Beitrag aus: „Sächsischer Verfassungsschutzbericht 2013“ 2.4 Orthodoxe linksextremistische Parteien und Organisationen Unter diesem Oberbegriff werden jene Bestrebungen subsumiert, die sich zu den Theorien von Marx, Engels und Lenin, der These vom Klassenkampf sowie zur Diktatur des Proletariats bekennen. Darüber hinaus sehen diese Gruppierungen im Kapitalismus eine notwendigerweise zu überwindende Gesellschaftsordnung. Dies ist verbunden mit der Negierung der Regeln und Wertvorstellungen des demokratischen Verfassungsstaats, wobei die Institutionen der parlamentarischen und rechtsstaatlichen Demokratie aufgehoben werden sollen. Dies ist der gemeinsame weltanschaulich/politische Nenner dieser Gruppierungen, die gewissermaßen eine orthodox-kommunistische Formation innerhalb des Linksextremismus bilden. Die orthodox-kommunistischen Gruppierungen besitzen zwar von allen linksextremistischen Fraktionen das ausgeprägteste weltanschauliche und theoretische Fundament, welches mit einer deutlichen Programmatik und klar konturierten Zielvorstellungen verbunden ist. Ihre Bedeutung innerhalb des Linksextremismus in Sachsen ist mit einem Potenzial von ca. 250 Personen jedoch eher marginal. Von allen in Sachsen vertretenen Gruppierungen in diesem Bereich ist die zahlenmäßig stärkste nach wie vor die KOMMUNISTISCHE PLATTFORM DER PARTEI DIE LINKE. (KPF) mit ca. 160 Mitgliedern. Weitere derartige Strukturen sind die KOMMUNISTISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS (KPD), die DEUTSCHE KOMMUNISTISCHE PARTEI (DKP) und die MARXISTISCH-LENINISTISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS“ (MLPD). Auch das KOMMUNISTISCHE AKTIONSBÜNDNIS DRESDEN (KAD) wird als orthodox-kommunistisch eingeschätzt. Ideologie / politische Zielsetzung Unabhängig vom gemeinsamen weltanschaulich/politischen Nenner gibt es unter diesen Gruppierungen Nuancen und Variationen, die sich in ihrer ideologischen Ausrichtung unterscheiden. Die DEUTSCHE KOMMUNISTISCHE PARTEI (DKP) und die KPF, als linksextremistische Strömung innerhalb der Partei DIE LINKE, sind marxistisch-leninistisch ausgerichtet. In ihrer Programmatik bekennen sie sich zu den Lehren von Marx, Engels und Lenin und lehnen einen reformerischen Ansatz zugunsten eines revolutionären Wegs zum Sozialismus ab. So heißt es beispielsweise im Programm der DKP: „Der Sozialismus kann nicht auf dem Weg von Reformen, sondern nur durch tief greifende Umgestaltungen und die revolutionäre Überwindung der kapitalistischen Eigentums- und 1 Machtverhältnisse erreicht werden.“ Damit fordert man als Mittel für den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus unmissverständlich eine Revolution und somit eine auf demokratisch nicht legitimiertem Weg basierende grundlegende Veränderung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Die Präambel der MARXISTISCH-LENINISTISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS (MLPD) weist in dieselbe Richtung: „Die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) versteht sich als politische Vorhutorganisation der Arbeiterklasse in Deutschland. Ihr grundlegendes Ziel ist der 1 Programm der DKP, 2006, S.9. Seite 1 von 2 Beitrag aus: „Sächsischer Verfassungsschutzbericht 2013“ revolutionäre Sturz der Diktatur des Monopolkapitals und die Errichtung der Diktatur des 2 Proletariats für den Aufbau einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft.“ Im Unterschied zu anderen orthodox-kommunistischen Gruppierungen, die sich kaum noch zu kommunistischen Diktatoren wie Stalin oder Mao Tsetung bekennen, kann bei der MLPD ein deutlich offenes Bekenntnis zu diesen ausgemacht werden. Das unterstreicht, dass die MLPD im Gegensatz zu DKP oder KPF nicht nur marxistisch-leninistisch, sondern auch stalinistisch und maoistisch ausgerichtet ist. Diese politische Ausrichtung lässt sich an ihrer ideengeschichtlichen Selbstverortung ablesen. In der Präambel ihrer Grundsatzerklärung heißt es: „Die Lehren von Marx, Engels und Lenin, Stalin und Mao Tsetung bilden die entscheidende Grundlage für den Kampf für den Sozialismus.“ Bereits DKP oder KPF stoßen mit ihrer eng am orthodoxen Marxismus orientierten Programmatik kaum auf Akzeptanz in der Bevölkerung. Die MLPD ist jedoch darüber hinaus durch das hohe Ausmaß an ideologischem Dogmatismus und dem exklusiven Anspruch auf den „wahren Sozialismus“ sogar innerhalb der orthodox-kommunistischen Fraktion isoliert. Sie befördert damit eine weitere Zersplitterung dieses Spektrums. Aktivitäten Aufgrund ihres geringen Personenpotenzials verbunden mit strukturellen Schwächen sind Aktionen dieser Gruppierungen überwiegend auf interne Treffen und Vortragsveranstaltungen beschränkt. Sie beteiligen sich aber auch anlassbezogen an Demonstrationen nicht extremistischer Organisationen bzw. unterstützen diese, wie beispielsweise zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Februar, zum Jahrestag des Volksaufstandes in der ehemaligen DDR am 17. Juni oder zum 1. Mai. Gelegentlich treten orthodoxe linksextremistische Organisationen aber auch mit eigenen Kundgebungen oder Informationsständen an die Öffentlichkeit. Zur Bundestagswahl im September 2013 trat im Freistaat Sachsen aus der Mitte der orthodoxen linksextremistischen Strukturen lediglich die MLPD mit einer Landesliste und einem Direktkandidaten an. Die erzielten Wahlergebnisse unterstrichen die politische Bedeutungslosigkeit der Partei. Sie erreichte in Sachsen mit 0,1 % der Wählerstimmen für ihre Landesliste nur etwa halb so viele Wähler (2.569) wie zur Bundestagswahl 2009 (5.281). Der MLPD-Direktkandidat erzielte 554 Stimmen (2009: 436). 2 Präambel der Organisationspolitischen Grundsätze der MLPD. Seite 2 von 2