Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Bachelorarbeit in theoretischer Physik Hernando Sobrino Ansprechpartner: Uwe-Jens Wiese Universität Bern, August 2014 Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Abstract Wir betrachten die eindimensionale Schrödinger Gleichung für ein relativistisches Punktteilchen in einem δ-Funktions-Potential. Dabei nimmt der Hamilton Operator p 2 2 im Impulsraum die Form H = p + m an. Dies bringt viele Schwierigkeiten mit sich, die in der nicht-relativistischen Version desselben Problems nicht auftreten würden. Wir untersuchen gebundene und Streuzustände durch Regularisierung und Renormierung formaler mathematischer Ausdrücke, die sonst divergieren würden. Diese Methode stammt aus der Quantenfeldtheorie (QFT), in der die Quantentheorie und die spezielle Relativitätstheorie vereinheitlicht werden. Im allgemeinen stellt die QFT einen grossen Sprung im Bezug auf die nicht-relativistische Quantenmechanik dar, und das hier behandelte Problem ist eine der wenigen Aufgaben, die im Rahmen der relativistischen Quantenmechanik gelöst werden kann. Bachelorarbeit in theoretischer Physik 1 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Contents 1 Einleitung 1.1 Die eindimensionale Schrödinger Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Das δ-Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 8 2 Nicht-relativistischer Hamilton Operator 2.1 Gebundener Zustand des nicht-relativistischen Hamilton Operators . . . . 2.2 Streuzustände des nicht-relativistischen Hamilton Operators . . . . . . . . 11 14 17 3 Relativistischer Hamilton Operator 3.1 Gebundener Zustand des relativistischen Hamilton Operators . . . . . . . . 3.2 Streuzustände des relativistischen Hamilton Operators . . . . . . . . . . . 32 39 47 4 Schlussfolgerung 4.1 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 61 Bachelorarbeit in theoretischer Physik 2 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik 1 Einleitung In dieser Bachelorarbeit wird das Problem der Bewegung eines Teilchens in einem δFunktions-Potential quantenmechanisch behandelt. Dabei wird der Term der potentiellen Energie im Hamilton Operator durch die Diracsche δ-Funktion beschrieben. In einem ersten Schritt wird das Problem im Rahmen der nicht-relativistischen Quantenmechanik behandelt. Dabei werden die Energieeigenzustände des nicht-relativistischen HamiltonOperators untersucht. In einem zweiten Schritt wird der relativistische Hamilton-Operator betrachtet und das daraus resultierende neue Spektrum untersucht. In diesem komplizierteren Fall wird die Methode der dimensionalen Regularisierung und Renormierung verwendet. Mit Hilfe des Konzepts einer laufenden (d.h. energieabhängigen) Kopplungskonstante soll die β-Funktion bestimmt werden, um daraus die Eigenschaft der asymptotischen Freiheit abzuleiten. Die genaue Bedeutung dieser Begriffe wird im Laufe der Arbeit geklärt. Einige theoretische Physiker haben sich in der Vergangenheit mit dem in dieser Arbeit behandelten Problem bereits beschäftigt. Zum Beispiel findet man eine Lösung in einer Publikation von Al-Hashimi, A. M. Shalaby und U.-J. Wiese [1]. Die Bearbeitung dieses Problems in dieser Bachelorarbeit wurde trotzdem in selbständiger Form realisiert. 1.1 Die eindimensionale Schrödinger Gleichung In der Quantenphysik wird die Bewegung eines Punktteilchens der Masse m in einem Potential V durch die Schrödinger Gleichung beschrieben ∂Ψ(x, t) = HΨ(x, t). (1) ∂t Dabei ist ~ die reduzierte Planksche Konstante. Der Hamiltonoperator H ensteht aus dem Ausdruck der gesamten Energie des Teilchens, in dem man die Grössen Ort und Impuls ∂ durch die entsprechenden quantenmechanischen Operatoren (x → x, p → −i~ ∂x ) ersetzt i~ nicht relativistisch Etot = Ekin + V (x) p2 Ekin = 2m relativistisch Etot = E + V (x) p E = m2 c4 + p2 c2 , c: Lichtgeschwindigkeit. (2) Somit erhält man für die Schrödinger Gleichung (1) nicht-relativistische Version 2 2 ∂Ψ(x, t) −~ ∂ −~2 ∂ 2 Ψ(x, t) i~ = + V (x) Ψ(x, t) = + V (x)Ψ(x, t) ∂t 2m ∂x2 2m ∂x2 Bachelorarbeit in theoretischer Physik 3 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik relativistische Version ! r 2 ∂ ∂Ψ(x, t) m2 c4 − c2 ~2 2 + V (x) Ψ(x, t). i~ = ∂t ∂x (3) Wir können in (1) folgenden Ansatz machen Ψ(x, t) = e −iEt ~ Ψ(x, 0). (4) Weil der Hamiltonoperator in unserem Fall keine Zeitabhängigkeit besitzt, führt dieser Ansatz zu der Eigenwertgleichung (’Zeitunabhängige Schrödingergleichung’) HΨ(x, 0) = EΨ(x, 0). (5) Von nun an bezeichnen wir diesen zeitunabhängigen Anteil unseres Ansatzes (4) durch Ψ(x, 0) ≡ Ψ(x). (6) Der Hamilton-Operator stellt einen Energie-Operator dar, und wirkt in einem komplexen Hilbertraum, in dem die zu bestimmende Wellenfunktion Ψ : R → C ein Zustandsvektor ist. Auf diesem Hilbertraum wird ein Skalarprodukt durch Z hΨ|Φi := dx Ψ(x)∗ Φ(x) (7) R definiert. Wie leicht geprüft werden kann, erfüllt dieses Produkt folgenden Eigenschaften i) hαΨ|Φi ii) hΨ1 + Ψ2 |Φi iii) hΨ|Φ1 + Φ2 i iv) hΦ|Ψi = = = = hΨ|α∗ Φi = α∗ hΨ|Φi, α ∈ C, hΨ1 |Φi + hΨ2 |Φi, hΨ|Φ1 i + hΨΦ2 i, hΨ|Φi∗ . (8) Jede Lösung Ψ der Schrödingergleichung (5) beschreibt einen bestimmten ‘Zustand‘ des gleichen Teilchens. Das Betragsquadrat |Ψ|2 gibt die Aufenhaltswahrscheinlichkeitsdichte des Teilchens in diesem Zustand an: Die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen in einem Gebiet R G des eindimensionalen Raumes zu finden, lautet G dx |Ψ(x, t)|2 . Aufgrund der Linearität des Hamilton-Operators (H(αΨ1 +βΨ2 ) = αHΨ1 +βHΨ2 ), gilt das Superpositionsprinzip: Sind Ψ1 und Ψ2 Lösungen der Zeitunabhängigen Schrödingergleichung (mit der selben Energie), so ist αΨ1 + βΨ2 auch eine Lösung, wobei α und β belibiege komplexe Zahlen sind. Dies lässt sich leicht zeigen HΨ1 = EΨ1 und HΨ2 = EΨ2 ⇒ H(αΨ1 + βΨ2 ) = αHΨ1 + βHΨ2 = αEΨ1 + βEΨ2 = EαΨ1 + EβΨ2 = E(αΨ1 + βΨ2 ). Bachelorarbeit in theoretischer Physik 4 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Der Normierungsfaktor der Wellenfunktion wird durch die Forderung, dass die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen auf dem ganzen eindimensionalen Raum zu finden, 1 sein muss, festgelegt Z hΨ|Ψi = dx |Ψ(x)|2 =! 1. (9) R . Physikalische beobachtbare Grössen werden in der Quantentheorie durch hermitesche Operatoren beschrieben (z.B der Hamiltonoperator H im Fall der Energie). Mit ’Hermizität’ eines Operators A ist folgende Eigenschaft gemeint Z Z ∗ ! dx (AΨ) Φ = dx Ψ∗ AΦ = hΨ|AΦi, ∀Ψ, Φ (10) hAΨ|Φi = R R . Aus dieser Definition folgen zwei wichtige Eigenschaften für hermitesche Operatoren. Um diese Eigenschaften zu formulieren, brauchen wir noch einige weitere Definitionen. Eine Wellenfunktion Ψ heisst Eigenvektor (oder Eigenfunktion) eines Operators A, wenn sie die Eigenwertgleichung AΨ = AΨ (11) erfüllt. Dabei ist A eine komplexe Zahl, welche ’Eigenwert der Funktion Ψ zum Operator A’ genannt wird. Wenn der Operator A hermitesch ist, so sind seine Eigenwerte notwendigerweise reell. Um dies zu zeigen, sei Ψ Eigenfunktion von A mit Eigenwert A. Somit gilt Z Z Z Z ∗ ∗ ∗ A = A dx Ψ Ψ = dx Ψ AΨ = dx Ψ AΨ = hΨ|AΨi = hAΨ|Ψi = dx (AΨ)∗ Ψ Z = ∗ dx (AΨ) Ψ = A ∗ Z dx Ψ∗ Ψ = A∗ ⇒ A ∈ R. (12) Die zweite wichtige Eigenschaft hermitescher Operatoren ist, dass zwei Eigenfunktionen mit unterschiedlichen Eigenwerten bezüglich dem in (7) definierten Skalarprodukt orthogonal zueinander sind. Um dies zu zeigen, seien Ψ und Φ zwei Eigenfunktionen desselbes hermiteschen Operators A, und zwar mit reellen Eigenwerten B und C, wobei B6=C. Somit gilt Z Z ∗ ∗ BhΨ|Φi = B hΨ|Φi = dx (BΨ) Φ = dx (AΨ)∗ Φ = hAΨ|Φi = hΨ|AΦi Z = ∗ dx Ψ AΦ = Z dx Ψ∗ CΦ = ChΨ|Φi ⇒ (B − C)hΨ|Φi = 0 ⇒ hΨ|Φi = 0. (13) Durch die Zustandsfunktion Ψ und den quantenmechanischen Operator A einer physikalischen Grösse lässt sich der ’Erwartungswert’ dieser Grösse in dem entsprechenden Zustand bestimmen Z hAi := hΨ|AΨi = dx Ψ(x)∗ AΨ(x). (14) R Bachelorarbeit in theoretischer Physik 5 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Es lässt sich einfach zeigen, dass wenn die Wellenfunktion Ψ ein Eigenvektor des Operators A ist, der Erwartungswert für die entsprechende Grösse in dem betrachteten Zustand gleich dem Eigenwert der Funktion ist Z Z Z Z AΨ = AΨ ⇒ dx Ψ ∗ AΨ = dx Ψ ∗ AΨ = A dx Ψ ∗ Ψ = A dx |Ψ|2 = A. (15) R R R R Die Tatsache, dass der Hamiltonoperator H hermitesch ist, lässt sich wie folgt argumentieren. Zunächst bemerken wir, dass die Summe aus zwei hermiteschen Operatoren hermitesch ist h(A + B)Ψ|Φi = hAΨ|Φi + hBΨ|Φi = hΨ|AΦi + hΨ|BΦi = hΨ|(A + B)Φi. (16) Wie bereits erwähnt, besteht der Hamiltonoperator H aus der Summe der potentiellen Energie V und des kinetischen Energie-Operators. Die Form des Letzen hängt davon ab, ob wir relativistische oder nicht-relativistiche Quantentheorie betrachten wollen. In beiden Fällen hätten wir den gleichen Ausdruck für die potentielle Energie, welche, wie leicht zu sehen ist, einen hermiteschen Operator darstellt Z Z ∗ hV Ψ|Φi = dx (V (x)Ψ(x)) Φ(x) = dx V (x)∗ Ψ(x)∗ Φ(x) Z = ∗ dx V (x)Ψ(x) Φ(x) Z dx Ψ(x)∗ V (x)Φ(x) = hΨ|V Φi. (17) Die Hermitizität des kinetischen Energie Operators ist etwas schwieriger zu zeigen, da dieser partielle Abteilungen nach dem Ort enthält. Für den nicht-relativistischen Fall erhält man 2 2 ∗ 2 2 Z +∞ Z +∞ −~ ∂ Ψ(x)∗ −~ ∂ Ψ(x) Φ(x) = dx Φ(x) dx hEkin Ψ|Φi = 2m ∂x2 2m ∂x2 −∞ −∞ Z Z +∞ ∂ 2 Ψ(x)∗ −~2 ∂Ψ(x)∗ ∂Ψ(x)∗ ∂Φ(x) −~2 +∞ +∞ dx Φ(x) = Φ(x)]−∞ − dx [ = 2m −∞ ∂x2 2m ∂x ∂x ∂x −∞ Z +∞ Z +∞ 2 ~2 ∂Ψ(x)∗ ∂Φ(x) ~2 ∗ ∂Φ(x) +∞ ∗ ∂ Φ(x) = dx dx Ψ(x) = [Ψ(x) ] − 2m −∞ ∂x ∂x 2m ∂x −∞ ∂x2 −∞ 2 2 Z Z +∞ 2 −~2 +∞ −~ ∂ Φ(x) ∗ ∂ Φ(x) ∗ = dx Ψ(x) = dx Ψ(x) = hΨ|Ekin Φi. (18) 2m −∞ ∂x2 2m ∂x2 −∞ Dabei hat man verwendet, dass die Wellenfunktionen Ψ und Φ als Folge der Bedingung (9) in Unendlichen verschwinden müssen. Insgesamt haben wir: Der Hamilton-Operator H ist, als Summe hermitescher Operatoren selbst ein hermitescher Operator. Die Lösung Ψ in (5) ist eine Eigenfuktion von H mit Eigenwert E. Aus (12) folgt wegen der Hermitizität von H, dass E eine reelle Zahl sein muss. Aus (15) ergibt sich, dass E nichts anderes als dem Erwartungswert der Energie für den Zustand des Teilchens, welche durch Ψ beschrieben Bachelorarbeit in theoretischer Physik 6 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik wird, entspricht. Nun schreiben wir (5) nochmals, und zwar mit der expliziten Form des Hamilton-Operators jeweils für den nicht-relativistischen und den relativistischen Fall HΨ(x) = nicht-relativistische Version −~2 ∂ 2 −~2 ∂ 2 Ψ(x) + V (x) Ψ(x) = + V (x)Ψ(x) = EΨ(x) 2m ∂x2 2m ∂x2 relativistische Version ! 2 ∂ m2 c4 − c2 ~2 2 + V (x) Ψ(x, t) = EΨ(x) ∂x r HΨ(x) = (19) Streng genommen, die letzten Gleichungen entsprechen der ’zeit-unabhängigen Schrödinger Gleichung im Ortsraum’. Es gibt auch eine analoge Version im Impulsraum.Diese erhält man, in dem man beiden Seiten der vorherigen Gleichungen Fourier-transformiert Z +∞ dx Ψ(x) exp(−ikx) (20) Ψ̃(k) = −∞ ⇓ nicht-relativistische Version Z +∞ ~k Ψ̃(k) + dx V (x)Ψ(x) exp(−ikx) = E Ψ̃(k) 2m −∞ 2 2 (21) relativistische Version Z +∞ √ dx V (x)Ψ(x) exp(−ikx) = E Ψ̃(k). m2 c4 + ~2 k 2 c2 Ψ̃(k) + (22) −∞ Die Gleichungen in (19) erhält man aus (21) und (22), in dem man beiden Seiten der letzten ’rücktransformiert’ Z +∞ 1 dk Ψ̃(k) exp(i kx). (23) Ψ(x) = 2π −∞ Bachelorarbeit in theoretischer Physik 7 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Der Skalarprodukt im Impulsraum wird definiert durch Z 1 dk Ψ̃(k)∗ Φ̃(k). Ψ̃|Φ̃ := 2π R (24) Man kann zeigen, dass die Definitionen in (7) und (24) äquivalent sind, wenn Ψ̃ und Φ̃ die Fouriertransformation aus (20) jeweils von Ψ und Φ sind. Dafür ist es hilfreich, den Begriff der δ-Funktion auszunützen. Diesen werden wir aber erst im nächsten Abschnitt kennenlernen. Zusammengefasst: Wir betrachten ein physikalisches System, das sich in guter Nährung durch die eindimensionale Bewegung eines Punkteilchens der Masse m in einem zeit-unabhängigen Potential V = V (x) beschreiben lässt. In der Quantentheorie kann das Teilchen sich nur in gewissen ’Zuständen’ befinden. Jeder Zustand wird durch eine komplexe Wellenfunktion beschrieben, die zusammen einen komplexen Vektorraum bilden, in welchem durch (7) ein Skalarprodukt definiert ist. Die physikalischen beobachtbaren Grössen (Energie, Impuls, usw.) werden durch hermitesche Operatoren repräsentiert, die auf diesem Vektorraum von Funktionen wirken. Die Eigenwerte eines Operators sind reell, und entsprechen den möglichen Messwerten für die betrachtete Grösse. Die Eigenfunktionen jedes Operators bilden eine orthonormale (in Bezug auf (7)) Basis des Hilbertraums. Daher lässt sich jede Wellenfunktion in diesem Raum (eindeutig) als Linearkombination der Eigenfunktionen eines festen Operators schreiben. Insbesonder lässt sich jede Wellenfunktion als Linearkombination der Eigenfunktionen des Hamilton Operators schreiben. In dieser Bachelorarbeit wird ein Speziellerfall des oben beschriebenen Problems behandelt, nämlich der Fall, in dem das Potential V ein ”δ-Potential” ist. Dabei werden die Energieeigenwerte und die Eigenfunktionen des nicht-relativistischen und relativistischen Hamilton Operators durch die zeitunabhängige Schrödingergleichung im Orts- und/oder Impulsraum gesucht. Bei jedem Schritt wird die Orthogonalität der Eigenfunktionen unterschiedlicher Energien als Kontrollmassnahme überprüft. 1.2 Das δ-Potential Man bezeichnet mit S den Raum der stark abfallenden Funktionen. Dieser besteht aus allen unendlich oft differenzierbaren komplexwertigen Funktionen, deren Produkt mit einer Potenzfunktion für alle Ableitungsordnungen beschränkt bleibt. Formell lässt sich S wie folgt definieren S := {ϕ ∈ C ∞ : ∀m, n ∈ N0 , ∃Cm,n , sup |xm ϕ(n) (x)| ≤ Cm,n } x∈R C ∞ := {ϕ : R → C : ϕ unendlich oft differenzierbar}. (25) S ist ein Unterraum des komplexen Vektrorraums C ∞ , weil jede Linearkombination von Funktionen aus S wieder eine Funktion aus S ist. Eine Distribution ist eine (stetige) lineare Abbildung, welche jeder Funktion aus S einer komplexen Zahl zuordnet. Das Standardbeispiel einer Distribution ist die sogenannte ’δ-Distribution’ Tδ : S → C Bachelorarbeit in theoretischer Physik 8 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Tδ (ϕ) := ϕ(0). (26) Viele Distributionen sind als Integral darstellbar Z Tf (ϕ) = dx f (x)ϕ(x), ∀ϕ ∈ S , (27) R mit einer geeigneten Funktion f , die einige konkrete Eigenschaften erfüllen muss. Solche Distributionen werden ’regulär’ genannt. Man kann zeigen, dass das Beispiel aus (26) keine reguläre Distribution ist, und daher wird sie ’singulär’ genannt. Diese lässt sich trotzdem als Limes einer Folge von Integralen darstellen Z dx fn (x)ϕ(x), ∀ϕ ∈ S , (28) Tδ (ϕ) = lim n→∞ R wobei, zum Beispiel n 1 , x ∈ R. π 1 + n 2 x2 Die Diracsche δ-Funktion ist ein mathematisches Objekt, das durch die Beziehung Z Tδ (ϕ) = dx δ(x)ϕ(x), ∀ϕ ∈ S fn (x) = (29) (30) R definiert wird. Die δ-Funktion ist also keine Funktion, denn sonst wäre die Distribution in (26) regulär, d.h. als Integral darstellbar. Sie ist einfach ein mathematisches Objekt mit einer ’Liste von Eigenschaften’, die aus der Definition (30) und den Beziehungen (26), (28) und (29) folgen Z i) dx δ(x)ϕ(x) = ϕ(0), 1 δ(x − a), falls b 6= 0. Das heisst |b| Z Z 1 1 dx δ(b(x − a))ϕ(x) = dx δ(x − a)ϕ(x) = ϕ(a), |b| |b| ii) δ(b(x − a)) = Z iv) δ(g(x)) = N X i=1 1 |g 0 (x i )| iii) δ(−x) = δ(x). Das heisst Z dx δ(−x)ϕ(x) = dx δ(x)ϕ(x) = ϕ(0), δ(x − xi ), falls x1 ,...,xN einfache Nullstellen von g sind. Das heisst Z Z dx δ(g(x))ϕ(x) = dx N X i=1 ! N X 1 1 δ(x − x ) ϕ(x) = ϕ(xi ), i 0 0 |g (xi )| |g (x )| i i=1 v) δ(x − a)h(x) = δ(x − a)h(a). Das heisst Bachelorarbeit in theoretischer Physik 9 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Z Z dx δ(x − a)h(x)ϕ(x) = dx δ(x − a)h(a)ϕ(x) = h(a)ϕ(a). (31) Die Eigenschaften (ii) und (iii) folgen aus (iv). Sie werden aber so häufig gebraucht, dass es sich lohnt, separate Gleichungen für sie zu reservieren. Alle diese Eigenschaften lassen sich mit Hilfe von (30), (26), (28) und (31) in einer korrekten mathematischen Sprache genau formulieren. Eigenschaft (ii) könnte zum Beispiel wie folgt formuliert werden Z Z 1 1 fn ((x − a))ϕ(x) = ϕ(a), ∀ϕ ∈ S , (32) lim dx fn (b(x − a))ϕ(x) = lim n→∞ R n→∞ dx R |b| |b| wobei 1 n . (33) π 1 + n 2 x2 In der Physik erlauben die Eigenschaften der δ-Funktion die Beschreibung eines sehr besonderen Typs von physikalischen Systemen. Intuitiv beschreibt die δ-Funktion eine ortsabhängige physikalische Grösse, die überall im Raum Null ist, bis auf einem bestimmten Punkt. In der Elektrodynamik wird zum Beispiel die Ladungsverteilung ρ eines Punktteilchens der Ladung Zqe , das sich im Ort x = a befindet, durch die δ-Funktion beschrieben fn (x) := ρ(x) = Zqe δ(x − a). (34) Grundsätzlich wirkt die Anwesenheit der δ-Funktion in einem physikalischen Problem wie folgt: Eine ’Grösse’ wird gemäss des angewandten Modells durch die δ-Funktion beschrieben. Muss man eine Rechnung machen, wo diese Grösse zu berücksichtigen ist, so trifft man oft auf ein Integral, wo die δ-Funktion als Teil des Integranden vorkommt. Dabei erlauben die Rechenregeln (i), (ii), (iii), (iv) und (v) aus (31) das Integral auszuwerten. In dieser Bachelorarbeit wird die δ-Funktion verwendet, um ein Potential zu beschreiben, das überall den Wert Null annimmt, ausser im Punkt x = 0, wo es unendlich wird V (x) = λδ(x). (35) So ein Potential würde ein Teilchen spüren, welches sich frei in zwei Regionen des Raumes, die durch eine Barriere am Punkt x = 0 getrennt sind, bewegen kann. Ein Beispiel wäre die Situation, wo ein Teilchen der Masse m sich in Richtung eines viel massiveren Teilchens in x = 0 bewegt. Am Ende des letzten Abschnitts habe ich behauptet, dass die Definitionen (7) und (24) äquivalent sind. Nun sind wir in der Lage, dies zu zeigen. Dafür lassen wir uns zunächst die Fouriertransformation der δ-Funktion im Impulsraum gemäss Definition (20) berechnen Z ∞ δ̃(k) = dx δ(x) exp(−i kx) = exp(−i k0) = 1. (36) −∞ Nun benutzen wir Definition (23) Z ∞ Z ∞ 1 1 dk δ̃(k) exp(i kx) = dk exp(i kx). δ(x) = 2π −∞ 2π −∞ Bachelorarbeit in theoretischer Physik 10 (37) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Mithilfe von (37) lässt sich nun zeigen Z ∞ 1 hΨ̃|Φ̃i = dk Ψ̃(k)∗ Φ̃(k) 2π −∞ ∗ Z ∞ Z ∞ Z ∞ 1 dy Φ(y) exp(−i ky) dx Ψ(x) exp(−i kx) dk = 2π −∞ −∞ −∞ Z ∞ Z ∞ Z ∞ 1 ∗ = dk dx Ψ(x) exp(ikx) dy Φ(y) exp(−i ky) 2π −∞ −∞ −∞ Z ∞ Z ∞ Z ∞ 1 dy Ψ(x)∗ Φ(y) exp(i k(x − y)) dx = dk 2π −∞ −∞ Z ∞ Z ∞−∞ Z ∞ 1 ∗ = dx Ψ(x) dy Φ(y) dk exp(i k(x − y)) 2π −∞ −∞ −∞ Z ∞ Z ∞ Z ∞ 1 ∗ = dx Ψ(x) dy Φ(y) dk exp(i k(x − y)) 2π −∞ −∞ −∞ Z ∞ Z ∞ ∗ dx Ψ(x) dy Φ(y)δ(x − y) = −∞ −∞ Z ∞ Z ∞ ∗ = dx Ψ(x) dy Φ(y)δ(y − x) −∞ −∞ Z ∞ dx Ψ(x)∗ Φ(x) = −∞ = hΨ|Φi. (38) Diese Äquivalenz wird uns erlauben, die Orthogonalität zwischen zwei Eigenfunktionen eines festen Hamilton Operators, welche verschiedene Energieeigenwerte haben, im Ortsraum oder im Impulsraum unterschiedlos überprüfen zu können. 2 Nicht-relativistischer Hamilton Operator Wir schreiben nochmals die zeitunabhängige Schrödingergleichung für ein Punktteilchen der Masse m, das sich in einer Dimension bewegt, und einem Potential V , das nur vom Ort (und nicht von der Zeit) abhängt, unterworfen ist −~2 ∂ 2 Ψ(x) + V (x)Ψ(x) = EΨ(x). (39) 2m ∂x2 Wir werden im Laufe dieser Arbeit in einem Einheitensystem arbeiten, in dem sowohl die Plancksche Konstante ~ als auch die Lichtgeschwindigkeit c den Wert 1 annehmen ~ = c = 1. (40) Mit dieser Konvention können wir nun Gleichung (39) wie folgt umschreiben − 1 ∂ 2 Ψ(x) + V (x)Ψ(x) = EΨ(x). 2m ∂x2 Bachelorarbeit in theoretischer Physik 11 (41) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Wir interessieren uns für einen ganz bestimmten Typ von Potential V , welches sich als δ-Funktion schreiben lässt: V (x) = λδ(x), λ ∈ R. Dabei ist λ ein Parameter, der das Potential V charakterisiert. Dieser kann sowohl positiv als auch negativ sein, und das Energie Spektrum, sowie die Eigenfunktionen Ψs werden von diesem abhängen. Die physikalische Bedeutung dieses Parameters, und die Art und Weise, wie diese die Natur der Lösungen beeinflüssen oder einschränken, werden wir im Laufe dieses Abschnitts herausfinden.Nun können wir Gleichung (41) in ihren definitiven Form umschreiben 1 ∂ 2 Ψ(x) + λδ(x)Ψ(x) = EΨ(x). (42) − 2m ∂x2 Die Energie E ist im Moment ein ’freier Parameter’. Dieser kann sowohl positiv als auch negativ sein. Wie wir sehen werden, entscheidet ihr Vorzeichen über die Anzahl und die Natur der möglichen Lösungen. Das δ-Potential kann als eine spezieller Art von ’Kastenpotential’ aufgefasst werden. Kastenpotentiale sind ”stückweise konstante” Potentiale der Form VK (x) = V−∞ X(−∞,a1 ) (x) + N −1 X Vi X(ai ,ai+1 ) (x) + VN X(aN ,+∞) (x) + i=1 N X Ṽi X{ai } (x) i=1 V−∞ , V1 , ..., VN ∈ R [ {+∞} Ṽi ∈ {Vi−1 , Vi } [ V−∞ , V1 , ..., VN ∈ R {+∞} ( 1, falls x ∈ I XI (x) = 0, sonst. (43) Für so ein Potential lassen sich (für eine vorgegebene Energie E) allgemeine Lösungsverfahren für die Schrödingergleichung (41) definieren. Für ein Interval (ai , ai+1 ) lässt sich (41) analitysch lösen. Hier geben wir einfach direkt die allgeimeinen Lösungen für die verschiedenen Fälle an. Diese Lösungen enthalten freie Konstanten, die durch ’Randbedingungen’ bestimmt werden müssen. Die Lösungen für Kastenpotentiale lauten (−∞, a) : A exp(ikx) + B exp(−ikx), falls E > V Ψ(x) = A exp(kx), falls E < V < +∞ 0, falls V = +∞ (a, b) : Bachelorarbeit in theoretischer Physik 12 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik A exp(ikx) + B exp(−ikx), falls E > V Ψ(x) = A exp(kx) + B exp(−kx), falls E < V < +∞ 0, falls V = +∞ (b, +∞) : A exp(ikx) + B exp(−ikx), Ψ(x) = B exp(−kx), 0, ( E − V, falls ~2 k 2 = 2m V − E, falls falls E > V falls E < V < +∞ falls V = +∞ E>V E<V k > 0. (44) Die freien Konstanten (A und/oder B) werden durch die Normierungsbedingung (9) und/oder durch die Bedingung, dass die Wellenfunktion Ψ und ihre Ableitung an der Rändern der Intervalle sich von links und von rechts stetig fortsetzen lassen müssen, bestimmt. Zuständen mit E < V (−∞) und E < V (+∞) werden gebundene Zustände genannt. In der klassischen Physik wäre das Vorhandensein des Teilchens in Bereichen, wo V > E, verboten. Nach dieser Vorstellung wäre der Bereich, in dem sich das Teilchen befinden kann, sowohl von links als auch von rechts eingeschränkt. In der Quantenmechanik kann sich das Teilchen quasi überall aufhalten (sofern das Potential nicht unendlich wird, denn V = +∞ ⇒ Ψ = 0), auch wenn die Aufenthaltswahrscheinlichkeit ausserhalb der klassisch erlaubten Region stark unterdrückt ist. Zuständen mit E > V (−∞) oder E > V (+∞) werden Streuzustände gennant, und lassen sich nicht normieren. Naiv gesagt, entspricht das δ-Potential dem Kastenpotential aus (43) mit N = 1, a1 = 0, V−∞ = V1 = 0, und VK (0) = +∞. Um eine erste Randbedingung für das δ-Potential zu gewinnen, gehen wir wie folgt vor: Wir wählen zunächst eine feste Zahl > 0, und integrieren auf beiden Seiten der Gleichung (42) im Intervall (−, +) Z + Z + Z + 1 2 dx ∂x Ψ(x) + λ dx δ(x)Ψ(x) = E dx Ψ(x) − 2m − − − m 1 − (∂x Ψ() − ∂x Ψ(−)) + λΨ(0) = E 2m Z + dx Ψ(x) − ⇓ lim (∂x Ψ() − ∂x Ψ(−)) = 2mλΨ(0). →0 (45) Eine zweite Randbedingung wird durch die Forderung, dass Ψ an der Stelle x = 0 stetig sein muss, geliefert lim Ψ() =! lim Ψ(−) =! Ψ(0). (46) →0 Bachelorarbeit in theoretischer Physik →0 13 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Nun versuchen wir, die Schrödingergleichung (42) zu lösen, indem wir die Lösungen des Kastenpotentials für den Fall V = 0 in den Intervallen (−∞, 0) und (0, +∞) verwenden und die freien Konstanten durch die Randbedingungen (45) und (46) bestimmen. Dafür müssen wir natürlich verschiedene Fälle unterscheiden. 2.1 Gebundener Zustand des nicht-relativistischen Hamilton Operators Man betrachte zunächst den Fall E < 0 = V : (44) sagt uns, dass wir folgenden Ansatz machen müssen falls x < 0, A exp(kx), Ψ(x) = B exp(−kx), falls x > 0, Ψ(0), falls x = 0, √ (47) k := −2mE. Aus (46) erhält man B = lim Ψ() =! lim Ψ(−) = A =! Ψ(0). →0 (48) →0 Aus (45) erhält man − 2kA = lim (∂x Ψ() − ∂x Ψ(−)) =! 2mλΨ(0) = 2mλA, →0 ⇓ √ −k − −2mE λ= = , m m ⇓ mλ2 . (49) 2 Mit anderen Wörter: Eine Lösung von (42) mit negativer Energie E ist nur möglich unter der Bedingung, dass die Konstante λ des δ-Potentials negativ ist. In diesem Fall ist die Lösung eindeutig, und die Beziehung zwischen die Energie E und λ ist gegeben durch die Gleichung (49). Um die konstante A ∈ C zu bestimmen, benutzen wir die Normierungsbedingung an Ψ Z +∞ Z 0 Z +∞ |A|2 2 2 2 ! dx |Ψ(x)| = dx |A| exp(2kx) + dx |A| exp(−2kx) = 1= , k −∞ −∞ 0 E=− |A| = √ ⇓ k= √ −λm, ⇓ Bachelorarbeit in theoretischer Physik 14 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik A= √ −λm exp(iϕ), ϕ ∈ [0, 2π). (50) Insgesamt lässt sich also die eindeutige Lösung von (42) mit negativer Energie für ein festes λ < 0 wie folgt schreiben mλ2 , E := − 2 √ Ψ(x) = −λm exp(λm|x| + iϕ); ϕ ∈ [0, 2π). (51) Die Lösung ist eindeutig bis auf eine Phase ϕ. Um uns das Leben leichter zu machen, setzen wir diese Phase auf Null: ϕ = 0. Dies wäre geichbedeutend damit, dass wir ständig annehmen würden, dass die Normierungskonstante eine positive reelle Zahl ist. Wir versuchen nun, das letzte Problem im Impulsraum zu lösen. Insbesonder wollen wir schauen, ob wir die Beziehung (49) nochmals ableiten können. Eines der wichtigsten Ziele dieses ersten Abschnittes, in dem wir mit dem nicht-relativistischen Hamilton-Operator arbeiten, ist es, uns davon zu überzeugen, dass wir die Lösungen direkt im Impulsraum suchen können, und danach die entsprechenden Versionen im Ortsraum durch eine Fourier Rücktransformation erhalten können. Dies wird für den relativistischen Fall essenziell, da dort die Schrödingergleichung im Ortsraum extrem kompliziert ist. Ich möchte zunächst detailliert zeigen, wie man von Gleichung (19) zur Gleichung (21) kommt, in dem man (20) ausnützt. Der Impuls p und die Wellenzahl k eines Teilchens sind durch die Gleichung p = ~k miteinander verknüpft. Mit unserer Konvention ~ = 1 können wir also p = k annehmen. Da wir den Buchstaben k bereits verwendet haben, um eine Konstante (die nicht der Wellenzahl entspricht) zu bezeichnen, bezeichnen wir die Impuls-Koordinate (welche eigentlich die Dimension Wellenzahl im internationalen System hat) mit p. Wir multiplizieren (42) auf beiden Seiten mit exp(−ipx) 1 ∂ 2 Ψ(x) exp(−ipx) + λδ(x)Ψ(x) exp(−ipx) = EΨ(x) exp(−ipx). (52) 2m ∂x2 Nun müssen wir über den gesamten eindimensionalen Orts-Raum integrieren und schauen, was mit jedem Term passiert Z +∞ 1 ∂ 2 Ψ(x) 1 ∂Ψ(x) − dx exp(−ipx) = − {[ exp(−ipx)]+∞ −∞ 2 2m −∞ ∂x 2m ∂x Z +∞ Z +∞ ∂Ψ(x) ip ∂Ψ(x) + ip dx exp(−ipx)} = − dx exp(−ipx) ∂x 2m −∞ ∂x −∞ Z +∞ ip +∞ =− {[Ψ(x) exp(−ipx)]−∞ + ip dx Ψ(x) exp(−ipx)} 2m −∞ Z Z +∞ (ip)2 +∞ p2 p2 =− dx Ψ(x) exp(−ipx) = dx Ψ(x) exp(−ipx) = Ψ̃(p). (53) 2m −∞ 2m −∞ 2m Dabei hat man verwendet, dass nicht nur die Wellenfunktion Ψ, sondern auch ihre Ableitung ∂x Ψ im Unendlichen verschwinden muss. Z +∞ Z +∞ dx λδ(x)Ψ(x) exp(−ipx) = λ dx δ(x)Ψ(x) exp(−ipx) − −∞ Bachelorarbeit in theoretischer Physik −∞ 15 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik = λΨ(0) exp(−ip0) = λΨ(0), Z +∞ Z +∞ dx EΨ(x) exp(−ipx) = E dx Ψ(x) exp(−ipx) = E Ψ̃(p). −∞ (54) (55) −∞ Somit erhalten wir für die Schrödinger Gleichung im Impulsraum p2 Ψ̃(p) + λΨ(0) = E Ψ̃(p). 2m (56) Dies impliziert Ψ̃(p) = λΨ(0) E− p2 2m . (57) Gleichzeitig haben wir gemäss (23) Z +∞ Z +∞ Z +∞ 1 1 1 λΨ(0) Ψ(0) = dp Ψ̃(p) exp(ip0) = dp Ψ̃(p) = dp p2 2π −∞ 2π −∞ 2π −∞ E − 2m λΨ(0) = 2π Z +∞ dp −∞ 1 E− p2 2m . (58) Wir nehmen an, dass Ψ(0) √ 6= 0 gilt (aus (51) sieht man, dass diese Annahme tatsächlich richtig ist, denn Ψ(0) = −λm). Daraus erhält man Z +∞ Z +∞ Z +∞ λ 1 1 2π 1 1= dp = dp dp p2 2 ⇒ 2 = − p p 2π −∞ λ E − 2m E − 2m + (−E) −∞ −∞ 2m 1 =− (−E) Z +∞ 1 dp −∞ p2 2m(−E) 1 = E +1 Z +∞ dp −∞ 1 p2 2m(−E) +1 . (59) q 1 Wir wissen:−E > 0. Nun können wir die Substitution y := 2m(−E) machen, und erhalten somit √ Z +∞ 1 π −2mE 2π 1√ 1√ +∞ dp 2 = −2mE = −2mE[arctan(y)]−∞ = λ E y +1 E E −∞ ⇓ √ 2π 2 4π 2 π −2mE 2 2mπ 2 mλ2 = ( ) = ( ) = − ⇒ E = − . (60) λ2 λ E E 2 Also ist unser erstes ’Experiment’ im Impulsraum konsistent mit dem Resultat, das wir im Ortsraum bekommen haben. Bachelorarbeit in theoretischer Physik 16 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik 2.2 Streuzustände des nicht-relativistischen Hamilton Operators Nun gehen wir wieder in den Ortsraum und versuchen, Lösungen positiver Energien zu finden. Dafür schreiben wir zunächst wieder die Schrödinger Gleichung − 1 ∂ 2 Ψ(x) + λδ(x)Ψ(x) = EΨ(x). 2m ∂x2 (61) Weil wir annehmen, dass E > 0 = V , sagen uns die Gleichungen in (44), dass wir folgenden Ansatz machen müssen A exp(ikx) + B exp(−ikx), falls x < 0, Ψ(x) = C exp(ikx) + D exp(−ikx), falls x > 0, Ψ(0), falls x = 0, √ (62) k := 2mE. Wir suchen zunächst gerade Lösungen. Durch die zusätzliche Annahme, dass Ψ eine gerade Funktion ist, erhält man ∀x > 0 : Ψ(x) = C exp(ikx) + D exp(−ikx) =! Ψ(−x) = A exp(ik(−x)) + B exp(−ik(−x)) = A exp(−ikx) + B exp(ikx) Damit können wir (61) umschreiben als A exp(ikx) + B exp(−ikx), falls x < 0, Ψ(x) = A exp(−ikx) + B exp(ikx), falls x > 0, Ψ(0), falls x = 0. (63) (64) Nun verwenden wir der Randbedingung (46), und erhalten lim Ψ() = A + B =! lim Ψ(−) = A + B =! Ψ(0). →0 →0 (65) Die erste Gleichung ist damit durch unseren Ansatz aus (63) automatisch erfüllt. Unter Berücksichtigung der zweiten Gleichung können wir Ψ schreiben als A exp(ikx) + B exp(−ikx), falls x < 0, Ψ(x) = A exp(−ikx) + B exp(ikx), falls x > 0, (66) A + B, falls x = 0. Es bleibt noch nur, eine Beziehung zwischen A und S B zu finden. Dafür berechnen wir zunächst die Ableitung von Ψ im Bereich (−∞, 0) (0, +∞) ( Aik exp(ikx) − Bik exp(−ikx), falls x < 0, ∂x Ψ(x) = (67) −Aik exp(−ikx) + Bik exp(ikx), falls x > 0. Bachelorarbeit in theoretischer Physik 17 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Jetzt verwenden wir die Randbedingung (45) lim(∂x Ψ() − ∂x Ψ(−)) →0 = lim([−Aik exp(−ik) + Bik exp(ik)] − [Aik exp(ik(−)) − Bik exp(−ik(−))]) →0 = [−Aik+Bik]−[Aik−Bik] = 2ik(B−A) =! 2mλΨ(0) = 2mλ(A+B) ⇒ B = A mλ + ik . ik − mλ (68) Für x > 0 erhält man damit mλ + ik Ψ(x) = A exp(−ikx) + B exp(ikx) = A exp(−ikx) + exp(ikx) ik − mλ = A ((ik − mλ) exp(−ikx) + (mλ + ik) exp(ikx)) ik − mλ A ((ik − mλ) (cos(kx) − i sin(kx)) + (mλ + ik) (cos(kx) + i sin(kx))) ik − mλ 2Ai A (2i[k cos(kx) + mλ sin(kx)]) = (k cos(kx) + mλ sin(kx)) . (69) = ik − mλ ik − mλ Wir verwenden nun die geometrische Identität = cos(α + β) = cos(α) cos(β) − sin(α) sin(β). (70) Mit β := kx erhält man cos(α + kx) = cos(α) cos(kx) − sin(α) sin(kx). (71) Vergleicht man (70) und (68), so erhält man +mλ sin(α) mλ mλ − sin(α) = ⇒ tan(α) = =− ⇒ α = arctan(− ). cos(α) k cos(α) k k (72) Somit können wir nun (68) umschreiben als Ψ(x) = 2Ai mλ mλ cos(kx + arctan(− )) = à cos(kx + arctan(− )), x > 0. ik − mλ k k (73) Weil Ψ gerade ist, können wir (72) verwenden, um die Definition von Ψ auf ganz R fortzusetzen, indem wir x durch |x| ersetzen ΨG (x) = à cos(k|x| + arctan(− √ mλ mλ )) = à cos( 2mE|x| + arctan(− √ )), x ∈ R. (74) k 2mE Die Konstante à ist dabei eine beliebige kompklexe Zahl, weil die Funktion Ψ sowieso nicht auf 1 normiert werden kann. Wir sehen jetzt, dass während es eine Lösung von Bachelorarbeit in theoretischer Physik 18 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik (42) mit negativer Energie nur für negative Werte des Parameters λ gibt, und dabei der Wert von E durch denjenigen von λ eindeutig festgelegt wird, gibt es ein kontinuierliches Spektrum positiver Energien entlang des ganzen positiven reellen Bereich, welche für ein beliebiges vorgegebenes λ (postiv oder negativ), die Gleichung (42) lösen. Nun suchen wir die ungeraden Lösungen von (42) − 1 ∂ 2 Ψ(x) + λδ(x)Ψ(x) = EΨ(x). 2m ∂x2 Wie für den geraden Fall, beginnen wir mit dem Ansatz A exp(ikx) + B exp(−ikx), falls x < 0, Ψ(x) = C exp(ikx) + D exp(−ikx), falls x > 0, Ψ(0), falls x = 0, √ k := 2mE. (75) Wir fordern nun, dass die Funktion Ψ ungerade ist, also ∀x > 0 : Ψ(x) = C exp(ikx) + D exp(−ikx) =! −Ψ(−x) = −A exp(ik(−x)) − B exp(−ik(−x)) = −A exp(−ikx) − B exp(ikx). Und wir schreiben (74) nochmals wie folgt falls x < 0, A exp(ikx) + B exp(−ikx), Ψ(x) = −A exp(−ikx) − B exp(ikx), falls x > 0, Ψ(0), falls x = 0. (76) Die Randbedingung (46) sagt uns, dass lim Ψ() = −A − B =! lim Ψ(−) = A + B =! Ψ(0). (77) B = −A, Ψ(0) = 0. (78) →0 →0 Diest impliziert Wir können (75) wieder umschreiben, und zwar als falls x < 0, A (exp(ikx) − exp(−ikx)) , Ψ(x) = A (− exp(−ikx) + exp(ikx)) , falls x > 0, 0, falls x = 0, m Bachelorarbeit in theoretischer Physik 19 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik 2Ai sin(kx), falls x < 0, Ψ(x) = 2Ai sin(kx), falls x > 0, 0, falls x = 0, m √ √ ΨU (x) = 2Ai sin(kx) = 2Ai sin( 2mEx) = à sin( 2mEx), x ∈ R. (79) Die Randbedingung (45) ist somit identisch erfüllt, denn √ √ √ √ lim (∂x Ψ() − ∂x Ψ(−)) = lim à 2mE cos( 2mE) − à 2mE cos( 2mE(−)) →0 →0 √ √ = à 2mE − à 2mE = 0 = 2mλΨ(0). Wir haben die allgemeine gerade und die allgemeine ungerade Lösung von (42) mit positiver Energie gefunden. Im Gegensatz zum negativen Fall setzt die Forderung einer positiven Energie kein spezifisches Vorzeichen von λ voraus: Für einen fixen Parameter λ, positiv oder negativ, gibt es eine Schar von geraden (bzw. ungeraden) Lösungen gegeben durch (73) (bzw. (78)). In beiden Fällen ist E eine beliebige positive Zahl. Die Schrödinger Gleichung (42) ist ’eindeutig bestimmt’, wenn der Parameter λ und die Energie E fixiert sind. Wie wir im Abschnitt (1) erwähnt haben, ist jede Linearkombination aus zwei Lösungen zu dieser Gleichung wieder eine Lösung. Wir können also aus (73) und (78) eine neue Lösung von (42) konstruieren: √ √ mλ )) + B sin( 2mEx), A, B ∈ C. Ψ(x) = A cos( 2mE|x| + arctan(− √ 2mE (80) Diese Lösung enthält zwei Integrationskonstanten (A und B), und weil die Schrödinger Gleichung (42) eine partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung ist, und die gesuchte Lösung Ψ nur von der Koordinate x abhängt, ist (79) die allgemeine Lösung von (42) für vorgegebenes λ ∈ R und E ∈ R+ . Wir suchen nun eine ganz spezielle Art von Lösung von der Gleichung (42) für fixes λ ∈ R und E > 0 durch folgenden Ansatz ( exp(ikx) + R exp(−ikx), falls x < 0, Ψ(x) = T exp(ikx)), falls x > 0, √ (81) k := 2mE. Dieser Ansatz, der oft bei Kastenpotential-Probleme untersucht wird, hat eine klare physikalische Interpretation: Der Term exp(ikx) entspricht einer nach rechts laufenden Welle, welche sich von −∞ der ’δ-Barriere’ am Punkt x = 0 annähert. Der Term R exp(−ikx) entspricht einer nach links laufenden Welle, und zwar jenem Anteil von exp(ikx), der von der δ-Barriere reflektiert wurde. Analog entspricht T exp(ikx) eine entlang der rechten Halbachse nach rechts laufenden Welle, und zwar jenem Anteil von exp(ikx), welche von der δ-Barriere transmittiert wurde. Die Koeffezienten R und T werden jeweils Reflexions- und Bachelorarbeit in theoretischer Physik 20 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Transmissionskoeffizienten genannt. Aus der Tatsache, dass der Term exp(ikx) normiert ist (d.h.: Koeffizient 1 besitzt), ergibt sich folgende Beziehung für R und T |R|2 + |T |2 = 1. (82) Diese Beziehung erlaubt uns, R und T als ’Wahrscheinlichkeitsamplituden’ aufzufassen (Wahrscheinlichkeit für Reflexion und Transmission). Wir suchen jetzt explizite Ausdrücke für R und T . Zunächst bemerken wir, dass unser Ansatz in (80) nichts anderes als Ansätze (61) und (74) (die wir gemäss der Kasten-Potentiale Regeln (44) in der Suche nach geraden und ungeraden Lösungen von (42) gemacht hatten) mit A = 1, B = R, C = T und D = 0 entspricht. Tatsächlich sollten wir also durch diesen Ansatz eine Lösung erhalten. Nun wissen wir auch, dass jede Lösung von (42) mit E > 0 sich in der Form (79) für geeigneten A und B schreiben lässt. Wir fordern also ∀x > 0 : Ψ(x) = T exp(ikx) = T cos(kx) + iT sin(kx) =! A cos(kx + α) + B sin(kx) = A (cos(kx) cos(α) − sin(kx) sin(α)) + B sin(kx) = A cos(α) cos(kx) + (B − A sin(α)) sin(kx), (83) und Ψ(−x) = exp(ik(−x)) + R exp(−ik(−x)) = exp(−ikx) + R exp(ikx) = cos(kx) − i sin(kx) + R cos(kx) + iR sin(kx) = (1 + R) cos(kx) + i (R − 1) sin(kx) =! A cos(kx + α) + B sin(k(−x)) = A (cos(kx) cos(α) − sin(kx) sin(α)) − B sin(kx) = A cos(α) cos(kx) − (B + A sin(α)) sin(kx). ). Dies impliziert Wobei α := arctan(− mλ k i) T = A cos(α), ii) iT = B − A sin(α), iii) 1 + R = A cos(α), iv) i (R − 1) = −B − A sin(α). (84) Wir benutzen (ii) und (iv), um B zu eliminieren, und schreiben T = A cos(α) = 1 + R, iT + A sin(α) = i (1 − R) − A sin(α), ⇓ T = 1 + R, Bachelorarbeit in theoretischer Physik 21 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik T (i + 2 tan(α)) = i (1 − R) , ⇓ (1 + R) (i + 2 tan(α)) = i (1 − R) ⇒ R = − i tan(α) und T = 1 + R = . i + tan(α) i + tan(α) (85) Es gilt tan(α) = tan(arctan(− mλ mλ mλ )) = − = −√ , k k 2mE ⇓ √ mλ i 2mE R= √ , T = √ . i 2mE − mλ i 2mE − mλ Mit (93) können wir nun Beziehung (88) verifizieren: |R|2 + |T |2 = (86) 2E mλ2 + = 1. 2E + mλ2 2E + mλ2 Unsere nächste Aufgabe besteht darin, die geraden und ungeraden Lösungen im Impulsraum zu finden. Im nächsten Abschnitt, wo wir mit dem relativistischen Hamiltonoperator arbeiten werden und mit einer viel komplizierteren Version der Schrödinger Gleichung im Ortsraum zu tun haben werden, werden wir die Lösungen zuerst im Impulsraum suchen, und dann diejenigen im Ortsraum durch eine Fourier Rücktransformation erhalten. Die ungerade Lösung (78) lässt sich leicht mit Hilfe der Beziehungen (37) und (31-iii) im Impulsraum Fouriertransformieren Z +∞ Z +∞ dx A sin(kx) exp(−ipx) dx ΨU (x) exp(−ipx) = Ψ̃U (p) = −∞ −∞ Z +∞ A (exp(ikx) − exp(−ikx)) exp(−ipx) 2i −∞ Z +∞ Z +∞ A dx exp(ix(k − p)) − dx exp(ix(−k − p))) = ( 2i −∞ −∞ = dx A (2πδ(k − p) − 2πδ(−k − p)) 2i Aπ Aπ = (δ(k − p) − δ(−k − p)) = (δ(p − k) − δ(p + k)) i i √ Aπ =− (δ(p + k) − δ(p − k)) = à (δ(p + k) − δ(p − k)) , k := 2mE. (87) i Nun schreiben wir die Schrödinger Gleichung (42) nochmals im Impulsraum (siehe (55)) und lassen uns davon überzeugen, dass die Funktion (86) tatsächlich eine Lösung ist = Bachelorarbeit in theoretischer Physik 22 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik p2 Ψ̃(p) + λΨ(0) = E Ψ̃(p) , E > 0. 2m (88) Für Ψ̃U aus (86) gilt Z +∞ Z +∞ Z +∞ 1 A dp δ(p + k) − dp δ(p − k) ΨU (0) = dp Ψ̃U (p) = 2π −∞ 2π −∞ −∞ = A (1 − 1) = 0 2π p2 p2 p2 p2 A (δ(p + k) − δ(p − k)) = A δ(p + k) − A δ(p − k) Ψ̃U (p) + λΨU (0) = 2m 2m 2m 2m (−k)2 k2 k2 k2 =A δ(p + k) − A δ(p − k) = A δ(p + k) − A δ(p − k) 2m 2m 2m 2m k2 (δ(p + k) − δ(p − k)) = AE (δ(p + k) − δ(p − k)) = E Ψ̃U (p). (89) =A 2m Nun suchen wir die gerade Lösung im Impulsraum. Dafür schreiben wir zunächst nochmals die Lösung (73) im Ortsraum ⇒ ΨG (x) = A cos(k|x| + arctan(− √ mλ )) , k := 2mE. k (90) Mit α := arctan(− mλ ) gilt k ΨG (x) = A cos(k|x| + α) = A (cos(k|x|) cos(α) − sin(k|x|) sin(α)) = A cos(kx) cos(α) − A sin(k|x|) sin(α) = B cos(kx) + φ(x) , mit B := A cos(α) und φ(x) := −A sin(k|x|) sin(α) ⇒ Ψ̃G (p) = Z +∞ Z +∞ Z +∞ dx Ψ(x) exp(−ipx) = B dx cos(kx) exp(−ipx) + dx φ(x) exp(−ipx) −∞ −∞ Z −∞ +∞ 1 (exp(ikx) + exp(−ikx)) exp(−ipx) + φ̃(p) 2 −∞ Z +∞ Z +∞ B = ( dx exp(ix(k − p)) + dx exp(ix(−k − p))) + φ̃(p) 2 −∞ −∞ B = (2πδ(k − p) + 2πδ(−k − p)) + φ̃(p) 2 = Bπ (δ(p − k) + δ(p + k)) + φ̃(p) = C (δ(p − k) + δ(p + k)) + φ̃(p) , C := Bπ. =B dx (91) Um die Fouriertransformation φ̃(p) von φ(x) zu finden, setzen wir (90) in Gleichung (89) an und versuchen, einen Ausdruck für φ̃(p) abzuleiten. Danach berechnen wir die FourierRücktransformierte φ(x) und überprüfen, ob für diese die Gleichung φ(x) = −A sin(α) sin(k|x|) = −( Bachelorarbeit in theoretischer Physik B ) sin(α) sin(k|x|) = −B tan(α) sin(k|x|) cos(α) 23 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik =− C Cmλ tan(α) sin(k|x|) = sin(k|x|) π kπ (92) gilt. p2 p2 p2 p2 δ(p − k) + δ(p + k)) + φ̃(p) + λΨ(0) Ψ̃G (p) + λΨ(0) = C( 2m 2m 2m 2m k2 k2 p2 = C( δ(p − k) + δ(p + k)) + φ̃(p) + λΨ(0) 2m 2m 2m k2 p2 =C (δ(p − k) + δ(p + k)) + φ̃(p) + λΨ(0) 2m 2m p2 = CE(δ(p − k) + δ(p + k)) + φ̃(p) + λΨ(0) =! E Ψ̃G (p) 2m p2 λΨ(0) = CE(δ(p − k) + δ(p + k)) + E φ̃(p) ⇒ φ̃(p) + λΨ(0) = φ̃(p) ⇒ φ̃(p) = . (93) p2 2m E − 2m Z +∞ Z +∞ Z +∞ Z +∞ 1 1 dp Ψ̃(p) = (C( dp δ(p + k) + dp δ(p − k)) + dp φ̃(p)) Ψ(0) = 2π −∞ 2π −∞ −∞ −∞ Z +∞ Z +∞ Z C 1 C λΨ(0) +∞ 1 1 (C(1 + 1) + dp φ̃(p)) = + dp φ̃(p) = + dp = p2 2π π 2π −∞ π 2π E − 2m −∞ −∞ ⇒ Ψ(0) = π(1 − λ 2π C R +∞ −∞ dp 1 p2 E− 2m ) = π(1 + λ 2π C R +∞ −∞ dp 1 p2 −E 2m ) . Um das Integral im Nenner zu lösen, führen wir zunächst die Substitution y := durch. Man erhält √ Z Z Z +∞ 1 1 1 +∞ 1 2mE +∞ = dp dy . dp p2 = p E −∞ ( √2mE )2 − 1 E y2 − 1 − E −∞ −∞ 2m (94) √ p 2mE (95) Die Funktion im Integranden hat zwei Pole bei y = ±1. Die Stammfunktion ist bekannt, und der Hauptwert des Integrals lässt sich wie folgt berechnen Z +∞ Z +R Z +R 1 1 1 ) = lim dy 2 = 2 lim dy 2 HW ( dy 2 R→∞ −R R→∞ 0 y −1 y −1 y −1 −∞ Z 1− = 2 lim (lim ( R→∞ →0 0 1 dy 2 + y −1 Z +R dy 1+ y2 1 )) −1 1 y − 1 1− 1 y−1 R = 2 lim (lim ([ log| |]0 + [ log| |] ) R→∞ →0 2 y+1 2 y + 1 1+ 1 2+ 1 R−1 1 R−1 = 2 lim (lim ( log| | + log| |)) = 2 lim log| | = 0. R→∞ →0 2 R→∞ 2 2− 2 R+1 R+1 Bachelorarbeit in theoretischer Physik 24 (96) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Somit ergibt sich Ψ(0) = 2mλC λC C λΨ(0) = = ⇒ φ̃(p) = . 2 2 p p π π(k 2 − p2 ) ) E − 2m π(E − 2m (97) Jetzt können wir nachprüfen, ob die Fourier Rücktransformation von (96) im Ortsraum die Lösung (91) tatsächlich reproduziert. Dafür betrachten wir zunächst den Fall x > 0 Z +∞ Z +∞ 1 2mλC 1 exp(ipx) dp φ̃(p) exp(ipx) = dp φ(x) = 2π −∞ 2π −∞ π(k 2 − p2 ) Z mλC +∞ exp(ipx) =− 2 dp 2 . (98) π p − k2 −∞ besitzt zwei reelle Pole an den Stellen p = ±k. Um das Integral (97) Der Integrand exp(ipx) p2 −k2 auszuwerten, fixieren wir zunächt ein grosses R > 0 und ein kleines > 0, und konstruieren eine geschlossene Kurve γR, , wie in Abbildung 1 gezeigt ist. pi R e A B -k e D +k E C F pr 1 Figure 1: Geschlossene Kurve γR, . Weil alle Singularitäten der Funktion exp(ipx) ausserhalb dieser Kurve sind, ist ihr Inp2 −k2 tegral entlang γR, gleich Null. Wir verwenden diese Tatsache, und zerlegen das erwähnte Integral in verschiedene Teilstücke Z Z Z Z exp(ipx) exp(ipx) exp(ipx) exp(ipx) 0= dp 2 = dp + dp + dp p − k2 p2 − k 2 p2 − k 2 p2 − k 2 γR, A→B ByC C→D Z exp(ipx) + dp 2 + p − k2 DyE Z Bachelorarbeit in theoretischer Physik E→F exp(ipx) dp 2 + p − k2 25 Z dp AxF exp(ipx) . p2 − k 2 (99) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Nun können wir gegen Null gehen lassen Z 0 = lim →0 dp γR, exp(ipx) p2 − k 2 Z Z Z exp(ipx) exp(ipx) exp(ipx) = lim ( dp 2 ) + dp + dp ) →0 p − k2 p2 − k 2 p2 − k 2 A→B C→D E→F Z Z Z exp(ipx) exp(ipx) exp(ipx) + lim dp 2 + lim dp 2 + dp 2 2 2 →0 ByC →0 DyE p −k p −k p − k2 AxF Z +R Z Z Z exp(ipx) exp(ipx) exp(ipx) exp(ipx) dp 2 = + lim dp + lim dp + dp . p − k 2 →0 ByC p2 − k 2 →0 DyE p2 − k 2 p2 − k 2 −R AxF (100) Das letzte Integral ist von unabhängig und bleibt daher unverändert. Jetzt schauen wir, was mit den Integralen B y C und D y E passiert, indem wir sie für ein festes . parametrisieren und dann dem Limes berechnen. Zunächst definieren wir f (p) := exp(ipx) p2 −k2 f hat bei p = −k ein Pol erster Ordnung, und somit lässt sie sich in der Nähe von g(p) g(p) p = −k als f (p) = p−(−k) = p+k schreiben, wobei g holomorph (sogar in p = −k) ist, mit g(−k) = Res(f, −k) = limp→−k (p − (−k))f (p). Wir parametrisieren nun B y C durch h : [π, 0] → B y C, h (t) := −k + exp(it), (101) und erhalten Z lim Z Z 0 exp(ipx) 0 = lim dp f (p) = lim dt f (h (t))h (t) dp 2 2 →0 ByC →0 π →0 ByC p −k Z 0 Z 0 g(h (t)) 0 g(−k + exp(it)) = lim dt dt h (t) = lim i exp(it) →0 π →0 π h (t) + k exp(it) Z 0 Z 0 = lim i dt g(−k + exp(it)) = i dt lim g(−k + exp(it)) →0 π π Z →0 0 dt g(−k) = −iπg(−k) = −iπRes(f, −k) =i π = −iπ lim (p + k)f (p) = −iπ lim p→−k p→−k exp(ipx) iπ exp(−ikx) = . p−k 2k (102) Ganz analog erhält man Z exp(ipx) exp(ipx) = −iπRes(f, +k) = −iπ lim (p − k)f (p) = −iπ lim lim dp 2 2 →0 DyE p→k p→k p + k p −k =− Bachelorarbeit in theoretischer Physik iπ exp(ikx) . 2k 26 (103) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Aus (99) folgt Z 0= +R Z exp(ipx) iπ exp(−ikx) iπ exp(ikx) exp(ipx) dp 2 − + dp 2 + 2 p −k 2k 2k p − k2 −R AxF Z Z +R Z +R exp(ipx) exp(ipx) iπ exp(ipx) π sin(kx) dp 2 = dp 2 − (2i sin(kx)) + = dp 2 + 2 2 p −k 2k p −k p − k2 k AxF −R −R Z Z Z +R exp(ipx) exp(ipx) exp(ipx) π sin(kx) dp 2 + dp 2 − dp 2 ⇒ =− 2 2 p −k p −k k p − k2 AxF −R AxF Z +∞ Z +R exp(ipx) exp(ipx) ⇒ HW ( dp 2 ) = lim dp 2 2 R→+∞ −R p −k p − k2 −∞ Z exp(ipx) π sin(kx) − lim dp 2 =− . (104) R→+∞ AxF k p − k2 Wir zeigen nun, dass der letzte Term auf der rechte Seite von Gleichung (103) verschwindet. Dafür parametrisieren wir zunächst A x F für ein festes R hR : [0, π] → A x F, hR (t) = R exp(it), Z | AxF exp(ipx) |=| dp 2 p − k2 Z π 0 0 exp(ihR (t)x)hR (t) exp(ihR (t)x)hR (t) dt |≤ dt | | hR (t)2 − k 2 hR (t)2 − k 2 0 0 Z π 0 | exp(ihR (t)x)||hR (t)| = dt |hR (t)2 − k 2 | 0 Z π | exp(ihR (t)x)| = exp(Re(ihR (t)x)) = exp(Re(ixR(cos(t) + i sin(t)))) = exp(−Rx sin(t)). t ∈ [0, π] ⇒ sin(t) ≥ 0; x > 0 ⇒ Rx sin(t) ≥ 0 ⇒ −Rx sin(t) ≤ 0 ⇒ exp(−Rx sin(t)) ≤ 1 0 |hR (t)| = |Ri exp(it)| = R |hR (t)2 − k 2 | ≥ ||hR (t)2 | − | − k 2 || = ||hR (t)|2 − k 2 | = ||R exp(2it)|2 − k 2 | = |R2 − k 2 | 1 1 = R2 − k 2 > 0 ⇒ ≤ 2 2 2 |hR (t) − k | R − k2 Z Z π exp(ipx) R Rπ ⇒| dp 2 | ≤ dt = → 0, R → +∞ p − k2 R2 − k 2 R2 − k 2 AxF 0 Somit erhält man aus (103) Z +∞ dp −∞ exp(ipx) π sin(kx) =− . 2 2 p −k k (105) Aus (97) erhält man φ(x) = − mλC sin(kx) Cmλ sin(k|x|) mλC π sin(kx) (− )= = , 2 π k πk kπ Bachelorarbeit in theoretischer Physik 27 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik was nichts anderes als Gleichung (91) ist. Die Konsistenz ist also gezeigt für den Fall x > 0. Für den Fall x < 0 kann man die Tatsache, dass die Fuktion φ̃ aus (96) gerade ist, ausnützen. Daraus folgt, dass φ ebenfalls gerade sein muss, denn Z +∞ Z +∞ Z +∞ 1 1 dp φ̃(p) sin(px)) dp φ̃(p) cos(px) + i dp φ̃(p) exp(ipx) = ( φ(x) = 2π −∞ 2π −∞ −∞ Z +∞ Z +∞ Z +∞ 1 1 1 = dp φ̃(p) cos(p(−x)) dp φ̃(p) cos(px) = dp φ̃(p) cos(p(−x)) = ( 2π −∞ 2π −∞ 2π −∞ Z +∞ Cmλ sin(k| − x|) Cmλ sin(k|x|) +i dp φ̃(p) sin(p(−x))) = φ(−x) = = . kπ kπ −∞ Dabei hat man verwendet, dass die Funktionen φ̃(p) sin(p(±x)) ungerade sind, und ihre Integrale dem entsprechend verschwinden müssen. Die Konsistenz für den Fall x = 0 folgt direkt aus der Forderung, dass φ im Punkt x = 0 stetig sein muss Cmλ sin(k|x|) Cmλ sin(k|0|) = . x→0 kπ kπ φ(0) =! lim φ(x) = lim x→0 Wir fassen nun unsere bisherigen Resultate zusammen Schrödinger Gleichung − 1 ∂ 2 Ψ(x) + λδ(x)Ψ(x) = EΨ(x) (Ortsraum) 2m ∂x2 m p2 Ψ̃(p) + λΨ(0) = E Ψ̃(p) (Impulsraum) . 2m (106) Falls λ < 0 Gebundener Zuständ (Lösung mit E < 0) √ mλ2 E := − ; k := −mλ = −2mE, 2 √ Ψ(x) = k exp(−k|x|). (107) Streuzustände (Lösungen mit E > 0) √ E ∈ R+ ; k := 2mE Ungerade Lösung: ΨU (x) = A sin(kx) m Ψ̃U (p) = iπA(δ(p + k) − δ(p − k)) (108) Gerade Lösung Bachelorarbeit in theoretischer Physik 28 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik ΨG (x) = A cos(k|x| + arctan(− mλ )). k m Ψ̃G (p) = Aπ cos(arctan(− mλ 2mλ ))(δ(p + k) + δ(p − k) + ) k π(k 2 − p2 ) (109) Die allgemeine Lösung positiver Energie ist eine Linearkombination aus (107) und (108) für festes E (bzw k). Falls λ > 0, gibt es nur Lösungen positiver Energie, und zwar gegeben durch (107) und (108) mit angepasstem λ. Die Beziehung (13) sagt uns, dass für einen 1 ∂2 + λδ(x) (mit anderen Worten: für ein vorgegebenen Hamilton Operator H = − 2m ∂x2 vorgegebenes λ ∈ R), müssen zwei Lösungen ΨA und ΨB von (105) mit EA 6= EB zueinander orthogonal sein. Um uns davon zu überzeugen, dass die Lösungen (106), (107) und (108) konsistent sind, können wir nun diese Orthogonalitätsbedingung nachprüfen. Sei z.B. ein festes λ < 0 vorgegeben. Nachzuprüfen wäre also, dass die Lösung (106) mit einer negativen Energie Eneg orthogonal zu einer beliebigen linearen Kombination aus (107) und (108) mit einer festen positiven Energie Epos ist, und dass zwei solche Linearenkombinationen mit unterschiedlichen Energien zueinander orthogonal sind. Wegen der Linearität des Skalarprodukts sind diese Bedingungen äquivalent dazu, dass die Lösung (105) gleichzeitig zu (107) und (108) orthogonal ist, sowie dass die Lösungen (107) und (108), zwei Lösungen der Form (107) und zwei Lösungen der Form (108) mit unterschiedlichen Energien zueinander orthogonal sind. Eine gerade und eine ungerade Lösung sind automatisch orthogonal, da aus dem Produkt der beiden eine ungerade Funktion resultiert, und daher ihr Integral über R automatisch verschwindet. Daher reicht es, dass wir die Orthogalität in folgenden Fällen nachprüfen 1: (106) und (108) 2: zwei Lösungen (107) mit unterschiedlichen Energien 3: Zwei Lösungen (108) mit unterschiedlichen Energien Die Beziehung (38) erlaubt uns, der Orthogonalität entweder im Ortsraum oder im Impulsraum nachzuprüfen. In jedem der drei Fälle wählen wir die Option, die uns erlaubt, leichter zu rechnen 1: Z +∞ hΨ111 |Ψ113 i = konst dx exp(−k111 |x|) cos(k113 |x| + α) −∞ 0 +∞ Z = konst dx exp(−k111 x) cos(k113 x + α) 0 1 0 = konst (− Z − +∞ dx 0 − k111 1 k111 [exp(−k111 x) cos(k113 x + α)]+∞ 0 exp(−k111 x) (−k113 sin(k113 x + α))) Bachelorarbeit in theoretischer Physik 29 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik 1 0 = konst { k111 0 = konst { +∞ Z − dx (− 0 k113 + k111 Z 1 k113 cos(α) − k111 Z +∞ dx exp(−k111 x) sin(k113 x + α)} 0 1 cos(α) k113 − (− [exp(−k111 x) sin(k113 x + α)]+∞ 0 k111 k111 k111 0 k111 exp(−k111 x))k113 cos(k113 x + α))} = konst { +∞ 0 dx exp(−k111 x) cos(k113 x + α))} = konst { 0 cos(α) k113 sin(α) − ( k111 k111 k111 cos(α) k113 sin(α) − 2 k111 k111 Z k113 2 +∞ −( ) dx exp(−k111 x) cos(k113 x + α))} k111 0 Z +∞ cos(α) k113 sin(α) k113 2 )) dx exp(−k111 x) cos(k113 x + α) = − ⇒ (1 + ( 2 kk111 k111 k111 0 Z +∞ 0 dx exp(−k111 x) cos(k113 x + α) ⇒ hΨ111 |Ψ113 i = konst 0 00 = konst ( cos(α) k113 sin(α) k113 00 cos(α) − ) = konst (1 − tan(α) ) 2 k111 k111 k111 k111 000 = konst (1 − tan(arctan(− 000 mλ k113 mλ k113 mλ 000 000 )) ) = konst (1 + ) = konst (1 + ) k113 k111 k113 k111 k111 = konst (1 + mλ 000 ) = konst (1 + (−1)) = 0 (−mλ) 2: hΨ̃UE |Ψ̃UE0 i = konsthδ(p + k) − δ(p − k)|δ(p + k 0 ) − δ(p − k 0 )i = konst(hδ(p + k)|δ(p + k 0 )i − hδ(p + k)|δ(p − k 0 )i − hδ(p − k)|δ(p + k 0 )i konst (δ(−k + k 0 ) − δ(−k − k 0 ) − δ(k + k 0 ) + δ(k − k 0 )) + hδ(p − k)|δ(p − k 0 )i) = 2π konst (δ(k − k 0 ) − δ(k + k 0 ) − δ(k + k 0 ) + δ(k − k 0 )) = 2π konst = (δ(k − k 0 ) − δ(k + k 0 )) = konst0 (δ(k − k 0 ) − δ(k + k 0 )) π Dabei hat man verwendet Z Z 1 1 0 ∗ 0 hδ(p ± k)|δ(p ± k )i = dp (δ(p ± k)) δ(p ± k ) = dp δ(p ± k)δ(p ± k 0 ) 2π 2π Bachelorarbeit in theoretischer Physik 30 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik 1 = 2π Z dp δ(p − (∓k))δ(p ± k 0 ) = 1 δ(∓k ± k 0 ). 2π (110) Der Ausdruck δ(x − x0 ) verschwindet, falls x 6= x0 . Wegen k 6= ±k 0 , lässt sich das obige Resultat für hΨ̃UE |Ψ̃UE0 i als Null verstehen. 3: hΨ̃GE |Ψ̃GE0 i = konsthδ(p + k) + δ(p − k) + 2mλ 2mλ |δ(p + k 0 ) + δ(p − k 0 ) + i 2 2 π(k − p ) π(k 02 − p2 ) = konst(hδ(p + k)|δ(p + k 0 )i + hδ(p + k)|δ(p − k 0 )i + hδ(p + k)| hδ(p − k)|δ(p + k 0 )i + hδ(p − k)|δ(p − k 0 )i + hδ(p − k)| h = + 2mλ i π(k 02 − p2 ) 2mλ i π(k 02 − p2 ) 2mλ 2mλ 2mλ 2mλ |δ(p + k 0 )i + h |δ(p − k 0 )i + h | i) 2 2 2 2 2 2 π(k − p ) π(k − p ) π(k − p ) π(k 02 − p2 ) konst 2mλ 2mλ (δ(−k + k 0 ) + δ(−k − k 0 ) + + δ(k + k 0 ) + δ(k − k 0 ) + 02 2 2π π(k − k ) π(k 02 − k 2 ) 2mλ 8m2 λ2 1 1 konst 2mλ + + h 2 | 02 i) = (δ(k − k 0 ) + δ(k + k 0 ) 2 02 2 02 2 2 π(k − k ) π(k − k ) π k −p k −p 2π 2mλ 2mλ 2mλ 2mλ + δ(k + k 0 ) + δ(k − k 0 ) + − − 02 2 02 2 02 2 π(k − k ) π(k − k ) π(k − k ) π(k 02 − k 2 ) Z 4m2 λ2 +∞ 1 konst + dp 2 )= (δ(k + k 0 ) + δ(k − k 0 ) 2 2 02 2 π (k − p )(k − p ) π −∞ 2 2 Z +∞ 1 1 konst 2m λ + dp ( 02 + 2 )) = (δ(k+k 0 )+δ(k−k 0 ) 2 2 2 2 02 02 2 π (k − k )(k − p ) (k − k )(k − p ) π −∞ Z +∞ Z +∞ 1 1 konst 2m2 λ2 ( dp − dp )) = (δ(k + k 0 ) + δ(k − k 0 ) + 2 2 2 − k 02 π (k − k 02 ) −∞ p2 − k 2 p π −∞ Z +∞ Z 2 2 1 1 2m λ 1 1 +∞ konst + 2 2 ( dy 2 − 0 dy 2 )) = (δ(k + k 0 ) + δ(k − k 0 )) 02 π (k − k ) k −∞ y − 1 k −∞ y −1 π + = konst0 (δ(k + k 0 ) + δ(k − k 0 )). R +∞ Hierbei wurde die Beziehung HW ( −∞ dy y21−1 ) = 0 verwendet. Für λ > 0 gäbe es nur Lösungen mit positiver Energie, und daher müssten wir Ortogonalitätsbedingungen 2 : und 3 : nachprüfen. Dies macht man ganz analog wie vorher, denn die Lösungen (107) und (108) sind identisch wie im Fall λ < 0. Bachelorarbeit in theoretischer Physik 31 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik 3 Relativistischer Hamilton Operator Jetzt können wir das im letzten Abschnitt behandelte Problem im Rahmen der relativistischen Quantenmechanik bearbeiten. Wie wir erklärt haben, lohnt es sich in diesem Fall, das ganze Problem im Impulsraum zu lösen, und dann die Resultate durch eine Rücktransformation in den Ortsraum zu übertragen. Wir schreiben also nochmals die relativistische Schrödinger Gleichung im Impulsraum (siehe Gleichung (22)) Z +∞ √ 2 4 2 2 2 m c + ~ k c Ψ̃(k) + dx V (x)Ψ(x) exp(−ikx) = E Ψ̃(k). −∞ Mit unserer Konvention ~ = c = 1, k = p erhalten wir Z +∞ p 2 2 m + p Ψ̃(p) + dx V (x)Ψ(x) exp(−ipx) = E Ψ̃(p). −∞ Mit V (x) = λδ(x) können wir das dort stehende Integral wie in (54) auswerten Z +∞ dx λδ(x)Ψ(x) exp(−ipx) = λΨ(0)), und somit −∞ p m2 + p2 Ψ̃(p) + λΨ(0) = E Ψ̃(p), E ∈ R. (111) Wir können die letzte Gleichung nach Ψ̃(p) auflösen, und erhalten Ψ̃(p) = λΨ(0) p . E − p2 + m2 (112) Weiter gilt 1 Ψ(0) = 2π Z +∞ −∞ λΨ(0) Ψ̃(p) = 2π Z +∞ −∞ 1 p , E − p2 + m2 ⇓ 2π = λ Z +∞ −∞ 1 p . E − p2 + m2 (113) Wir zeigen zunächst, dass das Integral in (112) für beliebige E ∈ R divergiert. Man betrachte zunächst den Fall E 2 − m2 > 0 p p E + p2 + m 2 E + p2 + m2 1 p p p = = 2 E − m2 − p2 E − p2 + m2 (E − p2 + m2 )(E + p2 + m2 ) p p √ p2 + m2 p2 + m2 E E = 2 + = − − , wobei b:= E 2 − m2 > 0. E − m2 − p2 E 2 − m2 − p2 p 2 − b2 p 2 − b2 (114) Bachelorarbeit in theoretischer Physik 32 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik √ Wir definieren F (p) := alpha ergibt − p2E−b2 − p2 +m2 p2 −b2 und suchen die Stammfunktion von F . Wolfram- p p−b E ln(| |) − ln(| p2 + m2 + p|) 2b p+b p √ √ b p2 + m2 + p b2 + m2 b2 + m2 + ln(| p |). √ 2b b p2 + m2 − p b2 + m2 Z G(p) := dp F (p) = − (115) (116) Um uns davon zu0 überzeugen, leiten wir G ab und prüfen, ob wir F erhalten. Wegen ±h (p) h0 (p) 0 (ln(±h(p))) = ±h(p) = h(p) , können wir die Beträge im Logarithmus vergessen p−b 0 E p + b − (p − b) p + b E 2b p+b E E ln( )) = (− )( ) = (− )( )( )=− 2 )( 2 2 2b p+b 2b (p + b) p−b 2b (p + b) ) p − b p − b2 (117) p √ + 1 p 1 p2 +m2 (− ln( p2 + m2 + p))0 = − p = −p (118) p2 + m2 + p p2 + m 2 p √ √ b p2 + m2 + p b2 + m2 0 b2 + m2 ln( p )) ( √ 2b b p2 + m2 − p b2 + m2 √ p √ √ bp b2 + m2 (( p = + b2 + m2 )(b p+ m2 − p b2 + m2 ) 2b p2 + m2 p √ √ bp 1 − (p − b2 + m2 )(b p+ m2 + p b2 + m2 )) p √ p2 + m2 (b p2 + m2 − p b2 + m2 )2 √ p √ 2 b2 +m2 2bp√ 2 + m2 √ b p2 + m 2 ) (− + 2b b2 + m2 p+ m2 = 2b b2 (p2 + m2 ) − p2 (b2 + m2 ) √ √ √ √ √ b2 + m2 −2bp2 b2 + m2 + 2b b2 + m2 (p2 + m2 ) b2 + m2 2bm2 b2 + m2 p p = = 2b 2b m2 p2 + m2 (b2 − p2 ) m2 p2 + m2 (b2 − p2 ) (− b2 + m 2 p . = p2 + m2 (b2 − p2 ) (119) ⇓ G0 (p) = − =− E 1 b2 + m2 p p − − p 2 − b2 p2 + m2 p2 + m2 (p2 − b2 ) E p2 − b2 + b2 + m2 E p2 + m 2 p p − − = − p 2 − b2 p 2 − b2 p2 + m2 (p2 − b2 ) p2 + m2 (p2 − b2 ) p p2 + m2 E =− 2 − = F (p). p − b2 p 2 − b2 Bachelorarbeit in theoretischer Physik 33 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Um zu zeigen, dass das Integral in (112) divergiert, reicht es, zu prüfen, dass die Stammfunktion G des Integranden unendlich gross wird, wenn p → ∞ p p−b E ln(| |) − ln(| p2 + m2 + p|) p→+∞ p→+∞ 2b p+b p √ √ b p2 + m2 + p b2 + m2 p−b b2 + m2 E ln(| p lim ln(| |) + |)) = − √ 2 2 2 2 2b 2b p→+∞ p+b b p +m −p b +m lim G(p) = lim (− √ 2 2 √ 1 + p√b +m 2 2 p 2 b +m b m +p2 √ |) − lim ln(| p2 + m2 + p|) + lim ln(| 2 2 p→+∞ p→∞ 2b 1 − p√b +m b p E p−b =− lim ln(| |) − lim ln(| p2 + m2 + p|) + p→+∞ 2b p→+∞ p+b √ m2 +p2 1+ b2 + m 2 lim ln(| p→∞ 2b 1− √ 2 2 rb +m 2 b m2 +1 p √ |) 2 +m2 b r 2 b m2 +1 p √ 1+ b2 + m2 =0−∞+ ln(| 2b 1− √ b2 +m2 b √ b2 +m2 b |) = −∞. Nun betrachten wir den Fall E 2 − m2 < 0, und definieren nochmals F (p) := √ p2 +m2 E + . Wolfram alpha ergibt 2 2 2 2 E −m −p E −m2 −p2 Z G(p) := p dp F (p) = − ln(| p2 + m2 + p|) − √ + arctan( √ √1 E− p2 +m2 = E Ep p ) (arctan( √ m2 − E 2 m2 − E 2 p2 + m2 p )). m2 − E 2 (120) Wir prüfen E E −√ (√ G0 (p) = − p m2 − E 2 m2 − E 2 p2 + m2 1 +√ −√ p p2 + m2 − √ p2 1 p2 +m2 p2 + m2 1+ E 2 p2 (m2 −E 2 )(p2 +m2 ) 1 1 1 ) = −p p2 2 2 − E 1 + m2 −E 2 p + m2 m2 E E m2 (m2 − E 2 )(p2 + m2 ) p (√ m2 − E 2 m2 − E 2 p2 + m2 (p2 + m2 ) (m2 p2 + m4 − E 2 m2 ) +√ 1 m2 − E 2 1 p ) = − m2 − E 2 m2 − E 2 + p2 p2 + m2 Bachelorarbeit in theoretischer Physik 34 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik − E(m2 − E 2 ) 1 E 2 m2 m2 − E 2 p − = −p 2 2 4 2 2 2 2 2 2 2 (m2 − E 2 ) p2 + m2 (m p + m − E m ) (m − E )(m − E + p ) p2 + m 2 E E −m2 + E 2 − p2 − E 2 E2 p p − 2 − 2 = − 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 m −E +p p +m p +m −E p + m (m − E + p ) m − E 2 + p2 p p2 + m2 E p2 + m2 E =p + 2 = + 2 = F (p). 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 E −m −p E − m2 − p2 p + m (E − m − p ) E − m − p (121) Und nun schauen wir, was mit G passiert, wenn p → +∞ p lim G(p) = − lim ln(| p2 + m2 + p|) − √ p→+∞ p→+∞ + lim arctan( √ p→+∞ E E q ( lim arctan( √ m2 − E 2 p→+∞ m2 − E 2 1 + m2 p2 ) p E E π )) = −∞ − √ (arctan( √ ) + ) = −∞. (122) 2 m2 − E 2 m2 − E 2 m2 − E 2 Wir zerlegen nun das Integral von (112) in zwei Teile wie folgt Z +∞ Z +∞ Z +∞ 1 1 1 1 p p dp = dp ( +p )− dp p . 2 2 2 2 2 2 2 E− p +m E− p +m p +m p + m2 −∞ −∞ −∞ (123) R +∞ Wir zeigen, dass das erste Integral −∞ dp ( √1 2 2 + √ 21 2 ) konvergent ist, und zwar E− p +m p +m R für beliebige Energie E. Wie aus Gleichung (117) ersichtlich ist, gilt dp √ 21 2 = p +m p 1 1 2 2 ln(| p + m + p|). Um die Stammfunktion von F̃ (p) := √ 2 2 + √ 2 2 zu bestimE− p +m p +m men, können wir die Fälle 1) E 2 − m2 > 0, und 2) E 2 − m2 < 0 unterscheiden, dabei p 2 2 die Funktionen aus (115) und (119) nehmen und zu jeder den Term ln(| p + m + p|) addieren 1) E 2 − m2 > 0 : √ √ √ R b p2 +m2 +p b2 +m2 p−b b2 +m2 E √ |). Falls E > 0, hat F Sei G̃(p) := dp F̃ (p) = − 2b ln(| p+b |) + 2b ln(| √ b p2 +m2 −p b2 +m2 √ R +∞ Pole bei p = ±b = ± E 2 − m2 . In diesem Fall berechnet man das Integral −∞ dp F (p) wie folgt Z Z Z +∞ +∞ dp F̃ (p) = 2 −∞ R dp F̃ (p) = 2 lim R→+∞ 0 Z = 2 lim (lim( R→+∞ →0 b− Z R dp F̃ (p) + 0 dp F̃ (p) 0 dp F̃ (p))) b+ = 2 lim (lim([G̃(p)]b− + [G̃(p)]R 0 b+ )) R→+∞ →0 = 2 lim (G̃(R) − G̃(0) + lim(G̃(b − ) − G̃(b + ))) R→+∞ Bachelorarbeit in theoretischer Physik →0 35 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik E 2b − = 2 lim (G̃(R) − G̃(0) + lim( ln(| |) →0 2b R→+∞ 2b + p p √ √ (b m2 + (b − )2 + (b − ) b2 + m2 )(b m2 + (b + )2 − (b + ) b2 + m2 ) p √ √ + ln(| p |))) (b m2 + (b − )2 − (b − ) b2 + m2 )(b m2 + (b + )2 + (b + ) b2 + m2 ) 2b − E |)) = 2 lim (G̃(R) − G̃(0) + lim( ln(| →0 2b R→+∞ 2b + p √ (b m2 + (b − )2 + (b − ) b2 + m2 ) √ + lim(ln(| p |)) →0 (b m2 + (b + )2 + (b + ) b2 + m2 ) p √ (b m2 + (b + )2 − (b + ) b2 + m2 ) √ + lim(ln(| p |))) →0 (b m2 + (b − )2 − (b − ) b2 + m2 ) 2b − E |)) (l’hopital) = 2 lim (G̃(R) − G̃(0) + lim( ln(| →0 2b R→+∞ 2b + √ √ b(b+) 2 + m2 √ −b(b−) √ − b − b2 + m2 m2 +(b−)2 m2 +(b+)2 + lim(ln(| b(b+) |)) + lim(ln(| −b(b−) |))) √ √ 2 + m2 2 + m2 →0 →0 √ 2 √ + b + b 2 2 2 m +(b+) m +(b−) = 2 lim (G̃(R) − G̃(0) + 0 + 0 + 0) = 2 lim (G̃(R) − 0) = 2 lim G̃(R) R→+∞ R→+∞ E R−b = 2(− lim ln(| |) + R→+∞ 2b R+b √ 1+ b2 + m2 lim ln(| R→∞ 2b 1− R→+∞ √ 2 2 qb +m 2 b m2 +1 R √ |)) 2 +m2 b q m2 b 2 +1 R √ √ 2 2 1 + b b+m b2 + m2 √ ln(| = |). 2 2 b 1 − b b+m R +∞ Falls E < 0, hätten wir direkt −∞ dp F̃ (p) = 2 lim→0 (G̃(p) − G̃(0)) schreiben können. Also erhalten wir für E 2 − m2 > 0 √ √ √ √ Z +∞ 2 2 b2 +m2 1 + b b+m +1 b2 + m2 b2 + m2 √ dp F̃ (p) = ln(| |) = ln( √ 2 b 2 ) 2 2 b +m b b 1 − b +m −1 −∞ b =√ |E| E2 − |E| √ E 2 −m2 ln( |E| √ m2 E 2 −m2 2 2 b +1 −1 ) (124) 2) E − m < 0 : In diesem Fall hat F̃ (p) = √1 2 2 + √ 21 2 weder für E < 0 noch für E > 0 reelle PolE− p +m p +m R √ stellen. Wir definieren nochmals G̃(p) := dp F̃ (p) = − √m2E−E 2 (arctan( √ 2 Ep )+ 2 2 2 m −E arctan( √ p )) m2 −E 2 und berechnen Z +∞ Z dp F̃ (p) = 2 −∞ Bachelorarbeit in theoretischer Physik m +p +∞ dp F̃ (p) = 2 lim ([G̃(p)]R 0) R→+∞ 0 36 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik = 2 lim (G̃(R)) − 2G̃(0) = 2 lim (G̃(R)) R→+∞ = −√ R→+∞ E R 2E q ( lim (arctan( √ )) + lim (arctan( √ ))) 2 2 2 2 R→+∞ m − E R→+∞ m − E2 m2 − E 2 m + 1 R2 2E E π (arctan( √ ) + ). 2 2 2 2 2 m −E m −E E π π Sei α := arctan( √ ) ∈ (− , + ) 2 2 m2 − E 2 = −√ ⇒ tan(α) = √ (125) E sin2 (α) E2 ⇒ = m2 − E 2 1 − sin2 (α) m2 − E 2 E2 π ⇒ sin (α) = 2 . Falls E ≥ 0 ⇒ α ∈ [0, + ) ⇒ sin(α) ≥ 0. m 2 π Falls E < 0 ⇒ α ∈ (− , 0) ⇒ sin(α) < 0. Also: sign(sin(α)) = sign(E) 2 E E ⇒ sin(α) = ∈ (−1, 1) ⇒ α = arcsin m m Z +∞ 2E π E dp F̃ (p) = − √ ⇒ (arcsin( ) + ). 2 2 m 2 m −E −∞ 2 (126) Falls [E 2 − m2 < 0] oder falls [E 2 − m2 > 0 und E < 0] Z +∞ Z +∞ dp F (p) = 2 dp F (p) = 2[G(p)]+∞ 0 −∞ 0 = 2(G(+∞) − G(0)) = 2(−∞ + ln(m)) = −∞. (127) Falls E 2 − m2 > 0 und E > 0 Z R Z +∞ Z b− dp F (p) = 2 lim (lim( dp F (p) + dp F (p))) = 2 lim (G(R) − G(0) R→+∞ →0 −∞ R→+∞ b+ 0 + lim(G(b − ) − G(b + ))) = 2 lim (G(R) − G(0) + lim(G̃(b − ) − G̃(b + )) →0 →0 R→+∞ p p + lim(ln(| (b + )2 + m2 + b + |) − ln(| (b − )2 + m2 + b − |))) →0 = 2 lim (G(R) − G(0) + 0 + 0) = 2 lim (G(R) − G(0) + 0 + 0) = 2 lim G(R) + 2 ln(m) R→+∞ R→+∞ R→+∞ = −∞ + 2 ln(m) = −∞. (128) R +∞ Wie aus Gleichung (122) ersichtlich ist, muss das Integral −∞ dp √ 21 2 divergieren, p +m R +∞ 1 √ denn sonst würde das Integral −∞ dp als Summe zweier konvergenter Integrale E− p2 +m2 R +∞ auch konvergieren. Andererseits kann man die Divergenz von −∞ dp √ 21 2 mit Hilfe p +m p 2 2 ihrer Stammfunktion ln(| p + m + p|), welche im Undendlichen unendlich gross wird, Bachelorarbeit in theoretischer Physik 37 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik argumentieren. Wenn wir es schaffen könnten, Rdieses Integral durch etwas Konvergentes zu +∞ 1 √1 dp ersetzen, hätten wir etwas Konvergentes für 2π erhalten, und somit auch −∞ 2 2 E− p +m für den Parameter λ1 (siehe Gleichung (112)), was tatsächlich das Ziel dieser ganzen ersten R +∞ 1 Rechnung ist. Dafür transformieren wir das eindimensionale Integral 2π dp √ 21 2 in −∞ p +m seine ’D’-dimensionale Version wie folgt Z Z +∞ pD−1 1 1 δ D−1 D p p dp dp = . (2π)D (2π)D 0 p~2 + m2 p2 + m2 (129) Dabei haben wir die D-dimensionale Integration in eine radiale- und eine Winkelintegration aufgespalten. Weil der Integrand √ 21 2 nur vom Betrag |~p| abhängt, erfolgt p ~ +m die Winkelintegration unabhängig von der radialen, und als Folge erhält man die ganze Oberfläche δ D−1 des Randes der D-dimensionalen Einheitskugel (auch als ”Volumen der (D − 1)-dimensionalen Einheitssphäre” bekannt), welche man aus der radialen Integration herausnehmen kann. Wikipedia liefert δ D−1 = π D/2 . Γ( D2 ) (130) Dabei ist Γ(x) die Gamma-Funktion. Das gesamte Integral auf die rechte Seite von Gleichung (128) hätte physikalische Dimension ”pD−1 ”, und daher führen wir einen Term 1 = m1−D als Produkt ein, um das Ganze wieder dimensionslos zu machen (wir armD−1 beiten in einem Einheitensystem, indem [m]=[p]=[E]) Z +∞ Z +∞ 1 1 1 1 1 1 p p = = dp ( +p ) λ 2π −∞ E − p2 + m2 2π −∞ E − p2 + m2 p2 + m2 1 − (2π)D Z D dp 1 p = 2π p~2 + m2 Z m1−D δ D−1 (2π)D Z 1 − +∞ dp ( −∞ +∞ 0 1 1 p +p ) E − p2 + m 2 p2 + m2 pD−1 dp p . p2 + m2 (131) Das letzte Integral lösen wir mit Hilfe von Maple, und erhalten D−1 D xD−1 D−1 Γ(− 2 )Γ( 2 ) √ dp p =m dx √ =m , für D ∈ [0, 1). 2 π x2 + 1 p2 + m2 0 0 (132) In Konsistenz mit unserem vorherigen Resultat gilt somit Z +∞ pD−1 D−1 Z lim D→1 0 Z +∞ dp p +∞ pD−1 p2 + m2 Bachelorarbeit in theoretischer Physik D−1 Γ(− = lim m D→1 38 D−1 )Γ( D2 ) 2 √ 2 π = +∞. (133) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Dabei hat man verwendet: limx→0 Γ(x) = +∞. Nun können wir den letzten Summanden in Gleichung (130) als Funktion der Γ-Funktion ausdrücken Z )Γ( D2 ) pD−1 m1−D δ D−1 +∞ m1−D π D/2 D−1 Γ(− D−1 2 √ dp p m F (D) := = (2π)D (2π)D Γ( D2 ) 2 π p2 + m 2 0 π− D+1 2 Γ(− D−1 ) 2 . (134) 2D+1 Wir wissen, dass F ”explodiert”, wenn D genau den Wert 1 annimmt, aber es bleibt endlich, solange dieser knapp darunter liegt. Wir schreiben also D = 1 + für ein kleines negatives und mit Hilfe von Mathematica erhalten wir = γ − ln(4π) 1 − + O(). π 2π Dabei ist γ ≈ 0, 577 die ”Euler-Mascheroni-Konstante”. F (1 + ) = − 3.1 (135) Gebundener Zustand des relativistischen Hamilton Operators Wir fixieren jetzt eine Energie E ∈ (0, m) (d.h. E 2 − m2 < 0) und scheiben die Gleichung (130) nochmals Z +∞ Z +∞ 1 1 1 1 1 1 1 p p = +p ) = = dp ( 2 2 2 2 2 λ λ() 2π −∞ E − p + m 2π −∞ E− p +m p + m2 Z m1−D δ D−1 +∞ pD−1 1 γ − ln(4π) E E π p − dp +O(). =− √ (arcsin( )+ )+ + D 2 2 2 2 (2π) m 2 π 2π π m −E p +m 0 (136) Die Situation ist also wie folgt: Im nicht-relativistischen Fall haben wir einen vorgegebenen Parameter λ ∈ R als ”input”, und daraus ergibt sich ein ganzes Energie-Spektrum für gebundene und/oder Streuzustände als ”output”. Im relativistischen Fall ergibt sich aus Gleichung (112) eine ”Inkonsistenz”, die wir nur lösen können, indem wir eine feste Energie (z.B. eine E ∈ (0, m)) auswählen, und dann das Integral auf der rechten Seite der erwähnten Gleichung durch einen ”Trick” in etwas Endliches transformieren. Dieses resultiernde endliche ”Objekt” wird zwangsläufig von der ausgewählten Energie EB abhängen, und durch Gleichung (112) wird diese E-Abhängigkeit auf den Parameter λ übertragen, und daher auf den Hamilton Operator. Ausgehend von dieser ausgewählten Energie ergibt sich dann, wie wir sehen werden, analog zum nicht-relativistischen Fall, ein ganzes Spektrum anderer Energieneigenwerte zum resultierenden Hamilt Operator H = H(λ(EB )). √A Gleichung (111) sagt uns, dass die Funktion Ψ̃ als Ψ̃(p) = geschrieben werden 2 2 E− p +m kann. Wir können jetzt versuchen, diese zu normieren (d.h. die Konstante A zu bestim√1 men). Dafür schreiben wir F (p) := . 2 2 2 (E− p +m ) −m<E <m: Bachelorarbeit in theoretischer Physik 39 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Wolfram alpha liefert Z G(p) := √ E m2 − E 2 p dp F (p) = 3 (p p2 + m2 − E (m2 − E 2 ) 2 1 p Ep p ) + arctan( √ ))). 2 2 −E m − E 2 p2 + m 2 √ 1 1 (E m2 − E 2 lim q ⇒ lim G(R) = 3 2 R→+∞ R→+∞ (m2 − E 2 ) 2 1 + m2 − E + m2 (arctan( √ (137) m2 R R E p q ) + lim arctan( √ + m2 ( lim arctan( √ R→+∞ R→+∞ m2 − E 2 m2 − E 2 1 + )))) m2 R2 √ π E (E m2 − E 2 + m2 ( + arctan( √ ))). 3 2 m2 − E 2 (m2 − E 2 ) 2 Z 2 Z +∞ A2 +∞ A2 A2 ! A dp F (p) = dp F (p) = 1= (G(+∞) − G(0)) = G(+∞). 2π −∞ π 0 π π v u r 3 u π π(m2 − E 2 ) 2 t √ ⇒A= = . G(+∞) E m2 − E 2 + m2 ( π2 + arctan( √m2E−E 2 )) = 1 (138) (139) (140) ⇓ r 3 π(m2 −E 2 ) 2 E m2 −E 2 +m2 ( π2 +arctan( √ √ Ψ̃(p) = E− p E )) m2 −E 2 p2 + m2 . (141) Wir können nun Ψ(x) finden, indem wir Ψ̃(p) rücktransformieren Z +∞ Z 1 A +∞ exp(ipx) p Ψ(x) = dp Ψ̃(p) exp(ipx) = dp . 2π −∞ 2π −∞ E − p2 + m2 Dabei betrachten wir den Fall 0 < E < m. Sei F (p) := exp(ipx) √ E− p2 +m2 (142) . Um das Integral in (141) auszuwerten, p können wir den Residuensatz ausnützen. Dafür müssen wir zunächst der Funktion p2 + m2 eine Bedeutung geben, und zwar für alle (oder möglichst alle) p ∈ C. Dies machen wir wie folgt √ 1 1 1 arg(z) ) z := exp( (z))) = exp( (ln(|z|) + iarg(z))) = exp( ln(|z|)) exp(i 2 2 2 2 1 = |z| 2 exp( Bachelorarbeit in theoretischer Physik 40 iarg(z) ). 2 (143) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Weil der Logarithmus nur für strikt positive Zahlen definiert ist, müssen wir √ unsere obige Definition auf z ∈ C/{0} einschränken. Mit (142) haben wir eine Funktion z konstruiert, die überall stetig und holomorph ist, bis auf die Menge M := {z ∈ C : Im(z) = 0, Re(z) ≤ 0}. Wir schreiben p = pr + ipi und definieren z := p2 + m2 = p2r − p2i + m2 + i(2pr pi ). Somit liegt z in M genau dann, wenn px = 0 und pi ∈ (−∞, −m] ∪ [+m, +∞). Dieser Bereich ist in Abbildung 2 rot markiert. pi +im pr -im Figure 2: Bereich, wo die Funktion p p2 + m2 nicht definiert ist. In Abbildung 3 zeichnen wir in der komplexen p-Ebene die Menge aller Punkte (pr, pi), für welche Re(z) oder Im(z) ein bestimmtes Vorzeichen aufweisen. Die blauen Linien in den untersten Bildern entsprechen den Punkten (pr, pi), welche die Relation Re(z) = p2x − p2y + m2 = 0 erfüllen. Es wird für die folgende Rechnung nützlich sein, Abbildungen R +∞ exp(ipx) √ 2 und 3 im Auge zu haben. Nun betrachten wir wieder das Integral −∞ dp = E− p2 +m2 p R +∞ dp F (p). Mit Definition (142) angewandt auf p2 + m2 , ist F wohldefiniert und −∞ √ sogar holomorph auf der Menge C − [M̃ ∪ {±i m2 − E 2 }], wobei M̃ := {p ∈ C√: Re(p) = 0 und |Im(p)| ≥ m} dem roten Bereich in Abbildung 2 entspricht und p = ±i m2 − E 2 Pole von F sind. Jetzt können wir den Residuensatz anwenden, indem wir zunächst Zahlen x, R, > 0 fixieren und eine √ geschlossene Kurve γR, innerhalb des Gebiets C − M̃ und um den positiven Pol po = +i m2 − E 2 von F konstruieren. Der Residuensatz sagt uns Z Z Z Z 2πiRes(F (p), po ) = dp F (p) = dp F (p) + dp F (p) + dp F (p) A→B γR, Z + Z Bachelorarbeit in theoretischer Physik C↓D Z dp F (p) + ED CxB dp F (p) + E↑F 41 dp F (p). (144) AxF Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Im(z)<0 Im(z)>0 pi pi pr pr pr Re(z)>0 pi Re(z)<0 pi +im +im pr -im pr -im Figure 3: Bereiche, wo der Realteil und der Imaginärteil der Funktion Vorzeichen annehmen. p p2 + m2 bestimmte R R +R In Abbildung 4 sieht man, dass dp F (p) = dp F (p) gilt. Lösen wir die Gleichung A→B −R R (143) nach A→B dp F (p) auf, und lassen wir gegen Null und dann R gegen +∞ gehen, so erhalten wir Z +∞ Z Z Z dp F (p) = 2πiRes(F (p), po )− lim (lim( dp F (p)+ dp F (p)+ dp F (p) R→+∞ →0 −∞ Z + CxB C↓D Z dp F (p)) − lim( AxF →0 E↑F dp F (p)). (145) ED Zuerst suchen wir das Residuum Res(F (p), po ) = lim ((p − po )F (p)) = p→po lim √ p→i m− E 2 √ ((p − i m− E 2 ) exp(ipx) p ) E − p2 + m2 p √ exp(ipx)(E + p2 + m2 ) = lim ((p − i m− E 2 ) ) √ E 2 − p2 − m2 p→i m− E 2 p √ exp(ipx)(E + p2 + m2 ) √ √ = lim ((i m− E 2 − p) ) √ (p + i m2 − E 2 )(p − i m2 − E 2 ) p→i m− E 2 p √ exp(ipx)(E + p2 + m2 ) exp(−x m2 − E 2 )Ei √ √ = lim (− )= . √ p + i m2 − E 2 m2 − E 2 p→i m− E 2 (146) Nun schauen wir, was mit jedem Term R auf der rechten Seite von Gleichung (144) passiert. Wir zeigen zunächst, dass lim→0 ( ED dp F (p)) = 0. Dafür parametrisieren wir diesen Bachelorarbeit in theoretischer Physik 42 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik pi F E e C im D po R pr B A Figure 4: Geschlossene Kurve γR, . Schnitt durch h : [0, π] → E D, h (t) := im + exp(it). Wir erhalten Z Z −π Z 0 Z 0 0 0 | dp F (p)| = | dt F (h (t))h (t)| = | dt F (h (t))h (t)| ≤ dt |F (h (t))h0 (t)| ED −π 0 Z 0 = dt −π −π exp(−xm − x sin(t)) p . |E − 2 exp(2it) + 2mi exp(it)| (147) Man betrachte zuerst den Nenner des Integranden |2 exp(2it) + 2mi exp(it)| ≤ |2 exp(2it)| + |2mi exp(it)| = 2 + 2m p p ⇒ |E − 2 exp(2it) + 2mi exp(it)| ≥ |E| − | 2 exp(2it) + 2mi exp(it)| p √ = E − |2 exp(2it) + 2mi exp(it)| ≥ E − 2 + 2m > 0, (für klein genug). (148) R Mithilfe der letzen Ungleichung können wir nun | ED dp F (p)| nach oben abschätzen 0 exp(−xm − x sin(t) √ E − 2 + 2m ED −π Z 0 √ = exp(−xm) dt exp(−x sin(t)). E − 2 + 2m −π Z | Z dp F (p)| ≤ dt Das Integral von rechts konvergiert (monotone Konvergenz) gegen Z 0 dt lim exp(−x sin(t)) = π. −π →0 Bachelorarbeit in theoretischer Physik 43 (149) (150) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Der Rest konvergiert gegen Null, und daher gilt Z lim dp F (p) = 0. →0 Als Nächstes zeigen wir, dass Z lim (lim( R→+∞ →0 (151) ED Z dp F (p))) = lim (lim( R→+∞ →0 CxB dp F (p))) = 0 (152) AxF gilt. Wir beweisen die Behauptung nur für den Schnitt C x B, denn für den anderen würde man ganz analog vorgehen müssen. Wir parametrisieren C x B durch hR : [0, arccos( )] → C x B, hR (t) := R exp(it), R und erhalten als Erstes Z Z dp F (p)) = lim( lim( →0 CxB →0 arccos( R ) dt F (hR (t))h0R (t)) Z = 0 (153) lim→0 arccos( R ) dt F (hR (t))h0R (t) 0 Z π 2 = dt F (hR (t))h0R (t). (154) 0 Jetzt müssen wir zeigen, dass das letztes Integral verschwindet, wenn R → +∞. Wir haben Z π Z π Z π 2 2 2 exp(−Rx sin(t))R 0 0 p | dt F (hR (t))hR (t)| ≤ dt |F (hR (t))||hR (t)| = dt . |E − R2 exp(2it) + m2 | 0 0 0 (155) Analog zu vorher, suchen wir eine positive untere Schranke für den Nenner des Integranden p p p |E − R2 exp(2it) + m2 | ≥ | R2 exp(2it) + m2 | − |E| = |R2 exp(2it) + m2 | − E p √ ≥ |R2 exp(2it)| − |m2 | − E = R2 − m2 − E > 0, (für R gross genug) (156) Nun verwenden wir dieses Resultat, um eine obere Schranke für das Integral in (154) zu finden Z π Z π 2 2 exp(−Rx sin(t))R 0 | dt F (hR (t))hR (t)| ≤ dt √ R 2 − m2 − E 0 0 Z π 2 1 =q dt exp(−Rx sin(t)). (157) E 0 m2 1 − R2 − R Der Faktor vor dem Integral geht gegen 1, und das Integral konvergiert gegen (majorisierte Konvergenz) Z π 2 dt lim exp(−Rx sin(t)) = 0. (158) 0 R→+∞ Bachelorarbeit in theoretischer Physik 44 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Weil die Integration über das Intervall (0, π2 ) läuft, ist sin(t) strikt positiv und der Integrand geht daher gegen 0. Es bleibt uns nur noch, zu schauen, was mit den Schnittkurven C ↓ D und E ↑ F passiert. Zunächst lassen wir gegen 0 gehen. Dafür betrachten wir zuerst C ↓ D und parametrisieren es durch √ (159) h : [m, R2 − 2 ] → C ↓ D, h (t) := + it. Wir haben Z √ Z R2 −m2 dp F (p) = − Z dt F (h (t))h‘ (t) = −( dt F (h (t))h‘ (t) m m C↓D R Z − R √ dt F (h (t))h‘ (t)). (160) R2 −2 Wir zeigen zuerst, dass das zweite Integral in (159) verschwindet, wenn gegen Null geht. Betrachte dafür Z R Z R Z R exp(−xt) p | √ dt F (h (t))h‘ (t)| ≤ √ dt |F (h (t))||h‘ (t)| = √ dt |E − h (t)2 + m2 | R2 −2 R2 −2 R2 −2 Z R Z R exp(−xt) exp(−xt) ≤ √ dt p dt p ≤ √ 2 2 |h (t) + m | − E |h (t)|2 − m2 − E R2 −2 R2 −2 Z R Z R exp(−xt) exp(−xt) dt √ ≤ √ dt √ → 0, wenn → 0. (161) = √ t2 + 2 − m2 − E t2 − m2 − E R2 −2 R2 −2 Mit Hilfe von (159) und (160) ergibt sich √ Z Z dp F (p) = − lim lim →0 R2 −m2 →0 C↓D Z R = − lim →0 m Z R dt F (h (t))h‘ (t) = − lim →0 m i exp(ix − xt) p dt =− E − ( + it)2 + m2 Z R i exp(ix − xt) p . →0 E − ( + it)2 + m2 dt lim m dt F (h (t))h‘ (t) m (162) Wir gehen nun zurück zur Gleichung (142). Diese sagt uns, dass √ z= p iarg(z) |z| exp( ), für z 6= 0. 2 (163) p Dabei ist |z| = Re(z)2 + Im(z)2 . Aber was ist arg(z) als Funktion von Re(z) und Im(z)? Um dies zu beantworten, unterscheiden wir vier Fälle. Dabei schliessen wir die Fälle Re(z) = 0 oder Im(z) = 0 aus. Im(z) wenn Re(z) > 0, arctan( Re(z) ), Im(z) arg(z) = arctan( Re(z) ) + π, wenn Re(z) < 0 und Im(z) > 0, arctan( Im(z) ) − π, wenn Re(z) < 0 und Im(z) < 0. Re(z) Bachelorarbeit in theoretischer Physik 45 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Wir definieren p := + it und z := p2 + m2 für ein festes t ∈ (m, R). Wie aus Abbildung 3 ersichtlich, liegt z für hinreichend kleines in dem Bereich, wo Re(z) < 0 und Im(z) > 0 gilt. Daher können wir die Wurzel im Nenner des Integranden von (161) als p √ ( + it)2 + m2 = 2 − t2 + m2 + 2it arctan( 2 −t2t 2 +m2 ) + π = ( − t + m ) + (2t) ) exp(i ) 2 schreiben. Wenn wir dort gegen 0 gehen lassen, bleibt nur der Ausdruck p √ π |m2 − t2 | exp(i ) = i t2 − m2 2 2 2 2 2 2 1 4 (164) (165) übrig. Somit liefert der Schnitt C ↓ D für ein festes R > 0 den Beitrag Z Z R Z +R i exp(ix − xt) i exp(−xt) p √ lim dp F (p) = − dt lim =− dt . →0 C↓D →0 E − E − i t2 − m2 ( + it)2 + m2 m m (166) Mit dem Schnitt E ↑ F kann man ganz analog verfahren, und man erhält Z Z R exp(ix(− + it))i p lim dp F (p) = lim dt →0 E↑F →0 m E − (− + it)2 ) + m2 Z R exp(ix(− + it))i p . (167) = dt lim →0 E − (− + it)2 ) + m2 m Mit p := − + it und z := p2 + m2 für ein festes t ∈ (m, R) gilt gemäss Abbildung 3, dass für hinreichend kleines , z in dem Bereich liegt, wo Re(z) < 0 und Im(z) < 0 gilt. Daher können wir die Wurzel im Nenner als p √ (− + it)2 + m2 = 2 − t2 + m2 − 2it −2t arctan( 2 −t 2 +m2 ) − π ) 2 schreiben. Wenn wir nach Null schicken, bleibt in diesem Fall der Ausdruck √ √ π t2 − m2 exp(−i ) = −i t2 − m2 2 1 = (2 − t2 + m2 )2 + (−2t)2 ) 4 exp(i übrig. Somit liefert der Schnitt E ↑ F für ein festes R > 0 den Beitrag Z Z R i exp(−xt) √ . lim dp F (p) = dt →0 E↑F E + i t2 − m2 m (168) (169) (170) Nun können wir die Beiträge von C ↓ D und E ↑ F addieren, und R gegen ∞ gehen lassen, und wir erhalten Z Z lim lim( dp F (p) + dp F (p)) R→+∞ →0 C↓D Bachelorarbeit in theoretischer Physik E↑F 46 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik +R Z R i exp(−xt) i exp(−xt) √ √ dt = lim (− dt + ) R→+∞ E − i t2 − m2 E + i t2 − m2 m m √ Z R exp(−xt) t2 − m2 ) = lim (2 dt R→+∞ E 2 + t2 − m2 m √ Z +∞ exp(−xt) t2 − m2 dt =2 . E 2 + t2 − m2 m Z Somit erhalten wir schliesslich für Ψ(x) mit x > 0 den Ausdruck Z A +∞ dp F (p) Ψ(x) = 2π −∞ Z Z √ A 2 2 (2πiRes(F, i m − E ) − lim lim( dp F (p) + dp F (p))) = R→+∞ →0 C↓D 2π E↑F √ √ Z +∞ A 2πE exp(−x m2 − E 2 ) exp(−xt) t2 − m2 √ = (− −2 dt ) 2π E 2 + t2 − m2 m2 − E 2 m √ √ Z E exp(−x m2 − E 2 ) 1 +∞ exp(−xt) t2 − m2 √ = −A( + dt ). π m E 2 + t2 − m2 m2 − E 2 (171) (172) Für den Fall x < 0 können wir ausnützen, dass Ψ gerade in x sein muss, weil Ψ̃ gerade in p ist. Daher gilt für eine negative Zahl x, dass Ψ(x) = Ψ(−x) = Ψ(|x|), wobei man den Ausdruck für Ψ(|x|) erhält, wenn man x durch |x| in Gleichung (171) ersetzt. Für eine positive Zahl x gilt stets x = |x|, und daher bleibt in diesem Fall die Gleichung (171) auch gültig, wenn man dort |x| statt x schreibt. Mit anderen Worten, wir können Ψ auf ganz R schreiben als √ √ Z E exp(−|x| m2 − E 2 ) 1 +∞ exp(−|x|t) t2 − m2 √ Ψ(x) = −A( + dt ). (173) π m E 2 + t2 − m2 m2 − E 2 In Abbildung 5 zeigt sich ein numerisches Beispiel von (173) mit E = 2m, und A = −|A|, und x in (−5, +5) in Einheiten von E. Wie in der Abbildung ersichtlich ist, gilt limx→0 Ψ(x) = ∞, weil das auftretende Integral divergent wird, falls x = 0. 3.2 Streuzustände des relativistischen Hamilton Operators Wir suchen nun die Steuzustände. Im relativistischen Fall bedeutet dies Lösungen mit Energien E > m. Analog zum nicht-relativistischen Fall suchen wir gerade und ungerade Lösungen, und konstruieren die allgemeine Lösung durch eine Linearkombination. Beginnen wir mit der geraden Lösung. Wir schreiben nochmals Gleichung (110) p m2 + p2 Ψ̃(p) + λΨ(0) = E Ψ̃(p). (174) Bachelorarbeit in theoretischer Physik 47 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Figure 5: Plot der Wellenfunktion des gebundenen Zustandes des relativistischen Hamilton Operators. Dabei ist λ = λ(EB , ) gegeben durch (135), für ein fixes EB ∈ (0, m). Dort machen wir folgenden Ansatz √ Ψ(p) = δ(p − k) + δ(p + k) + φ̃(p), k := E 2 − m2 , und suchen φ̃ p p p p √ √ p2 + m2 Ψ̃(p) = p2 + m2 δ(p− E 2 − m2 )+ p2 + m2 δ(p+ E 2 − m2 )+ p2 + m2 φ̃(p) p √ √ + λΨ(0) = Eδ(p − E 2 − m2 ) + Eδ(p + E 2 − m2 ) + p2 + m2 φ̃(p) + λΨ(0) p √ √ = E(δ(p − E 2 − m2 ) + δ(p + E 2 − m2 )) + p2 + m1 φ̃(p) + λΨ(0) √ √ =! E Ψ̃(p) = E(δ(p − E 2 − m2 ) + δ(p + E 2 − m2 )) + E φ̃(p) p λΨ(0) p ⇒ p2 + m2 φ̃(p) + λΨ(0) = E φ̃(p) ⇒ φ̃(p) = . (175) E − p2 + m 2 Den Term Ψ(0) können wir nun als Funktion von φ(0) ausdrücken Z +∞ Z +∞ Z +∞ √ √ 1 1 1 2 2 Ψ(0) = dp Ψ̃(p) = dp δ(p − E − m ) + dp δ(p + E 2 − m2 ) 2π −∞ 2π −∞ 2π −∞ Bachelorarbeit in theoretischer Physik 48 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik 1 =+ 2π Z +∞ dp φ̃(p) −∞ λ( π1 + φ(0)) 1 1 1 p + + φ(0) = + φ(0) ⇒ φ̃(p) = . 2π 2π π E − p2 + m 2 (176) Nun können wir eine Gleichung für φ(0) ableiten, indem wir φ(x) durch seine Fouriertransformation ausdrücken, und diese an der Stelle x = 0 auswerten Z +∞ Z λ( π1 + φ(0)) +∞ exp(ipx) 1 p dp φ̃(p) exp(ipx) = dp φ(x) = 2π −∞ 2π E − p2 + m2 −∞ Z λ( π1 + φ(0)) +∞ 1 p ⇒ φ(0) = . (177) dp 2π E − p2 + m 2 −∞ R +∞ 1 √1 dp Wir definieren I(E) := 2π und lösen Gleichung (176) nach φ(0) auf −∞ 2 2 E− p +m φ(0) = λI(E) . π(1 − λI(E)) (178) Analog zur Gleichung (122) können wir I(E) in ein konvergentes und ein divergentes Integral zerlegen Z +∞ Z +∞ 1 1 1 1 1 p p I(E) = dp = dp ( +p ) 2π −∞ 2π −∞ E − p2 + m2 E − p2 + m2 p2 + m2 Z +∞ 1 1 . (179) − dp p 2π −∞ p2 + m2 1 Für das erste Integral haben wir die Lösung (bis auf einem fehlenden Faktor 2π ) bereits in 2 2 Gleichung (123), als wir den Fall E − m > 0 betrachteten. Für das divergente Intergral verwenden wir unser Resultat aus Gleichung (134) √ E + E 2 − m2 1 γ − ln(4π) E √ ln( )+ + + O(). (180) I(E) = √ π 2π 2π E 2 − m2 E − E 2 − m2 Wir müssen nun zeigen, dass φ̃(p) schliesslich nur von E und EB abhängt. Dafür führen wir noch ein paar weitere Definitionen ein Z +∞ 1 1 p λ̃(E, EB ) := λ(EB , )(1 + πφ(0)), I(EB ) := dp 2π −∞ EB − p2 + m2 =− E 1 γ − ln(4π) EB p B ) + π) + + + O(), (2 arcsin( 2 m π 2π 2π m2 − EB (181) und drücken φ̃(p) durch diese neuen Grössen aus φ̃(p) = Bachelorarbeit in theoretischer Physik λ̃(E, EB ) p . π(E − p2 + m2 ) 49 (182) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Unsere Aufgabe ist nun, zu zeigen, dass die -Abhängigkeit in λ̃ tatsächlich verschwindet. Aus Gleichung (135) haben wir Z +∞ 1 1 1 p = . (183) I(EB ) = dp 2 2 2π −∞ λ(EB , ) EB − p + m Mit obiger Beziehung lässt sich die λ-Abhängigkeit in λ̃ eliminieren, und wir erhalten λ̃(E, EB ) = λ(1 + πφ(0)) = λ(1 + π = λI(E) 1 I(E) 1 )= (1 + π( )) π(1 − λI(E)) EB I(EB ) π(1 − λI(E)) 1 1 = I(EB ) − I(E) − √EB2 (2 arcsin( EmB ) 2 m −EB 2π + π) − √E 2π E 2 −m2 √ 2 2 E+√E −m ln( E− ) E 2 −m2 . (184) Wir fassen unsere gerade Lösung in einer Gleichung zusammen Ψ̃(p) = δ(p − k) + δ(p + k) + λ̃(E, EB ) = − √ λ̃(E, EB ) A p ; k := E 2 − m2 , A = , 2 2 π E− p +m 2π EB (2 arcsin( EmB ) 2 m2 −EB √ + π) + √ E E 2 −m2 √ 2 2 E+√E −m ln( E− ) E 2 −m2 . (185) Wir betrachten kurz den Term im Nenner von λ̃, welcher von der Energie E abhängt. Wir können diese umschreiben als q 2 √ 1+ 1− m E + E 2 − m2 1 E E2 √ √ q ln( )= q ln( ). (186) 2 2 E 2 − m2 E − E 2 − m2 1− m 1− 1− m E2 E2 Wir sehen nun, dass dieser unendlich gross wird, wenn die Energie gegen ∞ geht. Daher gilt lim λ̃(E, EB ) = 0. (187) E→∞ E In Abbildung 6 zeigen wir ein numerisches Beispiel von λ̃(E, EB ) im Berreich von m ∈ (1, 10) und mit dem Zusammenhang EB = 0.5m. Die Eigenschaft, dass λ̃ gegen Null konvergiert, wenn die Energie gegen Unendlich geht, nennt man ”asyptotische Freiheit”. Diese Eigenschaft besitzt eine Interpretation im Modell eines Teilchens der Masse m, welches mit einem viel massiveren zweiten Teilchen, das im Punkt x = 0 sitzt (und die δ-Barriere darstellt), wechselwirkt. Die Konstante λ̃ stellt die ”Kopplungskonstante” des Systems dar. Wenn diese gross ist, bedeutet es, dass die Wechselwirkung stark ist: Das Teilchen der Masse m spürt das Vorhandensein des unendlich schweren Teilchens. Wenn die Energie des Teilchens gross wird, E → ∞, wird dieses den Einfluss des unendlich schweren Teilchens sehr wenig spüren, und daher λ̃ → 0. Bachelorarbeit in theoretischer Physik 50 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Figure 6: Plot der Kopplungskosntante λ̃(E, EB ). Wir definieren die ”β-Funktion” als β(E, λ̃(E, EB )) := E ∂|λ̃(E, EB )| . ∂E (188) Diese bestimmt, wie stark sich die Kopplung zwischen den Teilchen ändert, wenn die Energie des leichten Teilchens verändert wird. Nun versuchen wir diese Funktion zu berechnen. Zuerst beachten wir, dass der Betrag von λ̃(E, EB ) wie folgt geschrieben werden kann 1 , |λ̃(E, EB )| = −λ̃(E, EB ) = F (E) − G(EB ) √ E E + E 2 − m2 √ F (E) := √ ln( ), 2π E 2 − m2 E − E 2 − m2 EB EB G(EB ) := − p (2 arcsin( ) + π). (189) m 2π m2 − EB2 Jetzt können wir nach E ableiten, und erhalten ∂|λ̃(E, EB )| 1 = F 0 (E)(− ) = −F 0 (E)λ̃2 (E, EB ). ∂E (F (E) − G(EB ))2 Bachelorarbeit in theoretischer Physik 51 (190) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Somit reicht es, die Funktion F abzuleiten √ √ E + E 2 − m2 2 √ )). E 2 − m2 − m ln( F (E) = 3 (2E E − E 2 − m2 2π(E 2 − m2 ) 2 0 1 (191) Schliesslich erhalten wir für die β-Funktion ∂|λ̃(E, EB )| = −EF 0 (E)λ̃2 (E, EB ) ∂E √ √ E + E 2 − m2 E 2 √ = ) − 2E E 2 − m2 )λ̃2 (E, EB ). 3 (m ln( E − E 2 − m2 2π(E 2 − m2 ) 2 β(E, λ̃(E, EB )) = E (192) Abbildung 7 zeigt eine Kurve in zwei Dimensionen, wo der freie Parameter die Energie E ist. Die Abszisse und die Ordinate eines Punktes der Kurve entsprechen jeweils λ̃(E) und β(E) für einen festen Wert von E. Dabei hat man die Beziehung EB = 0.5m fixiert, und die Energie E zwischen 1 und 100 (in Einheiten von m) variiert. Nun können wir versuchen, Figure 7: Plot der zweidimensionalen Kurve (λ̃(E), β(E)). die gerade Lösung im Ortsraum zu berechnen, indem wir Ψ̃ rücktransformieren. Zunächst transformieren wir die δ-Funktionen Z +∞ Z +∞ 1 1 dp δ(p − k) exp(ipx) + dp δ(p − k) exp(ipx) 2π −∞ 2π −∞ Bachelorarbeit in theoretischer Physik 52 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik 1 1 1 exp(ikx) + exp(−ikx) = cos(kx). (193) 2π 2π π Nun transformieren wir den übrigen Term. Dafür fixieren wir R +∞zunächst ein x > 0, und A √ definieren F (p) := exp(ipx) . Somit sind wir also an I = dp F (p) interessiert. Im 2π −∞ 2 2 = E− p +m Gegegensatz zum gebundenen Fall, wo die Energie EB im Intervall (0, m) war, haben wir nun eine Energie E im Intervall (m, +∞), und daher übertragen sich die Pole von F auf √ 2 2 die reelle Achse, nämlich an den Stellen po± = ±k = ± E − m . Wir können in diesem Fall analog zu vorher vorgehen, indem wir Zahlen R, > 0 fixieren, eine geschlossene Kurve γR, innerhalb des wohldefinierten und holomorphen Bereichs von F konstruieren, den Residuensatz anwenden, und dann gegen 0 und R gegen +∞ schicken. Wir haben pi J G im I e H R pr A B -k C D +k E F Figure 8: geschlossene Kurve γR, . in diesem Fall die Kurve so konstruiert, dass die Pole von F sich ausserhalb der Kurve befinden. Somit muss das Integral entlang der Kurve Null ergeben Z Z Z Z 0= dp F (p) = ( dp F (p) + dp F (p) + dp F (p)) A→B γR, Z +( C→D Z dp F (p) + ByC E→F Z dp F (p)) + DyE dp F (p). (194) AxF Nun müssen wir zuerst gegen Null und dann R gegen +∞ R +∞ gehen lassen. Die drei ersten Integrale in Klammern ergeben was wir suchen, nämlich −∞ dp F (p). Die Integrale in der zweiten Klammer hängen nur von ab. Schicken wir gegen Null, so liefern diese (analog zu einer Aufgabe in Abschnitt 2) den Beitrag −iπ(Res(F, −k) + Res(F, +k)). Um diese Residuen zu berechnen, schreiben wir F wie folgt um p p exp(ipx)(E + p2 + m2 ) exp(ipx)(E + p2 + m2 ) exp(ipx) p √ √ = =− F (p) = E 2 − p2 − m 2 (p + E 2 − m2 )(p − E 2 − m2 ) E − p2 + m 2 Bachelorarbeit in theoretischer Physik 53 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik p exp(ipx)(E + p2 + m2 ) . =− (p + k)(p − k) (195) Nun lassen sich die Residuen leicht berechnen p exp(ipx)(E + p2 + m2 ) Res(F, k) = lim (p − k)F (p) = lim (− ) p→k p→k p+k √ √ exp(ikx)(E + k 2 + m2 ) exp(ix E 2 − m2 )E √ =− =− , 2k E 2 − m2 p exp(ipx)(E + p2 + m2 ) Res(F, −k) = lim (p + k)F (p) = lim (− ) p→−k p→−k p−k p √ exp(−ikx)(E + (−k)2 + m2 ) exp(−ix E 2 − m2 )E √ =− = . −2k E 2 − m2 Addieren wir beide Terme, so erhalten wir den Beitrag Z Z lim( dp F (p) + dp F (p)) = −iπ(Res(F, −k) + Res(F, +k)) →0 ByC (196) DyE √ 2πE sin(x E 2 − m2 ) √ =− . E 2 − m2 (197) Für den Schnitt A x F erhalten wir (ganz analog wie bei der vorherigen Aufgabe) den Beitrag √ Z +∞ Z exp(−xt) t2 − m2 dt . (198) lim lim dp F (p) = 2 R→+∞ →0 AxF E 2 + t2 − m2 m Mit Gleichung (193) erhalten wir nun √ √ Z +∞ Z +∞ 2πE sin(x E 2 − m2 ) exp(−xt) t2 − m2 √ dp F (p) = −(− dt +2 ). E 2 + t2 − m2 E 2 − m2 −∞ m (199) Jetzt haben wir alle Teilstücke berechnet, die wir für die Berechnung von Ψ(x) brauchen. Weil diese Funktion gerade ist, können wir dieses Resultat auf ganz R verallgemeinern, indem wir x durch |x| ersetzen. Wir erhalten somit √ Z 1 λ̃(E, EB ) E sin(k|x|) 1 +∞ exp(−|x|t) t2 − m2 Ψ(x) = cos(kx) + ( − dt ), π π k π m k 2 + t2 √ k := E 2 − m2 . (200) Nun suchen wir die ungerade Lösung im Impulsraum. Dafür schreiben wir nochmals die Schrödinger Gleichung p m2 + p2 Ψ̃(p) + λΨ(0) = E Ψ̃(p). (201) Bachelorarbeit in theoretischer Physik 54 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Dabei ist wieder E > m und λ = λ(EB , ) gegeben durch (135), für eine fixe Energie im Intervall EB ∈ (0, m). Wir machen dort den Ansatz √ (202) Ψ̃(p) = δ(p − k) − δ(p + k); k := E 2 − m2 . Schauen wir, was sich daraus ergibt p p p m2 + p2 Ψ̃(p) + λΨ(0) = m2 + p2 δ(p − k) − m2 + p2 δ(p + k) + λΨ(0) p √ = m2 + k 2 δ(p − k) − m2 + (−k)2 δ(p + k) + λΨ(0) = Eδ(p − k) − Eδ(p + k) + λΨ(0) = E Ψ̃(p) + λΨ(0) =! E Ψ̃(p). (203) Unser Ansatz ist also genau dann eine Lösung, wenn ihre Fourierrücktransformation Ψ im Ortsraum an der Stelle x = 0 den Wert 0 ergibt. Wir berechnen also Ψ, und falls diese die Bedingung Ψ(0) = 0 erfüllt, ist unser Ansatz in (201) tatsächlich eine Lösung der Schrödinger Gleichung (200) Z +∞ Z +∞ 1 1 Ψ(x) = dp Ψ̃(p) exp(ipx) = dp δ(p − k) exp(ipx) 2π −∞ 2π −∞ Z +∞ 1 1 1 i − dp δ(p + k) exp(ipx) = exp(ixk) − exp(−ixk) = sin(kx). (204) 2π −∞ 2π 2π π Weil sin(0) = 0, ist unser Ansatz aus (201) tatsächlich eine Lösung. Jetzt haben wir eigentlich alle Lösungen der relativistischen Schrödinger Gleichung (110) gefunden. Diese Gleichung führt zur Gleichung (112), wo ein divergentes Integral auftritt. Dies zwingt uns dazu, einen ”Trick” anzuwenden: Wir zerlegen das Integral in einen konvergenten und einen divergenten Teil. Das divergente Integral, eigentlich ein eindimensionales Integral, bringen wir in eine Dimension D 6= 1, so dass nun das Integral konvergiert und sich explizit auswerten lässt. Der erhaltende Ausdruck ist nun eine Funktion von D und des Energie-Eigenwerts E des Hamilton Operators in (110). Das Resultat ist gültig, solange D im Intervall [0, 1) liegt, und daher dürfen wir D durch 1 + ersetzen, wobei eine negative Zahl ist, die beliebig nahe bei 0 liegen darf. Wenn wir gegen Null schicken, wird unser Ausdruck unendlich gross, in perfekter Konsistenz mit der Tatsache, dass unser ursprüngliches eindimensionales Integral divergent war. Dieses Verfahren nennt man ”Dimensionale Regularisierung”. Wir lassen diesen Ausdruck fix, und dadurch fixieren wir auch den Parameter λ, welcher nach (112) von E und abhängen wird. Wir wählen die Energie E im Intervall (0, m), so dass der Zustand, dessen Wellenfunktion im Impulsraum durch (111) gegeben ist, ein gebundener Zustand wird. Ab nun bezeichnen wir diese Energie mit EB , um die Tatsache, dass sie dem gebundenen Zustand entspricht, zu betonen. Diese Festlegung einer Energieskala, im Bezug auf welche die Theorie formuliert wird, nennt man ”Renormierung”. Nachdem wir den Parameter λ fixiert und dadurch die Schrödinger Gleichung vollständig definiert haben, suchen wir neue Lösungen dieser Gleichung mit einer Energie E, die diesmal im Bereich (m, +∞) liegen soll. Im Gegensatz zum vorherigen Fall, und in Analogie zum nicht-relativistischen Fall, ist nun λ wieder der Bachelorarbeit in theoretischer Physik 55 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik ”Input”, und die Energie E und deren Wellenfunktionen sind der ”Output”. Diese neuen Zustände sind ”Streuzustände”, und wie im nicht-relativistischen Fall besteht deren allgemeine Lösung aus einer Linearkombination aus einem geraden und einem ungeraden Term. Wie im nicht-relativistischen Problem, sollten Lösungen verschiedener Energien zueinander orthogonal sein. Wir können diese Eigenschaft nun verifizieren. Zu diesem Zweck, fassen wir die bisherigen Resultate zusammen. Die Schrödingergleichung im Impulsraum sieht folgendermassen aus p p2 + m2 Ψ̃(p) + λΨ(0) = E Ψ̃(p). (205) Dabei ist λ ein Parameter, welcher von einer fixierten Energie EB ∈ (0, m) und einem ∈ (−1, 0) folgendermassen abhängt λ = λ(, EB ) = F (EB ) := − 1 , F (EB ) + G() EB E 1 γ − ln(4π) p B (2 arcsin( + π)) G() := + + O(). (206) 2 2 m π 2π 2m m − EB Wie im nicht-relativistischen Problem besteht die Menge der Lösungen von (204) aus einer eindeutigen Lösung mit Energie E = EB , welche dem gebundenen Zustand entspricht, und einer Schar von Lösungen mit einer beliebigen Energie E im Intervall (m, +∞), welche Streuzustände sind. Die Lösung des gebundenen Zustandes lässt sich wie folgt schreiben 3 A π(m2 − EB2 ) 2 p p Ψ̃(p) = ; |A|2 = 2 EB m2 − EB2 + m2 π + m2 arctan( √ EB − p2 + m2 EB ) 2 m2 −EB m p √ Z EB exp(−|x| m2 − EB2 ) 1 +∞ exp(−|x|t) t2 − m2 p Ψ(x) = −A( dt + ). π m EB2 + t2 − m2 m2 − EB2 , (207) Für jede fixe Energie E in (m, +∞) gibt es eine Schar von Lösungen zu (204), welche Streuzuständen entsprechen. Die Wellenfunktion jedes einzelnen Streuzustands ist eine lineare Kombination (im Orts- oder im Impulsraum) von einer geraden und einer ungeraden Wellenfunktion, welche allein auch Lösungen derselben Energie E sind. Die gerade Lösung lässt sich schreiben als Ψ̃G (p) = δ(p − √ E 2 − m2 ) + δ(p + λ̃(E, EB ) := − √ E 2 − m2 ) + Φ̃(p), Φ̃(p) := 2π E EB (2 arcsin( mB )+π) 2 −m2 EB √ + √ E E 2 −m2 λ̃(E, EB ) p , π(E − p2 + m2 ) , √ E+√E 2 −m2 ln( E− E 2 −m2 ) m Bachelorarbeit in theoretischer Physik 56 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik √ Z λ̃(E, EB ) E sin(k|x|) 1 +∞ exp(−|x|t) t2 − m2 1 ΨG (x) = cos(kx) + ( − dt ), π π k π m k 2 + t2 √ k := E 2 − m2 . (208) (209) Die ungerade Lösung lässt sich wie folgt schreiben Ψ̃U (p) = δ(p − k) − δ(p + k); k := √ E 2 − m2 , m i sin(kx). (210) π Der gebundene Zustand sollte orthogonal zu jedem Steeuzustand sein, und zwei Streuzustände verschiedener Energien sollten auch zueinander orthogonal sein. Wegen der Linearität des Skalarprodukts reicht es nachzuprüfen, dass der gebundene Zustand gleichzeitig zu jeder geraden Lösung und zu jeder ungeraden Lösung orthogonal ist. Der gebundene Zustand ist gerade, und somit ist die Orthogonalität zu ungeraden Streuzuständen automatisch erfüllt. Um die Orthogonalität zwischen dem gebundenen Zustand und den geraden Streuzuständen nachzuprüfen, lassen wir uns zuerst daranR erinnern, dass die Kon+∞ 1 1 √1 schreiben lässt, wobei I(EB ) = 2π dp stante λ̃ sich als I(EB )−I(E) und −∞ EB − p2 +m2 R +∞ 1 √1 dp I(E) = 2π . Somit erhält man −∞ 2 2 ΨU (x) = E− p +m hΨ̃|Ψ̃G i = hΨ̃|δ(p − = 1 + 2π Z 1 + 2π √ √ E 2 − m2 )i + hΨ̃|δ(p − E 2 + m2 )i + hΨ̃|Φ̃i 1 ∗ √ 2 1 ∗ √ 2 Ψ̃ ( E − m2 ) + Ψ̃ (− E − m2 ) 2π 2π +∞ dp −∞ Z A∗ λ̃ (EB − +∞ dp −∞ = p A∗ p = π(EB − E) p2 + m2 )π(EB − p2 + m2 ) 1 1 A∗ λ̃ 1 p p − ) ( π E − EB EB − p2 + m2 E − p2 + m2 A∗ 1 A∗ λ̃ 1 + (2πI(EB ) − 2πI(E)) π(EB − E) 2π π E − EB = A∗ 1 A∗ λ̃ 1 1 + 2π = 0. π(EB − E) 2π π E − EB λ̃ (211) Um die Orthogonalität zwischen Streuzuständen verschiedener Energien nachzuprüfen, reicht es (wegen der Liniearität des Hamilton Operators), die rein gerade Lösung und die rein ungerade Lösung zu betrachten. Ungerade und gerade Lösungen sind automatisch orthogonal zueinander, und daher müssen wir nur die Orthogonalität zwischen zwei geraden Lösungen verschiedener Energien, und diejenige zwischen zwei ungeraden Lösungen Bachelorarbeit in theoretischer Physik 57 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik verschiedener Energien nachprüfen. Seien also zuerst Ψ̃U und Ψ̃0U zwei ungerade Lösungen der Energien E1 und E2 , wobei also E1 6= E2 . Ihr Skalarprodukt ergibt q q q q 0 2 2 2 2 2 2 hΨ̃U |Ψ̃U i = hδ(p − E1 − m )|δ(p − E2 − m )i − hδ(p − E1 − m )|δ(p + E22 − m2 )i q q q q 2 2 2 2 2 2 − hδ(p + E1 − m )|δ(p − E2 − m )i + hδ(p + E1 − m )|δ(p + E22 − m2 )i q q q q 1 1 2 2 2 2 2 2 = δ( E1 − m − E2 − m ) − δ( E1 − m + E22 − m2 ) 2π 2π q q q q 1 1 2 2 2 2 2 2 δ(− E1 − m − E2 − m ) + δ(− E1 − m + E22 − m2 ) − 2π 2π q q q q 1 2 2 2 2 2 2 (212) = (δ( E1 − m − E2 − m ) − δ( E1 − m + E22 − m2 )). π Der Wert in der δ-Funktion ist im zweiten Fall strikt positiv und im ersten wegen E1 6= E2 auch von Null verschieden, und daher ist das Ergebniss als Null zu vestehen. Es fehlt uns nur, die Orthogonalität zwischen zwei geraden Streuzuständen mit verschiedenen Energien nachzuprüfen. Dafür seien Ψ̃G und p Ψ̃0G zwei solche Zustände mit Energien E1 und E2 , wobei E1 6= E2 . Wir definieren ki := Ei2 − m2 für i = 1, 2, und erhalten hΨ̃G |Ψ̃0G i = hδ(p − k1 )|Ψ̃0G i + hδ(p + k1 )|Ψ̃0G i + hΦ̃|Ψ̃0G i 1 0 1 0 Ψ̃G (k1 ) + Ψ̃ (−k1 ) + hΦ̃|δ(p − k2 )i + hΦ̃|δ(p + k2 )i + hΦ̃|Φ̃0 i 2π 2π G 1 1 ∗ 1 ∗ = Ψ̃0G (k1) + Φ̃ (k2 ) + Φ̃ (−k2 ) + hΦ̃|Φ̃0 i π 2π 2π 1 1 1 1 = δ(k1 − k2 ) + δ(k1 + k2 ) + Φ̃0 (k1 ) + Φ̃∗ (k2 ) + hΦ̃|Φ̃0 i. (213) π π π π Wir zeigen nun, dass die drei letzten Summanden sich wegkürzen. Man betrachte zuerst = λ̃(E2 , EB ) , π(E2 − E1 ) (214) λ̃∗ (E1 , EB ) λ̃(E1 , EB ) = . π(E1 − E2 ) π(E1 − E2 ) (215) Φ̃0 (k1 ) = und analog Φ̃∗ (k2 ) = Nun berechnen wir den letzten Term in (212) Z +∞ Z +∞ 1 1 0 ∗ 0 hΦ̃|Φ̃ i = dp Φ̃ (p)Φ̃ (p) = dp Φ̃(p)Φ̃0 (p) 2π −∞ 2π −∞ λ̃(E1 , EB )λ̃(E2 , EB ) = 2ππ 2 Z +∞ dp −∞ Bachelorarbeit in theoretischer Physik 1 p p (E1 − p2 + m2 )(E1 − p2 + m2 ) 58 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik λ̃(E1 , EB )λ̃(E2 , EB ) 1 = 2 2ππ E1 − E2 = = Z +∞ dp ( −∞ 1 1 p p − ) E2 − p2 + m2 E2 − p2 + m2 λ̃(E1 , EB )λ̃(E2 , EB ) (I(E2 ) − I(E1 )) π 2 (E1 − E2 ) λ̃(E1 , EB )λ̃(E2 , EB ) ((I(E2 ) − I(EB )) − (I(E1 ) − I(EB ))) π 2 (E1 − E2 ) = = λ̃(E1 , EB )λ̃(E2 , EB ) (I(E2 ) − I(E1 )) π 2 (E1 − E2 ) λ̃(E1 , EB )λ̃(E2 , EB ) 1 1 (− + ) 2 π (E1 − E2 ) λ̃(E2 , EB ) λ̃(E1 , EB ) λ̃(E1 , EB ) λ̃(E2 , EB ) Φ̃∗ (k2 ) Φ̃0 (k1 ) =− 2 + =− − . π (E1 − E2 ) π 2 (E1 − E2 ) π π (216) Dies zeigt also, dass 1 (δ(k1 − k2 ) + δ(k1 + k2 )). (217) π Der Wert in der zweiten δ-Funktion ist strikt positiv und der erste ist auch von Null verschieden, denn E1 6= E2 impliziert k1 6= k2 . Daher lässt sich das letzte Resultat wieder als Null interpretieren. Wie im nicht-relativistischen Fall kann man hier auch einen speziellen Typ von Streuzustand konstruieren, aus welchem sich ein Transmissions- und ein Reflexionskoeffizient ablesen lassen. Um diese Lösung zu konstruieren, führen wir als Erstes einige Definitionen ein Z +∞ √ 2 √ 1 t − m2 dt 2 exp(−t|x|). (218) k := E 2 − m2 ; X (x) := π m t + k2 √ Mit dieser Definitionen lässt sich die Energie E als k 2 + m2 schreiben, und man kann die gerade und die ungerade Lösung wie folgt umschreiben √ k 2 + m2 ΨG (x) = cos(kx) + λ̃ sin(k|x|) − λ̃X (x); ΨU (x) = sin(kx). (219) k hΨ̃G |Ψ̃0G i = Wir untersuchen eine Lösung der Form ( exp(ikx) + R(k) exp(−ikx) + C(k)λ̃X (x), falls x ≥ 0, Ψ(x) = T (k) exp(ikx) + C(k)λ̃X (x), falls x < 0. (220) Wenn wir das schaffen könnten, dürften wir T (k) und R(k) jeweils als Transmissions- und Reflexionskoeffizient interpretieren. Wir wissen, wenn so eine Lösung existieren würde, müssten wir sie als lineare Kombination A(k)ΨG + B(k)ΨU der geraden und ungeraden Lösungen schreiben können. Daher fordern wir diese Eigenschaft und versuchen, durch Bachelorarbeit in theoretischer Physik 59 Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik Koeffizientenvergleich alle unbekannten Koeffizienten, unter anderem T (k) und R(k), zu bestimmen. Für x > 0 erhalten wir √ k 2 + m2 ! sin(kx)−A(k)λ̃X (x) Ψ(x) = T (k) exp(ikx)+C(k)λ̃X (x) = A(k) cos(kx)+A(k)λ̃ k + B(k) sin(kx). (221) und cos(kx) = 21 (exp(ikx)−exp(−ikx)), √ k 2 + m2 B(k) A(k) − A(k)λ̃ − ) exp(ikx)(T (k) − 2 2ik 2i √ A(k) A(k)λ̃ k 2 + m2 B(k) + exp(−ikx)(− + + ) + X (x)(C(k)λ̃ + A(k)λ̃) =! 0. (222) 2 2ik 2i Die letzte Gleichung muss erfüllt sein, und zwar für alle x > 0 gleichzeitig. Dies ist genau dann der Fall, wenn die drei Ausdrücke in Klammern, welche von x unabhängig sind, alle 0 sind. Wir können in derselben Weise vorgehen für x < 0, und erhalten √ k 2 + m2 B(k) A(k) − A(k)λ̃ + ) exp(ikx)(R(k) − 2 2ik 2i √ A(k) A(k)λ̃ k 2 + m2 B(k) + exp(−ikx)(1 − + − ) + X (x)(C(k)λ̃ + A(k)λ̃) =! 0. (223) 2 2ik 2i Die Koeffizienten von X (x) in den letzten beiden Gleichungen sind identisch, und daher erhalten wir insgesamt fünf verschiedene lineare Gleichungen für gleich viele Unbekannte: A(k), B(k), T (k), R(k) und C(k). Wir geben hier direkt das Resultat an Wir schreiben sin(kx) = und erhalten 1 (exp(ikx)−exp(−ikx)) 2i A(k) = ik √ , ik − λ̃ k 2 + m2 B(k) = i, ik √ , ik − λ̃ k 2 + m2 √ λ̃ k 2 + m2 √ R(k) = , ik − λ̃ k 2 + m2 ik √ T (k) = . (224) ik − λ̃ k 2 + m2 Wie leicht nachgeprüft werden kann, erfüllen die Transmissions- und die Reflexionskoeffizienten, analog zum nicht-relativistischen Fall, die Bedingung C(k) = − |T |2 + |R|2 = 1. Bachelorarbeit in theoretischer Physik 60 (225) Hernando Sobrino Dimensionale Regularisierung und asymptotische Freiheit des δ-Funktions-Potentials in der relativistischen Quantenmechanik 4 Schlussfolgerung Die Ergebnisse aus dem letzten Abschnitt sind konsistent mit denjenen, die man für das 1-dimensionale δ-Funktions-Potential als selbst-adjugierte Erweiterung des Hamilton Operators erwarten würde. Die Methode der dimensionalen Regularisierung stellt ein effizientes Lösungsverfahren für das Problem dar, und dabei bleiben die Grundeigenschaften des Hamilton Operators (z. Beispiel: Orthogonalität der Eigenfunktionen verschiedener Energien) unangetastet. In Analogie zur Quantenfeldtheorie, in der das Verfahren die Berechnung der Wechselwirkung von Quarks und Gluonen erlaubt und dabei die Eigenschaft der asymptotischen Freiheit der Quantenchromodynamik (QCD) nachweist (im Limes sehr hoher Energien wechselwirken diese Teilchen nur sehr schwach miteinander), führt dieses hierbei zu der Schlussfolgerung, dass ein δ-Funktions-Potential in einer Raumdimension ebenfalls die Eigenschaft der asymptotischen Freiheit besitzt. Diese Arbeit stellt ein perfektes Beispiel davon dar, wie komplizierte Begriffe aus der QFT im Rahmen der relativistischen Quantenmechanik angewandt werden können. 4.1 Danksagung Die Realisierung dieser Arbeit war möglich dank der sehr guten Betreuung von U.-J. Wiese und der Unterstützung von Igor Jurosevic. References [1] Al-Hashimi, A. Shalaby, U.-J. Wiese., Phys. Rev. D89 (2014) 125023. Bachelorarbeit in theoretischer Physik 61 Hernando Sobrino