2014 09 26 Zusammenfassung der Referate vom 25. September 2014 „Business Angels !“ SMC Business Angels fliegen nicht vom Himmel herab zu den Firmengründern Roland Zeller, Erfahrungen mit Start-ups Was liegt näher, als das Jahresmotto „Start-ups!“ mit einem Referat eines erfahrenen Business Angel zu bereichern? Am 25. September 2014 weihte Roland Zeller Mitglieder und Freunde von SWISS MARKETING (C) ZÜRICH NORD in die brodelnde und trotzdem nüchterne Welt von Firmengründern ein. Angekündet war: No Business for Angels. Als Resultat kam heraus: No Business without an experienced Business Angel. Die Gründungsszene der Schweiz ist bunt, oft undurchsichtig und wenig strukturiert. Tatsache ist, dass die Öffentlichkeit, nicht zuletzt aus Gründen der Wahrung der Standortqualität der Schweiz, sich vermehrt dem Thema „Firmengründungen“ widmet, Preise verteilt, Rangierungen erstellt und über Anstossfinanzierungen diskutiert. In Roland Zeller trat ein erfahrener Business Angel auf, welcher selber mit einem „Start-up-Unternehmen“ gross geworden ist und in all seinen Lebensfasern selber Unternehmer ist. Als „Beweis“, wie er vorgeht, stellten zwei Jungunternehmer ihre Geschäftsidee vor. Wer ist Roland Zeller? Roland Zeller, 45-jährig, mit Berufslehre, Vertiefung durch Weiterbildung und breite Erfahrungen im In- und Ausland, vorab in der Reisebranche, Erfahrungen mit dem Internet ab 1995 und dadurch Internetpionier, Firmengründung im Jahre 2000 (travel.ch), stufenweiser Verkauf nach erfolgreichem Start der Firma und guter Entwicklung an Hotelplan und nach dem Ausscheiden aus der Firme (2012) als Business Angel tätig. Grundstock für die von ihm ausgewählten Investitionen ist der Verkauf der einmal gegründeten Firma. Wer Roland Zeller erlebt, spürt sofort, dass hier ein sympathischer, herzlicher und hellwacher Wirtschaftsfachmann nur darauf wartet, seine breite Erfahrung Dritten zur Verfügung zu stellen, Risiken einzugehen und dort einzuspringen, wo sein Rat gesucht wird. Roland Zeller ist bestimmt einer jener seltenen Unternehmerpersönlichkeiten, welche Empathie ausstrahlen ohne dabei die Gesetzmässigkeiten und Bedingtheiten des Marktes ausser Acht zu lassen. Erste eigene Erfahrungen als Firmengründer Roland Zeller hat mit der Gründung von travel.ch einen mutigen Schritt ins Internetzeitalter gewagt. Die Pionierphase hat ihn geprägt, denn jedes interessante Jungunternehmen hat dann die grössten Überlebenschancen – aber auch Risiken -, wenn es ausgetretene Pfade verlässt und das Neue wagt. @travel.ch ist nach einem schwierigen Start eine tolle Erfolgsgeschichte geworden. Zeller musste Durchhaltewillen und den Glauben an die eigene Idee zeigen, denn sein Umfeld stand der damaligen Gründung skeptisch gegenüber. Die Sicherstellung der Finanzierung erwies sich als schwierig und Zeller schrammte an der Pleite vorbei. Nach der Talsohle gelang zunächst die Stabilisierung, anschliessend ein markantes Wachstum, welches das Interesse der Migros- Swiss Marketing (SMC) ZÜRICH NORD Buckhauserstrasse 37, 8048 Zürich · Tel. +41 76 583 09 77 [email protected] · zuerich-nord.swissmarketing.ch Tochter Hotelplan weckte. Zeller verkaufte die Firma in Raten, konnte die Firmenführung auf mehr Schultern verteilen und so den persönlichen Ausstieg geordnet angehen. In der Firma Hotelplan sah Zeller nicht einfach den „Übernehmer“, sondern den grossen „Götti“. Roland Zeller als Business Angel Erste Erfahrungen Nach dem Verkauf seiner Firma folgte die Frage: „Was tun mit dem (vielen) Geld?“ Für Zeller kam weder ein Leben in Luxus, noch in der reinen Vermögensverwaltung in Frage, sondern er wollte in Jungunternehmen, Start-ups, investieren. Im Grunde genommen schuf er damit zum zweiten Mal selber eine Start-up-Unternehmung. Für Zeller war klar, dass er Geld nur in Branchen investiert, deren besondere Merkmale und Prozesse er kennt. Am Anfang konzentrierte er sich daher auf Investitionen im Reisebereich, so in der Finanzierung der boomenden Kreuzfahrtbranche. Erste Investments tätigte Zeller bereits in den Jahren 2006 bis 2008. Projekte in Osteuropa und in Schweden erwiesen sich als uninteressant, hingen hat ein Ausflugs-Aktivitäten-Portal in Zürich weiterhin Erfolg, wobei Zeller teilweise aus dem Investment ausgestiegen ist. Auch in eine E-Commerce Firma hat Zeller investiert. Das Geschäft floriert auf bescheidenem Niveau, ist aber profitabel. Zeller analysiert seine bisherigen Investments kritisch und gründlich. Er kommt zum Schluss, dass er der Ausarbeitung von Verträgen zu wenig Beachtung schenkte, Führungsteams zu wenig gründlich prüfte, Businesspläne zu wenig aussagekräftig waren, eine Gründung zu stark von einer Person abhing, er zu lange ein Investment durchhielt, die Finanzierung auf zu schwachen Füssen stand und einzelne Investments von seinem Wohnort aus zu weit waren. Was macht ein erfolgreicher Business Angel aus? Oft fehlt es den – vorab jungen – Unternehmungsgründern an der Vernetzung im sozialen und wirtschaftlichen Umfeld, da sie erst in diese nützlichen Beziehungsnetze hineinwachsen müssen, aber auch an Geld und Erfahrung. Hingegen ist es wichtig, dass jemand, der von einem Business Angel erwartet, mitfinanziert zu werden, eine klare Idee hat, was er im Markt anbieten will, d.h. die konkrete Geschäftsidee mit Überlegungen, wie man eine solche zum Erfolg führt, muss vorhanden sein. Ebenso muss die Bereitschaft vorliegen, hart zu arbeiten, auf bisherige relativ hohe Einkommen nötigenfalls zu verzichten und ein Team um sich zu scharen, welches technische, finanzielle und marketingmässige Fähigkeiten aufweist. Ein guter Business Angel ist nicht einfach „nur“ Investor, sondern Mentor und Coach zugleich. Er muss für die Jungunternehmer praktisch jederzeit erreichbar sein. Swiss Marketing (SMC) ZÜRICH NORD Buckhauserstrasse 37, 8048 Zürich · Tel. +41 76 583 09 77 [email protected] · zuerich-nord.swissmarketing.ch Die oben aufgeführte Graphik zeigt, welche Wegabschnitte bei einem Start-up in der Regel vorkommen. U.a. kann man daraus lesen, dass über eine gewisse Zeitachse klar strukturierte Überlegungen, Unterlagen und Tätigkeiten erwartet werden und der Kreis derjenigen, welche ein Jungunternehmen finanziell tragen, möglichst breit abgestützt wird, nicht zuletzt im eigenen Umfeld der Gründer. Weitere relevante Überlegungen können wie folgt angegeben werden: • • • • • • Löst eine Geschäftsidee ein bestehendes Problem Funktioniert die Geschäftsidee, hat sie Wachstumspotenzial Hat man in die bestehende Führung (Team) das notwendige Vertrauen Ist die Investition für den Investor interessant und kann er erwarten, dass er über eine gewisse Zeit einen Return on Investment von bis zu 20mal erreichen kann Wie kann man den Ausstieg aus einem Investment kalkulieren, planen Wie kann man das Beziehungsgeflecht rings um eine Jungunternehmung menschlich beurteilen Erfahrungswerte Roland Zeller hat die Erfahrung gemacht, dass von 10 von ihm ausgewählten und durchgeführten Investments 2-4 Konkurs gehen, 2-3 schaffen die Gewinnschwelle, 2-3 verkauft man mit einem geringen Gewinn (2-5mal ROI) und nur 1-2 Start-ups sind sehr erfolgreich (1025mal ROI). Swiss Marketing (SMC) ZÜRICH NORD Buckhauserstrasse 37, 8048 Zürich · Tel. +41 76 583 09 77 [email protected] · zuerich-nord.swissmarketing.ch Ablauf eines Investment als Business Angel Roland Zeller erhält pro Monat zwischen 20 bis 25 Anfragen für ein Investment. 80 bis 90 Prozent lehnt Zeller nach kurzer Analyse ab, entweder weil er nicht an die Geschäftsidee glaubt oder diese sich in einem Markt bewegt, welchen er nicht genügend kennt. Zeller prüft 2 bis 3 Business Pläne ernsthaft, trifft sich monatlich mit 1 bis 2 Gründern, führt einen Workshop mit einem Jungunternehmerteam durch, prüft alle relevanten Unterlagen mittels einer sog. „Due diligence Prüfung“, so dass pro Jahr 2 bis 3 Investments resultieren. Folgerungen Roland Zeller ist ein anerkannter und gut vernetzter Business Angel. Er liebt das Unternehmersein, stützt sich auf klare Fakten ab, vergisst aber nie die persönliche, zwischenmenschliche Ebene, ohne dabei von „Bauchgefühl“ zu sprechen, sondern sieht diese Faktoren als mitbestimmend für den Geschäftserfolg. Swiss Marketing (SMC) ZÜRICH NORD Buckhauserstrasse 37, 8048 Zürich · Tel. +41 76 583 09 77 [email protected] · zuerich-nord.swissmarketing.ch Zwei Beispiele von Firmengründungen: zwei „Start-up pitches“ Die Idee, zwei Jungunternehmer ihre Geschäftsidee in rund 10 Minuten darlegen zu lassen, zeigte deutlich, was ein Investor von einem Jungunternehmer erwartet, indem es diesem gelingen muss, in kurzer Zeit einen Investor für weitere Gespräche und Abklärungen zu gewinnen. Patrick Mollet: Buddybroker/Eqipia Patrick Mollet hat auf dem Gebiet der Personalvermittlung eine Nische entdeckt und möchte diese zugunsten von Stellensuchenden und Stellenanbietenden besetzen. Mollet geht davon aus, dass es in der Schweiz rund 2‘400‘000 „passive Kandidaten“ gibt, das sind Leute, welche zwar einer Anstellung nachgehen, aber durchaus innerlich bereit sind, sich bei einer guten Gelegenheit zu verändern. Eigentliche Stellensuchende verortet Mollet bei rund 180 000. Zusammengefasst nennt Mollet seine Geschäftsidee: automatisiertes und intelligentes Mitarbeiterempfehlungs-programm. (Details: https://eqipia.com/de/index/welcome) Im Grunde genommen geht es um die Erweiterung der Kenntnis von Mitarbeitern zu möglichen künftigen Mitarbeitenden in einem Team dank der Verlinkung von Personaldaten mit solchen aus sozialen Netzwerken. Leute, welche sich in einem Netzwerk befinden, können dank der Angebote von eqipia viel über mögliche Stellen erfahren, auch wenn sie selber nicht aktiv suchen. Dies erweitert nicht nur den Horizont, sondern macht den Stellenmarkt „liquider“. Eine wichtige Eigenschaft dieses neuen Angebotes besteht darin, dass man die eigenen Mitarbeitenden zu Botschaftern der Unternehmung macht. Empfehlungen von Mitarbeitenden zu künftigen Mitarbeitenden geniessen eine hohe Akzeptanz und belegen gleichzeitig, die Offenheit eines Arbeitgebers. Da über bestehende Kanäle gesucht wird, werden die Suchkosten reduziert. Mollet und sein Team konzentrieren sich auf Firmen mit mehr als 200 Angestellten und auf sog. „white collar“ Branchen wie Finanzindustrie, Beratung, Versicherungswirtschaft usw. Der Fokus liegt, zumindest heute noch, auf dem Markt Schweiz. Der Kunde kann unter mehreren Angeboten wählen, welche nach der Anzahl von Informationsmitteilungen in einer bestimmten Zeit gegliedert sind. Dem Jungunternehmen ist es bereits gelungen, einige bekannte Firmen als Kunden zu gewinnen. Die Vorgängerfirma ist bereits im Juli 2012 gestartet und hat in dieser Zeit viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Im Sommer 2014 erfolgte der Zusammenschluss mit BuddyBroker und im Oktober 2014 wird das gemeinsame neue Produkt marktfähig sein. Patrick Mollet selber ist in der jungen Firma für das Marketing und den Verkauf zuständig, ein weiteres Geschäftsleitungsmitglied für die Produkteentwicklung. In der kurzen Firmengeschichte spielten die einzelnen Finanzierungsetappen eine wichtige Rolle. Auf der anspruchsvollen Roadmap ist eine Internationalisierung vorgesehen, welche eine zusätzliche Finanzierung von 800 000.- bis 1‘200 000.- CHF erfordert. Swiss Marketing (SMC) ZÜRICH NORD Buckhauserstrasse 37, 8048 Zürich · Tel. +41 76 583 09 77 [email protected] · zuerich-nord.swissmarketing.ch Peter Fröhlich: AgriCercle Das Leitmotiv von Peter Fröhlich, studierter Agronom, selbst Bauer, leidenschaftlicher Kuhzüchter, besteht darin, mehr und bessere Lebensmittel dank systematischem Einsatz einer wissensbasierten Software zu erlangen. Dabei sind die Annahmen für das Geschäftsmodell von Fröhlich entscheidend, nämlich die erwartete weitere grosse Zunahme der Weltbevölkerung und die Notwendigkeit das bisher ungenutzte Potenzial (auf 33 Prozent geschätzt) der Lebensmittelproduktion zu erschliessen. Fröhlich konzentriert sich beim Markteintritt seiner Firma auf Deutschland, weil dort die Voraussetzungen für seine Überlegungen am günstigsten seien. Der Schweizer Agrarmarkt sei zu einseitig auf Subventionen und weniger auf eine möglichst optimale Nutzung der Agrarpotenziale ausgerichtet. Dank unterstützender Software soll es den Nutzern, den Landwirten, möglich sein, bessere Entscheide zu treffen, welche zu höherer Produktion führen. Dank der von der Firma entwickelten Software glaubt Fröhlich, ein ungenutztes Produktionspotenzial von rund 33 Prozent zu erschliessen. Dank IT zu mehr Ertrag; IT als neuer zusätzlicher Produktionsfaktor als Schubkraft der künftigen Landwirtschaft. Die Software enthält eine Reihe von Parametern, technische und biologische Erkenntnisse, Meteodaten usw., welche kombiniert die Differenz zwischen bisherigen Erträgen, z. B. von Raps, und den möglichen schliessen soll sofern man die Erkenntnisse der Software umsetzt. Die grosse Zahl von isolierten Daten wird verknüpft und es kommt zur Modellierung von Lösungsvorschlägen bei konkreten landwirtschaftlichen Anwendungen. Zusätzlich zum eigentlichen „Farm Management“ gibt es zwei weitere wichtige Bausteine, nämlich Daten zu einem Netzwerk, z.B. enthaltend Angaben zu Anbauempfehlungen, auch eine integrierte Kundenverwaltung wird angeboten und ein weiterer Baustein ist der Marktplatz-Shop, wo Produkte- und Preisvergleiche einsehbar sind, aber auch online Produkte von bedeutenden Firmen direkt erworben werden können. Über alles resultieren bessere Erträge, es kommt zu strukturierten Beziehungen, zu einem Abbau von Stress und zu Einsparungen beim Produkteeinkauf. Die Firma erzielt ihr Einkommen aus den Einnahmen der eigentlichen Plattform und zusätzlich mit Kommissionen des AgriCercle Shop dank Einkaufspooling. Max Meyer Swiss Marketing (SMC) ZÜRICH NORD Buckhauserstrasse 37, 8048 Zürich · Tel. +41 76 583 09 77 [email protected] · zuerich-nord.swissmarketing.ch