Warum gerate ich bei kleinster Anstrengung in Atemnot?

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Ausgabe vom Mittwoch, 12. Mai 2010
Gesundheit
Warum gerate ich bei kleinster Anstrengung
in Atemnot?
Kurzantwort
Sofern Herz und Lunge in Ordnung sind, ist oft ein Trainingsmangel Grund dafür, dass man bei
Anstrengungen rasch ausser Atem gerät. Je besser ein Körper trainiert ist, desto weniger kommt
es bei gleicher Leistung zu Atemnot. Durch ein gezieltes, langsames Aufbautraining kann die
Atemnot gemildert werden, erklärt Dr. med. Werner Karrer, Chefarzt Luzerner Höhenklinik
Montana, FMH Lungenkrankheiten und Innere Medizin, Montana.
Ich, w., 55, habe mein Übergewicht reduziert (minus 20 Kilo). Ich wiege jetzt noch 70 Kilo bei
einer Grösse von 160 cm. Ich versuche wieder regelmässig Sport (Velo, Gymnastik, Wandern) zu
betreiben: Doch bei der geringsten Anstrengung gerate ich ausser Atem: Es ist fast schlimmer als
vorher. Warum gerate ich so schnell ausser Atem? Ich habe einen Lungentest gemacht, der
normale Werte ergab.
R.M.
in W.
Atemnot kann verschiedene Gründe haben. Die häufigsten Ursachen sind Probleme mit dem
Herzen oder der Lunge. Sofern Herz und Lunge in Ordnung sind, ist oft ein Trainingsmangel
Grund dafür, dass man bei Anstrengungen rasch ausser Atem gerät. Aber Atemnot wird subjektiv
auch sehr unterschiedlich wahrgenommen.
Beginnen wir die Beurteilung mit dem normalen Ablauf einer körperlichen Leistung. Jede
Leistung unseres Körpers braucht Energie. Die Energie beziehen wir aus der Nahrung, die im
Körper gespeichert und dann bei Bedarf mit Hilfe von Sauerstoff «verbrannt» und in
Muskelenergie umgesetzt wird. Am meisten Energie braucht der Mensch, wenn er sich bewegt.
Deshalb nimmt auch der Sauerstoffverbrauch bei Anstrengung stark zu. Die Atmung wird
schneller und tiefer. Kann der Sauerstoff aus irgendwelchen Gründen nicht genügend
nachgeliefert werden kommt es zur Atemnot.
Mehrere Ursachen
Der Sauerstoff wird in der Lunge aus der Luft heraus filtriert und ins Blut abgegeben. Der
Kreislauf sorgt dann dafür, dass er dahin transportiert wird, wo er gebraucht wird, also bei
körperlicher Anstrengung in die Muskeln. Bei Asthma zum Beispiel sind die Luftwege verengt
und es gelangt nicht genügend Sauerstoff in die Lunge. Ist aber die Pumpleistung des Herzens
eingeschränkt, kann der Sauerstoff im Blut nicht rechtzeitig zu den Muskeln transportiert werden.
Beides führt zu Atemnot.
Bei Ihnen hat man die Lungenleistung mit einer Lungenfunktionsprüfung getestet und als normal
beurteilt. Nehmen wir auch an, dass die Herzleistung nicht eingeschränkt ist. Was bleibt dann als
Ursache für die vermehrte Atemnot? Sie schreiben, dass Sie nach einer massiven
Gewichtsabnahme wieder versuchen, Sport zu treiben.
Mangel an Training
Es besteht also wahrscheinlich ein Trainingsmangel. Der Körper kann die Leistungsfähigkeit
durch Training optimieren. Einfach gesagt heisst das: Je besser ein Körper trainiert ist, desto
weniger kommt es bei gleicher Leistung zu Atemnot. Je besser die Muskulatur durch Training
aufgebaut ist, desto ökonomischer arbeitet sie.
Ich empfehle deshalb ein kontrolliertes Aufbautraining. Beginnen Sie mit kleinen Leistungen, die
Sie nicht völlig ausser Atem geraten lassen. Bauen Sie die Leistung langsam auf, so dass Sie
während des Trainings immer noch sprechen können. Sie werden sehen, dass Sie nach einem
Monat bei gleicher Anstrengung, die jetzt noch zu Atemnot führt, schon leichter atmen werden.
Herz überprüfen lassen
Ab einem Alter von fünfzig Jahren (bei Rauchern bereits früher) ist es aber ratsam, vor einem
Aufbautraining die Herzleistung bei einem Arzt durch einen Belastungstest abklären zu lassen. Es
geht hauptsächlich um den Zustand der Herzkranzarterien, also derjenigen Gefässe, die das Herz
mit Sauerstoff versorgen. So können Herz- und Kreislaufprobleme während des Trainings
vermieden werden.
Dr. med. Werner Karrer, Montana
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