequenz startet. Es wird also ein Leistungsprozess in Gang gesetzt, der nun im Folgenden erklärt werden soll. Ein, zwischen Präparat und Zählrohr gebrachtes, Blatt Papier dämpft den Prozess auf wenige KlackGeräusche, was auf Löcher im Papier zurückzuführen ist, durch die die Strahlungsteilchen gelangen. Der Leistungsprozess Metallzylinder Eine Hochspannung von erzeugt ein stark elektrisches Radialfeld zwischen Nadel und Zylinder. Dessen Feldliniendichte ist im Bereich der Nadel höher, als am Rand des Zylinders und am höchsten an der Nadelspitze, da an dieser Stelle die Feldlinien (gedachte Bahnen positiver Probeladungen) nicht nur zum Zylinder sondern auch nach vorne an das Gehäuse laufen können. Die Feldstärke ist hier somit am größten. + - Nadelspitze Die Bedeutung des Widerstands Kommt es nun zu einem Schluss des Stromkreises, hervorgerufen durch das Wandern von Ladungen innerhalb des GMZs, so liegt eine Potentialdifferenz an dem Widerstand. Diese liegt so lange an, wie der Stromkreis geschlossen ist und ein Strom fließen kann ( ). Der Widerstand ist parallel zum Niederfrequenz-Verstärker (NF-Verstärker) geschaltet, wodurch sich die 1 Philipp Schulz Protokoll vom 14. + 20.02.2008 Potentialdifferenz in einem Verschieben von Ladungen innerhalb des parallelen Stromkreises auswirkt. Diese Ladungsverschiebung bewirkt ein hörbares Klacken am Lautsprecher. Die Bedeutung des Kondensators Damit der Stromfluss nicht über den NF-Verstärker ausweicht, ist mit ihm ein Kondensator in Reihe geschaltet. So wird zusätzlich der Verstärker vor zu hohen Spannungen geschützt. Der Kondensator fungiert als dynamischer Widerstand, da er dynamisch auf sich verändernde Wechselstromfrequenzen reagiert. Bliebe die Spannung unveränderlich, so läge am Kondensator ein Gleichstrom der Frequenz . Nach der Thomsonschen Schwingungsgleichung wäre unter diesen Umständen der Widerstand unendlich: Bei einer hohen Wechselstromfrequenz wäre der dynamische Widerstand sehr klein, denn den beiden Kondensatorplatten werden die Ladungen wieder entzogen, noch bevor die Platten sich endgültig aufladen und somit einen kapazitiven Widerstand, durch die sich abstoßenden Ladungen, aufbauen könnten. Der Leitungsvorgang im GMZ Für eine Wechselspannung muss es zu leitenden „Verbindungen“ innerhalb des GMZs zwischen Nadel und Zylinder kommen. Ermöglicht werden kann dies per: Ionisierung des Gases durch Strahlung Die Wechselwirkung von der Energie der Strahlung mit den Molekülen des Gases lässt aufgrund von unelastischen Stößen Elektronen frei werden. Das elektrische Feld im GMZ beschleunigt die Elektronen zur Nadel und positive Restmoleküle zum Zylinder, wobei die Elektronen, aufgrund ihrer geringen Masse stärker beschleunigt werden, als die Restmoleküle mit wesentlich höherer Masse. Dieser Beschleunigungseffekt wird durch Polarität und Inhomogenität des Feldes verstärkt. Die Elektronen wandern also in Bereiche zunehmender Feldstärke, also in Richtung der positiv geladenen Nadel bis sie auf diese treffen. Dabei kommt es durch Elektronen, die mit hohen Geschwindigkeiten auf weitere Gasmoleküle treffen zur sekundär-Ionisation. Um die Nadel herum bildet sich eine Elektronenwolke! Diese Kettenreaktionen erst erzeugen einen messbaren Strom, den der NFVerstärker registriert, da nun genügend, durch sekundär-Ionisation frei gewordene Elektronen auf die Nadel treffen. Liegt der Anteil der Rekombinationen von den Elektronen mit den Molekülen über dem der Neubildungen kommt es zur Bildung von Gleichgewichten, womit ein hoher Stromfluss ausgeschlossen wäre. usw. Dieser Prozess würde im Versuch nicht in solch einer gezeichneten Linearität ablaufen, jedoch bleibt festzustellen, dass er sich zur Nadel hin deutlich verengt. (=> höhere Feldstärke) 2 Philipp Schulz Protokoll vom 14. + 20.02.2008 In unserem Versuch muss es sich bei der gemessenen Strahlung hauptsächlich um -Teilchen handeln, die diesen Prozess in Gang setzen, da wir mit einer ganz bestimmten Reichweite, zwischen GMZ und Präparat, operieren müssen und sich der Prozess, selbst in geringer Reichweite, durch ein Blatt Papier stoppen lässt. Versuch 2: Ionisationskammer + / - Radioaktives Präparat / Durchführung Das radioaktive Präparat (Radium) wird leitend mit dem Messfühler des Messverstärkers verbunden, der durch den Isolator geführt wird (Spitze). Das Gehäuse wird über das Präparat gestülpt. Zwischen Gehäuse und Spitze wird eine Hochspannung angelegt und gemessen wird der Strom, der durch Ionisation entsteht. Es soll geprüft werden wie der Strom von der angeregten Spannung abhängt. Beobachtung Obwohl die Spannung höher als geregelt wird, sind keine signifikanten Änderungen der Stromstärke festzustellen. Dieser Bereich wird als Sättigungsbereich bezeichnet. Alle, durch die Spannung erzeugten Ladungsträger wurden bereits als Strom gemessen. Das bedeutet, dass selbst wenn die Spannung noch erhöht würde, wären keine Ladungsträger mehr da, die eine Spannung im Stromkreis erzeugen könnten. Das entspricht der Eigenschaft des Präparats die Luft zu ionisieren. / 1,7 Sättigungsbereich 1,5 1,3 1,1 Regression 0,9 0,7 0,5 / 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 800 850 900 1 3 Philipp Schulz Protokoll vom 14. + 20.02.2008 Das verwendete Radium besitzt somit einen Sättigungsbereich von von . ab einer Spannung Die in Bereich 1 noch annähernd lineare Steigung ( ) lässt sich durch eine hohe Rekombinationswahrscheinlichkeit der ionisierten Ladungsträger begründen, da sie nach dem Ionisationsvorgang nicht schnell genug von der niedrigen, angelegten Spannung angezogen werden und stattdessen rekombinieren. Es kommt nur zu einem geringen Stromfluss. Die Zählrohrcharakteristik oder / oder / I Rekombinationsbereich Steig die Spannung , so nimmt die Häufigkeit für Rekombinationen ab, bis alle erzeugten Ladungspaare die Elektroden erreichen können. II Sättigungsbereich Alle erzeugten Ladungsträger fließen ab und es kommen keine neuen hinzu. III Proportional-bereich IV Auslösebereich V Zerstörung Primäre Ladungsträger erzeugen durch Wechselwirkung mit Molekülen sekundäre Ladungsträger (Sekundärionisation) Die Energie der Strahlung proportional zu: Primärladungen Sekundärladungen => Energiemessung Keine weiteren Selbstständige Sekundärladungen Gasentladung können mehr erzeugt werden. Jedes einfallende radioaktive Teilchen erzeugt den gleichen Ladungsprozess. => Zählbereich 4 Philipp Schulz Protokoll vom 14. + 20.02.2008 I. Rekombinationsbereich Ist keine Spannung am GMZ angelegt, so werden vom radioaktiven Präparat Ladungspaare erzeugt, die jedoch sofort wieder rekombinieren, da sie nicht durch ein elektrischen Feld auseinander gezogen werden können. Steigt die Spannung an, so wird die Rekombination verringert und der Strom kann ansteigen, da nun mehr Ladungsträger über die Elektroden abfließen können. Die Abnahme der Rekombinationen erfolgt in Wirklichkeit exponentiell, ist hier aber stilisiert. II. Sättigungsbereich Hier wurde die Spannung erreicht, die benötigt wird, um die Anzahl von Rekombinationen auf ein Minimum zu bringen und alle Ionen zu den Elektroden zu ziehen. Aber zur Sekundärionisation reicht die Geschwindigkeit der Elektronen noch nicht aus, da die Spannung zu niedrig ist. III. Proportionalbereich Die Spannung ist nun ausreichend hoch, um Elektronen die Geschwindigkeit zu verleihen, die sie zur Sekundärionisation benötigen. Dieser Vorgang löst zusätzliche Elektronen aus den Molekülen aus, die ebenso zur Nadel wandern. Es ist ein Anstieg des Stroms festzustellen. Wird die Spannung weiter erhöht, so können durch Sekundärionisation ausgelöste Elektronen weitere Elektronen auslösen, da sie durch eine erhöhte Beschleunigung die, zur Sekundärionisation benötigte Geschwindigkeit früher erreichen und weitere Moleküle ionisieren. Die Mittlere-FreieWeglänge (die Strecke die ein Elektron zurücklegen kann, ohne einen Stoßprozess auszulösen) sinkt. Der Strom steigt weiter an. IV. Auslösebereich Alle Prozesse möglicher Erzeugung von Sekundärladungen sind hier ausgereift. Das bedeutet, jedes eintreffende -Teilchen hat den Ladungsanteil erzeugt, zu dem es fähig sein kann. Die Ladungsprozesse finden nun auf der gesamten Länge des Drahtes statt. ALLE Primärladungen können eine Sekundärladung erzeugen! In diesem Bereich lässt sich das GMZ als Zählrohr verwenden. V. Zerstörung Darunter wird verstanden, dass aufgrund des starken elektrischen Feldes Ladungsträger aus den Elektroden herausgezogen und zusätzlich durch Ladungsträger der Höhenstrahlung, die auf die Elektroden treffen, herausgeschlagen werden. 5 Philipp Schulz Protokoll vom 14. + 20.02.2008 Gasgemisch mit niedrigerem Druck, als der Umgebungsdruck Todzeit Geiger-Müller-Zählrohr Glimmer, oder ein Material, welches die radioaktive Strahlung passieren lässt + Positive Raumladungswolken - Zwischen jedem gemessenen Impuls liegt die Todzeit mit einer Dauer von . Diese Trägheit lässt sich anhand der unterschiedlichen Beweglichkeit von positiven Restmolekülen und Elektronen erkennen. Während die Elektronen mit ihrer niedrigeren Masse schneller durch die Nadel in den Stromkreislauf gelangen und somit bereits zur Messung beitragen konnten, sind die positiven, wesentlich schwereren Restmoleküle noch auf dem Weg zum Zylinder. Das lässt eine positive Raumladungswolke um die Nadel, mit ebenfalls positivem Potential, entstehen, die das elektrische Feld auf ein Minimum abschwächt. Es muss erst abgewartet werden, bis die Ionen zum Zylinder gewandert sind und dort neutralisiert wurden. Die, für den Abbau der Raumladungszone benötigte Zeit wird als Todzeit bezeichnet. Erst wenn diese Zone abgebaut ist, kann der nächste Impuls reproduzierbar ablaufen. Ein Löschgas kann zu einer schnelleren Rekombination verhelfen. Impuls 1 Impuls 2 Todzeit: 6 Philipp Schulz