Mechanik II /Vorlesung 9 / Prof. Popov Beispiele für Energieerhaltung, Impulserhaltung. Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.2.7, 2.5 I. Beispiele B1. Schleifenfahrt (Looping) Ein Körper gleitet von einer Höhe h mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 = 0 eine schiefe Ebene hinab, die in einer Kreisschleife ausläuft. Es soll diejenige Höhe bestimmt werden, für die kein Ablösen von der Kreisbahn mit dem Radius R eintritt. Bedingung dafür ist, daß der Bahndruck im höchsten Punkt P der Kreisbahn verschwindet, d.h. 2 v m 2 = mg . R Eine Energiebilanz zwischen dem Anfangspunkt und dem höchsten Punkt in der Schleife liefert: v2 0 + mgh = 2mgR + m 2 2 Daraus folgt die Höhe h = ( 5 / 2 ) R . B2. Ein Fadenpendel wird nach links bis zur Höhe h ausgelenkt und losgelassen. In der vertikalen Position stößt der Faden auf ein Hindernis. Welche maximale Höhe erreicht das Pendel in der rechten Position? h Lösung: Am Anfang: K1 = 0 , U1 = mgh Am Ende: K 2 = 0 , U 2 = mgh2 . Zwangskräfte bleiben unberücksichtigt. Aus dem Energieerhaltungssatz folgt h2 = h . B3. Im Abstand h über dem Ende einer ungespannten Feder befindet sich eine Masse m. Sie wird ohne Anfangsgeschwindigkeit losgelassen. Wie groß ist die maximale Zusammendrückung der Feder? Lösung: Sowohl Gravitations- m h x kraft als auch elastische Kraft sind konservativ. Es gilt der Energieerhaltungssatz. Am Anfang: K1 = 0 , U1 = mgh + 0 Am Ende: K 2 = 0 , U 2 = −mgx + c x2 2 Energiesatz: x2 . Daraus 2 mg ⎡ 2hc ⎤ x= ⎢1 + 1 + ⎥ . Sonderfall: Bei h = 0 c ⎣ mg ⎦ ist x = 2mg / c - zwei Mal größer, als bei statischer Belastung. mgh = − mgx + c B4. Elastischer Stoß (a) Zentrischer Stoß Geschwindigkeiten vor dem Stoß: v1 und v2 . Geschwindigkeiten nach dem Stoß: v1′ und v2′ . In einem abgeschlossenen System bleibt Impuls erhalten: m1v1 + m2 v2 = m1v1′ + m2 v2′ . (1) Bei einem elastischen Stoß bleibt Energie erhalten: 2 2 2 2 m1v1 + m2 v2 = m1v1′ + m2 v2′ . (2) Diese Gleichungen können umgeschrieben werden: m1 ( v1 − v1′ ) = m2 ( v2′ − v2 ) ( ) ( m1 v1 − v1′ = m2 v2′ − v2 2 2 2 2 ) Wir teilen die zweite Gleichung durch die erste: v1 + v1′ = v2′ + v2 oder v1 − v2 = − ( v1′ − v2′ ) (3) Betrag der relativen Geschwindigkeit ändert sich beim elastischen Stoß nicht. Aus dem linearen Gleichungssystem (1) und (3) folgt: m v + m2 v2 m v + m2 v2 v1′ = − v1 + 2 1 1 v2′ = − v2 + 2 1 1 m1 + m2 m1 + m2 (b) Nicht zentrischer Stoß (hier nur Sonderfall m1 = m2 , v2 = 0 ). Der Impulserhaltungssatz nimmt die Form G G G G m1v1 + m2 v2 = m1v1′ + m2 v2′ an. Energieerhaltung: m1v12 + m2 v2 2 = m1v1′2 + m2 v2′ 2 . Bei gleichen Massen bedeutet das 1 G G G v1 = v1′ + v2′ v12 = v1′2 + v2′ 2 . Aus der ersten Gleichung ist ersichtlich, dass die Vektoren G G G v1 , v1′ und v2′ ein Dreieck bilden. Die zweite Gleichung ist der Pythagoras-Satz. Daraus folgt, dass dies ein rechtwinkliges Dreieck ist ( θ = 90° ): nach einem elastischen Stoß fliegen die Kugeln unter einem rechten Winkel zu einander. III. Gravitationsfeld einer Kugel und Eine dünne Kugelschale mit Masse m . Masse des infinitesimalen Ringes: ds 2π h ⋅ adθ sin θ ⋅ dθ dm = m =m = m⋅ . 2 2 4π a 4π a 2 Die durch den Ring erzeugte potentielle EnerGm ' dm gie: dU = − = r m'm sin θ dϑ = −G 2 2 R − 2 Ra cos θ + a 2 Die volle potentielle Energie: π Gm ' m sin θ dθ = U =− ∫ 2 2 0 R − 2 Ra cos θ + a 2 Gm ' m ⎡ ( R − a)2 − ( R + a)2 ⎤ = ⎣ ⎦ 2 Ra a R > a: U = −Gm ' m / R II. Energieänderung beim plastischen Stoß Betrachten wir noch einmal einen plastischen Stoß, d.h. einen Zusammenstoß zweier Körper, nach dem sie sich als ein Ganzes bewegen (an einender kleben). Die Wechselwirkungskräfte zwischen beiden Körpern, unabhängig von deren Größe und physikalischer Herkunft sind innere Kräfte. Wirken am System keine weiteren Kräfte, so ist das ein abgeschlossenes System. Der Impuls des Systems bleibt deshalb erhalten. Insbesondre gilt das für beliebige Zeitpunkte vor und nach dem Stoß: G G Impuls "vor": m1v1 + m2 v2 G Impuls "nach" ( m1 + m2 ) v b 1 2 2 2 2 ⎛mv +m v ⎞ ( m1 + m2 ) ⎜ 1 1 2 2 ⎟ 2 2 ⎝ m1 + m2 ⎠ − m1v1 − m2 v2 = 2 2 2 ( m1v1 + m2v2 ) = = − m1v12 − m2 v22 2 ( m1v1 + m2v2 ) (m v = 2 2 1 1 = 2 m1 + m2 2 ( ) − m1v12 + m2 v22 ( m1 + m2 ) 2 ( m1 + m2 ) ) ( ) ( + 2m1 v1 m2 v2 + m22 v22 − m12 v12 + m22 v22 − m1m2 v12 + v22 2 ( m1 + m2 ) ( 2m1 v1 m2 v2 − m1m2 v12 + v22 2 ( m1 + m2 ) ) = − m m (v 1 2 1 − v2 2 ( m1 + m2 ) ) 2 und ist immer negativ: Energie geht bei einem plastischen Stoß verloren. U = −Gm ' m / a IV. Kinetische Energie eines Mehrkörpersystems Wenn keine äußeren Kräfte gewirkt haben: G G G m1v1 + m2 v2 G G G v = m1v1 + m2 v2 = ( m1 + m2 ) v ⇒ m1 + m2 Wie steht es mit der Energie der Körper? Die Energieänderung ist gleich ( m + m2 ) v 2 − m1v12 − m2v22 ∆K = K − K = 1 2 R<a: ) 0/ 0→ m1 m2 02 0↑ 0→ m5 m4 m3 → m G v Wir betrachten zwei Koordinatensysteme: Laborsystem (x,y) und ein System, das sich G mit der Geschwindigkeit v des Schwerpunktes bewegt (Schwerpunktsystem). Gegeben sind: G Geschwindigkeiten vi im Schwerpunktsystem G und Geschwindigkeit v des Schwerpunktes. Zu bestimmen ist gesamte kinetische Energie. Lösung: Geschwindigkeiten im Laborsystem G G G sind vi ' = vi + v . Die gesamte Kinetische Energie ist gleich G G 2 mi ( vi + v ) mi vi '2 =∑ = T =∑ 2 2 GG 2 mi vi mi 2vi v m v2 =∑ +∑ +∑ i = 2 2 2 2 2 mv G G v = ∑ i i + v ∑ mi vi + ∑ mi = 2 2 =0 m 2 2 mv mv = + ∑ i i Kinetische 2 2 Energie im „Kinetische Energie des Schwerpunktes“ Schwerpunkt System = „innere Energie“ 2