Psychische Störungen

Werbung
Psychische Störungen
bei Migrantinnen
aus dem ehemaligen Jugoslawien
mit Wohnsitz im 15. Wiener Gemeindebezirk
Mag.a Sanela Piralić Spitzl©
Wien, im Dezember 2003
2
Mental Disorders Among Female Migrants
from the Former Yugoslavia Who Live in the 15th Municipal District of Vienna
by Sanela Piralic Spitzl©
Vienna, 2003
Abstract
Background and Objective
Research on mental health issues among female migrants in Austria is an interesting but
challenging task. The majority of migrants in Vienna come from the Former Yugoslavia. The
female share of this group amounts to 47.5 %. Researchers have not been too enthusiastic to
dig up this unploughed field. The data available are scarce and without exception based on
German-language research tools. To my knowledge no study has been published by a native
speaking researcher so far.
It was this study’s objective to evaluate the mental health situation with focus on psychiatric
disorders among female migrants from the Former Yugoslavia who live in the 15th municipal
district of Vienna (since this neighbourhood shows with a percentage of 33.9 % the highest
figure for migrant population in the city).
Material and Methods
The present empirical, exploratory study is based on two Bosnian/Croatian/Serbian-language
questionnaires that investigate mental disorders as well as the quality of life among 60 women
from the Former Yugoslavia. The descriptive statistical evaluation focuses on the correlation
between these two investigative units.
Results
The overall results show marked differences between the migrants in relation to age, level of
education and quality of life. Women over 50 reached the poorest results concerning mental
health. Correspondingly, they also showed the lowest figures as to level of education and
quality of life, whereas the youngest age group (18-29) reached the best results of the study.
Key Words
Women’s Health, Female Migrants, Mental Health
3
Zusammenfassung
Hintergrund und Ziel
Die Beschäftigung mit der psychischen Gesundheit von Frauen in der Migration ist zwar eine
interessante Aufgabe, aber auch ein schwieriges Unterfangen, da die Psychologie in Österreich
zu diesem Forschungsbereich bisher nur wenig beigetragen hat – und dies ausschließlich in
deutscher Sprache. Muttersprachliche PsychologInnen haben in Österreich derartige
Forschungsarbeiten bisher nicht durchgeführt. Die größte Gruppe der in Wien lebenden
MigrantInnen stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien, wobei der Frauenanteil dieser Gruppe
47,5 % ausmacht.
Ziel der Studie ist die Untersuchung der psychischen Befindlichkeit und psychiatrischen
Krankheiten von Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die im 15. Wiener Gemeindebezirk
leben. Mit einem Anteil von 33,9 % weist Rudolfsheim-Fünfhaus die größte MigrantInnengruppe der Wiener Gemeindebezirke auf.
Methoden und Material
In einer empirischen, explorativen Studie wurden mittels zwei muttersprachlichen
diagnostischen Fragebögen psychische Krankheiten und die Lebensqualität bei 60 Frauen aus
dem ehemaligen Jugoslawien untersucht. Bei der deskriptiven statistischen Auswertung wurde
besonderes Augenmerk auf den Zusammenhang zwischen soziodemografischen Faktoren
(Lebensqualität) und psychischen Krankheiten der Frauen gelegt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse weisen auf klare Unterschiede im Hinblick auf die Altersgruppen, das
Ausbildungsniveau und die Lebensqualität der Frauen hin. Die älteste Gruppe der Frauen, die
über 50-jährigen, erzielte die schlechtesten Ergebnisse hinsichtlich der psychischen Gesundheit. Diese Gruppe weist auch das niedrigste Ausbildungsniveau und die geringste Lebensqualität auf. Die besten Resultate hingegen erzielte die jüngste Gruppe (die unter 30-jährigen).
4
Schlüsselwörter
Frauen, Migrantinnen, psychische Gesundheit
Inhaltsverzeichnis
Abstract/Zusammenfassung
2
1. Einleitung
4
2. Ziel und Methodik der empirischen Untersuchung
6
3. Ergebnisse der empirischen Untersuchung
8
3.1 Demographische Charakterisierung der befragten Frauen
8
3.1.1 Alter
8
3.1.2 Familienstand
8
3.1.3 Schulbildung
9
3.1.4 Berufstätigkeit
10
3.1.5 Freizeitgestaltung
11
3.2 Subjektiv wahrgenommene Stimmung und körperliche Gesundheit
11
3.3 Lebensqualität
12
3.3.1 Altersspezifische Zusammenhänge
12
3.3.2 Ausbildungsniveau und Lebensqualität
13
3.3.3 Berufstätigkeit und Lebensqualität
14
3.4 Ergebnisse der diagnostischen Untersuchung
3.4.1
14
SKID-I
14
3.4.1.1 Affektive Störungen
14
3.4.1.2 Angststörungen
15
3.4.1.3 Somatoforme Störungen
16
3.4.1.4 Psychische Störungen und Alter
16
3.4.1.5 Psychische Störungen und Bildungsniveau
17
3.4.1.6 Psychische Störungen und Berufstätigkeit
18
3.4.1.7 Psychische Störungen und Lebensqualität
19
3.4.2 SKID-II
20
5
3.4.2.1 Persönlichkeitsstörungen
20
3.4.2.2 Persönlichkeitsstörungen und Alter
22
3.4.2.3 Persönlichkeitsstörungen und Bildungsniveau
23
3.4.2.4 Persönlichkeitsstörungen und Berufstätigkeit
24
3.4.2.5 Persönlichkeitsstörungen und Lebensqualität
26
4. Zusammenfassung der Ergebnisse
29
5. Diskussion und Ausblick
33
6. Literatur
36
6
1. Einleitung
In Wien leben laut der VZ 2001 248.264 ausländische Staatsangehörige. Dies entspricht
einem Anteil an der gesamten Wohnbevölkerung von 16 %.
Mit 113.458 Personen stellen die StaatsbürgerInnen der Nachfolgestaaten des ehemaligen
Jugoslawien die größte Gruppe ausländischer Staatsangehöriger in Wien dar.1 Damit kommen
44,2 % aller ausländischen StaatsbürgerInnen, die zum Zeitpunkt der VZ 2001 ihren Hauptwohnsitz in Wien hatten, aus dem früheren Jugoslawien. Der überwiegende Teil - 68.796
Personen - entfällt auf BürgerInnen aus Serbien-Montenegro. Mit einem Anteil von 26,8 % an
der gesamten ausländischen Wohnbevölkerung und einem Anteil von 4,4 % an der gesamten
Wiener Wohnbevölkerung sind sie damit auch die größte Gruppe ausländischer Staatsangehöriger in Wien.
Mit einem Anteil von 6,3 % an der gesamten Wiener Wohnbevölkerung bilden MigranntInnen
aus Bosnien-Herzegowina die zweitgrößte Gruppe aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens und
gleichzeitig die drittgrößte insgesamt. Kroatische Staatsangehörige bilden mit 16.704 die viertgrößte Gruppe ausländischer StaatsbürgerInnen in Wien.
Der Anteil der Frauen innerhalb der MigrantInnen aus dem ehemaligen Jugoslawien beträgt
47,5 %. [26]
Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien leiden häufiger unter Mehrfachbelastungen, da sie als
Minoritätsangehörige rechtlichen und sozialen Diskriminierungen ausgesetzt sind. Weiters sind
sie aufgrund mangelnder Ausbildung auf unattraktive und unsichere Arbeitsplätze angewiesen
und den geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in Familie und Beruf ausgesetzt. Dass derartige sozioökonomische und psychosoziale Mehrfachbelastungen massive Risikofaktoren für
physische und psychische Gesundheitsbeeinträchtigungen mit sich bringen, ist eine seit langem bekannte und durch wissenschaftliche Untersuchungen nachgewiesene Tatsache. [2-7, 14,
17, 20, 21, 25].
1
Die zahlenmäßig zweitgrößte MigrantInnengruppe mit einem Anteil von 15,2 % an der ausländischen
Wohnbevölkerung in Wien sind Staatsangehörige aus der Türkei.
7
Über die allgemeine gesundheitliche Situation von Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien in
Österreich sind nur wenige bzw. unzureichende Daten vorhanden. Vor allem liegen bis dato
keine Publikationen vor, die auf muttersprachlichen Erhebungen basieren.
Eine Untersuchung zum subjektiven Gesundheitszustand von in Wien lebenden Migrantinnen
von Csitkovics et al (1997) stellte bei der Einschätzung des Gesundheitszustandes fest, dass
ausländische Frauen und Mädchen aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien wesentlich
häufiger angeben, an einer oder mehreren physischen Beschwerden zu leiden als Männer und
Knaben. [5]
Bei einer von Bacher und Gerzer (1991) durchgeführten Studie zur Lebenssituation von
Migrantinnen in Wels wurden subjektiv empfundene Arbeitsbelastungen auch nach der
Nationalität der Frauen differenziert untersucht. Dabei zeigte sich, dass bestimmte
Belastungsfaktoren bei den Frauen stärker in den Vordergrund traten als bei den Männern.
Jugoslawische Arbeitnehmerinnen fühlten sich am häufigsten durch die Monotonie der Arbeit,
den starken Zeitdruck (Akkordarbeit) und die strenge Kontrolle der Arbeitsleistung
beeinträchtigt. Über ein Viertel von ihnen arbeitete auch am Wochenende. Interessant ist, dass
Schichtarbeit entgegen landläufigen Vermutungen ein „Frauenthema“ ist: Frauen aus dem
ehemaligen Jugoslawien arbeiten etwa doppelt so oft in Schicht (28 %) als ihre männlichen
Landsleute (13 %). [2]
Auch die Studie vom Wimmer-Puchinger (1998), die die spezifische Gesundheitssituation von
Frauen innerhalb der MigrantInnen im 10. Wiener Gemeindebezirk untersuchte, zeigte, dass
Frauen aus den Ländern des früheren Jugoslawiens und Frauen aus der Türkei im Vergleich zu
österreichischen Frauen unter wesentlich mehr körperlichen und psychischen Beschwerden
leiden. Besonders Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien leiden deutlich häufiger unter
Übergewicht und Wirbelsäulenerkrankungen; zudem nehmen diese Frauen mehr als doppelt so
viele Psychopharmaka und Schlafmittel als Österreicherinnen oder türkischsprachige Frauen.
Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien rauchen häufiger und mehr als österreichische oder
türkischsprachige Frauen. [27]
Eine wesentliche Barriere im Zugang von Migrantinnen zum Gesundheitssystem ist die
Sprache. Migrantinnen sind aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse häufig von gesundheitsfördernden Maßnahmen und Informationen ausgeschlossen. [16]
8
Berichte von Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien weisen daraufhin, dass Mitteilungen,
Empfehlungen, Anordnungen und auch die durchgeführten Untersuchungen der ÄrztInnen von
den Frauen sehr häufig nicht genau verstanden werden. Vor allem Frauen, die aus dem
ländlichen Raum kommen, zeigen mangelhaftes Wissen über Aufbau und Funktion des eigenen
Körpers. Ihr Wissen über mögliche Ursachen von gesundheitlichen Beschwerden bzw. deren
Verhinderung ist begrenzt. [7, 20]
Die Migrantinnen geben an, sich oftmals missverstanden und nicht richtig behandelt zu fühlen.
Sie werden in der Tat aufgrund von Fehldiagnosen auch falsch behandelt. Zu diesen Missverständnissen mit oft weitreichenden Folgen kommt es aufgrund unterschiedlicher sprachlicher
Kompetenzen der Behandelnden und der Behandelten einerseits, und dem mangelnden Wissen
über die soziokulturellen Hintergründe der behandelnden Personen andererseits. Die Folgen
daraus sind eine unnötige prolongierte Nutzung medizinischer Einrichtungen, Ärzteshopping,
oder verlängerte bzw. unnötige Krankenstände, was sich wiederum sowohl auf die ökonomische Situation der Frauen selbst, als auch der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen
auswirkt.
2. Ziel und Methodik der empirischen Untersuchung
Ziel der vorliegenden empirischen Studie war die diagnostische Abklärung und Erhebung des
gesamten psychischen Bereichs, wie auch die Erhebung der Lebensqualität als individuelle
Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie können einerseits zur Planung gesundheitspolitischer
Maßnahmen bei Frauen und andererseits als Basis für weitere Forschungsarbeiten - auch in
anderen Fachgebieten – herangezogen werden.
Die Studie wurde im Sommer 2003 mit insgesamt 60 Frauen mit Herkunft aus dem ehemaligen
Jugoslawien im Alter ab 18 Jahren, die im 15. Wiener Gemeindebezirk wohnen, durchgeführt.
9
Hervorzuheben ist, dass die diagnostische Erhebung mittels Testinventarium in bosnisch/
kroatisch/serbischer Sprache durchgeführt wurde und somit sprachliche Fehlinterpretationen
und Missverständnisse ausgeschlossen werden konnten.
10
Das diagnostische Testinventarium umfasste:
 SKID-I (Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV /Achse I)
Dieses Interview dient der Erfassung und Diagnostik ausgewählter psychischer Syndrome und Störungen, wie sie in DSM-IV auf Achse I definiert werden. Folgende
Diagnosen können mittels SKID–I beurteilt werden:
 affektive Störungen
 somatoforme Störungen
 Störungen d. psychotrope Substanzen
 psychotische Störungen
 Essstörungen
 Angststörungen
Anpassungsstörungen
 SKID-II (Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV /Achse II)
SKID-II ist ein Verfahren zur Diagnostik der zehn auf Achse-II sowie der zwei im
Anhang des DSM-IV aufgeführten Persönlichkeitsstörungen:
depressive
negativstische
dependente
narzisstische
paranoide
zwanghafte
schizoide
histrionische
selbstunsichere
Borderline
antisoziale
schizotypische.
 WHOQOL-BREF (World Health Organization Quality of Life)
WHOQUOL-BREF misst die gesundheitsbezogene und subjektive Lebensqualität.
Grundlage des Tests ist die Definition von Lebensqualität als die individuelle Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation im Kontext der jeweiligen Kultur und des
jeweiligen Wertesystems sowie in bezug auf persönliche Ziele, Erwartungen, Beurteilungsmaßstäbe und Interessen.
Die Auswahl der befragten Frauen erfolgte nach dem Zufallsprinzip und unter Gewährleistung
der Freiwilligkeit. Die Frauen wurden in ihren privaten Haushalten getestet. Die Dauer einer
solchen Untersuchungseinheit wurde statistisch mit 3 Stunden geplant. Zumeist dauerten die
Interviews länger, in manchen Fällen bis zu fünf Stunden, da die meisten Frauen zum ersten
Mal in ihrer Muttersprache über Beziehungsprobleme, Gewalt, Traurigkeit oder Depression mit
einer Psychologin sprachen.
Die statistische Datenverarbeitung und -auswertung erfolgte mittels SPSS 10.02. Dabei wurden
folgende statistische Verfahren eingesetzt: Chi-Quadrat Test und
einfaktorielle
2
Varianzanalyse.
Statistical Package for Social Sciences for Windows.
11
3. Ergebnisse der empirischen Untersuchung
3.1 Demografische Charakterisierung der befragten Frauen
3.1.1 Alter
Das Durchschnittsalter der 60 untersuchten Frauen liegt bei 39 Jahren. Der Median liegt ebenfalls bei 39 Jahren. Der Anteil der Unterdreißigjährigen liegt bei 23,3 %. 28,3 % der Frauen
sind zwischen 30 und 39 Jahre alt, 30,0 % sind zwischen 40 und 49 Jahre alt und 18,3 % sind
50 Jahre und älter.
Abbildung 1: Altersverteilung
30-39 Jahre
28,3%
bis 29 Jahre
23,3%
17
14
11
18
50+ Jahre
18,3%
40-49 Jahre
30,0%
3.1.2 Familienstand
Rund zwei Drittel der Frauen sind verheiratet bzw. leben in einer Lebensgemeinschaft, geschieden bzw. getrennt lebend sind 15 %. Der Anteil der ledigen Frauen liegt bei rund 8 % und verwitwet sind 10 %.
Tabelle 1: Verteilung des Familienstandes
Familienstand
N
Prozent
ledig
5
8,3
verheiratet
34
56,7
Lebensgemeinschaft
6
10,0
getrennt lebend
1
1,7
geschieden
8
13,3
12
verwitwet
6
10,0
Tabelle 2: Kinderzahl
Kinderzahl
N
Prozent
keine Kinder
9
15%
1 Kind
18
30%
2 Kinder
23
38%
3 Kinder
9
15%
4 und mehr Kinder
1
2%
Mehr als die Hälfte der befragten Frauen haben ein oder zwei Kinder (68 %). 15 % der Frauen
haben 3 Kinder. Nur eine Frau hat über 4 Kinder; ohne Kinder sind 15 % der Frauen.
3.1.3 Schulbildung
Rund 7 % Frauen haben keine Schule besucht oder können keinen Grundschulabschluss aufzuweisen. Ca. 17 % haben eine vierklassige Grundschule abgeschlossen. Einen Hauptschulabschluss haben rund 23% der befragten Frauen, der Anteil der Frauen mit Berufsschulabschluss liegt bei ca. 27%. Weiters haben ca. 18% ein Gymnasium abgeschlossen, rund 8 %
haben eine Universitätsausbildung oder ein College absolviert.
Tabelle 3: Verteilung des Schulabschlusses
Schulbildung
N
Prozent
Analphabetinnen
3
5,0
kein Abschluss
1
1,7
Grundschulabschluss (4 Klassen)
10
16,7
Hauptschulabschluss
14
23,3
Berufsschulabschluss
16
26,7
Gymnasium/Abitur
11
18,3
College/Universitätsabschluss
5
8,3
13
3.1.4 Berufstätigkeit
Von den 60 interviewten Frauen sind 38 berufstätig (63,3 %), demnach sind 22 zum Zeitpunkt
der Untersuchung ohne Beschäftigung (36,7 %).
Von den derzeit berufstätigen Frauen arbeitet die Hälfte als Reinigungspersonal, rund 21 %
sind als Verkäuferin tätig, weitere 10 % arbeiten als Büropersonal, rund 8 % sind als
Krankenschwestern tätig. 3 der 38 Frauen, die als Reinigigungskräfte arbeiten, verfügen über
keinen legalen Status. Eine Frau ist als Friseurin tätig.
Tabelle 4: Verteilung der Arbeitstätigkeiten bei Frauen, die derzeit in Beschäftigung sind
Tätigkeit
N
Prozent
Reinigungspersonal
19
50,0
Karenz
8
21,1
Bürokraft
4
10,5
Krankenschwester
3
7,9
Friseurin
1
2,6
Reinigungspersonal (andere)
3
7,9
Bei den derzeit nicht berufstätigen Frauen sind rund 32 % als arbeitslos gemeldet, rund 14 %
sind bereits in Pension. Weitere 27 % führen einen Haushalt.
Tabelle 5: Verteilung der Arbeitstätigkeiten bei Frauen, die derzeit nicht in Beschäftigung sind
N
Prozent
(Ansuchen auf Frühpension)
3
13,6
Verkäuferin
1
4,5
Hausfrau
6
27,3
Pensionistin
3
13,6
Arbeitslos
7
31,8
Studentin
1
4,5
Reinigungspersonal (andere)
1
4,5
Tätigkeit
Reinigungspersonal
14
15
3.1.5 Freizeitgestaltung
Mehr als 70 % der befragten Frauen verbringen ihre Freizeit mit Haushaltstätigkeiten und
Fernsehen. 15 % lesen oder gehen ins Kino. Mit Aktivitäten außerhalb des Hauses, wie z.B.
spazieren gehen, beschäftigen sich rund 12 % der Frauen.
Tabelle 6: Freizeitgestaltung
Freizeitgestaltung
N
Prozent
Fernsehen, Kochen, Putzen
44
73,3
Lesen oder Kino
9
15,0
Spazieren
7
11,7
Rund 70 % der Frauen verbringen ihre Freizeit mit ihrer Familie. Hauptsächlich mit Freunden
verbringen ca. 17 % der Frauen ihre Freizeit; alleine verbringen ihre Freizeit ca. 15 %.
Tabelle 7: Mit wem wird die Freizeit verbracht
Mit Wem
N
Prozent
Familie
41
68,3
Freunde
10
16,7
alleine
9
15,0
3.2 Subjektiv wahrgenommene Stimmung und körperliche Gesundheit
Nur rund 22 % der befragten Frauen finden, dass ihre Stimmung derzeit eher schlecht oder sehr
schlecht sei. 75 % aller Befragten sind der Ansicht, dass sie sich zum Zeitpunkt der Befragung
in einer guten Stimmung befinden.
Tabelle 8: Subjektiv wahrgenommene Stimmung
Stimmungsausprägung
N
Prozent
sehr schlecht
4
6,7
schlecht
9
15,0
gut
45
75,0
sehr gut
2
3,3
16
Ähnlich wie mit der Stimmung verhält es sich auch mit der subjektiv wahrgenommenen
körperlichen Gesundheit. Nur rund 20 % der Frauen befinden ihre Gesundheit als schlecht oder
sehr schlecht.
Tabelle 9: Subjektiv wahrgenommene körperliche Gesundheit
Körperliche Gesundheit
N
Prozent
sehr schlecht
3
5,0
schlecht
9
15,0
gut
45
75,0
sehr gut
3
5,0
3.3 Lebensqualität
Die Werte der Lebensqualitätsskalen des WHOQOL-BREF wurden auf Mittelwert und
Standardabweichungen in eine IQ-Skala transformiert. Daraus ergibt sich ein zu erwartender
Mittelwert von 100. Je größer die Abweichungen nach unten oder oben sind, um so geringer
oder besser ist die Lebensqualität bezogen auf die Normpopulation. Im Gesamten weisen die
Ergebnisse der Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien auf ein sehr unterdurchschnittliches
Bild hinsichtlich der Lebensqualität hin.
Tabelle 10: Lebensqualität, bezogen auf alters- und geschlechtsbezogene Normmittelwerte
Skala
MW
SD
IQPHYS - Physisches Wohlbefinden
85,14
17,64
IQPSYCH - Psychisches Wohlbefinden
85,14
19,48
IQSOC - Soziale Beziehungen
88,19
16,23
IQENVIR - Umwelt
84,16
22,41
IQGLOBAL - Globallebensqualität
87,79
20,55
3.3.1 Altersspezifische Zusammenhänge
17
Altersspezifische Unterschiede lassen sich in Bezug auf die Lebensqualität nicht explorieren.
Statistisch gesehen sind die Mittelwerte aller fünf WHOQOL-BREF Dimensionen in den vier
definierten Altersgruppen ähnlich.
18
Tabelle 11: WHOQOL-BREF Skalen und Altersgruppen (Mittelwerte, Standardabweichungen
und teststatistische Kennzahlen)
Skala
Altersgruppen
Bis 29
30-39
40-49
50+
MW
SD
MW
SD
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
89,40
14,80
88,36
16,86
85,69
17,33
73,81
20,04
2,08
.112
IQPSYCH
91,56
17,97
88,30
21,04
82,90
18,23
75,77
19,10
1,63
.192
IQSOC
88,88
18,02
90,60
15,82
89,09
13,34
82,14
19,42
0,64
.587
IQENVIR
91,72
20,64
79,62
27,09
85,09
16,60
80,06
25,15
0,89
.451
IQGLOBAL
91,94
19,79
90,15
22,95
89,03
17,70
76,83
20,93
1,35
.266
3.3.2 Ausbildungsniveau und Lebensqualität
Ebenso lassen sich keine markanten Zusammenhänge zwischen dem Ausbildungsniveau und
der Lebensqualität explorieren. Statistisch gesehen sind wiederum die Mittelwerte aller fünf
WHOQOL-BREF Dimensionen in den drei definierten Bildungsniveaus ähnlich.
Das Bildungsniveau wurde in drei Gruppen zusammengefasst. In der ersten Gruppe sind jene
Frauen vertreten, die maximal einen Hauptschulabschluss haben. In der zweiten Gruppe befinden sich jene Frauen, die einen Hauptschulabschluss aufweisen, zusätzlich aber noch eine
Berufsschule absolvierten. Die dritte Gruppe umfasst jene Frauen, die ein Abitur, ein Studium
oder ein College aufweisen.
Tabelle 12: WHOQOL-BREF Skalen und Bildungsniveau (Mittelwerte, Standardabweichungen
und teststatistische Kennzahlen)
Skala
Bildungsniveau
Niedrig
Mittel
Hoch
MW
SD
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
82,56
19,16
82,76
15,33
92,02
16,11
1,70
.192
IQPSYCH
80,17
19,91
86,26
18,56
92,72
18,04
2,24
.116
IQSOC
85,66
17,16
88,57
17,04
92,25
13,65
0,84
.438
IQENVIR
80,56
23,88
83,82
23,61
90,81
17,90
1,07
.350
19
IQGLOBAL
84,28
20,56
87,26
20,65
94,46
20,08
1,27
.289
3.3.3 Berufstätigkeit und Lebensqualität
Hinsichtlich der Berufstätigkeit lassen sich, mit Ausnahme von IQENVIR (Umwelt),
signifikante Unterschiede feststellen. Bei allen Dimensionen gilt, dass die berufstätigen Frauen
gegenüber den nicht berufstätigen über eine bessere Lebensqualität verfügen.
Tabelle 13: WHOQOL-BREF Skalen und Berufstätigkeit (Mittelwerte, Standardabweichungen
und teststatistische Kennzahlen)
Skala
Berufstätigkeit
berufstätig
nicht berufstätig
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
90,84
13,20
75,28
20,17
13,05
.001
IQPSYCH
91,00
15,80
75,02
21,37
10,96
.002
IQSOC
91,87
13,66
81,85
18,57
5,73
.020
IQENVIR
87,05
20,71
79,19
24,80
1,73
.193
IQGLOBAL
94,67
17,59
75,91
20,19
14,21
<.001
3.4 Ergebnisse der diagnostischen Untersuchung
3.4.1 SKID-I
Folgende DSM-IV Sektionen werden in SKID–I untersucht:
Sektion A: Affektive Syndrome
Sektion B: Psychotische und assoziierte Symptome
Sektion C: Differenzialdiagnose psychotischer Störungen
Sektion D: Differenzialdiagnose affektiver Störungen
Sektion E: Störungen durch psychotrope Substanzen
Sektion F: Angststörungen
Sektion G: Somatoforme Störungen
Sektion H: Essstörungen
Sektion I: Anpassungsstörungen
3.4.1.1 Affektive Störungen
20
Zum Zeitpunkt der Untersuchung leiden 80 % der Frauen unter einer affektiven Störung. Am
häufigsten tritt dabei die rezidivierende depressive Störung mit rund 45 % auf. Insgesamt
leiden 8 Frauen (13 %) an einer Dysthymie, also einer dauerhaften chronische depressiven
Verstimmung. Rund 18 % leiden derzeit an einer leichten oder mittelgradigen depressiven
Episode. An bipolaren I Störungen leiden rund 4 % der befragten Frauen.
Tabelle 14: Verteilung der affektiven Störungen
Code
ICD 10 - Kapitel V (F)
N
Prozent
F33.0
rezidivierende depressive Störung - gegenwärtig leichte Episode
12
20
F33.1
rezidivierende depressive Störung - gegenwärtig mittelgradige Episode
8
13
F33.2
rezid. depressive Störung - gegenwärtig schwere Episode ohne psychot. Symptome
6
10
F33.3
rezid. depressive Störung - gegenwärtig schwere Episode mit psychot. Symptomen
1
2
F32.0
leichte depressive Episode
9
15
F32.1
mittelgradige depressive Episode
2
3
F34.1
Dysthymia
8
13
F34.0
Zyklothymia
1
2
F30.0
Hypomanie
1
2
Keine Symptomatik aus dem Bereich der affektiven Störungen
12
20
3.4.1.2 Angststörungen
Knapp über die Hälfte der befragten Frauen leidet unter Angststörungen. Am häufigsten
kommt dabei die generalisierte Angststörung vor. Ein Drittel der Frauen weist diese Störung
auf. 10 Frauen (17%) zeigen auch eine posttraumatische Belastungsstörung.
Tabelle 15: Verteilung der Angststörungen
Code
ICD 10 - Kapitel V (F)
N
Prozent
F41.1
generalisierte Angststörung
20
33
F43.1
posttraumatische Belastungsstörung
10
17
F41.9
nicht näher bezeichnete Angststörung
4
7
F40.1
Panikstörung
3
5
F40.01
Agoraphobie mit Panikstörung
1
2
Keine Symptomatik aus dem Bereich der Angststörungen
22
36
21
22
3.4.1.3 Somatoforme Störungen
Knapp ein Drittel der befragten Frauen zeigt auch somatoforme Störungen. Die am häufigsten
gefundene Form ist die undifferenzierte Somatisierungsstörung.
Tabelle 16: Verteilung der somatoformen Störungen
Code
ICD 10 - Kapitel V (F)
N
Prozent
F45.1
undifferenzierte Somatisierungsstörung
19
32
F45.2
hypochondrische Störung
2
3
F45.0
Somatisierung
1
2
Keine Symptomatik aus dem Bereich der somatoformen Störungen
38
63
Abbildung 2: Übersicht – Affektive Störungen, Angststörungen und somatoforme Störungen
(in %)
80
Affektive Störungen
Angststörungen
64
1
Somatoforme Störungen
37
0
20
40
60
80
Werden die in den Tabellen 14, 15 und 16 angeführten Störungen zu den Oberbegriffen zusammengefasst, so ergibt sich folgendes Bild: 80 % der Frauen sind von affektiven Störungen
betroffen, 64 % leiden unter Angststörungen und 37 % weisen somatoforme Störungen auf.
Störungen der DSM-IV Sektionen B, C, D, E, H und I wurden nicht nachgewiesen.
3.4.1.4 Psychische Störungen und Alter
Zwischen den affektiven Störungen und dem Alter zeigt sich bei den untersuchten Frauen ein
signifikanter Zusammenhang (2 (1)=5,86; p=.017). Alle über 50-jährigen Frauen weisen eine
23
affektive Störung auf (100 %). Der Anteil bei der Altersgruppe 40-49 liegt bei 83,3 %. Weiters
folgt die Altersgruppe 30-39 mit dem geringsten Anteil an affektiven Störungen (70,5 %);
einen rund 1 % höheren Wert zeigt die jüngste Gruppe mit einem Anteil von 71,4 %.
Zwischen den Angststörungen und dem Alter der Frauen lässt sich kein signifikanter
Zusammenhang ableiten (2 (3)=5,99; p=.117). Nichtsdestotrotz variiert der Anteil der
Angststörungen zumindest bei deskriptiver Betrachtungsweise. Die Altersgruppe 30-39 weist
den geringsten Anteil an Angströrungen auf (ca. 35 %). Nur geringfügig höher ist der Anteil
bei den bis 29-jährigen mit ca. 43 %. Bei den 40-49 jährigen leiden fast drei Viertel an
Angststörungen, bei den über 50 jährigen sind es beinahe zwei Drittel, die Angststörungen
aufweisen.
Ebenfalls nicht signifikant ist der Zusammenhang zwischen den somatoformen Störungen und
dem Alter (2 (3)=5,35; p=.148). Hier zeigt sich aber, dass der Anteil bei den Frauen über 50
deutlich größer ist. Diese Gruppe weist zu rund 64% eine somatoforme Störung auf.
Tabelle 17: Verteilungen der affektiven Störungen, Angststörungen und somatoformen Störungen in Abhängigkeit vom Alter (in %)
Sektionen
Altergruppen
bis 29
30-39
40-49
50 +
affektive Störungen
71,43
70,59
83,33
100,00
Angststörungen
42,86
35,29
72,22
63,64
somatoforme Störungen
21,43
29,41
33,33
63,64
3.4.1.5 Psychische Störungen und Bildungsniveau
Das Bildungsniveau wurde, wie bereits in Abschnitt 3.3.2 definiert, in drei Gruppen zusammengefasst. In Abhängigkeit von der Schulbildung finden sich bei den affektiven Störungen
signifikante Unterschiede (2 (2)=6,21; p=.045). Dabei ist festzustellen, dass die weniger gut
gebildeten Frauen am häufigsten von affektive Störungen betroffen sind. Der Anteil für diese
Störung liegt in dieser Gruppe bei rund 93 %. Am geringsten ist der Anteil für affektive
Störungen in der Gruppe der Berufsschülerinnen, hier liegt er bei 62 %. Für die gut
ausgebildeten liegt der Anteil mit 75 % wiederum etwas höher.
24
Deutlich signifikant ist auch das Ergebnis bei den Angststörungen (2 (2)=7,58; p=.023).
Wiederum zeigt die Gruppe der Berufsschülerinnen das geringste Ausmaß an Betroffenheit (25
%). Dagegen sind in der Gruppe der niedrig gebildeten rund zwei Drittel von einer
Angststörung betroffen, bei der Gruppe der gut ausgebildeten weisen immerhin auch rund 56 %
eine Angststörung auf.
Bei den somatoformen Störungen sind keine signifikanten Unterschiede in Abhängigkeit von
der Schulbildung zu finden (2 (2)=1,56; p=.460).
Tabelle 18: Verteilungen der affektiven Störungen, Angststörungen und somatoformen Störungen in Abhängigkeit vom Bildungsniveau (in %)
Sektionen
Bildungsniveau
niedrig
mittel
hoch
affektive Störungen
92,86
62,50
75,00
Angststörungen
67,86
25,00
56,25
somatoforme Störungen
42,86
31,25
25,00
3.4.1.6 Psychische Störungen und Berufstätigkeit
An Abhängigkeit von der Berufstätigkeit zeigen sich bei den affektiven Störungen (2 (1)=5,19;
p=.023) und den somatoformen Störungen (2 (1)= 5,83; p.=.016) signifikante Unterschiede.
Zwischen Tätigkeit und Angststörung existiert kein Zusammenhang (2 (1)=0,16; p=.694).
Unter den Nichtbeschäftigten leiden ca. 96 % an einer affektiven Störung und ca. 55 % an
einer somatoformen Störung. Bei den Beschäftigten liegt der Anteil für eine affektive Störung
bei ca. 70 % und für eine somatoforme Störung ergibt sich ein Anteil von rund 24 %.
Tabelle 19: Störungen nach SKID-I und Beschäftigung (in %)
Sektionen
Berufstätigkeit
beschäftigt
nicht
beschäftigt
affektive Störungen
71,05
95,45
Angststörungen
55,26
50,00
25
somatoforme Störungen
23,68
54,55
26
3.4.1.7 Psychische Störungen und Lebensqualität
Es besteht ein expliziter Zusammenhang zwischen affektiven Störungen und der Lebensqualität. In allen fünf Dimensionen ist die Lebensqualität von Frauen mit affektiven Störungen
deutlich schlechter. Hierbei ist anzumerken, dass jene Frauen, die keine affektiven Störungen
aufweisen, der Normpopulation entsprechende Mittelwerte zeigen.
Tabelle 20: WHOQOL-BREF Skalen und affektive Störungen (Mittelwerte, Standardabweichungen und teststatistische Kennzahlen)
Skala
affektive Störungen
keine Störungen
Störungen vorhanden
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
97,89
14,36
81,95
17,05
8,89
.004
IQPSYCH
104,22
10,90
80,37
18,22
18,73
<.001
IQSOC
102,95
15,49
84,51
14,32
15,42
<.001
IQENVIR
100,25
12,89
80,14
22,56
8,74
.004
IQGLOBAL
106,56
13,99
83,10
19,28
15,62
<.001
Auch bei den Angststörungen finden sich bei allen Skalen signifikante Unterschiede. Erwartungsgemäß zeigen die Frauen mit Angststörungen eine verminderte Lebensqualität.
Tabelle 21: WHOQOL-BREF Skalen und Angststörungen (Mittelwerte, Standardabweichungen
und teststatistische Kennzahlen)
Skala
Angststörungen
keine Störungen
Störungen vorhanden
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
91,18
16,28
79,85
17,31
6,77
.012
IQPSYCH
94,06
15,20
77,34
19,65
13,30
.001
IQSOC
93,75
17,07
83,33
13,98
6,75
.012
IQENVIR
91,48
18,54
77,76
23,80
6,08
.017
27
IQGLOBAL
95,74
18,37
80,83
20,07
8,91
.004
Auch bei den somatoformen Störungen finden sich bei allen Lebensqualitätsskalen signifikante
Unterschiede. Wiederum haben jene Frauen mit somatoformen Störungen eine deutlich
schlechtere Lebensqualität.
Tabelle 22: WHOQOL-BREF Skalen und somatoforme Störungen (Mittelwerte, Standardabweichungen und teststatistische Kennzahlen)
Skala
somatoforme Störungen
keine Störungen
Störungen vorhanden
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
91,97
14,71
72,45
15,72
22,89
<.001
IQPSYCH
90,79
18,83
74,64
16,35
10,98
.002
IQSOC
92,15
15,40
80,84
15,48
7,34
.009
IQENVIR
88,96
22,88
75,26
18,96
5,48
.023
IQGLOBAL
94,41
19,73
75,50
16,20
14,12
<.001
3.4.2 SKID-II
Folgende DSM-IV Persönlichkeitsstörungen werden in SKID–II untersucht:
selbstunsichere
dependente
zwanghafte
negativistische
depressive
paranoide
schizotypische
schizoide
histrionische
narzisstische
Borderline
antisoziale
28
3.4.2.1 Persönlichkeitsstörungen
Bei den 60 befragten Frauen tritt am häufigsten eine depressive psychische Störungen auf.
Rund 47 % der Frauen erreichen in dieser Dimension den Cut-Off-Wert oder noch höhere
Werte. Ebenfalls sehr hoch ist der Prozentanteil mit einer paranoiden psychischen Störung.
Hier erreichen rund 43 % den Cut-Off-Wert.
Rund ein Fünftel der untersuchten Frauen zeigt eine selbstunsichere psychische Störungen und
ebenfalls ein Fünftel zeigt eine negativistische psychische Störungen. Eine zwanghafte
Persönlichkeitstörung zeigen rund 13 % der Frauen. Rund 12 % zeigen eine Borderline
Störung.
Tabelle 23: Verteilung der nach SKID-II diagnostizierten Persönlichkeitsstörungen
Persönlichkeitsstörungen
Prozent
depressive
46,67
paranoide
43,33
selbstunsichere
21,67
negativstische
20,00
zwanghafte
13,33
Borderline
11,67
dependente
6,67
schizoide
1,67
antisoziale
,00
narzisstische
,00
histrionische
00
schizotypische
,00
29
Abbildung 3: Übersicht - Persönlichkeitsstörungen (in %)
46,67
depressive
paranoide
selbstunsichere
negativistische
43,33
1
21,67
20
0
20
40
60
80
100
30
3.4.2.2 Persönlichkeitsstörungen und Alter
Es zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Selbstunsicherheit und Altersgruppenzugehörigkeit (2 (3)=8,41; p=.038). In der Altersgruppe der unter 30-jährigen befindet sich
keine einzige Frau, die Selbstunsicherheit zeigt. In der Altersgruppe der 30-39 jährigen zeigen
5 Frauen (29,4 %) Selbstunsicherheit. In der Altergruppe der 40-49 jährigen ist mit 7 Frauen
(16,7 %) der Anteil an Selbstunsicheren etwas geringer. Dafür ist der Anteil bei den 50-jährigen und noch älteren Frauen deutlich höher. In dieser Gruppe zeigen 5 Frauen Selbstunsicherheit (45,5 %).
Bei Alter und dem Vorhandensein von Negativismus findet sich kein statistisch nachweisbarer
Zusammenhang (2 (3)=7,81; p=.065). Tendenziell kann aber auch in diesem Fall wieder
davon ausgegangen werden, dass in der Gruppe mit den älteren Frauen diese Störung häufiger
auftritt. Der Anteil für die über 50-jährigen liegt bei 45 % und ist damit doppelt oder noch
höher als bei den anderen Altersgruppen.
Zwischen der Höhe des Alters und Depression konnte ein signifikanter Zusammenhang (2
(3)=9,08; p=.028) exploriert werden. Besonders auffällig ist hier die Gruppe der über 50jährigen. Hier zeigen 81,9 % eine depressive psychische Störung. Bei der jüngsten Altergruppe
sind hingegen nur 21,4 % von einer depressiven Störung betroffen. Bei den beiden mittleren
Altersgruppen liegen die Anteile bei 47,1 % bei den 30-39 jährigen und bei 44,4 % bei den 4049 jährigen.
Hinsichtlich der paranoiden psychischen Störungen lässt sich kein Zusammenhang in Bezug
auf das Alter feststellen (2 (3)=3,01; p=.391). Der Anteil bei den 20-29 jährigen Frauen mit
einer paranoiden psychischen Störung liegt bei rund 35,7 %. In der Altersgruppe von 30-39
zeigen 47,1 % eine paranoide psychische Störung, bei den 40-49 jährigen Frauen liegt der
Anteil für die paranoide psychische Störung bei 33,3 %. In der ältesten Gruppe zeigen 63,6 %
eine paranoide psychische Störung.. Trotz der deskriptiv beträchtlichen Unterschiede zwischen
den Altergruppen sei nochmals darauf hingewiesen, dass zwischen den vier Gruppen und der
Ausprägung der paranoiden Störungen kein Zusammenhang besteht.
31
Tabelle 24: Verteilung der Persönlichkeitsstörungen nach Altersgruppen (in %)
Persönlichkeitsstörungen
Altergruppen
bis 29
30-39
40-49
50 +
selbstunsichere
0,0
29,4
16,7
45,5
dependente
14,3
5,9
0,0
9,1
zwanghafte
7,1
17,7
5,6
27,3
negativstische
14,3
23,5
5,6
45,5
depressive
21,4
47,1
44,4
81,8
paranoide
35,7
47,1
33,3
63,6
schizotypische
0,0
0,0
0,0
0,0
schizoide
0,0
0,0
0,0
9,1
histrionische
0,0
0,0
0,0
0,0
narzißtische
0,0
0,0
0,0
0,0
Borderline
0,0
11,8
22,2
9,1
antisoziale
0,0
0,0
0,0
0,0
3.4.2.3 Persönlichkeitsstörungen und Bildungsniveau
Das Bildungsniveau wurde wie bereits in Abschnitt 3.3.2 definiert in drei Gruppen zusammengefasst. Bei der Ausprägung der Selbstunsicheren psychischen Störungen und Schulbildung
findet sich kein statistisch relevanter Zusammenhang (2 (2)=4,13; p=.127). Deskriptiv lässt
sich aber festhalten, dass mit zunehmend besserer Schulbildung der Anteil der Selbstunsicheren
sinkt. So ist in der Gruppe der höher Gebildeten nur ein Anteil von 6,3 % zu finden, während
innerhalb der weniger Gebildeten der Anteil an Selbstunsicheren bei 32,1 % liegt.
Tendenziell signifikant ist das Ergebnis bezüglich der negativistischen psychischen Störungen
(2 (2)=5,70; p=.058). Hier fällt vor allem auf, dass bei den höher gebildeten Frauen keine
einzige eine negativistische psychische Störungen hat. Bei den Frauen mit geringer oder keiner
Ausbildung zeigen 25 % dieses Symptom, bei den mittel gebildeten Frauen haben rund ein
Drittel ebenfalls eine diese negativistische psychische Störungen.
Zu einem deutlich signifikanten Ergebnis kommt es bei den depressiven psychischen Störungen
und der Schulbildung (2 (2)=10,60; p=.005). Während bei den Frauen mit geringer oder keiner
32
Schulbildung zwei Drittel an Depressionen leiden, sind diese Anteile bei den beiden anderen
Gruppen deutlich niedriger. In der Gruppe mit mittlerer Schulbildung zeigen rund 38 % eine
depressive psychische Störungen, in der Gruppe mit höherer Schulbildung haben rund 19 %
eine depressive psychische Störungen.
Signifikant ist auch der Zusammenhang von Schulbildung und der paranoiden psychischen
Störungen (2 (2)=12,22; p=.002). In der höher gebildeten Gruppe zeigen nur ca. 6 % eine
paranoide psychische Störungen, bei den beiden anderen Gruppen sind es jeweils rund 55 %,
die eine paranoide psychische Störungen haben.
Tabelle 25: Verteilung der Persönlichkeitsstörungen in Zusammenhang mit dem Bildungsniveau (in %)
Persönlichkeitsstörungen
Bildungsniveau
niedrig
mittel
hoch
selbstunsichere
32,1
18,8
6,3
dependente
10,7
0,0
6,3
zwanghafte
17,9
12,5
6,3
negativstische
25,0
31,3
0,0
depressive
67,9
37,5
18,8
paranoide
57,1
56,3
6,3
schizotypische
0,0
0,0
0,0
schizoide
3,6
0,0
0,0
histrionische
0,0
0,0
0,0
narzißtische
0,0
0,0
0,0
Borderline
14,3
12,5
6,3
antisoziale
0,0
0,0
0,0
3.4.2.4 Persönlichkeitsstörungen und Berufstätigkeit
Zwischen Frauen, die zum Zeitpunkt der Untersuchung berufstätig bzw. ohne Beschäftigung
waren und der Selbstunsicheren psychischen Störungen zeigt sich kein statistisch belegbarer
Zusammenhang (2 (1)=0,64; p=.423). Frauen die berufstätig sind, weisen zu 18,4 % diese
33
Störungen auf, Frauen die keiner bezahlten Beschäftigung nachgehen zeigen zu 27,3 % dieses
Störung.
Deutlich signifikante Unterschiede finden sich aber bei der negativistischen Dimension (2
=5,81; p=.016). Frauen ohne Arbeit zeigen diese Störungen zu 36,4 % bei den berufstätigen
Frauen liegt der Anteil nur bei 10,5 %.
Knapp signifikant ist auch die unterschiedliche Verteilung der depressiven psychischen
Störungen in Abhängigkeit von vorhandener oder nicht vorhandener Berufstätigkeit (2
(1)=4,02; p=.045). Bei den Berufstätigen liegt der Anteil von Depressiven bei 36,8 %, bei den
Nichtberufstätigen zeigen 63,6 % eine depressive psychische Störung.
Bei der paranoiden psychischen Störungen sind die Unterschiede in Abhängigkeit von der
Berufstätigkeit nur tendenziell signifikant (2 (1)=3,51; p=.061). Auch hier zeigt sich
wiederum, dass Berufstätigkeit ein Schutzfaktor ist. In dieser Gruppe zeigen nur 34,2 % eine
paranoide psychische Störung, bei den Nichtberufstätigen liegt dieser Anteil bei 59,1 %.
Tabelle 26: Verteilung der Persönlichkeitsstörungen im Hinblick auf Berufstätigkeit (in %)
Persönlichkeitsstörungen
Berufstätigkeit
beschäftigt
nicht
beschäftigt
selbstunsichere
18,4
27,3
dependente
2,6
13,6
zwanghafte
13,2
13,6
negativstische
10,5
36,4
depressive
36,8
63,6
paranoide
34,2
59,1
schizotypische
0,0
0,0
schizoide
0,0
4,6
histrionische
0,0
0,0
narzißtische
0,0
0,0
Borderline
13,2
9,1
antisoziale
0,0
0,0
34
35
3.4.2.5 Persönlichkeitsstörungen und Lebensqualität
In diesem Kapitel soll untersucht werden, inwieweit das Vorhandensein von Selbstunsichere,
Negativistische, Depressive, und paranoide psychische Störungen einen Einfluss auf die
Lebensqualität hat.
Bei allen fünf Skalen des WHOQOL-BREF finden sich in Abhängigkeit von der Ausprägung
der selbstunsichen psychischen Störungen signifikante Unterschiede. Dabei zeigt sich, dass die
Lebensqualität
der
Selbstunsicheren
nochmals
deutlich
schlechter
ist.
Die
Mittelwertsdifferenzen betragen teilweise bis zu 20 IQ-Punkte. Im besonderen Ausmaß
schlecht ist die Lebensqualität bei der Skala Environment. Hier liegt der Mittelwert nur bei
62,60.
Tabelle 27: WHOQOL-BREF Skalen und Selbstunsicherheit (Mittelwerte, Standardabweichungen und teststatistische Kennzahlen)
Skala
Selbstunsicherheit
keine Störungen
Störungen vorhanden
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
87,95
17,46
74,96
14,77
5,99
.017
IQPSYCH
89,10
18,90
70,81
14,53
10,41
.002
IQSOC
91,40
15,88
76,59
11,93
9,73
.003
IQENVIR
90,13
18,81
62,60
21,70
20,43
<.001
IQGLOBAL
92,42
19,96
71,05
12,71
13,31
.001
Bei der Negativistische psychische Störungen sind signifikante Unterschiede bei den
WHOQOL-BREF Skalen der physischen und psychischen Lebensqualität gegeben. In beiden
Fällen weisen jene Frauen mit einer negativistische psychische Störungen eine niedrigere
Lebensqualität auf. Tendenziell signifikant sind die Ergebnisse bei den Dimensionen der
sozialen und globalen Lebensqualität. Auch hier haben die Frauen mit negativistischer
psychischen Störungen eine schlechtere Lebensqualität. Nicht unterschiedlich sind hingegen
die Mittelwerte bei der Dimension Environment.
36
Tabelle 28: WHOQOL-BREF Skalen und Negativismus (Mittelwerte, Standardabweichungen
und teststatistische Kennzahlen)
Skala
Negativismus
keine Störungen
Störungen vorhanden
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
88,05
15,95
73,47
19,93
7,26
.009
IQPSYCH
87,73
18,72
74,78
19,76
4,50
.038
IQSOC
89,94
15,25
81,19
18,78
2,88
.095
IQENVIR
85,52
20,82
78,72
28,32
0,88
.352
IQGLOBAL
90,36
19,62
77,52
21,81
3,93
.052
Bei allen WHOQOL-BREF Skalen sind in Abhängigkeit vom Vorhandensein einer depressiven
psychischen Störungen deutlich signifikante Unterschiede zu finden. Jene Frauen, die
depressive Symptome zeigen, weisen eine eklatant schlechtere Lebensqualität auf. Auf der
anderen Seite zeigt sich, dass jene Frauen, die keine depressive psychischen Störungen zeigen,
sich in einigen Skalen den Werten der Normpopulation annähern.
Tabelle 29: WHOQOL-BREF Skalen und Depression (Mittelwerte, Standardabweichungen und
teststatistische Kennzahlen)
Skala
Depression
keine Störungen
Störungen vorhanden
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
94,02
13,33
74,99
16,60
24,23
<.001
IQPSYCH
96,41
13,35
72,27
17,38
36,92
<.001
IQSOC
95,11
14,26
80,29
14,86
15,50
<.001
IQENVIR
93,49
16,53
73,50
23,73
14,63
<.001
IQGLOBAL
99,42
15,62
74,50
17,29
34,41
<.001
37
Bis auf die Dimension Environment sind bei den anderen WHOQOL-BREF Skalen hinsichtlich der paranoiden psychischen Störungen überall signifikante Unterschiede zu finden. In
allen diesen Skalen zeigen erwartungsgemäß jene Frauen, die eine paranoide psychische
Störung aufweisen, eine schlechtere Lebensqualität.
Tabelle 30: WHOQOL-BREF Skalen und Paranoide Symptomatik (Mittelwerte, Standardabweichungen und teststatistische Kennzahlen)
Skala
paranoide psychische Störungen
keine Störungen
Störungen vorhanden
MW
SD
MW
SD
F
p
IQPHYS
91,00
15,81
77,47
17,22
9,98
.003
IQPSYCH
90,20
17,65
78,52
20,09
5,73
.020
IQSOC
91,79
16,93
83,48
14,24
4,06
.048
IQENVIR
87,08
20,89
80,35
24,14
1,34
.252
IQGLOBAL
93,25
19,35
80,65
20,22
6,00
.017
38
4. Zusammenfassung der Ergebnisse
Dieses Projekt stellt Ergebnisse über die psychische Morbidität von Migrantinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien bereit, die in Österreich in dieser Form meines Wissens bislang nicht erhoben wurden. Damit kann diese Arbeit als Grundlage für neue integrations- und gesundheitspolitische Maßnahmen dienen.
Ziel der vorliegenden empirischen Studie war die Erfassung des gesamten psychischen Bereichs
wie auch die Erhebung der Lebensqualität als individuelle Wahrnehmung der eigenen
Lebenssituation. Die empirischen Daten sind als Ausgangspunkt für Überlegungen zur bedarfsund zielgruppenorientierten Gesundheitsförderung von Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien zu verstehen.
60 Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien ab 18 Jahren, die im 15. Wiener Gemeindebezirk
leben, nahmen an der vorliegenden Studie mittels Fragebogen teil. Das Durchschnittsalter der
untersuchten Frauen liegt bei 39 Jahren. Rund zwei Drittel sind verheiratet bzw. leben in einer
Lebensgemeinschaft, 15 % Frauen sind geschieden bzw. getrennt lebend, verwitwet sind 10 %
und 8 % sind ledig. 68 % der Frauen haben ein bzw. zwei Kinder, drei und mehrere Kinder
haben 17 % der Frauen und rund 15 % der Frauen haben bis jetzt keine Kinder.
Die untersuchte Gruppe zeigte eine niedrige allgemeine Schulbildung. Rund 7 % haben nie
eine Schule besucht oder haben auch keinen Volksschulabschluss aufzuweisen. Ca. 17 % haben
eine vierklassige Volksschule abgeschlossen. Einen Hauptschulabschluss haben rund 23 % der
befragten Frauen, der Anteil der Frauen mit Berufsschulabschluss liegt bei ca. 27 %. Weiters
haben ca. 18 % ein Gymnasium abgeschlossen und rund 8 % haben eine Universitätsausbildung oder ein College absolviert.
Von den interviewten Frauen sind 63,3 % berufstätig. Mehr als die Hälfte der berufstätigen
Frauen arbeitet als Reinigungspersonal (58 %), wobei 8 % über keinen legalen Status verfügen.
Rund 20 % arbeiten als Verkäuferinnen, und weitere 10 % als Büropersonal. Lediglich 8 %
sind als Krankenschwestern tätig. Bei den derzeit nicht berufstätigen Frauen führen 27 % einen
Haushalt, rund 32 % sind arbeitslos gemeldet und 14 % bereits in Pension.
39
Es ist auffällig, dass nur wenige Frauen Interesse an Freizeitaktivitäten zeigen. Mit Aktivitäten
außerhalb des Hauses, wie z.B. spazieren gehen, beschäftigen sich rund 12 % der Frauen. 15 %
lesen oder gehen ins Kino. Jedoch mehr als 70 % der befragten Frauen beschäftigen sich mit
Haushaltstätigkeiten und Fernsehen. Die meisten Frauen verbringen ihre Freizeit mit ihrer
Familie (68 %), 17 % mit Freunden, und 15 % alleine.
Sowohl der allgemeine Gesundheitszustand, die körperliche Verfassung, als auch das körperliche und seelische Wohlbefinden werden von der überwiegenden Mehrheit der befragten Frauen als positiv eingeschätzt. 75 % aller Befragten sind der Ansicht, dass sie sich zum Zeitpunkt
der Befragung in einer guten Stimmung befinden. Nur rund 22 % der Frauen finden, dass ihre
Stimmung derzeit schlecht ist. Ähnlich wie mit der Stimmung verhält es sich auch mit der
subjektiv wahrgenommenen körperlichen Gesundheit. Nur rund 20 % befinden ihre Gesundheit
als schlecht .
Differentialdiagnostisch wurden in der vorliegenden Studie aufgrund der Kriterien von DSMIV (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) und ICD-10 (Internationale Klassifikation psychischer Störungen) folgende psychische Syndrome und Störungen
am häufigsten nachgewiesen: affektive Störungen (80 %), Angststörungen (64 %) und
somatoforme Störungen (37 %).
Affektive Störungen wurden hauptsächlich als Querschnittdiagnose ermittelt. Die meisten der
befragten Frauen leiden an rezidivierenden depressiven Episoden. Bei den Angstörungen wurde zumeist die generalisierte Angststörung diagnostiziert. Hinsichtlich der somatoformen Störungen leiden die Frauen am häufigsten an der undifferenzierten Somatisierungsstörung.
Die älteste Gruppe der befragten Frauen leidet zu 100 % an affektiven Störungen. Es handelt
sich hierbei um jene Altersgruppe, die das niedrigste Bildungsniveau aufweist, wobei alle
berufstätigen Frauen als Reinigungspersonal beschäftigt sind. Frauen jeder Altersgruppe, die
keiner bezahlten Beschäftigung nachgehen, leiden ebenso nahezu vollständig (95 %) an einer
affektiven Störung. Auch bei der zweitältesten Gruppe (40-49) zeigt sich mit 83 % ein sehr
hoher Anteil an affektiven Störungen. Diese Frauen weisen ein niedriges Bildungsniveau auf
und arbeiten wiederum ausschließlich als Reinigungspersonal. Die beiden jüngeren
Altersgruppen (30-39 und bis 29 Jahre) weisen beide einen Anteil von knapp über 70 % an
affektiven Störungen auf und zeigen hinsichtlich Bildungsniveau und Berufstätigkeit ein
40
diversifiziertes Bild. Das Vorhandensein einer affektiven Störung wirkt sich bei allen Altersgruppen umfassend auf die Lebensqualität aus. Alle fünf Dimensionen des WHOQOL-BREF
zeigen eine deutlich verschlechterte Lebensqualität von Frauen mit affektiven Störungen.
Bei der Altersgruppe der 40-49 jährigen leiden fast drei Viertel an Angststörungen, bei den
über 50-jährigen sind es beinahe zwei Drittel. Die Altersgruppe der 30-39 jährigen weist den
geringsten Anteil an Angstörungen auf. Nur geringfügig höher ist der Anteil bei den unter 30jährigen. Im Hinblick auf das Bildungsniveau weisen jene Frauen mit Berufsschulabschluß die
unauffälligsten Ergebnisse auf. Hingegen ist sowohl bei der Gruppe mit niedrigerem (68 %) als
auch bei jener mit höherem Bildungsniveau (55 %) die Mehrheit der Frauen von einer
Angststörung betroffen. Wie sich bereits bei den affektiven Störungen zeigte, ist auch bei den
von Angststörungen betroffenen Frauen die Lebensqualität vermindert.
Somatoforme Störungen treten bei der jüngsten Altersgruppe am wenigsten und bei der ältesten
am häufigsten auf. Mit rund einem Drittel sind die Frauen der Altersgruppen 40-49 und 30-39
betroffen. Hinsichtlich des Bildungsniveaus lassen sich keine signifikanten Unterschiede für
das Auftreten von somatoformen Störungen ableiten. Die Ergebnisse aller Altersgruppen zeigen, daß bei somatoformen Störungen die Lebensqualität deutlich verschlechtert ist.
Die Zusammenschau der Ergebnisse von SKID-II zeigt, dass die depressive psychische
Störungen mit einem Anteil von knapp unter 50 % am Häufigsten auftritt. Ein Drittel der
befragten Frauen ist vom paranoiden Krankheitsbild betroffen, während bei rund einem Fünftel
eine selbstunsichere oder negativistische psychische Störungen exploriert wurde. In Bezug auf
Altersstruktur, Bildungsniveau, Berufstätigkeit und Lebessqualität lassen sich bei den
festgestellten Persönlichkeitsstörungen signifikante Zusammenhänge nachweisen.
Die Prävalenzrate depressiver psychische Störungen ist bei der Altersgruppe der über 50jährigen mit 80 % am höchsten, während sie bei der jüngsten Altersgruppe mit 21 % am
niedrigsten ist. Hinsichtlich des Bildungsniveaus zeigt sich, daß Frauen mit höherem
Bildungsniveau deutlich weniger (19 %) an depressiven Störungen leiden als jene mit einer
geringeren Schulbildung (68 %). Knapp signifikant ist auch die unterschiedliche Verteilung der
depressiven Symptomatik in Abhängigkeit von vorhandener oder nicht vorhandener
Berufstätigkeit. Bei den Berufstätigen liegt der Anteil depressiver Erscheinungsbilder bei rund
37 %, während der Wert für die Nichtberufstätigen 64 % beträgt.
41
Obwohl sich kein direkter Zusammenhang zwischen paranoider psychische Störungen und
Altersgruppe ausmachen lässt, ist auffällig, dass auch hierbei die älteste Gruppe am häufigsten
(63 %) betroffen ist. Signifikant ist der Zusammenhang von Schulbildung und paranoider
Störungen. Während in der höhergebildeten Gruppe nur ca. 6 % betroffen sind, zeigen mehr als
die Hälfte der Frauen der anderen beiden Gruppen paranoide Symptome. Berufstätigkeit zeigt
sich als Schutzfaktor: In der Gruppe der Berufstätigen zeigen nur 4 % eine paranoide
psychische Störungen, während es bei den Nichtberufstätigen 59 % sind.
Bei der Selbstunsicherheit zeigt sich in Bezug auf die Altersgruppen ein signifikanter
Zusammengang. In der Altersgruppe der unter 30-jährigen befindet sich keine einzige Frau, die
Selbstunsicherheit zeigt. Demgegenüber unterscheidet sich die älteste Gruppe mit dem
höchstem Anteil von 45,5%. In der Altersgruppe 30-39 zeigen 29% Selbstunsicherheit und in
der Altersgruppe 40-49 beträgt der Anteil 16%. Zwischen Frauen, die zum Zeitpunkt der
Untersuchung berufstätig bzw. ohne Beschäftigung waren und der Symptomatik Selbstunsicherheit zeigt sich kein statistisch belegbarer Zusammenhang.
Die Zusammenschau von Altersgruppe und Negativismus zeigt folgendes: Den höchsten
Prozentsatz weist die Gruppe der über 50-jährigen Frauen auf (45 %). Der Anteil der unter 30jährigen liegt bei 14 %, der der Altersgruppe 30-39 beträgt 23,5 %, während die 40-49 jährigen
mit 6 % eine ganz geringe negativistische Störungen aufweisen. Tendenziell signifikant ist das
Ergebnis bezüglich des Bildungsniveaus. Hier fällt vor allem auf, dass bei den höher gebildeten
Frauen keine einzige eine negativistische Störungen hat. Bei den Frauen mit geringer oder
keiner Ausbildung zeigt ein Viertel negativistische Störungen, während bei den Frauen mit
mittlerem Bildungsniveau der Anteil geringfügig höher liegt. Deutlich signifikante
Unterschiede finden sich jedoch in Bezug auf die Berufstätigkeit. Frauen ohne Arbeit zeigen
diese Störungen zu 36 %. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil der berufstätigen Frauen nur bei
10,5 %.
42
5. Diskussion und Ausblick
Mit der vorliegenden Studie liegt eine empirische Datenbasis über die psychische Gesundheit
von Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die im 15. Wiener Gemeindebezirk leben, vor.
I: Für die ältere Generation
Die Ergebnisse der Auswertung von SKID-I und SKID-II, sowie WHOQOL-BREF, ergeben,
dass die über 50-jährigen Frauen die mit Abstand schlechtesten Werte bezüglich psychischer
Gesundheit, Ausbildungsniveau und Lebensqualität aufweisen. Die Schlussfolgerungen der
Studie wirken somit bestärkend auf die bereits bestehenden Bemühungen der Wiener
Integrations-, Gesundheits-, und Generationenpolitik. Zusätzlich bietet die Studie Argumente
für jene Bereiche an, die bisher noch unzureichend Beachtung fanden, und nun anhand einer
gefestigten Datenlage in den Blickpunkt gerückt werden können. Für die über 50-jährigen
Migrantinnen aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien können aufgrund der
Datenlage folgende zielgruppenorientierte Argumente extrahiert werden:

Da besonders die älteren Frauen ein mangelhaftes Wissen über Aufbau und Funktion des eigenen
Körpers, sowie über die Ursachen von gesundheitlichen Beschwerden und deren Verhinderung
haben, ist eine Stärkung der niederschwelligen muttersprachlichen Präventivmaßnahmen für die
ältere Generation erforderlich; die Prioritäten sind auf mündliche Kommunikation (z. B. Hotlines,
Informationsveranstaltungen) zu setzen;

Im Hinblick auf die Arbeitsmarkt- und Pensionspolitik sind die besonderen sozioökonomischen
Bedingungen der ersten Migrationsgeneration verstärkt zu berücksichtigen;

Die vorausblickende muttersprachliche psychosoziale Altenversorgung ist als gezielte Gesundheitsmaßnahme zu fördern;
II: Für die in Wien lebenden Migrantinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien
Da in der vorliegenden Studie der gesamte psychische Bereich in Bezug auf die Lebensqualität
erhoben wurde, lassen sich hinsichtlich der Gruppe der in Wien lebenden Migrantinnen aus
43
dem ehemaligen Jugoslawien folgende spezifische Empfehlungen zur Stärkung und
Entwicklung von integrations- und gesundheitspolitischen Strategien ableiten:

Stärkung der gesamten Prävention für psychische Gesundheit. (Während des Projekts bekundeten die
befragten Frauen und deren Angehörige nachdrücklich ihr Interesse an Fragen zur psychischen
Gesundheitsvorsorge und den psychosozialen Gesundheitseinrichtungen in Wien.)

Vermehrter Einsatz von muttersprachlich gestützer Behandlung im Gesundheits- und Rehabilitationssystem der Stadt Wien (Personalselektion) 3 . Da in Wien eine starke Unterversorgung an
psychologisch-psychiatrischen Fachkräften mit bosnisch/kroatisch/serbischer Muttersprache besteht,
kommt es häufig zu Fehldiagnosen und in Folge zu falschen Behandlungen. Die Folgen sind eine
unnötig verlängerte Krankheitsdauer, verlängerte Krankenstände und höhere Behandlungskosten.
Die Auswirkungen sind sowohl für die sozioökonomische Lage der Migrantinnen (Arbeitslosigkeit,
Frühpensionierung) als auch für die budgetäre Situation des öffentlichen Gesundheitswesens negativ.

Weitere Verhandlungen mit den Sozialversicherungsträgern (in erster Linie der Wiener Gebietskrankenkasse), damit bei der Vergabe von Kassenverträgen der psychologisch-psychiatrische Bedarf
von Migrantinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien Berücksichtigung findet. Es ist hierbei festzuhalten, dass es in Wien nur wenige niedergelassene neuropsychiatrische FachärztInnen, Klinische
und GesundheitspsychologInnen und PsychotherapeutInnen mit bosnisch/kroatisch/serbischer
Muttersprache gibt. Bisher wurde jedoch keinem von ihnen ein Kassenvertrag zugeteilt.

Erweiterung des Angebots an Deutschkursen für Migrantinnen; das Thema (psychische) Gesundheit
als festen Bestandteil im Rahmen des Curriculums ab der Mittelstufe verankern. Es muss jedoch
darauf hingewiesen werden, dass es sich hierbei um eine die Prävention betreffende Maßnahme
handelt. Denn bei der Behandlung ziehen selbst Migrantinnen der zweiten Generation tendenziell die
Muttersprache der Erstsprache Deutsch vor. Das geschieht erfahrungsgemäß auch dann, wenn sie die
Erstsprache besser als ihre Muttersprache beherrschen. Für diese Erscheinung sind soziokulturelle
und Mentalitätsgründe ausschlaggebend.

Stärkung des psychosozialen Sektors in der allgemeinen Erwachsenenbildung (z. B. Angebot muttersprachlicher Seminarabende bei der VHS);
III: Für die psychologisch-psychiatrische Migrationsforschung
3
So gibt es gibt in Wien nur ein einziges Krankenhaus, an dem halbtags eine Klinische Psychologin mit bosnisch/
kroatisch/serbischer Muttersprache – jedoch nicht mit Focus auf Migrantinnen - beschäftigt wird. Ein weiteres
Krankenhaus beschäftigt eine Klinische Psychologin aus dem ehemaligen Jugoslawien geringfügig. Das Problem
der sprachlichen Unterversorgung durch dolmetschendes Reinigungspersonal zu bewältigen, widerspricht den
Bemühungen zur Qualitätssicherung der Wiener Gesundheitseinrichtungen.
44
Obwohl Migrantinnen mit bosnisch/kroatisch/serbischer Muttersprache die mit Abstand größte
Sprachgruppe in Wien bilden, sind sie im Bereich der psychologisch-psychiatrischen Migrationsforschung deutlich unterrepräsentiert. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um muttersprachlich gestützte Forschung handelt. Meines Wissens ist die vorliegende Studie die erste im
deutschen Sprachraum, die sich auf ein validiertes muttersprachliches Testinventarium stützt.
Es darf hierbei nicht vergessen werden, dass im psychologisch-psychiatrischen Bereich der
Sprachebene eine besondere Stellung zukommt. In der vorliegende Arbeit konnte durch die
muttersprachliche Erhebung nicht nur die Sprachbarriere sondern auch die Hemmschwelle
psychischer Stigmata durchbrochen werden. Worüber Frauen in ihrer Muttersprache nur
äußerst zurückhaltend sprechen, sprechen sie in einer Zweitsprache zumeist überhaupt nicht.
Zusätzlich ist anzumerken, dass trotz einer muttersprachlichen Datenerhebung bei Frauen mit
geringer Bildungserfahrung formaldidaktische Probleme in der Testsituation (Prässuppositionen) zu bewältigen sind.
Zu Beginn der Studie bestand meine Sorge darin, nicht genügend Frauen zu finden, die an
dieser mehrstündigen, anstrengenden Testreihe teilnehmen würden. Die Ergebnisse sind hinsichtlich künftiger Forschungsarbeiten jedoch vielversprechend. Nachdem ich etwa ein Drittel
der Frauen getestet hatte, meldeten sich vermehrt (wahrscheinlich durch Mundpropaganda)
Frauen aus ganz Wien und teilten ihr Interesse an den Tests mit. Die Tests wurden von den
Frauen als Zuwendung und Aufmerksamkeit für sie und ihre psychische Befindlichkeit interpretiert. Es ist darauf hinzuweisen, dass keine der 60 untersuchten Frauen aus meinem unmittelbaren Bekanntenkreis stammt.
Folgende Empfehlungen für gesundheitspolitsche Maßnahmen lassen sich extrahieren:

Verstärkte Ausbildung psychosozialer Fachkräfte mit bosnisch/kroatisch/serbischer Muttersprache;

Förderung muttersprachlich gestützter Forschungsarbeiten im psychologisch-psychiatrischen
Bereich;

Ausweitung der vorliegenden Studie auf ganz Wien.
45
6. Literatur
1. Angermeyer, M. C. & Kilian, R. & Matschinger, H. (2000): WHOQOL-100 und
WHOQOL-BREF. Handbuch für die deutschsprachigen Versionen der WHO Instrumente zur internationalen Erfassung von Lebensqualität. Göttingen. (Piralić Spitzl,
Sanela (2003): WHOQOL-BREF. Validierte Version. Unveröffentlicht. (Bosnisch/Kroatisch/Serbisch.)
2. Bacher, J. & Gerzer, G (1993): Wir sind Anders. Ergebnisse einer sozialwissenschaftlichen
Untersuchung der Lebenssituation von GastarbeiterInnen in der Stadt Wels. Linz.
3. Borde, T. & David, M. (Hg) (2003): Gut versorgt? Franfurt am Main.
4. Collatz, J. et al (Hg) (1997): Transkulturelle Begutachtung. Berlin.
5. Csitkovics, M. & Eder, A. & Matuschek, H. (Hg) (1997): Die gesundheitliche Situation
von MigrantInnen. Wien.
6. David, M. & Borde, T. & Kentenich, H. (Hg) (1998): Migration und Gesundheit.
Frankfurt am Main.
7. David, M. & Borde, T. & Kentenich, H. (Hg) (2000): Migration - Frauen - Gesundheit.
Franfurt am Main.
8. Dilling, H. & Mombour, W. & Schmidt, M. H. (Hg)/WHO (2000): Internationale Klassifikation psychischer Störungen - ICD-10, Kapitel V(F). Göttingen.
9. Fassmann, H. & Münz, R. (1995): Einwanderungsland Österreich? Historische Migrationsmuster - aktuelle Trends - politische Maßnahmen. Wien.
10. First, Michael B. et al (Hg) (2000): SKID I - Strukturirani klinički intervju za poremećaje
ličnosti s osi I iz DSM-IV. Jastrebarsko. (Bosnisch/Kroatisch/Serbisch.)
11. First, Michael B. et al (Hg) (2000): SKID II - Strukturirani klinički intervju za poremećaje
ličnosti s osi II iz DSM-IV. Jastrebarsko. (Bosnisch/Kroatisch/Serbisch.)
12. Franke, A. & Kämmerer, A. (2001): Klinische Psychologie der Frau. Göttingen.
13. Hammen, C. (1999): Depression - Erscheinungsformen und Behandlung. Göttingen.
14. Hegemann, T. & Salman, R. (2001): Transkulturelle Psychiatrie - Konzepte für die Arbeit
mit Menschen aus anderen Kulturen. Bonn.
46
15. Heise, T. (Hg) (1998): Transkulturelle Psychotherapie. Hilfen im ärztlichen und therapeutischen Umgang mit ausländischen Mitbürgern. Berlin.
16. Hofinger, C. et al/IHS (1998): Einwanderung und Niederlassung II. Soziale Kontakte Diskriminierung, Sprachkenntnisse, Bleibeabsichten, Arbeitsmarktintegration und Armutsgefährdung der ausländischen Wohnbevölkerung in Wien. Wien.
17. Kentenich, H. & Reeg, P. & Wehkamp, K.- H. (Hg) (1990): Zwischen zwei Kulturen –
Was macht Ausländer krank? Franfurt am Main.
18. Laburda, A. S. & Matuschek, H. & Wiederschwinger M. (1996): Integration von
AusländerInnen in Österreich. Wien.
19. Matuschek, H. (1990): Familien von ArbeitsmigrantInnen und AsylwerberInnen in
Österreich. In: Gisser et al (1990): Lebenswelt Familie. Wien.
20. Meyer-Ehlert, B. & Wohlfahrt-Schneider, U. (1986): Gesundheitsbildung und Beratung
mit AusländerInnen. Berlin.
21. Pelinka, A. & Amesberger, H. & Halbmayr, B. (Hg) (2001): Zugewanderte
PatientientInnen im Wiener Gesundheitssystem. Wien.
22. Pfeiffer W. M. (1994): Transkulturelle Psychiatrie. Ergebnisse und Probleme. Stuttgart.
23. Pfeiffer W. M. (1996): Das Bild der Depression im Kulturvergleich. Stuttgart.
24. Saß, H. & Wittchen, H. U. & Zaudig, M. (Hg)/APA (2003): Diagnostisches und
statistisches Manual psychischer Störungen. Textrevision. DSM-IV-TR. Göttingen.
25. Schmid et al (1992): Ausländer und Gesundheit. Wien.
26. WIF (2002): MigrantInnen in Wien 2001 – Daten, Fakten, Recht. Teil II. Wien.
27. Wimmer–Puchinger, B. et. al (1998): Die Lebenssituation und Gesundheit von Frauen im
10. Wiener Gemeindebezirk. Wien.
47
Glossar
Affektive Störungen
Diese Gruppe enthält Störungen deren Hauptsymptome in einer Veränderung der Stimmung
oder der Affektivität entweder zur Depression - mit oder ohne begleitender Angst - oder zur
gehobenen Stimmung bestehen. Dieser Stimmungswechsel wird meist von einer Veränderung
des allgemeinen Aktivitätsniveaus begleitet. Die meisten anderen Symptome beruhen hierauf
oder sind im Zusammenhang mit dem Stimmungs- und Aktivitätswechsel leicht zu verstehen.
Die meisten dieser Störungen neigen zu Rückfällen. Der Beginn der einzelnen Episoden ist oft
mit belastenden Ereignissen oder Situationen in Zusammenhang zu bringen.
Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Eine Persönlichkeitsstörung, die durch eine Mißachtung sozialer Verpflichtungen und herzloses
Unbeteiligtsein an Gefühlen für andere gekennzeichnet ist. Zwischen dem Verhalten und den
herrschenden sozialen Normen besteht eine erhebliche Diskrepanz. Das Verhalten erscheint
durch nachteilige Erlebnisse, einschließlich Bestrafung, nicht änderungsfähig. Es besteht eine
geringe Frustrationstoleranz und eine niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges
Verhalten, eine Neigung, andere zu beschuldigen oder vordergründige Rationalisierungen für
das Verhalten anzubieten, durch das der betreffende Patient in einen Konflikt mit der
Gesellschaft geraten ist.
Agoraphobie
Eine relativ gut definierte Gruppe von Phobien, mit Befürchtungen, das Haus zu verlassen,
Geschäfte zu betreten, in Menschenmengen und auf öffentlichen Plätzen zu sein, alleine mit
Bahn, Bus oder Flugzeug zu reisen. Eine Panikstörung kommt als häufiges Merkmal bei
gegenwärtigen oder zurückliegenden Episoden vor. Depressive und zwanghafte Symptome
sowie soziale Phobien sind als zusätzliche Merkmale gleichfalls häufig vorhanden. Die
Vermeidung der phobischen Situation steht oft im Vordergrund, und einige Agoraphobiker
erleben nur wenig Angst, da sie die phobischen Situationen meiden können.
48
Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die betreffenden Personen neigen zu starken Stimmungsschwankungen (von quälender Angst
und Verzweiflungs-gefühlen bis hin zu zorniger Erregung), deren Intensität mitunter soweit
gehen kann, daß Impulse ohne Berücksichtigung von Konsequenzen ausagiert werden. Von
außen werden Borderline-Patienten deshalb häufig als unberechenbar erlebt. Beim
Vorausplanen haben sie Schwierigkeiten (phasenweise wird dies durch viel Planungsaktivität
zu kompensieren versucht), und beim Ausbrechen intensiven Ärgers kann es fallweise zu
explosivem, in Einzelfällen sogar gewalttätigem Verhalten kommen. Oft richten die
Betroffenen ihre aggressiven Impulse aber jedoch gegen sich selbst statt gegen andere Selbstverletzendes Verhalten ist ein Symptom, das verhältnismäßig oft kombiniert mit einer
Borderline-Störung auftritt.
Chi Quadrat
[Chi (Χ χ) ist der 22. Buchstabe des Griechischen Alphabets.] Chi Quadrat ist ein Streuungswert für
zwei nominalskalierte Daten. Er sagt aus, in welchem Maße die beobachteten Werte einer
Verteilung vom erwarteten Wert (Zeilen- * Spaltensumme / N) abweicht. Je größer Chi
Quadrat, desto signifikanter ist der Zusammenhang zwischen der abhängigen und der
unabhängigen
Variablen.
Die
Chi-Quadrat-Verteilung
ist
eine
stetige
lichkeitsverteilung.
Sie hat einen einzigen Parameter, n, der eine natürliche Zahl sein muss. Man sagt
Wahrschein-
auch n ist der Freiheitsgrad der Chi-Quadrat-Verteilung.
Cut-Off-Wert
Der Cut-Off-Wert ist der Wert in einem quantitativen diagnostischen Test, der zwischen zwei
Testergebnissen (positiv, negativ) unterscheidet und damit einen Patienten einem der zwei
untersuchten Krankheitszuständen (z.B. krank vs. nicht krank oder Erkrankung 1 vs.
Erkrankung 2) zuordnet. Dabei gibt immer einen Überlappungsbereich, in dem je nach Lage
des Cut-Off-Punktes Patienten testpositiv oder testnegativ eingeordnet werden. Deshalb ist die
Auswahl des Cut-Off-Punktes sorgfältig vorzunehmen.
Dependente Persönlichkeitsstörung
49
Die abhängige oder dependente Persönlichkeit ist ohne Selbstvertrauen und unfähig zu
selbständigen Entscheidungen. Sie überlässt dem Ehepartner passiv die Entscheidung darüber,
wo die Familie lebt, wovon sie lebt und mit wem man Freundschaft schließt. Anderen stimmt
sie auch dann zu, wenn diese Unrecht haben und sie hat Schwierigkeiten, die Initiative zu
ergreifen. Wenn sie allein ist, fühlt sie sich unwohl und beschäftigt sich oft mit der Angst,
allein gelassen zu werden und selbst für sich sorgen zu müssen. Sie ist unfähig, Forderungen zu
stellen, und stellt die eigenen Bedürfnisse hintan, um nicht die Beziehung zu Menschen zu
gefährden, von denen sie abhängig ist. Wenn eine enge Beziehung endet, suchen sie dringend
nach einer neuen, die die alte ersetzen kann.
Diagnostische Tests
Diagnostik ist ein Mittel, eine A-priori-Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit der Vermutung,
dass PatientInnen an einer Krankehit leiden, in eine (möglichst) höhere A-posterioriWahrscheinlichkeit zu transformieren. Um die Diagnostik zu beschreiben, wird sie als Folge
von binären Einzelentscheidungen aufgefasst. Bei diesen Einzel-unterscheidungen werden
diagnostische Tests eingesetzt, die zwischen zwei Zuständen entscheiden sollen: Krankheit
vorhanden / nicht vorhanden. Entsprechend ist auch das Testresultat eine Ja/Nein-Aussage:
krank (=positiv) / nicht krank (=negativ). Bei Tests mit quantitative Ergebnissen erfolgt die
Überführung in eine solche binäre Aussage mit einem Trennwert (Cut-Off-Point).
Hieraus lässt sich eine Vierfeldertafel erzeugen, die Zustand des Patienten und Testergebnis
gegenüberstellt:
Zustand des Patienten
krank
nicht krank
Summe
Testergebnis positiv
richtig positiv (rp)
falsch positiv (fp)
rp+fp
Testergebnis negativ
falsch negativ (fn)
richtig negativ (rn)
fn+rn
Summe
rp+fn
fp+rn
rp+fp+fn+rn
Anhand dieser Tafel lassen sich spalten- und zeilenweise je die Verhältnisse der Einzelzellen
zu den Summen bilden.
50
Die Sensitivität ermittelt den Anteil der richtig Positiv erkannten Patienten zu allen Kranken
(rp/(rp+fn), die Spezifität den Anteil der Richtig negativ erkannten Patienten an den NichtKranken (rn/(rn+fp)). Sensitivität und Spezifität sind die Größen, die die Entwickler und
Hersteller bei der Bewertung ihrer diagnostischen Tests verwenden können.
Die Vorhersagewerte (zeilenweise Betrachtung) betrachten dagegen die Wahrscheinlichkeit,
dass der Patient tat-sächlich den Zustand aufweist, den der Test anzeigt (positiver
Vorhersagewert: rp/(rp+fp), negativer Vorhersage-wert: rn/(rn+fn). Die Vorhersagewerte
beschreiben damit die Sicht der Untersuchenden, denen das Testergebnis vorliegt. Sie können
mit diesen Werten das Testergebnis hinsichtlich seiner Relevanz einschätzen.
Differentialdiagnose
Abgrenzung einer Krankheit von Erkrankungen mit ähnlichem Erscheinungsbild.
DSM-IV
Das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) ist ein weltweit
angewandtes Klassifikationssystem der psychischen Störungen. Die Ziffer IV bezeichnet die 4.
Revision. DSM-IV umfasst dia-gnostische Kriterien sowie die umfangreichen Informationen
zu Symptomatik, Verlauf, Prävalenz, Prädispositionen und Differenzialdiagnostik der
Störungen.
Dysthymia
Hierbei handelt es sich um eine chronische, wenigstens mehrere Jahre andauernde depressive
Verstimmung, die weder schwer noch hinsichtlich einzelner Episoden anhaltend genug ist, um
die Kriterien einer schweren, mittel-gradigen oder leichten rezidivierenden depressiven Störung
zu erfüllen.
Generalisierte Angsstörung
Die Angst ist generalisiert und anhaltend. Sie ist nicht auf bestimmte Umgebungsbedingungen
beschränkt, oder auch nur besonders betont in solchen Situationen, sie ist vielmehr "frei
51
flottierend". Die wesentlichen Symptome sind variabel, Beschwerden wie ständige Nervosität,
Zittern, Muskelspannung, Schwitzen, Benommenheit, Herzklopfen, Schwindelgefühle oder
Oberbauchbeschwerden gehören zu diesem Bild. Häufig wird die Befürchtung geäußert, der
Patient selbst oder ein Angehöriger könnten demnächst erkranken oder einen Unfall haben.
Histrionische Persönlichkeitsstörung
Eine Persönlichkeitsstörung, die durch oberflächliche und labile Affektivität, Dramatisierung,
einen theatralischen, übertriebenen Ausdruck von Gefühlen, durch Suggestibilität, Egozentrik,
Genußsucht, Mangel an Rücksichtnahme, erhöhte Kränkbarkeit und ein dauerndes Verlangen
nach Anerkennung, äußeren Reizen und Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist.
Hypochondrische Störung
Vorherrschendes Kennzeichen ist eine beharrliche Beschäftigung mit der Möglichkeit, an einer
oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu leiden. Die
Patienten manifestieren anhaltende körperliche Beschwerden oder anhaltende Beschäftigung
mit ihren körperlichen Phänomenen. Normale oder allgemeine Körperwahrnehmungen und
Symptome werden von dem betreffenden Patienten oft als abnorm und belastend interpretiert
und die Aufmerksamkeit meist auf nur ein oder zwei Organe oder Organsysteme des Körpers
fokussiert. Depression und Angst finden sich häufig und können dann zusätzliche Diagnosen
rechtfertigen.
Hypomanie
Eine Störung, charakterisiert durch eine anhaltende, leicht gehobene Stimmung, gesteigerten
Antrieb und Aktivität und in der Regel auch ein auffallendes Gefühl von Wohlbefinden und
körperlicher und seelischer Leistungsfähigkeit. Gesteigerte Geselligkeit, Gesprächigkeit,
übermäßige Vertraulichkeit, gesteigerte Libido und vermindertes Schlafbedürfnis sind häufig
vorhanden, aber nicht in dem Ausmaß, daß sie zu einem Abbruch der Berufstätigkeit oder zu
sozialer Ablehnung führen. Reizbarkeit, Selbstüberschätzung und flegelhaftes Verhalten
können an die Stelle der häufigen euphorischen Geselligkeit treten. Die Störungen der
Stimmung und des Verhaltens werden nicht von Halluzinationen oder Wahn begleitet.
52
ICD 10 (Kapitel V (F))
Die Abkürzung ICD steht für "International Statistical Classification of Diseases and Related
Health Problems"; die Ziffer 10 bezeichnet deren 10. Revision. Diese Klassifikation wurde von
der Weltgesundheitsorganisation erstellt. Kapitel V (F) umfasst die psychischen und
Verhaltensstörungen. Durch den F-Schlüssel werden diese Störungen codiert.
Median
Der Median, eine Größe der Statistik, ist der mittelste Wert nach einer Rangordnung. Er gehört
zu den Maßzahlen der zentralen Verteilung, auch Lagemaß genannt. Sortiert man eine Reihe
von Messwerten der Größe nach, so ist der Wert, der in der Mitte dieser Reihe liegt, der
Median. Hat man eine gerade Anzahl von Werten, ergibt sich der Median als arithmetisches Mittel
der beiden mittleren Werte. Die eine Hälfte der Werte ist größer, die andere Hälfte kleiner als
der Median. Der Median ist also das 50%-Perzentil. Im Gegensatz zum arithmetischen
Mittelwert auch Durchschnitt genannt, verändert sich der Median durch einzelne Extremwerte
kaum. So ist der Median der Zahlenreihen 1,2,3,4,5 und 1,2,3,4,100 jeweils 3; 3 ist in der
Mitte, mit je zwei Nachbarn. Der Mittelwert ist im ersten Fall ebenfalls 3, bei der zweiten
Reihe verschiebt der "Ausreißer" 100 den Mittelwert auf 22.
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Charakteristisch für narzisstische Persönlichkeiten ist das grandiose Selbstbild ihrer
Einzigartigkeit und ihrer Fähigkeiten. Sie phantasieren von grenzenlosen Erfolgen. Sie als
egozentrisch zu bezeichnen, ist fast noch untertrieben. Sie fordern fast ständig Aufmerksamkeit
und starke Bewunderung. Sie sind davon überzeugt, dass sie nur von besonderen Menschen
oder solchen von hohem Rang verstanden werden. Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen
leiden unter ihrer mangelnden Empathie. Sie neigen dazu, andere auszubeuten und nur auf
ihren Vorteil bedacht zu sein, stellen Ansprüche und erwarten von anderen Vergünstigungen,
ohne zu Gegenleistungen bereit zu sein. Die meisten dieser Persönlichkeitsmerkmale, mit
Ausnahme des Mangels an Empathie und extremer Reaktion auf Kritik, wurden als Aspekte der
narzisstischen Persönlichkeitsstörung empirisch validiert.
53
Negativistische Persönlichkeitsstörung
Negativistische Einstellungen, passiver Widerstand gegenüber Forderungen nach angemessener
Leistung; widersetzt sich passiv der Erfüllung sozialer und beruflicher Routineaufgaben;
beklagt sich, von anderen miss-verstanden und missachtet zu werden; ist mürrisch und
streitsüchtig, übt unangemessene Kritik and Autoritäten und verachtet sie; Bringt denen
gegenüber Neid und Groll zum Ausdruck, die offensichtlich mehr Glück haben; beklagt sich
übertrieben und anhaltend über persönliches Unglück; wechselt zwischen feindseligem Trotz
und Reue.
Panikstörung
Das wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich
nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch
nicht vorhersehbar sind. Wie bei anderen Angsterkrankungen zählen zu den wesentlichen
Symptomen plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel
und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation oder Derealisation). Oft entsteht sekundär auch
die Furcht zu sterben, vor Kontrollverlust oder die Angst, wahnsinnig zu werden. Die
Panikstörung soll nicht als Hauptdiagnose verwendet werden, wenn der Betroffene bei Beginn
der Panikattacken an einer depressiven Störung leidet. Unter diesen Umständen sind die
Panikattacken wahrscheinlich sekundäre Folge der Depression.
Paranoide Persönlichkeitsstörung
Diese
Persönlichkeitsstörung
ist
durch
übertriebene
Empfindlichkeit
gegenüber
Zurückweisung, Nachtragen von Kränkungen, durch Mißtrauen, sowie eine Neigung, Erlebtes
zu verdrehen gekennzeichnet, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als
feindlich
oder
verächtlich
mißgedeutet
werden,
wiederkehrende
unberechtigte
Verdächtigungen hinsichtlich der sexuellen Treue des Ehegatten oder Sexualpartners,
schließlich durch streitsüchtiges und beharrliches Bestehen auf eigenen Rechten. Diese
Personen
können
zu
überhöhtem
Selbstwertgefühl
und
häufiger,
übertriebener
Selbstbezogenheit neigen.
54
Posttraumatische Belastungsstörung
Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder
eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder
katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.
Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden
Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Alpträumen, die vor dem
Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten.
Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der
Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die
Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer
Übererregtheit mit Wachheit, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf.
Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert
und Suizidgedanken sind nicht selten. Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz
(Krankheitssymtome im Verborgenen), die wenige Wochen bis Monate dauern kann. Der
Verlauf ist wechselhaft, in der Mehrzahl der Fälle kann jedoch eine Heilung erwartet werden.
psychotrop
auf psychische Funktionen wirkend
rezidivierend
wiederkehrend
Schizoide Persönlichkeitsstörung
Eine Persönlichkeitsstörung, die durch einen Rückzug von affektiven, sozialen und anderen
Kontakten mit übermäßiger Vorliebe für Phantasie, einzelgängerisches Verhalten und in sich
gekehrte Zurückhaltung gekennzeichnet ist. Es besteht nur ein begrenztes Vermögen, Gefühle
auszudrücken und Freude zu erleben.
Schizotype Persönlichkeitsstörung
Eine Störung mit exzentrischem Verhalten und Anomalien des Denkens und der Stimmung, die
schizophren wirken, obwohl nie eindeutige und charakteristische schizophrene Symptome
55
aufgetreten sind. Es kommen vor: ein kalter Affekt, seltsames und exzentrisches Verhalten,
Tendenz zu sozialem Rückzug, paranoische oder bizarre Ideen, die aber nicht bis zu
eigentlichen Wahnvorstellungen gehen, zwanghaftes Grübeln, Denk- und Wahrnehmungsstörungen, gelegentlich vorübergehende, quasipsychotische Episoden mit intensiven
Illusionen, akustischen oder anderen Halluzinationen und wahnähnlichen Ideen, meist ohne
äußere Veranlassung. Es läßt sich kein klarer Beginn feststellen; Entwicklung und Verlauf
entsprechen gewöhnlich einer Persönlichkeitsstörung.
Signifikanz
In der Statistik heißen Ergebnisse signifikant, wenn es unwahrscheinlich ist, dass sie durch Zufall
zustande kamen. Unwahrscheinlich heißt hierbei in der Regel maximal 5 Prozent
Wahrscheinlichkeit.
SKID-I/SKID-II
Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV. Achse I: Psychische Störungen/Achse II:
Persönlichkeitsstörungen. Die Durchführungszeit von SKID-I beträgt etwa 60 Minuten und
teilt sich in einen freien (etwa 10 Minuten Dauer) und einen strukturierten Interviewteil. Die
durchschnittliche Durchführungszeit von SKID-II liegt bei etwa 30 Minuten. SKID-I dient der
Erfassung und Diagnostik ausgewählter psychischer Syndrome und Störungen, wie sie im
DSM-IV auf Achse I definiert werden. Außerdem werden Kodierungsmöglichkeiten für die
Beurteilung von Achse III (körperliche Störungen) und Achse V (Psychosoziales
Funktionsniveau) angeboten. Alle Diagnosen werden im Längs- und Querschnitt sowie mit
Zusatzinformationen über Beginn und Verlauf erhoben. Folgende DSM-IV Diagnosen können
im SKID-I auf Achse I beurteilt werden: Affektive Störungen, Psychotische Störungen,
Störungen durch Psychotrope Substanzen, Angststörungen, Somatoforme Störungen,
Essstörungen und Anpassungsstörungen. SKID-II ist ein Verfahren zur Diagnostik der zehn auf
Achse-II sowie der zwei im Anhang des DSM-IV aufgeführten Persönlichkeitsstörungen.
SKID-II ist ein zweistufiges Verfahren, bestehend aus einem Fragebogen, dessen Items die
Kriterien des DSM-IV repräsentieren und der als Screening für die Merkmale der zwölf
erfassten Persönlichkeitsstörungen dient. Im nachfolgenden Interview brauchen dann nur noch
diejenigen Fragen gestellt zu werden, für die im Fragebogen eine «ja»-Antwort angekreuzt
wurde.
Durch
dieses
zweistufige
Verfahren
wird
eine
vergleichsweise
geringe
Durchführungszeit für das Interview erreicht. SKID-I und SKID-II ermöglichen dem
56
Interviewer eine schnelle und valide Diagnosenstellung nach DSM-IV. Durch die Angabe von
Sprungregeln hält sich der Interviewer nicht bei Fragen nach Symptomen auf, die diagnostisch
irrelevant sind.
Somatoforme Störungen
Das Charakteristikum ist die wiederholte Darbietung körperlicher Symptome in Verbindung
mit hartnäckigen Forderungen nach medizinischen Untersuchungen trotz wiederholter
negativer Ergebnisse und Versicherung der Ärzte, daß die Symptome nicht körperlich
begründbar sind. Wenn somatische Störungen vorhanden sind, erklären sie nicht die Art und
das Ausmaß der Symptome, das Leiden und die innerliche Beteiligung des Patienten.
SPSS für Windows™
SPSS für Windows™ ist eine modular aufgebaute Analysesoftware. Es besteht aus dem Base
System, das bereits das komplette Daten- und Dateimanagement, sämtliche Grafiktypen und
eine breite Palette an statistischen Funktionen umfaßt. Diverse Zusatzmodule erweitern die
statistische Leistungsfähigkeit des Base Systems. Auf diese Weise kann das SPSSAnalysesystem für bedarfsindividuelle Anforderungen genutzt werden.
Standardabweichung
[engl. standard deviation]. Die Standardabweichung ist eine Maßzahl der Streuung. Wird in der
Statistik
eine Auswertung über eine Menge von Werten benötigt, gibt die Standardabweichung
ein sinnvolles Maß für die Streuung um den Mittelwert an. Die Standardabweichung ist die
Quadratwurzel einer anderen Streuungsmaßzahl, der Varianz. Sie hat gegenüber dieser den
Vorteil, dass sie die gleiche Einheit hat wie die ursprünglichen Messwerte.
Statistische Tests
Statistische Tests dienen zum Überprüfen einer statistischen Hypothese und ihrer Signifikanz. Man
nennt sie deswegen auch Signifikanztests. Generell geht man dabei in folgenden Schritten vor:
Formulierung einer Nullhypothese H0 und ihrer Alternativhypothese H1; Berechnung einer
Testgröße oder Teststatistik T aus der Stichprobe; Bestimmung des kritischen Bereiches K zum
Signifikanzniveau & alpha, das vor Realisation der Stichprobe feststehen muss; Treffen der
57
Testentscheidung (Liegt T innerhalb von K, so lehnt man H0 zugunsten von H1ab. Liegt T
außerhalb von K, so wird H0 beibehalten.)
Varianzanalyse
Die Varianz ist in der Statistik ein Streuungsmaß, d.h. ein Maß für die Abweichung einer
Zufallsvariable
von ihrem Erwartungswert. Ihr Nachteil ist, dass sie eine andere Einheit als die
Daten besitzt. Man verwendet daher meistens Standardabweichung, die als Quadratwurzel aus der
Varianz definiert ist. Die Varianzanalyse ist ein statistisches Verfahren, dass versucht, die
Varianz einer metrischen Variablen durch eine oder mehrere kategoriale Variablen zu erklären.
Das Verfahren untersucht, ob (und gegenenfalls wie) sich der Erwartungswert einer metrischen
Zufallsvariablen in verschiedenen Gruppen unterscheidet. Der Name des Verfahrens geht
darauf zurück, das in Prüfgrößen des Verfahrens getestet wird, ob die Varianz zwischen den
Gruppen größer ist als die Varianz innerhalb der Gruppen. Bei der einfaktoriellen
Varianzanalyse enthält das Modell nur eine unabhängige Variable, den Faktor, der dann
beliebig viele Faktorstufen haben kann.
WHOQOL-BREF
World Health Organization Quality of Life – Kurzversion. Grundlage des Fragebogens ist die
Definition von Lebensqualität als die individuelle Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation
im Kontext der jeweiligen Kultur und des jeweiligen Wertesystems sowie in Bezug auf
persönliche Ziele, Erwartungen, Beurteilungsmaßstäbe und Interessen. Der Fragebogen
unterscheidet sehr gut zwischen Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen und
gesunden Personen sowie zwischen Personen mit physischen und Personen mit psychischen
Erkrankungen. Für Anwendungsbereiche, in denen die Erfassung der Lebensqualität nur eine
von mehreren Zieldimensionen bildet, eignet sich die aus 26 Items bestehende Kurzversion
WHOQOL-BREF,
welche
die
Dimensionen
Physisches
Wohlbefinden,
Psychisches
Wohlbefinden, Soziale Beziehungen und Umwelt erfasst. Der Fragebogen liegt mittlerweile in
mehr als 18 Sprachen vor, so dass eine weltweite Vergleichbarkeit von Lebensqualitätsdaten
möglich ist. Bearbeitungsdauer ca. 5 bis 10 Minuten.
58
Zyklothymia
Hierbei handelt es sich um eine andauernde Instabilität der Stimmung mit zahlreichen Perioden
von Depression und leicht gehobener Stimmung (Hypomanie), von denen aber keine
ausreichend schwer und anhaltend genug ist, um die Kriterien für eine bipolare affektive
Störung oder rezidivierende depressive Störung
59
Herunterladen