Institut für Technische Mechanik Prof. Dr.-Ing. C. Proppe Prof. Dr.-Ing. W. Seemann Name: Vorname: Matr. Nr.: Termin: (jew. 19:00 Uhr) Di., 27.01.2009 Testat: Technische Mechanik III Übungsblatt Nr. 9 1. Kinetik der Massenpunktsysteme (II): Stoßvorgänge 2. Vorgänge mit Massenzufuhr und Massenabfuhr Thema: Formelsammlung: 1. Stoßvorgänge: Rt1 Auswertung des Impulssatzes: (Bezeichnung siehe Übungsblatt TM III,1/7) t0 v1 −→ −→ v2 I. Gerader zentraler Stoß: q q Stoßnormale m2 S2 ε = Stoßzahl m1 S1 real, 0 ≤ ε ≤ 1 vollelastisch, ε = 1 vollplastisch, ε = 0 V 1 = v1 − m2 (1+ε) m1 +m2 (v1 − v2 ) V 1 = v1 − 2m2 m1 +m2 (v1 − v2 ) V 2 = v2 + m1 (1+ε) m1 +m2 (v1 − v2 ) V 2 = v2 + 2m1 m1 +m2 (v1 − v2 ) ∆T = 1 m1 m2 2 m1 +m2 (v1 F v) dt = m(V∼ − ∼ ∼ − v2 )2 (1 − ε2 ) 1 ε = − Vv22 −V −v1 ∆T = 0 V1 = V2 = V1 ∆T = + Energiesatz # m2 S1 S2 q q B "! BNB v2 1 m1 m2 2 m1 +m2 (v1 Stoßnormale v1 Impulssatz vektoriell auswerten: Für Normalkomponenten: Für Tangentialkomponenten: wie gerader Stoß wenn glatte Stoßränder, dann diese ungeändert. Grundgleichung: 2. Massenzufuhr, Massenabfuhr y v ṁi , ∼ 6 HH - x mit F ∼ ges m ṁi v , v̇ ∼ ∼ v ∼i v ∼rel,i = = = = = = rel,i HH j m •B B v NB ∼ F ∼ ges - F ∼ v ṁj , ∼ ges + − v2 )2 + Kinematik m1 II. Schiefer zentraler Stoß: m1 v1 +m2 v2 m1 +m2 N P i=1 v v̇ = m∼ ṁi ∼ rel,i rel,j Summe aller äußeren Kräfte veränderliche Masse stetige Massenänderung (ṁi > 0: Zufuhr, ṁi < 0: Abfuhr) Absolutgeschwindigkeit, Absolutbeschleunigung von m Absolutgeschwindigkeit des Massenstroms ṁi v = Relativgeschwindigkeit des Massenstroms ṁi v −∼ ∼i Aufgabe II/2 – 9 — Beispiel — Zwei Kugeln verschiedener Masse m1 und m2 und den Geschwindigkeitskomponenten v1 und v2 stoßen - wie in der Skizze angegeben - zentral zusammen. Alle Vorgänge verlaufen reibungsfrei, der Stoß sei zudem vollelastisch. v , ∼2 v der beiden Kugeln vor dem Stoß im kartesischen 1. Man gebe die Geschwindigkeiten ∼1 Koordinatensystem an. 2. Durch Anwenden des Impulssatzes berechne man die Geschwindigkeiten V∼ 1 = (V1x , V1y ) und V∼ 2 = (V2x , V2y ) der Kugeln nach dem Stoß. m1 3. Wie muss das Massenverhältnis m gewählt werden, damit sich die Kugel m2 nach dem 2 ◦ Stoß unter dem Winkel α = 45 weiterbewegt, wenn die Geschwindigkeiten vor dem Stoß betragsmäßig gleich sind (v1 = v2 )? Lösung zur Aufgabe II/2 – 9: 1. Geschwindigkeiten vor dem Stoß: ! v1 v1x v = = m1 : ∼1 0 v1y ! ! 0 v2x = m2 : v∼2 = v2 v2y ! 2. Geschwindigkeiten nach dem Stoß: V1x m1 : V∼ 1 = V1y ! V2x m2 : V∼ 2 = V2y ; y v s1 F F m1 o ; Impulsgleichungen: m1 : x−Ri : Stoßnormale ∼1 ! y−Ri : s2 Rt1 t0 Rt1 t0 x m2 m2 : x−Ri : v ∼2 y−Ri : Rt1 t0 Rt1 t0 (−F )dt = m1 (V1x − v1x ) (1) 0 dt = 0 = m1 (V1y − v1y ) (2) |{z} =0 F dt = m2 (V2x − v2x ) |{z} (3) =0 0 dt = 0 = m2 (V2y − v2y ) (4) Energiesatz: m1 2 m2 2 m2 2 m1 2 2 2 (v1x + v1y ( v2x +v2y )= (V1x + V1y2 ) + (V2x + V2y2 ) )+ |{z} 2 2 2 2 |{z} (5) =0 =0 5 Gleichungen für 5 Unbekannte; Lösung: Aus (2): V1y = 0 (6) ; aus(4) : V2y = v2y (7); (1) + (3) : m1 (V1x − v1x ) + m2 V2x = 0 (8) 2 2 2 Aus (5) mit (6) und (7): m1 (V1x − v1x ) + m2 V2x = 0 (9) V2x = v1x 2m1 ; m1 + m2 m1 −m2 v1 m 1 +m2 Ergebnis: V∼ 1 = 0 ! V1x = v1x m1 − m2 m1 + m2 1 v1 m2m 1 +m2 V∼ 2 = v2 ; Aus (8) und (9) : ! Anmerkung: Ergebnis schneller herleitbar unter Benutzung der Formeln für den “geraden Stoß” in Normalenrichtung sowie der Tatsache, dass die Tangentialkomponenten unverändert bleiben! 3. Massenverhältnis m1 /m2 : tan α = 1= V2y ! = tan 45◦ = 1 V2x m1 + m2 2m1 Ergebnis: → m1 =1 m2 Mit v1 = v2 = v 2m1 = m1 + m2 ⇒ wird: m1 = m2 Aufgabe II/2 – 21 — Beispiel — Eine Druckluft-Förderanlage fördert körniges Stückgut der Gesamtmasse mL mit der konstanten Ausströmgeschwindigkeit c vom Antriebswagen auf einen starr angekuppelten leeren Anhänger. Zu Beginn des Fördervorganges bewegt sich das System antriebslos mit der Geschwindigkeit v0 . Von Reibungseinflüssen wird abgesehen. Antriebswagen und Anhänger haben ein Leergewicht von 2 m0 bzw. m0 . Die Massenabnahme des Antriebwagens sei ṁ1 = −µ = konst, die Massenzunahme des Anhängers ṁ2 = α = konst. Infolge Streuwirkung ist stets α ≤ µ. 1. Durch Freischneiden der beiden Wagen und Anwenden der Grundgleichung für Massenzufuhr und Massenabfuhr bestimme man die Bewegungsgleichung während des Fördervorganges. 2. Man bestimme die Geschwindigkeit v(t) des Systems während des Fördervorganges und die dabei herrschende Stangenkraft S(t) in der Kupplungsstange. 3. Für mL = m0 und α = (t = T ). µ 2 berechne man die Stangenkraft S(t) unmittelbar vor Förderende Lösung II/2-21 1. Bewegungsgleichung: Freischneiden: v(t) vrel,1 m1 (t) v(t) vrel,2 S S F, v v̇ = F1,2 + ṁ1,2 vrel1,2 = m1,2 v̇1,2 F, v m1 (t) = 2m0 + mL − µt F e = −S ∼x ∼1 v ex = −C ∼ ∼rel,1 ∼1 Grundgleichung: m2 (t) m2 (t) = F = ∼2 v = ∼rel,2 v̇ v̇e ∼x ∼2 ; m0 + αt e S ∼x ex −C ∼ = v̇e (starr angekuppelt) ∼x −S + (−µ)(−C) = (2m0 + mL − µt)v̇ (1) S + (α)(−C) = (m0 + αt)v̇ (1) + (2) : (2) C(µ − α) = v̇(3m0 + mL − (µ − α)t) (Bewegungsgleichung) (3) 2. Geschwindigkeit v(t), Stangenkraft S(t) mit den Abkürzungen: µ − α = ρ , 3m0 + mL = M in (3): Cρ M − ρt Z Cρ ; v(t) = dt + C1 = −C ln(M − ρt) + C1 M − ρt ; v̇ = Bestimmung von C1 : eingesetzt : S(t) z.B. aus(2): v(t = 0) = v0 = −C ln M + C1 v(t) = v0 + C ln MM −ρt (4) (5) ; C1 = v0 + C ln M (6) S(t) = (m0 + αt)v̇ + Cα mit (4), + Cα ; S(t) = (m0 + αt) MCρ −ρt (7) 3. S(t) bei Förderende Förderende: mL = µT ; T = M = 4m0 , mit α = µ2 : ρ = µ2 . In (7) eingesetzt: mL µ , mit mL = m0 : S(T ) = (m0 + ; S(T ) = 57 Cµ Cµ µ m0 2 ) m0 2 µ 4m0 − µ 2 µ T = m0 µ + C µ2 (8) Aufgabe II/2 – 12 — zu bearbeiten — y m1 A r α Gegner v1 y g ′ B m1 a x′ m2 m3 ϕ r O Loch x r b Ein Billardspieler will mit der Spielkugel m1 die Kugel m3 in das Loch spielen. Da ihm dabei der direkte Weg durch eine gegnerische Kugel versperrt ist, spielt er die Kugel m3 über m2 indirekt an. Er spielt also m1 auf m2 , wobei bei diesem Stoß die Kugel m1 so abgelenkt werden soll, dass sie anschließend m3 trifft, und diese Kugel sich dann exakt in die x-Richtung bewegt und in das Loch fällt. Die einzelnen Abstände der Kugeln sind mit a und b gegeben. Die Kugeln haben alle die gleiche Masse m und gleiche Radien r. Alle Vorgänge verlaufen reibungsfrei, die Stöße sind vollelastisch. 1. Ermitteln Sie den geometrischen Zusammenhang zwischen ϕ und α, wenn sich die Kugel m1 mit der Geschwindigkeit v1 in Richtung der unter dem Winkel α zur y-Achse geneigten Geraden bewegt. 2. Durch Anwenden des Impulssatzes finde man die Geschwindigkeit V∼ 1 = (V1x′ , V1y′ ) der Kugel m1 nach dem Stoß mit m2 . 3. Man ermittle den geometrischen Zusammenhang zwischen dem Winkel ϕ und dem Abstand b. (Hinweis: Tangentialkomponenten der Geschwindigkeiten bleiben unverändert!) 4. Man gebe die Geschwindigkeit V∼ 3 = ( V3x , 0) der Kugel m3 nach dem Stoß mit m1 an. Mit den Abständen a = 162 mm, b = 144 mm und einem Kugelradius von r = 24 mm berechne man den Abschusswinkel α sowie die Geschwindigkeit V3x . Aufgabe II/2 – 33 — zu bearbeiten — Es sollen prinzipielle Einflussgrößen auf Schubleistung und Wirkungsgrad von Strahltriebwerken untersucht werden. Betrachtet wird ein Triebwerk, das sich mit der absoluten Fluggeschwindigkeit v0 = const durch die Atmosphäre bewegt. Am Lufteintritt strömt die Luft mit der Relativgeschwindigkeit we in das Triebwerk, wird im Triebwerk beschleunigt und verlässt es mit der Geschwindigkeit wa > v0 ≥ we relativ zum Triebwerk. Unter Vernachlässigung der zugeführten Brennstoffmenge gilt aufgrund der Massenerhaltung für die Massenströme ṁe = ṁa = ṁ. 1. Ermitteln Sie mit Hilfe der Grundgleichung für massenveränderliche Vorgänge die Schubkraft F in Abhängigkeit der übrigen Größen. Geben Sie hiermit für stationäre Betriebszustände die Nutzleistung PN = F vabs an. 2. Bestimmen Sie den Betrag |va,abs | der absoluten Abgasstrahlgeschwindigkeit und damit die kinetische Energie Ekin,a , die der Abgasstrahl trägt. Diese Energie wird nicht genutzt und ist damit verloren. Geben Sie für stationäre Zustände die über den Abgasstrahl abgegebene Verlustleistung PV,a = dtd Ekin,a an. 3. Unter Vernachlässigung anderer Verluste gilt für die aufgewandte Leistung PA = PN + PV,a . Ermitteln Sie den sogenannten Vortriebswirkungsgrad ηvor = PPNA für Windstille und ideale Anströmung. Skizzieren Sie ηvor in Abhängigkeit vom Verhältnis α = wv0a zwischen Turbinenaustrittsgeschwindigkeit und Fluggeschwindigkeit. Hinweis: Ein sinnvoller α-Bereich ist z.B. α = 1 . . . 4. 4. Warum sind Jettriebwerke für langsamfliegende Maschinen weniger sinnvoll? Durch welche Maßnahmen lassen sich bei geringen Fluggeschwindigkeiten dennoch hohe Schubkräfte bei gutem Wirkungsgrad realisieren? Zusatz: Ein gängiger Wert für zivile Luftstrahltriebwerke ist α ≈ 1.5 (Reiseflug). Aufgabe II/2 – 1 cos ϕ2 = 1 − — freiwillig — − cos ϕ1 ) ``12 m21 (1+ε)2 (1 (m1 +m2 )2 g j1 j2 1 2 z m1 m2 Zwei Kugeln mit den Massen m1 und m2 hängen dicht nebeneinander an parallelen masselosen Stangen mit den Längen `1 und `2 . Ihre Mittelpunkte befinden sich in gleicher Höhe. Die Kugel m1 wird nun um den Winkel ϕ1 aus der Lotrechten ausgelenkt und sodann aus dieser Lage ohne Anfangsgeschwindigkeit losgelassen. Für den anschließenden Stoß zwischen m1 und m2 gelte die Stoßzahl ε. 1. Mit welcher Geschwindigkeit v1 trifft m1 auf m2 ? 2. Welche Geschwindigkeiten V1 bzw. V2 besitzen die Kugeln unmittelbar nach dem Stoß? (allgemein und speziell für ε = 1, m1 = m2 = m) 3. Bis zu welchem Winkel ϕ2 schwingt die Kugel m2 nach dem Stoß aus? `1 erreicht das Pendel m2 gerade die Überkopflage? `2 Es gelte: ϕ1 = 90◦ , ε = 21 , m1 = m2 = m. 4. Bei welchem Längenverhältnis