Angebotskurve, Nachfragekurve, Gleichgewichtspreis

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Angebotskurve, Nachfragekurve, Ausgleichsmenge, Marktpreis
Der Markt funktioniert zwar als Ganzes, d.h. Angebot, Nachfrage, Preise reagieren gewissermaßen simultan
aufeinander; dennoch können wir theoretisch, gewissermaßen mit dem geistigen „Skalpell", einzelne Komponenten
dieses integralen Prozesses „sezieren". Das ergibt dann für den „idealen" freien Markt Folgendes:
a) Einerseits reagieren die Preise auf Angebot und Nachfrage (Mengen-Preis -Relation),
b) andererseits reagieren Angebot und Nachfrage auf die Preise (Preis-Mengen-Relation).
Im Einzelnen gilt für den „idealen" freien Markt:
Zu a) Mengen-Preis –Relation
 Ist die Nachfrage höher als das Angebot, tendieren die Preise nach oben.
 Ist das Angebot höher als die Nachfrage, tendieren die Preise nach unten.
Zu b) Preis-Mengen-Relation
 Sind die Preise (Preiserwartungen) auf dem Markt hoch, so tendiert die Nachfrage nach unten, aber das Angebot
nach oben (wegen der Hoffnung auf höhere Gewinne).
 Sind die Preise (Preiserwartungen) auf dem Markt niedrig, so tendiert die Nachfrage nach oben, das Angebot aber
nach unten (wegen der geringeren Gewinnchancen).
Reagieren Angebot bzw. Nachfrage voll auf die Preise, sprechen wir von elastischem Angebot bzw. elastischer
Nachfrage. Reagieren sie wenig auf die Preise, nennen wir das Angebot bzw. die Nachfrage wenig elastisch oder
unelastisch, reagieren sie gar nicht, starr.
Die Preis-Mengen-Relationen (b) stellt man mittels der Angebotskurve (Reaktion des Angebots auf den
Preis) bzw. der Nachfragekurve (Reaktion der Nachfrage auf den Preis) dar.
Für den Punkt, an dem sich im Koordinatensystem Angebots- und Nachfragekurve treffen, ergibt sich auf der y-Achse
der Gleichgewichtspreis („Marktpreis“), auf der x-Achse die Gleichgewichtsmenge. Es handelt sich bei
diesem Marktpreis um den „Preis, der den Markt räumt", d.h.:
 Die Anbieter, die zu diesem Preis anbieten, stoßen auf eine Nachfrage, die es ihnen erlaubt, ihr gesamtes Angebot
abzusetzen, bzw.
 die Nachfrager, die zu diesem Preis kaufen wollen bzw. können, stoßen auf ein Angebot, das es ihnen erlaubt, ihre
Nachfrage vollständig zu befriedigen.
Das heißt aber gleichzeitig, dass bei diesem Marktpreis folgende Marktsubjekte ausgeschieden werden oder nicht
zum Zuge kommen:
 alle Anbieter, die zu diesem Preis nicht anbieten können oder wollen, sowie
 alle Nachfrager, die diesen Preis nicht zahlen können bzw. wollen.
Wenn also der Marktpreis der Preis ist, zu dem sich Angebot und Nachfrage quasi in Harmonie miteinander befinden,
heißt das noch lange nicht, dass damit die ganze Gesellschaft in Harmonie lebt, denn es kann ja z.B. sein, dass viele
Anbieter in die Pleite geraten, weil viele Nachfrager zu arm oder zu knauserig sind.
Mit Angebots- und Nachfragekurve kann man auch zeigen, was aus Sicht der freien Marktwirtschaft passiert, wenn der
beispielsweise der Staat mit Höchstpreis- oder Mindestlohn-Verordnungen in den Markt eingreift („interveniert").
Wird für eine Warengattung ein Höchstpreis unterhalb des theoretischen Marktpreises angeordnet, ergibt sich
auf der x-Achse (Mengenachse) eine Differenz zwischen (zu hoher) Nachfrage nach Waren und (zu niedrigem) Warenangebot, was einen Mangel darstellt, der häufig einen Schwarzmarkt bewirkt.
Wird ein Mindestlohn oberhalb des theoretischen Marktlohns verordnet, ergibt sich auf der x-Achse
(Mengenachse) eine Differenz zwischen (zu hohem) Arbeitskräfteangebot und (zu geringer) Nachfrage nach Arbeitskräften, was Arbeitslosigkeit bedeutet. In gewisser Weise gilt das auch für gewerkschaftlich durchgesetzte
Tariflöhne.
Das heißt nicht, dass Höchstpreise und Mindestlöhne bzw. Tariflöhne per se schlecht seien; es geht hier lediglich darum, dass aus der Sicht der freien (nicht der „sozialen") Marktwirtschaft solche Eingriffe (Interventionen) prinzipiell solche Folgen haben können. Daher sind Unternehmerverbände sowie (wirtschafts-)liberale Parteien (bei uns etwa
die FDP) prinzipiell gegen solche Interventionen und sehr kritisch gegenüber flächendeckenden Tariflöhnen eingestellt.
Um diese Fragen und Zusammenhänge geht es auch bei der Debatte um eine neue Konzeption der sozialen Marktwirtschaft.
Kr 2006
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