Argumentstruktur und das Verbum

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Blockseminar: Sprachwissenschaftliche
Probleme des Altirischen
Argumentstruktur und das Verbum
Transitivität:
Intransitiv: nur ein Teilnehmer, z.B. gehen, sterben, (ein)schlafen
Monotransitiv: zwei Teilnehmer, z.B. sehen, schlagen, bekommen
Ditransitiv: drei Teilnehmer, z.B. geben, erzählen, gönnen
Aktanten in Intransitiven und Monotransitiven:
• Subjekt: einziges Argument eines intransitiven Verbs
• Agens: Agens eines transitiven Verbs
• Patient: Objekt eines transitiven Verbs
N.B.: manche Termini werden auch in anderen Kontexten anders verwendet
Nominativ/Akkusativ Sprachen:
• S und A fallen zusammen: als Nominativ
• P bleibt separat: als Akkusativ
Ergativ/Absolut Sprachen:
• S und P fallen zusammen: als Absolut
• A bleibt separate: als Ergativ
Tripartit Sprachen (sehr selten):
• S, P, A haben ihre eigene Markierung
Direkt Sprachen (sehr selten):
• S, P, A fallen zusammen
Transitiv Sprachen (sehr selten):
• A und P fallen zusammen (also beide Argumente in einem transitiven
Satz sind “Transitiv” markiert)
• S bleibt separate (intransitiver Fall)
Beispiele: Baskisch und Deutsch
Gizona-ø
etorri da.
the.man-ABS. has arrived.
Der Mann ist angekommen.
Gizona-k
mutila-ø
the.man-ERG. boy.ABS.
Der Mann sah den Buben.
ikusi du
saw
Aktanten in Monotransitiven und Ditransitiven:
• Patient: wie oben (nur für Monotransitiven)
• Rezipient: der, der etwas bekommt
• Thema: was transferiert wird (in Ditransitiven)
Diese Kategorien sind auch in verschiedenen Sprachen zusammengefallen oder separat
erhalten (Beispiele aus Spanisch, Deutsch und Englisch). Im Englischen fallen alle
Klassen zusammen; auf Deutsch fallen Patient und Thema zusammen; auf Spanisch
fallen Rezipient und Patient zusammen (für Personen):
la
vieron
a
ella
3sg.fem. see.3pl.perf. to
3sg.fem
They saw her (but not me).
Sie sahen sie (aber nicht mich).
Aaron Griffith
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(pero
but
no a
not to
me)
1sg.
February 21, 2011
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te
lo
daran
a
2sg.dat 3sg.nt
give.3pl.pres. to
They give you it (but not him).
Sie geben es dir (aber nicht ihm)
la
daran
ella
3sg.fem. geben.3pl.pres 3sg.fem.
They give her (not me) to Antonia.
Sie geben sie Antonia (nicht mich).
a
to
ti
2sg.
(pero no
but
not
Antonia
Antonia
(no
not
a el)
to 3sg.mask.
me)
1sg.
(Un)Ergativ und (Un)Akkusativ Verben
Subjekt, Agens und Patient beziehen sich auf Surface Structure. Andere Verbklassifikationen beziehen sich auf eine Underlying Structure. Hier rede ich von der Unakkusativ-Hypothese von Perlmutter (1978):
Es gibt oberflächlich intransitive Verben (die unakkusativen Verben), die
zugrundeliegend ein Objekt, aber kein Subjekt haben, während andere (die
unergativen Verben) zugrundeliegend ein Subjekt, aber kein Objekt haben.
Transitive Verben
Intransitive Verben
Unergative Verben
Unakkusative/Ergative Verben
besuchen, holen, einladen
arbeiten, schlafen, blühen
geben, schenken, gönnen
zustimmen, zuhören, helfen
ankommen, verblühen, wachsen, fallen,
ertrinken, ersticken, entstehen
unterliegen, unterlaufen, gelingen,
auffallen, passieren, zustoßen
Die Grundidee: das Subjekt ergativer Verben hat mehr mit dem Objekt transitiver
Verben gemeinsam als mit den Subjekten transitiver und intransitiver Verben.
•
•
•
Unergative Verben sind intransitiv, aber der Subjekt ist ein Agens (meistens ohne
gezielte Bewegung): laufen.
 So genannt weil Ergativ für Agens Subjekt verwendet wird, aber hier ist es
Absolut, also Unergativ.
Unakkusative Verben sind intransitiv, aber der Subjekt ist kein Agens: sterben. Sie
drücken oft eine telische und dynamische Zustandsänderung aus.
 So genannt weil Akkusativ normalerweise für nicht-Agens verwendet wird,
aber hier wird das Nominativ dafür verwendet
wichtige Unterklasse von Unakkusativen sind die Anticausativen: die sind die
intransitiven Gegenstücke zu einem transitiven Verb: sich öffnen (neben öffnen).
Perlmutter, David M. 1978. ‘Impersonal passive and the unaccusative hypothesis’. Berkeley Linguistics
Society, 4: 157-189.
Aaron Griffith
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Aktiv, Medium, Passiv
Die Diathese ist eine Kategorie des Verbs. Dabei geht es um die semantischen Rollen
im Satz, also darum, welche Rolle die verschiedenen genannten Beteiligten in Bezug
auf die Handlung, die das Verb bezeichnet, spielen, und darum, wie diese Rollen sich
in der Syntax ausdrücken. Die beiden wichtigsten Rollen sind das Agens und das
Patiens. Man spricht oft von Aktiv und Passiv, aber es gibt auch das Medium und das
Antipassiv und andere Kategorien.
Aktiv und Passiv sind uns schon gut bekannt und brauchen wenig Erklärung. In er
Regel wird das Objekt eines aktiven Satzes zum Subjekt eines passiven Satzes
“promoviert”:
Ich sehe den Mann.
I see the man.
ad·cíu in fer.
hominem uideō.
=>
=>
=>
=>
Der Mann wird (von mir) gesehen.
The man is seen (by me).
ad·cither in fer (úaimm).
homō (a mē) uidētur.
Neben diesen gibt es aber auch das Medium. In den meisten indogermanischen
Sprachen ist das Medium mit dem Passiv formal gleich, hat aber eine andere
Bedeutung. Die genaue Bedeutung zu beschrieben ist nicht sehr leicht, aber man muss
Deponentialität von Medium als Kategorie trennen, um die Bedeutung von Medium
annähern zu können.
Affektiertheit des Subjekts wird oft als die Basic Bedeutung des Mediums
vorgeschlagen. Reflexivität, die auch häufig mit dem Medium vorkommt, wäre dann
eine leicht Entwicklung von dieser Affektiertheit. Hier folge ich aber neueren
typologischen Studien, die zeigen, dass das Medium immer eine Verwendung als
Intransitivisierer hat (Klaiman 1991, Studien in Kemmer 1993).
Ich öffnete die Tür.
I opened the door.
=>
=>
Die Tür öffnete sich.
The door opened.
Das Medium hat daher eine inagentivische oder deagentivische Bedeutung. Eine
reflexive Verwendung ist davon nur eine leichte Abänderung:
Er wusch das Kind.
He washed the child.
=>
=>
Das Kind wusch sich.
The child washed itself.
Die Verbindung auf Deutsch zwischen transitiven öffnen und waschen und
intransitiven / reflexivischen sich öffnen und sich waschen ist besonders klar. Die
inagentivische oder deagentivische Bedeutung des Mediums kann laut Gianollo (2005:
98) die Verbindung zwischen Medium und Passiv aber auch zwischen lexikalische und
oppositionale Medium (s. unten) motivieren. Zu Bemerken ist, dass diese Verwendung
prototypische Anticausative (s. oben) bildet.
In vielen Sprachen ist das Medium nicht nur eine Kategorie, in der Verben flektieren
können, sondern eine Kategorie, die für manche Verben verpflichtend ist. Solche
Verben nennt man Deponentien. Es scheint so, dass alle Sprachen, die ein Medium
haben, auch Deponentien haben (Gianollo 2005: 101). Solche Deponentien gehören
typologisch zu bestimmten Kategorien:
Aaron Griffith
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Pflegeverben (waschen, kämmen)
Verben von nicht-verschiebender Bewegung (biegen, drehen, krümmen)
Verben von verschiebender Bewegung (gehen, kommen, fliegen; bleiben)
Verben von Körperhaltung (sitzen, liegen)
Medien von Zugutekommen (bekommen, erhalten, sich kaufen)
Reziproke Begebenheiten (sich treffen, kämpfen, umarmen)
verba affectuum (sich ärgern, sich staunen, sich fürchten, betrügen; auch Verben von
Sprechen (?))
Verben von Kognition (denken, sich erinnern, betrachten)
Eventische Medien (ändern, geboren werden, sterben, fallen, brechen, verschwinden,
blühen)
Verben der Wahrnehmung (hören, sehen, antasten)
Gianollo, Chiara. 2005. “Middle Voice in Latin and the phenomenon of Split Intransitivity”. In Papers on
Grammar IX, 1: Latina Lingua!, Gualtiero Calboli (ed.), 97-109. Rome: Herder.
Kemmer, Suzanne (ed.). 1993. The middle voice. (Typological studies in language 23.) Amsterdam: John
Benjamins.
Klaiman. M.H. 1991. Grammatical Voice. Cambridge: Cambridge University Press.
Zusammenfassung:
Wenn man die Aktanten in Intransitiven, Monotransitiven und Ditransitiven
unterscheidet, kann man verschiedene Sprachtypen erkennen. Die wichtigsten Typen
unterscheiden die Aktanten in Intransitiven und Monotransitiven:
•
•
•
Subjekt: einziges Argument eines intransitiven Verbs
Agens: Agens eines transitiven Verbs
Patient: Objekt eines transitiven Verbs
In den meisten Sprachen sind S und A (Nominativ/Akkusativ Sprachen) oder S und P
(Ergativ/Absolutiv Sprachen) gleich markiert, obwohl andere Möglichkeiten
existieren.
Man kann auch zwei Arte von Subjekt erkennen: Unergative und Unakkusative
•
•
Unergative Verben: Subjekt ist auch ein Agens.
Unakkusative Verben: Subjekt ist kein Agens.
 wichtige Unterklasse von Unakkusativen ist Anticausativ: die
intransitiven Gegenstücke zu einem transitiven Verb.
Antikausative spielen eine wichtige Rolle in Aktiv / Medial / Passiv Systeme.
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•
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Aaron Griffith
Medium: prototypische Wirkung ist intransitivierend
Antikausative sind intransitive Gegenstücke zu transitiven Verben
Antikausative flektieren Medial, wenn es ein solches System gibt
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February 21, 2011
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