 
                                Tutorium zur Vorlesung Differentielle Psychologie Heutiges Thema: Aggressivität Larissa Fuchs Ängstlichkeit & Aggressivität 1 Gliederung 1. Wiederholung – Ängstlichkeit 2. Aggressivität 3. Sozial-Kognitive Konstrukte I: Das Selbst Ängstlichkeit & Aggressivität 2 Wie kann man die kognitive Theorie der Angst (Lazarus) näher beschreiben? Ängstlichkeit & Aggressivität 3 Vor welchen Situationsbereichen kann man gemäß dem 3-Faktoren-Modell (Endler) Angst haben? Welche Beispiele von Ängsten / Phobien gibt es für die einzelnen Situationsklassen? Ängstlichkeit & Aggressivität 4 Was ist Wahrnehmungsabwehr? Ängstlichkeit & Aggressivität 5 Wie gehen Represser und Sensitizer mit angstauslösenden Situationen um und warum? Ängstlichkeit & Aggressivität 6 Was sind die biologischen Grundlagen der Angst? Ängstlichkeit & Aggressivität 7 Gliederung 1. Wiederholung – Ängstlichkeit 2. Aggressivität 3. Sozial-Kognitive Konstrukte I: Das Selbst Ängstlichkeit & Aggressivität 8 Aggression und Aggressivität Was ist Ärger, was ist Ärgerneigung? Was ist Aggression, was ist Aggressivität? Wie hängt Aggression mit Ärgergefühlen zusammen?  Ärger = State (affektiver Zustand), Ärgerneigung = Trait  Aggression = State, Verhalten (absichtliche Schädigung)  Aggressivität = Trait, Disposition zu Verhaltensweisen, mit denen direkte oder indirekte Schädigung eines Individuums beabsichtigt wird Aggressionen und Ärgergefühle:  hohe Korrelationen zwischen Ärgermaßen und Aggressivitätsmaßen  aber: Aggression ist nicht immer von hohem Ärger / hoher Erregung angetrieben, sondern es gibt auch appetitive Aggression (ohne Ärger, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen) Ängstlichkeit & Aggressivität 9 Messung von Aggressivität Mit welchen Methoden kann man Aggression / Aggressivität messen?  semi-projektiv: thematischer Apperzeptionstest (TAT); Hand-Test  Fragebogenverfahren – Aggressivität: Aggression Questionnaire (Buss & Perry, 1992) – Ärger: STAXI (Schwenkmezger et al., 1992)  Verhaltensbeobachtung – Aggressionsmaschine (Buss, 1961): Proband ist „Lehrer“, der einem „Schüler“ bei Fehlern Elektroschocks geben kann – Milgram-Experimente: Probanden sollen auf Befehl des Versuchsleiters einer anderen Person immer stärkere Elektroschocks geben (Simulation) Ängstlichkeit & Aggressivität 10 Messung von Aggressivität Der STAXI State-Anger  z.B.: „Ich bin wütend“ Trait-Anger  z.B. „Ich werde schnell ärgerlich“ Anger-In  z.B.: „Ich fresse Dinge in mich hinein“ Anger-Out  z.B.: „Ich fahre aus der Haut“ Anger Control  z.B.: „Ich kann mich selbst daran hindern, wütend zu werden“ Der Aggressionsfragebogen (Buss & Perry) 4 Aggressionsfaktoren:  Körperliche Aggression  Verbale Aggression  Ärger / Zorn  Feindseligkeit Ängstlichkeit & Aggressivität 11 Erklärungen für Aggression / Aggressivität  Biologische Faktoren – Männliche Sexualhormone (Androgene), Adrenalin + Noradrenalin  Triebtheorie – Katharsis-Hypothese  Aggression als Folge von Lernprozessen – Klassische Konditionierung (Angriffe auf eigene Person  Aggression) – Instrumentelle Konditionierung (z.B. Aggressionsmaschine: Lob für Elektroschocks durch VL führt zu Gabe von mehr Schocks) – Beobachtungslernen (z.B. Bandura: Kinder zeigen Aggression gegenüber Puppe, wenn sie vorher Erwachsene bei aggressivem Verhalten beobachtet haben) Ängstlichkeit & Aggressivität 12 Biologische Grundlagen Männliche Sexualhormone   Tierversuche: Kastration  weniger Aggressionsneigung; Behandlung mit Androgenen  mehr Aggressionsneigung (auch bei weiblichen Tieren) Aber: Effekte auf Verhalten indirekt und kontextabhängig Adrenalin und Noradrenalin    Angst  mehr Freisetzung von Adrenalin Ärger  mehr Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin Wirkung auf Verhalten ebenfalls kontextabhängig: Zufuhr von Adrenalin  Aktiviertheit, negative Stimmungslage; aber je nach Umweltbedingungen unterschiedlich gedeutet (Schachter & Singer, 1962) Limbisches System  Tierstudien: Reizung dieser Areale führt zu aggressivem Verhalten Ängstlichkeit & Aggressivität 13 Katharsis – Hypothese Was besagt die Katharsis-Hypothese? Psychoanalyse (Freud), Triebtheorie  Katharsis (Ausleben der Aggression) führt zum Abbau der Triebspannung, die vorher aufgebaut wurde  Das Ausleben innerer Konflikte und verdrängter Emotionen (besonders Aggression) führt zu einer Reduktion dieser Konflikte und Emotionen (z.B. Schlagen auf einen Boxsack)  im Anschluss an Aggression ist das Auftreten weiterer aggressiver Verhaltensweisen zuerst weniger wahrscheinlich Ängstlichkeit & Aggressivität 14 Katharsis – Hypothese: Befunde Studie von Dann (1972)  Lehrbuch; spricht gegen Katharsishypothese  Hypothesen: – nicht abgeführte Triebenergie (nicht ausgelebte Aggression) führt zu Störung der Ich-Funktion und damit schlechterer Leistungsfähigkeit – Verhalten entgegen der eigenen Prinzipien führt ebenfalls zu Störung der IchFunktion  Experiment: Provokation der Probanden, dann Gelegenheit zu Aggressionsabbau für einige VPs (für andere nicht), dann Konzentrationsaufgabe + Erfassung der Einstellung zu Aggressionsabbau  Ergebnisse: – Probanden mit negativer Einstellung zu Aggressionsabbau zeigen bessere Leistung bei Gelegenheit zu Aggressionsabbau – Probanden mit positiver Einstellung dazu zeigen dann schlechtere Leistung (als in der anderen Bedingung)  müsste nach der Triebtheorie anders herum sein! Studie aus VL (Feshbach, 1955) spricht für Katharsishypothese Ängstlichkeit & Aggressivität 15 Geschlechtsunterschiede Welche Geschlechtsunterschiede gibt es in Bezug auf Aggressivität?  bei Männern etwas höhere Werte in verbaler Aggressivität und Feindseligkeit + wesentlich höhere Werte in körperlicher Aggressivität  Kindheit: gleich viele physische Aggressionen bei Jungen und Mädchen, ab etwa 10. LJ bei Mädchen weniger physische Aggression, sondern eher indirekte Aggression  Aggressive Reize sorgen bei Männern für stärkere und schnellere Aktivierung, die langsamer abgebaut wird  Frauen können emotionale Erregung und emotionales Verhalten besser regulieren  Wenig bis mittelstark aggressionsauslösende Situationen: stärkere Aggression der Männer wegen höherer Aktivierung  stark aggressionsauslösende Situationen: gleich aggressives Verhalten, da Regulationsfähigkeit der Frauen dann ausfällt Ängstlichkeit & Aggressivität 16 Aggressivität und Kriminalität  Straffällige Personen zeigen bei Aggressivitäts-Fragebögen höhere Werte als nichtbestrafte Personen  Längsschnittstudie: Aggressivität in Kindheit ist wichtigster Prädiktor für spätere Delinquenz (zweitwichtigster Prädiktor: sozioökonomischer Status) Ängstlichkeit & Aggressivität 17 Aggressivität und Erkrankungen  Zusammenhänge zwischen Aggressiviät und essentieller Hypertonie + koronaren Herzkrankheiten  Ärgerunterdrückung („Anger In“) und häufiges Erleben von Ärger rufen kardiovaskuläre Hyperreaktivität hervor  kann bei jahrelanger Wiederholung zur Entstehung von kardiovaskulären Krankheiten führen  „Anger Out“ korreliert mit Blutdruck: wirkt blutdruckmindernd  „Anger In“ (Tendenz zur Ärgerunterdrückung) bei Personen mit psychischen Krankheiten stärker ausgeprägt als bei Gesunden Ängstlichkeit & Aggressivität 18 Aggressivität als Trait  Stabilität von fremdbeurteilter Aggressivität über 10 Jahre: r = 0,47  Hohe Korrelation zwischen Aggressionsneigung im Grundschulalter mit Häufigkeit aggressiver Handlungen mit 30 Jahren Mögliche Erklärung fiür Stabilität von Aggressivität: Regeln und Fähigkeiten für soziales Handeln bereits früh in sensiblen Phasen der Entwicklung gelernt; später änderungsresistent Ängstlichkeit & Aggressivität 19 Gliederung 1. Wiederholung – Ängstlichkeit 2. Aggressivität 3. Sozial-Kognitive Konstrukte I: Das Selbst Ängstlichkeit & Aggressivität 20 Danke für die Aufmerksamkeit  …. noch Fragen? Ängstlichkeit & Aggressivität 21