Vortrag von Harald Lemke „Der Mensch ist, was er isst“ – Ludwig Feuerbach als Vordenker der Gastrosophie Der Mensch ist, was er isst – in dieser sprichwörtlich gewordenen Erkenntnis komprimierte Feuerbach seine radikale Kritik an den anthropologischen Grundprämissen des philosophischen Denkens von Platon bis Kant und Hegel. Dabei bleibt es ganz ungereimt, wieso eine inhaltliche Beschäftigung mit Feuerbach als einem zentralen Vordenker der Gastrosophie bis heute ausgeblieben ist: Kaum jemand kennt die philosophischen Hintergründe seines, inzwischen weit verbreiteten, Sprichworts. Viele Einsichten einer Philosophie des Essens, die bei Sokrates, Hippokrates, Epikur, Rousseau und später bei Nietzsche nur angedeutet bleiben, werden von Feuerbach eingehend begründet. Entsprechend wird der Vortrag der Frage nachgehen, woraus sich eigentlich eine Gastrosophie zusammensetzt, die Erkenntnisse liefert, die bis heute ungewohnt und unerhört klingen. So beispielsweise diese Feststellung aus Feuerbachs Schrift Grundsätze der Philosophie der Zukunft: „Damit muss man anfangen zu denken, womit man anfängt zu existieren. Der Anfang der Existenz ist aber die Ernährung, die Nahrung also der Anfang der Weisheit. Die erste Bedingung, dass du etwas in dein Herz und deinen Kopf bringst, ist, dass du etwas in deinen Magen bringst. A Jove principium (von Jupiter der Anfang) hieß es sonst, aber jetzt heißt es: A ventre principium (vom Bauch der Anfang).“