Fachhochschule Hannover Fachbereich Maschinenbau Fach: Physik 1 20. 01. 04 Zeit: 90 min Formelsammlung zur Vorlesung 1. Ein PKW mit einer Masse von m 1500 kg wird auf einer 1000 m langen geraden Strecke getestet: Er wird von 0 – 100 km/h in 11,2 s beschleunigt, fährt anschließend mit konstanter Geschwindigkeit und wird auf den letzten 100 m bis zum Stillstand abgebremst. a. Skizzieren Sie die a-t, v-t und s-t-Diagramme. b. Bestimmen Sie die Beschleunigung a0 und die Beschleunigungsstrecke sa. c. Wie lang ist der Streckenabschnitt, der mit konstanter Geschwindigkeit gefahren wird? d. Welche maximale kinetische Energie besitzt das Fahrzeug? Schätzen Sie die Rotationsenergie der vier Räder, für einen Durchmesser D 0,6 m und einer Radmasse mR 17,5 kg . e. Wie groß sind die Bremsverzögerung a b und die Bremszeit t b ? f. Wie groß könnte die Bremsverzögerung bei einer Haftreibungszahl H ,max 0,85 maximal sein? g. Bestimmen Sie die größte Motorleistung beim Beschleunigen und die mittlere Leistung beim Bremsen. Betrachten Sie zum Vergleich eine Testfahrt auf kreisförmiger Strecke mit R = 160 m: h. Wie groß ist die Beschleunigung a ges bei konstanter Bahngeschwindigkeit von vB 100 km / h ? In welche Richtung zeigt der Beschleunigungsvektor? i. Wie groß könnte die Bremsverzögerung bei der Kreisfahrt maximal sein, wenn die Haftreibungszahl unabhängig von der Richtung der wirkenden Kräfte H ,max 0,85 beträgt? 2. Die Massen m1 und m2 = 1 kg sind in der gezeigten Anordnung mit einem Seil verbunden, das durch eine (voll-) zylinderförmige Umlenkrolle mit mR = 1 kg umgelenkt wird. Die Masse des Seils kann vernachlässigt werden. Der Steigungswinkel der schiefen Ebene beträgt 30 , die Haftreibungszahl H ,max 0,3 und die Gleitreibungszahl G 0,25. a. Bei m1 m grenz gleitet m1 nach links (Hang abwärts). Wie groß ist m grenz ? b. Wie groß ist die Beschleunigung a, wenn bei m1 m grenz die Massen zu gleiten beginnen? H H c. Wie groß sind die Seilkräfte links und rechts der Rolle ( Flinks und Frechts ) im Haftreibungsfall? G G d. Wie groß sind die Seilkräfte ( Flinks und Frechts ) im Gleitreibungsfall? e. Die potentielle Energie im Haftreibungsfall sei Null. Berechnen Sie für den Gleitreibungsfall die Reibungsarbeit und die kinetischen und potentiellen Energien zum Zeitpunkt, an dem m2 um s2 1m angehoben worden ist und zeigen Sie die Gültigkeit des Energieerhaltungssatz. 3. Ein Junge (mJ = 25 kg) springt tangential mit einer Geschwindigkeit von v J 2,5 m s 1 auf ein sich nicht drehendes Karussell mit Radius RK = 2 m und Masse mK = 500 kg. a. Mit welcher Winkelgeschwindigkeit K dreht sich das Karussell nach dem Aufsprung? b. Berechnen Sie die kinetischen Energien vor und nach dem Aufsprung. Bleiben die mechanischen Energien erhalten? c. Der Junge springt mit einer Geschwindigkeit, die gleich der Tangentialgeschwindigkeit am Aufsprungpunkt ist, auf ein sich drehendes Karussell. Prüfen Sie auch in diesem Fall den Energieerhaltungssatz. Verwenden Sie zur Vereinfachung bei allen Aufgaben g = 10 m s-2. Lösungen: 1a. a a0 ta tv tb t v0 -ab v s t sges = 1000 m s1 = 900 m sa t 1b. Geschwindigkeit v0: v0 Beschleunigung: a0 Beschleunigungsstrecke: 1c. Strecke mit v0: 1d. Kinetische Energie: Rotationsenergie: Winkelgeschwindigkeit: Massenträgheitsmoment: 100 km / h m 27,77 3,6 km / h / m / s s v v0 27,77 m m 2,48 2 2 t t a 11,2 s s 1 sa a0 ta2 155,55 m 2 sv s1 sa 900 m 155,55 m 744,45 m 1 1 m2 m v02 1500 kg 27,77 2 2 578 kJ 2 2 s 1 rot E kin J 2 2 v v 27,77 1 0 0 s 92,57 s 1 R D/2 0,3 2 J Hohlzylinder mR R 17,5 0,32 kg m 2 1,575 kg m 2 trans E kin 1 17,5 mR R 2 0,3 2 kg m 2 0,787 kg m 2 2 2 1 1 trans J HZ 2 1,575 92,57 2 J 6,75 kJ 0,0117 E kin 2 2 1 1 trans J VZ 2 0,787 92,57 2 J 3,37 kJ 0,0058 E kin 2 2 rot E kin trans 27 kJ 0,047 E kin oder trans 4,7 % E kin J Volllzylinder J VZ rot E kin Für ein Rad: rot E kin 1e. Für vier Räder: (HZ) rot E kin (VZ) rot kin Bremsweg: Bremsverzögerung: 1f. 1g. E 13,5 kJ 0,023 E trans kin 1 ab t b2 2 v v 0 v0 ab 0 t t b 0 tb rot E kin oder 2,3 % trans E kin sb v0 t b es folgt: tb v0 ab v0 1 v02 1 v2 ab 2 0 ab 2 ab 2 ab Einsetzen ergibt: s b v 0 Bremsverzögerung: 1 v2 1 27,77 2 m 2 s 2 m ab 0 3,85 2 2 sb 2 100 m s Bremszeit: tb Bed. für die Bremskraft: Fb m abmax H ,max m g FH ,max Max. Bremsverzögerung: abmax H ,max g 0,85 10 Maximale Motorleistung: Pamax Fa v m a 0 v 1500 kg 2,48 Mittlere Bremsleistung: Pbmittel v0 27,77 m s 1 7,2 s ab 3,85 m s 2 m m 8,5 2 2 s s m m 27.77 103 kW 2 s s v0 m 27,77 m Fb v m ab 1500 kg 3,85 2 80 kW 2 2 s s trans E kin 578 kJ 80 kW tb 7,2 s Die Gesamtbeschleunigung a ges bei der Kreisfahrt ergibt sich in folgender Form aus der Alternativ: 1h. Pbmittel Tangentialkomponente at (= aB Bahnbeschleunigung) und der Normalkomponente a n (= aR Radialbeschleunigung): a ges at2 an2 Tangentialbeschleunigung: Normalbeschleunigung: Bahngeschwindigkeit: 1i. 2a. at a B 0 v B2 r v B v0 27,77 m s 1 an ar v B4 27,77 4 m m 0 4,82 2 2 2 2 r 160 s s Der Beschleunigungsvektor zeigt radial auf den Mittelpunkt der Kreisbahn. max Bed. für die Bremskraft: FB m a ges H ,max m g FH ,max Gesamtbeschleunigung: a ges t E at2 Max. Beschleunigung: max a ges H ,max g 0,85 10 max t a max 2 ges m m 8,5 2 2 s s v B4 27,77 4 m m 2 2 8,5 7,00 2 2 2 r r s s Max. Bremsverzögerung: a Hangabtriebskraft an m1: Ft1 m1 g sin Reibungskraft an m1: 1 FRH H ,max Fn1 H ,max m1 g cos Seilkraft an m1: FS1 FG2 m2 g Bedingung für mgrenz: 1 Ft1 FRH FS1 m grenz g sin H ,max m grenz g cos m2 g Lösung m grenz sin H ,max cos 1 kg 4,16 kg 0,5 0,3 0,866 1 Ft 20,8 N , FS1 10 N Ergebnisse für die Kräfte: FRH 10,8 N , Ansatz: D’Alembertsches Prinzip angewandt auf die Masse m1: Ft1 FRG1 FS1 m1 a 0 M J Kraft für Drehmoment an mR: FM R R M FS1 FM FS2 m2 g m2 a Seilkraft an m1: R 1 2 mR R a J 2 m gm a FS1 m2 g m2 a 2 2 2 R R 1 m1 g sin G m1 g cos m R a m2 g m2 a m1 a 0 Einsetzen: 2 1 g m1 sin G cos m2 a m R m2 m1 0 2 1 2b. m2 2c. m1 sin G cos m2 g 1 m R m2 m1 2 4,16 kg 0,5 0,25 0,866 1 kg 0,17936 m a g g 0,317 2 5,66 kg 5,66 s Lösung: a Haftreibungsfall: H Flinks Ft1 FR2 m1 g sin H ,max m1 g cos H Flinks 20,8 N 10,8 N 10 N 2d. H Frechts m2 g 10 N Die Seilkräfte links und rechts von der Umlenkrolle sind gleich. G Flinks Ft1 FR1 Fa1 m1 g sin G m1 g cos m1 a Gleitreibungsfall: G Flinks 20,8 N 9,0 N 1,32 N 10,48 N G Frechts m2 g m2 a 10 N 0,317 N 10,32 N G G Flinks FM Frechts 1 FM m R a 0,16 N Kraft an der Rolle: 2 G G Flinks 10,48 N FM Frechts 0,16 N 10,32 N Die Seilkräfte links und rechts von der Umlenkrolle sind nicht gleich. Die Differenz ist die Kraft FM, die das Drehmoment M an der Umlenkrolle erzeugt. Wenn die Masse m2 um s 2 1m gehoben wird, wird Hubarbeit geleistet, die die potentielle Kontrolle: 2e. 2 Energie von m2 erhöht, also E pot 0. Epot für m2: 2 E pot m2 g s2 10 J Die Masse m1 wird dagegen um h1 s2 sin abgesenkt. Deshalb ist die potentielle Energie von m1 kleiner als in der Ausgangsposition: E 1pot 0 . Epot für m1: E1pot m1 g h1 m1 g s2 sin 20,8 J Reibungsarbeit an m1: WR1 G Fn1 s1 G m1 g cos s 2 9,0 J Die beiden Massen werden mit a 0,317 m s 2 entlang einer Wegstrecke von s 2 1m gleichmäßig beschleunigt. 1 s 2 a t12 Es gilt: und: v1 a t1 2 1 v12 v12 Es folgt: und damit: s2 a 2 v12 2 a s 2 2 a 2a 1 1 trans m1 m2 v12 m1 m2 2 a s 2 1,64 J Kin. Energie der Translation: E kin 2 2 2 1 11 1 rot 2 2 v1 Kin. Energie der Rotation: Ekin J R mR R 2 mR 2 a s 2 0,16 J 2 22 4 R Summe aller potentiellen und kinetischen Energien und der Reibungsarbeit: 2 trans rot E ges E1pot E pot Ekin Ekin WR1 E ges 20,8 J 10 J 1,64 J 0,16 J 9,0 J 0 Folgerung: Die Gesamtenergie im Haftreibungsfall wurde Null gesetzt. Nachdem die Masse m2 um s 2 1m gehoben worden ist, wird die durch das Abwärtsgleiten von m1 frei werdende (potentielle) Energie (–20,8 J) in Hubarbeit für m2 (+10 J) (dies entspricht einer Zunahme der potentiellen Energie von m2) , kinetische Energie für die Translation der beiden Massen m1 und m2 (+1,64 J), kinetische Energie für die Rotation der Rolle mR (+0,16J) und Reibungsarbeit an der Masse m1 (+9,0 J) umgewandelt. Die Summe aller Energien ist wieder Null und damit gleich der Gesamtenergie des Ausgangszustandes. Dies bestätigt den (erweiterten) Energieerhaltungssatz. 3a. Drehimpulse vor Sprung: L0J p J RK m J v J RK 125 kg m 2 s 1 L0K 0 Drehimpuls nach Sprung: Drehimpulserhaltungssatz: 1 L1J K J J J K K m J m K RK2 K 2 0 0 1 L J LK L J K m J v J RK mJ v J 1 1 RK2 m J m K RK m J m K 2 2 1 mJ vJ 62,5 kg m s K 0,1136 s 1 Winkelgeschwindigkeit: 1 2 m 275 kg RK m J m K 2 1 L1J K m J m K RK2 K 125 kg m 2 s 1 Probe: 2 3.b. Anfangsenergie = Kinetische Energie (der Translation) des Jungen, da die kinetische Energie (der Rotation) des Karussells Null ist. 1 E J0 m J v J2 78,125 J 2 Endenergie = Kinetische Energie (der Rotation) des Karussells + Jungen (dieser kann als Massenpunkt mJ im Abstand RK betrachtet werden). 1 1 1 E 1J K J J J K K2 m J m K RK2 K2 7,10 J 2 2 2 Es werden 9,1% der anfänglichen kinetischen Energie in kinetische Energie des Karussells mit dem Jungen und 90,9% in andere Energien (Reibung, Wärme) verwandelt. Der Energieerhaltungssatz (für mechanische Energien) gilt also nicht. Winkelgeschwindigkeit: 3c. K Wenn der Junge mit einer Geschwindigkeit vJ, die gleich der Tangentialgeschwindigkeit vB des Karussells am Aufsprungpunkt ist, auf das Karussell springt, gilt: v J v B K0 RK , wobei K0 die Winkelgeschwindigkeit des Karussells vor dem Sprung ist. L0J p J RK m J v J RK m J v B RK m J K0 RK2 Drehimpulse vor Sprung: 1 L0K J K K0 m K K0 2 1 L1J K J J J K 1K m J m K R K2 1K Drehimpuls nach Sprung: 2 0 0 1 L J LK L J K Drehimpulserhaltungssatz: m J K0 RK2 Es folgt: K0 1K 1 1 m K K0 m J m K RK2 1K 2 2 2 1 J K K0 2 1 E Jtrans m J v J2 2 v J v B K0 RK Da gilt: 2 1 1 E Jtrans m J v J2 m J RK2 K0 folgt: 2 2 da gilt: K0 1K 2 2 1 1 1 E Jtrans m J v J2 m J RK2 K0 m J RK2 1K E Jrot folgt: 2 2 2 2 2 1 1 E Krot J K K0 J K 1K und: 2 2 Die Energie der Rotation des Karussells ist vor und nach dem Aufsprung des Jungen gleich groß. Die kinetische Energie der Translation des Jungen wird vollständig in kinetische Energie der Rotation des Jungen verwandelt. Die mechanischen Energien bleiben also erhalten. Es wird keine Wärme bzw. Reibungsenergie frei. Energien vor dem Sprung: E Krot