Die Geschichte der Quantenmechanik Kurt Bräuer Institut für Theoretische Physik 25.04.2006 www.kbraeuer.de 1 'Urväter' 25.04.2006 www.kbraeuer.de 2 Strahlung schwarzer Körper: Max Plank 1900 Plank'sches Strahlungsgesetz: (u: Strahlungsdichte, ν: Frequenz, T: Temperatur) • Die Strahlungsdichte u eines schwarzen Strahlers hängt nur von der Temperatur des Strahlers und von der Frequenz der emittierten Strahlung ab. • Obere Kurve: Das klassische Gesetz von Rayleigh & Jean gilt nur für hohe Temperaturen und niedere Strahlungsdichten. Es führt bei höheren Frequenzen zur Ultraviolettkatastrophe . • Mittlere und untere Kurve: Strahlungsdichte nach dem Plank'schen Strahlungsgesetz für zwei verschiedene Temperaturen. 25.04.2006 www.kbraeuer.de 3 Photoelektrischer Effekt: Albert Einstein 1905 Photonenenergie: Eγ = hν = =ω = mγ c 2 Photonenmasse: hν c2 Photonenimpuls: mγ = hν h pγ = mc = = = =k c λ Ein einlaufendes 'Lichtquant' γ löst ein Elektron e aus dem Festkörper. Entgegen den klassischen Vorstellungen hängt die kinetische Energie des Elektrons nicht mit der Lichtintensität zusammen sondern von der Lichtfrequenz ν. 25.04.2006 www.kbraeuer.de 4 Spezifische Wärme fester Körper: Albert Einstein 1905 Zustandssumme: 1 1 − e − hν / kT n Innere Energie der Einstein-Oszillatoren Z ( hν / kT ) = ∑ e− nhν / kT = U (T ) = 3Nhν 1 ehν / kT 3NkT ; → hν << kT − hν / kT 3 ; ν Nh e − 1 → hν >> kT Spezifische Wärme: dU C= dT 25.04.2006 www.kbraeuer.de 5 Struktur der Atome: Ernest Rutherford 1911, Niels Bohr 1913 Bohr's Phasenraumbedingung: Wirkung S = v∫ pdq = nh Phasenraumvolumen des Oszillators: p2 + 2π 2 mvq 2 = E = nhν 2m Frequenzbedingung für Linienspektren: ν= 1 ( Ea − Eb ) h 25.04.2006 www.kbraeuer.de 6 Compton-Effekt: Arthur Holly Compton 1923 Energiebilanz: 1 Eγ = hν 0 = hν c + me v e2 2 Impulsbilanz: hν 0 hν c cos θ + me v e cos ϑ p = = x c c p = 0 = − hν c sin θ + m v sin ϑ e e y c Verschiebung der Compton-Linie: 2hν cν 0 2θ sin ν c −ν 0 = − 2 me c 2 25.04.2006 www.kbraeuer.de 7 Materiewellen: Louis Victor Prinz von De Broglie 1924 Energie-Frequenz-Beziehung: E E ν = , bzw. ω = h = Wellenlänge-Impuls-Beziehung: G pG h λ = , bzw. k = p = 25.04.2006 www.kbraeuer.de 8 Matrizenmechanik: Werner Heisenberg 1925 Ort u. Impuls-Variablen Operatoren: 0 1 1 0 = x= 0 2 2mω 0 0 " " Vertauschungsrelation: 0 2 0 3 " " 0 " 3 " , 0 " " " 0 0 − 1 0 − 2 0 1 m=ω p=i 0 2 0 2 0 3 0 " " " " 0 " − 3 " 0 " " " 0 [ x, p ] = xp − px = i= Hamilton-Funktion -Operator: p2 1 H= + mω 2 x 2 2m 2 Eigenwertproblem: Hψ n = Enψ n 25.04.2006 ⇒ En = =ω ( n + 12 ) www.kbraeuer.de 9 Schrödinger-Gleichung: Erwin Schrödinger 1926 Schrödinger-Gleichung: −=2 ∂ 2 1 −= ∂ 2 2 + ψ ( x, t ) = m ω x ψ ( x, t ) 2 ∂ 2 2 i ∂t m x Separationsansatz: ψ ( x, t ) = ψ n ( x ) e−iE t / = ⇒ En = =ω ( n + 12 ) n mit b = = : ψ 0 ( x) = mω 25.04.2006 1 πb e− x 2 / 2b2 E0 = 12 =ω ; , 1 ψ1 ( x) = x 2 2 2 e − x / 2b , b πb E1 = 32 =ω; ψ 2 ( x) = 1 x 2 1 − x 2 / 2b2 , 2 2− e 2 πb b E2 = 52 =ω; ψ 3 ( x) = x − x 2 / 2b2 1 x3 , E3 = 72 =ω; 2 3 − 1 + 2 e b πb 3 b www.kbraeuer.de # # 1 ( ) 10 Materiewellen – erste Schritte zum Verständnis der QM: Bohr, Kramers, Later 1924 • Widerspruch zwischen Wellenbild und Teilchenbild sollte aufgeklärt werden • -> Wahrscheinlichkeitswelle (Lichtwellen oder Teilchenwellen sind nicht real), • Wellenintensität ~ Wahrscheinlichkeit • Aber auch klassische Wahrscheinlichkeitswellen zeigen keine Interferenzphänomene 25.04.2006 www.kbraeuer.de 11 Kopenhagener Deutung der QM: 1927 • • • Ausführliche Diskussion zwischen Bohr, Schrödinger und Kopenhagener Arbeitsgruppe Ergebnis ist nicht leicht zu akzeptieren! Sprache – Jedes physikalische Experiment muss in den Begriffen der klassischen Physik beschrieben werden • Unbestimmtheitsrelation – Anwendung klassischer Begriffe ist begrenzt durch Unbestimmtheits– Relation (z.B. Ort und Impuls eines Wirkungsquantums nicht beliebig genau) 25.04.2006 www.kbraeuer.de 12 • Wahrscheinlichkeitsfeld – Wahrscheinlichkeitsfeld beschreibt Wahrscheinlichkeit für bestimmte Messergebnisse und für Ungenauigkeit – Zu den klassischen Messfehlern kommt noch die prinzipielle Unbestimmtheit • Zeitliche Entwicklung – QM erlaubt Berechnung der zeitlichen Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsfunktion – Keine Beschreibung des Ablaufes von Ereignissen sondern von Möglichkeiten – Messung: Möglichkeiten zu Tatsachen, – unscharfe Tatsachen Grundlage für erneute Entwicklung von Möglichkeiten • Interpretation quantenmechanischer Prozesse drei Schritte: – 1) experimentelle Ausgangssituation in Wahrscheinlichkeitsfeld übersetzen – 2) zeitliche Entwicklung des Feldes wird berechnet – 3) neue Messung am System, Ausgang mit Wahrscheinlichkeitsfeld bestimmt 25.04.2006 www.kbraeuer.de 13 Beobachtung eines Wasserstoff-Hüllenatoms • • • Beobachtung des Elektrons z.B. mit Mikroskop Impulsübertrag zwischen jedem 'Lichtquant' und dem Elektron ist jedoch so groß, daß das Elektron aus dem Atom herausgeschlagen wird. Die Elektronenbahn im Atom kann grundsätzlich nicht beobachtet werden 25.04.2006 www.kbraeuer.de 14 Wellen-Teilchen-Dualismus und Komplementarität 25.04.2006 www.kbraeuer.de 15 Anekdote vom Kosaken und dem Rabbi • Es war einmal ein Kosak, der einen Rabbi fast jeden Tag zur selben Zeit über den Stadtplatz gehen sah. Eines Tages fragte er neugierig, 'Wohin gehst du, Rabbi?' • Der Rabbi antwortete: 'Das weiß ich nicht so recht'. • 'Du kommst hier jeden Tag um diese Zeit vorbei. Du musst doch wissen, wohin du gehst:' • Als der Rabbi hartnäckig dabei blieb, dass er es nicht wisse, war der Kosak zunächst irritiert, wurde dann argwöhnisch und schleppte den Rabbi schließlich ins Gefängnis. Als er die Zelle absperrte, sah der Rabbi ihn an und sagte freundlich: 'Siehst du, das konnte ich vorhin absolut nicht wissen'. • Bevor der Kosak ihn aufgehalten hatte, wusste der Rabbi, wohin er ging, aber danach nicht mehr. Diese Unterbrechung könnte als Messprozess betrachtet werden. Er brachte neue Möglichkeiten mit sich und legte eine davon fest. 25.04.2006 www.kbraeuer.de 16