Fragen und Antworten

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Ö1 macht Schule.
Ein Projekt von
Der globale Islam
Zwischen Demokratie und Gottesstaat
Ö1 Radiokolleg
Gestaltung: Brigitte Voykowitsch
Sendedatum: 5. – 8. September 2011
Länge: 4 x 22:50 Minuten
Fragen und Antworten
Teil 1
1. Welche politische Organisation ist die Bewegung des 6. April?
Aufstand der TextilarbeiterInnen 2008; von jungen AktivistInnen gegründet;
Vorbereitung der ägyptischen Revolution vom 25. Jänner 2011
2. Welche aktuellen Forderungen werden an den Militärrat gestellt (Stand: 2011)?
Transformation wird verzögert; Menschenrechte, Grundrechte und Freiheiten müssen geachtet
werden; Zivilisten werden vor Militärgerichte gestellt; Datum für Parlamentswahl fehlt; kein Modus
zur Ausarbeitung der Verfassung
3. Wo war das Zentrum der jugendlichen Demonstranten in der ägyptischen Revolution?
Tahrirplatz in Kairo
4. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen der Muslimbruderschaft und dem Militärrat?
Deal? Abkommen: Muslimbrüder bilden die nächste Regierung; sie stellen sicher, dass Tantawi
(=Vorsitzender des Militärrates und früher Verteidigungsminister) und andere Vertreter des alten
Regimes nicht verfolgt werden; Tantawi will nicht das Schicksal von Mubarak teilen
5. Was ist die Scharia?
Islamisches Recht; kein Gesetzbuch; rechtliche Bestimmungen aus unterschiedlichen Quellen
6. Welche Inhalte sind mit der Scharia verbunden?
Allgemein: Bedeutung für Anstand, Sitte, Werteorientierung
Zivilrecht: Vorschriften des Koran einhalten, Leitbild von Ehe und Familie für die Gesellschaft,
Ungleichstellung für Mann und Frau
Strafrecht: weniger klar; Anwendung der Scharia, aber die Gesellschaft muss erst reif sein für die
harten Körperstrafen; bei einer islamischen Gesellschaft ist das hinfällig
Familienrecht: Ehe, Scheidung, Obhut wird durch die Scharia geregelt
Wirtschaftsrecht: Partnerschaft zwischen Reich und Arm, Verantwortung und Sozialbindung Almosensteuer
7. Welche Länder werden als Beispiele für die Anwendung der Scharia genannt?
Somalia, Sudan, Afghanistan (Taliban), Iran
© Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / MMag. Alfred Germ
Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt.
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8. Wer war Hassan al Banna?
Gründer der Muslimbruderschaft 1928, Schullehrer
9. In welchem historischen Kontext entsteht die Muslimbruderschaft?
Ressentiments gegen Kolonialismus und Imperialismus der Briten im 19. Jahrhundert; Zerfall des
Osmanischen Reiches; Niedergang des Nahen Ostens und der arabischen Welt wurde mit dem
Fehlen eines muslimischen Ideals erklärt; Forderung nach einer inneren Reform des Islams
10. Welche Positionen vertritt Hassan al Banna?
Kein klares Manifest: Muslimbruderschaft soll für Gerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, Freiheit,
Rechte und Freiheit von den Briten stehen; für Demokratie ist fraglich
11. Welche Entwicklungen sind für die Muslimbruderschaft in den 1940er und 1950er Jahren
bedeutend?
Bildung eines bewaffneten Flügels; für Mord am ägyptischen Premierminister 1948 werden
Muslimbrüder verantwortlich gemacht; 1949 Ermordung von Hassan al Banna; gemeinsamer
Putsch mit Jamal Abdel Nasser 1952 gegen das Königshaus; bleiben im folgenden
Einparteiensystem von der politischen Macht aber ausgeschlossen; nach Putschversuch 1954 an
Nasser folgt Unterdrückung der Muslimbruderschaft mit extremer Gewalt; Radikalisierung in den
Gefängnissen
12. Welche Positionen vertritt Sayyid Qutb?
Radikalisierung im Gefängnis: Hauptwerk = Meilensteine: unterscheidet zwischen echten und
abtrünnigen Muslimen; Apostaten dürfen auch getötet werden; Botschaft der Gewalt; greift
Muslime an, die westliche Ideen übernommen haben; Dschihad ist nicht defensiv und potentiell
gewalttätig; kann sich auch gegen muslimische Herrscher richten, die nicht dem Gesetz Gottes
folgen; Gott als oberster Gesetzgeber; Scharia als absolutes Gesetz; Utopist: ideale Gesellschaft
entsteht dadurch, dass sich Menschen von Gott leiten lassen; keine Angaben zum Aufbau eines
Staates; gilt als Vater einer radikalen islamischen Ideologie
13. Welche Positionen vertritt Hasan al-Hudaibi?
Distanz zur Anwendung von Gewalt; fordert einen gemäßigten Weg; Prediger nicht Richter
(Hauptwerk): keinem Muslim steht das Urteil zu, ob ein anderer Mensch Muslim sei oder nicht;
kann nur Gott entscheiden; sagt nichts darüber aus, wie ein Staat organisiert sein soll
14. Welche Elemente der Herrschaft von Anwar el Sadat werden geschildert?
Abkehr von Sozialismus und Panarabismus; Krise der ägyptischen Wirtschaft Sadat wendet
sich den USA zu und sucht Unterstützung bei muslimischen Gruppen; Muslimbrüder werden aus
dem Gefängnis entlassen; kehrt seine Frömmigkeit hervor (brauner Fleck auf Stirn von Gebeten);
Friedensvertrag mit Israel 1981 wird er von Islamisten ermordet
15. Welche Elemente der Herrschaft Hosni Mubaraks werden geschildert?
Ebenfalls Konzessionen an die Islamisten Islam wird als Hauptquelle der ägyptischen
Gesetzgebung festgeschrieben; kann damit radikale Gruppen nicht zufriedenstellen al-Dschama'a al-Islamiyya: Terroranschläge in Luxor 1997
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16. Wer ist die al-Dschama'a al-Islamiyya?
Islamistische Gruppe in Ägypten, die in den 1970er Jahren als Abspaltung der
Muslimbruderschaft entstand
17. Wer sind die Salafisten?
Radikale Muslime, die vom konservativen Wahabismus in Saudi Arabien geprägt sind;
vertreten ultraorthodoxe Positionen zu Staat und Gesellschaft
18. Welche Zukunftsaussichten werden für Ägypten angesprochen?
Wie wird das Parlament zusammengesetzt sein? Wer wird die Verfassung schreiben?
Demokratie oder nicht ? Demokratische Wahlen führen nicht automatisch zu einem
demokratischen System; Revolution steckt in ihren Anfängen; viele haben sich an der Revolution
nicht beteiligt; darunter gibt es viele Kritiker; kommen die Muslimbrüder an die Macht?
Teil 2
1. Wie wird das Verhältnis von Religion und Staat beschrieben?
Europa und USA haben andere historische Erfahrungen, als muslimische Länder; protestantische
Reformation und die Religionskriege prägen das Verhältnis von Staat und Religion; in der
muslimischen Welt spielt dieses Verhältnis nicht diese zerstörerische Rolle politischer
Säkularismus entwickelt sich daher in der westlichen und nicht in der muslimischen Welt
2. Über welche Gebiete erstreckte sich das Osmanische Reich?
Türkei, Teile Osteuropas, Irak, Naher Osten, Arabische Halbinsel, Ägypten, Marokko
3. Was ist eine Verfassung?
Vertrag zwischen Herrscher und Beherrschten
4. Welche Ursachen gibt es für die Auflösung des Osmanischen Reiches?
Konflikte mit europäischen Mächten und Russischem Reich um Vorherrschaft; Vielvölkerstaat;
Aufstände im Inneren; Verfassungen sollen die Macht des Herrschers beschränken
5. Welche Folgen hat die Auflösung des Osmanischen Reiches?
Türkei entsteht 1923; Gebiete im Nahen Osten und Nordafrika werden Kolonialgebiete der Briten
und Franzosen
6. Welche Entwicklungen kennzeichnen die Zwischen- und Nachkriegszeit in der arabischen
Welt?
Unabhängigkeit von den Kolonialmächten erlangen; gelingt den gewählten Regierungen nicht,
was als Schwäche der liberalen Demokratie und des Parteiensystems gesehen wird; Frustration
darüber; man setzt auf Militär; 1949 Putsch in Syrien; 1952 Revolution in Ägypten; 1958 Sturz der
Monarchie durch Offiziere
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7. Welche Ideologien prägen die arabische Welt in den 1950er Jahren?
Nationalismus, Sozialismus, Panarabismus
8. Welche Inhalte sind mit dem Begriff Säkularismus in der westlichen Welt verbunden?
Fortschritt, Menschenrechte, Pluralismus, Gleichstellung der Geschlechter
9. Welche Reformen setzte Kemal Pascha Atatürk durch?
Abwendung von der islamischen Tradition; Anschluss an Europa und die Moderne; Religiöse
Stiftungen konfisziert; Schariagerichte abgeschafft; Zivil-, Straf- und Handelskodizes des
Westens eingeführt; religiöse Schulen wurden geschlossen; Säkularismus
10. Wofür steht die Baath-Partei?
Arabisch-sozialistische Partei der Wiedererweckung; säkulare Politik
11. Was war die Iranische Revolution 1979?
Sturz des Schahregimes (Pahlevis); Errichtung eines islamischen Staates, in dem die Religion im
Zentrum des politischen Systems steht
12. Wo finden Debatten zur Koranexegese, Islam und Demokratie hauptsächlich statt?
An Universitäten der USA und Europas
13. Welche Vordenker des Islamismus gibt es?
Hassan al Banna, Sayyid Qutb, Sayyid Abul Ala Maududi
14. Womit beschäftigten sie sich in ihren Werken?
Warum war die muslimische Welt unter die Fremdherrschaft der Europäer geraten? Man sah
einen Mangel an Modellen: es gab das am Westen orientierte säkulare Modell der Türkei; es gab
eine konservative Schicht von muslimischen Gelehrten, die zwar die Anwendung islamischer
Gesetze forderten, aber keine politische Ideologie entwickelten; Islam soll als Ideologie mit
westlichen Ideologien konkurrieren können;
Gründung Israels und die Palästinenserfrage; in den arabischen Ländern war Sozialismus und
nicht Islam angesagt Islamismus entsteht
15. Wer sind die Machthaber der letzten Jahrzehnte in Syrien?
Hafiz al-Assad, Baschar Hafiz al-Assad
16. Welche Bedeutung hat die Stadt Hama?
1982: von der Muslimbrüderschaft initiierter Aufstand wurde durch die syrische Armee brutal
niedergeschlagen 30 000 Zivilisten als Tote;
2011: brutales Vorgehen gegen Zivilisten im Rahmen des arabischen Frühlings
17. Wie wird Ayatollah Khomeini beschrieben?
Charismatisch, volksnah, bewegte die Massen, durchsetzungsstark
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18. Was versteht man unter Quietismus?
Strömung im Islam, die die aktive Teilnahme Geistlicher in der Politik ablehnt
19. Welche Theorie begründet Ayatollah Khomeini?
Theorie des obersten Rechtsgelehrten (Velayat-e faqih): er soll religiöse und politische Autorität
ausüben
20. Wer ist der Mahdi?
Erlöser
21. Welche Vorstellungen entwickelt Mahmud Ahmadinedschad?
Subversive Ideen; ist in Kontakt mit dem Mahdi; kommuniziert mit ihm stellt Autorität der
Theologen in Frage
22. Wann entsteht das Königreich Saudi Arabien?
1932
23. Welche Elemente kennzeichnen den Islam in Saudi Arabien?
Wahabitischer Islam (Gründer: Muhammad ibn Abd al-Wahhabs); strebt Reinheit und
Authentizität von Lehre und Praxis an, fordert enge Auslegung des Koran und der Sunna; lehnt
Volksglaube, Heiligenverehrung und viele andere Praktiken in der muslimischen Welt rigoros ab
24. Welche Aussagen werden über die zukünftige Entwicklung in Saudi Arabien getätigt?
Schwer abschätzbar; Entscheidungen fallen im Königshaus, das als Black box gilt; Königshaus
denkt nicht ernsthaft über politische Reformen nach; Kosmetik; keine Parlamentswahlen, wo das
Parlament mehr zu sagen hat, als das Königshaus; Unzufriedenheit bei den Saudis über die
fehlende Mitbestimmung; wollen keine westliche Demokratie; wollen das Königshaus nicht
verjagen; brodelt im Untergrund
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Teil 3
1. Findet man im Koran das Konzept eines muslimischen Staates?
Nein
2. Wie heißen die Staatschefs Indonesiens nach dem Zweiten Weltkrieg?
Sukarno, Suharto, Habibie
3. Wie viele Muslime gibt es weltweit?
Etwa 1,5 Mrd (= zweitgrößte Gruppe nach dem Christentum)
4. Wie viele Menschen bekennen sich zum Christentum?
Etwa 2,2 Mrd
5. Wo lebt die Mehrheit der muslimischen Bevölkerung?
Süd- und Südostasien, Pakistan, Indien, Bangladesch, Indonesien
6. Welcher Staat ist der größte muslimische Staat weltweit?
Indonesien
7. Welche Kolonialmacht beherrschte Indonesien? Bis wann?
Niederlande (Holland); 1949
8. Welches politische System herrschte unter Suharto vor?
Militärdiktatur
9. Welches politische System existiert heute in Indonesien?
Präsidialrepublik (Demokratie)
10. Welche Bedeutung hat der Islam heute in Indonesien?
Die Vorstellung einer Einheit von Islam und Staat ist in Indonesien nicht populär;
auch muslimische Gruppen bekennen sich zum indonesischen Staat und dessen Grundlagen;
Idee eines islamischen Staates gab es nur in kleinen sektenhaften islamischen Gruppen;
11. Wie heißen die führenden muslimischen Organisationen Indonesiens?
Nahdatul Ulama und Muhammadiyah
12. Welche Inhalte umfasst die Pancasila?
Prinzip der all einen göttlichen Herrschaft, Humanismus, Internationalismus, nationale Einheit,
Demokratie und soziale Gerechtigkeit
13. Wer ist die Darul-Islam-Gruppe?
Fundamentalistische Gruppe in Indonesien
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14. Wo kam es zu Aufständen durch die Darul-Islam-Gruppe?
Westjava, Südsulawesi
15. Wo kam es 2002 zu einem terroristischen Anschlag ?
Auf Bali (mehr als 200 Tote)
16. Welche Hinweise findet man im Koran auf politische Grundprinzipien?
Adalat = Gerechtigkeit; Shura = Konsultation, Demokratie; Musawa = Gleichberechtigung, auch
zwischen Mann und Frau
17. Was versteht man unter Schura?
Ältestenräte, denen demokratisches Denken fern liegt; moderne Interpretation durch
Islamexperten als Konsultation, Demokratie und Partizipation
18. Welche Bedeutung hat der Begriff der Interpretation für den Koran?
Begriffe und Passagen des Korans werden aus der Sicht der Moderne so allgemein gehalten,
dass sie sich für eine zeitgemäße Interpretation eignen
19. Welche biographischen Angaben werden zu Mohammed gemacht?
570 n. Chr. in Mekka geboren; als Kaufmann tätig; mit 40 Jahren erstes Offenbarungserlebnis;
erklärt sich zum Gesandten Gottes (= Rasul Allah); interne Konflikte führen mit seinen Anhängern
zur Flucht von Mekka nach Medina 622 = Beginn der islamischen Zeitrechnung; schafft neue
Gemeinschaft = Umma; Tod 632
20. Welche Unterschiede bestehen zwischen den Schiiten und Sunniten?
Schiiten erkennen Ali (= Neffe des Propheten Mohammeds) als Nachfolger an; er gilt als der
erste Immam; Sunniten anerkennen Abu Bakr als den Nachfolger Mohammeds an
21. Was ist das Kalifat?
Kalifa = Nachfolger; von Abu Bakr eingeführt; Umajaden übernehmen den Begriff zur Verwaltung
des Reiches und legen die Nachfolge vom Vater auf den Sohn fest; auch in anderen Dynastien
und im Osmanischen Reich wird der Nachfolger als Kalif bezeichnet
22. Welche Zeit gilt den Islamisten als Goldenes Zeitalter?
Arabische Halbinsel im 7. Jahrhundert; 622-632 als Mohammed in Medina herrscht; in diese
unterschiedlich imaginierte Zeit wollen Islamisten die Welt zurückführen
23. Was ist die Sunna?
Die überlieferten Worte und Taten des Propheten
24. Wann entstehen die Deutungen eines radikalen Islamismus?
Im 19. und 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund des westlichen Kolonialismus und der
arabischen Unabhängigkeitsbewegung
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25. Welche modernen Gruppen gibt es im Islam?
Muslimische Feministinnen und liberale Theoretiker, die mit dem Koran für eine moderne, die
Gleichberechtigung berücksichtigende Demokratie eintreten; demokratisch gesinnte Muslime, die
die Religion in die Privatsphäre und vollkommen aus der Politik verweisen wollen
26. Wie lautet die offizielle Bezeichnung für die AKP-Partei?
Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung
27. Was sind die Wurzeln der AKP-Partei?
Religiös-bürgerliche Schicht, deren Vertreter aus benachteiligten Regionen der Türkei, wie etwa
Anatoliens stammen; wird als globalisiert-konservativ bezeichnet, da man wirtschaftlich
aufgestiegen ist; gleichzeitig möchte man am modernen Leben partizipieren und die islamische
Moral wahren (tragen des Kopftuches als Identitätsmerkmal)
28. Wie heißt der Parteichef der AKP?
Recep Tayyip Erdogan
29. Welche Positionen vertritt die AKP-Partei?
Distanz zum radikalen Islamismus; in der Theorie sieht man Islam und Politik als zwei getrennte
Bereiche; in der Praxis bedient man sich des Islams; religiös-konservativ und zugleich
wirtschaftsliberal; präsentiert sich als Partei des Volkes; als Partei der muslimischen Mehrheit,
die von den Laizisten unterdrückt wird
30. Was werfen KritikerInnen der AKP-Partei vor?
Hinter der demokratischen Fassade plant man den Aufbau eines islamischen Staates nicht mit
den Prinzipien des Laizismus vereinbar
31. Was versteht man in der Türkei unter „Demokratisierung ohne Demokraten“?
Schweres Demokratiedefizit in der Türkei; Parteien haben sich durch Durchsetzung ihrer
Interessen stets nicht demokratischer Mittel und des Militärs bedient
32. Welche Partei gilt der AKP als Vorbild?
Die Konservativen in den USA, die politisch extrem konservativ, wirtschaftlich aber liberal
auftreten
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1. Welche Ideologien herrschen in den 1950er und 1960er Jahren in der arabischen Welt vor?
Panarabismus, Sozialismus
2. Welche Bedeutung haben die Jahre 1978/79 für die Geschichte?
Einmarsch der Sowjets in Afghanistan; Islamische Revolution im Iran
3. Wer sind die Mudschaheddins?
Widerstandskämpfer gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan
4. Was versteht man unter der „Peschawar-Erfahrung“?
Peschawar als Stadt im Westen Pakistans wird zum Zentrum des Widerstandes der
Mudschaheddin gegen die Sowjets; arabische Freiwillige reisen nach Peschawar, um sich von
dort aus für den Kampf gegen die Rote Armee verteilen zu lassen
5. Wem gilt der transnationale Dschihadismus?
Kreuzfahrer, Zionisten (Ziele sind unklar; Erlösung der gesamten Menschheit)
6. Wer unterstützte die Bildung von Dschihadigruppen in Afghanistan und Pakistan?
USA, Europäer
7. Welche Dschihadigruppen entstanden in den 1980er Jahren?
Taliban, Al Kaida, Laschkar e-Taiba
8. Wie heißt das umstrittene Gebiet zwischen Pakistan und Indien?
Kaschmir
9. Wer war Zbigniew Brzezinski?
Sicherheitsberater von Jimmy Carter
10. Welche Positionen vertrat Zbigniew Brzezinski?
Inszenierte die Allianz der USA mit Pakistan gegen die Sowjetunion; schafft islamistische
Gruppen
11. Wer war Sia ul Haq?
Diktator Pakistans; von den USA unterstützt
12. Was ist eigentlich Dschihad?
Innere (Glaubens-)anstrengung
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13. Was ist Dschihadismus?
Überhöhung des Dschihad; alleine auf den Kampf eines äußeren Feindes reduziert; Umdeutung
und Verzerrung von islamischen Konzepten
14. Wo entsteht die erste dschihadistische Website?
Am Server einer Londoner Universität
15. Welche Bedeutung spielt Abdallah Azzam?
Entwickelt das moderne Konzept eines Dschihad im Afghanistankrieg
16. Welche Rolle spielen der Bosnien- und Tschetschenienkrieg?
Dienen als Mobilisierungsgrund für die Dschihadisten; Solidarisierung mit den Muslimen;
platzieren Märtyrervideos im Netz
17. Warum ist der Dschihadismus so erfolgreich?
Verbreitung über das Internet
18. Was verstehen Dschihadis unter dem Konzept „System und keine Organisation“?
Dschihad kann nicht alleine als straff hierarchisch geführte Organisation geführt werden, sondern
durch eine Vielzahl an autonom agierenden Gruppen
19. Was ist der Unterschied zwischen islamischen nationalen Widerstandsbewegungen und
Al Kaida?
Widerstandsbewegungen betreiben soziale Einrichtungen und Schulen; Al Kaida ist eine
terroristische Organisation
20. Was sind Kernaussagen von Al Kaida?
Inhaltlich nichts zu sagen; Kernaussage: es gibt eine amerikanisch-jüdische Verschwörung mit
ihren westlichen und arabischen Verbündeten gegen den Islam; man will den Islam von der
Weltoberfläche vertreiben; man will die muslimischen Staaten schwächen; einziges Mittel
dagegen sind Dschihad und Selbstmordattentate; Märtyrertum
21. Welche territorialen Versuche zur Bildung islamischer Staaten werden genannt?
Taliban in Afghanistan, Somalia, Emirat im Kaukasus (Tschetschenien), Zelle für einen
islamischen Staat Irak
22. Woran ist Al Kaida bis jetzt gescheitert?
Errichtung einer territorialen Basis, von der aus man Operationen starten kann
23. Wer war Staatschef unter der Herrschaft der Taliban?
Mullah Omar
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24. Wie wird die Herrschaft der Taliban in Afghanistan beschrieben?
Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 nahm man den Verlust des territorialen Gebietes in
Afghanistan in Kauf; Modell der Taliban galt den Dschihadisten prinzipiell als akzeptabel Reich
eines Kalifen, eines Nachfolgers oder Stellvertreters des Propheten Gottes; kein mittelalterlicher
Staat; entspricht auch keiner je zuvor ausgearbeiteten Version eines islamischen Staates;
Taliban glauben nicht an einen Staat, der soziale Gerechtigkeit schaffen soll; Taliban glauben nur
an das Heil; haben keine Ahnung, wie man einen Staat, staatliche Organisationen und eine
funktionierende Ökonomie aufbaut; führen die verkürzte und radikale Form der Scharia ein; sie
haben keinen alternativen Gesellschaftsentwurf
25. Warum ist Saudi Arabien für die Dschihadisten kein Vorbild für einen islamistischen
Staat?
Der Lebenswandel der Herrschenden ist bedenklich; Verbindungen zum großen Feind USA;
Haltung gegenüber Israel, die immer wieder auch nach friedlichen Lösungen sucht
26. Welche Folgen hatte der Krieg in Afghanistan für Pakistan?
Die USA unterstützten Pakistan und die Herausbildung islamistischer Gruppen im Kampf gegen
die Sowjetunion in Afghanistan; nach dem 11. September 2001 verlangt die USA den Kampf
Pakistans gegen Al Kaida und die Taliban; politische Kultur wurde gewalttätig; rigorose religiöse
Gesetze werden der Bevölkerung aufgezwungen; dieser abrupte Kurswechsel wirkt bis heute
27. Sind die Taliban entmachtet?
Wurden 2001 aus Afghanistan vertrieben; haben aber wichtige Stützpunkte im afghanischpakistanischen Grenzbereich; Versuch der internationalen Gemeinschaft in Afghanistan einen
funktionierenden Staat zu errichten ist bis jetzt gescheitert
28. Wie wird die aktuelle Haltung Pakistans im Kampf gegen den Islamismus beschrieben?
Ambivalente Haltung: auf der einen Seite kooperiert Pakistan mit den USA im Kampf gegen die
Islamisten; auf der anderen Seite ist offensichtlich aber auch Kontakt zu den Islamisten
vorhanden Osama bin Laden wurde in der Nähe von militärischen Einrichtungen ermordet
29. Wer gilt als geistiger Vater Pakistans?
Muhammad Iqbal (1877-1938): Dichter und Philosoph
30. Womit beschäftigte sich Iqbal besonders?
Britischer Kolonialismus, der 800 Jahre muslimischer Herrschaft über den Subkontinent
beendete; Unabhängigkeitskampf wie sollen Muslime und Hindus zusammenleben?
31. Welche Vorstellungen entwickelte Muhammad Iqbal?
Innere Reformen waren notwendig; dazu benötigen die Muslime Autonomie; im Rahmen dieser
Autonomie sollen Muslime ihr Denken revitalisieren; Fokus lag auf dem Individuum, nicht auf dem
Kollektiv; das Individuum sollte sich von Innen her reformieren um ein reifes Wesen zu werden;
um ein wahrer Kalif und ein wahrer Sachwalter Gottes auf Erden zu werden; solche Menschen
wären dann von ihrem Geist und ihrer Vernunft her in der Lage eine gute Gesellschaft und eine
gute politische Ordnung aufzubauen = Vision eines Poeten
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Ö1 macht Schule.
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Iqbal sprach nie von einem islamischen Staat oder wie eine gute politische Ordnung konkret
aussehen sollte; er befürwortet Offenheit, Meinungsvielfalt und Debatten; war geleitet von der
Vorstellung, dass das Leben Bewegung und ständigen Wandel bedeutet; dem, was sich ständig
in Fluss befindet, könne man keine ewige Gesetzgebung aufzwingen
32. Wer gilt als politischer Vater Pakistans?
Muhammad Ali Jinnah; verstarb kurz nach der Staatsgründung 1947
33. Wie wird die politische Entwicklung Pakistans seit der Gründung 1947 beschrieben?
ethnische, sprachliche und kulturelle Vielfalt des neuen Staates und die damit verbundenen
Machtkonflikte verhinderten die Herausbildung einer gefestigten Demokratie; immer wieder
übernahm das Militär die Führung; alle herrschenden Eliten waren extrem korrupt; für
Bevölkerung wurde wenig getan; Auswirkungen von Afghanistan und der Islamisierung;
Massenarmut; Spannungen innerhalb des Militärs; Terroranschläge der Islamisten töten ebenso
Zivilisten wie die Drohnenangriffe der USA;
34. Welche Voraussagen werden für die Entwicklung Pakistans getätigt?
Pakistan wird explodieren; Aufstand wie in Ägypten? Militärputsch? Machtübernahme durch die
Islamisten?
35. Wie wird sich der Dschihadismus entwickeln?
Schwer vorhersagbar; Kampf gegen den Dschihadismus ist nur mit Muslimen gemeinsam
möglich; gemeinsames Interesse aller Menschen über die Konfessionsgrenzen hinweg; globales
Interesse islamistische Strömungen zu isolieren
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