Die abenteuerliche und vibrierende "SASCHA LEY" Interview von Bengü Dağlı, CineMarkaj (Istanbul) Heute möchte ich Sie mit einer bemerkenswerten Musikerin aus Luxemburg bekanntmachen. Sascha Ley ist eine luxemburgische Sängerin, Songwriterin, Komponistin und Schauspielerin, bekannt für ihre Arbeit im Jazz- Genre. Sie wurde mit dem "Studio Hamburg European Shooting Star" bei den Berliner Filmfestspielen 2005 ausgezeichnet und erhielt 2009 den Publikumspreis des Festivals Tremplin Jazz d'Avignon für ihr Trio KALIMA . Ihr dramatisches Repertoire umfasst die klassische und die moderne Literatur sowie die Tragödie und die Komödie, mit einer Vorliebe für ambivalente Figuren. Ihr Gesangsstil bewegt sich fließend zwischen Jazz, freier Improvisation, imaginärer Folklore, Chanson und gelegentlichen Flirts mit zeitgenössischer Musik. Sascha lebt in Luxemburg und arbeitet sowohl dort als europaweit bis Indien. B.D.: Ihren Namen als Sängerin habe ich über Aysa Organisation entdeckt. Aber beim Lesen über Ihre Arbeit habe ich festgestellt, dass Sie auch Schauspielerin und Komponistin sind. Stehen bei Ihnen immer noch sowohl die Musik als auch das Schauspiel gleichberechtigt im Vordergrund? S.L.: Ich begann meine künstlerische Laufbahn mit einem Fokus auf das Studium der Schauspielerei , das ich aber bald erweiterte, indem ich wieder zu meiner ersten Liebe der Musik – zurückkehrte und parallel zur Schauspielerei meine stimmlichen Fähigkeiten entwickelte und eigene Bands und Projekte auf die Beine stellte. Das Komponieren stellte sich als ein immer wichtigeres Instrument, das mir half meine künstlerische Persönlichkeit und Individualität zu schärfen, heraus. Bei meiner leichten Neigung zum Workaholism stehen bei meiner Arbeit Musik , Bühne oder Film nicht buchstäblich im "Vordergrund". Ich versuche, das zeitliche und qualitative Gleichgewicht zu halten, obwohl ich derzeit tatsächlich mehr Zeit mit der Musik verbringe. B.D.: Aysa präsentiert immer neue konzeptuelle Projekte im Kunstbereich. Und gibt Sie als "Sascha Ley & ihre Projekte" an. Es bedeutet, dass Sie nicht nur komponieren und singen, Sie entwickeln auch einige Konzepte auf der Bühne, nicht wahr? S.L.: Ich liebe es, in einer konstanten Recherche zu sein. Der Weg ist das Ziel ... In letzter Zeit versuche ich, verschiedene Ansätze der Interpretation zu erkunden einige auf "rein" musikalische Weise, andere eher über eine Rolle, was die spielerische Art und Weise ist und wahrscheinlich die Leidenschaft der Schauspielerin verrät. B.D.: Ich habe all Ihre Musik-Videos gesehen. Sie singen nicht nur, sondern schauspielern dabei auch ein wenig. Es scheint, als ob Sie jedes Ihrer Projekte mit eigenen Geschichten, Kostümen, Gesang usw. unterstreichen. Wir sehen nicht nur eine Frau auf der Bühne, sondern verschiedene Rollen. Bieten Sie dem Publikum in diesem Zusammenhang eine Art Spielraum? S.L.: Ich versuche immer, einen "terrain de rêve", ein Raum zum Träumen anzubieten, in dem das Publikum seine eigene Reise der Phantasie antreten kann. Wie Kinder es tun, während sie einer Geschichte lauschen. Sie bauen ihre eigenen Bilder zu den Worten, die sie hören. Wenn die Worte und Klänge meiner Musiker und von mir es schaffen, das Publikum ein wenig schweben und träumen zu lassen, dann haben wir unseren Wunsch, anspruchsvoll zu unterhalten, erfüllt. B.D.: Gewöhnlich schreiben Sie Ihre eigenen Songs. Aber Sie haben auch schon für Filme komponiert und gesungen. Welche Art von Konzentration erfordert das Komponieren für einen Film? Welche Art von Nuancen gibt es? S.L.: Durch Schreiben einer Filmmusik unterstreicht begleitet man musikalisch das Skript, um die Dramaturgie der Geschichte des Films zu unterstreichen. In der klassischen Art und Weise erhält jeder Hauptcharakter seine eigenes und besonderes "Thema", das seinen ganz besonderen Zug oder seine emotionale Beziehung zu dem dramatischen Punkt der Geschichte umreißt oder seine typische Stimmung beschreibt. Die Atmosphäre und das Ambiente der Geschichte werden in verschiedenen Themen eingefangen, die auch dazu beizutragen, durch die Struktur der Geschichte zu führen - wie zum Beispiel in einem Thriller zwischen Spannung und Entspannung. Oft werden die Harmonien komplexer und die Rhythmen schneller, je näher wir dem Höhepunkt des Films bekommen ... Der schwierigste Teil ist, eine gute einprägsame Musik zu schreiben, die Bilder und Stimmungen einrahmt, ohne in den Vordergrund zu rücken. B.D.: Welches ist das Stichwort zwischen Regisseuren und Komponisten? Wie finden sie eine gemeinsame Sprache? SL : Die Musik muss dem Bild dienen, und nicht umgekehrt. Die gemeinsame Sprache findet sich durch den Austausch von assoziativem Denken und deren Einverständnis in den Anfängen der Zusammenarbeit. Ich denke, in einem Austausch von Ideen, die im Grunde technischer Natur sind, wie die Optionen von Stil , Instrumentenwahl und wie viel Klang oder Stille benötigt werden. Die ideale Situation ist natürlich, dass beide - Regisseur und Komponist - sich kennen und einander ihrer Kunst vertrauen, um ein Maximum an Freiheit für den Komponisten zu gewähren, der in der Regel nach dem fertigen Filmschnitt zu arbeiten beginnt. B.D.: Kennen Sie eine türkische Regisseur ? S.L.: Ich bin ein großer Fan des deutsch-türkischen Regisseurs Fatih Akin. Semih Kaplanoglu kommt mir in den Sinn, Gülsel Özkan ... B.D.: Sie werden mit Ihren musikalischen Projekten hierher kommen. Würden Sie auch mit einem türkischen Regisseur für Filmmusik arbeiten wollen? S.L.: Natürlich würde ich das, wenn sich die Gelegenheit ergäbe. Es wäre durchaus ein Abenteuer. B.D.: Sind Sie jemals mit einer Ihrer Shows in der Türkei gewesen? Wie ist das Jazzpublikum in Luxemburg und wissen Sie etwas Vergleichbares über die JazzSzene in der Türkei? S.L.: Ich bin in der Türkei gewesen, aber noch nicht mit meiner Musik. Aber ich freue mich darauf. Die Türkei ist ein so schönes Land mit einer außergewöhnlichen Kultur und Menschen, mit denen ich gerne unter dem Aspekt eines kreativen Dialogs in Kontakt kommen würde. Durch die Mischung verschiedener Kulturen ist das Publikum in Luxemburg sehr vielfältig. Es kann hart sein, manchmal reserviert, aber gleichzeitig sehr aufrichtig. Wie auch immer ist es ein gutes Training, die Menschen von ihrem Sitz zu locken, da sie gute Dialogpartner sind. Ich kann mir vorstellen, dass das türkische Publikum temperamentvoll und feierlich ist. B.D.: : KALIMA ist ein sehr fesselndes Trio mit nennenswerten Musikerinnen wie Laia Genc und Anne Kaftan . Wie haben Sie das Konzept des Trios entwickelt? Welche Art von Konzert werden wir sehen, wenn Sie in die Türkei kommen? S.L.: Wir haben mit dem Konzept begonnen, die Sprache und Formen des modernen Jazz- Formen mit imaginärer Folklore in eine ästhetische Beziehung zu setzen. Wir schätzen den Raum zwischen der Intimität der Kammermusik und der Kraft des Ausdrucks unserer Instrumente: der Stimme, des Klaviers und der Blasinstrumente. Ein Teil der Poesie wird durch Worte ausgedrückt, aber in vielen Stücken setze ich die Stimme instrumental ein. Den einzelnen Instrumenten geben wir die gleiche Bedeutung. Wir lieben exotische Orte und Sounds. Wir reisen viel, und Laia mit ihr türkischer Herkunft, Anne mit ihrem Aufenthalt in Südafrika und ich mit meinem Studium in Indien setzen heutzutage das Vokabular zusammen. Was Sie auf der Bühne zu sehen sind drei Musikerinnen auf einer Wolke aus Klängen und ungewöhnlichen Kompositionen. B.D.: Ihr neuestes Projekt , ein Duo mit Nataša Gehl hat ein völlig anderes Konzept, das Pop, Rock mit experimentellen Klängen mischt. Sie singen Songs aus den 60er oder 80er Jahren und eigene Kompositionen. Weshalb der Titel "No Smoking TOUR" und was verspricht das Duo dem Publikum? S.L.: Ich finde nonkonformistische Ideen meist unwiderstehlich. Der Titel "No Smoking Tour" ist mehr oder weniger mit einem Augenzwinkern aus Spaß und Nonsens entstanden: auf dem Plakat sieht man uns mit Zigaretten. In der Tat hat diese Show stärkere visuelle Aspekte, ein minimales Bühnenbild und Kostüme mit einem Hauch von Retro- und trashigem Glamour, der so viel Einfluss auf die 60er und 70er Jahre hatte und für immer den Geschmack einer seltsamen Art von Melancholie hinterlassen. Ich wollte mit Nataša arbeiten und unmittelbar entstand die Idee, die ungewöhnliche Kombination von Akkordeon und Stimme auszuarbeiten und Rock, Pop, Folk und eigene Kompositionen zu interpretieren. Led Zeppelin, Stones, Kurt Weill, Erik Satie ... Es gibt einige Standards plus kleine Instrumente in einem Programm, das in seiner leichten Exzentrizität Kabarettcharme besitzt. Deshalb nenne ich es „Sophisticated - anspruchsvollen - Crossover". Auch hier gibt es einen starken intimen Aspekt, vielleicht durch die narrative Qualität der Songs und der Show. B.D.: In Europa sind Sie eine bekannte Jazzsängerin. Auf Ihrer MySpace-Seite finden sich einzigartige Interpretationen von Jazz-Standards, und Sie haben Auszeichnungen erhalten. Haben Sie mit Ihren eigenen jüngsten Projekten ihren Weg verändert? S.L.: Oh, vielen Dank für Ihre Wertschätzung ! Ich glaube nicht, dass ich meinen Weg verändert habe. Ich komme nur meiner individuellen Art des Musizierens und Interpretierens immer näher. Persönlich kann ich sagen, dass ich in dem was ich tue immer verspielter werde und einfach meine Ideen spontaner fließen lasse. Daran liegen eine Menge an Freiheit und Erfahrungen. B.D.: Kennen Sie Jazzmusiker aus der Türkei ? Würden Sie eines Tages neben Ihren eigenen Projekten mit türkischen Jazzmusikern arbeiten wollen? S.L.: Leider hatte ich bis jetzt nicht viele Möglichkeiten, türkische Jazzmusiker zu hören. Aber ich habe viel Crossover aus traditioneller und moderner türkischer Musik gehört und tolle Künstler entdeckt. Im Jazz bewundere ich Nükhet Ruacan, die einen großartigen Stil hatte. Allerdings finden sich keine Aufzeichnungen von ihr. Auf jeden Fall muss ich in die Türkei kommen und in guten CD –Shops suchen. Selbstverständlich wäre es eine Freude, mit Musikern aus der Türkei zu arbeiten, und dabei gebe zu, alles andere als eine JazzPuristin zu sein. Ich bin eine Liebhaberin aller schönen Musik. B.D.: Eine Frage zum Abschluss, was ist erträumt sich Sascha Ley für ihre Karriere ? S.L.: Mein Traum ist es, weiterhin die Welt und das Leben durch Kunst, Reisen und schöne Begegnungen zu entdecken . B.D.: Vielen Dank! S.L.: Ich danke! 24/03/2013 von musicgoc / / http://gocyollarindakarsilasmalar.wordpress.com/2013/03/24/hakkinda/