Die Links-Rechts-Dimension auf dem Prüfstand

Werbung
Die Links-Rechts-Dimension auf dem Prüfstand:
Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
Anja Neundorf
1. Einleitung
Die Links-Rechts-Dimension (bzw. die liberal-conservative-Dimension als ihr
amerikanisches Pendant) wird oft als die zentrale ideologische Komponente im
Einstellungsgeflecht der Wähler gesehen. Es wird allgemein angenommen, dass
weniger abstrakte Meinungen, wie beispielsweise Policy-Positionen (siehe Pappi/
Brandenburg, Thurner u.a. in diesem Band) oder Parteipräferenzen, aber auch
insbesondere das Wahlverhalten, von dieser ideologischen Identität beeinflusst
werden (Inglehart/Klingemann 1976; Fuchs/Klingemann 1990; Evans u.a. 1996;
Jost 2006). Allerdings wurde die Rolle ideologischer Einstellungen auch immer
wieder durchaus kritisch diskutiert. So wurde die Fähigkeit der Wähler in Frage
gestellt, ideologisch komplexe Sachverhalte überhaupt
�����������������������������������
verstehen
�������������������������
zu können (Converse 1964). Auch wurde bereits ganz grundsätzlich das „Ende des ideologischen
Zeitalters” ausgerufen (Bell 1960). Jost (2006), Mair (2007) sowie Corbetta und
Kollegen (2009) kommen allerdings in aktuellen Studien zu dem Schluss, dass
„links” und „rechts” als politische Richtungsbegriffe in modernen Demokratien
nichts von ihrer Bedeutsamkeit eingebüßt haben.
Vor diesem Hintergrund ist es eine offene Frage, wie es um die Tauglichkeit der
Links-Rechts-Dimension als abstraktes Konstrukt zur Abbildung ideologischer
Standpunkte in der deutschen Wählerschaft heute bestellt ist. Angesichts des Umstandes, dass es im deutschen Parteiensystem seit einigen Jahren eine Partei gibt,
die sich ausdrücklich als Die Linke (bis 2007 PDS) bezeichnet, ist zu erwarten,
dass diese ideologischen Begriffe im deutschen Eliten-Diskurs weiterhin von Bedeutung sind. Vor dem Hintergrund sich abschwächender Parteibindungen (Dalton 2005, 2009; Norpoth 2009; Ohr/Quandt, Kroh in diesem Band) erscheint jedoch unklar, inwieweit die Links-Rechts-Dimension auch für die Wähler
weiterhin von Belang ist. Ziel dieses Beitrages ist es deshalb, die Relevanz der
Links-Rechts-Dimension für das individuelle Verhalten der Wähler in Deutschland zu überprüfen.
Zu diesem Zweck soll insbesondere die Funktion der ideologischen Begriffe als
zentrale Entscheidungs- und Orientierungshilfe im Hinblick auf Wahlabsichten
näher untersucht werden. Die Links-Rechts-Selbstidentifikation funktioniert wie
die Bindung an eine soziale Gruppe oder die Parteiidentifikation als eine Art Heuristik, die Wählern erleichtert, sich politisch zu orientieren und Wahlentscheidungen zu treffen. Parteien benutzen die Etiketten „links” und „rechts” als eine Art
Kommunikationshilfe, um ihre politischen Positionen als zusammenhängende
„Policy-Bündel” anzubieten (Budge u.a. 2001). Was geschieht jedoch, wenn die
PVS, Sonderheft 45/2011, S. 233-256
233
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
Angebote der Parteien nicht mehr so deutlich von einander unterscheidbar sind
(vgl. Lachat 2008; Pardos-Prado/Dinas 2010; Evans/Tilley i.E.) oder unklar ist,
welche politischen Inhalte mit diesen Begriffen verbunden sind? Wählen unter
Bezug auf ideologische Selbsteinstufungen könnte unter solchen Bedingungen an
Bedeutung verlieren.
Um die Frage zu beantworten, inwiefern die deutschen Wähler ideologisch abstimmen und wie sich dies über die Zeit verändert hat, geht der vorliegende Beitrag folgendermaßen vor: Zunächst wird der aktuelle Forschungsstand diskutiert,
bevor einige Hypothesen, die eine Veränderung über die Zeit erwarten lassen,
vorgestellt werden. Zunächst wird diskutiert, inwiefern sich eine Veränderung der
politischen Angebotsseite auf das Ausmaß ideologisch konsistenter Wahlentscheidungen auswirken könnte. Ausgehend von einer Auswertung des ALLBUS 2008,
die auf eine fortschreitende Pluralisierung des Verständnisses der Begriffe „links”
und „rechts” hindeutet, werden Vermutungen über die Auswirkungen wachsender
Bedeutungsunschärfe ideologischer Begriffe auf Wahlentscheidungen aufgestellt.
Schließlich wird anhand von Politbarometer-Daten aus den Jahren 1990 bis 2008
untersucht, inwiefern Wähler tatsächlich im Einklang mit ihrer ideologischen Einstellung wählen und wie sich dieser Zusammenhang in diesen beiden Jahrzehnten
verändert hat. Alle Analysen betrachten Wähler in Ost- und Westdeutschland im
Vergleich.
2. Die Links-Rechts-Dimension in der wahlsoziologischen Literatur
Ihre zentrale Stellung in der Politikwissenschaft, welche ihre Bedeutung im allgemeinen politischen Diskurs reflektiert, verdankt die Links-Rechts-Dimension der
ihr zugeschriebenen heuristischen Funktion. Im Vordergrund steht dabei vor allem ihre Funktion als „ mechanism for the reduction of complexity for individuals” (Fuchs/Klingemann 1990: 205). Dieser Sichtweise zufolge erleichtert die politische Links-Rechts-Metaphorik insbesondere die politische Kommunikation
zwischen Parteien, Wählern und politischen Kommentatoren in Medien und Wissenschaft. Deshalb bezeichnen sie Budge und Kollegen (2001: 19) als „the single
most important indicator of party policy, and a pointer to underlying ideology”.
Dementsprechend ist es auch nicht überraschend, dass die Links-Rechts-Dimension in der Parteienforschung schon früh herangezogen wurde, um Parteien
im ideologischen Raum zu verorten (Downs 1957; Sartori 1976). Heutzutage findet man zudem unzählige Beiträge, die mit den Daten des Comparative Manifestos Project (CMP) arbeiten. Hier werden die Wahlprogramme der Parteien benutzt, um diesen auf Basis themenbereichsspezifischer Aussagen Positionen auf
einer Links-Rechts-Skala zuzuweisen (Budge u.a. 2001; Klingemann u.a. 2006;
vgl. Gabel/Huber 2000; Benoit/Laver 2006).
Auch auf der Ebene der Wähler spielt die Links-Rechts-Dimension theoretisch
eine wichtige Rolle. Insbesondere in der Wahl- und Einstellungsforschung nimmt
die ideologische Selbstidentifikation eine zentrale Stellung ein (vgl. van der Eijk
u.a. 2005; Jost 2006; Lachat 2008). Sie spielt demnach eine Schlüsselrolle im Einstellungsgeflecht der Wähler, indem sie ihnen hilft, sich im politischen Raum zu
orientieren und Entscheidungen zu treffen. Auch wenn durchaus verschiedene
234
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
Funktionen der ideologischen Etiketten unterschieden werden – beispielsweise als
Kommunikations-, Orientierungs- und Strukturierungshilfe (Zechmeister 2006) –,
die wichtigste scheint doch der Einfluss auf konkrete Handlungen zu sein, insbesondere auf die Stimmabgabe bei Wahlen. Der vorliegende Beitrag widmet sich
deshalb in erster Linie der Funktion ideologischer Selbsteinstufungen als zentrale
Entscheidungshilfe.
In seiner Abhandlung über Rationalität und Unsicherheit merkt Gigerenzer
(2008: 7) an, Wähler seien „smart enough to know that they are not smart
enough”, weshalb sie auf „��������������������������������������������������������
���������������������������������������������������������
fast and frugal heuristics” – wie beispielsweise ideologische Labels – zurückgreifen müssten. Diese Heuristiken stellen dabei eine ����
„���
kognitive Abkürzung” dar, indem sie nahelegen, einfach diejenige Partei zu wählen,
der man ideologisch am nächsten steht, anstatt aufwendig und wiederkehrend
Informationen über die verschiedenen Wahlalternativen und die von ihnen angebotenen konkreten politischen Inhalte zu sammeln. Die Links-Rechts-Dimension
als eindimensionales, kontinuierliches Konstrukt wird dabei als die beste Annäherung an diese ideologische Wahlentscheidung betrachtet. Basierend auf dem klassischen Distanz-Konzept der ideologischen Wahlentscheidung (Downs 1957; Blais
u.a. 2001) kann es dabei allerdings durchaus geschehen, dass eine linke Partei einem rechten Wähler näher steht als eine konkurrierende Partei aus dem rechten
Spektrum. Im Gegensatz zu dieser Vorstellung steht das Konzept des direktionalen Wählens (Rabinowitz/Macdonald 1989; Macdonald u.a. 1995), das annimmt,
dass Wahlentscheidungen nur für Parteien des eigenen ideologischen Lagers getroffen werden. Hierbei ist die geordnete bzw. kontinuierliche Abstufung der
Links-Rechts-Dimension weniger hilfreich. Insbesondere in der Forschung zur
Parteiidentifikation hat sich gezeigt, dass die für Wähler möglichen parteipolitischen Alternativen in diesem Sinne durch die ideologische Bindung beschränkt
werden (Zuckerman u.a. 2007; Neundorf u.a. i.E.). Das in diesem Zusammenhang diskutiert Konzept der „bounded partisanship” impliziert dabei die Annahme, dass Wähler nicht zwischen ideologisch einander gegenüberstehenden Parteien wechseln, sondern nur innerhalb des eigenen ideologischen Lagers.
Es besteht allerdings kein Konsens darüber, ob Distanz- oder Richtungs-W���
ählen überhaupt faktisch bedeutungsvoll sind. Die Rede vom „Ende der Ideologien”
(Bell 1960) und insbesondere die Arbeiten von Converse (1964) haben Anlass
gegeben, zu bezweifeln, dass Ideologien im politischen Diskurs tatsächlich noch
eine wichtige Rolle spielen und ob Wähler überhaupt in der Lage sind, politische
Inhalte in einem kohärenten ideologischen Überzeugungssystem zu integrieren.
Converse’ Beschreibungen einer in Termini abstrakter ideologischer Konzepte
weitgehend inkompetenten Wählerschaft haben das Bild des ideologiefreien Wählers für lange Zeit geprägt. Luttbeg und Gant (1985: 91) bezweifeln deshalb auch
„the very notion that an ideology structured in liberal/conservative terms is necessary to linking public preferences to government action”. In ähnlicher Weise
schlussfolgert Tedin (1987: 63-64) in seiner Analyse der US-Präsidentschaftswahl
1972, dass es keine „�������������������������������������������������������
��������������������������������������������������������
motivational potency of ideology” gebe. Andere Untersuchungen bekräftigen jedoch die Existenz ideologisch motivierter Wahlentscheidungen und führen dies insbesondere auf die Bildungsexpansion seit den 1960erJahren zurück (Nie u.a. 1976; Dalton u.a. 1984; Franklin u.a. 1992). In einer
235
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
aktuellen Studie zeigt Jost (2006: 657) beispielsweise für die USA, dass ��������
„�������
the effects of liberalism and conservatism on voting decisions are powerful”. Vergleichbare Studien für Deutschland sind allerdings Mangelware.
Ziel des vorliegenden Beitrages ist es deshalb, zu untersuchen, wie stark oder
schwach ideologisches Wählen im Sinne von Wahlentscheidungen für Parteien des
eigenen ideologischen Spektrums im vereinten Deutschland seit der Wiedervereinigung ausgeprägt ist. Dabei steht neben dem Ost-West-Vergleich insbesondere
die zeitliche Entwicklung im Fokus. Im nächsten Abschnitt werden deshalb einige
Hypothese entwickelt, die mögliche Dynamiken ideologisch motivierten Wahlverhaltens erklären können.
3. Einflussfaktoren ideologischen Wählens
Im folgenden werden drei Faktoren diskutiert, welche das Ausmaß des ideologischen Wählens beeinflussen können. Zunächst wird die Rolle der Parteien und
ihres politischen und ideologischen Angebotes erörtert. In diesem Zusammenhang
werden Ergebnisse präsentiert, die zeigen, wie sich die ideologischen Positionen
der Parteien in den Jahren seit der Wiedervereinigung verändert haben. Im zweiten Schritt geht es um die inhaltliche Seite der Links-Rechts-Dimension. Damit
diese ihrer Funktion als Kommunikationshilfe zwischen den Akteuren des politischen Systems gerecht werden kann, ist es unabdingbar, dass diese Akteure über
„shared standards and common terms of reference” (Mair 2007: 206) verfügen.
Sind diese unklar, können ideologische Begriffe ihre Kommunikationsfunktion
nicht erfüllen; daher wird geprüft, in welchem Maße das heute der Fall ist. Im
letzten Schritt wird die Rolle der Salienz der Links-Rechts-Dimension in der Wählerschaft als bedeutsamer Faktor im Hinblick auf Wahlentscheidungen erläutert.
Hierzu werden innerdeutsch vergleichende Überlegungen angestellt.
3.1 Das politische Angebot im Wandel
Eine häufig formulierte Begründung für einen möglichen Rückgang ideologisch
klar konturierten Wahlverhaltens ist eine Veränderung der politischen Positionen
der Parteien. Wie van der Eijk u.a. (2005) in einer international vergleichenden
Untersuchung gezeigt haben, ist die ideologische Polarisierung der Parteien ein
wichtiger moderierender Faktor im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen
der Selbstidentifikation von Wählern auf der Links-Rechts-Skala und der Wahlentscheidung. Auch andere Arbeiten haben bestätigt, dass Wahlentscheidungen
umso stärker ideologisch motiviert sind, je ausgeprägter die Parteien ideologisch
polarisiert sind (z.B. Knutsen/Kumlin 2005; Lachat 2008; Kroh 2009; Evans/Tilley i.E.). Diese Studien begründen den Einfluss der Polarisierung politischer Parteien auf das Ausmaß ideologischen Wählens mit der Überlegung, dass polarisierte Parteien klare und kohärente „Issue-Pakete” präsentieren, die den Wählern
vergleichsweise einfach zugänglich und verständlich sind (Zaller 1992) und dadurch von diesen als wertgeladene Konzepte gelernt werden können (Knutsen/
Kumlin 2005: 158). Die ideologische Selbstidentifizierung der Wähler wird demnach als ein Reflex des Parteienkonflikts angenommen. Wenn sich Parteien aber
236
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
ideologisch annähern, dürfte die politische Konfliktlinie für Wähler schwerer zu
erkennen und weniger nachvollziehbar sein; dementsprechend sollte die LinksRechts-Dimension an Bedeutung für das Wahlverhalten verlieren. Wenn sich Parteien also –
�����������������������������������������������������������������
bewusst
���������������������������������������������������������������
oder nicht – stärker im Zentrum des ideologischen Spektrums positionieren, sollte ihre Anziehungskraft für Wähler mit einer klaren
ideologischen Position – ob rechts oder links – abnehmen.
Abbildung 1: Parteipositionen auf der Links-Rechts-Dimension
(a) Parteipositionen in Wahlprogrammen
237
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
(b) Parteipositionen in der Wahrnehmung der Wähler
Auf Basis von Abbildung 1 können vor dem Hintergrund dieser Überlegungen
Erwartungen im Hinblick auf die Dynamik ideologischer Wahlentscheidungen in
Deutschland formuliert werden. Die Abbildung stellt die Links-Rechts-Positionen
der im Bundestag vertretenen Parteien über den hier untersuchten Zeitraum dar.
Der obere Teil der Abbildung stützt sich auf die Selbstdarstellung der Parteien in
Form ihrer Wahlprogramme (Klingemann u.a. 2006), der untere Teil – basierend
auf Politbarometer-Daten (adaptiert von Schmitt/Wüst 2006) –������������������
����������������
auf die Wahrnehmungen der Wähler (vgl. Lachat 2008). Von ihren Wahlprogrammen ausgehend,
lassen die beiden großen Parteien zwischen 1990 und 2002 (dem letzten verfügbaren Messzeitpunkt) prägnante Wandlungen erkennen. Auffällig ist beispielsweise die deutliche Repositionierung der SPD zur Mitte des Spektrums bei der Bundestagswahl 1998. Auch wenn sie davon in der darauf folgenden Wahl wieder
etwas abgerückt ist, bleibt die SPD auch dann noch eher im mittleren Bereich des
Links-Rechts-Spektrums. Die CDU/CSU ist hingegen nach einem kurzen Abstecher zur linken Seite des ideologischen Kontinuums vor der Wiedervereinigungswahl 1990 klar auf der rechten Seite zu verorten. Die drei kleineren Partei haben
ihr ideologisches Selbstverständnis – ausgedrückt durch ihre Wahlprogramme –
zwischen 1990 und 2002 kaum verändert.
Interessante Befunde bietet ein Abgleich dieser Selbstdarstellungen der Parteien
mit den Wahrnehmungen der Wähler im unteren Teil von Abbildung 1. Der klare
Paradigmenwechsel der SPD unter der Führung von Gerhard Schröder – auch
nach der Vorstellung der Agenda 2010 im März 2003 – schlägt sich nur relativ
238
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
schwach in der Art und Weise nieder, wie die Wähler die deutschen Parteien auf
der Links-Rechts-Skala einordnen. In der Wahrnehmung der Befragten des Politbarometer gab es lediglich um 1995 eine Bewegung der vier „Alt-Parteien” hin
zur Mitte. Die SPD wurde von den Wählern während ihrer gesamten Regierungszeit von 1998 bis 2009 fast konstant etwas links von der Mitte eingeordnet. Klare
Verschiebungen hin zur Mitte sind jedoch nicht zu beobachten. Eine deutlichere
Veränderung gibt es jedoch in der Wahrnehmung der Wähler bezüglich der ideologischen Verortung der PDS/Die Linke. Leider ist es nicht möglich, die Selbstverortung dieser Partei aufgrund ihrer Wahlprogramme festzustellen, da die CMPDaten nur die Bundestagswahlen bis 2002 einschließen. Aber die Wahrnehmung
der Wähler scheint sich auf jeden Fall klar nach links verschoben zu haben. Die
PDS bzw. Die Linke, scheint sich damit – wie nicht nur die Namensänderung verrät – ein deutlicheres ideologisches Profil aufgebaut zu haben.
Basierend auf Abbildung 1 und dem postulierten Zusammenhang zwischen der
ideologischen Polarisierung von Parteien und ideologisch begründeten Wahlentscheidungen lassen sich folgende Hypothesen hinsichtlich der zeitlichen Entwicklung ideologischen Wählens ableiten: Da die ideologisch rechts lokalisierten Parteien CDU/CSU und FDP sowohl in der programmatischen als auch der
wahrgenommenen Position relativ konstant zu sein scheinen, sollten kaum Veränderungen hinsichtlich des rechten ideologischen Wählens zu beobachten sein (Hypothese 1). Anderes ist hingegen für die linken Wähler zu erwarten. Auf der einen
Seite hat die SPD als größte linke Partei an ideologischer Schärfe verloren, was zu
einer Abnahme des linken Wählens geführt haben könnte (Hypothese 2a). Andererseits hat mit der klaren Etablierung der Partei Die Linke auch in Westdeutschland eine andere Partei diese ideologische Position unverkennbar eingenommen.
Dies sollte wiederum zu einer Stärkung des linken ideologischen Wählens geführt
haben (Hypothese 2b).
3.2 Ideologische Etiketten als Kommunikationsmittel
Nach der Angebotsseite wenden wir uns nun der Kommunikationsfunktion der
Links-Rechts-Dimension zu. Damit Parteien ihnen ideologisch nahe stehende
Wähler ansprechen können, müssen sie Themen besetzen, die diese Wähler verstehen und mit ihrer eigenen ideologischen Grundorientierung verbinden können.
Die Kommuniktionsfunktion der ideologischen Richtungsbegriffe „links” und
„rechts” setzt voraus, dass deren Bedeutung hinreichend klar ist. Je eindeutiger
die Bedeutung der Begriffe, desto einfacher sollte es für Wähler sein, diese zur
Strukturierung ihrer politischen Einstellungen zu verwenden und sie als Entscheidungshilfe zu benutzen. Worin der Kern des Links-Rechts-Gegensatzes besteht,
wird jedoch durchaus unterschiedlich gesehen. Downs (1957: 116) hat den durch
dieses Begriffspaar ausgedrückten Konflikt ganz einfach in der Frage zusammengefasst: „How much government intervention in the economy should there be?”.
Diejenigen, die für mehr Staatsverantwortung standen, bezeichnete er als „links”,
Advokaten der freien Marktwirtschaft hingegen als „rechts”. Auch wenn heute
immer noch einige Autoren in der sozioökonomischen Konfliktlinie den Kern der
Links-Rechts-Dimension sehen (Jagodzinski/Kühnel 1994; Knutsen 1995; Herre239
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
ra 1999), wurde diese simple Einteilung von vielen Forschungsarbeiten in Frage
gestellt.
Unter anderem wird debattiert, ob die Links-Rechts-Skala tatsächlich einer einzigen allumfassenden Dimension entspricht oder ob es sich dabei um ein mehrdimensionales Konstrukt handelt. Downs (1957) und Converse (1964) haben die
Links-Rechts-Dimension als bipolare Konfliktlinie gesehen, die als „over-arching
spatial dimension” (Knutsen 1995: 63) oder „super issue” (Inglehart/Klingemann
1976: 244) viele verschiedene Themen zusammenbinden kann. Andere haben allerdings gegen diese Vereinfachung argumentiert und sprechen sich für eine mehrdimensionale Vorstellung politischer Grundorientierungen aus (vgl. Conover/
Feldman 1981; Kitschelt/Hellemans 1990; Corbetta u.a. 2009; Treier/Hillygus
2009). Die bekanntesten Alternativen zum rein sozioökonomischen Verständnis
sind dabei die von Inglehart vorgeschlagene Wertedimension zwischen Materialisten und Post-Materialisten (Inglehart/Klingemann 1976; Inglehart 1977; van
Deth/Geurts 1989) sowie die von verschiedenen Autoren postulierte libert��������
är-aut��
oritäre Konfliktlinie (Evans u.a. 1996; Flanagan/Lee 2003; Heath u.a. 2009).
Die Frage der inhaltlichen Bedeutung und Dimensionalität ist vor allem für die
heuristische Funktion der Links-Rechts-Achse wichtig. Wenn Wähler ihre eigene
ideologische Identifikation mit Themen verbinden, die nicht von Parteien besetzt
und diskutiert werden, ist auch keine Wahlentscheidung basierend auf dem ideologischen Selbstverständnis zu erwarten. Zu fragen ist vor diesem Hintergrund,
ob und in welcher Weise sich die Bedeutung der ideologischen Richtungsbegriffe
in den letzten 20 Jahren seit der Wiedervereinigung entwickelt hat. Leider gibt es
dazu kaum Studien auf der Individualebene. Die einzige systematische Untersuchung „politischer Ideologien im Wandel” von Bauer-Kaase (2001) ist immerhin
schon zehn Jahre alt und deckt wichtige Wandlungsprozesse innerhalb des linken
Lagers nicht ab. Die Studie zeigt allerdings, dass es tatsächlich zu einer Pluralisierung der Inhalte der ideologischen Richtungskonzepte gekommen ist. Sie schlussfolgert, dass ��������������������������������������������������������������������
„�������������������������������������������������������������������
ein zu Beginn der siebziger Jahre vorherrschendes Begriffsverständnis von ‘links’ und ‘rechts’, welches von wenigen Bedeutungselementen dominiert
war, heute einem differenzierten Verständnis Platz gemacht hat” (Bauer-Kaase
2001: 236). Themen, die laut Bauer-Kaase (2001; siehe auch Jagodzinski/Kühnel
1994; Pappi/Shikano 2004; Neundorf 2009) in Deutschland zu einer Pluralisierung der ideologischen Begriffe geführt haben, werden oft unter dem Begriff der
„Neuen Politik�������������������������������������������������������������
” zusammengefasst. Fragen der Gleichberechtigung, des
�����������
Umweltschutzes und der Bürgerrechte scheinen vor allem für Wähler mit einer linken
ideologischen Ausrichtung an Bedeutung gewonnen zu haben. Die Gründung und
Etablierung der Grünen im deutschen Parteiensystem gibt diesen neuen politischen Themen zudem ein institutionelles Gesicht. Für den Begriff „rechts” spielt
im deutschen Kontext hingegen das Thema Ausländerfeindlichkeit eine zentrale
Rolle (Huber/Inglehart 1995; Bauer-Kaase 2001; Neundorf 2009).
Fraglich erscheint vor diesem Hintergrund, wie Wähler mit der Bedeutungspluralität insbesondere des Konzeptes „links” zurechtkommen, wenn es darum geht,
sich Parteien zuzuordnen. Da die vorliegenden Befunde zum Bedeutungswandel
der ideologischen Richtungsbegriffe schon recht alt sind – die letzte vorliegende
Studie benutzte Daten aus dem Jahr 1999 (Neundorf 2009) –, sollen im Folgen240
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
den auf eigenen Auswertungen basierende aktuelle Befunde vorgestellt werden,
um Hypothesen bezüglich des zeitlichen Trends ideologischen Wählens ableiten
zu können. Um die inhaltliche Bedeutung der Links-Rechts-Dimension zu untersuchen, wird das Antwortverhalten der Befragten des ALLBUS 2008 bezüglich
einer Fragebatterie analysiert, welche verschiedene mögliche Bedeutungsaspekte
abdeckt.1 Die Befragten wurden gebeten, auf einer 5-Punkte-Skala ihre Zustimmung bzw. Ablehnung gegenüber zwölf politischen Statements wiederzugeben,
die vier Bedeutungsbereichen zugeordnet werden können, welche häufig als Aspekte der Links-Rechts-Dimension charakterisiert werden. Vier Aussagen sind der
sozioökonomischen Dimension zuzuordnen („Die Politik sollte sich aus der Wirtschaft heraushalten.” „Soziale Sicherung sollte das wichtigste Ziel der Regierung
sein.” „Einkommen und Wohlstand sollten zu Gunsten einfacher Leute umverteilt
werden.����������������������������������������������������������������������
”���������������������������������������������������������������������
„D������������������������������������������������������������������
��������������������������������������������������������������������
ie weitere Öffnung der Märkte dient dem Wohl aller.���������������
”��������������
); drei Aussagen betreffen Aspekte der „Neuen Politik��������������������������������������
”�������������������������������������
(„Zum Schutz der Umwelt sollten härtere Maßnahmen ergriffen werden.���������������������������������������������
”��������������������������������������������
�������������������������������������������
„������������������������������������������
Gleichgeschlechtliche Ehen sollten gesetzlich anerkannt werden.” „Männer und Frauen sollten bei Bewerbungen und
Beförderungen gleich behandelt werden.”); weitere drei Aussagen repräsentieren
die libertär-autoritäre Dimension („Straftäter sollten härter bestraft werden.”
„����������������������������������������������������������������������������
Deutschland sollte militärische Unterstützung im Krieg gegen den Terror leisten.” „Die Rechte des Einzelnen und die Freiheiten der Bürger sollten unter allen
Umständen geachtet werden.����������������������������������������������������
”���������������������������������������������������
); und zwei Aussagen betreffen schließlich das Thema der Einwanderung („Einwanderer sollen sich deutschen Sitten und Gebräuchen anpassen.” „Einwanderer sind gut für die deutsche Wirtschaft.”).
Wir verwenden Converse (1964) constraint-Ansatz2, um zu prüfen, inwieweit
diese Themenbereiche relevante Elemente des Bedeutungsspektrums der Richtungskonzepte „links” und „rechts” darstellen. Dahinter steht die Annahme, dass
statistische Zusammenhänge zwischen der Selbsteinstufung von Befragten auf der
linken oder rechten Seite der Skala und konsistenten Stellungnahmen zu diesen
Aussagen darauf hindeuten, dass das betreffende Thema einen bedeutenden inhaltlichen Teil ihres ideologischen Verständnisses darstellt. Mittels geordneter logistischer Regressionen wurde für jede Aussage ermittelt, wie gut die Zustimmung
oder Ablehnung der Befragten durch deren Links-Rechts-Positionierung vorhersagbar ist. Um der Bipolarität der Ausagen bzw. hinter ihnen stehenden thematischen Dimensionen gerecht zu werden, ist insbesondere die ideologische Selbstidentifikation auf der linken oder der rechten Seite des Spektrums von Bedeutung.
Die auf Basis einer 10-Punkte-Skala (1 = links, 10 = rechts) vorgenommenen ideologischen Selbsteinstufungen der Befragten wurden in drei Gruppen zusammengefasst. Dies erlaubt eine klare Trennung zwischen denjenigen, die sich links einstu1 Die Erhebung der Daten des ALLBUS 2008, welche über GESIS frei verfügbar sind, fand zwischen
März und August 2008 statt. Insgesamt wurden 3.469 mündliche Interviews durchgeführt.
2 ���������������������������������������������������������������������������������������������
Converse (1964: 207) hat zusammenhängende ideologische Orientierungen und politische Einstellungen als Überzeugungssystem (belief system) charakterisiert, zu verstehen als eine “configuration of ideas and attitudes in which the elements are bound together by some form of constraint or
functional interdependence”. Das als „constraint” bezeichnete verbindende Element erlaubt die
“predictability of positions citizens take on specific issues given their general political orientation”
(Sniderman/Bullok 2004: 337).
241
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
fen (Skalenwerte 1 - 4), denjenigen, die sich den neutralen Mittelkategorien
zuordnen (5 und 6), und schließlich denjenigen Befragten, die sich ideologisch
mehr oder weniger weit rechts sehen (7 - 10). Da es uns darum geht, zu untersuchen, inwiefern sich linke und rechte Befragte in ihrem Antwortverhalten bezüglich der verschiedenen Stellungnahmen unterscheiden, sind jeweils die Koeffizientenschätzungen für die linke bzw. rechte ideologische Selbstidentifikation, die in
Form von Dummy-Variablen in die Modelle aufgenommen wurden (wobei die
Befragten in der Mitte des Spektrums die Referenzkategorie bilden), die wesentlichen Komponenten dieses Modells. Zur Kontrolle enthalten die Modelle eine Reihe von Kovariaten (Geschlecht, Alter, Bildungsabschluss, berufliches Prestige und
Konfession).3
Abbildung 2 zeigt die Koeffizientenschätzungen für linke und rechte Wähler in
West- und Ostdeutschland. Wir sehen, dass beispielsweise westdeutsche Befragte,
die sich politisch rechts eingestuft haben, die Aussage, dass Männer und Frauen
bei Bewerbungen und Beförderungen gleich behandelt werden sollen, eher ablehnen – für sie finden wir einen von Null signifikant (auf dem 95-Prozent-Niveau)
verschiedenen, negativen Koeffizienten. Dem stehen linke Westdeutsche gegenüber, für die ein signifikant positiver Effekt der ideologischen Identifikation zu
erkennen ist – sie stimmen dieser Aussage eher zu.
3�������������������������������������������������������������������������������������������
Bildung: Dummy-Variablen für Mittlere Reife, Abitur und Hochschulabschluss (Referenzkategorie: kein oder Hauptschulabschluss); Berufsprestige: nach Treiman (1977) aufgrund der Klassifikation der Berufe (ISCO 1968) auf 7-Punkte-Skala kategorisiert; Konfession: Dummy-Variablen für
Katholiken und Protestanten (Referenzkategorie: keine oder andere Religionszugehörigkeit). Die
Modelle basieren auf mindestens 2.042 Fällen für Westdeutschland und mindestens 1.006 Fällen
für Ostdeutschland. Die vollständigen numerischen Ergebnisse sind bei der Autorin erhältlich.
242
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
Abbildung 2: Effekte linker und rechter Selbsteinstufungen auf politische
Einstellungen (Logit-Koeffizienten mit 95-Prozent-Konfidenzintervallen)
Auf den ersten Blick zeigt sich, dass der Gegensatz zwischen den ideologischen
Gruppierungen auf der rechten und der linken Seite des Spektrums in Westdeutschland erheblich deutlicher ist als in den neuen Bundesländern. Nach 18
Jahren deutscher Einheit unterscheiden sich nur bei einem der zwölf im ALLBUS
2008 abgefragten politischen Themen sowohl ideologisch linke als auch rechte
Ostdeutsche signifikant von denjenigen, die sich in der Mitte einordnen, und zwar
im Hinblick auf die Einstellungen zur gleichgeschlechtlichen Ehe – einem Aspekt
der „Neuen Politik”. In Ostdeutschland ist vor allem auffällig, dass sich rechte
Befragte insgesamt weniger von denjenigen im ideologischen Zentrum unterscheiden als linke Befragte. Der Links-Begriff in Ostdeutschland lässt sich nach Abbildung 2 relativ klar beschreiben und folgt zum größten Teil einem ähnlichen Muster wie in Westdeutschland. Der auffälligste Unterschied betrifft die Themen der
libertär-autoritären Dimension, die für die ideologische Selbstidentifikation der
Bürger der neuen Bundesländer keine Rolle zu spielen scheinen.
Das Bild ist in Westdeutschland insgesamt sehr viel deutlicher. Besonders markant erscheint die Spreizung zwischen Links, Rechts und Mitte bei den Themen
der „Neuen Politik��������������������������������������������������������
” und ��������������������������������������������������
im Hinblick auf das Einwanderungsthema. Die Bedeutung der Begriffe „links” und „rechts” war somit in den alten Bundesländern im
Jahr 2008 stark durch moralische Einstellungen hinsichtlich Umwelt, Gleichberechtigung und der Akzeptanz von Ausländern geprägt. Prägnante Unterschiede
bestanden aber auch nach wie vor hinsichtlich sozioökonomischer Fragen; der
243
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
traditionelle Bedeutungsgehalt der Links-Rechts-Dimension scheint also immer
noch aktuell. Zudem zeigen links gerichtete Westdeutsche aber auch deutliche
Profile bei zwei der drei Stellungnahmen, die der libertär-autoritären Dimension
zuzuordnen sind. Insoweit ist der Bedeutungsgehalt des Konzeptes „links��������
”�������
im Westen vielfältiger als jener des Gegenkonzeptes „rechts”.
In der Zusammenschau der Erkenntnisse älterer Studien und der hier präsentierten Ergebnisse lässt sich festhalten, dass es offenbar eine deutliche Pluralisierung der Begriffe „links” und „rechts” in Westdeutschland, etwas eingeschränkt
aber auch in den neuen Bundesländern gegeben hat. Diese wachsende Bedeutungsunschärfe des Links-Rechts-Gegensatzes sollte dessen Funktionalität im
Hinblick auf eine effektive Kommunikation zwischen Parteien und Wählern erschwert haben. Es ist daher zu erwarten, dass ideologisch motivierte Wahlentscheidungen an Stärke abgenommen haben (Hypothese 3a). Da insbesondere der
Links-Begriff eine Bedeutungserweiterung erfahren und damit an Klarheit eingebüßt hat, wird dieser negative Trend vor allem bei den Wählern auf der linken
Seite des Spektrums erwartet (Hypothese 3b).
3.3 Die Links-Rechts-Dimension im innerdeutschen Vergleich
Die systematische Gegenüberstellung von Wählern in Ost- und Westdeutschland
ermöglicht es, einen weiteren Faktoren näher zu beleuchten, der ideologisches
Wählen beeinflussen kann – die Zentralität der ideologischen Selbstverortung auf
der Links-Rechts-Dimension für die Wähler. Studien über
�����������������������������
verschiedene �����������
post-sozialistische Länder haben gezeigt, dass sich die ideologischen Begriffe in den ehemaligen Ostblockstaaten sehr viel weniger etabliert haben als in älteren Demokratien
(Markowski 1997; Evans/Whitefield 1998; Thorisdottir u.a. 2007). Unter sozialisationstheoretischem Blickwinkel ist vor diesem Hintergrund zu erwarten, dass
die Rolle der ideologischen Selbstidentifikation im politischen Einstellungsgeflecht
der Wähler auch in Ostdeutschland weniger stark ausgeprägt ist als im Westen
(Bauer-Kaase 2001; Neundorf 2009). Daraus folgend lässt sich Hypothese 4a formulieren: Der Effekt der ideologischen Selbstidentifikation auf die Wahlentscheidung ist in den neuen Bundesländern kleiner als in Westdeutschland. Zudem kann
vermutet werden, dass das Ausmaß ideologisch konsistenter Wahlentscheidungen
über die Zeit in Ostdeutschland stärker schwankt als in den alten Bundesländern,
weil kurzfristige Faktoren wie beispielsweise Parteiskandale, Kandidatenbewertungen oder die Wahlkampfmobilisierung dort stärker die Salienz ideologischer
Einstellungen beeinflussen (Hypothese 4b).
4. Die Dynamik ideologischen Wahlverhaltens
In diesem Abschnitt wird nun die Relevanz der Links-Rechts-Dimension als individuelle Entscheidungshilfe bei Wahlen empirisch untersucht. Inwiefern votieren
Wähler ideologisch – das ist die Fragestellung. Sie wird beantwortet für die im
Bundestag vertretenen Parteien über den Zeitraum zwischen 1990 und 2008.
Dazu werden die kumulierten (per Telefon erhobenen) Daten der monatlichen
Politbarometer-Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen verwendet, die aufgrund
244
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
beschränkten Datenzugangs nicht über das Jahr 2008 hinaus zur Verfügung stehen.4 Abhängige Variable der nachfolgend vorgestellten Analysen ist die Wahlabsicht.
Die etablierten deutschen Parteien lassen sich klar in zwei ideologische Lager
einteilen (siehe Abbildung 1; vgl. auch Pappi/Shikano 2004; Klingemann u.a.
2006). Demnach sind die SPD, die Grünen sowie die PDS bzw. (seit 2007) die
Linke auf der linken Seite des Spektrums, die CDU und ihre Schwesterpartei CSU
hingegen rechts der Mitte einzuordnen. Die FDP ist etwas schwieriger zu verorten. Da sie allerdings auf Bundesebene seit den 1980er Jahren eine klare Koalitionspräferenz für die christlichen Parteien hat, kann sie auch eher dem rechten
Lager zugerechnet werden. Wie Abbildung 1(b) gezeigt hat, ist diese ideologische
Zweiteilung des deutschen Parteiensystems in der Wahrnehmung der Wählerschaft sehr konstant gegeben. Keine der Parteien wird im aggregierten Mittel der
Wählerwahrnehmungen jemals auf der anderen ideologischen Seite eingeordnet.
Doch in welchem Maße folgen die Wähler ihren ideologischen Gesinnungen an
der Urne, indem sie ihrer eigenen Lokalisierung links bzw. rechts der Mitte korrespondierende Parteien wählen? Stimmt beispielsweise jemand, der sich selbst der
ideologischen Linken zuordnet, tatsächlich für eine der linken Parteien? Dieser
Frage wird nachfolgend in mehreren Schritten nachgegangen.5 Ergänzend wird
das ideologische Wählen für jede der fünf Bundestagsparteien zum Abschluss
auch separat untersucht, um Verschiebungen des ideologischen Wählens innerhalb
der beiden ideologischen Parteienlager zu identifizieren.
4.1 Die zwei Seiten des ideologischen Wählens
Zunächst sollen die wahlpolitischen Implikationen der Links-Rechts-Dimension
im Hinblick auf die einfache Korrespondenz zwischen Wählern und Parteien im
Hinblick auf den globalen Gegensatz zwischen den beiden ideologischen Lagern
überprüft werden. Wählen linke Wähler linke Parteien und unterstützen rechte
Wähler rechte Parteien? Um diese Frage zu beantworten, werden die links bzw.
rechts einzuordnenden Parteien jeweils zu einem Block zusammengefasst. Um als
erstes nun die Frage zu beantworten, ob eine klare ideologische Selbstidentifikation auch zu einer klaren Wahlentscheidung zu Gunsten einer Partei des eigenen
ideologischen Spektrums führt, zeigt Abbildung 3 die Wahrscheinlichkeit, eine linke bzw. rechte Partei zu wählen, in Abhängigkeit von den ideologischen Selbsteinstufungen der Wähler auf einer 10-Punkte-Links-Rechts-Skala.6 Da auch andere
4 Die kumulierten Daten des Politbarometers sind für Westdeutschland auf der Webseite von GESIS
frei verfügbar. Ich danke Michael Bergmann und Corinna Wagner für die Bereitstellung der kumulierten Daten für Ostdeutschland.
5 Da die Politbarometer-Daten üblicherweise keine ideologischen Positionswahrnehmungen der
Parteien, sondern nur Links-Rechts-Selbstpositionierungen enthalten, scheidet die Option, das
Verhältnis zwischen eigener und individuell wahrgenommener ideologischer Positionierung der
Parteien zum Ausgangspunkt zu machen, für die hier vorgestellten Analysen aus; stattdessen werden auf Aggregatebene bestimmte Positionen als Maßstab für ideologisch konsistente individuelle
Wahlentscheidungen benutzt. Zu diesen beiden Optionen der Positionsbestimmung von Parteien
siehe am Beispiel spezieller Issues Pappi/Brandenburg sowie Thurner u.a. in diesem Band.
6 Nichtwähler und Wähler von Kleinparteien wurden in diesem Modell nicht berücksichtigt.
245
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
Faktoren das Wahlverhalten beeinflussen, kontrolliert das diesen Ergebnissen zugrunde liegende Modell für folgende Kovariaten: Geschlecht, Alter, Bildungsabschluss, Berufsgruppe, Konfession, Gewerkschaftsmitgliedschaft und Herkunft
aus ländlicher bzw. urbaner Region.7 Da es sich um eine gepoolte Analyse über
alle im kumulierten Datensatz enthaltenen Zeitpunkte handelt, beinhaltet das
Modell zudem Dummy-Variablen für Erhebungsjahre.
Abbildung 3: Links-Rechts-Selbsteinstufung und Wahl linker oder rechter Parteien (geschätzte Wahrscheinlichkeiten)
Basierend auf diesem Modell kann für jede Kategorie der Links-Rechts-Skala die
Wahrscheinlichkeit geschätzt werden, eine linke bzw. rechte Partei zu wählen. Die
in Abbildung 3 ausgewiesenen Ergebnisse dieser Schätzung überraschen durch die
Deutlichkeit der sichtbar werdenden ideologischen Strukturierung des Wahlverhaltens. Westdeutsche Befragte, die sich extrem links (Skalenwert 1) einordnen,
haben gerade einmal eine 12-prozentige Wahrscheinlichkeit, für die CDU/CSU
oder die FDP zu stimmen, während die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich für eine
7����������������������������������������������������������������������������������������
Bildungsabschluss: Dummy-Variablen für Hauptschule, Mittlere Reife, Abitur, Hochschulabschluss (Referenzkategorie: kein Schulabschluss); Berufsgruppen: Rentner, Facharbeiter, Einfache
Funktion/selbstständig, Mittlere Funktion, Leitende Funktionen (Referenzkategorie: ohne Beruf
(z.B. Arbeitslose und Hausfrauen, Studenten) und ungelernte Arbeiter); Konfession: Dummy-Variablen für Katholiken und Protestanten (Referenzkategorie: keine oder andere Religionszugehörigkeit); Ortsgröße: Dummy-Variablen für Einwohnerzahl bis 10.000 bzw.über 100.000 Einwohner (Referenzkategorie: 10.000 - 100.000 Einwohner); Gewerkschaftsmitgliedschaft: DummyVariable für Mitglieder vs. Nichtmitglieder.
246
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
der linken Parteien entscheiden, bei 85 Prozent liegt. Noch etwas ausgeprägter
tritt das analoge Muster in Ostdeutschland zutage, wo über 93 Prozent der extrem linken Wähler zur Unterstützung einer linken Partei neigen. Die Wahrscheinlichkeit, eine der linken Parteien zu wählen, nimmt mit zunehmend moderateren
ideologischen Positionen der Befragten fast linear ab. Es ist zudem deutlich erkennbar, dass auf der gesamten rechten Seite der Skala die geschätzte Wahrscheinlichkeit, eine der linken Parteien zu wählen, in Ost wie West unter 50 Prozent
liegt, und dasselbe gilt umgekehrt auf der Gegenseite der Skala. Die Wähler lassen
sich hinsichtlich ihres Wahlverhaltens somit deutlich in ein linkes und ein rechtes
Lager aufteilen.
In den weiteren Analysen wird die Links-Rechts-Selbsteinstufung daher nicht
weiter in Form einer kontinuierlichen Variablen betrachtet. Stattdessen wird die
ideologische Verortung als klar unterscheidbare kategorial zu begreifende Identifikation mit einer der beiden Seiten des Spektrums (bzw. einer neutralen Position)
konzeptionalisiert. Dadurch geht natürlich Varianz im Hinblick auf die ideologische Selbstidentifikation verloren, aber unsere einfach in Termini ideologischer
Richtungen gefasste Forschungsfrage kann so klarer beantwortet werden. Dass
linke (rechte) Wähler linke (rechte) Parteien wählen, zeigt Abbildung 3 ja sehr
deutlich. Im nächsten Schritt soll nun geprüft werden, inwiefern sich dieses ideologische Wählen über die Zeit verändert hat.
4.2 Zeitliche Entwicklung des ideologischen Wählens
Um die dynamische Entwicklung ideologisch motivierter Wahlentscheidungen genauer zu untersuchen, betrachten wir nun die geschätzten Wahrscheinlichkeiten
linker bzw. rechter Wähler, eine ihrer eigenen ideologischen Positionierung korrespondierende Partei zu präferieren, über die Zeit. Dabei werden die Parteien wie
in der vorangegangenen Analyse in die beiden ideologischen Lager eingeteilt.8 Im
Vordergrund steht erneut der Einfluss der Dummy-Variablen einer linken bzw.
rechten ideologischen Position (im Vergleich zur neutralen Mitte) auf diese Wahlentscheidungen. Es wird wiederum nach den schon genannten Kovariaten kontrolliert. Basierend auf den monatlich erhobenen Daten des Politbaromters wird
für jedes Vierteljahr ein separates Modell berechnet.9 Abbildung 4 präsentiert für
jeden der 73 Zeitpunkte, die sich vom 4. Quartal 1990 (der ersten Erhebung der
Links-Rechts-Selbsteinstufung in den neuen Bundesländern) bis Ende 2008 ergeben, die geschätzte Wahrscheinlichkeit, ideologisch konsistent zu wählen. Es zeigt
sich dabei beispielsweise, dass 1991 zirka 80 Prozent aller linken Westdeutschen
tatsächlich auch eine der linken Parteien wählen wollten. Den Tiefpunkt der
Linkswahl bildete im Westen das 4. Quartal 2003 – kurz nach der Verkündung
der Agenda 2010 durch die SPD. Nur noch rund 50 Prozent aller linken West8 Diese multinominalen logistischen Regressionsmodelle schließen auch Wähler von Kleinparteien
sowie Nichtwähler ein. Die numerischen Ergebnisse sind bei der Autorin erhältlich
9 Um die periodischen Effekte des ideologischen Wählens etwas zu glätten, wurde davon abgesehen,
das Modell für jeden Monat zu berechnen. Die Datensätze für Januar bis März, April bis Juni, Juli
bis September und Oktober bis Dezember wurden jeweils für jedes Jahr kumuliert.
247
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
deutschen wollten zu diesem Zeitpunkt konsistent zur eigenen ideologischen Orientierung wählen.
Abbildung 4: Ideologisches Wählen über Zeit (geschätzte Wahrscheinlichkeiten)
Folgt man den zeitlichen Verläufen der Links- und Rechtswahl scheint es jedoch
entgegen Hypothese 1, dass die Veränderungen im rechten Lager noch stärker
ausgefallen sind. Der niedrigste Wert rechten ideologischen Wählens ist im Westen
(mit 40 Prozent) im 4. Quartal 1993 und in den neuen Bundesländern (mit lediglich 29 Prozent) im 2. Quartal 1998 – kurz vor der Machtübernahme durch die
rot-grüne Koalition unter Gerhard Schröder – zu verzeichnen. Es gab aber auch
Zeitpunkte, zu denen sich ideologisch affine Wähler in sehr großer Zahl hinter
den entsprechenden Parteien versammelten. In den neuen Bundesländern war das
(mit 76 Prozent) im 2. Quartal 1994 – kurz vor der Wiederwahl der schwarz-gelben Bundesregierung unter Helmut Kohl – und im Westen (mit 71 Prozent) im 2.
Quartal 2005 – also kurz vor der Bundestagswahl 2005 und der darauf folgenden
Übernahme des Kanzleramtes durch die Spitzenkandidatin der Union, Angela
Merkel – der Fall. Um allgemeine Trends klarer hervortreten zu lassen, wurde
eine Glättung der Datenreihen vorgenommen (LOWESS; BW = 0.8).
Wie sich auf dieser Basis zeigt, kam es vor allem in Westdeutschland innerhalb
des linken Lagers zu einer stetigen Abnahme ideologisch konsistenter Wahlentscheidungen. Wie in Hypothese 2a formuliert, könnte dies an einer Verschiebung
des politischen Angebots der SPD hin zur Mitte liegen. Zudem war entsprechend
Hypothese 3b auch auf Grund der in Abschnitt 3.2 illustrierten zunehmenden
Pluralisierung des Begriffs „links” eine Abnahme des konsistent linken Wählens
248
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
zu erwarten. Nach 2005 lässt sich in den alten Bundesländern unter linken Wählern allerdings ein leichter Gegentrend verzeichnen. Insoweit decken sich die Befunde mit Hypothese 2b, derzufolge erwartet wurde, dass die Stärkung und Etablierung der Partei Die Linke auch in Westdeutschland zu einer Zunahme des
linken ideologischen Wählens führte. Interessant sind aber auch die Ergebnisse
hinsichtlich ideologisch begründeter Wahlentscheidungen im rechten Lager. Hier
wurden Hypothese 1 gemäß keine eindeutigen Trends erwartet, da es keine Veränderungen des politischen Angebots gegeben hat. Allenfalls sollte es zu einer leichten Abnahme des rechten Wählens gekommen sein, da auch der Richtungsbegriff
„rechts” an Bedeutungsschärfe verloren hat (Hypothese 3a). In Westdeutschland
lässt sich empirisch allerdings klar eine positive Entwicklung verzeichnen. Immer
mehr rechte Wähler haben sich während des Beobachtungszeitraums im Einklang
mit ihrer ideologischen Einstellung für die CDU/CSU oder die FDP entschieden.
Die im Westen feststellbaren zeitlichen Trends des abnehmenden und dann wieder leicht zunehmenden konsistent linken sowie klar zunehmenden rechten Wählens sind in den neuen Bundesländern nicht zu beobachten. Bis zur Bundestagswahl 1998 lässt sich eine positive Entwicklung konsistenter Wahlentscheidungen
auf der linken Seite des Spektrums feststellen, welche jedoch danach in einen abnehmenden Trend überging. Im rechten Lager scheint es im selben Zeitraum lediglich einen leichten Abwärtstrend gegeben zu haben. Insgesamt zeigt sich, wie in
Hypothese 4a postuliert, ein etwas geringeres Ausmaß des ideologischen Wählens
in Ost- verglichen mit Westdeutschland. Im Mittel entschieden sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten 61 Prozent (Ost) bzw. 66 Prozent (West) der links der
Mitte positionierten Wähler für eine Partei, die auf ihrer Seite des Spektrums lokalisiert war. Analog favoriesierten im Schnitt etwa 52 Prozent (Ost) bzw. 58 Prozent (West) der rechten Wähler eine ideologisch korrespondierende Partei. Über�����
dies wiesen Ostdeutsche, wie von Hypothese 4b erwartet, etwas stärkere
Schwankungen im Ausmaß ideologisch konsistenten Wahlverhaltens auf, die entsprechend unserer Vermutungen darauf zurückzuführen sind, dass die ideologischen Selbstidentifikationen der Bürger der neuen Bundesländer noch weniger
gefestigt und im Einstellungsgeflecht weniger zentral sind, so dass Wahlentscheidungen stärker von kurzfristigen Einflüssen geprägt sein dürften.
4.3 Ideologisches Wählen im Zeitverlauf für einzelne Parteien
Im letzten – die berichteten Hypothesentests ergänzenden – Schritt der Untersuchung wird die Analyse, die bislang nur ideologische Blöcke in den Blick genommen hat, nach Parteien aufgefächert, um zu sehen, wie sich ideologisches Wählen
auf dieser Ebene auswirkt. Abbildung 5 zeigt die geschätzten Wahrscheinlich­
keiten, in Abhängigkeit von der Verortung auf der linken oder rechten Seite des
ideologischen Spektrums bestimmte Parteien zu wählen.10 Die Betrachtung unter10 Die multinomialen logistischen Regressionsmodelle, auf welchen diese Schätzungen basieren,
schließen auch Wähler von Kleinparteien sowie Nichtwähler ein, die als Referenzkategorie dienen.
Die numerischen Ergebnisse sind bei der Autorin erhältlich.
249
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
scheidet sich lediglich durch den Fokus auf einzelne Parteien vom vorangegangenen Abschnitt.
Abbildung 5: Ideologisches Wählen über Zeit nach Parteien
(geschätzte Wahrscheinlichkeiten mit 95-Prozent-Konfidenzintervallen
Zunächst wird die ideologische Konsistenz der Wahl der vier wichtigsten Parteien
in Westdeutschland betrachtet.11 Dabei fällt vor allem auf, dass die SPD bei linken Wählern über den hier analysierten Zeitraum hinweg massiv an Zuspruch
verloren hat. Im 4. Quartal 2002 – also direkt nach der ersten Wiederwahl der
rot-grünen Bundesregierung – stürzte der Zuspruch linker Wähler von rund 55
Prozent auf unter 40 Prozent ab. Danach scheint sich die Wahrscheinlichkeit
westdeutscher Wähler mit linker ideologischer Identifikation, die SPD zu wählen,
auf diesem Niveau eingependelt zu haben. Rechte Wähler neigten ihr zwar stets
weitaus weniger zu, aber selbst bei ihnen ist ein leichter langfristiger Niedergang
feststellbar. Lediglich im 4. Quartal 2005 – als die Große Koalition formiert wurde ����������������������������������������������������������������������������
– ging die Schärfe des ideologischen Wählen���������������������������������
s in Westdeutschland deutlich zurück. Dies zeigt der zu diesem Zeitpunkt insignifikante Unterschied zwischen
rechten und linken SPD-Wählern. Als Nutznießer der langfristigen Schwächung
der SPD erscheinen die Grünen. Diese konnten, nach einer leichten Talfahrt zwi11 Wegen zu kleiner Fallzahlen wird die PDS für die alten Bundesländer nicht gesondert betrachtet.
Die Wähler dieser Partei sind in den für Westdeutschland durchgeführten Analysen mit den Nichtwählern und den Wählern von Kleinparteien in einer Residualkategorie zusammengefasst.
250
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
schen 1995 und 2002, etwa ein Fünftel der westdeutschen Wähler von der linken
Seite des ideologischen Spektrums an sich binden. Bei Betrachtung der CDU/CSU
fällt auf, dass der Unterschied zwischen linken und rechten Wählern im Hinblick
auf die Unterstützung dieser Partei – in deutlichem Unterschied zu SPD und Grünen – relativ konstant geblieben ist. Im Schnitt lag die Wahrscheinlichkeit, für die
Christdemokraten zu stimmen, im Beobachtungszeitraum bei den rechts lokalisierten Wählern zumeist etwas über 50 Prozent, bei einem leichten langfristigen
Zugewinn. Die zunächst überlappenden Konfidenzintervalle für linke und rechte
westdeutsche Wähler im Hinblick auf die FDP deuten demgegenüber darauf hin,
dass diese Partei in den 1990er Jahren nicht in prägnanter Weise aus ideologischen Motiven favorisiert wurde. Allerdings ist seit der Jahrtausendwende ein
deutlicher Zuwachs an Unterstützung durch rechte Wähler feststellbar. Ab 2003
ist der Unterschied zwischen linken und rechten FDP-Wählern signifikant.
Ein Blick auf die Dynamik des ideologischen Wahlverhaltens in den neuen Bundesländern zeigt auch auf Ebene der Einzelparteien stärkere zeitliche Schwankungen.12 Zwischen 1993 und 2000 kam es beispielsweise in der Rechts-Wahl der
CDU zu erheblichen jährlichen Abweichungen von bis zu 20 Prozentpunkten.
Auch die zeitliche Entwicklung linker Wählern weist starke Schwankungen auf.
Der Einfluss der Links-Rechts-Selbstidentifikation auf die Wahrscheinlichkeit, für
die SPD zu votieren, war in Ostdeutschland nur bis 1995 und dann wieder während der ersten Amtsperiode der rot-grünen Koalition klar signifikant. Ab 2002
ging der Anteil der linken SPD-Wähler ähnlich wie im Westen deutlich zurück.
Allerdings gab es im Osten kein korrespondierendes Wachstum der Grünen bei
den ideologisch linken Wählern – diese verloren sogar, wenngleich auf weit niedrigerem Niveau, langfristig an Unterstützung. Der Profiteur dieser Entwicklung
scheint vielmehr Die Linke gewesen zu sein. Die Wahrscheinlichkeit, die ehemalige Staatspartei der DDR zu wählen, lag zuletzt unter den linken Ostdeutschen bei
immerhin etwa 25 Prozent und damit nur leicht niedriger als für die SPD. Insgesamt bekräftigen diese Befunde den Schluss, dass die ideologische Gesinnung einen starken Effekt auf das Wahlverhalten in West- und Ostdeutschland hat. Innerhalb der ideologischen Lager scheinen aber erhebliche Verschiebungen möglich zu
sein – ideologisch linke und rechte Wähler sind offenbar stark lagergebunden,
aber in deutlich geringerem Maße parteigebunden.
5. Fazit
Ziel dieser Arbeit war es, die Tauglichkeit der Links-Rechts-Dimension als abstraktes Konstrukt zur Abbildung ideologischer Standpunkte und die damit verbundene langfristige Relevanz ideologischer Gegensätze für individuelle Wahlentscheidungen in der deutschen Wählerschaft zu untersuchen. Dabei war die
Annahme forschungsleitend, dass ideologisch konsistentes Wählen bestärkt wird,
wenn die Begriffe „������������������������������������������������������������
�������������������������������������������������������������
links�������������������������������������������������������
”������������������������������������������������������
und �������������������������������������������������
„������������������������������������������������
rechts������������������������������������������
”�����������������������������������������
klar unterscheidbare ideologische Stand12 Wegen zu kleiner Fallzahlen wird die FDP für die neuen Bundesländer nicht gesondert betrachtet.
Die Wähler dieser Partei sind in den für Ostdeutschland durchgeführten Analysen mit den Nichtwählern und den Wählern von Kleinparteien in einer Residualkategorie zusammengefasst.
251
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
punkte beschreiben. Drei Faktoren wurden unterschieden, die diese Trennschärfe
beeinflussen – das ideologische Angebot der Parteien, die Bedeutungsklarheit der
politischen Richtungsbegriffe als Voraussetzung ihrer Kommunikationstauglichkeit sowie ihre Salienz in der Wählerschaft. Es wurde die Erwartung formuliert,
dass ein Wandel der Parteien und ihres politischen und ideologischen Angebotes
einen Einfluss auf die Stärke des ideologischen Wählens hat. Vor diesem Hintergrund wurden vor allem Veränderungen auf der linken Seite des Spektrums als
bedeutsam erachtet. Die SPD hat als größte linke Partei an ideologischer Schärfe
verloren, was zu einer Abnahme des linken Wählens geführt haben könnte.
Gleichzeitig hat mit der Etablierung der Partei Die Linke auch in Westdeutschland
aber eine andere Partei diese ideologische Position unverkennbar eingenommen,
was wiederum zu einer Stärkung des linken ideologischen Wählens geführt haben
dürfte. Unsere Analysen des Wählerverhaltens von 1990 bis 2008 haben diese
Vermutungen in der Tendenz bestätigt.
Um die Kommunikationsfunktion der Etiketten ������������������������������
„�����������������������������
links������������������������
”�����������������������
und „�����������������
������������������
rechts�����������
”����������
zu evaluieren, wurde untersucht, welche Inhalte die Wähler 2008 mit diesen Begriffen verbunden haben. Die empirisch dokumentierte Bedeutungsverschiebung sollte vor
allem linkes ideologisches Wählen beeinflusst haben. Bezüglich der Rolle der Salienz der Links-Rechts-Dimension in der Wählerschaft wurden innerdeutsch vergleichende Überlegungen angestellt. Da die Begriffe �����������������������������
„����������������������������
links�����������������������
”����������������������
und �����������������
„����������������
rechts����������
”���������
im politischen Diskurs der DDR keine Rolle gespielt und die ostdeutschen Wähler somit
diese ideologischen Konzepte erst spät in ihrem Lebenszyklus kennengelernt haben, war zu erwarten, dass der Effekt der ideologischen Selbstidentifikation auf
die Wahlentscheidung in den neuen Bundesländern kleiner ist als in Westdeutschland. Zudem wurde vermutet, dass das Ausmaß ideologisch konsistenter Wahlentscheidungen über die Zeit in Ostdeutschland stärker schwankt als in den alten
Bundesländern.
Die Analyen haben gezeigt, dass der ideologische Links-Rechts-Gegensatz nach
wie vor ein bedeutsames Strukturierungsmerkmal von Wahlentscheidungen in
Deutschland darstellt. Linke Wähler tendieren eher zu linken Parteien (SPD, Grüne, PDS/Linke), rechte Wähler entscheiden sich eher für die Unionsparteien sowie
mit zunehmender Tendenz die FDP. Die Längsschnittanalysen zeigen global relativ
konstante, für die einzelnen Parteien jedoch wechselhafte Einflüsse der ideologischen Selbstverortung auf das Wahlverhalten. Die ideologische Gesinnung hat offenkundig einen starken Effekt auf das Wahlverhalten in West- und Ostdeutschland. Innerhalb der ideologischen Lager scheinen aber erhebliche Verschiebungen
möglich zu sein – ideologisch linke und rechte Wähler sind offenbar stark lagergebunden, aber in deutlich geringerem Maße parteigebunden.
Der innerdeutsche Vergleich hat einige interessante Unterschiede, aber auch
Gemeinsamkeiten aufgezeigt. In den alten Bundesländern war beispielsweise eine
deutliche Abnahme konsistent linker Wahlentscheidungen und eine gleichzeitige
Zunahme konsistent rechter Wahlentscheidungen festzustellen – ein Befund, der
den Erwartungen entspricht, die bezüglich des Parteienangebots und der Bedeutungsverschiebung des ideologischen Begriffspaares angestellt wurden. In Ostdeutschland ist hingegen keine steigende Bedeutung konsistent rechten Wahlverhaltens zu beobachten. Bis zur Bundestagswahl 1998 ist eine Zunahme
252
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
konsistenter Wahlentscheidungen auf der linken Seite des Spektrums festzustellen,
welche jedoch danach in einen abnehmenden Trend überging. Insgesamt ist wie
erwartet die Stärke des ideologisch konsistenten Wählens in den neuen Bundesländern schwächer und stärkeren Schwankungen ausgesetzt als in Westdeutschland.
Damit lässt sich zusammenfassend festhalten, dass die hier vorgestellten Untersuchungen die Hypothesen hinsichtlich der Bedeutsamkeit der Links-Rechts-Dimension als Hintergrund von Wahlentscheidungen in Ostdeutschland, vor allem
aber in Westdeutschland bestätigt haben. Die dokumentierten Muster ideologischen Wählens korrespondieren den Verschiebungen im ideologischen Angebot
der Parteien und der zunehmenden Bedeutungsunschärfe der Begriffe „links” und
„rechts”. Unerwartet war lediglich die abnehmende Stärke linker ideologischer
Wahlentscheidungen.
Literatur
Bauer-Kaase, Petra, 2001: Politische Ideologie im Wandel? Eine Längsschnittanalyse der
Inhalte der politischen Richtungsbegriffe „links“ und „rechts“, in: Klingemann, HansDieter/Kaase, Max (Hrsg.), Wahlen und Wähler – Analysen aus Anlass der Bundestagswahl. Wiesbaden, 207-244.
Bell, Daniel, 1960: The end of ideology. On the exhaustion of political ideas in the fifties.
Cambridge, Mass.
Benoit, Kenneth/Laver, Michael, 2006: Party policy in modern democracies. London.
Blais, Andre/Nadeau, Richard/Gidengil, Elisabeth/Nevitte, Neil, 2001: The formation of
party preferences. Testing the proximity and directional models, in: European Journal
of Political Research 40, 81–91.
Budge, Ian/Klingemann, Hans-Dieter/ Volkens, Andrea/ Bara, Judith/Tanenbaum, Eric
(Hrsg.), 2001: Mapping policy preferences. Estimates for parties, electors, and governments 1945-1998. Oxford.
Conover, Pamela J./Feldman, Stanley, 1981: The origins and meaning of liberal/conservative self-identifications, in: American Journal of Political Science 25, 617–645.
Converse, Philip, 1964: The Nature of Belief Systems in Mass Publics, in: Apter, David E
(Hrsg.), Ideology and discontent. New York und London, 206-249.
Corbetta, Piergiorgio/Cavazza, Nicoletta/Roccato Michele, 2009: Between ideology and
social representations. Four theses plus (a new) one on the relevance and the meaning
of the political left and right, in: European Journal of Political Research 48, 622–641.
Dalton, Russell, 2005: Citizen politics. Public opinion and political parties in advanced
industrial democracies. Washington, DC.
Dalton, Russell, 2009: Cognitive mobilization and partisan dealignment in advanced industrial democracies, in: Journal of Politics 46, 264–284.
Dalton, Russell/Flanagan, Scott C./Beck, Paul A./Alt, James E., 1984: Electoral change in
advanced industrial democracies. Realignment or dealignment? Princeton, N.J.
Downs, Anthony, 1957: An economic theory of democracy. New York.
Evans, Geoffrey/Heath, Anthony/Lalljee, Mansur, 1996: Measuring left-right and libertarian-authoritarian values in the British electorate, in: British Journal of Sociology 47,
93–112.
253
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
Evans, Geoffrey/Tilley, James, i.E.: How Parties shape class Politics. Explaining the decline
of class basis of party support, in: British Journal of Political Science.
Evans, Geoffrey/Whitefield, Stephen, 1998: The evolution of left and right in post-Soviet
Russia, in: Europe-Asia Studies 50, 1023–1042.
Flanagan, Scott C./Lee, Aie-Rie, 2003: The new politics, culture wars, and the authoritarian-libertarian value change in advanced industrial democracies, in: Comparative Political Studies 36, 235–270.
Franklin, Mark N./ Mackie, Thomas T./Valen, Henry (Hrsg.), 1992: Electoral change. Responses to evolving social and attitudinal structures in western countries. Cambridge.
Fuchs, Dieter/Klingemann, Hans-Dieter, 1990: The Left-Right Schema. ������������������
Theoretical Framework, in: Jennings, Kent M./van Deth, Jan W (Hrsg.), Continuities in political action. A
longitudinal study of political orientations in three Western Democracies. Berlin, 203234.
Gabel, Matthew J./Huber, John D, 2000: Putting parties in their place. Inferring party leftright ideological positions from party manifestos data, in: American Journal of Political Science 44, 94–103.
Gigerenzer, Gerd, 2008: Rationality for Mortals. How People Cope with Uncertainty. Oxford.
Heath, Anthony/Evans, Geoffrey/Martin, Jean, 2009: The measurement of core beliefs and
values. The development of balanced socialist/laissez faire and libertarian/authoritarian
scales, in: British Journal of Political Science 24, 115–132.
Herrera, Richard, 1999: The Language of Politics, in: Miller, Warren E. (Hrsg.), Policy
Representation in Western Democracies. Oxford, 59-86.
Huber, John/Inglehart, Ronald, 1995: Expert Interpretations of Party Space and Party Locations in 42 Societies, in: Party Politics 1, 73–111.
Inglehart, Ronald, 1977: The Silent Revolution. Changing Values and political styles
among Western publics. Princeton.
Inglehart, Ronald/Klingemann, Hans-Dieter, 1976: Party identification, ideological preference and the left-right dimension among Western mass publics, in: Budge, Ian/Crewe,
Ivor/Farlie,Dennis (Hrsg.), Party identification and beyond. London, 243-273.
Jagodzinski, Wolfgang/Kühnel, Steffen M, 1994: Bedeutungsvarianz und Bedeutungswandel der Richtungsbegriffe „links“ und „rechts“, in: Rattinger, Hans/Gabriel, Oscar W./
Jagodzinski, Wolfgang (Hrsg.), Wahlen und politische Einstellungen im vereinigten
Deutschland. Frankfurt/Main, 317-367.
Jost, John T, 2006: The end of the end of ideology, in: American Psychologist 61, 651–670.
Kitschelt, Herbert/Hellemans, Staf, 1990: The left-right semantics and the new politics
cleavage, in: Comparative Political Studies 23, 210–238.
Klingemann, Hans-Dieter/Volkens, Andrea/Budge, Ian/Bara, Judith (Hrsg.), 2006: Mapping policy preferences II. Estimates for parties, electors, and governments in Eastern
Europe, European Union, and OECD 1990-2003. Oxford.
Knutsen, Oddbjorn/Kumlin, Staffan, 2005: Left-right orientations and party choice, in:
Thomassen, Jacques (Hrsg.), The European Voter. A Comparative Study of Modern
Democracies. Oxford, 125–166.
Knutsen, Oddbjorn, 1995: Value orientations, political conflicts and left-right identification. A comparative study, in: European Journal of Political Research 28, 63–93.
254
PVS, Sonderheft 45/2011
Neundorf | Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990-2008
Kroh, Martin, 2009: The ease of ideological voting. Voter sophistication and party system
complexity, in: Klingemann, Hans-Dieter (Hrsg.), The comparative study of electoral
systems. Oxford, 220–236.
Lachat, Romain, 2008: The impact of party polarization on ideological voting, in: Electoral Studies 27, 687–698.
Luttbeg, Norman R./Gant, Michael M, 1985: The failure of liberal/conservative ideology
as a cognitive structure, in: Public Opinion Quarterly 49, 80–93.
Macdonald, Stuart E./Rabinowitz, Georg/Listhaug, Ola, 1995: Political sophistication and
models of issue voting, in: British Journal of Political Science 25, 453–483.
Mair, Peter, 2007: Left-right orientation, in: Dalton, Russell/Klingemann, Hans-Dieter
(Hrsg.), Oxford handbook of political behavior. Oxford, 206-222.
Markowski, Radoslaw, 1997: Political parties and ideological spaces in East Central Europe, in: Communist and Post-Communist Studies 30, 221–254.
Neundorf, Anja, 2009: Growing up on Different Sides of the Wall – A Quasi-Experimental
Test. Applying the Left–Right Dimension to the German Mass Public, in: German Politics 18, 201–225.
Neundorf, Anja/Stegmueller, Daniel/Scotto, Thomas J, i.E.: The Individual Level Dynamics
of Bounded Partisanship, in: Public Opinion Quarterly.
Nie, Norman H./Verba, Sidney/Petrocik, John R, 1976: The changing American voter.
Cambridge, Mass.
Norpoth, Helmut, 2009: The Making of a More Partisan Electorate in West Germany, in:
British Journal of Political Science 14, 53–71.
Pappi, Franz U./Shikano, Susumu, 2004: The Positions of Parties in Ideological and Policy
Space. The Perception of German Voters of their Party System. MZES Working Paper
73. Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung.
Pardos-Prado, Sergi/Dinas, Elias, 2010: Systemic polarisation and spatial voting, in: European Journal of Political Research 49, 759–786.
Rabinowitz, George/Macdonald, Stuart E, 1989: A directional theory of issue voting, in:
American Political Science Review 83, 93–121.
Sartori, Giovanni, 1976: Parties and party systems. A framework for analysis. Cambridge.
Schmitt, Hermann/Wüst, Andreas, 2006: The extraordinary Bundestag election of 2005.
The interplay of long-term trends and short-term factors, in: German Politics and Society 24, 27–46.
Sniderman, Paul M./ Bullock, John, 2004: A consistency theory of public opinion and political choice. The hypothesis of menu dependence, in: Saris, Willem/Sniderman, Paul
M. (Hrsg.), Studies in Public Opinion. Attitudes, Nonattitudes, Measurement Error and
Change. Princeton, NJ, 337-358.
Tedin, Kent L, 1987: Political ideology and the vote, in: Research in micropolitics 2, 63–
94.
Thorisdottir, Hulda/Jost, John T./Liviatan, Ido/Shrout, Patrick E, 2007: Psychological
needs and values underlying left-right political orientation. Cross-national evidence
from Eastern and Western Europe, in: Public Opinion Quarterly 71, 175–203.
Treier, Shawn/Hillygus, D. Sunshine, 2009: The nature of political ideology in the contemporary electorate, in: Public Opinion Quarterly 73, 679–703.
Treiman, Donald J, 1977: Occupational prestige in comparative perspective. New York.
255
II. Psychische Prädispositionen und Wählerverhalten
van der Eijk, Cees/Schmitt, Hermann/Binder, Tanja, 2005: Left-right orientations and party
choice, in: Thomassen, Jacques (Hrsg.), The European Voter. A Comparative Study of
Modern Democracies. Oxford, 167–191.
van Deth, Jan W./Geurts, Peter, 1989: Value orientation, left-right placement and voting,
in: European Journal of Political Research 17, 17–34.
Zaller, John, 1992: The nature and origins of mass opinion. Cambridge.
Zechmeister, Elizabeth, 2006: What’s left and who’s right? A Q-method study of individual
and contextual influences on the meaning of ideological labels, in: Political Behavior
28, 151–173.
Zuckerman, Allan S/Dasovic, Josip/Fitzgerald, Jennifer, 2007: Partisan families. The social
logic of bounded partisanship in Germany and Britain. Cambridge.
256
PVS, Sonderheft 45/2011
Herunterladen