Die Schrödingergleichung I Schrödingergleichung Die Schrödingergleichung ist die Grundgleichung der nichtrelativistischen Quantenmechanik. Sie beschreibt als Wellengleichung die zeitliche Entwicklung des Zustandes eines unbeobachteten Quantensystems. 1. Der Zustand eines Quantenobjektes (z.B. eines Elementarteilchens wie das Elektron oder Photon) kann durch eine Wellenfunktion ๐ ๐, ๐ก beschrieben werden. 2. Dabei ist ๐ ๐, ๐ก 2 die Wahrscheinlichkeit, daß sich das Quantenobjekt in einem bestimmten Zustand (bei einem Teilchen z.B. der Ort r) zum Zeitpunkt t befindet. 3. Normierungsbedingung: ๐ = sein) ∞ −∞ ๐ ๐, ๐ก 2 ๐๐ = 1 (irgendwo muß das Teilchen ja Die ungestörte zeitliche Entwicklung der Zustands- oder ๐ – Funktion eines Quantenobjektes wird durch die Schrödingergleichung beschrieben. Sie ersetzt somit in gewisser Weise die klassische Bewegungsgleichung für Punktmassen im mikrophysikalischen Bereich. Erwin Schrödinger, 1926 Die Schrödingergleichung wurde postuliert und ist deshalb im strengen Sinne nicht ableitbar. Sie funktioniert so wie sie funktioniert, weil die Natur sich so verhält... ๏ Analogon zu: Gesamtenergie = kinetische Energie + potentielle Energie Gesamtenergie * ๐ = Krümmung der Wellenfunktion + potentielle Energie * ๐ Beispiel: Elektron in einem unendlich hohen Kastenpotential Anwendung der zeitunabhängigen Schrödingergleichung Ein freies Teilchen (Elektron) bewegt sich in einem potentialfreien Raum zwischen zwei unendlich großen Potentialen („Wände“) Ergebnis der Lösung der Schrödingergleichung „Elektronenwellen“, für die der Wandabstand L ein Vielfaches von ๐/2 ist, wobei ๐ die de Broglie-Wellenlänge ๐ = โ/๐ und die Energie โ2 ๐ธ๐ = ๐2 2 8๐ ๐ฟ ist (mit n=1, 2, 3 ... = Anzahl der Schwingungsbäuche). Die Energie des Teilchens im Potentialtopf ist gequantelt und hängt nur von der ganzen Zahl n ab (die Hauptquantenzahl genannt wird) A) klassisch B) bis F) quantenmechanisch Blau: Realteil Rot: Imaginärteil Aufenthaltswahrscheinlichkeiten des Elektrons im unendlich hohen Potentialtopf Folgende drei einfache Schlußfolgerungen lassen sich aus der Lösung der Schrödingergleichung für ein Teilchen im Potentialtopf ziehen: 1. Die Energie des Teilchens ist proportional dem Quadrat der Quantenzahl n 2. Je länger der Potentialkasten, desto kleiner ist die Energie des Teilchens 3. Je länger der Potentialkasten, desto geringer ist die Differenz zwischen zwei Energieniveaus n und n+1 im Potentialkasten. In der Natur gibt es keine unendlich hohen Potentialwälle. Wie sieht die Lösung aus, wenn der Potentialtopf eine endliche Höhe hat? Beispiel: Coulomb-Wall um einen Atomkern Bei endlich hohen Potentialwänden existiert immer eine kleine Wahrscheinlichkeit, daß sich das Teilchen außerhalb des Potentialtopfes aufhalten kann. Anwendung: Der Tunneleffekt Ein Teilchen kann einen endlich hohen Potentialwall mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit „durchtunneln“, auch wenn die Energie zur Überwindung des Potentialwalls nicht ausreicht. Kernfusion Mathematische Ergänzung: Lösung der zeitunabhängigen Schrödingergleichung ๐ป ๐ = ๐ธ๐ für einen unendlich tiefen (oder hohen) Potentialtopf 1. Potential: Ein freies Teilchen befindet sich in einem Kastenpotential V(x) der Form ๐ ๐ฅ = 0 für 0 < ๐ฅ < ๐ฟ ๐ ๐ฅ = ∞ für ๐ฅ < 0 oder ๐ฅ > ๐ฟ Im „Außenbereich“ besitzt die Schrödingergleichung nur die Lösung ๐ ๐ฅ = 0 (d.h. dort kann sich das Teilchen niemals aufhalten), was zu den Randbedingungen ๐ ๐ฅ = 0 = 0 und ๐ ๐ฅ = ๐ฟ = 0 führt. 2. Schrödingergleichung im Innern des Potentialtopfes โ2 ๐ 2 ๐ ๐ฅ − + ๐ ๐ฅ ๐ ๐ฅ = ๐ธ๐(๐ฅ) 2๐ ๐๐ฅ 2 โ2 ๐ 2 ๐ ๐ฅ − = ๐ธ๐(๐ฅ) 2๐ ๐๐ฅ 2 Wellenzahl k ๐2๐ ๐ฅ 2๐๐ธ 2 = − ๐ ๐ฅ = −๐ ๐ ๐ฅ ๐๐ฅ 2 โ2 3. Allgemeine Lösung ๐ ๐ฅ = ๐ด sin ๐๐ฅ + ๐ต cos ๐๐ฅ 4. Bestimmung der Konstanten A und B aus den Randbedingungen ๐ ๐ฅ=0 =0 liefert sofort B=0, also ๐ ๐ฅ=๐ฟ =0 führt zu ๐ ๐ฅ = ๐ด sin ๐๐ฅ ๐ ๐ฟ = ๐ด sin ๐๐ฟ = 0 Diese Bedingung ist nur dann erfüllt, wenn k L ein ganzzahliges Vielfaches von ๐ ist. ๐ k wird somit auf die Werte ๐๐ eingeschränkt: ๐๐ = ๐ ๐ฟ für n=1, 2, 3, .... Wird die Wellenzahl k nun durch die Wellenlänge ๐ ausgedrückt ๐ฟ=๐ ๐๐ 2 dann entspricht das quasi „stehenden Wellen“ auf einer zwischen x=0 und x=L eingespannten Saite. 2๐๐ธ Da die Wellenzahl k über ๐ 2 = 2 mit der Energie E verknüpft ist, können die โ Energieeigenwerte des im Potentialtopf gefangenen Teilchens nur die diskreten Werte 2 (โ ๐๐ )2 โ ๐ธ๐ = = ๐2 2๐ 8๐ ๐ฟ2 โ2 annehmen. Die kleinstmögliche Energie ๐ธ1 = 8๐ ๐ฟ2 nennt man die Nullpunktsenergie. 5. Normierung der Wellenfunktion ∞ ๐(๐ฅ) 2 ๐๐ฅ = 1 −∞ ๐ฟ ๐ฟ 2 2 ๐ด ๐ ๐๐ ๐๐ฟ ๐๐ฅ = 1 0 → 2 ๐ด 0 1 − cos 2๐๐ฟ ๐๐ฅ = 1 2 ๐ด2 ๐ฟ =1 2 und damit ergibt sich für die normierte Wellenfunktion eines Teilchens im unendlich tiefen (hohen) Potentialtopf ๐๐ ๐ฅ = 2 ๐ฟ sin ๐๐ ๐ฟ ๐ฅ n=1, 2, 3, .... Und wer Lust hat, kann ja mal die gleiche Rechnung für einen endlich hohen (tiefen) Potentialtopf ausführen... Wo liegt der Unterschied in den Lösungen?