Am 1. Dezember 1946 wurde die Bayerische Verfassung durch einen Volksentscheid angenommen. Gleichzeitig fanden in Bayern Wahlen zum ersten Landtag der Nachkriegszeit statt. Nach der Katastrophe der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkriegs hatte die amerikanische Militärregierung das Startsignal für den demokratischen Wiederaufbau gegeben. Sein Fundament bildet die bis heute gültige Verfassung des Freistaates Bayern. Das Haus der Bayerischen Geschichte erinnert in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landtag an dieses Jubiläum mit einer Ausstellung, die vom 1. Dezember 2006 bis 28. Februar 2007 im Maximilianeum in München gezeigt wird. Die erste bayerische Verfassung erließ König Max I. Joseph 1818. Sie galt bis zum Ende der Monarchie 1918. Die Revolution von 1918 beendete die Monarchie in Bayern. Es entstand der Freistaat Bayern. „Die Rote Flut“, Postkarte 1918 (Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg) Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 zerstörte mit der Weimarer Republik die erste deutsche Demokratie. Bayern verlor seine Selbstständigkeit, ein Reichsstatthalter Hitlers wurde eingesetzt und der Landtag 1934 aufgelöst. Im Reich setzte sofort eine Verfolgung der politischen Gegner ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen auch in Bayern Städte in Trümmern. Beim Wiederaufbau spielten die Frauen eine entscheidende Rolle, da viele Männer gefangen oder gefallen waren. Von Juli bis Oktober 1946 berieten die Mitglieder der frei gewählten Verfassunggebenden Landesversammlung über eine neue Verfassung für Bayern. Als Tagungsort diente die Aula der Münchner Universität. Bei den Verfassungsberatungen waren besonders die Schulfrage, das Wahlrecht, die Zweite Kammer und das geplante Amt des Staatspräsidenten umstritten, das am Ende knapp abgelehnt wurde. In Deutschland übernahmen die vier Siegermächte die Regierungsgewalt. Bayern gehörte größtenteils zur US- Besatzungszone. 1945/46 stand der Sozialdemokrat Wilhelm Hoegner an der Spitze einer von der amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzten Regierung. Hoegner, der schon im Schweizer Exil Überlegungen zum politischen Neubeginn in Bayern angestellt hatte, prägte die Verfassungsberatungen maßgeblich. Die Ausstellung beleuchtet schlaglichtartig die bayerische Verfassungsgeschichte von 1818 bis zur Gegenwart. Der Schwerpunkt liegt auf der Entstehung der Verfassung des Freistaates Bayern von 1946 und der Arbeit des ersten Landtags. Historische Bild- und Tondokumente, interaktive Medienstationen und ausgewählte Originale vergegenwärtigen diese entscheidende Phase bayerischer Geschichte. Trümmerfrauen beseitigen den Kriegsschutt in München (Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg) Eröffnungssitzung der Verfassunggebenden Landesversammlung am 15. Juli 1946 (Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg) Das Abzeichen der amerikanischen Militärregierung in Deutschland (Privatbesitz) Die amerikanische Militärregierung nahm auch auf den Wahlkampf zur ersten Landtagswahl 1946 Einfluss. Das SPD-Plakat „Michel! Wach auf!“ wurde wegen der Verwendung von Hakenkreuzsymbolen verboten. In Dachau errichteten die Nationalsozialisten im März 1933 das erste Konzentrationslager Deutschlands. Unter den politischen Häftlingen waren zahlreiche Abgeordnete des Bayerischen Landtags und des Reichstags, vor allem Mitglieder der SPD und der KPD. Die Verfassung für das Königreich Bayern vom 26. Mai 1818 (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München) Der CSU gelang es, als neue christliche Sammlungspartei im Nachkriegsbayern breite Wählerschichten an sich zu binden. „Glaube, Recht, Freiheit – aus Trümmern und Tränen!“, CSU-Plakat 1946 (Archiv für christlich-soziale Politik München) Im Gegensatz zu CSU und SPD lehnten die kleineren Parteien FDP, KPD und WAV den Verfassungsentwurf ab. „Lehnt mit der Freien Demokratischen Partei die neue Bayerische Verfassung ab!“, FDP-Plakat 1946 (Archiv der sozialen Demokratie Bonn) Das Kabinett Hoegner 1945 (Bayerischer Landtag München) Altbayerischer Verfassungstanz, Karikatur, Der Simpl, Sept. 1946 „Michel! Wach auf!“, SPD-Plakat 1946 (Archiv der sozialen Demokratie Bonn)