Kapitel 6 Musterlösungen _________________________________________________________________________ Ü 6.1 Beschleunigung eines Fahrzeugs Ein Fahrzeug mit einer Masse m = 1750 kg wird t = 6.9 s lang mit a = 0.38 g beschleunigt. Der Rollwiderstand wird mit μ = 0.014 abgeschätzt, der aerodynamische Widerstand wird vernachlässigt. Welche Arbeit wird von der Antriebskraft in dem Zeitintervall Δt = 6.9 s geleistet? FT=m⋅a FA FR=μ⋅ FR=μ⋅ 0.5⋅FG FG=m⋅g Gewichtskraft FG des Fahrzeugs FG = m ⋅ g =1750 kg ⋅ 9.81 m = 17168 N s2 Antriebskraft FA aus der Kräftebilanz in Fahrtrichtung FA = m ⋅ a + μ ⋅ FG =1750 kg ⋅ 0.38 ⋅ 9.81 m + 0.014 ⋅ 17168 N = 6764 N s2 Im Zeitintervall Δt zurückgelegte Strecke 1 1 m Δs = ⋅ a ⋅ Δt 2 = ⋅ 0.38 ⋅ 9.81 2 ⋅ 6.9 2 s 2 = 88.74m 2 2 s Verrichtete Arbeit WA = FA ⋅ Δs = 6764 N ⋅ 88.74m = 600.2 ⋅103 Nm = 0.1667 kWh _________________________________________________________________________ Ü 6.2 Isotherme Kompression von Luft Ein reibungsfrei gleitender Kolben mit einem Durchmesser von d = 100mm verdichtet Luft isotherm vom Volumen V1 = 0.18 m³ auf V2 = 0.03 m³. Der Anfangsdruck beträgt p1 = 1340 hPa. Der Umgebungsdruck beträgt pu = 980hPa. Gesucht sind die erforderliche Kolbenkraft FN und die verrichtete Nutzarbeit WN12. W N 12 = WV 12 − pU ⋅ (V1 − V2 ) Die Volumenänderungsarbeit ergibt sich zu 2 WV 12 = − ∫ p ⋅ dV 1 mit der Zustandsgleichung des idealen Gases bei isothermen (d.h. dT = 0) Prozessen ___________________________________________________________________________ Seite 1 von 7 Kapitel 6 Musterlösungen _________________________________________________________________________ p ⋅ V = m ⋅ R ⋅ T ⇒ p ⋅ V = p1 ⋅ V1 = p 2 ⋅ V2 ⇔ p = p1 ⋅ V1 ⋅ 1 V folgt 2 WV 12 = − ∫ 1 2 ⎛V R ⋅T 1 ⋅ dV = − p1 ⋅ V1 ⋅ ∫ ⋅ dV = − p1 ⋅ V1 ⋅ [ln (V2 ) − ln (V1 )]= − p1 ⋅ V1 ⋅ ln⎜⎜ 2 V V ⎝ V1 1 ⎞ ⎟⎟ ⎠ und die Nutzarbeit WN12 zu ⎞ ⎟⎟ − pU ⋅ (V1 − V2 ) ⎠ ⎛ 0.03 ⎞ W N 12 = − 134000 Pa ⋅ 0.18 m 3 ⋅ ln⎜ ⎟ − 98000 Pa ⋅ (0.18 − 0.03) = 28517 J ⎝ 0.18 ⎠ ⎛V W N 12 = − p1 ⋅ V1 ⋅ ln⎜⎜ 2 ⎝ V1 Kolbenkraft FN p2 = p1 ⋅ V1 V2 134000 Pa ⋅ 0.18 m 3 = 804000 Pa 0.03 m 3 FN = ( p 2 − pU ) ⋅ A p2 = 2 ⎛ 0.1 m ⎞ FN = (804000 Pa − 98000 Pa ) ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ π = 5545 N ⎝ 2 ⎠ _________________________________________________________________________ Ü 6.3 Berechnung von Wellenleistung P und geleistete Wellenarbeit nach Δt = 30 Minuten Betrieb mit konstanter Drehzahl Der Motor überträgt bei einer Drehzahl von n = 2700 min-1 ein Drehmoment von MW = 392 Nm. Wellenleistung P P = MW ⋅ω = MW ⋅ 2 ⋅π ⋅ n P = 392 Nm ⋅ 2 ⋅ π ⋅ 2700 min −1 = 110835W =110.835 kW 60 Geleistete Wellenarbeit nach Δt = 30 Minuten Betrieb mit konstanter Drehzahl WW 12 = P ⋅ Δt WW 12 = 110835W ⋅ 1800 s = 199.5 ⋅ 10 6 Ws = 199.5 ⋅ 10 6 J = 55.42 kWh _________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Seite 2 von 7 Kapitel 6 Musterlösungen _________________________________________________________________________ Ü 6.4 Kühlung eines elektrischen Leiters Ein elektrischer Leiter wird von einem zeitlich konstanten Gleichstrom durchflossen. Der elektrische Leiter, der zwischen zwei Punkten mit dem Potentialunterschied Uel = 15.5 V liegt, hat einen elektrischen Widerstand von Rel = 2.15 Ω. Durch eine entsprechende Kühlung wird die Temperatur des Leiters konstant gehalten. Wieviel Energie muß innerhalb von Δt = 1 h in Form von Wärme abgeführt werden? Definition für die Wärme Q12 = U 2 − U 1 − W12 Da sich der Zustand, d.h. die Temperatur und somit die innere Energie des Leiters nicht ändert, gilt: U 2 − U1 = 0 (T =const. !) Die zugeführte Arbeit entspricht der zugeführten elektrischen Arbeit W12 = W12el = U el ⋅ I el ⋅ Δt mit I el = U el Rel folgt ⎛ U el2 ⎞ ⎟ ⋅ Δt =−⎜ ⎜ Rel ⎟ ⎠ ⎝ 2 2 ⎛ 15.5 V ⎞ ⎟ ⋅ 3600 s = − 402.3 kJ = − 0.1117 kW Q12 = − ⎜ ⎜ 2.15 Ω ⎟ ⎠ ⎝ Q12 = − W12el _________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Seite 3 von 7 Kapitel 6 Musterlösungen _________________________________________________________________________ Ü 6.5 Stationärer Fließprozeß am Beispiel eines Wasserkraftwerks Die Grenzen des Kontrollraums werden so gewählt, daß die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers vernachlässigbar klein wird, d.h. c1 = c2 ≈ 0. Der Luftdruck ist zu vernachlässigen und Zu- und Ablauf liegen in der gleichen Tiefe unter dem Oberwasser- bzw. Unterwasserspiegels, d.h. p1 = p2. Der Kontrollraum ist adiabat, d.h. q12 = 0. Wasser kann als inkompressibel angenommen werden, d.h. seine Dichte ρ bzw. spezifisches Volumen v ist konstant. Gesucht ist die abgegebene Turbinenarbeit wt12 . Der erste Hauptsatz für stationäre Fließprozesse q12 + wt ,12 = h2 − h1 + ( ) 1 2 ⋅ c 2 − c12 + g ⋅ ( z 2 − z1 ) 2 vereinfacht sich somit zu wt ,12 = h2 − h1 + g ⋅ ( z 2 − z1 ) bzw. wt ,12 = u 2 − u1 + ( p 2 − p1 ) ⋅ v + g ⋅ ( z 2 − z1 ) 1424 3 =0 also wt ,12 = u 2 − u1 + g ⋅ ( z 2 − z1 ) = u 2 − u1 − g ⋅ z geodätisch 123 14243 innere Energie potentielle Energie Die abgegebene Turbinenarbeit setzt sich also zusammen aus der Änderung der inneren Energie sowie aus der Abnahme der potentiellen Energie des Wassers im Schwerefeld der Erde. Für einen reversiblen Prozeß gilt u1 = u2, d.h. die innere Energie im System bleibt unverändert und die abgegebene Arbeit hängt lediglich von der Änderung der potentiellen Energie ab. wt12,rev = g ⋅ ( z 2 − z1 ) = − g ⋅ z geodätisch Dies stellt den theoretisch maximal erzielbaren Grenzwert für die abzugebende Turbinenarbeit dar. In der Natur kommen jedoch lediglich verlustbehaftete Prozesse vor, d.h. es gilt wegen der Reibungsverluste u2 > u1. Diese Verluste führen zu einer Verringerung der ___________________________________________________________________________ Seite 4 von 7 Kapitel 6 Musterlösungen _________________________________________________________________________ abgegebenen Turbinenarbeit und einer Erhöhung der inneren Energie des Wassers, d.h. zu einer Temperaturerhöhung des Wassers. Der Wirkungsgrad des Kraftwerks läßt sich ausdrücken durch das Verhältnis η= wt12 wt12,rev Der Zusammenhang der Wassertemperatur mit seiner inneren Energie wird beschrieben durch u 2 − u1 = cv ⋅ (T2 − T1 ) Mit zgeodätisch = Δz und der Definition des Wirkungsgrades η folgt η= wt12 − g ⋅ Δz + u 2 − u1 − g ⋅ Δz + cv (T2 − T1 ) = = − g ⋅ Δz wt12,rev − g ⋅ Δz berechnet sich die Temperaturerhöhung des Wassers aus T2 − T1 = − η ⋅ g ⋅ Δz + g ⋅ Δz g ⋅ Δz ⋅ (1 − η ) = cv cv Bei einem angenommenen Wirkungsgrad von η = 0.9 und einem Höhenunterschied von Δz = 100m ergibt sich mit der spezifischen Wärmekapazität von Wasser cv = 4190 J/kgK eine Erwärmung des Wassers von T2 − T1 = m ⋅ 100 m ⋅ 0.1 s2 = 0.023 K J 4190 kg ⋅ K 9.81 _________________________________________________________________________ Ü 6.6 Abfüllen eines Kühlmittels R12 in eine Gasflasche In einer Gasflasche mit dem Volumen V = 0.002 m³ befindet sich das Kältemittel R12 (CF2Cl2). Zu Anfang steht das gasförmige R12 bei Ta = 20°C unter einem Druck von pa = 1.005 bar. Das zu Ta und pa gehörige spezifische Volumen va beträgt va = 0.1967 m³/kg und die spezifische Enthalpie ha = 303.76 kJ/kg. Zum Auffüllen wird die Gasflasche an eine Leitung mit gasförmigem R12 angeschlossen mit p1 = 6.541 bar, T1 = 50°C, h1 = 315.94 kJ/kg. Auszug aus der Dampftafel von R12 für Ts = 20°C Ts [°C] 20.0 ps [bar] 5.691 v' [m3/kg] 0.7528⋅10-3 v'' [m3/kg] 0.03102 h' [kJ/kg] 153.73 h'' [kJ/kg] 296.78 Die Flasche wird so aufgefüllt, daß bei 20°C gerade 80% des Volumens von siedendem R12 und das restliche Volumen von gesättigtem Dampf eingenommen wird. Welche Menge an R12 sind einzufüllen und wieviel Wärme muß während des Füllvorgangs über eine Kühlung abgeführt werden? ___________________________________________________________________________ Seite 5 von 7 Kapitel 6 Musterlösungen _________________________________________________________________________ Ü 6.6 Abfüllen eines Kühlmittels R12 in eine Gasflasche Die Masse ma des gasförmigen R12 zu Beginn des Füllvorgangs berechnet sich zu ma = ρ a ⋅ V = 1 ⋅V = va 1 3 0.1967 ⋅ 0.002 m 3 = 0.0102 kg m kg Die Masse mb am Ende des Füllvorgangs läßt sich aus den Massen der siedenden Flüssigkeit m' und des gesättigten Dampfes m'' bestimmen. mb = mb′ + mb′′ = 0.8 ⋅ V ⋅ 1 1 0.8 0.2 ⎞ ⎛ + 0.2 ⋅ V ⋅ = 0.002 ⋅ ⎜ + ⎟ = 2.138 kg −3 v′ v ′′ 0.03102 ⎠ ⎝ 0.7528 ⋅ 10 Die einzufüllende Menge beträgt somit m = mb − ma = 2.138 kg − 0.0102 kg = 2.128 kg Da nur ein Stoffstrom die Systemgrenze überquert, d.h. dm2 = 0 , gilt: ⎛ ⎞ c2 dQ + dWt + ⎜⎜ h1 + 1 + g ⋅ z1 ⎟⎟ ⋅ dm1 = dE 2 ⎝ ⎠ Die kinetische und potentielle Energien können vernachlässigt werden. Während dem Füllvorgang wird dem System keine Arbeit zugeführt, d.h. dWt = 0. Die Änderung der Energie dE entspricht der Änderung der inneren Energie dU des R12, das sich in der Gasflasche befindet. Die Energiebilanz vereinfacht sich somit zu dQ + h1 ⋅ dm1 = dU ⇔ dQ = − h1 ⋅ dm1 + dU Die Integration b b b a a a ∫ dQ = ∫ − h1 ⋅ dm1 + ∫ dU ergibt wegen des zeitlich konstanten Zustands des einströmenden Kühlmittels R12 Qab = − h1 ⋅ (mb − ma ) + U b − U a ___________________________________________________________________________ Seite 6 von 7 Kapitel 6 Musterlösungen _________________________________________________________________________ Ü 6.6 Abfüllen eines Kühlmittels R12 in eine Gasflasche Die innere Energie des gasförmigen R12 vor dem Füllen beträgt U a = m a ⋅ u a = ma ⋅ (ha − p a ⋅ v a ) ⎛ ⎞ kJ U a = 0.0102 kg ⋅ ⎜⎜ 303.76 − 1.005 ⋅ 10 5 Pa ⋅ 0.1967 m 3 ⎟⎟ = 2.897 kJ kg ⎝ ⎠ Am Ende des Füllvorgangs beträgt die innere Energie des Naßdampfes U b = mb′ ⋅ u b + mb′′ ⋅ u b = mb′ ⋅ (h′ − p s ⋅ v ′) + mb′′ ⋅ (h ′′ − p s ⋅ v ′′) U b = mb′ ⋅ h ′ + mb′′ ⋅ h′′ − p s ⋅ (mb′ ⋅ v ′ + mb′′ ⋅ v ′′) 1442443 V mit mb′ = 0.8 ⋅ V ⋅ mb′′ = 0.2 ⋅ V ⋅ 1 = 0.8 ⋅ 0.002 m 3 ⋅ ′ v 1 = 0.2 ⋅ 0.002 m 3 ⋅ ′ ′ v 1 0.7528 ⋅ 10 −3 1 m3 0.03102 kg m3 kg = 2.125 kg = 0.013 kg folgt U b = 2.125 kg ⋅ 153.73 kJ kJ + 0.013 kg ⋅ 296.78 − 5.691 ⋅ 10 5 Pa ⋅ 0.002 m 3 = 329.4 kJ kg kg Die während dem Füllvorgang abzuführende Wärme ergibt sich zu Qab = − 315.94 kJ ⋅ (2.138 kg − 0.0102 kg ) + 329.4 kJ − 2.897 kJ = − 345.8 kJ K Das bedeutet, daß die Gasflasche während dem Füllvorgang gekühlt werden muß, um eine konstante Temperatur von 20°C aufrecht zu erhalten und das eingefüllte Gas kondensiert. _________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Seite 7 von 7