Der Nachthimmel im Januar 2016 Zu den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten: Merkur zeigt sich zu Jahresbeginn noch kurz am Abendhimmel. Südlich von 56° nördlicher Breite kann man ihn gege n 17h in der Abenddämmerung knapp über dem Südwesthorizont erspähen. Der –0,4m helle Planet geht am 1. um 18h 02m unter. Im Teleskop zeigt sich das 7,3’’ große Planetenscheibchen halb beleuchtet. Bis 3. geht die Merkurhelligkeit rapide auf –0,1m zurück, die Untergangszeit bleibt gleich. Schon etwa eine Viertelstunde vor seinem Untergang verschlucken ihn die dichten Dunstschichten am Horizont. Nach dem 3. wird man vergeblich nach Merkur Ausschau halten. Am 5. wird der flinke Planet stationär und eilt anschließend rasch rückläufig auf die Sonne zu, die ihm im Tierkreis entgegenkommt. Mit ihr trifft er schon am 14. zusammen, er kommt in untere Konjunktion. In unterer Konjunktion überholt ein Planet die Erde auf der Innenbahn. Merkur läuft dabei wegen seiner Bahnneigung von 7° nördlich an der Sonne vorbei. Am 9. Mai wird er aber die Erde überholen, wenn er am selben Tag die Bahnebene der Erde (die Ekliptikebene) im absteigenden Knoten passieren wird, also die Ekliptik von Nord nach Süd kreuzt. Dabei kommt es zu einem Merkurtransit, wobei Merkur als dunkler Punkt vor der Sonnenscheibe zu sehen ist. Nach seiner unteren Konjunktion gewinnt Merkur rasch westlichen Winkelabstand von der Sonne, die ihm davonläuft. Am 25. wird der sonnennächste Planet stationär und wandert anschließend wieder rechtläufig durch den Tierkreis. Seine Konjunktionsschleife zieht Merkur im Gebiet der Sternbilder Schütze und Steinbock. Südlich von 52° nördlicher Breite zeigt sich Merkur schon Ende Januar tief am Südosthimmel. Auch Venus kann als Aufsuchhilfe dienlich sein. Am 31. geht der 0,0m helle Merkur um 6h 33m auf. Etwa zwanzig Minuten später sollte man ihn in der beginnenden Morgendämmerung ausmachen können. Weitere zwanzig Minuten später verblasst er in der zunehmenden Morgenhelle. Am 31. zieht Merkur eine Vollmondbreite am Stern π im Schützen vorbei. Da π Sgr nur 2,9m hell ist, benötigt man ein Fernglas, um ihn zu sehen. Am 8. eilt Merkur durch sein Perihel (sonnennächster Bahnpunkt), wobei ihn 0,307 AE, das sind 46,00 Millionen Kilometer, von der Sonne trennen. Venus eröffnet den Jahresreigen als Morgenstern. Allerdings verkürzt sich ihre Sichtbarkeitsdauer deutlich. Ihre Glanzzeit als Morgenstern ist vorbei. Am 1. geht die –4,0m helle Venus um 5h 12m auf. Wenige Minuten danach macht sich bei freier Horizontsicht unser innerer Nachbarplanet am Morgenhimmel im Südosten bemerkbar. Bis Monatsende verspäten sich die Venusaufgänge um über eine Stunde auf 6h 13m. Die Venushelligkeit nimmt kaum merkbar auf –3,9m ab. Da die Sonne morgens immer früher erscheint, schrumpft die Sicht-barkeitsdauer von Venus um etwa eineinhalb Stunden im Laufe des Januars. Venus wandert rechtläufig durch den Skorpion und Schlangenträger in den Schützen. Am 6. passiert sie in 6° nördlichem Abstand Antares, den Hauptstern im Skorpion. Am 9. kommt es zu einer engen Begegnung mit Saturn. Venus zieht nur 5' nördlich am Ringplaneten vorbei. von 77 % auf 85 % zu. Dies ist ein deutliches Zeichen, dass Venus ihrer oberen Konjunktion mit der Sonne zustrebt. Aber erst Anfang Juni wird sie die Sonne einholen. Anblick des Südosthimmels gegen 7h MEZ am 7. Januar. Knapp über dem Horizont sind Venus und Saturn zu sehen, zu denen sich die schmale Sichel des abnehmenden Mondes gesellt. Die Entfernung unseres inneren Nachbarplaneten von der Erde wächst von 174 Millionen Kilometer (= 1,16 AE) bis Ende Januar auf 202 Millionen Kilometer (= 1,35 AE) an. Damit ist Venus zurzeit deutlich weiter als die Sonne von uns entfernt. Mars kann zu Jahresbeginn am Morgenhimmel aufgefunden werden. Der rote Planet strebt südlicheren Gefilden des Tierkreises zu. Am 17. verlässt er das Sternbild Jungfrau und tritt in das Sternbild Waage. Am 1. geht der 1,2m helle Mars um 2h 11m auf, am 31. bereits um 1h 41m. Bis 31. nimmt die Marshelligkeit auf 0,8m deutlich zu. Ende Mai wird Mars in Erdnähe kommen und als auffälliges Gestirn die gesamte Nacht über die Blicke auf sich ziehen. Der scheinbare Durchmesser des Marsscheibchens wächst von 5,6’’ auf 6,8’’ an. Damit sind für Fernrohrbeobachter noch kaum Details auf der Marsoberfläche zu erkennen. Am 3. wandert der abnehmende Mond 1,5° nördlich an Mars vorbei. Für d ie Nordhalbkugel des Mars beginnt am 3. der Sommer. Scheinbare Bahn des Planeten Mars im Jahr 2016. Der rote Planet zieht seine Oppositionsschleife im Gebiet Schlangenträger/Skorpion. Die Zahlen geben die Marsposition jeweils zum Monatsersten an (5 = 1. Mai). Venus zieht am 9. Januar an Saturn vorbei. Fernglasanblick gegen 6h MEZ bei 5° Gesichtsfelddurchmesser. Zwei Tage vorher steht die extrem schmale Sichel des abnehmenden Mondes nahe bei Venus und Saturn. Den Winterpunkt passiert Venus am 24. in 1,1° nördl ichem Abstand. Im Teleskop zeigt Venus ein relativ kleines Planetenscheibchen, das im Laufe des Monats von 14,4’’ auf 12,5’’ an scheinbarem Durchmesser abnimmt. Der Beleuchtungsgrad hingegen nimmt Jupiter wird am 8. im Sternbild Löwe stationär und setzt zu seiner Oppositionsschleife an. Anschließend wandert er rückläufig durch den Löwen und steuert auf Regulus zu, den hellsten Stern im Löwen. Vor Aufgang der Venus am Morgenhimmel zieht Jupiter als weitaus hellster Planet die Blicke auf sich. Die Jupiterhelligkeit steigt während des Monats um 0,2m auf –2,4m an. Damit ist der Riesenplanet Glanzpunkt am Nachthimmel und kaum zu übersehen. Seine Aufgänge verfrühen sich um rund zwei Stunden. Steigt Jupiter am 1. noch um 22h 51m über die östliche Horizontlinie, so erfolgt sein Aufgang am 15. um 21h 56m und am 31. schon um 20h 48m. Jeweils eine Viertelstunde nach dem Aufgang macht er sich am Osthorizont bemerkbar. Die beste Beobachtungszeit sind die Stunden nach Mitternacht, wenn Jupiter relativ hoch am Südhimmel steht. - 2 Bereits in einem Fernglas sind die vier großen und hellen Jupitermonde zu erkennen. Im Teleskop erscheint das Jupiterscheibchen nicht kreisrund sondern oval. Durch seine schnelle Rotation - eine Jupiterumdrehung dauert nur knapp zehn Stunden - ist der Jupiterglobus deutlich abgeplattet. Auf dem Riesenplaneten sieht man die Wolkenbänder und -streifen in der Jupiteratmosphäre. Im Fernrohr zeigt Saturn einen relativ weit geöffneten Ring (26,2°). Der scheinbare Längsdurchmesser des Ringes beträgt knapp 36", der Äquatordurchmesser des Planetenscheibchens 15,8’’. Am 9. kommt es zu einer engen Begegnung mit Venus. Venus passiert in nur 0°05' nördlichem Abstand den Ringpl aneten. Die extrem schmale Sichel des abnehmenden Mondes gesellt sich am 7. zu Saturn und Venus - ein hübscher Himmelsanblick knapp über dem Südosthorizont gegen 7h morgens. Der Fixsternhimmel Am nächtlichen Sternenhimmel beginnt man seine Beobachtungen am besten mit dem Aufsuchen des Polarsterns, denn er deutet uns die Nordrichtung an. Blickt man zum Polarstern, so ist rechter Hand Osten, linker Hand Westen und im Rücken hat man Süden. Als Objekt zweiter Sterngröße ist der Polarstern nicht übermäßig auffällig. Daher dient sowohl der Große Wagen als auch das Himmels-W, das Sternbild Kassiopeia, als Polfinder. Das Sternbild Kassiopeia hilft uns bei der Orientierung. Seine Sterne sind in Form eines großen W angeordnet, das leicht erkannt werden kann. Wie der Große Wagen, so ist auch das Himmels-W in unseren Breiten zirkumpolar, das heißt, es geht nie unter und ist somit in jeder klaren Nacht des Jahres zu sehen. Die mittlere Spitze des Himmels-Ws deutet ungefähr zum Polarstern, wie die folgende Abbildung erkennen lässt. Das Sternbild Kassiopeia (auch als Himmels-W bekannt) dient als Polweiser. Heliozentrischer Anblick des inneren Planetensystems im ersten Jahresdrittel 2016. Eingetragen sind die Positionen der inneren Planeten für den 1. Januar (1), 1. Februar (2) sowie 1. März (3) und 1. April (4). Während des Januars nimmt der scheinbare Äquatordurchmesser von 39,1’’ auf 42,5’’ zu und der Poldurchmesser von 36,5’’ auf 39,8’’. Der abnehmende Mond passiert am 28. den Riesenplaneten in 1,4° südlichem Abstand. Begegnung des abnehmenden Mondes mit dem Riesenplaneten am 27. Januar gegen Mitternacht. Saturn, rechtläufig im Schlangenträger, lässt sich nach seiner Konjunktion wieder am Morgenhimmel blicken. Am 1. geht der 0,5m helle Saturn um 6h 00m auf, am 15. um 5h 12m und am 31. schon um 4h 16m. Der Anblick des abendlichen Sternenhimmels wechselt im Laufe des Jahres. Im Winter sieht man zur gleichen Abendstunde andere Sterne und Sternbilder als im Frühling, Sommer oder Herbst. Ein schneller Blick zum sternenübersäten Abendhimmel lässt daher die Jahreszeit erkennen. Im Winter sieht man in Südrichtung den Himmelsjäger Orion, im Frühjahr den mächtigen Löwen, im Sommer das einprägsame Sommerdreieck und im Herbst das Pegasusquadrat, auch als Herbstviereck bekannt. Manchmal wird der Sternenhimmel mit der Drehbühne eines Theaters verglichen. Das Aussehen des Sternenhimmels wechselt wie die Kulissen in einem Theaterstück. Im Westen verschwinden Sternbilder unter dem Horizont, im Osten tauchen neue auf und steigen zum Meridian empor. Der Winterhimmel ist besonders reich an hellen Sternen. Zu keiner anderen Jahreszeit bietet der abendliche Sternenhimmel auf der Nordhalbkugel der Erde einen so schönen Anblick. Lichtschwache Milchstraße Die scheinbaren Bahnen der Planeten Mars und Saturn im Gebiet der Sternbilder Schlangenträger und Skorpion. Die Zahlen geben die Positionen zum Monatsersten an (6 = 1. Juni). Auch die Milchstraße schmückt den Winterhimmel. Allerdings sieht man ihr zart schimmerndes Lichtband nur fernab irdischer Lichtquellen, die leider den Nachthimmel immer mehr aufhellen. Wer jedoch einen dunklen Beobachtungsplatz eingenommen hat, bemerkt, dass das Band der Milchstraße im Südosten emporsteigt, durch den Scheitelpunkt oder Zenit geht und zum Nordwesthorizont hinabsinkt. Die monatliche Beschreibung des abendlichen Fixsternhimmels gilt für eine Standardbeobachtungszeit, nämlich für 22h MEZ (oder 23h MESZ - Mitteleuropäische Sommerzeit) zur Monatsmitte (15.) und für die geografische Breite 50° Nord. - 3 Beobachtet man zu Monatsbeginn, so trifft der beschriebene Himmelsanblick erst für 23h MEZ zu (auch eine Sternkarte zeigt dann den Himmelsanblick zu dieser Zeit). Zu Monatsende zeigt die Sternkarte den sichtbaren Himmelsausschnitt bereits um 21h MEZ. Denn pro Stunde dreht sich der Himmel um 15° w eiter (360°/24h). Nach einem Monat gehen die Sterne und S ternbilder jeweils zwei Stunden früher auf, kulminieren zwei Stunden früher und gehen zwei Stunden früher unter als am gleichen Tag des Vormonats. Der markante Himmelsjäger Das Leitsternbild des Winterhimmels ist der Orion. Er ist am auffallendsten und darum leicht zu finden. In der Mythologie ist Orion ein Jäger und Krieger. Seine einprägsame Sternenfigur steht im Januar zur Standardbeobachtungszeit halbhoch im Süden. Orion passiert eben die Mittagslinie, auch Meridian genannt. Ein heller, rötlicher Stern deutet die östliche Schulter an. Er heißt Beteigeuze (α Orionis). Der zweite helle Stern erster Größe markiert den westlichen Fuß des Jägers. Er funkelt in einem bläulich-weißen Licht und heißt Rigel (β Orionis). Beteigeuze und Rigel sind arabische Namen und bedeuten „Schulter" beziehungsweise „Fuß". Zwischen Beteigeuze und Rigel stehen drei Sterne auffällig in einer Reihe. Sie sollen den Gürtel des Orion darstellen. Der westliche (rechte) Gürtelstern (δ Orionis) wird Mintaka genannt und sitzt fast genau auf dem Himmelsäquator, er erleichtert das Abschätzen, wo am Firmament der Himmelsäquator verläuft. Der Himmelsäquator geht außerdem durch den Ostund Westpunkt am Horizont. Das Wintersechseck setzt sich aus den sechs hellen Sternen Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Pollux in den Zwillingen zusammen. Dshalb sind die Sternkarten auch für andere Nachtstunden zu verwenden. So zeigt die Januar-Sternkarte auch den Himmelsanblick, wie er dem Betrachter am 1. November um 3h MEZ erscheint. Dies trifft allerdings nur für die Fixsterne zu. Denn die Planeten oder Waldelsterne verändern ja laufend ihre Positionen vor dem Fixsternhintergrund. In der folgenden Abbildung sind die Planeten und ihre Symbole dargestellt. Der Orion ist das Leitsternbild des Winterhimmels. Ein wichtiger Hinweis für den beginnenden Himmelsbeobachter: Am natürlichen Sternenhimmel erscheinen die Sternbilder viel größer als man sie vermutet, wenn man sie zuerst in der Sternkarte gesehen hat. Besonders deutlich wird dies beim Sternbild Orion. Man vergleiche seine Darstellung in der Monatssternkarte und am Himmel! Tief im Südosten flackert unübersehbar der blau-weiße Sirius. Er ist der Hauptstern des Sternbildes Großer Hund (α Canis Maioris). Mit -1,5 Größenklassen ist Sirius der hellste Fixstern am irdischen Himmel. Nur noch Venus und Jupiter sowie gelegentlich Mars übertreffen Sirius an Helligkeit. Der Vorhund Größenverhältnisse der Planeten und der Mondbahn im Vergleich zur Sonne. Darunter sind die astronomischen Symbole und die Durchmesser der Planeten sowie des Zergplaneten Pluto angegeben. Ein wenig höher als Sirius steht der gelbliche Stern Prokyon (α Canis Minoris) im Kleinen Hund. Der Name Prokyon kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Vorhund. Prokyon geht nämlich in unseren Breiten vor Sirius auf. Er kündigt mit seinem Auftauchen am Osthorizont den baldigen Aufgang des Sirius an. Blickt man senkrecht nach oben, so sieht man einen hellen, gelblichen Stern erster Größenklasse, die Kapella (α Aurigae), Hauptstern des Fuhrmanns. Der Sage nach ist der Fuhrmann (lat.: Auriga) der Erbauer des Himmelswagens. - 4 Knapp südwestlich vom Fuhrmann ist das Sternbild Stier beheimatet mit seinem orange-gelben Hauptstern Aldebaran (α Tauri) und den beiden offenen Sternhaufen Hyaden und Plejaden. Dem Stier folgen im Tierkreis die Zwillinge, die im Wesentlichen von zwei Sternenketten dargestellt werden. An den östlichen Enden beider Ketten stehen zwei helle Sterne, nämlich Kastor (α Geminorum) und Pollux (β Geminorum). An die Zwillinge schließt sich im Osten der unscheinbare Krebs an, in dem der bekannte offene Sternhaufen Krippe zu finden ist. Die sechs hellen Sterne Kapella, Aldebaran, Rigel, Sirius, Prokyon und Pollux bilden das sogenannte Wintersechseck. Es ist gewissermaßen das Gegenstück zum Sommerdreieck. Tief am Osthimmel macht sich ein Vorbote des kommenden Frühlings bemerkbar: Der mächtige Löwe mit seinem Hauptstern Regulus ist gerade aufgegangen. Er ist das markante Leitsternbild des Frühlings.