Titelbild & Seite 06 - 07 Aber die Liebe ist die größte unter ihnen Premiere von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“ Seite 04 - 05 Seite 10 - 11 Seite 12 - 13 Brechts Dreigroschenoper am Vogtlandtheater Plauen Referatsleiter aus Dresden im Kreuzfeuer der Kritik Premiere von Schumanns einziger Oper Erst das Fressen, dann die Moral Keine Entwarnung für Ensembletheater Genoveva – eine unterschätzte Oper? Förderverein Fährt nach Berlin Die Teilnehmer und die Einzelheiten der Reise Inzwischen liegt auch das vorläufige Programm vor: 42 Teilnehmer haben sich gemeldet: Brigitte Lausberg Rüdiger Müller Dr. med. Irmgard Böhm Brigitte Hlawatsch Klaus Hlawatsch Dr. med. vet. Klaus Müller Monika Müller Luzie Jahn Renate Rudert Heike Albert Sibylle Reichardt Harald Reichardt Ulrike Hartenstein Manfred Reinhardt Christine Opel Hans Opel Maria Paul Marianne Peterhänsel Günter Paul Inge Eichhorn Walter Peterhänsel Anne Dörner Friedebert Dörner Heidemarie Groh Silke Benedict Charlotte Mehlich Irene Schaarschmidt Ursula Päßler Marlene Schmeißer Peter Schmeißer Renate Lienemann Günter Lienemann Dr. Behrens Lutz Michael Behrens Helko Grimm Helga Schalle Reinhard Schaller Elfriede Döhler Gerda Schlee Frank Zehner Gisela Bergmann Ludwig Bergmann Montag, 30. Mai 2011 Dienstag, 31. Mai 2011 Mittwoch, 1. Juni 2011 12.45 Uhr Anreise zum Restaurant Berlin Pavillon 13.00 Uhr Mittagessen im Berlin Pavillon, Scheidemannstr. 1, 10557 Berlin-Tiergarten 14.00 Uhr Sicherheitscheck 15.00 Uhr Besichtigung des Plenarsaales und Vortrag über die Aufgaben und die Arbeit des Parlaments im Reichstagsgebäude 16.00 Uhr Diskussion mit MdB 17.05 Uhr Fototermin (Dachterrasse) 18.30 Uhr Check-in Hotel 19.30 Uhr Abendessen im Ramada Globus, Ruschestr. 45, 10367 Berlin 09.00 Uhr Stadtrundfahrt 11.30 Uhr Mittagesse im Restaurant Der Thüringer, Mohrenstr. 64, 10117 Berlin-Mitte 13.00 Uhr Informationsgespräch im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 14.30 Uhr Stadtrundfahrt (Teil2) 16.00 Uhr Deutsches Historisches Museum (6 Euro Eintritt) 18.30 Uhr Abendessen im Opernpalais, Unter den Linden 5, 10117 Berlin-Mitte 10.00 Uhr Einfinden zum Sicherheits-Check 10.30 Uhr Jüdisches Museum, Lindenstr. 9 – 14, 10969 Berlin-Kreuzberg (3,50 Euro Eintritt) 12.30 Uhr Mittagessen im Restaurant Liebermanns im Jüdischen Museum 14.00 Uhr Abreise Groß war das Interesse der Fördervereinsmitglieder an der vom Bundestagsabgeordneten Rolf Schwanitz zur Verfügung gestellten, kostenlosen dreitägigen Reise nach Berlin vom 30. Mai bis zum 1. Juni 2011. 02 Förderverein fährt nach Berlin Foto: Deutscher Bundestag/ Achim Melde/Lichtblick Zeitgemäss: gewicht inhalt Zulegen „Nach Golde drängt,/ Am Golde hängt/ Doch alles! Ach, wir Armen!“, sagt Gretchen in Goethes großem Gedicht und Drama über Faust. Ums Geld, denn für nichts anderes steht hier das Gold, drehte sich auch alles beim Podiumsgespräch (siehe auch S. 10-11) mit Peter Lönnecke im Plauener Malzhaus, zu dem unser Verein am 23. März eingeladen hatte. Hochkarätig war das Podium besetzt. Mit Generalintendant Roland May und Geschäftsführer Volker Arnold war die Führungsspitze der Theater Plauen-Zwickau gGmbH gekommen. Im Publikum Mitglieder des Theaters, interessierte Bürgerinnen und Bürger, Plauens Kulturbürgermeister Uwe Täschner, der Chef der Vogtland Philharmonie Greiz-Reichenbach, Stefan Fraas, eine Delegation des Zwickauer Fördervereins, Stadt- und Kreisräte und zahlreiche Plauener Fördervereinsmitglieder. Es war wenig ermutigend, was der Referatsleiter des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst auf die Frage Wie weiter mit der Theaterfinanzierung? zu sagen wusste. Ein Grund mehr, als Förderverein aktiv zu werden. Das beweisen nicht zuletzt die neun Mitglieder, die unlängst dem Verein beigetreten sind (siehe S. 16). Wie wäre es, wenn jedes der über 200 Fördervereinsmitglieder im Jubiläumsjahr ein neues Mitglied gewinnen würde? Damit hätten wir auf einen Schlag unsere Mitgliederzahl verdoppelt und bekämen ein deutlich stärkeres Gewicht. Zum Beispiel gegenüber einer der beiden Plauener Tageszeitungen. Die es immerhin fertig brachte, unsere Veranstaltung mit Peter Lönnecke mit Ignoranz zu strafen und dazu auch noch eine Begründung abzugeben, die gelinde gesagt jeder Beschreibung spottet (siehe auch S. 11). Zum Schluss nochmals ein gewichtiges Wort übers liebe Geld. Zur Podiumsdiskussion konnte ich gegenüber Herrn Lönnecke nicht nur auf die moralische Unterstützung des Fördervereins für das Vogtlandtheater verweisen. Durch die Vorarbeit unseres Schatzmeisters war es auch möglich, die Summe zu nennen, die der Förderverein – vor allem Dank der Löwel-Stiftung – dem Vogtlandtheater seit 1992 hat zukommen lassen können: Es sind sage und schreibe 570 000 Euro! Bis zur Jahreshauptversammlung am 25. Mai, 18 Uhr, auf der Kleinen Bühne verbleibe ich als Ihr Seite 02 Förderverein fährt nach Berlin Die Teilnehmer und die Einzelheiten der Reise Seite 03 Zeitgemäß: Gewicht zulegen Seite 04 - 05 Erst das Fressen, dann die Moral Brechts Dreigroschenoper am Vogtlandtheater Plauen Seite 06 - 07 Aber die Liebe ist die größte unter ihnen Premiere von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“ Seite 08 Eigenproduzierendes Theater erhalten Gesellschafter stimmen Verhandlungsposition ab Seite 09 Ein Auftakt für Posaunisten Sechstes Sinfoniekonzert am 31. März und 1. April Sicher bis zum Jahr 2015 Neuer Haustarifvertrag beschlossen Seite 10 - 11 Keine Entwarnung für Ensembletheater Referatsleiter aus Dresden im Kreuzfeuer der Kritik Seite 11 Das Neue in dieser Woche Seite 12 - 13 Genoveva – eine unterschätzte Oper? Premiere von Schumanns einziger Oper am Vogtlandtheater Seite 14 - 15 Kampfszenen einer Ehe Intendant setzt „Offene Zweierbeziehung“ in Szene Seite 16 Bürgerliches Engagement in Aktion Neun neue Mitglieder im Theaterförderverein Einladung zur Theaterfahrt Besuch des Theaters am Gärtnerplatz in München Editorial Inhalt 03 Lutz Behrens erst das Fressen, dann die moral Brechts Dreigroschenoper am Vogtlandtheater Plauen Brechts Klassiker der Moderne, die Dreigroschenoper, ist ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern. Brecht, im Gegensatz zu fränkischen Baronen Zeit seines Lebens ein bekennender Plagiator, schrieb seinen Welterfolg nach John Gays The Beggar‘s Opera. Übersetzt hatte das aus dem Englischen eine der treuen Begleiterinnen des Stückeschreibers, Elisabeth Hauptmann. Die Musik komponierte Kurt Weill. Premiere am Vogtlandtheater ist am 23. April, 19.30 Uhr, im Großen Haus. Die Inszenierungsmannschaft Regie führt Axel Stöcker, die Musikalische Leitung hat André Cipowicz. Verantwortlich für Bühne und Kostüme zeichnet Tanja Hofmann; die Choreografie besorgt Amy Share-Kissiov. Die Dramaturgie liegt in den Händen von Schauspieldirektorin Brigitte Ostermann und Annedore Hopf; eine Regiehospitanz absolviert Margrit Straßburger. 04 Erst das Fressen, dann die Moral Zu erleben sind Saro Emirze als Macheath, genannt Mackie Messer; Michael Schramm als Jonathan Jeremiah Peachum, Besitzer der Firma „Bettlers Freund“; als seine Frau Celia Peachum, Ute Menzel. Die Rolle der Polly Peachum, seiner Tochter, spielt Julia Rani. Als Brown, oberster Polizeichef von London, sehen wir Tom Keune (hoffentlich nicht auf Polizistenrollen abonniert); als seine Tochter Lucy, Marsha Zimmermann. Die Spelunken-Jenny singt und spielt Julia Zabolitzki Smith; Pastor Kimball ist Frank Siebers und Filch David Moorbach. In weiteren Rollen: Hans-Joachim Burchardt, Johannes Lang, Dieter Maas, David Moorbach, Johannes Moss und Ole Micha Spörkel. Ihren ersten Auftritt als Huren haben die Statisten Gabriele Bergner, Angela Ludwig, Sybille Meyer und Sandra Zapf. Eine Räuberpistole Macheath, genannt Mackie Messer, ist Weiberheld und Hehler, dem keiner auf die Schliche kommt. Sein neues Mädchen ist Polly, Tochter des Bettlerkönigs Peachum. Dem Kopf der Bettlermafia gefällt es gar nicht, dass sich seine Tochter mit Londons berüchtigtstem Kriminellen herumtreibt. Während der Vater argwöhnt, feiern die beiden hinter seinem Rücken ihre rauschende Hochzeit. Polizeichef Tiger Brown taucht auf – und setzt sich zur Erleichterung aller versammelten Ganoven als alter Kumpel mit an Mackies Festtafel. Die beiden schwelgen in gemeinsamen Erinnerungen. Brown versichert, Mackies Akte bei Scotland Yard sauber zu halten. Doch Peachum zeigt den Verführer seiner Tochter an und Mrs. Peachum besticht die Huren Falschaussagen zu machen. Bei der Beweislage kann auch Tiger Brown nicht mehr gegenhalten und Mackie muss fliehen. Verlagseinband des Erstdruckes 1928 Alte Gewohnheit: Bordellbesuch Nach alter Gewohnheit kehrt er vorher noch einmal im Bordell ein, wo seine einstige Geliebte Jenny schon auf Verrat lauert. Er wird verhaftet, aber auch im Gefängnis hat der clevere Schürzenjäger seine Verbindungen. Tiger Browns Tochter Lucy ist unsterblich in Mackie verliebt und verhilft ihm zur Flucht. Der Polizeichef ist erleichtert; doch jetzt setzt Peachum alles an Mackies Hinrichtung. Er droht, die Krönungsfeier durch einen Bettleraufstand zu sabotieren und erzwingt die neuerliche Verhaftung. Da der Ganovenkönig zwar viel gestohlenes Gut, aber kein Geld hat, kann er sich nicht freikaufen. Seine Hinrichtung am Morgen der Krönungsfestivitäten scheint unabwendbar. Schon steht er am Galgen, da erscheint ein Staatsdiener. Er fordert im Namen der Königin Macheath’ Freilassung und erhebt ihn in den Adelsstand. Kanonensong bricht das Eis Die Uraufführung fand am 31. August 1928 statt und war einer der größten Erfolge der Theatergeschichte, allerdings nicht sofort. Zunächst herrschte eisige Stimmung und offensichtliche Ablehnung im Zuschauerraum. Erst mit dem Kanonensong brach das Eis. Beifallsstürme er- klangen, das Publikum trampelte, der Song musste sogar wiederholt werden. Von da an wurde jeder Satz beklatscht und die Dreigroschenoper wurde zum größten Theatererfolg der Weimarer Republik. Die Dreigroschenoper sollte das erfolgreichste deutsche Stück des 20. Jahrhunderts werden. Allein zum Ende der Saison 1928/29 verzeichnete man 4000 Aufführungen in 200 Inszenierungen – schon damals ein Jahrhundertrekord. Elias Canetti schrieb später: „Es war eine raffinierte Aufführung, kalt, berechnend. Es war der genaueste Ausdruck dieses Berlin. Die Leute jubelten sich zu, das waren sie selbst, und sie gefielen sich. Erst kam ihr Fressen, dann kam ihre Moral.“ es, Die Kunst ist erweitert, die das Leben chränkten es b em d es ie d ergönnt, Individuum v emde und sich in das Fr u verlieren; z e r a b h c ei r er Un dies ist ihre kung. herrlichste Wir 813 - 1863), drich Hebbel, (1 riker Christian Frie atiker und Ly deutscher Dram 1933 wurde »Die Dreigroschenoper« von den Nazis verboten. Ihre erste Wiederaufführung im Nachkriegs-Berlin erlebte sie bereits im August 1945 am Hebbel-Theater. Hannah Arendt behauptet in ihrem Buch Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft 1951, das Stück habe „das genaue Gegenteil von dem, was Brecht mit ihm gewollt hatte“ bewirkt – die Entlarvung bürgerlicher Heuchelei. Das „einzige politische Ergebnis des Stückes war, dass jedermann ermutigt wurde, die unbequeme Maske der Heuchelei fallen zu lassen und offen die Maßstäbe des Pöbels zu übernehmen.“ Erst das Fressen, dann die Moral 05 Lutz Behrens aBer die lieBe ist die grösste unter ihnen Premiere von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“ Welch eine Herausforderung! Marion Hauer eine glückliche, wohl sich zu infantilem Kinogenuss abDie Elisabeth spielen in ihrem Lei- auch sparsame Lösung. Die Fassa- setzt, erkennen rechts hinten den densweg von der Anatomie bis ins de der Anatomie wurde jeweils mit unentwegt in Triaden Schnaps kipWasser. So tapfer und gläubig, mit wenigen Kunstgriffen zur Wohlfahrts- penden und Karten klopfenden Prädieser reizenden, kleinen Hand- anstalt oder Kulisse eines Bierkellers; parator (Ole Micha Spörkel) nebst bewegung, mit der sie sich selbst bunte Lampen, an Schnüren aufge- seinem Spezi, dem sarkastischen Mut macht, der dann scheinbar reiht und von oben herabgelassen, Tierpfleger (Johannes Lang) und laurettenden Hoffnung auf eine alles zauberten Atmosphäre, und ein ble- schen angewidert dem schmuddewendende Liebe und am Ende der cherner Eimer ward zum Symbol für ligen, ölig grinsenden und permaSprung ins kalter Wasser, in den Wasser und Tod. nent den Ohrwurm „Immer wieder Tod. Eine Traumrolle für jede junge Neben dem ans Herz gehen- geht die Sonne auf“ leiernden AlSchauspielerin! den Schluss war für mich die so leinunterhalter (Michael Schramm). Wie geschaffen dafür: Julia Bar- entlarvend typische Bierkellerszene Inmitten all dieser Kleinbürgerhölle dosch. Es stimmte alles. Die natür- der Höhepunkt des Spiels um das leuchtet ein Lichtblick auf. Wir wenliche Stimme (die sie gottlob nur Schicksal kleiner Leute. Wir können den wohlgefällig unseren Blick in einmal zum Schreien erhob), die Mitte der Szene. Dort ha“ g n u fn of H , be ie L dieses liebe Lächeln, das ihr ben die Arbeiterfrau (Marsha , be „Glau Gesicht verzaubert, die stimmihr, Zimmermann) und der Invalide wieder am 3. April, 18 U gen Gesten ob der Freude oder (Hans-Joachim Burchardt) längst , hr U 0 .3 19 , il pr A . der Verzweiflung; kurzum, eine und am 26 ihre Blumen an die Liebenden Idealbesetzung. Von der ersten gebracht und wir sehen, vom im Großen Haus Szene an war sie präsent, bestets aufs Neue betörenden herrschte trotz ihrer zarten GeZauber einer beginnenden Liestalt die Szene, ließ nie nach in uns vor Widerwillen nicht abwen- be verklärt, die reizend-entzückende ihrer Konzentration. Steigerte sich den von dem links vorn (zwei!) Brat- Elisabeth und ihren strammen Poglaubwürdig und nachvollziehbar hendl mampfenden, sich die Finger lizisten (Tom Keune), der uns noch bis hin in ihre letzte, die endgültige, leckenden und ungeniert lüstern sympathisch ist, obwohl wir doch im selbstbestimmte Entscheidung, ihrem der Serviererin (Angelina Häntsch!) Innersten ahnen, dass das nicht auf verpfuschten Leben ein Ende zu set- in den wahrlich wohlgefüllten Aus- Dauer gut gehen kann, auch wenn zen. schnitt starrenden Amtsgerichtrat es heißt, dass die Liebe Nicht nur wegen der überragen- ( D i e t e r Maas), dessen die größte unter den Hauptdarstellerin war die Premi- s p rö de Gattin den christlichen ere von Horváths kleinem Totentanz (Ute Menzel) Tugenden s e i . „Glaube, Liebe, Hoffnung“ (am 26. Diese Szene ist März 2011 im Großen Haus des Vogtland-Theaters) ein großer Erfolg. Für das Bühnenbild fand Ausstatterin 06 Aber die Liebe ist die größte unter ihnen warten auF erlösung Kinderoper hat auf Kleiner Bühne Premiere Szenen aus „Glaube, Liebe, Hoffnung“ Fotos: Peter Awtukowitsch psychologisch und ästhetisch überzeugend konstruiert von einem Regisseur (Tim Heilmann), der sein Handwerk versteht und uns schon bei „Effi Briest“ sehr gefiel. Ein Wermutstropfen verdarb die so gelungene Premiere in Plauen. Es kommen einfach zu wenig Zuschauer. Große Lücken tun sich in den Reihen des Parketts auf, die Ränge sind längst nicht so gefüllt, wie das zu wünschen wäre. Nicht nur für eine erste Vorstellung (für diese aber besonders) braucht es das erwartungsvolle, möglichst bis auf den letzten Platz gefüllte Haus. Knisternde Spannung, erwartungsvolle Stille, atemloses Lauschen dessen, was da auf der Bühne vor sich geht und leidenschaftlich geboten wird. Schließlich der aufbrausende, nicht enden wollende Beifall, gespendet von unzähligen, sich heiß klatschenden Händen eines dankbaren, zufriedenen Publikums. So findet Theater statt, dafür wird es gemacht, da müssen wir unbedingt wieder hin, wenn wir unser wichtiges, subventioniertes Plauener Theater auch künftig genießen wollen. Für Kinder ab fünf Jahre eignet sich die Kinderoper Die versunkene Stadt von Violeta Dinescu und Jutta Schubert, die am 24. März Premiere hatte. Silja, ein junges Mädchen, findet am Meeresstrand einen geheimnisvollen Talisman. Ein merkwürdiger Tag – ein besonderer Tag. Eine Möwe beginnt mit menschlicher Stimme zu sprechen und erzählt eine Geschichte vom Meer und den Gezeiten sowie von einer Stadt, die genau hier vor langer, langer Zeit stand. Einst war sie die größte, schönste und reichste Stadt der Welt. Doch dann kam eine Sturmflut und riss sie mit sich auf den Grund des Meeres. Alle sieben Jahre, an einem besonderen Tag, so berichtet die Möwe weiter, taucht die verwunschene Stadt für eine halbe Stunde aus dem nassen Reich auf und die Bewohner warten auf ihre Erlösung. So beginnt die Geschichte und gemeinsam mit Silja dürfen sich die Kinder auf eine Reise machen in ein Reich voll sinnlicher Eindrücke und fremder Klänge. Regie führt Stefan Wolfram, die Ausstattung hat Franziska Weiske übernommen. Es singen und spielen Juliane Schenk, Judith Schubert und Joshua Whitener. Links: Szene aus „Warten auf Erlösung“ Foto: Peter Awtukowitsch Warten auf Erlösung 07 eigenproduZierendes theater erhalten Gesellschafter stimmen Verhandlungsposition ab Im Rahmen der Verhandlungsrunden in Sachen Haustarifvertrag für die Theater Plauen Zwickau gGmbH trafen die Oberbürgermeister der beiden Städte Zwickau und Plauen, Dr. Pia Findeiß und Ralf Oberdorfer, zu einem Abstimmungsgespräch im Plauener Rathaus zusammen. Um einmal die wichtige Position der beiden Stadtoberhäupter in dieser Sache kennenzulernen, übernehmen wir in unsere Theaterzeitung die entsprechende Verlautbarung aus dem Presseamt der Stadt Plauen. Da heißt es: „Einig waren sich die beiden Stadtoberhäupter, dass auf Seiten der Gesellschafter größtes Interesse daran besteht, die beiden Häuser als eigenproduzierendes Theater zu erhalten. ‚Das Theater mit den Eigenproduktionen gehört in beiden Städten zur Kulturlandschaft. Das ist so und, wenn es nach den Gesellschaftern geht, soll es auch so bleiben. Aber, Theater darf seine Träger finanziell nicht überfordern und darf nicht zu Lasten von anderen Angeboten gehen‘, macht Plauens Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer deutlich und zielt auf die veränderten Rahmenbedingungen in beiden Städten seit der letzten Kreisreform in Sachsen. ‚Der Verlust der Kreisfreiheit bedeutet sowohl für Plauen als auch für Zwickau einen finanziellen Abstieg, und ich ver- 08 Eigenproduzierendes Theater erhalten gleiche dies gerne mit dem Fußball: einem Abstieg aus der Bundesliga in die Regionalliga. Und damit verbunden ist immer wieder die Frage, was kann sich die jeweilige Stadt unter diesen Rahmenbedingungen leisten‘, ergänzt Zwickaus Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß. Fast vier Millionen Euro bringt die Stadt Plauen jährlich für das Theater auf, Zwickau rund fünf Millionen Euro pro Jahr. Für beide Stadtoberhäupter stehe angesichts dieser Situation fest, dass die Existenz eines selbstproduzierenden Theaters in Zwickau und in Plauen nur über einen Haustarifvertrag zu sichern gehe. Und unter dieser Voraussetzung einigte man sich auch auf die Position, mit der man in die neuerliche Verhandlungsrunde gehen werde. Dies bedeutet: Laufzeit des neuerlichen Haustarifvertrages bis 2014, Reduzierung von Lohn beziehungsweise Gehalt und Gage um weitere sechs Prozent, Tarifanpassung in Höhe von 0,5 Prozent zum 01. 08. 2011, danach keine Tariferhöhung während der Laufzeit sowie kein weiterer Inflationsausgleich und stufenweise Umsetzung des im Strukturkonzept beschlossenen Abbaus von 38 Stellen als Entgegenkommen im Vergleich zu den Stadtratsbeschlüssen. ‚Wir hoffen, dass wir bei den Verhandlungen zu einem Ergebnis kommen‘, so die beiden Stadtoberhäupter übereinstimmend. ‚Ein Ergebnis ist für die Planungssicherheit des Theaters von enormer Wich- tigkeit. Und sollten wir zu einem Ergebnis kommen, das nicht mit den Vorgaben des beschlossenen Strukturkonzeptes übereinstimmt, so sind auch noch Beschlüsse beider Stadträte notwendig.‘ Angesichts der in den vergangenen Jahren sinkenden Besucherzahlen und der damit ebenfalls sinkenden Einnahmen am Theater, der steigenden Ausgaben und angesichts sich verschlechternder Finanzen der beiden Trägerstädte sei diese Verhandlungsposition aus Sicht der beiden Stadtspitzen ein eindeutiges Zeichen, das die positive Einstellung gegenüber dem Theater deutlich macht. Darüber hinaus sei kein Spielraum.“ Im Bild: Jörg Leitz ein auFtakt Für posaunisten Sechstes Sinfoniekonzert am 31. März und 1. April Das 6. Sinfoniekonzert bildete gleichzeitig den Auftakt zum Innovativen Posaunenworkshop am Vogtlandkonservatorium. Kombiniert wurden im sechsten Sinfoniekonzert ein Klassiker der Konzertliteratur und zwei eher selten gespielte Komponisten. Von Gabriel Fauré stand seine Suite op. 112 auf dem Konzertplan. Der Anlass für dieses viersätzige Werk war ein Auftrag des Prinzen von Monaco für das Opernhaus Monte Carlo, eine Musik mit Gesang und Tanz zu schreiben. Die erste Aufführung von Masques et Bergamasques fand im Frühjahr 1919 in Monaco statt. Für diese Mischung aus Ballettmusik und Divertimento - Charakter verwendete Fauré hauptsächlich lang zurückliegende eigene Kompositionen, die er für diesen Anlass zusammenstellte und orchestrierte. Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 7, die im Dezember 1812 in Wien uraufgeführt wurde, zählt wohl zu den größten Erfolgen des Komponisten zu Lebzeiten. 5000 Zuhörer feierten die Sinfonie bei ihrer Uraufführung. Frigyes Hidas ist ein ungarischer Komponist, der unter anderem auch Intendant des Volkstheaters Budapest war. Von ihm war ein Concerto für zwei Posaunen zu hören. Als Solisten waren Armin Bachmann, erfolgreicher Posaunist in vielen Orchestern und Ensembles sowie Dozent an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar, und der stellvertretende Schulleiter des Vogtlandkonservatoriums, Jörg Leitz, zu hören. Es spielte das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau unter Leitung von GMD Lutz de Veer. sicher Bis Zum Jahr 2015 Neuer Haustarifvertrag beschlossen In Zwickau wurde am 23. März nach monatelangen Verhandlungen ein neuer Haustarifvertrag für die Theater Plauen-Zwickau GmbH beschlossen, der durch die Stadträte und die Gewerkschaftsgremien noch bestätigt werden muss. Der Vertrag, der ab August 2011 in Kraft tritt und bis 31. Juli 2015 läuft, beinhaltet für die Mitarbeiter einen Lohnverzicht von 11,66 Prozent. Damit ergibt sich eine erneute Erhöhung des Verzichtes um durchschnittlich 6 Prozent gegenüber dem schon bestehenden Haustarifvertrag. Für die Mitarbeiter im künstlerischen Bereich gibt es ab 2012 einen jährlichen Inflationsausgleich von einem Prozent, für die der Ver- waltung von einem halben Prozent. Außerdem bekommen Mitarbeiter, deren Brutto-Gehalt weniger als 2000 Euro beträgt, eine jährliche Einmalzahlung von 200 Euro. Der Lohnverzicht wird mit Freizeit ausgeglichen, für die Künstler mit 25 Tagen, für die Mitarbeiter im TVÖD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) mit 30 Tagen. Damit ist es notwendig, neben dem Jahresurlaub weitere Schließzeiten im Theater einzuplanen. Weiterhin müssen laut einem Strukturkonzept in den nächsten Jahren 38 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Das Theater verzichtet für die Laufzeit auf betriebsbedingte Kündigungen. Der Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau, Roland May, ist zuversichtlich, dass trotz der Sparbeschlüsse ein reichhaltiges und anspruchsvolles künstlerisches Programm in den kommenden Jahren für die beiden Städte und den Kulturraum Vogtland-Zwickau realisiert werden kann. Er dankte den Mitarbeitern für ihre Verzichtsbereitschaft und den Gesellschaftern für die Bereitstellung weiterer zusätzlicher finanzieller Mittel. Damit ist unser Vogtlandtheater mit seinem VierSparten-Angebot eines der wenigen Theater im Freistaat Sachsen mit einer Zukunftssicherung bis in das Jahr 2015. Ein Auftakt für Posaunisten Sicher bis zum Jahr 2015 09 Lutz Behrens keine entwarnung Für ensemBletheater Hatten auf dem Podium Platz genommen: (von links) Generalintendant Roland May, Referatsleiter Peter Lönnecke aus Dresden, Fördervereinsvorsitzender und Moderator des Abends Dr. Lutz Behrens und Geschäftsführer Volker Arnold. Referatsleiter aus Dresden im Kreuzfeuer der Kritik Die Erleichterung war unübersehbar: Zu Beginn des Gesprächs mit Peter Lönnecke aus Dresden verkündete der Volker Arnold, der Geschäftsführer der Theater PlauenZwickau GmbH, das am Nachmittag erreichte Ergebnis der seit über einem Jahr andauernden Tarifverhandlungen. „Die Mitarbeiter des Theaters akzeptieren einen Abschlag von 11,66 Prozent zum Flächentarif“, sagte Arnold. Ab dem 1. April 2012 werde ein jährlicher Inflationsausgleich von einem Prozent gezahlt. Der Vertrag trete ab 1. August in Kraft und habe eine Laufzeit bis zum 31. Juli 2015. Im Gegenzug gebe es Kündigungsschutz. Personal dürfe nur abgebaut werden, indem freie Stellen nicht wieder besetzt würden, so der Geschäftsführer. Verkürzte Arbeitszeiten, der sagenannte Freizeitausgleich, sei eine Konsequenz des Vertrages, was auch auf ein vermindertes Angebot des Theaters hinauslaufe. Auch Generalintendant Roland May lobte den Tarifabschluss und forderte vehement die aus Dresden bislang versagten Strukturmittel ein. Doch diese mühsam erreichte Atempause im Bemühen um das nötige Geld fürs Theater war fast das einzige, einigermaßen positive Resultat des fast zweistündigen Gesprächs in der Galerie des Plauener Malzhauses am 23. März. Die 10 Keine Entwarnung für Ensembletheater bestimmt 100 Besucher erlebten einen sich windenden Referatsleiter, der sich immer wieder auf formaljuristische Positionen zurückzog und keinen Millimeter Boden seiner Vorschriften, Paragrafen und Bestimmungen preisgab. Vehement wurde um die sogenannten Strukturmittel gestritten. Dies sind Summen, die vom Dresdner Ministerium in Aussicht gestellt (und auch schon gezahlt) wurden, wenn denn das Theater Plauen-Zwickau die in einem Strukturkonzept, ausgearbeitet noch von Interimsintendanten Rüdiger Bloch und der weiland Verwaltungsdirektorin Renate Wünsche, formulierten Daumenschrauben und Verzichte in die Tat umgesetzt haben würde. Dies sei nun mit dem unter Dach und Fach gebrachten Tarifvertrag im Wesentlichen erfüllt, darauf wies dezidiert Volker Arnold hin. Es sei nun an Dresden, die zugesagten 200 000 Euro zu zahlen. Eine mehr oder weniger abgeforderte mündliche Zusage ließ sich Peter Lönnecke jedoch nicht abringen. Heiß gestritten wurde um die Landesbühne Radebeul und deren intensivem Einsatz im sächsischen Staatsbad Bad Elster. Welch eine Verschwendung!, so der Tenor, wenn man sich vorstelle, dass zum Zwecke des Auftritts der Landesbühne im König Albert Theater Kulissen, Dekoration und Ensemblemitglieder zwischen dem Osterzgebirge und dem tiefsten Vogtland hin und her gekarrt würden, obwohl es doch ein Leichtes sei, und guter Tradition entspräche, wenn Bad Elster, wie viele Jahre erprobt und bewährt, von Plauen bespielt würde. Auch hier zeigte sich Herr Lönnecke beinhart und prinzipiell: Es sei die bitter errungene und stets zu schützende Freiheit der Kunst, in die er schon gar nicht eingreife, wenn Herr Merz in Bad Elster denjenigen auftreten lasse, den er für richtig halte. Dagegen war kein Kraut gewachsen. Und als dann außerdem noch die eher verschämt, aber nicht minder deutlich vorgebrachte Formulierung fiel, dass sich eigentlich Städte unter 250 000 Einwohner kein Ensembletheater leisten könnten (und dies im Western auch längst nicht mehr täten), war die Stimmung auf einem Tiefpunkt. Da half es nicht viel, dass Moderator Dr. Lutz Behrens versuchte, dem Gast aus Dresden deutlich zu machen, mit wie viel Herzblut die Plauener, vorrangig die über 200 Mitglieder des Theaterfördervereins, an „ihrem“ Theater hängten und sich mit ihm identifizierten. Da erntete es zwar erstauntes Wohlwollend, als der Fördervereinsvorsitzende verkündete, dass dem Theater vom Verein seit 1992 rund 570 000 Euro an Zuwendungen zuteil geworden seien; an der deprimierenden Erkenntnis, dass es aus Dresden keine Garantie auf Dauer für die Theaterfinanzierung geben werde, ging kein Weg vorbei. Unter den sich an der Diskussion lebhaft beteiligenden Besuchern wa- Lutz Behrens das neue in dieser woche ren Plauens Kulturbürgermeister Uwe Täschner, der Chef der VogtlandPhilharmonie Greiz-Reichenbach, Stefan Fraas, Mitglieder des Plauener Theaters (unter ihnen Schauspieldirektorin Brigitte Ostermann, Betriebsrat Nicolaus Köhler und Orchestervorstand Karl-Hermann Schlosser, Stadt- und Kreisräte Plauens und des Vogtlandes, Freunde des Zwickauer Theaterfördervereins und viele Vereinsmitglieder. Von ihnen meldete sich unter anderem Generalmusikdirektor Eckehard Rösler zu Wort, der als der eigentliche Initiator der Veranstaltung gelten kann. Er hatte, als aus Dresden ruchbar wurde, dass anfangs sieben, dann dreieinhalb Millionen Euro zugunsten der Landesbühne den Kulturräumen abgeknapst werden, zu einem Protestbrief an Ministerin von Schorlemer geraten hatte. Beendet wurde die Diskussion von Lutz Behrens mit Zitaten des Ex- und des amtierenden Kulturstaatsministers der Bundesregierung; Michael Naumann (SPD) hatte gesagt, dass wer die Künste „auf die Nützlichkeitswaage legt, sich als ihr gedankenloser Gegner“ entlarve; Bernd Naumann (CDU) beantwortete die Frage, ob wir „sie alle, die 150 Theater, aber auch die 130 Orchester, die die öffentliche Hand finanziert“, bräuchten, mit einem eindeutigen: Ja! Nach der Podiumsdiskussion gab es einen Mailverkehr mit einer der beiden Plauener Tageszeitungen, der hier im Wortlaut wiedergebeben sei: „Sehr geehrter Herr Räch, mich erreichen besorgte Anrufe von Fördervereinsmitgliedern (die sich auch schon direkt an die Freie Presse gewandt haben) mit der Frage, warum die Freie Presse nichts über die Veranstaltung des Fördervereins am 23. März, 19 Uhr, in der Galerie im Malzhaus berichtet. Ich habe mich zuerst einmal zu bedanken, dass Ihre Zeitung am 11. Februar sowie zwei Tage vor dem Termin auf die Veranstaltung ... hingewiesen hat. In den entsprechenden Mails hatte ich die Zeitung natürlich auch gebeten, über die Diskussion zu berichten. Leider haben Sie – aus welchen Gründen auch immer – es vorgezogen, die Podiumsdiskussion mit Ignoranz zu strafen. Das ist umso bedauerlicher, weil es sich um eine sehr gut besuchte Veranstaltung mit mehr als 100 Teilnehmern gehandelt hat ...“ Herr Räch antwortete: „Hallo Herr Behrens, wir haben es vorgezogen, über den Abschluss der Tarifverhandlungen am Theater zu berichten – das war das Neue mit Blick auf das Theater in dieser Woche. Die Finanzierungsfrage der Bühne dagegen erschien mir in dieser Woche nicht so aktuell – daher haben wir auf eine Berichterstattung über die Veranstaltung des Fördervereins verzichtet. Sie können mir jedoch gerne eine Pressemeldung zukommen lassen, sollte es an dem Abend zu einer neuen Erkenntnis in dieser Sache gekommen sein.“ Diese Begründung gab Anlass, einmal die besagte Zeitung vom 22. bis zum 25. März durchzusehen. Das Ergebnis: Themen der Seiten, die die Stadt Plauen betreffen, waren gleich zwei Mal Schlaglöcher, außerdem Dreck am Komturhof und Punker am Tunnel; gewürdigt wurden meist mit vier Spalten sechs Lehrlinge des Elektrohandwerks, der Stöckigter Fasching (mit drei Fotos!), der Tierschutzverein, Mietnomaden und die Vorbereitungen auf 100 Jahre Diesterweg-Gymnasium. Vom breit ausgewalzten Dauerbrenner DDR-Mosaik in der Reusaer Grundschule ganz zu schweigen. Nichts dagegen zu sagen, aber dass eine Podiumsdiskussion mit über 100 Besuchern zum heißen Thema Theaterfinanzierung „nicht so aktuell“ sei, das sei, liebe Leserinnen und Leser der Theaterzeitung, Ihrer Kommentierung überlassen. Der angebotene Notnagel Presseerklärung, der auch gnädig im Blatt (auf zwei Spalten zusammengestrichen) Platz fand, wurde im Übrigen auch vom Verein verfasst... Das Neue in dieser Woche 11 Lutz Behrens genoveva – eine unterschätZte oper? Premiere von Schumanns einziger Oper am Vogtlandtheater Frau Dr. Lonitz, eine begeisterte Plauener Theaterbesucherin, findet es hilfreich, sich durch einen Blick in einen Opernführer auf einen Premierenbesuch vorzubereiten. So hatte sie es auch am Nachmittag vor der Plauener Premiere von Schumanns „Genoveva“ geplant. Doch diesmal blieb ihre Suche vergeblich, zur Oper „Genoveva“ fand sie keinen Eintrag. Dies berichtete sie mit leiser Enttäuschung vor dem Beginn der Oper, für die sich am Samstag (26. Februar 2011) in Plauen, nachdem bereits am 4. Juni des vergangenen Jahres die gefeierte Premiere in Zwickau über die Bühne ging, der Vorhang hob. Auch der Opern- und Operettenführer von 1938 und das dickleibige Opernbuch von Czerny von 1958 aus dem Henschel-Verlag bleibt eine Antwort schuldig. Einen Hinweis bietet das „ABC der klassischen Musik“ von Eckhardt van den Hoogen, erschienen 2002 im Eichborn Verlag auf Seite 215. Dort steht: „Die erfolglos uraufgeführte Oper Genoveva ist heute eine ausgesprochene Rarität, während ihre Ouvertüre ihren Platz im Konzertrepertoire ebenso gefunden hat wie die Ouvertüre zu der Manfred-Musik nach Lord Byrons Dichtung 12 Genoveva - eine unterschätzte Oper? und das Vorspiel zu den Szenen aus Goethes Faust.“ Bei Wikipedia ist zu finden (und mit Vorsicht zu behandeln): „Genoveva ist die einzige Oper von Robert Schumann, der zwischen April 1847 und August 1848 sowohl die Musik komponierte als auch den Text schrieb. Am 25. Juni 1850 wurde sie im Stadttheater Leipzig unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Die Vieraktoper von der standhaften Liebe gehört der deutschen Romantik an. Die sehr negative Kritik in der Presse war wohl ausschlaggebend dafür, dass Schumann keine weiteren Opern mehr schrieb. Auch heute ist die Oper trotz ihres beliebten Komponisten nicht sehr populär, wird aber dennoch immer wieder aufgeführt. Vorbild für die Handlung ist die mittelalterliche französische Sage der Genoveva von Brabant. Im 18. Jahrhundert zählte ihre Geschichte zu den bekanntesten volkstümlichen Stoffen neben denen des Faust und des Don Juan.“ In der Wochenzeitung Die Zeit ist im Februar 2008 über die „unter- schätzte Oper“ Genoveva in einer Aufführung am Zürcher Opernhaus zu lesen: „Martin Kušej (der Regisseur – L.B.) holt Robert Schumanns Genoveva im Opernhaus Zürich aus der Ferne einer mittelalterlichen Schauerlegende ganz nah heran, zoomt auf das Klinische. Der Regisseur erzählt die Geschichte mit dem Wissen um das Geschick ihres Komponisten, der sich mit verbotenen Sehnsüchten, kaltem Besitzdenken und einer domestizierten Ehefrau, mit dem Wahnsinn und schließlich mit der Irrenanstalt von Bonn-Endenich auskannte. Der Romantiker Schumann, der Himmelsstürmer und Patriarch, Freigeist der Liebe und Philister in einer Person war, ist Kušej vertraut. Handelt von diesen Widersprüchen vielleicht die Oper als solche? Haben die Figuren auf der Bühne mit Schumann selbst zu tun?“ Weiter heißt es, dass Genoveva es auf den Bühnen nicht zum Klassiker gebracht habe, das Werk gelte als schwachbrüstig, dramaturgisch zerfahren. Schumanns Orchestersatz komme selbst den Fans des Komponisten wie Töpferhandwerk vor, die Story sei krude. Diagnose: Viel Text, viel Pathos, dazwischen bemühtes Parlando, kaum arioses Strömen, keine Höhepunkte, immer spielten zu viele Instrumente gleichzeitig. So protze das Finale, in dem Siegfried der schuldlos zum Tod verurteilten Genoveva in letzter Minute beispringt und die Ehe befriedet, „als Orgie in gleißendem Dur“. Auf dieser Seite: Szenen aus „Genoveva“ Fotos: Peter Awtukowitsch Das spreche den Textvorlagen Hebbels und Tiecks Hohn; „die beiden Dichter hatten Genoveva in den Abgrund einer tödlichen Tragödie gestürzt. Dazu konnte sich Schumann nicht durchringen. Er musste zeigen, dass Rettung aus Disziplin erwächst.“ Bei Kušej stehe Robert Schumann tatsächlich als multiple Persönlichkeit auf der Bühne, aufgespalten in den knochentrockenen Siegfried und den enthusiastischen Golo. In Genoveva sei eine reine Magd zu sehen – und mithin Clara Schumann, geborene Wieck, die Robert erst dem Vater entriss und dann zum Heimchen am Herd machte. Auf der Bühne sei Kušejs hellsichtige Verfremdung mehr als ein Laborversuch. Sie entwerfe das Psychogramm des Komponisten. In Plauen hat Jochen Biganzoli (in Plauen bekannt auch als Regisseur von Mozarts Zauberflöte) die Oper inszeniert. Von Stefan Bausch, dem Plauener Operndirektor, befragt nach der Qualität von Schumanns Genoveva, antwortet Biganzoli: „Das eine ist, dass die Geschichte nicht ‘überzeitlich‘ spannend ist. Man könnte auch sagen ‘allgemeingültig‘.“ Genoveva sei ein beliebter Stoff der Zeit Schumanns gewesen, habe aber nur damals Gültigkeit gehabt. „Der zweite Punkt ist die Dramaturgie.“ So werde im dritten Akt die Glaubwürdigkeit der Figuren „schwer nachvollziehbar“. Biganzoli nennt dafür Beispiele und fasst zusammen: „Die Vorgänge kann man nicht mehr so zeigen, wenn man sie ernst nehmen will.“ Das Besondere an Schumanns Oper liegt für Jochen Biganzoli im „subjektivistischen“ Charakter des Stücks. Schumann sei eher ein Künstler des 20. Jahrhunderts, der seine eigene Weltsicht in den Vordergrund stelle. Das könne man dem Komponisten ankreiden, wie es die meisten Kritiker täten, man könne es aber auch als „besondere Qualität auffassen“, wie das in der Inszenierung am Theater Plauen-Zwickau getan werde. akademie Zwickau. Die Ausstattung hatte Stefan Morgenstern und die Videokonzeption stammte von Thomas Lippick. Die Plauener Inszenierung war gut besucht. Es gab langanhaltenden Beifall und Bravo-Rufe. Opernfreunde und Verehrer des Komponisten Robert Schumann sollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, dieses selten gespielte Werk in Plauen zu besuchen. In Plauen war die Oper in folgender Besetzung zu erleben: Hidulfus Siegfried Genoveva Golo Margaretha Drago Balthasar Caspar Sprecher Hinrich Horn Shin Taniguchi Maria Gessler Fritz Feilhaber Natalie Senf Martin Scheepers Holger Rieck Hasso Wardeck David Moorbach Es spielte das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau unter Tobias Engeli; es sangen der Opernchor des Theaters Plauen-Zwickau, Mitglieder des Männerchores Liederkranz Zwickau und der Sing- Genoveva - eine unterschätzte Oper? 13 Lutz Behrens kampFsZenen einer ehe Intendant setzt „Offene Zweierbeziehung“ in Szene Als zusätzliches Angebot des Spielplans hat das Theater Plauen-Zwickau ein Stück des Nobelpreisträgers Dario Fo ins Programm aufgenommen. Zu sehen war die Komödie „Offene Zweierbeziehung“ zuerst Ende Februar in Zwickau; am 11. März war dann in Plauen auf der Kleinen Bühne Premiere. Es ist ein Zweipersonen-Stück, das fast auf die Minute genau eine Stunde dauert. Ein schönes Stück Arbeit für zwei Akteure, die ununter- 14 Kampfszenen einer Ehe brochen auf der Bühne stehen und eigentlich ohne Pause miteinander reden (müssen). Mal laut, selten leise, mal zum Publikum gewandt, meist kreischend und im Stakkato. Da ist eine Menge Text zu stemmen, müssen die Pointen sitzen und braucht es Tempo wie auf einer Achterbahn. Steil geht es zwischen Antonia (Else Hennig) und Luigi (Frank Siebers) rauf und runter, ist doch das Eheschiff der beiden in ein Fahrwasser geraten, das ihm gerade recht zu kommen und ihr die Leidensrolle zuzuschreiben scheint. Angelt sich doch Luigi jedes (möglichst knackfrische) weibliche Wesen, das sich nicht bei drei auf einen Baum rettet. Er verweist diese Kapriolen als „nur“ sexuell motiviert ins Harmlose und redet seiner Antonia ein, dass ihn mit ihr doch weit mehr ver- binde: Achtung, Freundschaft und platonische Zweisamkeit. Geschrieben wurde die „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo gemeinsam mit seiner Frau Anfang der Achtzigerjahre. Die Uraufführung ist 1983. Das ist natürlich eine Zeit, in der sich Libertinage und sexuelles Enthemmtsein zumal in bürgerlichen Sphären erst langsam durchzusetzen beginnen; Swingerklubs und ähnlich schwüle Errungenschaften unserer Tage sind da noch in weiter Ferne. Antonia reagiert auf das schlichte Fremdgehen ihres Gatten, das er ihr noch als „offene Zweierbeziehung“ modisch schmackhaft zu machen versucht, mit mehreren (nicht ganz ernstgemeinten) Suizidversuchen; ihr gelingt es aber weder per entschlossenem Fenstersprung noch mit Hilfe eines Revolvers ihrem Leben ein Ende zu setzen. Hier beweist Else Hennig komödiantisches Können, und dem steht Frank Siebers in nichts nach. Es entwickelt sich ein schnelles, pointenreiches Spiel der beiden Akteure, das von kräftigen Lachsalven der Zuschauer belohnt wird. Schließlich dreht Antonia den Spieß um und setzt für ihren Teil die offene Zweierbeziehung in die Tat um. Ihr Geliebter, so behauptet sie zumindest, sei jünger, klüger, sensibler, musikalischer als der Göttergatte und zudem noch nobelpreisverdächtig. Wenn das kein Schlag unter die Gürtellinie ist! Dem kann Luigi wiederum nur den angekündigten Selbstmord entgegen setzen... Vorher geschieht das, was nach den Regeln einer guten Dramaturgie (Brigitte Ostermann) passieren muss; alles, was die Dekoration (Claudia Auf dieser Seite: Szenen aus „Offene Zweierbeziehung“ Fotos: Peter Awtukowitsch Charlotte Burchhard) ausmacht, wird gebraucht: das Telefon klingelt, der Radiorekorder wird in Gang gesetzt und auch einer der an der Wand hängenden modischen Fummel wird (sehenswert!) angezogen. Apropos sehenswert. Nicht verschwiegen werden soll, dass es im Verlaufe der turbulenten Bühnenhandlung zu schicklichen Entkleidungsszenen kommt. Frau Hennig präsentiert sich im BH (schwarz) und Herr Siebers zeigt zuerst Bein und dann seinen Oberkörper. Beide können sich durchaus sehen lassen, ohne im Mindesten peinlich zu wirken, im Gegenteil. Da ist kein Gramm zu viel, und wer hätte vermutet, dass der schlanke Frank Siebers eine so ausgeprägte Muskulatur hat. Inszeniert hat die sehenswerte Komödie Roland May. Das Stück ist nach „Schneemond“ (von Christian Martin) die zweite Regiearbeit des Generalintendanten des Theaters Plauen-Zwickau. Seine Regie gibt dem auf die Spitze getriebenen Ehedrama das, was das Genre verlangt: witzige Dialoge, Tempo und Bewegung, charmante Einfälle und den überraschenden Schluss. Der soll hier nicht verraten werden, denn dem Stück sind auch nach der Premiere viele Besucher zu wünschen, denen die Spannung nicht genommen werden soll. Kampfszenen einer Ehe 15 Bürgerliches engagement in aktion Neun neue Mitglieder im Theaterförderverein In Zeiten zwar leicht steigender, aber immer noch erschreckend niedriger Wahlbeteiligungen ist es ein ermutigendes Zeichen, Signale echten Engagements konstatieren zu können. Nicht überall greift die einladung Zur theaterFahrt Besuch des Theaters am Gärtnerplatz in München Der Vorstand des Fördervereins möchte die Tradition der Theaterfahrten wieder aufgreifen. Nach Besuchen in Budapest, Wien und Berlin wird das Ziel der diesjährigen Fahrt am 14./15. Mai 2011 die bayerische Landeshauptstadt München sein. Nach zeitigem Aufbruch soll der Vormittag für individuelle Einkäufe und einen Stadtbummel in München vorbehalten sein. Durch die Vermittlung der Tochter unseres Vorstandsmitgliedes Prof. Waldmann gibt es die Möglichkeit 16 Bürgerliches Engagement in Aktion Einladung zur Theaterfahrt Abstinenz gegenüber gesellschaftlichem Einsatz, denn selbst auf dem schwierigen Feld der Mitgliedschaft in Vereinen gibt es hoffnungsvoll stimmende Ausnahmen. So hat sich die Zahl der Mitglieder in unserem Theaterförderverein in den letzten Wochen merklich erhöht. Wir freuen uns, folgende neue Mitglieder in unseren Reihen begrüßen zu können: Frau Gisela Schulze, Herr Gottfried Rohrschneider, Frau Petra Thieme, Herr Thomas Fiedler, Herr Benjamin Zabel, Herr Nicolaus Köhler, Frau Marianne und Herr Walter Peterhänsel und Frau Doreen Braune. Der Vorstand bedankt sich bei allen Neumitgliedern für die Be- reitschaft, das Vogtlandtheater in Plauen zu unterstützen. Wir freuen uns besonders darüber, dass mit den Herren Fiedler und Zabel zwei Stadträte (wobei Herr Fiedler zudem noch als Kreisrat aktiv ist) unsere Reihen stärken. Mit Nicolaus Köhler hat sich ein allseits bekannter und geachteter Musiker des Philharmonischen Orchesters am Theater Plauen-Zwickau zu unserem Förderverein bekannt. Und nicht zuletzt erfüllt es uns mit Freude, dass mit Benjamin Zabel und Doreen Braune auch zwei junge Mitglieder zu uns gestoßen sind. Allen nochmals ein herzliches Willkommen! einer Führung hinter die Kulissen des Theaters am Gärtnerplatz. Dies wird am 14. Mai im Laufe des Nachmittags möglich sein. Am Abend wird alternativ der Besuch der Oper „Der Untergang des Hauses Usher“ (von Philip Glass im Libretto nach einer Erzählung von Edgar Allan Poe) im Theater am Gärtnerplatz angeboten oder „Männer gesucht“, eine musikalische Partnersuche von Daniel Ris mit April Hailer, Billie Zöckler und weiteren Akteuren, die in der Komödie im Bayerischen Hof zu sehen sein wird. Die Übernachtung mit Frühstück ist im Parkinn ****-Hotel in der Nähe des Englischen Parks reserviert. Für den Sonntag steht der Besuch des Schlosses Nymphenburg und weiterer Sehenswürdigkeiten in und um München auf dem Programm. Gerne können individuelle Wünsche im Vorfeld geäußert wer- den, so dass eventuell auch eine Fahrt nach Garmisch ins Auge gefasst wird. Die Rückkehr nach Plauen ist für die zeitigen Abendstunden am 15. Mai geplant. Die Kosten für die Reise sind zirka 150 Euro pro Person. Im Preis enthalten ist die Busfahrt mit Haustürabholung in Plauen und Umgebung und der Transfer zurück nach Hause, die Übernachtung im Doppelzimmer mit Frühstück und die Eintrittskarte für den Theaterabend (Kat. 2). Zur Durchführung unserer Fahrt ist eine Mindestteilnehmerzahl von 8 Personen nötig. Anmeldungen nimmt Helko Grimm unter Tel. 03741/520896 oder mail: mail@ papiergrimm.de oder unter Fax 03741/527463 an. Gerne steht er auch für Rückfragen und Ideen zur Verfügung. Die Reservierungen ist bis zu 10.April 2011 erbeten. Impressum Herausgeber: V.i.S.d.P. Dr. Lutz Behrens - Verein zur Förderung des Vogtlandtheaters Plauen e.V. Redaktion: Dr. Lutz Behrens, Georg-Benjamin-Str. 67, 08529 Plauen Tel.: 0 37 41 / 44 05 92, 0170 / 4814689, [email protected] Auflage: 700 Erscheinung: monatlich für die Mitglieder des Fördervereins des Vogtlandtheaters Plauen und zur Auslage im Vogtlandtheater Druck: Papier Grimm GmbH, Syrauer Straße 5, 08525 Plauen/Kauschwitz Layout+Satz: kinglike Werbung Plauen - www.kinglike.de