„Das Glücksspiel und das Strafrecht“ Kriminalität – Strafbarkeit – Schuld Lehrgang „responsible gaming“ in Wien, Sigmund-Freud-Universität 24. 1. 2014, 10 – 13.30 h Univ. Prof. Dr. Klaus Schwaighofer, Innsbruck Aufbau des Beitrags Schwaighofer I. Kriminalität im Zusammenhang mit Spielen und Spielsucht 1. Deliktstypen, die direkt an das Glücksspiel anknüpfen – Abgrenzung zu Verwaltungsübertretungen (§ 52 Abs 1 Glücksspielgesetz) Glücksspiel (§ 168 StGB) • Definition Glücksspiel • Tathandlungen: • Straffreiheit • Rechtfertigung • Abgrenzung zu anderen Deliktstypen, Konkurrenz Ketten- oder Pyramidenspiele (§ 168a StGB) • Definition Gewinnerwartungssystem • Tathandlungen • Straffreiheit • Abgrenzung zu anderen Deliktstypen, Konkurrenz Betrug und betrugsähnliche Delikte (§ 146 ff StGB) • Tatbestandsmerkmale, insb Täuschung, Schadenseintritt • Speziell aus aktuellem Anlass: Spielmanipulationen und Wettbetrug • Abgrenzung Betrügerischer Datenverarbeitungsmissbrauch §148a StGB 2. Kriminalität von Spielsüchtigen • • welche Delikte? direkte und indirekte Beschaffungskriminalität II. Strafbarkeit und Bestrafung (Allgemeines) 1. „strafbares Verhalten“ • • • Tatbestandsmäßigkeit Rechtswidrigkeit Schuld 2. Sanktionierung/Bestrafung • • Arten von Sanktionen (Strafen, vorbeugende Maßnahmen) Strafzumessung, insb. Erschwerungs- und Milderungsgründe 1 III. Spielsucht und Schuld 1. Glücksspielsucht („pathologisches Spielen“) – Suchtkriterien 2. Zurechnungsunfähigkeit (§ 11 StGB) • • Diskretions- und Dispositionsfähigkeit (psychologisches Element): Biologisches Element: (Geisteskrankheit, geistige Behinderung, tiefgreifende Bewusstseinsstörung, andere schwere gleichwertige seelische Störung) 3. Konsequenzen bei Zurechnungsunfähigkeit • Unterbringung in einer Anstalt nach § 21 StGB 4. Konsequenzen bei Zurechnungsfähigkeit • • • • • • Unterbringung in einer Anstalt nach § 22 StGB? Anwendung der Spezialregelungen des Suchtmittelgesetzes? Milderungsgründe Bedingte/teilbedingte Strafnachsicht Nachträgliche Strafmilderung Bedingte Entlassung Literatur: Haller, (Un)glück der Sucht (2007) Höpfel, Kommentierung des § 11 StGB, in Wiener Kommentar zum Strafgesetzbuch 2. Aufl. Kastner, Spielsucht: Delinquenz und Schuldfähigkeit, in: Haller/Jehle (Hrsg), Drogen – Sucht – Kriminalität (2009), 105 ff Meyer/Fabian/Wetzels, Kriminalpsychologische Aspekte und die forensisch-psychologische Wertung des pathologischen Glücksspiels, Strafverteidiger 1990, 464 ff Mörsen/Heinz/Bühler/Mann, Glücksspiel im Gehirn: Neurobiologische Gundlagen pathologischen Glücksspielens, Sucht 57 (4), 259 ff Prunnlechner/Hinterhuber (Hrsg), Wenn Spielen zur Sucht wird (1999) Schumacher, Schuldfähigkeit bei nicht-stoffgebundenen Süchten, in: FS für Werner Sarstedt zum 70. Geburtstag (1981), 365 ff Schwaighofer Klaus, Glücksspielsucht und strafrechtliche Schuld, Österreichische JuristenZeitung 2013/20, 164 – 169 (Heft 4) 2