Münchner Merkur Nr. 239, Wochenende, 17./18. Oktober 2009 Journal HUND, KATZ & CO J3 ...................................................................................................................................... KATZENFUTTER FÜR DIE KLEINEN Bei den Hörnern gepackt: Sediert und von zwei Helferinnen in Schach gehalten, kann Veterinär Paul Huber der Sable-Antilope einen Chip einsetzen und sie impfen. Mit dem Betäubungsgewehr auf Tierfang im Wildreservat Wälder mit vielfältigem Bewuchs, Unterschlupfmöglichkeiten und ein reichhaltiges Nahrungsangebot – das war vermutlich der ursprüngliche Lebensraum von Igeln. Der Veränderung der Landschaft haben sich die stacheligen Tiere jedoch angepasst. Heutzutage leben Igel fast ausschließlich im menschlichen Siedlungsraum. Hier finden sie oft bessere Lebensbedingungen vor als in der freien Landschaft. Ihre Winterschlafnester müssen gut wärmeisoliert und möglichst regen- und schneedicht sein. Damit das als Hauptbaustoff verwendete Laub nicht auseinanderfallen kann, legen Igel ihre Nester meist unter stützendem Astwerk an, etwa in Hecken, aber auch in Hohlräumen unter Schuppen oder Holzstapeln. Der größte Feind der Igel ist der Mensch durch sein unüberlegtes Eingreifen in die Lebensräume der Tiere. In deren Rückzugsgebieten – den menschlichen Siedlungen mit Gärten und Parks – drohen ihnen Gefahren von Laubsaugern bis hin zu Rasenmähern. Über 500 000 Igel werden pro Jahr in Deutschland überfahren, viele verwaiste Säuglinge sterben. Von einem Rettungsversuch für drei Igelbabys erzählt „BlackKitty“ im Forum von tierfreunde.de. Neben einer dicht befahrenen Straße wurden die Kleinen gefunden. In so einem Fall müssen die Waisenkinder natürlich versorgt werden. Als Milch eignet sich Welpen-Aufzuchtmilch. Wenn die Igelchen schon etwas älter sind, mögen sie Katzenfutter, Rührei oder spezielles Igelfutter. Zu trinken kriegen sie Wasser. Außerdem ist es nötig, die Igel von Flöhen zu befreien. Auch dazu gibt es zahlreiche Tipps im Forum von tierfreun- Im Herbst droht Igeln ein vorzeiFOTO: DDP de.de. Nilkola Obermeier tiger Tod. ...................................................................................................................................... Immer in den Hintern... MEHR UNTER TIERFREUNDE.DE Eine Wildzählung, wie vor zwei Wochen an dieser Stelle beschrieben, genügt nicht immer, um das Gleichgewicht in einem südafrikanischen Reservat zu erhalten. Manchmal müssen Tiere betäubt und an anderer Stelle wieder ausgesetzt werden. Ein dramatischer Job. BERUFE ........................................................................................... VON NICOLA FÖRG Der Mann heißt Paul Huber, hat einen österreichischen Urgroßvater und ist die Ruhe selbst. Rundum aber brennt die Luft. Die nächsten Tage stehen im Zeichen des „Dartens“. Das ist nun nicht das launige Kneipen-Pfeilspiel – für den Doktor bedeutet es, Tiere mit dem Betäubungsgewehr zu schießen, sie blitzschnell zu untersuchen, eventuell zu chippen, zu verladen und zu transportieren. Eine wertvolle Fracht, und eine risikoreiche dazu! Königliche Tiere: die seltenen Sable-Antilopen. FOTOS: FÖRG/FKN (1) SABLE-ANTILOPE ............................................................... KEINE KÄMPFER > Es war Major Sir William Cornwallis Harris, der englische Militäringenieur und Jäger, der 1836 die erste Sable-Antilope entdeckte: eine wunderschöne Antilope mit weißschwarzem Gesicht, weißem Bauch und weißem Po. Der Name stammt entweder von den Hörnern (Säbel) oder aber von der Farbe (tiefbraun), da sind sich die Biologen uneins. > Sable werden 120 bis 140 cm groß und bis zu 270 Kilo schwer. Sable-Antilopen sind eine bedrohte Tierart. Es gibt vier Unterarten. Der Vorfahre der Sable, der „Blue Buck“, ist ausgerottet. 1940 gab es 36 000 Tiere, 1990 noch 3500! Sable gibt es heute nur noch in privaten „reserves“ wie bei Ant, die sich mühen, dieses faszinierende Tier zu erhalten. > Gründe für das Sterben der Sable liegen auch in ihrer Sensibilität begründet: Sable müssen täglich mittags trinken können. Sie sind keine Kämpfer und setzen sich an den Wasserlöchern nicht gegen andere durch. Sie brauchen langes Gras. Die Sterblichkeit bei Kälbern ist hoch. Überpopulation und Inzucht Paul schießt heute „nur“ Sable-Antilopen vom Landcruiser aus. „Nur“ ist gut! Das Fahrzeug holpert und scheppert über staubige Buschpisten, die Tiere rennen kreuz und quer. Paul zielt. Zack, rechte Arschbacke. „Just relax“, grinst Paul, er hat lediglich einem fünfjährigen Bullen ein Beruhigungsmittel verpasst. „Der ist hochaggressiv und jagt die anderen sonst nur durch die Gegend“, erklärt Biologin Helen. Eigentlich sollen fünf junge Ladys und zwei Burschen „gedartet“ und später in eine neue Heimat verbracht werden, weil hier im „Sable Camp“ sonst Überpopulation entstünde und Inzucht. Helen knüppelt das Auto rückwärts, dann in immer üblere Hohlwege. Paul grinst. „Die kleine in der Mitte“, ruft Helen und macht eine vage Handbewegung, „die brau- Jeder Schuss sitzt: Veterinär Paul Huber mit seinem Betäubungsgewehr. Schwerstarbeit: Das Umsiedeln eines Wasserbüffels. chen wir.“ Paul schießt. Zack, rechte Arschbacke. Das Tier flüchtet in Panik. Der Cruiser hinterher, ein zweiter Jeep von der anderen Seite. Das Tier jetzt bloß nicht aus den Augen verlieren! Und da, da liegt es wehrlos im struppigen Gras. Ein wunderschönes Tier mit riesigen Augen. Menschen stürmen heran, Helen ist als Erste da, dann Pete, der Wildlifeconservatist. Sie halten die Hörner fest, jemand verbindet dem Tier die Augen. Paul hat ein paar Spritzen gezückt, Impfungen, Entwurmungen, Zeckenprophylaxe, „wenn die Lady grad mal da ist“. Eine Plane wird ausgerollt, das Tier vorsichtig draufgehoben. „Achtung auf die Hinterbeine“, fast zärtlich arrangiert Helen das Bein. Wir alle heben an. Acht Mann hoch, Himmel, ist die zarte Antilopendame schwer! Sie kommt in einen Trailer und schon verlässt die erste tierische Fracht das Sable Camp. An dem Tag trifft Paul noch fünf Mal. Zuletzt sind die beiden jungen Sable-Bullen dran. Stolze Tiere, nur etwas belämmert. Pauls „Hausmischung“ hat er über die Jahre entwickelt, Wirkkombinationen, die für die Tiere den wenigsten Stress bedeuten und sie sehr schnell wieder auf die Füße bringen. Durchatmen, das alles ging so schnell. Paul grinst mal wieder. Ob er das Schießen üben muss? „Och, ich mach das täglich, das ist Übung genug.“ die Gurte, der Rotor lärmt, der Staub verschleiert jede Sicht, alle stürzen auf ihre Fahrzeuge. Heute geht’s um ein viel größeres Areal. Der Fahrtwind ist eisig, ein wolkenverhangenes Afrika in der Früh um sechs kann saukalt sein. Da, der Heli! Er kreiselt, er taucht weg. Paul hängt aus der Kabine, schießt! Alles läuft glatt, aber den Kameraden auf den Trailer zu wuchten, braucht 20 Menschen. Bei Giraffen zählt jede Minute Weiter, nun kommt’s, die Königsdisziplin. Sogar Paul schaut nur noch konzentriert. Wir alle leiden mit. Es ist so wenig Zeit! Paul will eine Giraffe darten – und hat nach dem Schuss genau sieben Minuten Zeit. Der Heli kommt so halsbrecherisch herein, als würde er abschmieren. Der goldene Giraffenbulle rennt. Zwei, fünf Minuten, dann geht er nieder. Lass’ den Hals nirgendwo aufschlagen, heißt das Stoßgebet aller. Bitte! Das erste gewaltige Risiko ist, dass die Giraffe unglücklich fällt. Diese liegt mitten im Gras, ab jetzt ist Countdown: In lächerlichen sieben Minuten müssen die Augen verbunden, ein Gegenmittel verabreicht, das Tier in Seilen vertäut sein – und dann wieder stehen. Sieben Minuten sind da geradezu ein Wimpernschlag! Jede Minute später kann das Tier wegen seines speziellen Stoffwechsels und des Herzens tot sein. Keiner redet mehr, bis zu dem Moment, wo Ant ruft: „Zieht!“ Und wirklich. Der goldene Bulle wankt wacklig auf den Trailer. Klappe zu, nur der Hals schaut raus. Ein Blick auf die Uhr: Sechseinhalb Minuten! Wir Mädels verdrücken ein paar Tränchen, Ant haut Paul erst auf die Schultern, dann eine Umarmung. Harte Männer ganz soft, weil Tiere schützen eben Tiere lieben bedeutet... >> Wer schenkt einem 14-jährigen Schmusekater noch ein paar schöne Jahre? >> Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung – nicht nur beim Menschen. UNBELIEBTE KÜHE Tierärzte fürchten Engpässe bei der medizinischen Versorgung von Kühen, Schafen und anderem Großvieh. „Wir werden einen Nutztierpraktikermangel haben, das ist klar“, erklärt Hans-Joachim Götz, Präsident des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte. Zwar würden Jahr für Jahr genügend Tierärzte ausgebildet, doch spezialisierten sich zu wenige Nachwuchskräfte auf die landwirtschaftlich genutzten Tiere. Die Branche ist zweigeteilt: „Beim Kleintierbereich entwickelt sich der Markt gut, auch im Pferdebereich sind noch keine Auswirkungen der Krise zu spüren“, weiß Götz. Anders sei es bei den Nutztieren. Schon jetzt komme nur ein Bewerber auf 15 freie Stellen, besonders auf dem Lande. Ein Grund für die geringe Beliebtheit ist nach Götz’ Angaben die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und FamiGroßtierärzte sind gesucht – vor lie. Über 90% der jungen allem auf dem Land. FOTO: AP Tierärzte sind Frauen. mm MISS DAISY UND IHRE FREUNDE ....................... LIEBER EINEN PLÜSCHHUND Hundeschule hin oder her: Warum sollen Vierbeiner eigentlich ständig brav und folgsam sein, wenn’s anders viel lustiger und interessanter sein kann (jedenfalls für den Hund)? Über diese essentielle Frage wird in intellektuellen Hundezirkeln viel diskutiert – ohne bisher eine befriedigende Antwort gefunBeagle-Dame Daisy. FOTO: SPE den zu haben. Mein Dackelfreund Wasti zum Beispiel empfindet beim Zerbeißen von Hausschuhen 20 Leute für ein ganz spezielles Lustgefühl, auf das er nicht verzichten einen Wasserbüffel will. Zwar tobt sein Chef hinterher fürchterlich, aber das kann der Wasti routiniert an sich abtropfen lassen. In Pretoria, der einzigen VeteOder die übergewichtige Spanielhündin Donna: Sie hat sich rinärwissenschaftlichen Unispezialisiert auf das Stibitzen von des Herrn Tische und geversität Afrikas hat er stunießt das als elementaren Teil ihres Trieblebens. diert. Der Radius seines EinDer vielrassige Cäsar wiederum, ein gefürchteter Aktionssatzgebietes hat gut 500 Kilokünstler, drückt durch ausgelassenes Löchergraben Gärmeter. Bei Notfällen holt ihn ten und Wiesen gern seinen Stempel auf. Andere Hunde, der Helikopter. Der kommt spontan gepackt von Fernweh, Jagdleidenschaft oder einer auch anderntags zum Einsatz. heißen Spur, brennen unvermittelt ihren Haltern durch. Gestern, das war Routine. Diese verstehen nicht immer Spaß und diskutieren ihrerHeute ist Anspannung pur. seits, ob sie vielleicht strenger und noch konsequenter Ant Baber, der sonst so coole sein müssten, ob sie beim Hundeflüsterer um Rat fragen Besitzer des Wildlife Reserve, sollen, oder ob nicht endlich eine zum Folgen geborene ist wirklich ganz dicht am Lipflegeleichte Spezialrasse gezüchtet werden könnte. mit. Heute gilt’s: Erst müssen......................................................................................................................................................................................................................... Den besten aller Ratschläge gab eine nach Bayern gezogezwei Wasserbüffel raus und ne Sächsin: „Wissense was, goofn Sä sich n Blüschdiiier das ist schon „taff“. Sechs INTERESSANTER und setzn äs ufs Sofa, dann hamse Ihren idealen Hund...“ Fahrzeuge, Helfer und der LINK Bis zum nächsten Mal. Und immer auf der rechten Fährte Helikopter sind nötig. Paul ist bleiben! Eure Daisy bereit. Lässig klinkt er sich in www.waterberg.net Münchner Merkur Nr. 227, Fr./Sa./So., 2./3./4. Oktober 2009 Journal HUND, KATZ & CO J3 Jedes Wildtier zählt Safari mit Block und Bleistift Gut zehn Flugstunden entfernt liegt Johannesburg in Südafrika, nochmals drei Autostunden sind es ins private Wildreservat von Ant Baber. Einmal im Jahr müssen die tierischen Bewohner gezählt werden – der Münchner Merkur war live dabei. Fazit: Ein stachliger Job! VON NICOLA FÖRG 5.30 Uhr: unsittlich früh, kühl und klar. Die knatschgelben Webervögel, die sonst in den Morgen hineinlärmen, sind noch am schlafen. Wir Menschen aber sind wach, es liegt Anspannung in der Luft, es ist der erste Tag des „game cenus“ (Wildtierzählung) bei Ant. Was für uns Europäer seltsam klingt: In Südafrika kann man Wildtiere besitzen, man ist für die Population auf der eigenen Farm verantwortlich – eine große Verantwortung, die eben auch Arterhaltung bedrohter Spezien beinhaltet und genetische Selektion. In einem von hohen Zäunen abgeschlossenen – wenn auch für europäische Maßstäbe riesigen – Areal käme es zu Inzucht und Krankheiten, würden die Tiere nicht reguliert. Vorher aber muss erst einmal klar sein, wie viele der tierischen Bewohner da sind, welche Rassen zugenommen haben, welche womöglich abgenommen. Wie aber bitteschön zählt man Wildtiere? Die stellen sich ja nicht in einer Reihe auf und warten brav. Zu Fuß? Keine Chance, die Tiere flüchten sofort. Mit dem Geländefahrzeug? Eher, denn die Tiere sind die insgesamt 14 Landcruiser und Toyota Hilux gewohnt, alle in verwegene offene SafariFahrzeuge umgebaut, der älteste stammt aus dem Jahr 1976. Aber so ein Vehikel kann nun mal nur auf „roads“ bleiben. Straßen, ein großes Wort für die sandigen Pisten, wo Fahren zum Driften wird. Wie auf Schnee, nur staubi- ger. Mit dem Helikopter? Durchaus, aber das bedeutet Stress für die Tiere. Bei Ant zählt man vom Pferderücken aus. Ants Pferde sind die typischen südafrikanischen stämmigen Tiere, die sich über Jahrhunderte – Mitte des 17. Jahrhunderts wurden sie von den Buren mitgebracht – an die raue Natur angepasst haben. Eine Rasse mit starken Beinen, kurzen Rücken und Hufen wie Stahl. Klar im Kopf – und sozusagen Kumpels der Wildtiere. Die Pferde laufen frei, verbringen ihre Nächte im Busch, da wo sich Zebra und Giraffe, Njalla und Gnu gute Nacht sagen. Man kennt sich – und genau das erleichtert die Zählung. „Mit dem Auto bist du ein lauter Eindringling, auf dem Pferd bist du ein sanfter Insider“, sagt Ant und teilt mir Puzzle zu. Puzzle in Ponygröße, gescheckt und keck und hoch motiviert. Mit von der Partie ist Moses. Moses hat eine Sektion zugeteilt bekommen, wir studieren die Karte, legen den Weg fest, haben Block und Bleistift parat. Unbeschlagene Hufe klappern, wir biegen vom Weg ab, hinein in den Busch. Herr der Wildtierzählung: Der Südafrikaner Ant Baber unterwegs auf einem typischen südafrikanischen Pferd. Diese Rasse, Mitte des 17. Jahrhunderts von den Buren mitgebracht, hat starke Beine und Hufe wie Stahl. Deswegen sind sie für den Trip durch den Busch die besten Kumpel. FOTOS: NICOLA FÖRG 7 erwachsene Tiere, 3 Babys. Moses sagt, wir würden uns aufteilen, etwa 500 Meter entfernt parallel reiten. Wohl wissend, dass Moses da ist, bin ich allein mit einem Pony im Busch. Herzrasen und ratsch, diesmal der Handrücken. Rascheln, Büsche wegdrücken, Kopf einziehen, dann wieder eine Lichtung. Eland Antilopen sind die größten Antilopen, die Damen haben lange dünne Hörner, die Jungs kürzere dicke. Die hier sind schwer zu zählen, Schätzwert: acht Stück. Etwas was Moses später bestätigt. Wir ziehen weiter und auf einmal fühlt es sich an wie Jurassic Park. Lange Hälse ragen aus dem Buschwerk. Giraffen sind die wohl erhabensten Tiere, sie scheinen sich in Zeitlupe zu bewegen. 14 sind es, sie äsen in den Bäumen und stehen still. Zeit und Raum zerfließen, bis Moses mal an den Job erinnert. Und daran, dass es gegen halb zwölf geht. Alle Arbeit muss „before lunch“ getan sein, es wird zu heiß. Unsere Liste, die wir später präsentieren, ist beeindruckend. Wir haben fast 80 Tiere gesehen. Morgen wollen alle mit Moses reiten. Gänsehautgefühle bei den Gnus Jetzt im Frühjahr beginnt es zu grünen, tückisch sind diese miesen Büsche. Sie blühen so herrlich und doch nichts als Stacheln, der ganze Busch ist bewehrt! Buschkrieg – ratsch, der erste Kratzer am Unterarm, Blut tropft. Aber es bleibt keine Zeit zum Lamentieren, da steht eine Herde. Alberne lange Nasen haben sie. „Wilderbeasts“, Moses strahlt. „Gnus“ heißt man die bei uns und sie machen das Zählen einfach. In Reih und Glied marschieren sie vorbei, 19 Stück, 4 Babys. Gänsehautgefühle: Sie sind so verdammt nah, fast als könne man sie streicheln. Weiter. Und da! Zebras, vier Stuten, etwas entfernt ein Hengst mit zwei weiteren Stuten. Ein schwarz-weiß gestreifter Zebrahengst starrt ein schwarzweiß geflecktes Pony an, prustet, das Puzzle-Pony gibt grummelnd Antwort. Könnte man die Welt jetzt anhalten! Sie ziehen weiter. Moses erinnert daran, dass wir einen Job haben: Aufschreiben. Von links kleine Antilopen: Impalas, die Männchen heißen „ram“, bei allen anderen Spezien sind die Männer „bulls“. Giraffen bewegen sich in Zeitlupe vorwärts und beeindrucken mit ihrer wunderbaren Eleganz die Zähler. ZAHLEN UND FAKTEN .................................................... WILDTIER-ZÄHLUNGEN Schon 1910 gab es Game Reserves als Teil der Transvaal Verwaltung. 1912 kam die Idee auf, einen Nationalpark zu gründen, 1926 entstand der erste Nationalpark. South African National Parks (SANParks) sind nun verantwortlich für 3 751 113 Hektar in 20 Nationalparks. Dr. Markus Hofmeyr ist einer der Veterinäre der Parks. Seine Favoriten sind der Kruger, Kgalagadi TFCA and Addo National Park, auch dort werden Tiere gezählt, im Addo and Kruger verwendet man Helikopter, in Kgalagadi ein Segelflugzeug. Akkurate Zahlen über die Tierbestände gibt es nie, nur Schätzwerte, beeindruckend ist es, dass im Kruger die Zahl des Weißen Nashorns die letzten drei Jahrzehnte stark gestiegen sind, man zählt heute 8000 bis 10 000. Addo NP hat einen Anstieg von den gefährdeten schwarzen Nashörnern zu verzeichnen, genaue Zahlen können aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden. Generell erfolgen Zählungen nur dann, wenn man annehmen muss, dass sich etwas markant verändert, das das System gefährdet. Dann gibt es durchaus auch Gegner dieser Zählungen. Indem man nämlich nur 10 Prozent der Tiere beachtet. Es sind die „charismatischen Spezien”, die in den Blickpunkt rücken, für Kleintiere oder Pflanzen interessiert sich keiner und sie sind doch ein wichtiges Rädchen im Gesamt-Ökosystem. www.sanparks.org Brave Tiere: Gnus bewegen sich ordentlich in Reih und Glied. Gut für die Zähler, die den Bestand notieren müssen. FLUGPATEN DRINGEND GESUCHT Er stellt das Urbild des Zamperls dar: der Dackel. Seit seinem Einsatz als Werbeträger für Bier und dem Maskottchen „Waldi“ – das Maskottchen der Olympischen Spiele in München – gehört der Dackel zu Bayern wie Kastanienbäume zum Biergarten. Zudem gilt die Hunderasse als erziehungsresistent, stur, dickköpfig, aber dennoch kinderlieb, anschmiegsam und liebenswert – ganz wie der Bayer selbst. Dringende Hilfe suchen Tierfreunde für drei Zamperl, die in einer Tötungsstation in Spanien ihr Dasein fristen. Mona, Sira und Canuto möchten natürlich gerne nach Bayern kommen – wenn sie einen Flugpaten finden. Mona und Sira sind ein und zwei Monate alt. Vor allem Sira braucht dringend ein neues Zuhause: Sie ist sehr traurig und lässt den Kopf immer hängen. Nicola Obermeier Weitere Informationen gibt es auf tierfreunde.de. > Ein zweiter Teil der afrikanischen Erlebnisse, die Arbeit mit Tierarzt Paul und Betäubungsgewehr folgt! Auf einer spanischen Tötungsstation verbringen die Dackel Sira, Mona und Canute ihr Dasein. Sie brauchen ein Zuhause. .......................................................................................................................................................................................................................... INTERESSANTE LINKS www.waterberg.org Gäste sind eingeladen bei Zählungen mitzuhelfen, außerhalb des „cenus“ kann bei Ant Baber jeder im Busch reiten und so einzigartig nah an Tiere herankommen. Killer auf Nashornjagd Bei Ant zieht öfter am Tag „Rhino Mam“ mit ihrem Baby vorbei. Gemächlich. „Sie war eine aggressive Kuh“, sagt Biologin Helen, „seltsamerweise ist sie mit dem Kalb nun entspannter.“ Als wolle sie ihr hübsches Kind vorzeigen. Und es gab Owen, den Nashorn Bullen, der zeitweise allein war und so einsam, dass er sich tatsächlich jeden Abend am Rande der Dinertafel des Menschen aufgehalten hatte. Gingen die ins Bett, war er weg! Rhinos, Nashör- ............................................................................................................................. ner sind „geheimnisvoll“ und gefährdet! Das Horn eines Bullen kann bis zu 15 Kilo wiegen, auf dem Schwarzmarkt bringt das Kilo Horn 10000 Dollar! Die Chinesen kaufen Rhinohorn, um es zu pulverisieren. Rhinos werden abgeschlachtet, die Schlächter werden immer perfider. Da schleusen sich Menschen als Gäste in eine Safari Lodge ein, lokalisieren die Tiere, verhalten sich ganz normal, meucheln in der Nacht das Tier, packen das Horn in den Koffer und reisen ab… Oder Killer schweben nachts mit dem Helikopter ein, töten das Tier, sind weg wie ein Spuk. Mosambik-Söldner kommen über die Zäune und schießen alles über den Haufen was ihnen in den Weg kommt – auch ein Menschenleben zählt wenig. Rhino „Mam“ hat Glück. Bei Ant sind so viele Reiter unterwegs, dass sich Killer nie sicher sein können, entdeckt zu werden. Noch ein Vorteil der Safari auf dem Pferderücken! ...................................................................................................................................... MEHR UNTER TIERFREUNDE.DE >> Ein Münchner Pferdetrainer im Fernsehen – die hohe Kunst der feinen Kommunikation. >> Urlaubsbetreuung für Riesenschnauzer gesucht – mehr im Forum. AUS MEINER PRAXIS ....................................................... „PIERCING“ VOLL IM TREND? Kater „Luis“ war mit Vorbericht „Sabbert seit gestern und will nicht fressen“ angekündigt. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass er im Mund ein „Piercing“ hatte. Er hatte sich beim Spielen mit den AngelUtensilien von Herrchen einen Angelhaken in die Mundschleimhaut befördert. Tierärztin Katrin D. Kieser. Durch den Widerhaken konnten wir ihn nur in Narkose entfernen. Merkwürdigerweise hatten wir einen gleichartigen Fall zwei Wochen später bei einer anderen Katze, die mit „Piercing“ vom Tagesausflug zurückkam. Nun frage ich mich ernsthaft, ob da eine neue Modewelle in Katzenkreisen auf uns zukommt. >> K.D. Kieser ist Kleintierärztin in Garmisch-Partenk.