„Hilfe, ich ersticke“! 07.07.2015 1 Atemnot = Dyspnoe (griech: „dys“ schlecht, „pnoia“ Atmung) Ist ein Missverhältnis zwischen Atembedarf und Atemleitung 07.07.2015 2 Atemnot - Dyspnoe Atemnot ist das, was die Person, die sie erlebt, als solche bezeichnet 07.07.2015 3 Atemnot-Dyspnoe Dyspnoe: ist ein komplexes Geschehen für den betroffenen Patienten und seinen Zugehörigen ist es bedrohlich das Symptom ist multimodal und kann sowohl mit medikamentösen als auch nichtmedikamentöser Therapie behandelt werden 07.07.2015 4 Atemnot-Dyspnoe Es ist ein subjektives Empfinden und kann nur begrenzt von außen beurteilt werden ca. 50% der Patienten bei Tumorleiden ca. 70 % der Patienten bei Lungentumoren oder metastasen bei ca. 80% der Patienten tritt die Dyspnoe in der finalen Phase auf, besonders in den letzten 24 Stunden „Todesrassel“ bei ca. 90% aller sterbender Patienten 07.07.2015 5 Atemnot - Dyspnoe Symptome • Atemfrequenz > 20-40 Atemzüge/min • Tiefere Atemzüge (Schmerzen können hinderlich sein) • Blässe, Zyanose • Tachykadie • Hypotonie • Schwitzen • Arrhythmie • in- und/oder exspiratorischer Stridor 07.07.2015 6 Atemnot - Dyspnoe Klassifikation nach NYHA Grad der Dyspnoe Kennzeichen I Atemnot bei großer Anstrengung II Atemnot schon bei alltäglichen Anstrengungen III Atemnot bei geringsten Belastungen z.B. beim Sprechen, An- und Auskleiden IV Atemnot in Ruhe 07.07.2015 7 Schweregrade der Dyspnoe Borg Skala (Borg CR-10 Skala) 0 überhaupt keine Atemnot 0.5 sehr, sehr milde 1 sehr milde 2 milde 3 mäßig 4 recht schwer 5 schwer 6 7 sehr schwer 8 9 sehr, sehr schwer 10 maximale Atemnot 07.07.2015 8 Atemnot - Dyspnoe Ursachen Direkt durch den Tumor bedingt: Bronchial-, Ösophagus-Karzinom, Lymphome Verlegung der Luftwege durch Sekret Lungenmetastasen Pleura-Erguss durch einen Pleura-Befall Tumorembolie massive Aszites (Zwerchfellhochstand bei PeritonealKarzinose) Lungenödem 07.07.2015 9 Atemnot - Dyspnoe Ursachen Indirekt bedingt durch den Tumor: Anämie Schmerzen (Atemtiefe) Hypotonie (Perikard-Erguss) Obere Einflussstauung Pathologische Fraktur der Rippen Pneumonie durch Leukozytopenie Aspiration (Schluckstörungen) Sepsis und metabolische Azidose Kachexie unangepasste Flüssigkeitssubstitution Hämoptoe 07.07.2015 10 Atemnot - Dyspnoe Ursachen Durch die Tumortherapie: Anämie Pneumonie Chemotherapie Schädigung des Lungengewebes Chemotherapie bedingte Herzinsuffizienz Strahlentherapie Pneumoitis/Perikarditis Strahlenfibrose Andere Ursachen: COPD Asthma kardial unterschiedlicher Genese (Herzinsuffizienz) massives Übergewicht Neuromuskulär (ALS) 07.07.2015 11 Atemnot-Dyspnoe Ursachen Psychosoziale Ursachen: Angst (als allgegenwärtig) bedrängende Zugehörige und Behandelnde soziale und familiäre Probleme 07.07.2015 12 Atemnot - Dyspnoe Angst Erhöhte Atemfrequenz Atemnot mehr Sauerstoff 07.07.2015 Vermehrte Atemarbeit 13 Atemnot - Dyspnoe Ziel der Therapie ist, dass der Patient ruhiger und tiefer atmen kann. Eine gute Symptomkontrolle erhöht die Lebensqualität. Selbsteinschätzung geht vor Fremdeinschätzung (VAS) 07.07.2015 14 Atemnot-Dyspnoe Therapiemöglichkeiten • Chemotherapie • • • • Strahlentherapie Aszitiespunktion Pleurapunktion Perikardpunktion 07.07.2015 kausale Therapien können zur Leidensminderung beitragen 15 Atemnot-Dyspnoe Medikamentöse Therapie 1. Mittel der Wahl Opioide 2. Mittel der Wahl Benzodiazepine oder in Kombination Bronchodilatatoren Diuretika Kortikosteroide 07.07.2015 16 Atemnot Dyspnoe Pflegerische Maßnahmen Die Einschätzung der Atemnot ist wesentlich, um das Problem möglichst schnell und genau zu erfassen. Um dann die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Grunderkrankung Psychosoziale Aspekte Assessment: VAS, NRS, Mehrdimensionale Betrachtung wie: Beobachtung der Atemsituation = Atemtiefe, -rhythmus, muster, -geräusche (Stridor), Atemhilfs-Muskulatur, Beginn und Dauer der Atemnot, weitere beeinflussende Symptome Zyanosezeichen Bewusstseinslage Art des Hustens 07.07.2015 17 Pflegerische Interventionen Einschätzen der Dyspnoe: 1. Haben Sie das Gefühl, Sie kriegen genügend Luft? 2. Während welcher Aktivität erleben Sie die Kurzatmigkeit? (in Ruhe, Treppensteigen, Körperpflege) 3. Wie hat sich die Atemnot verändert? 4. Wie lange brauchen Sie, um nach einer Aktivität wieder „normal“ atmen zu können? 07.07.2015 18 Pflegerische Interventionen bei Atemnot - Dyspnoe Ruhe bewahren, keine Hektik Fenster öffnen, Luftzirkulation erhöhen (Handventilator) Sichtweg freihalten entlastende Lagerung (VATI-Lagerung, Netzlagerung) ASE Inhalation Atemtherapie als Prophylaxe einüben Kühlung durch Auflagen Raum schaffen enge Kleidung öffnen/beseitigen selbst im eigenen Atem-Rhythmus bleiben therapiebegleitende Symptome reduzieren (Schmerzen, Xerostomie) Bei der Atemnot ist entscheidend, dass sich der Patient 07.07.2015 auf das Ausatmen konzentriert 19 Atemnot- Dyspnoe Notfalltherapie bei akuter Atemnot ist unabhängig von der Grunderkrankung: Notfallmedikamente sollten griffbereit sein Dyspnoe intermittierend, Opioide bei Bedarf Dyspnoe kontinuierlich, Opioide regelmäßig Opioide i.v., nasal, s.c., buccal Nichtopioide: Bronchodilatatoren, Glukokortikoiden, Diuretika persistierenden Hustenreiz durch Codein reduzieren Benzodizepine als Zusatz Indikation „Absaugen“? O2-Gabe nur bei Hypoxämie (SpO2 unter 90%) 07.07.2015 20 Atemnot-Dyspnoe Lagerung Atempflege Sekret lösende Maßnahmen 07.07.2015 Praktische Übungen 21 Atemnot-Dyspnoe Pflegeinterventionen Anwendungsformen Einreibung 07.07.2015 • Leinensamkompresse Merrettichauflage Senfbrustwickel Thymianbrustwickel • ASE Rückeneinreibung Brusteinreibung 22 Atemnot-Dyspnoe O2-Gabe Was ist das Ziel der Sauerstoffgabe? Indikation der Sauerstoffgabe beachten Kontraindikation Sauerstoffgabe am Lebendsende? 07.07.2015 23 Atemnot-Dyspnoe Ursachen für Sauerstoffmangel Anämie Pneumonie Obstruktion der Atemwege Verlegung durch das Tumorwachstum Emphysem Lungenfibrose Lungenödem Schmerzen Herzinsuffizienz 07.07.2015 24 Atemnot-Dyspnoe O2-Gabe Indikation: bei Hypoxämie (SpO2 unter 90%) O2-Gabe wird oft als subjektive Erleichterung empfunden (Placeboeffekt) Kontraindiktion: SpO2 über 90% zusätzlich als belastend empfunden 07.07.2015 25 Atemnot-Dyspnoe Atemmuster Cheyne-Stokes-Atmung - An- und Abschwellen der Atemzüge, unterschiedliche lange Atempausen bis die Atmung wieder einsetzt Kussmaul-Atmung - regelmäßige, tiefe und langsame Atemzüge - Säuren abzuatmen, das Gleichgewicht des ph-Werts im Blut wieder herzustellen Biot-Atmung - Aussetzen der Atmung bei Schädigung des Atemzentrums - bei Patienten mit erhöhtem Hirndruck - O2-Gabe kontraindiziert Schnappatmung - Zeichen der Agonie - letzte Atemaktivität 07.07.2015 26 Atemnot Dyspnoe Husten Hustenreiz Reizhusten und Husten sollten sehr frühzeitig behandelt werden. Das Ziel der Behandlung sollte klar formuliert sein. Hustendämpfendes Mittel (Silomat, Paracodein) schleimlösende Mittel 07.07.2015 27 Atemnot Dyspnoe Husten Hustenreiz Ursachen: Ansammlung von Schleim und Flüssigkeiten Aspiration Erkrankung der Atemwege Lungenödem 07.07.2015 28 Atemnot Dyspnoe Husten Hustenreiz Wenn Husten mit Schmerzen, Bluthusten, Atemnot einhergeht, bewirkt das bei Patienten und den Zugehörigen Angst und einen erhöhten Leidensdruck. 07.07.2015 29 Atemnot Dyspnoe Husten/Hustenreiz Nichtmedikamentöse Therapie Sekret lösende Maßnahmen (Auflagen) Oberkörperhochlagerung Entspannungstechniken Atempflege ASE Physiotherapie Unterstützung beim Abhusten Utensilien reichen Patienten nicht alleine lassen 07.07.2015 30 Atemnot Dyspnoe Husten Hustenreiz Medikamentöse Therapie Opioiden Antibiotika Bronchial-Dilatatoren (Inhalation) Korticosteroide 07.07.2015 31 Atemnot Dyspnoe in der Finalphase Palliative medikamentöse Therapie, um die Wahrnehmung und Reaktion auf die Atemnot zu reduzieren. 07.07.2015 32 Terminale Rasselatmung „Death Rattel“ Die terminale Rasselatmung beschreibt eine geräuschvolle, charakteristisch rasselnde Atmung in den letzten Lebensstunden oder tagen Diese Atmung entsteht bei bewusstseinsreduzierten oder bewusstlosen Patienten aufgrund der Ansammlung von Schleim und Speichel wegen des fehlenden Schluck- und Hustenreflexes 07.07.2015 33 Terminale Rasselatmung Kann für die Zugehörigen und für das multiprofessionelle Team ein sehr belastendes Geräusch sein. Ein Anzeichen für eine geringe Belastung des Patienten ist oft ein entspannter Gesichtsausdruck. Wichtig ist die Aufklärung und Begleitung der Zugehörigen. 07.07.2015 34 Terminale Rasselatmung Pflegerische und Medikamentöse Intervention Pflege: Lagerung (30-Grad-Lagerung): es ist darauf zu achten, dass die Zunge nicht nach hinten fallen kann Opioide Mundpflege Anticholinergika Reduzierung der Infusionen 07.07.2015 35 Terminale Rasselatmung medikamentöse Therapie Butylscopolamin Scopolderm-Pflaster wird hinter dem Ohr angebracht, Wechsel nach 3 Tagen oder s.c. Injektion Buscupan als i.v. Kurzinfusion Reduzierung der Sekretbildung Absaugen bedeutet Stress für den Patienten und Anregung zur mehr Sekretbildung Ausnahme bei starkem sichtbaren Sekret im Pharynx 07.07.2015 36 Danke für die Aufmerksamkeit!!! Noch Fragen??? 07.07.2015 37