Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen Gleichungen und Funktionen Grundbegriffe Definition: Eine Funktion (bzw. Abbildung) f ist eine Relation zwischen zwei Mengen. Diese ordnet jedem Element aus einer Urbildmenge D (Definitionsbereich) genau ein Element aus der Bildmenge W (Wertebereich) zu. Alle Elemente aus dem Definitionsbereich werden als Argumente und alle Elemente aus dem Wertebereich werden als Funktionswerte bezeichnet. ∀x ∈ D ∃! y ∈ W : f (x) = y Menge und Intervall: natürliche Zahlen: N = {1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, . . .} ganze Zahlen: Z = {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .} rationale Zahlen: Q = {q = a b reelle Zahlen: : a, b ∈ Z ∧ b 6= 0} √ R = Q ∪ {. . . , − 2, e, π, . . .} geschlossenes Intervall: [a, b] = {x ∈ R : a ≤ x ≤ b} offenes Intervall: (a, b) = {x ∈ R : a < x < b} linksoffenes Intervall: (a, b] = {x ∈ R : a < x ≤ b} rechtsoffenes Intervall: [a, b) = {x ∈ R : a ≤ x < b} Lineare Funktionen Eine lineare Funktion ist eine Abbildung der Form f (x) = mx + n . D=W =R Schnittpunkt mit x-Achse: f (xS ) = 0 f (xS ) = mxS + n = 0 ⇒ xS = − n m n ⇒ Sx = − , 0 m Schnittpunkt mit y-Achse: f (0) = yS f (0) = m · 0 + n = yS ⇒ yS = n ⇒ Sy = (0, n) 1 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen Anwendungsbeispiele B1. Hooksches Gesetz Das Hooksche Gesetz ist ein Sonderfall des Elastizitätsgesetzes. Es beschreibt ein lineares Verhalten zwischen wirkender Kraft F und der daraus resultierenden Verformung. Dies gilt besonders für Federn bei kleinen Auslenkungen x aus der Ruhelage. Die Proportionalitätskonstante k zwischen der Kraft F und der Auslenkung x wird als Federkonstante bezeichnet. F (x) = kx F x R u h e la g e x (a) (b) Abbildung 1: (a) Lineare Abhängigkeit der Federspannkraft F von der Auslenkung x aus der Ruhelage, (b) Federschwinger. B2. Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz Für eine Bewegung mit konstanter Beschleunigung a gilt für die Geschwindigkeit v(t) = at + v0 . Die Beschleunigung beschreibt die Änderung der Geschwindigkeit mit der Zeit t und v0 die Geschwindigkeit zu dem Zeitpunkt t = 0, ab dem die Betrachtung der Bewegung beginnt. B3. Potentielle Energie Die potentielle Energie Epot eines Körpers der Masse m ist nahe der Erdoberfläche linear abhängig von dessen Höhenlage h. Epot (h) = mgh 2 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen v m h v 0 t (a) (b) Abbildung 2: (a) Lineare Abhängigkeit der Geschwindigkeit v von der Zeit t für eine konstante Beschleunigung a, (b) Körper der Masse m auf der Höhe h bzgl. der Erdoberfläche. Quadratische Funktionen Eine quadratische Funktion ist eine Abbildung der Form f (x) = ax2 + bx + c . D=R ) 4ac − b2 W = y∈R:y≥ für a > 0 4a ( ( 4ac − b2 W = y∈R:y≤ 4a Schnittpunkte mit x-Achse: ) für a < 0 f (xS ) = 0 c b f (xS ) = ax2S + bxS + c = 0 ⇒ x2S + xS + = 0 a a b c p= q= a a 2 2 2 p p p 2 p 2 2 ⇒ xS + pxS + q = xS + pxS + − + q = xS + − +q =0 2 2 2 2 2 2 s p p 2 − q ⇒ xS + = ± −q 2 2 s √ 2 p p −b ± b2 − 4ac ⇒ xS = − ± −q = 2 2 2a p ⇒ xS + 2 p = 2 3 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen p ⇒ Sx,1 = − + 2 s 2 p 2 p − q, 0 Sx,2 = − − 2 s 2 p 2 − q, 0 2 p −q >0 2 2 p −q =0 eine Nullstelle: 2 2 p keine Nullstelle: −q <0 2 zwei Nullstellen: Schnittpunkt mit y-Achse: f (0) = yS f (0) = a · 02 + b · 0 + c = yS ⇒ yS = c ⇒ Sy = (0, c) Anwendungsbeispiele B4. Weg-Zeit-Gesetz Für eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung (a = const.) ist der Weg s quadratisch abhängig von der Zeit t. a s(t) = t2 + v0 t + s0 2 Dabei beschreibt s0 den Weg, welcher vor dem Betrachtungszeitpunkt (t = 0) zurückgelegt wurde. s s 0 t Abbildung 3: Quadratische Abhängigkeit des Weges s von der Zeit t für eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung. B5. Kinetische Energie Die kinetische Energie eines Körpers der Masse m ist quadratisch abhängig von dessen Geschwindigkeit v. m Ekin (v) = v 2 2 4 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen Trigonometrische Funktionen Sinusfunktion f (x) = a sin(bx + c) D=R W = {y ∈ R : −|a| ≤ y ≤ |a|} Schnittpunkte mit x-Achse: f (xS ) = 0 f (xS ) = a sin(bxS + c) = 0 ⇒ bxS + c = nπ nπ − c mit n ∈ Z b nπ − c ,0 ⇒ Sx,n = b ⇒ xS,n = Schnittpunkt mit y-Achse: f (0) = yS f (0) = a sin(b · 0 + c) = yS ⇒ yS = a sin(c) ⇒ Sy = (0, a sin c) Kosinusfunktion f (x) = a cos(bx + c) D=R W = {y ∈ R : −|a| ≤ y ≤ |a|} Schnittpunkte mit x-Achse: f (xS ) = 0 f (xS ) = a cos(bxS + c) = 0 ⇒ bxS + c = (2n + 1) π 2 (2n + 1)π − 2c mit n ∈ Z 2b ! (2n + 1)π − 2c ⇒ Sx,n = ,0 2b ⇒ xS,n = 5 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen Schnittpunkt mit y-Achse: f (0) = yS f (0) = a cos(b · 0 + c) = yS ⇒ yS = a cos(c) ⇒ Sy = (0, a cos c) c o s (x ) y π/2 π s in ( x ) 3π/2 2π x Abbildung 4: Graphen der Funktionen sin x und cos x. Tangensfunktion f (x) = a tan(bx + c) ) ( (2n + 1)π − 2c mit n ∈ Z D = x ∈ R : x 6= 2b W =R Schnittpunkte mit x-Achse: f (xS ) = 0 f (xS ) = a tan(bxS + c) = 0 ⇒ bxS + c = nπ nπ − c mit n ∈ Z b nπ − c ⇒ Sx,n = ,0 b ⇒ xS,n = Schnittpunkt mit y-Achse: f (0) = yS f (0) = a tan(b · 0 + c) = yS ⇒ yS = a tan(c) ⇒ Sy = (0, a tan c) 6 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen Anwendungsbeispiele B6. Schwingung Ein Körper soll in der Ebene eine Kreisbewegung mit dem Radius R vollführen. Die Änderung des Winkels φ erfolgt linear über die Zeit t mit der Winkelgeschwindigkeit ω. φ(t) = ωt + φ0 Die y- und die x-Koordinate des Körpers und der Radius R des Kreises bilden ein rechtwinkliges Dreieck (siehe Abbildung 5). Daraus ergibt sich für die y-Koordinate der Bewegung die Beziehung sin(φ(t)) = y(t) . R ⇒ y(t) = R sin(φ(t)) = R sin(ωt + φ0 ) Das zeitabhängige Verhalten der y-Koordinate ist gleich dem einer Schwingung mit der Auslenkung y(t) und der Amplitude y0 = R. y(t) = y0 sin(ωt + φ0 ) Dabei wird φ(t) als Phase und φ0 als Phasenkonstante oder auch Phasenverschiebung bezeichnet. Diese gibt die anfängliche Auslenkung (t = 0) der Schwingung an. y(t = 0) = y0 sin(φ0 ) ω y y R R s i n ( ωt ) R φ x t Abbildung 5: Zeitliche Abhängigkeit der y-Koordinate einer Kreisbewegung mit einer konstanten Winkelgeschwindigkeit ω. 7 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen Exponentialfunktion f (x) = aebx D=R W = {y ∈ R : y > 0} für a > 0 W = {y ∈ R : y < 0} für a < 0 Schnittpunkt mit x-Achse: f (xS ) = 0 f (xS ) = aebxS = 0 ⇒ ebxS = 0 ⇒ xS = e.n. Schnittpunkt mit y-Achse: f (0) = yS f (0) = aeb · 0 = yS ⇒ yS = a ⇒ Sy = (0, a) Anwendungsbeispiele B7. Kondensator Der Aufladungs- und der Entladungsprozess der Spannung UC (t) eines Kondensators, welcher an einer Gleichspannungsquelle U0 angeschlossen ist, erfolgt exponentiell über die Zeit t (siehe Abbildung 6 (a)). Für eine Reihenschaltung aus dem Widerstand R und der Kapazität C ist die Zeitkonstante τ das Produkt aus R und C. Aufladung: UC (t) = U0 (1 − e−t/τ ) Entladung: UC (t) = U0 e−t/τ B8. Normalverteilung Zufällige Abweichungen der Messwerte z vom Mittel- oder Erwartungswert z̄ einer Größe werden in sehr guter Näherung durch die Normalverteilung beschrieben (siehe Abbildung 6 (b)). Diese können zum Beispiel bei der Fertigung von Werkstücken zufällige Abweichungen vom Nennmaß sein. ( (z̄ − z)2 1 p(z) = √ exp − 2 2π ) Dabei beschreibt p(z) die Wahrscheinlichkeit des Messwertes z. 8 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen p U U 0 A u fla d u n g E n tla d u n g 0 t (a) z - z (b) Abbildung 6: (a) Zeitlicher Spannungsverlauf für den Aufladungs- und Entladungsprozess eines Kondensators, (b) Normalverteilung der Messwerte z um dem Mittelwert z̄. B9. Radioaktiver Zerfall Der zeitliche Verlauf der Teilchenanzahl n(t) von radioaktiven Stoffen erfolgt exponentiell. n(t) = n0 e−αt Die Konstante α wird als Zerfallskonstante bezeichnet und n0 ist die Anzahl der Teilchen zum Betrachtungszeitpunkt t = 0. n n 0 n (t) n 0/2 t t = 0 tH Abbildung 7: Zeitlicher exponentieller Verlauf der Teilchenzahl n(t) eines radioaktiven Stoffes. 9 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen Logarithmusfunktion f (x) = a logr (bx + c) c D= x∈R:x>− b W =R Schnittpunkt mit x-Achse: f (xS ) = 0 f (xS ) = a logr (bxS + c) = 0 ⇒ bxS + c = 1 1−c ⇒ xS = b 1−c ⇒ Sx = ,0 b Schnittpunkt mit y-Achse: f (0) = yS f (0) = a logr (b · 0 + c) = yS ⇒ yS = a logr (c) ⇒ Sy = (0, a logr c) mit c > 0 Anwendungsbeispiele B10. Logarithmische Skala (a ) (b ) (c ) 0 1 2 3 0 ,0 0 ,1 0 ,2 1 4 0 ,3 2 5 0 ,4 6 3 0 ,5 7 8 0 ,6 0 ,7 4 5 6 0 ,8 7 9 1 0 0 ,9 1 ,0 8 9 1 0 Abbildung 8: (a) lineare Skala, (b) Logarithmus zur Basis 10 der linearen Skala, (c) logarithmische Skala. 10 Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Vorkurs „Mathematische Grundlagen der Physik“ Gleichungen und Funktionen Der Vorteil der logarithmischen Darstellung besteht darin, dass Abhängigkeiten über mehrere Größenordnungen genauer betrachtet werden können. Zum Beispiel ist es üblich das frequenzabhängige Spannungsverhältnis eines Tiefpasses von Ausgangsspannung Ua zu Eingangsspannung Ue (siehe Abbildung 9) auf logarithmischer Skala aufzutragen. 1 0 e U -1 1 0 -2 1 0 -3 1 0 -4 a C a U U 1 0 /U e R 0 1 0 -5 1 0 -2 1 0 -1 1 0 0 1 0 1 1 0 2 1 0 3 1 0 4 1 0 5 1 0 6 f [H z ] (a) (b) Abbildung 9: (a) Tiefpass, (b) Spannungsübertragung Ua /Ue eines Tiefpasses in Abhängigkeit von der Frequenz f in doppelt logarithmischer Darstellung. B11. Schalldruckpegel Der Schalldruckpegel Sp ist eine logarithmierte Größe zur Beschreibung eines Schallereignisses. Die Einheit ist das Dezibel (dB). Sp = 20 log10 p̄ p0 ! Dabei bezeichnet p̄ den Effektivwert des Schalldrucks und p0 ist ein Referenzwert, der für Luft 20 µPa beträgt. Es ist zu beachten, dass es sich um eine logarithmierte Größe handelt. Zum Beispiel entspricht eine Änderung von 30 dB auf 50 dB eine Änderung des mittleren Schalldrucks p̄ von ca. 5,7 mPa, aber eine Änderung von 80 dB auf 100 dB entspricht einer Änderung des mittleren Schalldrucks von ca. 1,8 Pa. Es ist nur ein sehr eingeschränkter Rückschluss von wahrgenommener Empfindung und vorhandenen Schalldruckpegel möglich, da dieser eine technische und keine psychoakustische Größe ist. Tendenziell verursacht eine Erhöhung bzw. Senkung des Schalldruckpegels ein als lauter bzw. leiser wahrgenommenes Geräusch. 11