Web 2.0: Neue Möglichkeiten für Unternehmen Internetstrategie als Wettbewerbsfaktor Das Web 2.0 mit seinen interaktiven Möglichkeiten ist für viele Internet-Nutzer selbstverständlich geworden. Doch es bietet auch mittelständischen Unternehmen Möglichkeiten im Marketing, bei der Unternehmenskommunikation oder beim Wissensmanagement. Ein Beispiel dafür: Die Westaflex GmbH im westfälischen Gütersloh. Gütersloh. Wer den Namen Jan Westerbarkey in die Internet-Suchmaschinen eingibt, erhält zahllose Einträge über einen Menschen, der in verschiedensten Online-Bereichen zu finden ist. Der Mann twittert, bloggt, chattet, podcastet, ist auf Xing, facebook, MySpace, YouTube und vielen anderen Web-2.0-Plattformen vertreten. Darüber hinaus engagiert er sich äußerst aktiv in der open-sourceGemeinde, wo es um freie Software geht – halt ein Vollblut-Onliner. Doch das ist nur eine Seite des Jan Westerbarkey. Eigentlich ist er Geschäftsführer der Westaflex GmbH mit Sitz in Gütersloh. Die wurde vor mehr als 75 Jahren von Ferdinand Westerbarkey gegründet, der sich durch ein damals neues Patent zu einer Geschäftsidee inspirieren ließ. Gemeinsam mit seinen Brüdern Leonhard und Lorenz als technische Berater entwickelte er marktfähige, technisch ausgereifte flexible Rohrleitungen, die in unterschiedlichen Bereichen zur Anwendung kommen. Bis heute ist das das Kerngeschäft des Unternehmens, das in den 90er Jahren durch zwei Neugründungen in Salzwedel zu einer Holding erweitert wurde. Westaflex-Systeme kommen zum Beispiel im Automobilbau, in der Zugtechnik (ICE-Lüftungen), in der Wohnraumbe- und –entlüftung, in der Abgastechnik und in der Wasseraufbereitung zum Einsatz. Besonderen Wert legt das Unternehmen auf nachhaltige, umweltgerechte Verfahren und Produkte. Diese werden ausschließlich durch den autorisierten Großhandel (Abgas- und Haustechnik) oder im zweistufigen Vertrieb (Fahrzeugbau, Projektgeschäft) angeboten. „Wir sorgen für gute Luft und sauberes Wasser. Mit Produkten aus Alu, Edelstahl und Kunststoff schaffen wir Lebensräume“, zitiert Westerbarkey den Firmenslogan. Nur, was hat dieses Geschäft mit dem Web 2.0 zu tun? Westerbarkey ist sich sicher, und Marktstudien belegen es: „Web 2.0 und open-source-Software sind kein kurzfristiger Hype. Es sind mit die wichtigsten Trends für die nächsten Jahre.“ Mittelständische Unternehmen müssten daher die neuen Nutzungsformen des Internets und das dahinter stehende große Potenzial künftig viel stärker nutzen und zum Bestandteil ihres Geschäftsmodells machen. Auch Professor Manfred Leisenberg von der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) in Bielefeld ist sich sicher: „Die Web 2.0-Tools können Mittelständlern helfen, ihre hochwertige Firmenkultur als Wettbewerbsvorteil zu nutzen, indem sie Kunden und Mitarbeiter über das Netz wirksam binden und begeistern.“ Unternehmen wie Westaflex setzen bereits Weblogs, Wikis oder Videocasts zur Lösung von Aufgaben des Marketings, der Unternehmenskommunikation oder des Wissensmanagements ein. Die Vorreiter am Markt nutzen das Web 2.0 darüber hinaus bereits auch für verbesserte Produktentwicklung, automatisierte Trendforschung, aussagefähige Marktanalysen und effizienteren Vertrieb. „Anders als im traditionellen Web 1.0“, so der Bielefelder Wissenschaftler, „lässt sich im neuen „Mitmach-Web“ die Popularität und Präsenz von Unternehmen, Produkten oder Dienstleistungen nicht mehr allein mit technischen Maßnahmen, wie Suchmaschinenoptimierung, beeinflussen. Zudem produzieren bereits heute die Web 2.0-Nutzer mehr Marketinginformation als die Unternehmen selbst.“ Diese neuen Herausforderungen gelte es bei der Festlegung mittelständischer Web 2.0-Umsetzungsstrategien zum Beispiel durch Anwendung der „Social Media Optimization“ zu berücksichtigen, meint Leisenberg. Und auch Westerbarkey ist sich sicher: „Wir glauben, dass die Zeiten des Monologs im Web endgültig dem Dialog gewichen sind, was auf der anderen Seite bedeutet, dass wir entsprechend reagieren müssen.“ Seit mehr als fünf Jahren sind die rund 250 Mitarbeiter in Gütersloh angehalten, die Möglichkeiten des Internets kennen zu lernen und zu begreifen. „Die Kommunikation im Netz“, so Westerbarkey, „hat eigene Gesetze, Kunden und Anwender unserer Produkte tauschen sich aus und Reklamationen werden öffentlich. Man muss das nicht alles gut finden, aber man muss eine eigene Meinung dazu haben.“ An diesem Austausch sollen sich die Mitarbeiter jedenfalls aktiv beteiligen. Wer möchte, bekommt beispielsweise die PremiumMitgliedschaft im Netzwerk Xing vom Unternehmen bezahlt. Natürlich gilt aber auch, dass Online-Aktivitäten, bei denen Mitarbeiter das eigene Unternehmen im Netz vertreten, Zeit kosten, egal ob es ums Bloggen, Twittern oder die Nutzung von Social Networks geht. Dass es dafür während der Arbeitszeit keine Zeit und Muße gibt, ist ein viel gehörtes Gegenargument. Und auch Westerbarkey räumt ein, dass eine solche Online-Kultur nicht unbedingt für alle infrage kommt, sondern zu dem jeweiligen Unternehmen passen muss. Voraussetzung sei eine offene Unternehmenskultur, die den Mitarbeitern viele Freiräume zugesteht. Allerdings: Kreativität auf Knopfdruck sei schwierig, sagt Westerbarkey, daher entstünde ein Teil der Web-Meinungsbeiträge in aller Ruhe außerhalb der Arbeitszeit. Zu den Aufgaben als Markenhersteller zähle allerdings auch die Meinungs-Beobachtung im Internet, etwa in Blogs oder Foren. Derartige Beiträge würden während der Arbeitszeit erstellt. Wichtig sei vor allem aber das Prinzip der Freiwilligkeit. Besonders betont der Firmenchef, „dass wir in all den Jahren in diesem Prozess noch nie auf die Nase gefallen sind“. Vielmehr habe sich die gesamte Kommunikation mit den Kunden positiv verändert. Aber auch in der internen Kommunikation gibt es Veränderungen. So würden intern mehr oder weniger keine Mails mehr verschickt. Mit „Westatwitt“ hat man das Prinzip von Twitter aufgegriffen und einen Dienst entwickelt, mit dem sich fast die gesamte interne Kommunikation schneller und unkomplizierter abwickeln lässt. Zur Kommunikation mit den Kunden gehört für Westerbarkey vor allem auch eine einheitliche elektronische Lösung für die Auftragsabwicklung. Hier setzt sich der Unternehmer für den elektronischen Datenaustausch (Electronic Data Interchange, kurz EDI) ein. Vor allem der myOpenFactory-Standard der RWTH Aachen ist für Westerbarkey ein einfacher Weg zu profitablen Einsparungen bei der Auftragsabwicklung für mittelständische Unternehmen. Mit großem Engagement fördert er die Verbreitung dieser open-source-Software. Denn der Austausch via pdf- oder Excel-Dateien gehören in seinen Augen längst „der Steinzeit“ an. Durch das automatische Einpflegen aller relevanter Daten fällt die manuelle Eingabe für die Mitarbeiter weg – das spart Zeit und verhindert Übertragungsfehler. Als Verfechter der elektronischen Auftragsabwicklung ist Westerbarkey der Überzeugung, dass EDI auch bei kleineren Bestellmengen lukrativ ist – sowohl für das eigene Unternehmen als auch für den Kunden. Bleibt bei all den Online-Aktivitäten noch genug Zeit für die eigentliche unternehmerische Aufgabe? Auch das, sagt Westerbarkey, sei alles eine Frage der Organisation. Mehr als eine halbe Stunde würde er pro Tag nicht mit Web-2.0-Tools verbringen. Schließlich müsse er ja nicht alles selber machen, es sei halt am authentischsten, „wenn die eigene Belegschaft das macht“. 166 Zeilen à 48 Ansprechpartner: Westa-Holding Jan Westerbarkey http://www.westaflex-newsroom.de/ Tel: 05241 – 4010 [email protected]