Was gab es Neues auf dem Arzneimittelmarkt 2015: Secukinumab

Werbung
10. Jahrgang, 1. Ausgabe 2016, 1-23
- - - Rubrik Neue Arzneimittel - - -
Was gab es Neues auf dem
Arzneimittelmarkt 2015
Teil 1: Secukinumab und Nivolumab
Charakteristika der Psoriasis
Bronchialkarzinom
Schweregrade der Psoriasis
Malignes Melanom
Secukinumab
Nivolumab
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
2
Was gab es Neues auf dem
Arzneimittelmarkt 2015
Secukinumab und Nivolumab
Prof. Dr. Georg Kojda
Fachpharmakologe DGPT,
Fachapotheker für Arzneimittelinformation
Institut für Pharmakologie und klinische Pharmakologie
Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität
Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
[email protected]
*Aus einem Vortrag des Autors vom 25.01.2016 im großen Hörsaal des LFI der
Universitätsklinik Köln (organisiert durch Apothekerkammer Nordrhein/Apothekerverband
Köln e.V./Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein Bezirksstelle Köln)
Den Fortbildungsfragebogen zur Erlangung eines Fortbildungspunktes zum
Fortbildungstelegramm Pharmazie finden Sie hier:
http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Kurzportraet.html
Titelbild : Universitätsbibliothek New York , Urheber: Photoprof, Lizenz: Fotolia
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Was gab es Neues auf dem
Arzneimittelmarkt 2015?
Prof. Dr. Georg Kojda
Fachpharmakologe, Fachapotheker für Arzneimittelinformation
Fortbildungsbeauftragter Apothekerkammer Nordrhein, Apothekerverband Köln e.V.
Herausgeber „Fortbildungstelegramm Pharmazie“
Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmakologie,
Universitätsklinikum, Düsseldorf,
Fortbildungsvortrag vom 25.01.2016 organisiert durch Apothekerkammer Nordrhein,
Apothekerverband Köln e.V., Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, Bezirksstelle Köln
Der Autor erhielt Forschungsgelder1 sowie dienstlich genehmigte Beratungs-2
und Referentenhonorare3 von folgenden Arzneimittelherstellern:
Actavis1, Allergan2, Boehringer3, Mundipharma3, Schwarz Pharma1, Pfizer1,2, Shire1
Wichtige Hinweise
Für die Nutzung dieses Dokumentes gelten die Nutzungsbedingungen, einsehbar unter
http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/impressum.html
Für die Angaben in diesem Dokument gilt der Disclaimer, einsehbar unter
http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/impressum/Disclaimer.html
Insbesondere soll hier Folgendes noch einmal betont werden (Disclaimer):
„In keinem Falle stellen Informationen zu Arzneimitteln oder sonstigen medizinischen
Produkten Empfehlungen oder eine Werbung für Präparate oder Produkte dar. Gleichfalls
ersetzen die Informationen nicht eine individuelle fachliche Beratung durch einen Arzt oder
Apotheker. Der Inhalt von www.kojda.de darf nicht dazu verwendet werden, eigenständig
Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.“
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
3
4
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Übersicht
Hinweise
Zeitraum
Die Auflistung beinhaltet erstmals auch neue Arzneistoffe aus
2015, deren Ausbietung zum 01.01.2016 erfolgte (Efmoroctocog
alpha und Sacubitril/Valsartan). Die Kombination aus
Ceftolozan/Tazobactam (Zerbaxa®) wurde nicht aufgenommen.
Erweiterung
Die Auflistung beinhaltet ebenfalls neue Impfstoffe (Neisseria
meningitidis der Gruppe C [Stamm C11] konjugiert) sowie
autologe menschliche Hornhautepithelzellen (erste
Stammzelltherapie).
Kosten
Die Berechnung der Tages-Therapiekosten erfolgte auf der Basis
des Apothekenverkaufspreises des jeweils größten erhältlichen
Packung und der vom Hersteller empfohlenen Dosierung.
Übersicht
38 neue Arzneistoffe in 2015
(12 Zytostatika, 11 Orphan-Drugs!)
Seltene Erkrankungen
Antiinfektiva
Zytostatika
Asfotase alfa (Strensiq®)
Efmoroctocog alfa (Elocta®)
Eliglustat (Cerdelga®)
Idebenon (Raxone®)
Lumacaftor / Ivacaftor (Orkambi®)
Nintedanib (Ofev®)
Sebelipase alfa (Kanuma®)
autologe menschliche
Hornhautepithelzellen (Holoclar®)
Dasabuvir (Exviera®)
Isavuconazol (Cresemba®)
Ombitasvir in Kombination
mit Paritaprevir und
Ritonavir (Viekirax®)
Paritaprevir (Viekirax®)
Tedizolid (Sivextro®)
Blinatumomab (Blincyto®)
Carfilzomib (Kyprolis®) O
Ceritinib (Zykadia®)
Cobimetinib (Cotellic®)
Lenvatinib (Lenvima®) O
Nintedanib (Vargatef®)
Nivolumab (Opdivo®)
Olaparib (Lynparza®) O
Panobinostat (Farydak®) O
Pembrolizumab (Keytruda®)
Ramucirumab (Cyramza®)
Trametinib (Mekinist®)
Andere
Stoffwechsel
(Praluent®)
Alirocumab
Evolocumab (Repatha®)
Dulaglutid (Trulicity®)
Herz-Kreislauf
Cangrelor (Kengrexal®)
Edoxaban (Lixiana®)
Sacubitril/Valsartan (Entresto®)
Naloxegol (Moventig®)
Neisseria meningitidis
der Gruppe C (Stamm C11)
konjugiert (Menjugate®)
Netupitant (Akynzeo®)
Nonacog gamma (Rixubis®)
Safinamid (Xadago®)
Vasopressin (Empressin®)
Vortioxetin (Brintellix®)
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
5
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Übersicht
Frühe Nutzenbewertung nach AMNOG
erheblich > beträchtlich > gering und nicht quantifizierbar (z.B. bei Orphan-Drugs)
Bewertung erfolgt im Verhältnis zur „zweckmäßigen Vergleichstherapie“.
Prüfung des Dossiers
innerhalb von 3 Monaten
Erstattungsbetragsverhandlungen bis 12. Monat
Schiedsspruch bis 15. Monat
Anhörung und Beschluss
zwischen 4. – 6. Monat
IQWiG
Einigung
G-BA
Dossier
Einigung
Klage oder
Marktrücknahme
Marktrücknahme
durch Hersteller
möglich
Abb. modifiziert nach: http://www.vfa.de/de/download-manager/_infografik-amnog-fruehe-nutzenbewertung.pdf
Autoimmunerkrankungen
Gruppe Autoimmunerkrankungen
Fortschritte bei der Behandlung der Psoriasis
Vollständige Liste erhältlich unter: http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/fortbildungkoeln/index.html
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
6
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Secukinumab (Cosentyx®)
Arzneistoff
Secukinumab (Cosentyx®)
Indikation
mittelschwere bis schwere Plaque-Psoriasis
bei Erwachsenen
selektiver Interleukin 17A
(IL-17A) und IL17AF
Antikörper (Isotyp IgG1κ)
nach unzureichender Vorbehandlung:
Psoriasis-Arthritis allein oder in Kombination
mit Methotrexat (MTX) bei Erwachsenen
aktive ankylosierende Spondylitis bei
Erwachsenen
Zusatznutzen
Hersteller
beträchtlich, gering (Vorbehandlung), nicht belegt (ohne Vorbehandlung)
Novartis Pharma GmbH
Psoriasis
Epidemiologie und Begleiterkrankungen
Psoriasis vulgaris
Psoriasis vulgaris (Plaque-Psoriasis) ist häufigste
Form, Autoimmunerkrankung
Prävalenz in Deutschland ca. 2%
(etwa 1,5 Millionen betroffene Menschen)
Therapiestudien fast nur für diese Form
Typ 1: Erkrankung <40 J., oft familiär, HLA-Cw6assoziiert*, Tendenz zu schwerem Verlauf
Abb. aus: http://derma.uniklinikumgraz.at/Lehre/Seiten/Online-Atlas.aspx
Typ 2: Erkrankung >40 J., seltener familiär und
HLA-assoziiert, eher leichterer Verlauf
extradermale Manifestationen sind Arthritis
psoriatica (zu 20 %) oder Uveitis
erhöhtes Risiko für rheumatoide Arthritis, Morbus
Crohn, Colitis ulcerosa, Dyslipidämien, Adipositas,
Typ 2 Diabetes, arterielle Hypertonie und
kardiovaskuläre Folgeerkrankungen
Psoriasis pustulosa
Abb. aus: http://lasimagenesenmedicina.blogspot.de/2010/09/psoriasis-pustulosa.html
verkürzte Lebenserwartung bei jüngeren Patienten
mit schwerem Verlauf (Typ 1)
nach S3 Leitlinie (Update 2011):
http://www.psoriasis-rheinruhr.de/pdf/S3%20Leitlinien_Update.pdf
*spezifische Variation in der humanen LeukozytenantigenSystem-Region auf Chromosom 6
HLA-C*06:02 gilt als Hauptrisiko-Allel
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Psoriasis
Gesunde Haut
Pathophysiologie
Zusammenspiel von genetischen Faktoren und
Umweltfaktoren (Traumata, Bakterien) bewirkt
Zusammenbrechen der Immuntoleranz
dendritische
Zellen
Dendritische Zellen der Haut (u.a. Langerhans-Zellen)
wandern in Lymphknoten und induzieren über IL-12
und IL-23 die Differenzierung von naiven T-Zellen zu
Typ 1 (Th1) und Typ 17 T-Helferzellen (Th17) sowie zu
den zytotoxischen T-Zellen Tc1 und Tc17.
T-Zellen
Psoriasis
aktivierte
T-Zellen
Diese wandern via Diapedese in die Haut ein und
setzen Zytokine wie INFγ und TNFa (Th1) sowie IL-22,
IL17A und IL17F frei (Th17) frei.
Unterstützung der Entzündung durch Endothelzellen,
Fibroblasten und Keratinozyten
Einwanderung von Neutrophilen mit Bildung steriler
Mikroabszesse
aktivierte
dendritische
Zellen
Hyperparakeratose durch gesteigerte proliferative
Aktivität und gestörte Ausreifung von Keratinozyten
(siehe auch: Nestle FO et al., N Engl J Med 2009;361:496-509)
Abb. modifiziert nach:
http://keyopinions.info/issues/dermatology/gene-to-clinic/1/?type=1
Psoriasis
Pathogene
Neues zur Pathophysiologie
dendritische
Zelle
Nach neueren Erkenntnissen wird durch IL-23 aus
dendritischen Zellen und Makrophagen vor allem
eine kleine Subpopulation von T-Zellen aktiviert.
Diese dermalen γδ T-Zellen gelten als Bestandteil
der angeborenen Immunität und werden auch als
Brücke zur erworbenen Immunität bezeichnet.
Sie wurden erst kürzlich bei Psoriasis als Hauptquelle von IL-17 in der Haut identifiziert und
spielen somit eine zentrale Rolle bei der
Pathogenese.
Makrophage
IL-23
und/oder
IL-1ß
Expansion
Cai Y et al., Immunity. 2011 Oct 28;35(4):596-610
dermale
γδ T-Zellen
Keratinozyten
Neueste Erkenntnissen belegen, dass die
Stimulation der T-Zellen durch das Autoantigen
ADAMTS-like Protein 5 aus dermalen HLA-C*06:02
positiven Melanozyten ausgelöst werden kann
(Autoimmunerkrankung).
IL-17
IL-22
TNFα
Arakawa A et al., J Exp Med. 2015 Dec 14;212(13):2203-12
dermale Entzündung
Neutrophile
Abb. modifiziert nach: Cai Y et al., Immunity. 2011 Oct 28;35(4):596-610
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
7
8
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Psoriasis
Einschätzung des Schweregrades
Psoriasis Area and Severity Index (PASI)
0
1
Körperregion
Einteilung in Kopf-Hals, obere Extremitäten (o.E.), Rumpf und
untere Extremitäten (u.E.)
Beurteilung der Läsionen
pro Körperregion Erythem (Rötung, siehe Beispiel), Induration
(Dicke der Läsion) und Schuppung (Desquamation),
Einteilung 0-4 Punkte (maximal je 12 Punkte)
2
Beurteilung der betroffenen Körperoberfläche
pro Körperregion Abschätzung der betroffenen Körperoberfläche (BSA1) in Prozent, Einteilung 0-6 Punkte (0-100 %),
jeweils Multiplikation mit dem Punktwert für die Läsionen
3
Wichtung der Oberfläche der Körperregionen
Multiplikation Korrekturfaktor für die Oberfläche:
Kopf-Hals (0.1), o.E. (0.2), Rumpf (0.3) und u.E. (0.4)
4
Wichtung des PASI
Der maximal erzielbare PASI von 72 ist ein theoretischer
Wert. Die Einschätzung der Lebensqualität (DLQI2) spielt eine
große Rolle für die Einschätzung des Schweregrades und die
Wahl der Therapie (u.a. Juckreiz, Lokalisation)
Erytheme
1Body
Surface Area
Life Quality Index
2Dermatology
Abb. aus: http://www.pasitraining.com/calculator/step_1.php
Psoriasis
Schweregrad bestimmt vorwiegend Pharmakotherapie
topische Therapeutika
leichte Psoriasis
PASI, BSA und DLQI <10
topische Therapie
Steinkohlenteer
Calcineurin-Inhibitoren: Tacrolimus, Pimecrolimus
(off-label)
Tazaroten (nur als Import)
Dithranol
Vitamin D3 und Analoga: Calcipotriol, Tacalcitol, Calcitriol
Glukokortikoide: Clobetasol, Betamethason, Mometason,
systemische Therapeutika
mittelschwere bis
schwere Psoriasis
PASI oder BSA und DLQI >10
systemische Therapie
Retinoide: Etretinat, Acitretin, Isotretinoin
Methotrexat
Fumarate
Ciclosporin
Fototherapie: UVB, PUVA (Psoralen Methoxsalen),
TNFa-Blocker: Adalimumab, Etanercept, Infliximab,
Ustekinumab (IL-12 und IL-23 Antikörper, Isotyp IgG1κ)
Listung nach steigender Wirksamkeit entsprechend S3 Leitlinie (Update 2011):
http://www.psoriasis-rheinruhr.de/pdf/S3%20Leitlinien_Update.pdf
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
9
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Psoriasis
TNFa-Blocker bei Psoriasis
„Infliximab wird zur Induktionstherapie für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
Psoriasis vulgaris empfohlen, vor allem wenn andere Therapieformen keinen
ausreichenden Therapieerfolg gezeigt haben, unverträglich oder kontraindiziert sind.
Bei einer Therapie mit Infliximab erreichen ca. 75–88 % der Patienten bei einer
mittelschweren bis schweren Psoriasis bei einer Dosierung von 5 mg/kg KG bei den
üblichen Therapieintervallen eine PASI-Reduktion um 75 % nach zehn Wochen“
aus: S3 Leitlinie (Update 2011): http://www.psoriasis-rheinruhr.de/pdf/S3%20Leitlinien_Update.pdf
Bildquelle: Universitätshautklinik Düsseldorf, Prof. Dr. med. U. Hengge
Abb. aus: http://www.psoriasis-rheinruhr.de/therapie/biologics.html
Secukinumab (Cosentyx®)
Klinische Effektivität
Phase 3 Studie (ERASURE)
randomisiert 1:1:1, Placebo-kontrolliert,
doppelblind, Ko-primäre Endpunkte waren das
PASI 75 Ansprechen und die Änderung der
standardisierten globalen Einschätzung des
Arztes auf 0-1 Bewertungspunkte (klare bzw.
fast klare Haut)
738 Patienten, 45 Jahre, PASI 21,4-22,5; etwa
64 % vorbehandelt, etwa 29 % mit Biological,
jedoch unzureichend kontrolliert, nachgewiesene
Einschränkung der Lebensqualität (DLQI)
Dosierung: in Wochen 1-4: 1x150 mg oder
1x300 mg Secukinumab oder Placebo s.c.,
danach alle 4 Wochen bis Woche 48
Hauptergebnis:
Secukinumab war Placebo bei allen erfassten
Endpunkten überlegen. Dies galt auch für die
Lebensqualität.
Abb. modifiziert nach: Langley et al., N Engl J Med 2014; 371:326-338
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
10
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Secukinumab (Cosentyx®)
Klinische Effektivität
Phase 3 Studie (FIXTURE)
randomisiert 1:1:1:1, Placebo- und Etanerceptkontrolliert, doppelblind, Ko-primäre Endpunkte
waren das PASI 75 Ansprechen und die
Änderung der standardisierten globalen
Einschätzung des Arztes auf 0-1 Bewertungspunkte (klare bzw. fast klare Haut)
1.306 Patienten, 45 Jahre, PASI 23,2-24,1;
etwa 64 % vorbehandelt, etwa 13 % mit
Biological (nicht Etanercept!), nachgewiesene
Einschränkung der Lebensqualität (DLQI)
Dosierung: in Wochen 1-4: 1x150 mg oder
1x300 mg Secukinumab danach alle 4 Wochen
bis Woche 48 oder 2x50 mg/Woche Etanercept
s.c. oder Placebo s.c.,
Hauptergebnis:
Secukinumab war gegenüber Placebo und
Etanercept bei allen erfassten Endpunkten
überlegen. Dies galt auch für die
Lebensqualität.
Abb. modifiziert nach: Langley et al., N Engl J Med 2014; 371:326-338
Secukinumab (Cosentyx®)
Klinische Effektivität
Phase 3 Studie (FIXTURE)
Die mediane Zeit bis zu 50 % Reduktion des mittleren PASI Punktwertes war bei
beiden Dosierungen von Secukinumab signifikant kürzer als bei Etanercept
(P<0.001,). Unter Placebo wurde dieser Wert nie erreicht.
Abb. modifiziert nach: Langley et al., N Engl J Med 2014; 371:326-338
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
11
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Secukinumab (Cosentyx®)
Klinische Effektivität
Phase 3b Studie (Clear)
Direkter Vergleich mit Ustekinumab, randomisiert
1:1, doppelblind, primärer Endpunkt war das PASI 90
Ansprechen nach 16 Wochen, sekundäre Endpunkte
waren die Änderung der standardisierten globalen
Einschätzung des Arztes auf 0-1 Bewertungspunkte
(klare bzw. fast klare Haut), Verbesserung der
gesundheitsbezogenen Lebensqualität (DLQI)
676 Patienten, 45 Jahre, PASI 21,7-21,5; etwa 68 %
vorbehandelt, etwa 14 % mit Biological, etwa 38 %
mit schwerer Psoriasis
Dosierung bis Woche 52: Secukinumab in Wochen
0-4 1x300 mg pro Woche, danach alle 4 Wochen oder
Ustekinumab 45 mg (<100 kg), 90 mg (>100 kg) in
Wochen 0 und 4, danach alle 12 Wochen
Ansprechen nach 16 Wochen
Unterschied bleibt bis Woche 52 erhalten
Hauptergebnis:
Secukinumab war gegenüber Ustekinumab bei allen
erfassten Endpunkten überlegen. Dies galt auch für
die Lebensqualität.
Daten aus: Thaçy et al., J Am Acad Dermatol. 2015 Sep;73(3):400-9
Psoriasis Arthritis
entzündliche seronegative Arthropathie bei Psoriasis
tritt bei 85 % der Psoriasis Patienten erst nach
kutanen Manifestationen auf, Frauen und Männer
gleich häufig betroffen
Daktylitis
gekennzeichnet durch Steifigkeit, Schwellungen und
Ergussbildungen in den Gelenken einschließlich
Sternoclaviculargelenke, der Wirbelsäule und
Weichteilen wie Sehnen-, Band- und Kapselansätzen
(Enthesitis)
Daktylitis ist eine Kombination aus Enthesitis und
Schwellungen aller Gelenke eines Zehs oder Fingers
auch Befall der Zeh- und Fingernägel (Pfeil)
Symptome sind Schmerzen, Druckempfindlichkeit
und Berührungsempfindlichkeit
Verlauf variabel und nicht vorhersagbar
unbehandelt können dauerhafte Entzündung,
fortschreitender Gelenkschaden mit schwerer
physischer Beeinträchtigung und Behinderung
entstehen
Enthesitis
Abb. modifiziert nach: http://img.medscape.com
nach:
https://www.rheuma-online.de/a-z/p/psoriasisarthritis/,
und Gottlieb A et al., J Am Acad Dermatol 2008;58:851-64
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
12
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Psoriasis Arthritis
nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)
Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac
Glukokortikoide
hauptsächlich für lokale Injektion
Daktylitis
synthetische „Disease-Modifying
Antirheumatic Drugs“ (DMARDs)
Methotrexat, Leflunomid, Sulfasalazin, Cyclosporin A
biologische DMARDs
Adalimumab, Etanercept, Infliximab, Golimumab
(bei Versagen eines TNFa-Blockers „switch“ zu einem
anderen)
neue biologische DMARDs*
Ustekinumab (p40 Antikörper gegen IL-12 und IL-23)
Enthesitis
Abb. modifiziert nach: http://img.medscape.com
nach EULAR Leitlinien 2012:
Gossec L et al., Ann Rheum Dis 2012;71:4–12
*Lancet. 2013 Aug 31;382(9894):780-9
Secukinumab (Cosentyx®)
Klinische Effektivität
Phase 3 Studie (FUTURE 1)
randomisiert 1:1:1, Placebo- kontrolliert,
doppelblind, primärer Endpunkt war das Erreichen
einer Verbesserung des „American College of
Rheumatology“ Punktwertes um 20 % (ACR20)
606 Patienten, 45 Jahre, PASI 10,7-15,6;
mittelstarker Schmerz, Daktylitis 51,5-57,4 %,
Enthesitis 57,9-63,9 %, nachgewiesene
Einschränkung der Lebensqualität (SF36)
Vorbehandlung mit TNFa-Blocker etwa 30 %, mit
Methotrexat etwa 60%, mit lokalen
Glukokortikoiden etwa 15 %,
Dosierung: in Wochen 0, 2, 4: 10 mg/kg
Secukinumab oder Placebo i.v., danach alle 4
Wochen bis Woche 48: 1x150 mg oder 1x75 mg
Secukinumab oder Placebo s.c.
ACR20: 20 %-ige Reduktion der Anzahl empfindlicher und
geschwollener Gelenke, sowie 3 der folgenden 5 Domänen:
Einschätzung der Erkrankung durch Arzt und Patient,
Einschätzung des Schmerzes durch Patient, Behinderungsgrad („Health Assessment Questionnaire–Disability Index
[HAQ-DI]) und akute Phase Proteine (z.B. CRP)
Hauptergebnis:
Secukinumab war gegenüber Placebo bei allen
erfassten Endpunkten überlegen. Der Effekt war
unabhängig von Methotrexat aber geringer nach
erfolgloser Vorbehandlung mit TNFa-Blockern.
Abb. modifiziert nach: Mease et al., N Engl J Med 2015;373:1329-39
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
13
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Secukinumab (Cosentyx®)
Klinische Effektivität
Weitere randomisierte kontrollierte Phase III Studie
Effektivität bei aktiver ankylosierender
Spondylitis (Morbus Bechterew)
Primärer Endpunkt der zusammengefassten beiden Studien war
die Besserung der Symptomatik um 20 % gemessen mit
„Spondylo-Arthritis International Society 20 (ASAS20)” Index
nach 16 Wochen Therapie.
Die Ansprechrate unter einer Erhaltungsdosis (alle 4 Wochen)
betrug 41-61% bei 75 mg und 61 % bei 100 mg Secukinumab.
Für Placebo lagen die Ansprechraten bei 28-29 %.
Der Effekt blieb ohne weitere Therapie bis zu 52sten Woche
erhalten
(Beaten D et al., N Engl J Med. 2015 Dec 24;373(26):2534-48)
Abb. aus: https://www.sozialversicherung.at
Secukinumab (Cosentyx®)
Nebenwirkungen
„Die am häufigsten gemeldeten unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) in den
Studien zur Plaque-Psoriasis waren Infektionen der oberen Atemwege (28,7 %, am
häufigsten Nasopharyngitis, Rhinitis). Die Mehrzahl der unerwünschten Wirkungen
war von milder bis moderater Ausprägung. Das bei Patienten mit ankylosierender
Spondylitis oder mit Psoriasis-Arthritis unter Behandlung mit Secukinumab
beobachtete Sicherheitsprofil entspricht dem Sicherheitsprofil bei Psoriasis.“
Gelegentlich (0,5 %) traten schwerwiegende Neutropenien auf (Common Toxicity
Criteria Adverse Events Grad 3).
Sehr häufige unerwünschte Wirkungen (> 10%):
- Infektionen der oberen Atemwege (Nasopharyngitis, Rhinitis)
Häufige unerwünschte Wirkungen (> 1% und < 10%):
- Oraler Herpes
- Rhinorrhoe
- Diarrhoe
ABDA-Datenbank, Fachinformation
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
14
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Secukinumab (Cosentyx®)
Kontraindikationen
- schwere Überempfindlichkeitsreaktionen gegen den Wirkstoff oder
einen der sonstigen Bestandteile
- klinisch relevante, aktive Infektion (z. B. aktive Tuberkulose).
Warnhinweise
Schwangerschaft
Frauen im gebärfähigen Alter sollen während und für mindestens 20
Wochen nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode
anwenden, während einer Schwangerschaft Anwendung vermeiden
Stillzeit
Abwägung von Nutzen des Stillens und therapeutischem Nutzen
Fertilität
keine Daten am Menschen, kein Einfluss in tierexperimentellen
Studien
ABDA-Datenbank, Fachinformation
Secukinumab (Cosentyx®)
Fazit
Secukinumab ist der erste Antikörper gegen IL-17A, der in der EU zugelassen wurde.
Es handelt sich um ein neues Wirkprinzip. Die Zulassung umfasst die Indikationen
Plaque-Psoriasis, Psoriasis Arthritis und ankylosierende Spondylitis.
Bei der Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis war
Secukinumab gegenüber Placebo und einer Standarddosierung von Etanercept (2x50
mg/Woche) überlegen. Dies betraf sowohl das Ausmaß der Wirkung als auch die
Geschwindigkeit des Wirkungseintritts. Secukinumab war auch im direkten Vergleich
gegenüber Ustekinumab besser wirksam. Bei den beiden anderen Indikationen war
Secukinumab gegenüber Placebo überlegen.
Hinsichtlich der Verträglichkeit ergeben sich nach bisherigen Daten sehr häufig
Infektionen der oberen Atemwege (Nasopharyngitis, Rhinitis, 28,7 %) sowie häufig
oraler Herpes, Rhinorrhoe und/oder Diarrhoe.
Für bislang erfolglos oder unzureichend behandelbare Patienten ist Secukinumab
eine neue Alternative. Die Erhaltungstherapie ist bei Plaque-Psoriasis (67,65 €/Tag
bei 300 mg alle 28 Tage) gegenüber Etanercept (Enbrel®, 124,55 €/Tag bei
2x50mg/Woche) kostengünstiger, nicht jedoch gegenüber Ustekinumab (Stelara®,
59,78€/Tag bei 45 mg/12 Wochen). Die Induktion bis Woche 4 kostet 273,99 €/Tag
(7.671,72 €).
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
15
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Übersicht
6 neue Wirkstoffe für 2 Indikationen
Nivolumab (Opdivo®)
Arzneistoff
Nivolumab (Opdivo®)
Indikationen
fortgeschrittenes oder metastasiertes
nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom
(NSCLC) mit plattenepithelialer
Histologie
fortgeschrittenes (nicht resezierbares oder
metastasiertes) Melanom
humaner monoklonaler Antikörper
(IgG4) gegen den “programmed
death-1 (PD-1)” Rezeptor
Abb. modifiziert nach: http://www.chemgapedia.de
Zusatznutzen
Hersteller
NSCLC: beträchtlich (Hinweis), gering
oder nicht belegt,
Melanom: je nach Vorbedingungen
erheblich (<75 Jahre) bis nicht belegt
Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
16
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Nivolumab (Opdivo®)
Bronchialkarzinom
Häufigster Tumor weltweit
In 2012 1,8 Millionen neuer Fälle sowie
1,2 Millionen damit verbundener
Todesfälle
Betrifft Männer etwa doppelt so häufig wie
Frauen, ca. 40 % der Bronchialkarzinome
sind homogen, der Rest sind Mischformen
hohe Mortalität, das Verhältnis von
Inzidenz und Mortalität beträgt 0,87!
häufigste Subtypen sind:
- kleinzelliges Bronchialkarzinom
- nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom
Lebenserwartung und Therapie hängen
vor allem von der Tumorausbreitung
(staging) und dem Allgemeinzustand des
Patienten ab
Abb. aus GLOBOCAN (WHO)
http://globocan.iarc.fr/Pages/fact_sheets_cancer.aspx
Nivolumab (Opdivo®)
Nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom
Der Begriff nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC*) fasst alle Lungenkarzinome zusammen, die keine kleinzelligen
Anteile enthalten und nicht typischen
Karzinoidtumoren entsprechen,
ca. 85 % aller Bronchialkarzinome
Karzinome mit nicht platten-epithelialer
Histologie (Adenokarzinome, großzellige
Karzinome und andere Zelltypen)
Karzinome mit platten-epithelialer Histologie
(epidermoide Karzinome), machen 15-25 %
aller NSCLC aus
Therapieformen sind Chirurgie und
Radiotherapie (vorwiegend für geringere
Schweregrade) sowie klassische
Chemotherapie (vorwiegend für
fortgeschrittene Stadien)
Prozentualer Anteil bei Neuerkrankungen in 2012
aus Krebs in Deutschland 2011/2012, Robert Koch Institut 2015:
http://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Home/homepage_node.html
5-Jahres-Überlebensrate Stadium IV: ca. 1%
(www.cancer.org )
*Non-Small Cell Lung Cancer
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
17
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Nivolumab (Opdivo®)
Wirkungsmechanismus von Nivolumab
humaner monoklonaler Antikörper (IgG4) gegen den “programmed death-1 (PD-1)” Rezeptor
Tumorzellen weisen viele genetische und
epigenetische Veränderungen auf, die vom
Immunsystem gut erkannt werden.
Daher müssen Tumore Mechanismen für
eine Immuntoleranz entwickeln.
Ein wichtiger Mechanismus der Immuntoleranz ist die Aktivierung inhibitorischer
Signalwege in Immunzellen (Immun“checkpoints“).
Diese Signalwege führen nach Bindung von
Liganden an Rezeptoren von z.B. T-Zellen
aktiviert und hemmen der Aktivität.
Zwei Immun-“checkpoint“ Rezeptoren sind
bislang Angriffspunkte für zugelassene
Arzneistoffe:
CTLA4 („Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen“)
PD-1 („Programmed-Death“-Rezeptor 1)
Abb. modifiziert nach: Pardoll DM. Nat Rev Cancer. 2012 Mar 22;12(4):25264
Nivolumab (Opdivo®)
Wirkungsmechanismus von Nivolumab
Zur Vermeidung von Autoimmunität exprimieren T-Zellen
Proteine wie CTLA4 und PD-1.
Die Ko-Stimulationen
CTLA4 – B7 sowie
PD-1 – PD-L1
bewirken eine Hemmung der
T-Zellaktivität.
Durch hohe Expression von z.B.
PD-L1 nutzen Tumorzellen diese
Mechanismen um den Angriff
durch das Immunsystem zu
umgehen.
Nivolumab und Pembrolizumab
unterbrechen die PD-1 – PD-L1
Ko-stimulation und aktivieren
dadurch die Immunantwort
gegenüber den Tumorzellen
(Atezolimab wird noch geprüft).
MHC= Haupthistokompatibilitätskomplex
TCR=T-Zell-Rezeptor
PD-1=„Programmed-Death“-Rezeptor 1
PD-L1=„Programmed-Death“-Ligand 1
CTLA4=„Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen“
Abb. modifiziert nach: N Engl J Med 2012; 366:2517-2519
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
18
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Nivolumab (Opdivo®)
Klinische Effektivität bei NSCLC
Phase III Studie an 272 Patienten im mittleren Alter von 63 Jahren (39-85) mit NSCLC im
Stadium IV (ca. 80 %) / Vorbehandlung vor allem mit Gemcitabin, Paclitaxel, Etoposid,
Vinorelbin / primärer Endpunkt war Gesamtüberleben / sekundäre Endpunkte waren u.a.
bestätigtes Ansprechen und Progressions-freies Überleben, Dosierung: Nivolumab 3 mg/kg
jede 2. Woche, Docetaxel 75 mg pro qm jede 3. Woche
Abb. modifiziert nach: Brahmer J et al., N Engl J Med 2015; 373:123-135
Nivolumab (Opdivo®)
Klinische Effektivität bei NSCLC
Phase III Studie an 272 Patienten im mittleren Alter von 63 Jahren (39-85) mit NSCLC im
Stadium IV (ca. 80 %) / Vorbehandlung vor allem mit Gemcitabin, Paclitaxel, Etoposid,
Vinorelbin / primärer Endpunkt war Gesamtüberleben / sekundäre Endpunkte waren u.a.
bestätigtes Ansprechen und Progressions-freies Überleben, Dosierung: Nivolumab 3 mg/kg
jede 2. Woche, Docetaxel 75 mg pro qm jede 3. Woche
Abb. modifiziert nach: Brahmer J et al., N Engl J Med 2015; 373:123-135
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
19
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Nivolumab (Opdivo®)
Das maligne Melanom
maligner Tumor der Pigmentzellen (Melanozyten), der
sehr früh metastasiert
in Europa ca. 1,8 Todesfälle/100.000 Einwohner
ca. 50 % der Melanome sind assoziiert mit funktionssteigernden Mutationen der Rezeptor-Tyrosinkinase BRAF
(Rapidly Accelerated Fibrosarcoma, Isoform B)
Überlebenszeit bei Metastasierung wird bestimmt durch
die Ausbreitung des Tumors bei Diagnose und beträgt nur
8-18 Monate (1-Jahres-Überlebensrate ca. 25 %)
palliative klassische Chemotherapie z.B. mit DacarbazinKombinationen, jedoch nur geringe Ansprechrate
2011 Zulassung von Ipilimumab (Yervoy®), ein humaner
monoklonaler Antikörper gegen das humane Cytotoxic TLymphocyte Antigen 4 (CTLA-4), welches von T-Zellen zur
Abschwächung ihrer Aktivierung exprimiert wird,
2012 Zulassung von Vemurafenib, einem TyrosinkinaseHemmer, der spezifisch die konstitutiv aktive Mutante
BRAF V600E hemmt
Abb. aus: wikipedia (oben), www.nlm.nih.gov (unten)
Nivolumab (Opdivo®)
Die ABCDE-Regel zur Früherkennung
Der halbjährlichen Selbstinspektion kommt eine große Bedeutung zu. Jede sichtbare Veränderung
von Muttermalen (Nävuszellnävus) muss dermatologisch abgeklärt werden. Frühzeitig erkannt ist
eine Heilung möglich. Ein wichtiger Umweltrisikofaktor ist die exzessive Exposition gegenüber
Sonnenlicht (Sonnenbrand). Auch viele Nävi und eine familiäre Anamnese erhöhen das Risiko.
Abb. modifiziert nach: www.beautyzion.com
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
20
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Nivolumab (Opdivo®)
Das maligne Melanom
Stadium III wird bestimmt durch
Metastasierung:
a) Tumorzellen sind in Lymphknoten
gewandert und/oder
b) Lymphknoten lagern sich zusammen
und/oder
c) Tumorzellen sind in Lymphgefäße
zwischen dem Primärtumor und
naheliegendem Lymphknoten mehr
als 2 cm gewandert und/oder
d) Es werden sehr kleine Tumore auf
oder unter der Haut im Umkreis von
2 cm gefunden
Im Stadium IV haben sich die
Tumorzellen bereits in andere
Körpergewebe und Organe
ausgebreitet
Abb. modifiziert nach Winslow T, www.cancer.gov
Nivolumab (Opdivo®)
Klinische Effektivität bei malignem Melanom
randomisierte doppelblinde Phase III
Studie an 418 Patienten im mittleren
Alter von 65 Jahren (18-87) mit
malignem Melanom Stadium III-IV
(metastasierend)
keine BRAF Mutation (d.h.
Vermurafenib* keine Alternative)
bei 16,8 % Vorbehandlung
primärer Endpunkt war
Gesamtüberleben
Dosierung: Nivolumab 3 mg/kg jede
2. Woche, Dacarbacin 1.000 mg/qm
jede 3. Woche
Abb. modifiziert nach: Robert C et al., N Engl J Med 2015; 372:320-30
*Kojda G. Was gab es Neues auf dem Arzneimittelmarkt 2012? Orale Tumortherapie Teil 2. Fortbildungstelegramm Pharmazie, 2. Ausgabe 2013
http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/SerieNeueArzneimittel.html
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
21
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Nivolumab (Opdivo®)
Klinische Effektivität bei malignem Melanom
Randomisierte doppelblinde Phase III Studie an 945 Patienten im mittleren Alter von 60 Jahren
(18-90) mit malignem Melanom Stadium III-IV (metastasierend) / 31,5 % BRAF Mutation / keine
Vorbehandlung / ko-primäre Endpunkte waren Gesamtüberleben (wird noch publiziert) und
Progressions-freies Überleben / Dosierung: Nivolumab 3 mg/kg jede 2. Woche, Ipilimumab 3
mg/kg jede 3. Woche, Kombination nach Dosiseskalation mit je 3 mg/kg jede 2. Woche
Abb. modifiziert nach: Larkin J et al., N Engl J Med 2015;373:23-34
Nivolumab (Opdivo®)
Klinische Effektivität
Weitere randomisierte kontrollierte Phase III Studien
Effektivität bei malignem Melanom nach Therapieversagen:
Klinisch nützliche Wirksamkeit nach Versagen von Ipilimumab oder einem BRAF
Inhibitor wie Vemurafenib (Weber JS et al., Lancet Oncol. 2015 Apr;16(4):375-84)
Effektivität bei NSCLC OHNE plattenepitheliale Histologie
Überlebensvorteil durch Nivoloumab bei Patienten mit Progression während oder nach
einer Platin-basierten Chemotherapie (Borghaei H et al., N Engl J Med. 2015 Oct
22;373(17):1627-39)
Effektivität bei fortgeschrittenem oder metastasierendem
Nierenzellkarzinom
Überlebensvorteil von Nivoloumab gegenüber Everolimus bei Patienten mit Progression
nach Vorbehandlung mit 1-2 antiangiogenen Therapien wie Bevazizumab, IL-2, INFa
und Everolimus (hier keine prozentualen Angaben zur Art der Vorbehandlung)
und/oder den Tyrosinkinase-Inhibitoren Sunitinib, Pazopanib und Axitinib (Motzer RJ et
al., N Engl J Med. 2015 Nov 5;373(19):1803-13.)
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
22
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Nivolumab (Opdivo®)
Nebenwirkungen von Nivolumab
Im zusammengefassten Datensatz zweier Phase-III-Studien beim Melanom (CA209066 und
CA209037), waren die häufigsten Nebenwirkungen (>10%) Müdigkeit (33%), Hautausschlag
(20%), Pruritus (18%), Diarrhö (16%) und Übelkeit (14%). Die Mehrheit der Nebenwirkungen
war leicht bis mäßig (Grad 1 oder 2).
Im zusammengefassten Datensatz zweier Studien bei NSCLC mit plattenepithelialer Histologie
(CA209017 und CA209063), waren die häufigsten Nebenwirkungen (> 10% der Patienten)
Müdigkeit (33%), verminderter Appetit (15%) und Übelkeit (12%). Die Mehrheit der
Nebenwirkungen war leicht bis mäßig (Grad 1 oder 2).
Sehr häufige unerwünschte Wirkungen (> 10%):
- verminderter Appetit
- Diarrhö
- Übelkeit
- Hautausschlag
(makulopapulöser Ausschlag, erythematöser
Ausschlag, juckender Ausschlag, follikularer
Ausschlag, makularer Ausschlag, papulöser
Ausschlag, pustulöser Ausschlag, vesikulärer
Ausschlag, Dermatitis, Akne-ähnliche Dermatitis,
allergische Dermatitis, exfoliative Dermatitis)
- Juckreiz
- Müdigkeit
- AST-Anstieg
- ALT-Anstieg
- Anstieg des Gesamtbilirubins
- Anstieg der alkalischen Phosphatase
- Kreatinin-Anstieg
- Lymphozytopenie
- Thrombozytopenie
- Anämie
- Hyperkalzämie, Hypokalzämie, Hyperkaliämie,
Hypokaliämie, Hypomagnesiämie, Hyponatriämie.
ABDA-Datenbank
Nivolumab (Opdivo®)
Kontraindikationen von Nivolumab
Das Arzneimittel darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit
gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile
Besondere Vorsicht bei (Auswahl):
kann schwere Pneumonitis oder interstitielle Lungenerkrankung, auch mit tödlichem
Verlauf auslösen, Überwachung erforderlich
kann schwere Hepatitis, schwere Nephritis oder Nierenfunktionsstörungen, auslösen,
Überwachung erforderlich
kann schwere Endokrinopathien, einschließlich Hypothyreose, Hyperthyreose,
Nebenniereninsuffizienz, Hypophysitis, Diabetes mellitus und diabetische Ketoazidose
auslösen, Überwachung erforderlich
kann schwere evtl. immunvermittelte Hautausschläge auslösen, bei Grad 3
Behandlung aufschieben, bei Grad 4 absetzen
Schwangerschaft/Stillzeit, nicht empfohlen, Kontrazeption bis 5 Monate nach
Behandlungsstopp!
ABDA-Datenbank
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
Nivolumab (Opdivo®)
Fazit
Nivolumab ist einer von zwei Antikörpern gegen den „Programmed-Death“Rezeptor 1, der in der EU zugelassen wurde. Es handelt sich um ein neues
Wirkprinzip. Die Zulassung umfasst die Indikationen fortgeschrittenes Melanom
und nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) mit plattenepithelialer Histologie.
Bei der Behandlung des NSCLC war Nivolumab hinsichtlich Gesamtüberleben und
Progressions-freiem Überleben gegenüber einer Standarddosierung von Docetaxel
(2x50 mg/Woche) überlegen . Bei fortgeschrittenem malignem Melanom war
Nivolumab gegenüber Dacarbazin und Ipilimumab besser wirksam. Eine
Kombination Nivolumab/Ipilimumab war im direkten Vergleich besser wirksam als
Nivolumab, aber auch mit mehr schwerwiegenden NW verbunden.
Hinsichtlich der Verträglichkeit zeigten sich viele sehr häufige Nebenwirkungen wie
Müdigkeit (33%), Hautausschlag (20%), Pruritus (18%), Diarrhö (16%) und
Übelkeit (14%). Wegen berichteter schwerer Fälle von Pneumonitis, Hepatitis,
Nephritis, Endokrinopathien und Hautausschlägen gelten zahlreiche Warnhinweise.
Für bislang erfolglos oder unzureichend behandelbare Patienten mit malignem
fortgeschrittenen oder metastasierten Melanom oder NSCLC ist Nivolumab eine
wirksame neue Alternative. Die Therapie kostet bei Patienten mit 70-80 kg
Körpergewicht (210-240 mg/Anwendung alle 2 Wochen) 309,97 €/Tag.
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
23
Neue Arzneimittel 2015 – Secukinumab und Nivolumab
24
Hinweise
1) Die Bezeichnung Zusatznutzen bezieht sich auf das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarkts (AMNOG), wonach der G-BA eine Nutzenbewertung neu zugelassener
Arzneimittel nach § 35 a SGB V durchführt.
2) Die Informationen zu den Arzneimitteln sind verkürzt dargestellt. Ausführlichere
Informationen finden besonders interessierte Leser unter Weblink 1 und Weblink 2.
3) Eine vollständige Liste der im Jahr 2015 zugelassen Arzneistoffe mit Indikationen und
und Zusatznutzen bei dieser Indikation ist unter folgendem Link erhältlich:
http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/fortbildungkoeln/index.html
Weblinks
1) wissenschaftliche Diskussion der Arzneistoffdaten einschließlich Nutzen-Risiko Einschätzung in den European
Public Assessment Reports (EPARs,) der Zulassungsbehörde European Medicinal Agency (EMA), verzeichnet
nach Handelsnamen, abgelegt unter Assessment History (nur in englischer Sprache)
http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/landing/epar_search.jsp&murl=menus/medicines/medicines.jsp&mid=WC0b01ac058001d125&jsenabled=true
2) Webseiten des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit einer Übersicht der Arzneimittel mit neuen
Wirkstoffen, für die der G-BA eine Nutzenbewertung nach § 35a SGB V durchführt oder bereits abgeschlossen
hat. Dort sind die Gutachten des IQWiG sowie die tragenden Gründe der Beschlüsse einsehbar.
http://www.g-ba.de/informationen/nutzenbewertung/
Literatur
Zitate zu Leitlinien, Phase III-Studien und anderer verwendeter Literatur sind - soweit
nicht aufgeführt - auf Nachfrage beim Autor erhältlich
Impressum:
http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/impressum.html
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(1):1-24
Herunterladen