3.1.6.3 Gesundheitspsychologische Diagnostik - Franke

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3.1 Grundlagen psychologischer Diagnostik
3.1.6 Klinische und gesundheitspsychologische Diagnostik
Gabriele Helga Franke
Prof. Dr. habil.

Hochschule
Magdeburg-Stendal
Rehabilitationspsychologie
B. Sc.
Januar 2011
1

Gesundheitspsychologie
betrachtet den
körperlichen &
psychischen
Gesundheitsstatus und
die Prävention
Aufgaben der Klinischen
Psychologie: Behandlung
von Erkrankungen bzw.
psychischen Störungen
sowie Konzentration auf die
psychischen Merkmale von
Einzelpersonen
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
Gliederung 3.1.6 Klinische &
gesundheitspsychologische Diagnostik
3.1.6.1
Aufgaben der Klinischen Psychologie und der
Gesundheitspsychologie
3.1.6.2
Klinisch-psychologische Diagnostik
3.1.6.2.1
Zielsetzungen
3.1.6.2.2
Systematisierung
3.1.6.2.3
Das klinische Interview
3.1.6.2.4
Klinische Diagnostik – life record
3.1.6.2.5
Klinische Diagnostik – questionnaire
3.1.6.2.6
Klinische Diagnostik – tests
3.1.6.2.7
Systeme zur Klassifikation psychischer Störungen
3.1.6.3
2
Gesundheitspsychologische Diagnostik
3.1.6.3.1
Fragestellungen der Gesundheitspsychologie
3.1.6.3.2
Ziele und Bereiche der gesundheitspsychologischen Diagnostik
3.1.6.3.3
Evaluation gesundheitspsychologischer Maßnahmen
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.1 Aufgaben der Klinischen Psychologie
und der Gesundheitspsychologie
Gesundheitspsychologie betrachtet den körperlichen
& psychischen Gesundheitsstatus und die Prävention






Förderung und Erhaltung von Gesundheit
Prävention, Früherkennung & Beeinflussung von Krankheitsfaktoren
Bestimmung von Risikoverhaltensweisen und anderen ätiologischen
und diagnostischen Korrelaten von Gesundheit/ Krankheit und
damit zusammenhängenden Fehlfunktionen
Rehabilitation
Analyse und Verbesserung des Systems gesundheitlicher Aufklärung,
Vorsorge und Versorgung
Aufgaben der Klinischen Psychologie: Behandlung von

Erkrankungen bzw. psychischen Störungen sowie Konzentration auf die
psychischen Merkmale von Einzelpersonen
3
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2 Klinisch-psychologische Diagnostik
3.1.6.2.1 Zielsetzungen
Qualitative und quantitative Beschreibung psychischer
Störungen
Zuordnung psych. Störungen in bestimmte Klassen zur
Indikationsstellung
Aufklärung der Entstehungsgeschichte bzw. der Bedingungen
ihres Auftretens
Vorhersage des weiteren Verlaufs bzw. der therapeutischen
Erfolgswahrscheinlichkeit
Erfassung von Informationen zum Behandlungserfolg





4
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2 Klinisch-psychologische Diagnostik
3.1.6.2.2 Systematisierung
Klinisch-diagnostische Ansätze lassen sich nach
folgenden Gesichtspunkten ordnen:

(1) Der zeitliche Rahmen, auf den sich die Verfahren beziehen
(2) Die Art der Daten, die mit diesem Verfahren erfasst werden
(3) Die Frage, ob der diagnostische Ansatz der Identifikation und
Beschreibung oder der Klassifikation von Störungen dient
5
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2 Klinisch-psychologische Diagnostik
3.1.6.2.2 Systematisierung
(1)Der zeitliche Rahmen:
 Methoden zur Erhebung der gegenwärtigen
psychosozialen Situation:


Verfahren zur Erfassung von Merkmalen wie Angst, Depression
(Trait & State)  Integration dieser Merkmale aus
Beschwerdelisten (z.B. SCL-90-R) oder Befindlichkeitsskalen
Verfahren zur Erfassung spezifischer psych. Störungen
 Vergangenheitsbezogene Ansätze:



6
Ziel: Erhebung von Entstehungsgeschichte und Verlauf
Biografieorientierte Verfahren (z.B. Anamnese)
Verzerrungstendenzen bei Selbstauskünften beachten (z.B.
depressive vs. nicht depressive Klienten)
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2 Klinisch-psychologische Diagnostik
3.1.6.2.2 Systematisierung
Zukunftsorientiere Verfahren:




7
Stärkerer Bedeutungszuwachs in der Gesundheitspsychologie
Erfassung persönlicher Zielsetzungen und Erwartungen, von denen
angenommen wird, dass sie einen wesentlichen Einfluss auf die
Steuerung des aktuellen Verhaltens haben
Beispiel: Erfassung der vom Klienten gewünschten Ergebnisse einer
Behandlung
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2 Klinisch-psychologische Diagnostik
3.1.6.2.2 Systematisierung
(2)Die Art der Daten, die mit diesem Verfahren
erfasst werden:

Möglichkeiten der Erfassung von Daten





Ein bestimmtes Verfahren muss keineswegs nur Daten einer
Ebene liefern!

8
L- life record
Q- questionnaire
T- test
sowie Fähigkeits- und Leistungsdaten mittels klinischdiagnostischer Ansätze
Interview: Erfassung von Q-Daten (Selbstauskünften) und
L-Daten (Beobachtungsdaten)
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2 Klinisch-psychologische Diagnostik
3.1.6.2.2 Systematisierung
(3)Die Frage, ob der diagnostische Ansatz der
Identifikation und Beschreibung oder der
Klassifikation von Störungen dient
Ziel diagnostischer Methoden der klinischen Psychologie =
Identifikation einer psychischen Störung
Wie wird mit den erhobenen Daten weiterverfahren?


9
1.
Überprüfung aufgestellter Hypothesen und Ableitung entsprechender
Interventionen
2.
Einordnung der psychischen Störung des Klienten in ein etabliertes
Klassifikationssystem von Störungen
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.3 Das klinische Interview
Inhalte eines klinischen Interviews:








Vorgeschichte des konkreten Problems (Anamnese)
Krankengeschichte des Klienten
Biografie und Lebensverhältnisse
Kritische Lebensereignisse
Gefühle und Kognitionen bezüglich der kritischen
Lebensereignisse
Therapiemotivation und Therapieziele
Erwartungen an die Behandlung
Erwartungen an den Therapeuten
10
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.3 Das klinische Interview
Unterscheidung verschiedener klinischer Interviews:
 Erkundung eines weiten Bereich von Störungsbildern vs.
Erkundung einer einzelnen spezifischen Störung
 Einsatz bei Kindern/ Jugendlichen vs. bei Erwachsenen
 Orientierung an herkömmlichen (meist auf vortheoretischen
psychiatrischen Konzepten basierenden) Einordnungen von
Störungsbildern vs. Informationen für die diagnostische
Entscheidungen im Rahmen des ICD-10 bzw. dem DSM-IV
Grenzbereich zw. Interview und Fremdbeurteilung:
Checklisten (z.B. IDCL), Informationsquellen: Patientengespräche, Interviews,Verhaltensbeobachtungen, Angaben
Dritter
11
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.4 Klinische Diagnostik – life record

L-Daten stammen aus 2 Quellen:



Objektive Lebensdaten (inkl. Krankheitsgeschichte)
Fremdbeobachtungen und -beurteilungen
Reiner Einsatz systematischer Verhaltensbeobachtung in Praxis
sehr selten – Kombination mit Exploration, Ziele:


12
Gewinnung von Informationen zur Beantwortung von Checklisten
(psychiatrische Orientierung)
Diagnostik der Auftretenshäufigkeit problematischen Verhaltens,
Registrierung funktionaler Zusammenhänge zw. antezedenten
(vorausgehende) Bedingungen, problematischen Merkmalen und
Konsequenzen im Rahmen einer modifikatorischen Intervention
(verhaltenstherapeutische Orientierung)
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.4 Klinische Diagnostik – life record

Beispiel für eine kombinierte Vorgehensweise mit
psychiatrischer Orientierung:


Internationale Diagnosen Checkliste für Persönlichkeitsstörungen
(IDCL-P; Bronisch, Hiller, Mombour & Zaudig, 1995)
Checklisten sind im Einsatz weniger aufwändig als
strukturierte Interviews, wie z.B. das am DSM-IV orientierte
Diagnostische Interview bei psychischen Störungen (DIPS;
Schneider & Margraf, 2006)
13
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.4 Klinische Diagnostik – life record
Verhaltenstherapeutisch orientierte Diagnostik zielt auf
die Gewinnung von Informationen zur Bestimmung der
Angemessenheit und Effizienz modifikatorischer
Interventionen im Einzelfall (Diagnostik nach dem
Modifikationsmodell, Pawlik, 1988).
 Prozessanalysen
Beispiele:



14
Verhaltenstest: Provokation problematischen Verhaltens durch
Aufsuchen entsprechender Situationen durch den Klienten,
Beobachtung durch den Therapeuten
Rollenspiele: Durchspielen kritischer Situationen, Therapeut
teilnehmender Beobachter und/ oder Mitspieler (zeitlich befristet)
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.4 Klinische Diagnostik – life record

Techniken zur Erhebung störungs- und
therapierelevanter Kognitionen:


Das Nachspielen: Nachspielen einer Situation, als ob sie
gerade passiert; es folgt z.B. die Instruktion zur Produktion von
Kognitionen oder Emotionen unterschiedlichster Art
(entsprechend dem Störungsbild)
Gedankenauflisten: Auflistung der Gedanken, die dem Klient
über eine def. Situation durch den Kopf gehen

15
Analyse der Gedankenabfolge: Nicht-depressive Klienten würden
wahrscheinlich zunächst negative Gedanken aufschreiben und
anschließend auch positive. Depressive Klienten fahren vermutlich
damit fort, weitere negative Gedanken zu produzieren
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.5 Klinische Diagnostik questionnaire
Beispiele von Selbstberichtsinstrumenten in der
klinischen Diagnostik:
Umfassende Inventare
Einzelne Bereiche
Zustände
Persönlichkeitstests
Generelle Konstrukte
Allgemeine Skalen
NEO-PI-R & NEO-FFI
FPI-R
Angst (STAI)
Ärger (STAXI)
Depression (BDI)
Stehen nicht im Zentrum der
klinischen Diagnostik -lediglich
bei der Planung der
Datenerhebung (Angst)
Störungsübergreifende
Verfahren
Spezielle Störungen
Klinisch relevante
Zustände
SCL-90-R
Essstörungen (EDI-2)
Denk- und Handlungszwänge
(HZI)
Messung der Veränderungen
psychophysischer Merkmale
über die Zeit
(z.B. VEV & VPB)
16
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.6 Klinische Diagnostik – tests

Verhaltenstests: Beobachtung problematischen Verhaltens,
das über L-Daten erzeugt wird



zusätzlich kann eine Selbsteinschätzung (Q-Daten) durch Einstufung
der Angstintensivität auf einer Skala erfolgen
zusätzliche Erfassung von T-Daten (Herzrate) durch ein
Pulsmessgerät
Kognitiv-experimentelle Verfahren:


17
Visual Dot-Probe (MacLeod, Mathews & Tata, 1986): Messung der
Aufmerksamkeitsorientierung bei ängstlichen Personen
Impliziter Assoziationstest (IAT; Gemar, Segal, Sagrati & Kennedy,
2001): zur Erfassung von u.U. klinisch relevanten
Persönlichkeitsmerkmalen wie Selbstwertgefühl bzw. Depressivität,
Angst, Schüchternheit, …
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.6 Klinische Diagnostik – tests

Biologische Messstrategien:


18
Seltener Einsatz in der klinischen Praxis
Häufigerer Einsatz in der klinischen Forschung

peripherphysiologische Verfahren (z.B. Messung kardiovaskulärer Maße
wie Herzfrequenz, Blutdruck, …)

zentralnervöse Messmethoden (z.B. EEG, CT, fmRT)

Testbatterien mit neuropsychologischer Orientierung (z.B. TÜLUC;
Hamster, Langner & Mayer, 1980)
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.7 Systeme zur Klassifikation
psychischer Störungen
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV)
vs.
International Classification of Diseases
(ICD-10)
 Bei DSM-IV und ICD-10 handelt es sich um Systeme zur
Klassifikation psychischer Störungen und nicht um
Instrumente zur Diagnose dieser Merkmale!
 Parallel zu diesen Systemen wurden Erhebungs-instrumente
[standardisierte Interviews (SKID) und Checklisten (IDCL)]
entwickelt, in denen für jedes Symptom oder Kriterium
spezifische Fragen gestellt werden.
19
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.2.7 Systeme zur Klassifikation
psychischer Störungen – Beispiel IDCL
20
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3 Gesundheitspsychologische Diagnostik
3.1.6.3.1 Fragestellungen der
Gesundheitspsychologie
1. Aufklärung über gesundheitsförderliche und
gesundheitsgefährdende Bedingungen in der Umwelt sowie
im eigenen Verhalten
2. Entwicklung und Durchführung spezifischer Programme zur
Verhinderung des Erwerbs gesundheitsschädigender
Lebensstile (Primärprävention), zum Abbau schädlichen
Verhaltens (Sekundärprävention) sowie zur Verhinderung des
Rückfalls nach Aufgabe derartiger Gewohnheiten
(Rückfallprävention)
3. Schaffung eines hilfreichen sozialen Netzwerkes =
gesundheitsprotektiver Faktor
21
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.1 Fragestellungen der
Gesundheitspsychologie
4. Förderung von Kompetenzen zur Verhinderung der
Entwicklung bzw. zur Beeinflussung des Verlaufs von
Erkrankungen, z.B. Aufbau von sozialen Kompetenzen,
Kompetenzerwartungen und internalen Kontrollüberzeugungen sowie effizienten Strategien der
Stressbewältigung
5. Beseitigung oder Verringerung gesundheitsgefährdender
Stressoren in der Umwelt,
6. Durchführung diagnostischer Maßnahmen (einschließlich
Evaluation) in allen Feldern der Gesundheitspsychologie
22
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik


Aus der Art der Ziele wird deutlich, dass die Erhebung
subjektiver Stellungnahmen (speziell mit Hilfe von
Fragebogen) dominiert.
Daneben interessiert die Registrierung krankheitsbzw. gesundheitsbezogenen Wissens und sog.
„traditioneller“ Risikofaktoren

23
z.B. Übergewicht, Bluthochdurch oder erhöhtes LDLCholesterin
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
Bereiche der gesundheitspsychologischen Diagnostik:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
24
Lebensqualität
Verhalten
Persönlichkeitsmerkmale
Konzepte
Wissen
Soziale Unterstützung
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
1. Lebensqualität:
krankheitsübergreifende oder krankheitsspezifische Konzeption
der Verfahren
Verfahren zur Erfassung der Krankheitsverarbeitung bzw.
-bewältigung


Beispiele:




25
Fragebogen zum Gesundheitszustand (SF-36; Bullinger &
Kirchberger, 1998) – krankheitsübergreifend
Marburger Fragebogen zum habituellen Wohlbefinden (MFHW;
Basler, 1999) – krankheitsübergreifend
Fragebogen zur Lebensqualität (CIPS; Schlag, Heinrich, Aadland,
Ganz, 1990) – krankheitsspezifisch
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
1. Lebensqualität:

Erfassung der Krankheitsverarbeitung bzw. -bewältigung:




26
Fragebogen für Asthmapatienten (FAP-R; Schandry & Duschek, 2003)
– krankheitsspezifisch
Fragebogen zur Schmerzregualtion (FSR; Schermelleh-Engel, 1995) Fragebogen zur Erfassung der Schmerzverarbeitung (FESV; Geissner,
2001)
Fragebogen zur Bewältigung von Hauterkrankungen (FBH; Stangier,
Ehlers & Gieler, 1996)
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
2. Verhalten (z.B. Bewegung, Ernährung, Schlaf, Hygiene,
Rauchen, Substanzmissbrauch, Risikoverhalten):
Bestimmte Verhaltensweisen stehen in Beziehung zum
Gesundheitsstatus (gesundheitsfördernd vs.
gesundheitsschädlich). Entsprechende Gewohnheiten
entwickeln und verfestigen sich.
Beispiele: Fragebogen zur Erfassung des
Gesundheitsverhaltens (FEG; Dlugosch & Krieger, 1995)




27
Erfassung gesundheitsbezogener Verhaltensweisen und Einstellungen in
den Bereichen Ernährung, Rauchen, Alkohol, Bewegung, Medikamente,
Schlaf, Allgemeines Wohlbefinden/ Psychosoziale Probleme & Umgang
mit Gesundheit und Krankheit
Fragebogen zum Essverhalten (FEV; Pudel & Westenhöfer, 1989)
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
3. Persönlichkeitsmerkmale:
Persönlichkeitsbereich
Beispiele für Verfahren
Typ-A-Muster, Ärger, Feinseligkeit
Strukturiertes Interview
(SI; Rosenman, 1978)
Kontrollüberzeugung
Fragebogen zu Kompetenz- und
Kontrollüberzeugungen
(FKK; krampen, 1991)
Hardiness (Amalgam aus internaler
Kontrollüberzeugung, Engagement
und Ansporn bzw. Herausforderung)
Optimismus,
Kompetenzerwartung
28
Hardiness-Skala (Maddi, 1987)
Life Orientation Test (LOT; WielandEckelmann & Carver, 1990)
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
3. Persönlichkeitsmerkmale:
Persönlichkeitsbereich
Beispiele für Verfahren
Stressbewältigung
Stressverarbeitungsfragebogen
(SVF-78; Janke, Erdmann & Kallus,
2002)
Vulnerabilität, negative
Affektivität
Positive and Negative Affect
Schedule (PANAS; Watson, Clark
& Tellegen, 1988)
Symptomwahrnehmung und
-bericht
Pennebaker Inventory of Limbic
Languidness (PILL, Pennebaker,
1982)
29
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
4. Konzepte:
Leventhal und Diefenbach (1991): Theorie der
Selbstregulation: Dimensionen der subjektiven
Erkrankungsmodelle:






30
Identität: Vorstellungen des Patienten zur „Natur“ einer
Krankheit, z.B. bezüglich der Symptome
Verursachung: subjektive Theorien über die Ursachen einer
Krankheit (z.B. schädliche Umwelteinflüsse)
Zeit: Vorstellung des Patienten über die zeitlichen Verhältnisse bei
einer Krankheit (z.B. akut, chronisch, zyklisch-episodisch)
Konsequenz: individuelle Einschätzung der Schwere der
Krankheit und Einfluss auf das körp., psy. und soziale Wohlbefinden
Heilung: Überzeugungen über die Wirkung von Interventionen
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
4. Konzepte:



31
Zur Erfassung dieser Komponenten entwickelten Weinman,
Petrie, Moss-Morris und Horne (1996) das Illness
Perception Questionnaire (IPQ) mit den
entsprechenden Skalen (Identität,Verursachung, Zeit,
Konsequenzen, Heilung).
Revision von Moss-Morris et al. (2002): IPQ-R
Ähnliche Zielsetzungen wie das IPQ verfolgt der
deutschsprachige Patiententheoriefragebogen (PATEF,
Zenz, Bischoff & Hrabal, 1996).
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
5. Wissen:



32
Wissen über gesundheits- bzw. krankheitsrelevante
Sachverhalte spielt bei Risikowahrnehmung und Ausübung
eines entsprechenden Vorsorgeverhaltens (z.B.
Infektionsprophylaxe) sowie bei der Gesundheitsförderung
eine zentrale Rolle.
Umfassende Wissenstests bislang nicht etabliert.
Lediglich für spezifische chronische Erkrankungen, bei denen
Wissen wesentlich ist für die Mitarbeit des Patienten bei der
Behandlung (z.B. Diabetes-Wissens-Test – Typ I; DWT Typ I;
Roth, Kulzer, Teupe & Borkenstein, 1996) existieren
ausgearbeitete Wissenstests.
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.2 Ziele und Bereiche der
gesundheitspsychologischen Diagnostik
6. Soziale Unterstützung: Der Fragebogen zur
sozialen Unterstützung (F-SozU; Fydrich, Sommer &
Brähler, 2007) erfasst mit 54 Items die,





EU-Emotionale Unterstützung
PU-Praktische Unterstützung,
SI-Soziale Integration,
BEL-Belastung aus dem sozialen Netzwerk,
REZ-Reziprozität, VERT-Verfügbarkeit einer Vertrauensperson sowie
ZUF-Zufriedenheit mit sozialer Unterstützung.
AKTUELLE LITERATUR: Jäger, S. & Franke, G.H. (2010). Der Fragebogen
zur sozialen Unterstützung: Psychometrische Prüfung an einer Stichprobe
Studierender. Klinische Diagnostik und Evaluation, 3, 427-446.
33
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
3.1.6.3.3 Evaluation
gesundheitspsychologischer Maßnahmen

Aspekte bei der Evaluation von Programmen:
Zielrichtung der Evaluation
Objekt der Evaluation
Zeitpunkt der Evaluation
Praxisorientierung
(Bewertung konkreter
Maßnahmen, z.B. zur
Verbesserung der Zahnpflege im
Kindergarten)
Input
(Bewertung der Güte
verwendeter Testverfahren oder
Lernmaterialien)
Antizipatorisch
(Bewertung der Konsequenzen
bestimmter Maßnahmen, z.B. die
der Freigabe „weicher Drogen“)
Entwicklungsorientierung
(Schaffung von Grundlagen für
spätere Interventionen aus
Erfahrungswerten)
Compliance
(Akzeptanz des Programms, z.B.
Nahrungsangebot bei
Ernährungsprogramm)
Prozess
(kontinuierliche Begleitung der
Maßnahmen, um sofort
eingreifen zu können)
Theorieorientierung (Prüfung
praktischer Bewährung
theoretischer Ansätze)
Output
(Bewertung des angestrebten
Ergebnisses, z.B.
Gewichtsabnahme)
Ergebnis
(Wirksamkeitsbeurteilung einer
Maßnahme; z.B. Kosten-NutzenAnalyse)
34
GHF B.Sc. 3.1.6 Klin. gesupsy. Dia.
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