Georg Simmel: Leben und Werk

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Joachim Stiller
Georg Simmel:
Leben und Werk
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Georg Simmel (* 1. März 1858 in Berlin; † 26. September 1918 in Straßburg) war ein
deutscher Philosoph und Soziologe. Er leistete wichtige Beiträge zur Kulturphilosophie, war
Begründer der „formalen Soziologie“ und der Konfliktsoziologie. Simmel stand in der
Tradition der Lebensphilosophie, aber auch der des Neukantianismus.
Inhaltsverzeichnis
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1 Leben und Wirken
2 Simmels Erkenntnistheorie
3 Simmels Soziologie
4 Simmels Ästhetik
5 Siehe auch
6 Werke
7 Lehrveranstaltungen
8 Literatur
9 Weblinks
10 Anmerkungen
Leben und Wirken
Simmel wurde am 1. März 1858 in Berlin als jüngstes von sieben Kindern in eine vom
Judentum zum Christentum konvertierte Kaufmannsfamilie geboren. Als sein Vater 1874
starb, wurde der Musikverleger Julius Friedländer (1827–1882), ein Freund der Familie, zu
seinem Vormund bestimmt. Dieser adoptierte ihn später und hinterließ ihm ein Vermögen,
das ihn wirtschaftlich unabhängig machte. Nach dem Abitur am Friedrichwerderschen
Gymnasium in Berlin studierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin Geschichte,
Völkerpsychologie und Philosophie sowie Kunstgeschichte und Altitalienisch in den
Nebenfächern. 1881 wurde er mit der aus dem Jahr 1880 stammenden preisgekrönten Schrift
über Kants Materiebegriff promoviert, nachdem eine ursprünglich als Dissertationsschrift
vorgesehene Arbeit zur Musikethnologie abgelehnt worden war.[1] Im Jahr 1885 habilitierte er
sich mit einer Arbeit über „Kants Lehre von Raum und Zeit“. Ab 1885 war er Privatdozent für
Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.
Er heiratete 1890 die Malerin und Schriftstellerin Gertrud Kinel, die unter dem Pseudonym
„Maria Louise Enckendorf“ auch philosophische Bücher schrieb. Ihr gemeinsames Haus in
Charlottenburg-Westend wurde zu einem Ort des geistigen Austausches, wo sich z. B. Rainer
Maria Rilke, Edmund Husserl, Reinhold Lepsius und Sabine Lepsius, Heinrich Rickert,
Marianne und Max Weber trafen. Einige dieser einflussreichen Freunde engagierten sich
dafür, dass Simmel einen Lehrstuhl erhalten solle, was sowohl das deutsche akademische
Establishment als auch der vorherrschende Antisemitismus zu verhindern suchten. Erst 1900
erhielt Simmel eine Berufung an die Berliner Universität, allerdings lediglich für eine
unbezahlte außerordentliche Professur für Philosophie. Einen Ruf an die Universität
Heidelberg konnte er 1908 aufgrund eines antisemitischen Gutachtens des Historikers
Dietrich Schäfer, trotz der Fürsprache von Max Weber[2], nicht annehmen.[3]
Seine Vorlesungen über Probleme der Logik, Ethik, Ästhetik, Religionssoziologie,
Sozialpsychologie und Soziologie waren sehr beliebt. Sie wurden sogar in Zeitungen
angekündigt und gerieten mitunter zu gesellschaftlichen Ereignissen. Simmels Einfluss ging
weit über die von ihm akademisch vertretenen Fächer hinaus; Kurt Tucholsky, Siegfried
Kracauer oder auch Ernst Bloch, um nur einige zu nennen, haben ihn hoch geschätzt.
Simmel gehört zu den Philosophen, die von vorbestimmten ideellen Kategorien der
Erkenntnis ausgehen, die durch die Selektion der Evolution fortschreiten, in deren Folge sich
auch das Individuum entwickelt. Jedoch kann ein Mensch durch bloßes Denken die Totalität
des Lebens nicht erfassen.
In einem seiner Hauptwerke, der Philosophie des Geldes, entwickelt Simmel 1900 sehr
anschaulich die These, dass das Geld immer mehr Einfluss auf die Gesellschaft, die Politik
und das Individuum erhalte. Die Verbreitung der Geldwirtschaft habe den Menschen
zahlreiche Vorteile gebracht, wie die Überwindung des Feudalismus und die Entwicklung
moderner Demokratien. Allerdings sei in der Moderne das Geld immer mehr zum
Selbstzweck geworden. Sogar das Selbstwertgefühl des Menschen und seine Einstellungen
zum Leben würden durch Geld bestimmt.
Seine Aussage: Geld wird Gott, indem es als absolutes Mittel zu einem absoluten Zweck
werde, veranschaulicht Simmel durch ein prägnantes Beispiel: Die Banken sind inzwischen
größer und mächtiger als die Kirchen. Sie sind zum Mittelpunkt der Städte geworden. Alles
sinnlich Wahrnehmbare hat mit Geld zu tun. Der Mensch habe jedoch die Freiheit, nach
Dimensionen zu streben, die mehr als Geld sind. Dies kann durch die Bildung solidarischer
Gemeinschaften, die sich mit dem Geistesleben auseinandersetzen, geschehen. Durch
Handeln kann die Macht des Geldes, beispielsweise in der Kultur, eingeschränkt werden. So
arbeitet ein Künstler nicht allein des Geldes wegen, sondern um sich in seiner Arbeit geistig
selbst zu verwirklichen.
Parallel zu Leopold von Wiese war Simmel ein Mitbegründer der formalen Soziologie. Die
formale Soziologie verfolgt das Ziel, gesamtgesellschaftliche Phänomene auf möglichst
wenige Formen zurückzubeziehen. Dabei wird den Inhalten weniger Bedeutung zugemessen.
Sie befasst sich insbesondere mit sozialen Verbindungen und deren Beziehungen,
beispielsweise Hierarchien in unterschiedlichen sozialen Gefügen wie Familie, Staat usw.
Mit dem 1903 erschienenen Aufsatz Die Großstädte und das Geistesleben wurde Simmel zum
Begründer der Stadtsoziologie. Sein Aufsatz wurde in Deutschland zunächst nicht besonders
wahrgenommen, hatte jedoch unmittelbaren Einfluss auf die Soziologie in den USA.
Einzelne Bücher Simmels wurden schon zu seinen Lebzeiten ins Italienische, Russische,
Polnische und Französische übersetzt. In Deutschland hatte er einen bedeutenden Einfluss auf
den akademischen Nachwuchs, dabei unter anderem auf Georg Lukács, Martin Buber, Max
Scheler, Karl Mannheim und Leopold von Wiese, ferner auf einige spätere Mitglieder der
Frankfurter Schule. Mit dem jungen Ernst Bloch war Simmel befreundet. Bloch war es auch,
der während des Ersten Weltkriegs den Positionswechsel des späten Simmel zum Patriotismus
kritisierte.
Simmel suchte als Gesellschaftswissenschaftler einen neuen Weg. Dabei stand er sowohl der
Theorie eines soziologischen Organizismus bei Auguste Comte oder Herbert Spencer fern als
auch der idiographischen Geschichtsschreibung im Gefolge etwa Leopold von Rankes.
Ein konsistentes philosophisches oder soziologisches System hinterließ er nicht, auch keine
Schule. Letztes aus dem Grund, da er den Ruf als ordentlicher Professor nach Straßburg erst
1914 erhielt und so bis zu diesem Zeitpunkt keine Erlaubnis hatte, selbst Promotionen oder
Habilitationen abzunehmen. Nur Betty Heimann (1888-1926) und Gottfried Salomon(Delatour) (1892-1964) konnten 1916 bei ihm noch promovieren, vom Habilitationsrecht
konnte er keinen Gebrauch mehr machen [4]. Dafür lieferte Simmel viele Anregungen und
Inspirationen für spätere Forschergenerationen. Er veröffentlichte mehr als 15 große Werke
sowie 200 Artikel in Fachzeitschriften und Zeitungen. Neben der Stadtsoziologie nahm
Simmel viele Elemente der späteren Rollensoziologie vorweg, ohne noch den Begriff der
„sozialen Rolle“ explizit zu benutzen. Das Kapitel Der Streit aus seiner Soziologie (1908) war
von erheblicher Bedeutung für die spätere Konfliktsoziologie (Lewis Coser u. a.).
Als Philosoph wird Simmel häufig dem Kreis der Lebensphilosophie zugerechnet. Andere
prominente Vertreter dieser Richtung waren beispielsweise der Franzose Henri Bergson,
dessen Werke auf Anregung Simmels ins Deutsche übertragen wurden, oder der Spanier José
Ortega y Gasset. Simmel publizierte nicht kontinuierlich als Soziologe. So erschienen
zwischen 1908 und 1917 keine größeren soziologischen Werke, sondern Abhandlungen über
Hauptprobleme der Philosophie (1910), über Goethe (1913) und Rembrandt (1916).
Zusammen mit Ferdinand Tönnies, Max Weber und Werner Sombart begründete er 1909 die
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS). Simmel war außerdem Mitherausgeber der 1910
gegründeten Zeitschrift LOGOS. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur.
1911 wurde ihm das Ehrendoktorat der Staatswissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg auf Grund seiner Verdienste um die Erweiterung der Kenntnisse der
Nationalökonomie und in Anerkennung seiner Leistung als einer der Begründer der
Soziologie verliehen. Erst 1914 erhielt er einen ordentlichen Lehrstuhl für Philosophie an der
Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg. In Straßburg verstarb Simmel am 26. September 1918
an Leberkrebs.
Simmels Erkenntnistheorie
Simmels Erkenntnistheorie lehnt sich bei der Erkenntnistheorie Immanuel Kants an und
entwickelt sie weiter. Zwar räumt er ein, dass der Mensch nicht in der Lage ist, die Wahrheit
ganz zu erfassen und wiederzugeben, da sie zu komplex sei. Aber die menschliche
Vorstellung von Wahrheit sei dennoch nicht willkürlich: Wenn zwei Theorien vorhanden
seien, würde schließlich diejenige überleben, die den besseren Zugriff auf das Wirkliche
erlaube. Seine Position ist damit der Evolutionären Erkenntnistheorie zuzuordnen.
Gleichzeitig positioniert Simmel sich zwischen Relativismus und Positivismus und weist den
Realismus als Erkenntnistheorie zurück, ohne sich aber dem Skeptizismus hinzuwenden.
Beispiel: Nach Simmel bestehen Vorstellungen eines "erkennenden Subjektes" stets aus
einem bewussten und einem unbewussten Teil, was sich schließlich auch auf den Wert
auswirkt, der einem Objekt zugemessen wird. Dieser Wert ist demnach nicht unbedingt
"wahr", er muss sich aber oftmals an der Wirklichkeit prüfen lassen, wenn es zum Beispiel zu
einem Austausch von Waren kommt. Durch eine Preisaushandlung auf einem Markt wird der
Wert "objektiviert".
Simmels Soziologie
Soziologie ist nach Simmel − anders als bei seinem ersten soziologischen Vorgänger Tönnies
– eine eklektische Wissenschaft. Das heißt bei ihm: Sie hat keinen eigenen spezifischen
Gegenstand, sondern benutzt lediglich das von anderen Wissenschaften bereitgestellte
Material, um daraus neue Synthesen und einen neuen Standpunkt zu gewinnen. Sie arbeitet
mit Ergebnissen der Geschichtsforschung, der Anthropologie, der Statistik, der Psychologie
und vielen anderen Fächern. Dabei benutzt sie nicht das ursprüngliche Material dieser
Wissenschaften, sondern schafft neue Synthesen aus dem, was schon Synthese ist; eine
Wissenschaft zweiter Potenz sozusagen.
Als Aufgabe der Soziologie betrachtet er die Beschreibung der Formen des Zusammenlebens
von Menschen sowie das Auffinden von Regeln, nach denen sich das Individuum verhält. Da
nun aber weder beim Begriff der „Gesellschaft“ noch bei dem des „Individuums“ ein letzter
Anhaltspunkt gefunden werden kann, der zum Grundbegriff und damit zum Gegenstand der
Soziologie gemacht werden könne, so bleibe einem nichts anderes übrig, als das Fließende der
„Wechselwirkungen“, durch das die Gesellschaft wie das Individuum sich in Schemen
verlieren, zum spezifisch-unspezifischen Gegenstand zu erklären.
In seinem ersten Werk: „Über sociale Differenzierung“ entwirft Simmel die zentrale These,
dass sich mit wachsender Entwicklung und Differenzierung einer Gesellschaft die
Individualität des Einzelnen stärker ausbilde. Gleichzeitig finde dann auch die Möglichkeit
einer Annäherung an andere Menschen außerhalb der bestehenden Gruppe statt. Die
Ausbildung der Individualität hänge mit der schwindenden Bindekraft durch die soziale
Gruppe zusammen (Dorf versus Stadt). Der Grad einer Gesellschaft ist am Netz sozialer
Wechselwirkungen und Verflechtungen ablesbar, die in dem Maße steigen und sich
verkomplizieren, in welchem auch die Differenzierung wächst. Erweitert sich der Kreis,
innerhalb dessen wir uns betätigen und dem unsere Interessen gelten, so wächst darin der
Spielraum für die Entwicklung unserer Individualität.
Am Ende beschreibt Simmel dann die soziale Differenzierung/Spezialisierung, als
evolutionäres Gesetz der Kraftersparnis. Die Differenzierung sei ein evolutionärer Vorteil,
jedes Wesen ist in dem Maße vollkommener, in dem es den gleichen Zweck mit einem
kleineren
Kraftquantum
erreicht
(technologischer
Fortschritt,
Arbeitsteilung,
Verwaltungsapparat). Den Preis des Fortschritts allerdings sieht Simmel dann in der Zunahme
und Verdichtung eines breiten Netzes sozialer Abhängigkeiten unter Zunahme ständiger
Interventionen des Systems in die Lebenswelt des Individuums.
Auf der Basis dieser These verfasst Simmel sein zweites großes Werk: „Die Philosophie des
Geldes“. Wichtige Gründe für Simmels gestiegenes Interesse am Problem der Geldwirtschaft
ist dessen Verortung der Geldwirtschaft in den Großstädten. In Verbindung mit der
Verstandesherrschaft (bei Max Weber der Zweckrationalität) ist die Geldwirtschaft prägend
für die Moderne. Die Welt als gigantisches Rechenexempel der kalkulierenden Rationalität
wird gemessen in Geld wie die Zeit mit der Uhr. Diese beiden Maßstäbe machen die Moderne
erst möglich. Bei Simmel basiert der Wert eines Produktes anfänglich auf der subjektiven
Wertschätzung. Mit steigender Komplexität der Gesellschaft wird dann der Tausch zur
sozialen Gegebenheit.
Um den Tausch zu vereinfachen ist das Geld notwendig. Im Geld spiegelt sich der Wert der
Dinge wider. In ihm treffen die Welt der Werte und die konkreten Dinge aufeinander: „Das
Geld ist die Spinne, die das gesellschaftliche Netz webt.“ Es ist ebenso Symbol wie Ursache
der Vergleichgültigung und Veräußerlichung. Indem jetzt alles mit jedem getauscht werden
kann, weil es ein identisches Wertmaß erhält, findet gleichzeitig eine Angleichung
(Nivellierung) statt, die keine qualitativen Unterschiede mehr kennt. Der Sieg des Geldes ist
einer der Quantität über die Qualität, des Mittels über den Zweck. Es ist nur das wertvoll, was
einen Geldwert besitzt.
Somit findet eine Verkehrung statt. Am Ende diktiert das Geld unsere Bedürfnisse, es
kontrolliert uns, anstatt zu entlasten und zu vereinfachen. Indem das Geld mit seiner
Farblosigkeit und Indifferenz sich zum Generalnenner aller Werte aufwirft, höhlt es den Kern
der Dinge, ihre Unvergleichbarkeit aus. Am Ende steht das moderne Individuum vor dem
Dilemma, dass die Versachlichung des Lebens es zwar aus alten Bindungen gelöst hat, dass es
sich aber der neu gewonnenen Freiheit nicht zu erfreuen weiß.
Analog zu bisherigen Religionen, die Sicherheit, Lebenssinn und Versprechen für die Zukunft
gegeben haben, kann in der Moderne die Geldwirtschaft als neue Religion bezeichnet werden,
die alle sozialen und individuellen Beziehungen berührt und auch die menschlichen Gefühle
beherrscht. Als alternative Lebensentwürfe jenseits von dogmatisch machtvoller traditioneller
Religion und Geldbeziehungen sah er diejenigen des antiken bedürfnisarmen Kynikers
Diogenes und des mittelalterlichen – einstmals reichen, in freiwilliger Armut lebenden –
Franz von Assisi an.
Simmels Ästhetik
Neben seinen von kunsthistorischem Interesse geprägten Aufsätzen etwa zu Rembrandt van
Rijn, Johann Wolfgang von Goethe oder Auguste Rodin hat Simmel mit seinen
kulturtheoretischen Schriften implizit auch eine ästhetische Theorie formuliert. Einem von
Hannes Böhringer gegebenen Hinweis folgend, hat der Kulturwissenschaftler Oliver
Schwerdt gezeigt, dass Simmels Philosophie des Geldes systematisch auf eine Analyse
künstlerischer Werke des Dadaismus angewendet werden kann. Die von der modernen,
geldwirtschaftlich geprägten Lebenswelt erzeugte Indifferenz der Dinge wird so in
Dokumenten relativistischer Kunst im ästhetisch prägnanten Sinne erfahrbar.[5]
Siehe auch
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Objektiver Geist
Exkurs über den Fremden, über das gleichnamige Kapitel aus Soziologie von 1908
Der Streit, über das gleichnamige Kapitel aus Soziologie
Werke
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Das Wesen der Materie nach Kant's Physischer Monadologie (1881)
Zur Psychologie der Frauen (1890) – Volltext bei DigBib.Org
Über sociale Differenzierung (1890) – Volltext bei DigBib.Org, Digitalisat und
Volltext im Deutschen Textarchiv
Die Probleme der Geschichtsphilosophie (1892; 2. Fassung 1905/1907) – archive.org
Einleitung in die Moralwissenschaft (1892/93) – Volltext bei socio.ch
Philosophie des Geldes (1900) – Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv
2. Aufl. 1907 – Digitalisat unter: urn:nbn:de:s2w-8029 Volltext bei DigBib.Org
4. Aufl. 1922 - Faksimiles vom Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Uni
Köln
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Zur Psychologie der Scham (1901) - [1]
Stefan George. Eine kunstphilosophische Studie (1901)
Die Großstädte und das Geistesleben (1903)
Kant. Sechzehn Vorlesungen (1904)
Philosophie der Mode (1905)
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Kant und Goethe. Zur Geschichte der modernen Weltanschauung (1906, überarb.
1916) Volltext der 3. Auflage 1916 (Memento vom 25. Juli 2009 im Internet Archive)
Die Religion (1906, überarb. 1912) – Volltext bei DigBib.Org
Schopenhauer und Nietzsche (1907)
Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung (1908); 7.
Auflage 2013, Verlag Duncker & Humblot Berlin, Print ISBN 978-3-428-13725-1, EBook ISBN 978-3-428-53725-9, Print & E-Book ISBN 978-3-428-83725-0
archive.org – darin das für die Konfliktsoziologie später bedeutsame Kapitel Der
Streit sowie der klassische Text der Migrationssoziologie Exkurs über den Fremden
Hauptprobleme der Philosophie Reihe: Sammlung Göschen (1910)
Philosophische Kultur. Gesammelte Essays (1911)
Goethe (1913) – archive.org
Deutschlands innere Wandlung (1914)
Das Problem der historischen Zeit (1916)
Rembrandt. Ein kunstphilosophischer Versuch (1916)
Der Krieg und die geistigen Entscheidungen (1917)
Grundfragen der Soziologie (1917) – archive.org
Vom Wesen des historischen Verstehens (1918)
Lebensanschauung. Vier metaphysische Kapitel (1918)
Der Konflikt der modernen Kultur (1918)
Gegenwärtig erscheint bei Suhrkamp eine Gesamtausgabe unter der Federführung von
Otthein Rammstedt:
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Gesamtausgabe in 24 Bänden, Hrsg. von Otthein Rammstedt, Suhrkamp, Frankfurt
(1989-) Überblick über den Editionsplan, Einzelbände
Lehrveranstaltungen
Als Privatdozent für Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin:
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Sociologie (1897/98)
Logik und Erkenntnislehre (mit Darstellung der Kantischen Theorien) (1898)
Logik und Erkenntnistheorie (mit Darstellung der Hauptlehren Kants) (1899)
Sociologie (mit Besonderer Berücksichtigung der Staatsformen) (1899/1900)
Als außerordentlicher Professor für Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin:
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Formprobleme der Kunst (1902)
Philosophie des 19. Jahrhunderts (von Fichte bis Nietzsche) (1902/1903)
Philosophie des 19. Jahrhunderts (Von Fichte bis Nietzsche) (1903/1904)
Allgemeine Geschichte der Philosophie (1904)
Ethik und Prinzipien der philosophischen Weltanschauung (1905/1906)
Einleitung in die Philosophie, mit Berücksichtigung der Philosophie der Gesellschaft
und der Geschichte (1906)
Philosophie der Kultur (1906/1907)
Literatur
Philosophiebibliographie: Georg Simmel – Zusätzliche Literaturhinweise zum Thema
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Franz Beitzinger; Winfried Gebhardt: SIMMEL, Georg. In: BiographischBibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 388309-062-X, Sp. 369–385.
Paschen von Flotow: Geld, Wirtschaft und Gesellschaft. Georg Simmels Philosophie
des Geldes. Suhrkamp, Frankfurt 1995, ISBN 3-518-28744-3.
Willfried Geßner: Der Schatz im Acker. Georg Simmels Philosophie der Kultur.
Velbrück, Weilerswist 2003, ISBN 3-934730-57-4.
Horst Jürgen Helle: Georg Simmel: Introduction to his Theory and Method / Georg
Simmel: Einführung in seine Theorie und Methode [engl. + dt.], Oldenbourg,
München 2001, ISBN 3-486-25799-4.
Matthias Junge: Georg Simmel kompakt, Bielefeld: Transcript, 2009. ISBN 978-389942-701-1.
Werner Jung: Georg Simmel zur Einführung, Junius, Hamburg 1990, ISBN 3-88506860-5.
Dirk Kaesler: Simmel, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24,
Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 421 f. (Digitalisat).
Alfred Klemmt: Georg Simmel. Eine kritische Charakterstudie und Erläuterung der
Grundprobleme der gegenwärtigen Philosophie, Berlin 1922.
Klaus Christian Köhnke: Der junge Simmel in Theoriebeziehungen und sozialen
Bewegungen. Suhrkamp, Frankfurt 1996, ISBN 3-518-58224-0.
Uwe Krähnke: Georg Simmel, in: Ditmar Brock/Uwe Krähnke/Matthias Junge,
Soziologische Theorien von Auguste Comte bis Talcott Parsons, Oldenbourg,
München ²2007. S. 133-159
Klaus Lichtblau: Georg Simmel, Campus, Frankfurt 1997, ISBN 978-3-593-35703-4.
Stephan Moebius: Simmel lesen. Moderne, dekonstruktive und postmoderne Lektüren
der Soziologie von Georg Simmel. Stuttgart 2002, ISBN 3-89821-210-6.
(Aufsatzsammlung zur Soziologie des Geheimnisses bei Simmel, zur Gabe bei
Simmel und Marcel Mauss, zur Soziologie der Fremdheit bei Simmel u. a.)
Birgitta Nedelmann: Georg Simmel (1858-1918). - In: Dirk Kaesler, Hg.: Klassiker
der Soziologie, Band I, Von Auguste Comte bis Alfred Schütz, 5. Auflage, Beck,
München 2006, ISBN 978-3-406-54749-2. S. 128 - 150
Otthein Rammstedt, Hg.: Simmel und die frühen Soziologen. Nähe und Distanz zu
Durkheim, Tönnies und Max Weber, Suhrkamp, Frankfurt 1988, ISBN 3-518-28336-7.
Luise Schramm: Das Verhältnis von Religion und Individualität bei Georg Simmel.
Kirchhof & Franke, Leipzig 2006, ISBN 3-933816-32-7.
Lars Steinmann: Geselligkeit und "Formale Soziologie". Die lebensphilosophische
Perspektive in G. S.s "Grundfragen der Soziologie". in Jahrbuch für
Soziologiegeschichte 2007 VS Verlag 2007 ISBN 3-531-15273-4 S. 9 - 29
Margarete Susman: Die geistige Gestalt G. S.s. Mohr-Siebeck, Tübingen 1959
(Volltext siehe Weblinks)
o dies.: Erinnerung an G. S. in: Buch des Dankes an G. S. Briefe, Erinnerungen,
Bibliographie. Zu seinem 100. Geb. Hgg. Kurt Gassen & Michael Landmann.
Duncker & Humblot, Berlin 1958. Wieder in: Essays berühmter Frauen. Insel,
Frankfurt 1997 ISBN 3-458-33641-9 S. 24 – 39
Weblinks
Commons: Georg Simmel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Georg Simmel – Zitate
Wikisource: Georg Simmel – Quellen und Volltexte
Wikibooks: Georg Simmel – Lern- und Lehrmaterialien
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Literatur von und über Georg Simmel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Werke von und über Georg Simmel in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Georg Simmel online - sämtliche deutschsprachigen Texte
Georg-Simmel-Gesellschaft, Bielefeld
DigBib.Org: Ausgewählte Texte im PDF/HTML-Format
Jürgen G. Backhaus: Tausch und Geld: Georg SIMMELS Philosophie des Geldes,
Frühjahrstagung des Arbeitskreises Politische Ökonomie, Bad Zwischenahn, 5-7 Juni
1998
Uwe Barrelmeyer: Wozu Klassiker? Eine Zitationsanalyse zur soziologischen
Rezeption Georg Simmels, Zeitschrift für Soziologie, 21. Jahrgang, Heft 4, August
1992, 296-306
Hubertus Busche: Georg Simmels „Tragödie der Kultur“ - 90 Jahre danach,
Antrittsvorlesung Fernuniversität Hagen
Andrea Glauser: Pionierarbeit mit paradoxen Folgen? Zur neueren Rezeption der
Raumsoziologie von Georg Simmel, Zeitschrift für Soziologie, Jg. 35, Heft 4, August
2006, S. 250–268
Dietmar Jazbinsek: Die Großstädte und das Geistesleben von Georg Simmel. Zur
Geschichte einer Antipathie, WZB Discussion Paper, No. FS II 01-504 (2001)
Klaus Lichtblau: Rezension von Vorlesungen von Horst Jürgen Helle von 1986 (PDFDatei; 180 kB)
Martin Reiterer: Rezension von: Ralph Leck: Georg Simmel and Avant-Garde
Sociology. The Birth of Modernity, 1880-1920, in: gfl-journal, No. 3/2001
Holger von Paucker: Simmels Philosophie des Tausches, Justus-Liebig-Universität
Gießen, Geschichts- und Kulturwissenschaften, 2006
Annika Schlitte: Die Symbolik des Geldes – Das philosophische Erkenntnisinteresse
von Georg Simmels Philosophie des Geldes, XXII. Deutscher Kongress für
Philosophie
Franziska Schössler & Georg Mein: zum Tauschbegriff bei Simmel (PDF-Datei;
107 kB), auch im Vergleich mit Alfred Sohn-Rethel, Transcript
Margarete Susmann: Die Geistige Gestalt Georg Simmels (1959)
Uwe Justus Wenzel: Dem Menschen ist im Grossen und Ganzen nicht zu helfen. Eine
Erinnerung an Georg Simmel, in der NZZ vom 1. März 2008
Henecka: Georg Simmel
Georg Simmel (1858-1918)
„Auch in Georg Simmels theoretischem Ansatz stehen- wie später bei Weber – im Mittelpunkt
des sozialen Interesses die Prozesse des sozialen Handelns. Soziales Handeln verbindet die
Individuen in typsicher Weise untereinander und erzeugt wechselseitige Beziehungen, die zu
unterschiedlichen sozialen Gebilden kristallisieren können. Hierbei vermischt Simmel
bewusst die „subjektive“ mit der „objektiven“ Bedeutung von sozialen Handlungen und sucht
vorrangig nach „Typen“ und „Klassen“ von Beziehungsformen, unabhängig davon, welche
Bedeutung die handelnden Menschen diesen zeitlosen „Formen der Vergesellschaftung“
beimessen.
Gleich, was die Menschen miteinander verbindet oder was sie voneinander abstößt, wie sie
sich aufeinander einstellen, sich miteinander einlassen, aufeinander zugehen oder miteinander
streiten, - die gleichen formalen Beziehungsformen sind in allen sozialen Verbänden, ob
familiärer, religiöser, politischer, wirtschaftlicher oder militärischer Art nachweisbar. Simmel
wir von daher zum Begründer der „formalen Soziologie“, die als ihren Gegenstand nur die
zwischenmenschlichen Beziehungen wie Über- und Unterordnung, Konkurrenz, Streit,
Nachahmung, Parteibildung, aber auch Neid; Eifersucht u.ä. anerkennt und gelten lässt.
Soziales Handeln und damit Gesellschaft ist bei Simmel schlechterdings „überall das
existierend, wo mehrere Individuen in Wechselwirkung treten“. Von daher wird bei ihm zum
konstitutiven Element der Soziologie die soziale Gruppe, die er wie kein anderer vor ihm
feinsinnig qualitativen und vor allem auch quantitativen Detailanalysen unterzieht, von denen
die zeitgenössische Soziologie immer noch profitiert. Dies gilt insbesondere für seine
„klassische“ Studie des „Streits“ als einer Form sozialen Handelns, die ihn zu einem
Begründer der soziologischen Konflikttheorie werden ließ.“ (Henecka)
Anm.: Mit der Analyse sozialer Gruppen und Gruppenbildungsprozesse ist für das soziale
Ganze, den sozialen Organismus, aber auch für soziale Systeme als solches noch gar nichts
gewonnen. Soziale Gruppen sind bei mir noch keine sozialen Systeme. Es sind mikrosoziale
Strukturen, die völlig offen sind, sich jeder Zeit wieder auflösen können, und die
dementsprechend nicht als soziale Systeme konstituiert sind. Soziales Handeln allein
konstituiert jedenfalls kein soziales System.
Joachim Stiller
Münster, 2015
Ende
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