Anthropologie - Institut Futur

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WS 2006/2007
Prof. Gerhard de Haan
Einführung
in die
Erziehungswissenschaft
2. Vorlesung:
Anthropologie
(Vertretung: Ruprecht Mattig)
Vorlesungsplan
„1.
(19.10.06) Organisatorisches / Einführung: Wissensgesellschaft
(26.10.06) Anthropologie
„3. (02.11.06) Sozialisation
„4. (09.11.06) Erziehungstheorien
„5. (16.11.06) Bildungstheorien
„6. (23.11.06) Geisteswissenschaftliche, emanzipatorische und
„
andere Pädagogiken
„7. (30.11.06) Geschichte der Pädagogik - die Zeit in der Pädagogik
„8. (07.12.06) Entwicklung, Kognition, Intelligenz
„9. (14.12.06) Lerntheorien
„10. (21.12.06) Hirnforschung, Kognitionsbiologie und -psychologie
„11. (11.01.07) Kompetenzen und Bildungsstandards
„12. (18.01.07) Qualitätsmessung in Institutionen/ Organisationen
„13. (25.01.07) Pädagogisierung der Lebenswelt
„14. (01.02.07) Transformation der Gesellschaft
„15. (08.02.07) Rückblick auf die Vorlesung, kein Tutoriumstext
„16. (15.02.07) Klausur
„2.
Zum Begriff „Anthropologie“
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anthropos
logos
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Der Mensch
Die Lehre, die Darlegung, die Definition
Zentrale Frage der Anthropologie:
„Was ist der Mensch?“
Im Englischen wird „anthropology“ meist
im Sinne von „Ethnologie“ verwendet
Weshalb Anthropologie?
„Wir sind in der ungefähr zehntausendjährigen Geschichte das erste Zeitalter, in
dem sich der Mensch völlig und restlos
‚problematisch‘ geworden ist; in dem er nicht
mehr weiß, was er ist, zugleich aber auch
weiß, daß er es nicht weiß.“ (Max Scheler)
Weshalb pädagogische Anthropologie?
„
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Verschiedene Gesellschaften haben sich
sehr unterschiedliche Antworten auf die
Grundfrage der Anthropologie gegeben.
Diese Antworten kommen in ihrem
Menschenbild zum Ausdruck kommen.
Erziehungs- und Bildungsvorstellungen
sind immer an bestimmte Menschenbilder
geknüpft
Pädagogische Anthropologie bezieht sich vor
allem auf die Forschungen der
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Philosophischen Anthropologie
Historischen Anthropologie
In unserem Kulturkreis stark prägend: das
christliche Menschenbild
(Leonardo da Vinci: Das letzte Abendmahl)
Evolutionstheorie:
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Seit Charles Darwin: „Über die Entstehung
der Arten durch natürliche Auslese“ (1859)
Das Leben ist immer im Werden
Der Mensch ist ein Verwandter aller
anderen Lebewesen
Evolution des Menschen (vereinfacht)
(aus: SPIEGEL 37/2006)
Zwei Stränge der Evolution
-
Natürliche Evolution
-
Kulturelle Evolution
Philosophische Anthropologie
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Entstehungszeit: nach dem I. Weltkrieg
Vertreter: Max Scheler (1874-1928),
Arnold Gehlen (1904-1976), Helmuth
Plessner (1892-1985)
wesentliche Frage: in welchem
Zusammenhang stehen Körper und
„Geist“ des Menschen?
Was kann aus diesem Menschen einmal
werden? - - - Unter welchen Bedingungen?
(aus: www.nicoles-funworld.de/.../baby/baby_007.gif)
Grundbegriffe der Philosophischen Anthropologie (hier nach Gehlen: „Der Mensch“):
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Der Mensch als Mängelwesen:
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Mangel an Instinkten
Unspezialisiertheit
Sehr lange Schutzbedürftigkeit
Grundbegriffe der Philosophischen Anthropologie (hier nach Gehlen: „Der Mensch“):
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Mensch als physiologische Frühgeburt:
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Das Neugeborene verfügt weder über
artgemäße Bewegungsweisen, noch über
arttypische Mittel der Kommunikation
Es hat einen Antriebsüberschuss
Starkes Längen- und Massenwachstum im
ersten Lebensjahr
extrauterines Frühjahr
Grundbegriffe der Philosophischen Anthropologie (hier nach Gehlen: „Der Mensch“):
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Weltoffenheit
Plastizität
Eigentätigkeit
Prozess der Entlastung
Kultur als „zweite Natur“ des Menschen
Ableitungen für die Pädagogik:
ƒ Der Mensch ist prinzipiell erziehungsbedürftig
ƒ Die Antriebe müssen geformt werden
ƒ Den Neugeborenen optimale Orientierung
bieten, frühzeitig Fehlformen der Entwicklung
verhindern
ƒ Weltoffenheit und lebenslanges Lernen
ƒ Ermöglichung von eigenen Erfahrungen
ƒ Bedeutung der Spracherziehung
Kritik an Philosophischer Anthropologie:
• P.A. fragt nach „dem“ Menschen
• Menschen existieren aber immer in
bestimmten Formen:
• Als Frau und Mann
• In verschiedenen Kulturen
• Zu verschiedenen Zeiten
Historische Anthropologie:
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Vertreter (u.a): Christoph Wulf, Dietmar
Kamper (beide FU Berlin)
Menschen können nur in ihrer jeweiligen
geschichtlichen Situation erfasst werden
Auch der Blick der Forscher ist an ihre
Kultur und historische Situation gebunden
Historische Anthropologie
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Ende der Verbindlichkeit einer abstrakten
anthropologischen Norm
Kulturanthropologie
Mentalitätsgeschichte
Ein Beispiel heutiger pädagogisch-anthropologischer Forschung: Rituale in der Erziehung
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Wichtiges Kennzeichen von Stammesgesellschaften:
die Initiation
In modernen Gesellschaften gibt es die Initiation in
dieser Form nicht
Es gibt aber ähnliche Phänomene: z.B. Einschulung
oder Erlebnispädagogik
Lit.: Christoph Wulf u.a.: „Bildung im Ritual“ (2004)
Nächstes Mal...
02.11.
Sozialisation
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