ROBERT KOCH INSTITUT Epidemiologisches Bulletin 1. Februar 2002 / Nr. 5 aktuelle daten und informationen zu infektionskrankheiten und public health Syphilis im Stadium I – Aspekte der Diagnostik Diese Woche Im Zusammenhang damit, dass frische Syphilis-Erkrankungen in einigen Regionen Deutschlands wieder häufiger beobachtet wurden, soll anhand zweier aktueller Fallbeispiele besonders auf das diagnostische Procedere bei frischen Infektionen eingegangen werden. Berichte zu zwei Erkrankungsfällen 1. Im Dezember 2001 stellte sich ein 24-jähriger, in einer festen Beziehung lebender homosexueller Mann in der STD-Beratungsstelle eines Berliner Gesundheitsamtes vor. Eine Woche zuvor war ihm ein Bläschen an der Glans aufgefallen. Inzwischen hatte sich daraus ein schmierig belegtes, indolentes Ulcus und ein Abklatschherd am inneren Präputialblatt entwickelt. In der linken Leistenbeuge war ein etwa kirschgroßer indolenter Lymphknoten tastbar. Der naheliegende Verdacht auf einen syphilitischen Primäraffekt konnte durch die Serodiagnostik zunächst nicht bestätigt werden, der TPPA-Test fiel in zwei parallelen Untersuchungen negativ aus. Nach einer Woche war das Ulcus krustig belegt und geringfügig größer geworden. Zusätzlich wurden ziehende Schmerzen im Hoden angegeben. Die Haut und Schleimhäute waren sonst unauffällig. Bei einer Kontrolluntersuchung nach 7 Tagen hatten jetzt der TPPA-Test und der FTA-ABS-Test ein positives Ergebnis, auch der VDRL-Test war in einer Serumverdünnung von 1 : 2 positiv. Unter den empfohlenen Möglichkeiten der Therapie wurde in diesem Fall Doxycyclin gewählt (2 mal 100 mg oral über 14 Tage), es kam zu einer raschen Rückbildung der Symptome. 2. Ein 39-jähriger Mann mit einer seit 1988 bestehenden HIV-Infektion unter antiretroviraler Therapie (CD4+-Zellen: 320, Viruslast: 130) begab sich Ende November 2001 in hautfachärztliche Behandlung, weil sich seit etwa zwei Wochen eine erosive Balanitis mit mehreren schmerzhaften Herden entwickelt hatte. In der Leiste fanden sich beiderseits schmerzhafte Lymphknotenschwellungen. Es wurde eine erhöhte Körpertemperatur (um 38 °C) beobachtet. Anfang Dezember imponierte ein größeres, schmerzhaftes Ulcus durum an der Glans. Differenzialdiagnostisch stand – obwohl die Klinik in mehreren Punkten nicht typisch war – der Verdacht auf eine primäre Luesinfektion und auf eine Infektion mit Herpes-simplex-Virus im Vordergrund. Der Patient wurde am 28.11.01 erstmals serologisch auf Syphilis untersucht, die Suchteste waren negativ, der klinische Befund recht zweifelhaft, aber der IgG-FTA-Test und der IgM-Westernblot fielen positiv aus. Am 30.11. erfolgte – durch einen anderen Arzt veranlasst – eine weitere Untersuchung im gleichen Labor. Zur Darstellung des zeitlichen Verlaufes der Reakivität der einzelnen Teste bei dieser akuten Treponema-pallidum-Infektion wurden mit noch vorhandenen Seren vom 10.8. und vom 21.11. nachträglich die analogen Untersuchungen durchführt, dabei zeigte sich, dass der IgM-Westernblot schon am 21.11. reaktiv ausgefallen war (s. Tabelle 1). – Am 4.12.2001 wurde versucht, in Abstrichmaterial aus dem Ulcusgrund mittels Dunkelfeldmikroskopie einen direkten Nachweis von Treponema pallidum zu führen, was nicht gelang. 5/2002 Syphilis (Lues): 䉴 Fallbeispiele Primärstadium – Aspekte der Diagnostik 䉴 Fallbeispiel Neurosyphilis – Bedeutung, Diagnostik, Prävention Salmonellose: Erkrankung am Ende der Schwangerschaft gefährdet das Neugeborene – Fallbericht Influenza/ARE: Aktuelle Situation Mitteilung: Neu ernannte Nationale Referenzzentren: 䉴 NRZ für Meningokokken 䉴 NRZ für tropische Infektionserreger 䉴 NRZ für die Surveillance nosokomialer Infektionen Meldepflichtige Infektionskrankheiten: Aktuelle Statistik Stand vom 30. Januar 2002 (2. Woche) 34 Robert Koch-Institut Test Epidemiologisches Bulletin Nr. 5 10.08.01 TPHA neg. VDRL IgG-FTA IgM-Westernblot 21.11.01 28.11.01 30.11.01 28.12.01 neg. neg. 1 : 160 1 : 2.560 neg. neg. neg. <1:2 1 : 16 neg. Grenzwert pos. pos. pos. neg. pos. pos. pos. pos. Tab. 1: Ergebnisse der serologischen Lues-Diagnostik im zeitlichen Verlauf (die Befunde in den Seren v. 10.08. u. 21.11.01 wurden nachträglich erhoben) Parallel durchgeführte serologische Untersuchungen ergaben erhöhte IgG-Antikörper gegen Herpes-simplex-Virus (HSV) Typ I und II, CMV und EBV, die für früher abgelaufene Infektionen durch diese Erreger sprachen. Allerdings ließ die positive KBR im Falle des HSV I und II die Reaktivierung einer früheren Infektion möglich erscheinen. Dieser Aspekt wurde dann nicht weiter verfolgt. Für die Angaben zu diesen Erkrankungsfällen danken wir Frau Dr. R. Hörnle, Beratungsstelle für STD am Gesundheitsamt Berlin-Schöneberg, Herrn PD Dr. J. Kölzsch, Hautfacharzt in eigener Niederlassung, Berlin, Herrn Dr. St. Dupke, Gemeinschaftspraxis Carganico/Dupke, Berlin, Herrn Dr. St. Neifer, Labor Dr. Berg, Berlin, Frau Dr. U. Futh, Mikrobiologisches Labor, Vivantes Auguste ViktoriaKlinikum, Berlin, sowie dem Labor 28, Gemeinschaftspraxis für Laboratoriumsmedizin, Berlin. Anmerkungen Man wird an einen alten Spruch erinnert: ››Nur selten weiß eine Krankheit, wie sie sich nach dem Lehrbuch zu verhalten hat!‹‹ Natürlich ist es trotzdem sinnvoll, das Lehrbuchwissen gelegentlich zu ›boostern‹... An dem zweiten Erkrankungsfall ist bemerkenswert, dass der Patient mehrere erfahrene Hautärzte konsultierte, die angesichts der Symptomatik starke Zweifel am Vorliegen einer frischen Syphilis hatten. Es wird vermutet, dass die lange bestehende HIV-Infektion und/oder ein reaktivierter Herpes genitalis die Symptomatik verschleiert haben. Allerdings muss mit solchen atypischen Verläufen immer gerechnet werden. Die Inkubationszeit der Syphilis im Primärstadium beträgt (10–) 14–24 (–90) Tage, erste klinische Erscheinungen sind der Primäraffekt (Ulcus durum) an der Eintrittspforte des Erregers, dann der Primärkomplex (Ulcus und regionale Lymphknotenschwellung). Zur Serokonversion kommt es – in Abhängigkeit vom Test und auch von der Serumverdünnung – meist nach (1o–) 14–40 Tagen. Die Serodiagnostik kann selbst bei einer typischen klinischen Symptomatik noch einige Zeit negative Befunde liefern. Die Stufendiagnostik zur serologischen Bestätigung der Syphilis sieht zunächst einen Suchtest vor. Es wird empfohlen, als Suchtest einen spezifischen Test, z. B. den TPHA-Test(Treponema-pallidum-Hämagglutinationstest), den TP-PA (Treponema-pallidum-Partikelagglutinationstest) oder einen EIA (Enzymimmunoassay) und einen unspezifischen Test – z. B. den VDRL-Test (Veneral-Disease-Research-Laboratories-Test) zu kombinieren. Verfügbar sind Teste, die IgG- und IgM-Antikörper simultan oder auch differenziert erfassen, ein polyvalenter EIA als Suchtest bietet Vorteile. Der VDRL-Test (oder ein anderer auf Lipoid-AntigenReaktion beruhender Test) ist zur Diagnostik einer frischen Infektion allein nicht geeignet, weil die Lipoid-Antikörper 1. Februar 2002 teilweise erst spät auftreten können und die Spezifität relativ gering ist. Seine Stärke ist es, Hinweise auf die Aktivität des Prozesses und die Wirksamkeit der Behandlung zu geben. Am Beispiel des zweiten Patienten zeigt sich, dass es sinnvoll sein kann, bei einem Verdacht auf primäre Syphilis einen isolierten IgM-Nachweis (z. B. den IgM-Westernblot) frühzeitig in die Untersuchung einzuschließen, weil die Suchteste in der frühen Phase der Infektion noch negativ sein können. Bei Reaktivität eines Suchtests schließt sich ein Bestätigungstest an, geeignet ist der FTA-Abs-Test. Ergänzend können in speziellen Fällen weitere Teste, z. B. ein Treponema-pallidum-Immunoblot, eingesetzt werden. Bei klinischem Verdacht und bis dahin negativen Untersuchungsbefunden sollte die serologische Lues-Diagnostik in Abständen von 1–2 Wochen wiederholt werden. Erst nach 8–10 Wochen kann bei eindeutig negativen Ergebnissen eine primäre Syphilis als mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen gelten. Die Serodiagnostik bestätigt eine Infektion und gestattet Aussagen über die Behandlungsbedürftigkeit. Die Behandlungsbedürftigkeit kann durch das Verfolgen der VDRL-Titer in Verbindung mit dem Nachweis spezifischer IgM-Antikörper eingeschätzt werden (letzteres, weil in der Frühphase der Infektion, bei Spätlatenz oder Spätsyphilis Lipoid-Antikörper fehlen können). Bei Reinfektionen können auch die IgG-Titer bedeutsam sein. Im Anschluss an die Bestätigung und antibiotische Behandlung der Syphilis ergibt sich die Notwendigkeit serologischer Verlaufskontrolluntersuchungen, die nach 3, 6 und 12 Monaten und dann einmal jährlich über 4 Jahre durchgeführt werden sollten. Geeignet sind der VDRL-Test, der TPHA-Test und – besonders bei unklaren Ergebnissen dieser Teste – der 19SIgM-FTA-Abs-Test. Je länger eine unbehandelte Lues bestanden hat, desto länger dauert es bis zur Normalisierung der serologischen Befunde. Ausgewählte Informationsquellen: 1. MiQ Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik: Syphilis (erarbeitet von H.-J. Hagedorn). Heft 16, Urban & Fischer, München, Jena, 2001; ISBN 3–437–41586–7 2. Deutsche STD-Gesellschaft: Diagnostik und Therapie sexuell übertragbarer Krankheiten – Leitlinien 2001 (Hrsg.: D. Petzoldt, G. Gross). Springer-Verlag, 2000 Zur Meldung: Der direkte oder indirekte Nachweis von Treponema pallidum ist – soweit ihm eine akute Infektion zugrunde liegt – nach dem IfSG (§ 7 Abs. 3) durch den Laborleiter nichtnamentlich direkt an das RKI zu melden. Die behandelnden Ärzte tragen durch Begleitangaben auf einem Durchschreibebogen zu dieser Meldung bei. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass dieses neue Meldeverfahren gut angenommen wurde, wofür allen Beteiligten auch an dieser Stelle gedankt werden soll. Die Morbidität wird offenbar deutlich besser abgebildet als durch die frühere Meldung nach dem GBGK (Zahlen der gemeldeten Erkrankungen erscheinen zu Beginn jeden Monats im Epidemiologischen Bulletin). 1. Februar 2002 Epidemiologisches Bulletin Nr. 5 Robert Koch-Institut Neurosyphilis – Fallbericht, Bedeutung, Diagnostik und Prävention Syphilis und Neurosyphilis entwickelten sich in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten rückläufig. Seit 2001 gibt es allerdings Hinweise auf eine erneute Zunahme der Syphilis und damit Veranlassung, auch auf die Bedeutung der Spätstadien einer unbehandelten Syphilis hinzuweisen. Hier wird über einen Patienten mit progressiver Paralyse berichtet – ein zwar selten gewordenes, aber für die Psychiatrie das wichtigste Krankheitsbild der Neurosyphilis. Es werden Empfehlungen für die Diagnostik und Prävention abgeleitet: Fallbericht: Progressive Paralyse – Spätmanifestation einer unbehandelten Syphilis Anlass der Aufnahme und Vorgeschichte: Ein 56-jähriger Mann kommt in Begleitung seiner Vermieterin zur psychiatrischen stationären Aufnahme wegen seit Wochen rasch zunehmender Verwirrtheit, Desorientiertheit und Wesensänderung. Aktuelle körperliche Beschwerden bestehen nicht. Der Patient macht nur wenig Angaben zur Vorgeschichte und zur aktuellen Situation. Die Anamnese stützt sich auf die Vermieterin: Ein Wohnungswechsel fand vor 3 Wochen wegen Liquiditätsproblemen statt, die Wohnung war in einem verwahrlosten Zustand. In der aktuellen Wohnung sind aus Sicherheitsgründen Elektroherd und Wasser außer Betrieb. Dem Patienten ist wegen Unzuverlässigkeit gekündigt worden. Kurz vor Aufnahme hatte er einen Verkehrsunfall verursacht. – Im Alter von 18 Jahren fand eine ärztliche Behandlung wegen einer Gonorrhoe statt. Über eine frühere Syphilis-Erkrankung ist nichts bekannt. Früher hatte der Patient zahlreiche Reisen nach Thailand unternommen. Klinische Untersuchungsbefunde: Der Allgemein- und Ernährungszustand sowie der Pflegezustand sind stark reduziert. Die internistische körperliche Untersuchung ist ohne pathologische Auffälligkeiten. Neurologisch imponiert eine absolute Pupillenstarre mit Mydriasis paralytica, leichtgradige Dysarthrie. Die übrigen Hirnnerven, die Koordination, Motorik und der Reflexstatus sind intakt. Psychopathologisch auffällig sind progrediente Demenz, Desorientiertheit, Gedächtnisstörungen (Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis), Kritik- und Urteilsschwäche, gestörte AfVor Behandlungsbeginn AK-Titer im Serum TPHA-Test TPHA-Test: VDRL-Test VDRL-Titer: Zellzahl: 6 Wochen nach Abschluss d. Antibiose 1 : 51 1 : 32 278/3 Zellen 1 : 10 1 : 16 57/3 Zellen 56 mg/dl 0,77 g/l normal 1 : 40 1:1 55 mg/dl 0,46 g/l normal 1:1 1:1 Liquordiagnostik Liquor-Zucker: Eiweiß: Laktat: TPHA: VDRL: Spezielle Liquordiagnostik 19S-IgM-ABS reaktiv 19S-IgG-FTA-ABS reaktiv autochthone Immunglobuline oligoklonale Banden Tab. 1: Laborbefunde vor und nach Behandlung 19S-IgM-ABS negativ 19S-IgG-ABS reaktiv weiter nachweisbar weiter nachweisbar fektivität im Sinne einer Depression, Antriebsreduzierung. Keine formalen und inhaltlichen Denkstörungen, keine Sinnestäuschungen. Paraklinische Diagnostik: Das Differenzialblutbild zeigt eine leichte Lymphopenie und Neutrophilie. Serologische Untersuchungen: Teste auf HIV I und II und Borreliose bleiben negativ, TPHA-Test positiv; Titer 1 : 40. Liquordiagnostik: Mäßig erhöhte Zellzahl (278/3 Zellen), leicht erhöhter Liquor-Zucker (56 mg/dl), Eiweißerhöhung (0,77 g/l), normale Laktatwerte, positiver TPHA-Test, positiver VDRL-Titer, Nachweis von IgG- und IgMFTA-ABS, autochthone Immunglobulinproduktion und oligoklonale Banden. Die Diagnose einer aktiven Neurosyphilis wurde durch die Kriterien nach Prange1,2 gesichert. EKG: Sinusarhythmie, Steiltyp, keine Erregungsrückbildungsstörungen, Zeichen einer Rechtsherzbelastung. Röntgen-Aufnahme des Thorax: Emphysem, Verdacht auf pulmonale Hypertonie, Malignomverdacht. EEG: unregelmäßige Alpha-Aktivität 8–11/sec. Diffuse ThetaWellen mittlerer/höherer Frequenz – teilweise gruppiert bzw. generalisiert. Kraniale Computertomographie: kortikal betonte Hirnsubstanzminderung. Wertung der Befunde, Therapie und Verlauf: Die Liquorbefunde sprechen gemäß den Aktivitätszeichen nach Prange für eine aktive Neurosyphilis, auch die Computertomographie legt die Diagnose einer progressiven Paralyse nahe, die durch den klinischen Verlauf weiter gestützt wird. – Unter antimikrobieller Hochdosistherapie mit Penicillin G (5 x 5 Mill. Einheiten) trat zunächst Stagnation, dann eine deutliche Besserung der anfänglich rapide verlaufenden Verschlechterung kognitiver Funktionen ein. Im Liquor wurde der 19S-IgM-FTA-ABS negativ, der TPHA-Titer fiel ab, die Zellzahl reduzierte sich, die Eiweißwerte normalisierten sich. Tabelle 1 zeigt ausgewählte Laborbefunde vor und nach der 6-wöchigen Behandlung . Bedeutung der Neurosyphilis Die Syphilis gehört – mit weltweit rund 12 Millionen geschätzten jährlichen Neuerkrankungen – nach AIDS zu den am häufigsten tödlich verlaufenden sexuell übertragbaren Erkrankungen.3 Etwa 15 % der Betroffenen entwickeln ohne Behandlung der Primärinfektion eine Neurosyphilis, davon sind 33 % von einer progressiven Paralyse betroffen.4 Die Latenzzeit beträgt 8–15 Jahre. Der vorgestellte Patient gehört zu dieser Gruppe der unbehandelten Personen, die im Verlauf eine progressive Paralyse entwickelten. Im Zusammenhang mit einem Rückgang der Morbidität der Syphilis in den Nachkriegsjahrzehnten, vor allem durch die Einführung der Penicillintherapie, zeigten europäische Mortalitätsstatistiken für Neurosyphilis in England und Wales – stellvertretend für andere Länder – eine deutliche Abnahme tödlicher Verlaufsformen zwischen 1974 (32 Fälle) und 1995 (4 Fälle).4 Ein Rückgang der Inzidenzraten für Syphilis darf nicht schematisch gleichgesetzt werden mit einer reduzierten Zahl von Spätmanifestationen wie die der progressiven Paralyse, da fehlende oder ineffektive antibiotische Behandlungen der Primärinfektion die Entwicklung chronischer Verlaufsformen begünstigen.5 Gegenwärtig gibt es verschiedene Hinweise auf eine regionale Zunahme der Syphilis in europäischen Ländern, auch in Deutschland, besonders drastisch in Osteuropa.6,7 Erfahrungsgemäß übertrifft die Zahl der tatsächlichen Erkrankungen die durch Meldung erfassten Fälle um das 35 36 Robert Koch-Institut Epidemiologisches Bulletin Nr. 5 Mehrfache. Damit steigt auch das Risiko der Spätmanifestationen wieder an. Einzelfallbeschreibungen belegen, dass sich eine progressive Paralyse als Folge einer syphilitischen Primärinfektion meist dann entwickelt, wenn die Primärinfektion einen klinisch unauffälligen Verlauf zeigt, eine Behandlung ausblieb oder ineffektiv war.5,8 Trotz ihrer gegenwärtigen Seltenheit besitzt die Neurosyphilis auch wegen ihrer Analogien zur Neuroborreliose und wegen der möglichen Doppelinfektion von HIV und Treponema pallidum ein aktuelles Interesse.9 Klinische Zeichen einer Neurolues können sich mit den neurologischpsychiatrischen Manifestationen von HIV-Infektionen überschneiden und dadurch maskiert werden.4 Epidemiologische Studien belegen eine statistisch bedeutende Assoziation zwischen HIV-Infektionen und Syphilis hinsichtlich ihres Auftretens in bestimmten Bevölkerungsgruppen. Diese Ergebnisse legen die Empfehlungen nahe, dass erstens eine Lues-Liquordiagnostik bei HIV-positiven Patienten mit Syphilis in der Vorgeschichte oder positiver Lues-Serologie diagnostisch sinnvoll sein kann und dass zweitens bei HIVpositiven Patienten mit neurologisch-psychiatrischen Erkrankungen an die Möglichkeit einer begleitenden Neurosyphilis im Sinne einer Doppelinfektion gedacht werden muss. Unter den Bedingungen einer ausgeprägten zellulären Immundefizienz werden besondere klinische Verläufe, serologische Besonderheiten und verändertes therapeutisches Ansprechen der Syphilis beobachtet.10 Aufgrund der weltweiten Verbreitung von HIV-Infektionen, der Migration und des Massentourismus könnte in Zukunft auch häufiger damit gerechnet werden, dass neurologisch bzw. psychiatrisch erkrankte HIV-Positive bzw. AIDSPatienten zugleich an einer Syphilis erkrankt sind. Zum Suchtest in der Psychiatrie In Zeiten hoher Syphilis-Inzidenz- und Prävalenzraten hatten viele psychiatrische Kliniken serologische Suchteste (TPHA) für Syphilis in das Routineprogramm ihrer Laboruntersuchungen aufgenommen.11 Der Einsatz serologischer Teste zur Luesdiagnostik bei psychiatrischen Patienten als Screening-Verfahren wird aber inzwischen zunehmend kritisch beurteilt. Kosten-Nutzen-Analysen zeigen, dass durch Luesscreening in der Allgemeinpsychiatrie bei hohen finanziellen Kosten nur sehr selten die Verdachtsdiagnose einer Neurosyphilis gestellt werden kann.12 Alternativ zum routinemäßigen serologischen Massenscreening auf Lues werden von Banger Kriterien zur Die Indikation zu einem TPHA-Test besteht, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist und bisher keine Untersuchung erfolgte: 1. Lues in der Anamnese 2. Kombination einer Suchterkrankung mit einer zusätzlichen psychischen Erkrankung 3. Auffälliger Neurostatus/auffälliges EEG 4. Homo- oder heterosexuelle Promiskuität in der Anamnese 5. HIV-Infektion bzw. AIDS 6. Migration, Massentourismus, positive Reiseanamnese bezogen auf Länder mit hoher Syphilis-Prävalenz (z. B. Nigeria, Simbabwe) Tab. 2: TPHA-Testindikation in einer Klinik für Allgemeine Psychiatrie (nach M. Banger, Nervenarzt 66: 49–53; erweitert und modifiziert durch die Berichterstatter – Modifikation fett gedruckt) 1. Februar 2002 TPHA-Testindikation bei psychiatrischen Patienten vorgeschlagen.12 Es erscheint sinnvoll, diesem Vorschlag zu folgen, allerdings sollten aufgrund epidemiologischer Evidenz die Merkmale HIV-Infektion bzw. AIDS sowie Migration und Reisen als Risikofaktoren für eine Syphilis-Infektion bei psychiatrischen Patienten ergänzt werden (s. Tabelle 2). Die weitere Entwicklung der Testindikationen hängt von der epidemiologischen Situation ab. Schlussfolgerungen Obwohl die Inzidenz der progressiven Paralyse bei psychiatrischen Patienten in den letzten zwei Jahrzehnten dramatisch rückläufig war, sollte die Syphilis gegenwärtig in Anbetracht nicht erfasster Neuerkrankungen und der aktuellen Zunahme der Inzidenz in Deutschland und vor allem in Osteuropa sowohl diagnostisch und therapeutisch als auch hinsichtlich präventiver Maßnahmen beachtet werden. Hinzuweisen ist hier besonders auf die möglichen Spätformen, z. B. organische Psychosen, und auf die nicht so seltenen Doppelinfektion bei HIV-Positiven bzw. AIDS-Patienten. Eine TPHA-Testung auf Syphilis, die am Beispiel psychiatrischer Abteilungen behandelt wurde, kann bei bestimmten Anhaltspunkten (s. Tabelle 2) in verschiedenen medizinischen Disziplinen sinnvoll sein. Die hier vorgestellten erweiterten Kriterien zur TPHA-Testindikation beziehen aktuelle medizinische, epidemiologische und gesellschaftliche Entwicklungen (HIV, AIDS, Migration, Tourismus) ein. Die diagnostische Eingrenzung des Verdachtes auf eine Neurosyphilis kann sehr gut anhand klinischer und labordiagnostischer Merkmale erfolgen. Um künftig eine valide Einschätzung des wahren Nutzens diagnostischer Screening-Methoden für die Detektion von Syphilis zu erreichen, sollten Resultate bevölkerungsbezogener epidemiologischer Untersuchungen einbezogen und nicht ausschließlich Kosten-Nutzen-Erwägungen in Krankenhauspopulationen berücksichtigt werden. Für diesen Fallbericht, die Darstellung der aktuellen Bedeutung der Spätmanifestationen der Syphilis und die praktischen Schlussfolgerungen danken wir Herrn Dr. B. Th. Baune, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bevölkerungsmedizin und biomedizinische Grundlagen, Universität Bielefeld (PF 100131, 33501 Bielefeld, E-Mail: [email protected]) und Frau Dr. M.-L. Prüfer-Krämer, Praxis für Innere Medizin und Tropenmedizin, Bielefeld. 1. Prange HW: Diagnostische Maßnahmen und Kriterien der Neurosyphilis. Dtsch Med Wochenschr 1986; 111: 625–627 2. Ritter G, Prange HW: Klinik, Diagnostik und Therapie der Neurosyphilis. Nervenarzt 1987; 58: 265–271 3. WHO Genf: Sexually transmitted diseases. Fact Sheet N 110; 1997 4. Hilton C: General Parylysis of the insane and AIDS in old age psychiatry: epidemiology, clinical diagnosis, serology and ethics – the way forward. International Journal of Geriatric Psychiatry 1998; 13: 875–885 5. Hoffman BF: Neurosyphilis in a young man. Canadian Journal of Psychiatry 1981; 26: 68–70 6. RKI: Syphilis: Aktuelle Bedeutung. Epid Bull 1997; 16: 109–110 7. RKI: Anmerkungen zu den gegenwärtig gemeldeten Syphilis-Erkrankungen. Meldungen aus Berlin, Hessen und Baden-Württemberg signalisieren Zunahme. Epid Bull 2001; 45: 345 8. Gomez EA, Aviles M: Neurosyphilis in community mental health clinics: A case series. Journal of Clinical Psychiatry 1984; 45: 127–129 9. Huber G: Entzündliche Hirnerkrankungen. In: Huber G. Psychiatrie. Schattauer-Verlag, 1999, S. 106–107 10 Schöfer H et al.: Active Syphilis in HIV-Infection. Genitourin Med 1996; 72: 176–181. 11. Thomas CJ: The use of screening investigations in psychiatry. British Journal of Psychiatry 1979; 135: 67–72 12. Banger M et al.: Zum Kosten-Nutzen-Verhältnis des Luesscreenings in einer Klinik für allgemeine Psychiatrie. Nervenarzt 1995; 66: 49–53 1. Februar 2002 Epidemiologisches Bulletin Nr. 5 Robert Koch-Institut Fallbericht: Salmonellose am Ende Schwangerschaft mit Infektion des Neugeborenen In einer Kasuistik in der Ausgabe 37/01 des Epidemiologischen Bulletins war auf die Gefahren für das Neugeborene hingewiesen worden, die aus einer Salmonellose der Mutter am Ende der Schwangerschaft entstehen können. Die dort mitgeteilten Erfahrungen und Empfehlungen werden hier durch einen ähnlichen Fallbericht unterstrichen: Nach unkompliziertem Schwangerschaftsverlauf war eine 15-jährige Frau in der 41. Schwangerschaftswoche an einer Enteritis erkrankt – mit Nachweis von Salmonella Enteritidis und daraufhin eingeleiteter antibiotischer Therapie mit Ampicillin unter stationären Bedingungen. Nach 4 Behandlungstagen erfolgte die Spontangeburt eines klinisch gesunden Neugeborenen, das Fruchtwasser war klar. Im Rahmen der postnatalen Betreuung auf der Wochenstation ergaben die initial bestimmten Laborparameter unauffällige Befunde. Am 3. Lebenstag trat jedoch eine deutliche klinische Verschlechterung des Neugeborenen i.S. eines einlaufenden septischen Krankheitsbildes ein mit erheblicher Turgorreduktion, muskulärer Hypotonie, Apathie und beginnender Kreislaufzentralisation. Die paraklinischen Befunde bestätigten dies mit Erhöhung von CrP/Neopterin/Procalcitonin, Leuko- und Thrombopenie sowie Linksverschiebung im Differenzial-Blutbild (Monroe-Index 35,8 %). Bei dem Neugeborenen wurde jetzt Salmonella Enteritidis im Stuhl und durch Ohrabstrich nachgewiesen, die Blutkultur sowie weitere Haut- und Schleimhautabstriche blieben ohne Wachstum. Unter antibiotischer Therapie mit Ampicillin, Sulbactam und Cefotaxim über 7 Tage besserte sich der Allgemeinzustand des Neugeborenen rasch, nach 14 Tagen konnte es voll gestillt nach Hause entlassen werden, nachdem Trinkverhalten und Temperaturregulation stabil waren. Der Erregernachweis war 2 Tage nach Therapieende noch positiv, bei ambulanter Nachkontrolle nach 10 Tagen jedoch bereits negativ. – In der Umgebung des Kindesmutter (eine Jugendwohngruppe des Kinderheimes) wurden bei keiner der Kontaktpersonen Salmonellen nachgewiesen. Schlussfolgerungen: Kommt es in der Spätschwangerschaft zu einer Salmonellose der werdenden Mutter, sollte das Neugeborene postnatal intensivklinisch und paraklinisch überwacht werden. Die Übertragung des Krankheitserregers unter der Geburt ist wahrscheinlich, so dass die kurzzeitige Prophylaxe mit einem wirksamen Antibiotikum eine Erkrankung des Neugeborenen mit einiger Sicherheit verhindern dürfte. Für diesen Fallbericht danken wir Herrn Dr. med. H.-Chr. Gottschalk und Frau U. Münch, Städtisches Klinikum Görlitz GmbH. Akute respiratorische Erkrankungen (ARE) / Influenza – aktuelle Situation Die Aktivität der akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) bleibt insgesamt auf geringem Niveau. Die aktuelle ARE-Aktivität ist – gemessen am Praxisindex der AGI – nur in Brandenburg/Berlin und Mecklenburg-Vorpommern leicht erhöht. Die Konsultationsinzidenzen weisen auf eine zunehmende ARE-Morbidität bei Kindern und Jugendlichen hin. Der Anteil Influenza-positiver Rachenabstriche im NRZ für Influenza nimmt signifikant zu. Die Zahl der Bundesländer, aus denen Influenzanachweise an das RKI gemeldet wurden, hat sich auf neun erhöht. Bisher überwiegen die Nachweise von Influenza-B-Virus. Insgesamt scheint die Influenza-Aktivität anzusteigen, ohne dass sich dies bisher in der Gesamtmorbidität der ARE niedergeschlagen hat. Nach den vorliegenden virologischen Befunden könnte der gegenwärtig beobachtete Morbiditätsanstieg bei Kindern eine Folge zirkulierender Influenza-B-Viren sein. In einer zunehmenden Zahl von Nachbarländern wird eine sporadische bis lokale Influenza-Aktivität beobachtet, teils mit zunehmender Tendenz. In Frankreich, Belgien, Spanien und Portugal bleibt die Influenza-Aktivität nach deutlicher Zunahme in einem Bereich, wie er auf dem Höhepunkt einer normalen Influenzawelle in den entsprechenden Ländern beobachtet wird. Informationen zur Situation in Europa: http://www.eiss.org. Quelle: Mitteilungen des Zentrums für Infektionsepidemiologie des RKI im Zusammenwirken mit der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) und dem NRZ für Influenza am RKI und am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt, Hannover. Neue Nationale Referenzzentren ernannt Auf Vorschlag der Kommission Infektionsepidemiologie am RKI wurden durch das Bundesministerium für Gesundheit drei neue NRZ ernannt: 䉴 Nationales Referenzzentrum für Meningokokken Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg Josef-Schneider-Straße 2, 97080 Würzburg Leiter: Herr Prof. Dr. M. Frosch Tel.: 0931 . 201 – 51 60, Fax: 0931 . 201 – 34 45 䉴 Nationales Referenzzentrum für die Surveillance 䉴 Nationales Referenzzentrum für tropische Infektionserreger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin Bernhard-Nocht-Str. 74, 20359 Hamburg Leiter: Herr Prof. Dr. B. Fleischer Tel.: 040 . 42 818 – 401, Fax: 040 . 42 818 – 400 Ein Verzeichnis aller Nationalen Referenzzentrun und Konsiliarlaboratorien ist im Internet unter der www.rki.de veröffentlicht. Ein Sonderdruck des Epidemiologischen Bulletins zum aktuellen Stand ist nach Vorliegen aller Leistungangebote vorgesehen. nosokomialer Infektionen Institut für Hygiene der Freien Universität Berlin Hindenburgdamm 27, 12203 Berlin Leiter: Herr Prof. Dr. H. Rüden Tel.: 030 . 84 45 – 36 80 / 81, Fax: 030 . 84 45 – 44 86 37 38 Robert Koch-Institut Epidemiologisches Bulletin Nr. 5 1. Februar 2002 Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten Stand v. 30.1.2002 (2. Woche 2002) Darminfektionen Salmonellen-Ent. 2. Land Baden-Württemberg 1.–2. 2002 Paratyphus 1.–2. 2001 2. 1.–2. 2002 Typhus abd. 1.–2. 2. 2001 1.–2. 2002 EHEC-Inf. 1.–2. 2. 2001 1.–2. E.-coli-Inf., sonst. 1.–2. 2002 2. 2001 1.–2. 2002 1.–2. 2001 105 188 167 0 0 0 0 0 0 0 1 2 3 4 5 Bayern 56 120 110 0 0 0 0 1 0 3 4 7 5 9 4 Berlin 23 40 5 0 0 0 0 0 0 0 1 0 6 9 0 Brandenburg 27 77 53 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 8 4 4 11 8 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 4 1 Hamburg 25 36 33 0 0 0 1 1 1 0 0 0 1 2 0 Hessen 57 80 100 0 0 0 0 0 0 0 0 2 1 1 2 Mecklenburg-Vorpommern 26 49 35 0 0 0 0 0 0 0 0 0 9 14 5 Niedersachsen 51 133 113 0 0 1 0 0 0 0 1 2 2 4 4 138 247 245 0 0 0 0 0 0 1 5 5 14 22 10 41 74 65 0 0 0 0 0 0 2 2 1 2 3 1 3 8 18 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 14 Bremen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen 22 32 131 0 0 1 0 1 0 0 0 2 7 11 Sachsen-Anhalt 23 59 97 0 0 0 0 0 0 0 0 2 11 17 9 Schleswig-Holstein 34 56 48 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 1 0 Thüringen 28 56 87 0 0 0 0 0 0 0 1 0 4 8 8 663 1266 1315 0 0 2 1 3 2 6 15 23 73 117 67 Gesamt Virushepatitis Hepatitis A 2. 1.–2. Land Hepatitis B 1.–2. 2002 2. 1.–2. 2001 Hepatitis C 1.–2. 2002 2. 1.–2. 2001 1.–2. 2002 2001 Baden-Württemberg 4 7 11 10 13 10 20 29 16 Bayern 1 2 3 2 4 5 16 20 12 Berlin 3 6 0 1 2 0 0 0 0 Brandenburg 0 2 3 0 1 1 0 0 4 1 Bremen 1 1 3 0 0 3 1 1 Hamburg 3 4 1 1 1 1 0 0 1 Hessen 3 4 8 3 4 6 3 3 11 Mecklenburg-Vorpommern 0 0 1 0 1 1 1 1 0 Niedersachsen 3 5 7 1 3 7 10 18 14 Nordrhein-Westfalen 14 17 22 9 16 23 11 24 21 Rheinland-Pfalz 2 2 0 1 3 3 5 5 3 Saarland 0 1 0 0 0 0 0 0 2 Sachsen 1 1 2 0 0 0 0 0 0 Sachsen-Anhalt 0 0 1 4 4 1 4 4 0 Schleswig-Holstein 2 3 1 1 3 0 0 0 0 Thüringen 0 0 2 1 2 1 0 0 1 37 55 65 34 57 62 71 105 86 Gesamt In der wöchentlich veröffentlichten aktuellen Statistik wird auf der Basis des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) aus dem RKI zeitnah zum Auftreten meldepflichtiger Infektionskrankheiten berichtet. Drei Spalten enthalten jeweils 1. Meldungen, die in der ausgewiesenen Woche im Gesundheitsamt eingegangen sind und bis zum 3. Tag vor Erscheinen dieser Ausgabe als klinisch-labordiagnostisch bestätigt (für Masern, CJK, EHEC, Tuberkulose und Polio zusätzlich auch klinisch bestätigt) dem RKI übermittelt wurden, 2. Kumulativwerte im laufenden Jahr, 3. Kumulativwerte des entsprechenden Vorjahreszeitraumes. 1. Februar 2002 Epidemiologisches Bulletin Nr. 5 Stand v. 30.1.2002 (2. Woche 2002) Robert Koch-Institut Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten Darminfektionen Campylobacter-Inf. 2. 1.–2. 2002 Shigellose 1.–2. 2001 2. 1.–2. 2002 Yersiniose 1.–2. 2. 2001 1.–2. 2002 Norwalk-like-Virus-Inf. 1.–2. 2. 1.–2. 2001 2002 Rotavirus-Inf. 1.–2. 2. 1.–2. 2001 2002 1.–2. 2001 Land 90 140 140 4 6 5 6 13 11 6 14 1 132 217 74 Baden-Württemberg 69 102 93 2 6 1 8 14 7 4 12 0 78 159 26 Bayern 35 63 7 0 5 1 3 3 0 3 4 0 30 47 7 Berlin 36 65 51 0 0 0 2 4 6 1 1 0 58 113 43 Brandenburg 6 8 11 0 0 0 1 1 0 0 0 0 2 2 1 Bremen 32 47 43 2 2 1 4 7 5 3 3 1 22 41 5 Hamburg 42 67 92 1 3 4 4 9 5 0 0 0 51 89 37 Hessen 29 54 19 0 0 2 8 13 7 21 21 47 47 73 67 Mecklenburg-Vorpommern 50 106 87 0 0 2 7 22 11 13 14 11 63 118 77 Niedersachsen 206 350 288 0 2 2 23 44 25 0 0 91 200 339 143 Nordrhein-Westfalen 30 48 56 3 3 0 8 10 8 3 3 0 65 132 22 Rheinland-Pfalz 14 29 30 0 0 0 3 6 1 0 0 0 5 11 14 Saarland 56 82 100 0 0 4 9 16 13 32 50 258 60 103 157 Sachsen 28 40 19 0 0 0 6 9 10 29 54 112 48 110 54 Sachsen-Anhalt 27 42 44 0 0 0 1 6 5 0 0 0 15 19 22 Schleswig-Holstein 32 47 46 0 0 2 14 20 13 1 1 0 41 77 67 Thüringen 782 1290 1126 12 27 24 107 197 127 116 177 521 917 1650 816 Gesamt Meningokokken-Erkr. 2. 1.–2. Masern 1.–2. 2002 2. 2001 1.–2. Tuberkulose 1.–2. 2002 2. 1.–2. 2001 1.–2. 2002 2001 Land 2 5 3 1 2 5 20 34 35 Baden-Württemberg 4 10 2 63 117 6 14 17 17 Bayern 0 0 0 0 0 0 3 3 0 Berlin 0 1 2 0 0 0 1 2 6 Brandenburg 1 1 1 0 0 0 3 4 3 Bremen 1 2 1 0 0 0 14 19 8 Hamburg 3 4 2 1 1 4 19 25 19 Hessen 0 0 0 0 0 0 2 3 1 Mecklenburg-Vorpommern 1 3 4 35 88 0 7 13 15 Niedersachsen 3 6 10 40 63 9 28 46 26 Nordrhein-Westfalen 1 2 0 8 11 0 3 4 6 Rheinland-Pfalz 0 0 1 0 0 0 0 0 6 Saarland 1 1 1 0 6 0 0 3 8 Sachsen 0 1 0 0 0 0 2 2 6 Sachsen-Anhalt 2 3 0 0 0 4 2 3 4 Schleswig-Holstein 0 1 1 1 1 3 2 2 0 Thüringen 19 40 28 149 289 31 120 180 160 Gesamt Die Kumulativwerte ergeben sich aus der Summe übermittelter Fälle aus den ausgewiesenen Meldewochen, jedoch ergänzt um nachträglich erfolgte Übermittlungen, Korrekturen und Löschungen. – Für das Quartal und das Jahr werden detailliertere statistische Angaben herausgegeben. Ausführliche Erläuterungen zur Entstehung und Interpretation der Daten finden sich im Epidemiologischen Bulletin 18/01 vom 04.05.2001. 39 40 Robert Koch-Institut Epidemiologisches Bulletin Nr. 5 1. Februar 2002 Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten Stand v. 30.1.2002 (2. Woche 2002) Krankheit Impressum 2. Woche 1.–2. Woche 1.–2. Woche 1.–52. Woche 2002 2002 2001 2001 Adenovirus-Infektion Influenza Legionellose 3 7 4 5 11 10 0 21 3 118 2447 321 FSME Haemophilus-infl.-Infektion Humane spongif. Enz. * Listeriose 0 2 0 4 0 2 1 7 0 4 5 6 212 75 57 209 Brucellose Hantavirus-Infektion Leptospirose Ornithose Q-Fieber Tularämie 1 0 1 0 1 0 1 2 1 0 1 0 0 2 0 1 2 0 23 180 42 52 289 3 54 9 0 82 15 0 25 2 0 3847 1467 7 Giardiasis Kryptosporidiose Trichinellose * Meldepflichtige Erkrankungsfälle insgesamt, bisher kein Fall einer vCJK Neu erfasste Erkrankungsfälle von besonderer Bedeutung: 䉴 Botulismus: Niedersachsen, 53 Jahre, weiblich, Sterbefall (44. Woche 2001) (8. Fall im Jahr 2001) 䉴 Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS): Bayern, 1 Jahr, weiblich (1. Fall in diesem Jahr) 䉴 Virusbedingtes hämorrhagisches Fieber (VHF): Brandenburg, 43 Jahre, männlich, Dengue-Fieber nach Rückkehr aus Kuba (4. Dengue-Fall in diesem Jahr) An dieser Stelle steht im Rahmen der aktuellen Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten Raum für kurze Angaben zu bestimmten neu erfassten Erkrankungsfällen oder Ausbrüchen von besonderer Bedeutung zur Verfügung (›Seuchentelegramm‹). Hier wird ggf. über das Auftreten folgender Krankheiten berichtet: Botulismus, vCJK, Cholera, Diphtherie, Fleckfieber, Gelbfieber, HUS, konnatale Röteln, Milzbrand, Pest, Poliomyelitis, Rückfallfieber, Tollwut, virusbedingte hämorrhagische Fieber. Hier aufgeführte Fälle von HUS oder vCJK sind im Tabellenteil als Teil der EHEC-Infektionen bzw. der meldepflichtigen Fälle der Humanen spongiformen Enzephalopathie enthalten. Herausgeber Robert Koch-Institut Nordufer 20 13353 Berlin Tel.: 018 88 . 7 54 – 0 Fax: 018 88 . 7 54 – 23 28 E-Mail: [email protected] Redaktion Dr. sc. med. Wolfgang Kiehl (v. i. S. d. P.) Tel.: 018 88 . 7 54 – 24 57 E-Mail: [email protected] Sylvia Fehrmann Tel.: 018 88 . 7 54 – 24 55 E-Mail: [email protected] Fax.: 018 88 . 7 54 – 24 59 Vertrieb und Abonnentenservice Vertriebs- und Versand GmbH Düsterhauptstr. 17 13469 Berlin Abo-Tel.: 030 . 4 03 – 39 85 Das Epidemiologische Bulletin gewährleistet im Rahmen des infektionsepidemiologischen Netzwerks einen raschen Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Akteuren – den Ärzten in Praxen, Kliniken, Laboratorien, Beratungsstellen und Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes sowie den medizinischen Fachgesellschaften, Nationalen Referenzzentren und den Stätten der Forschung und Lehre – und dient damit der Optimierung der Prävention. Herausgeber und Redaktion erbitten eine aktive Unterstützung durch die Übermittlung allgemein interessierender Mitteilungen, Analysen und Fallberichte. Das Einverständnis mit einer redaktionellen Überarbeitung wird dabei vorausgesetzt. Das Epidemiologische Bulletin erscheint in der Regel wöchentlich (50 Ausgaben pro Jahr). Es kann im Jahresabonnement für einen Unkostenbeitrag von E 49,– per Beginn des Kalenderjahres bezogen werden; bei Bestellung nach Jahresbeginn errechnet sich der Beitrag mit E 4,– je Bezugsmonat. Ohne Kündigung bis Ende November verlängert sich das Abonnement um ein Jahr. Die aktuelle Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins kann über die Fax-Abruffunktion (Polling) unter 018 88 . 7 54 – 22 65 abgerufen werden. – Die Ausgaben ab 1997 stehen im Internet zur Verfügung unter: http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM. Druck Paul Fieck KG, Berlin Nachdruck mit Quellenangabe gestattet, jedoch nicht zu werblichen Zwecken. Belegexemplar erbeten. ISSN 1430-0265 (Druck) ISSN 1430-1172 (Fax) PVKZ A 14273