Schulen im Centre Dürrenmatt Thematischer Rundgang 2 Friedrich Dürrenmatt – Von den Kriminalromanen zu den Stoffen Im Fokus des Ausstellungsbesuches steht das literarische Schaffen von Friedrich Dürrenmatt, dessen Entstehung und Rezeption. Einführung 1946 brach der 25-jährige Friedrich Dürrenmatt sein Studium (deutsche Literatur und Philosophie) ab und arbeitete von da an bis zu seinem Tod 1990 als Schriftsteller. International berühmt wurde er vor allem durch seine Theaterstücke und die vielfach verfilmten Kriminalromane, sein umfangreiches essayistisches und autobiografisches Spätwerk hingegen ist weniger bekannt. © Centre Dürrenmatt Neuchâtel, Schweizerische Eidgenossenschaft Im Kriminalroman Der Richter und sein Henker (1952) – erstmals als Fortsetzungsroman im Schweizerischen Beobachter veröffentlicht – beschäftigt sich Dürrenmatt mit dem Spannungsverhältnis von Gerechtigkeit und Recht, Rationalität und Zufall. Der Zufall, das Unerwartete, wirft auch in Der Panne (1956) den Protagonisten aus der Bahn. Das moralische Verhalten von Individuum und Gesellschaft bildet den Kern des Theaterstücks Der Besuch der alten Dame (1956) : Die Milliardärin Claire Zachanassian verspricht der Gemeinde, aus welcher sie wegen eines unehelichen Kindes vertrieben wurde, eine Milliarde – unter der Bedingung, dass ihr einstiger Liebhaber getötet werde. In den Physikern (1962) geben sich drei berühmte Atomphysiker als geisteskrank aus, um die destruktive Nutzung ihrer Kenntnisse durch eine unmündige Menschheit zu verhindern. In Der Meteor (1966) wird die vermeintliche Gnade der Auferstehung für den Betroffenen zum Fluch. Dürrenmatt konzipiert seine Werke als Spiel- und Denkmodelle, häufig entstehen mehrere Fassungen und umfangreiche Nachwörter, vieles bleibt unvollendet. 1969 beginnt er mit den Stoffe-Erzählungen, der „ Geschichte meiner Schriftstellerei “. Hier rückt Dürrenmatt das Autobiographische in den Fokus. Er stellt sich die Frage, inwiefern das Leben das Schreiben beeinflusst, wie sich Erlebtes und Erfundenes verbinden und welche Bedeutung der Erinnerung zukommt. Er beschreibt den Entstehungszusammenhang seiner „ geschriebenen Stoffe “ und rekonstruiert einst geplante, jedoch nicht vollendete Erzählungen und Theaterstücke. Unfälle und Pannen spielen nicht nur in Dürrenmatts Romanen eine wichtige Rolle sondern stehen bisweilen auch in einem biographischen Zusammenhang. Hierbei wird ersichtlich, wie sich im Werk des Schriftstellers Autobiographisches mit Fiktion vermischt. Rundgang Ausstellung Etage – 2 2 3 1 1. Dauerausstellung FD - Literatur und Theater 2.Lift 3.Videoraum Etage – 3 3 2 3 4 1 1. Dauerausstellung FD - Gemälde und Zeichnungen 3.Wechselausstellung 4. Video 2.Lift Beim Rundgang durch die Ausstellung kann das Thema anhand der folgenden Werke vertieft werden : • Etage -2, Dauerausstellung (siehe Lageplan) : Vitrinen zu den Themen : Verbrechen, Schuld und Gericht // Zwischen Rekrutenschule und Winterkrieg im Tibet // Zufälle und Pannen // Tragische Komödien: Dürrenmatts Welterfolge // Die Stoffe, das Schreiben. • Etage -2, Dauerausstellung : Bühnenbildmodell zum Meteor. • Etage -2, Dauerausstellung : Biographiewand, Filmausschnitte zu Der Richter und sein Henker (1975) und Die Physiker (1962). • Etage -2, Videoraum : Ausschnitte aus der Verfilmung Der Besuch der alten Dame (1958, Dt. Fernsehen, 11‘, Knopf 3) und der Aufzeichnung der Uraufführung Der Meteor am Schauspielhaus Zürich (Schweizer Fernsehen, 1966, 24‘, Knopf 9). • Etage -3, Dauerausstellung : Porträt von Leonard Steckel als Meteor, Gouache. • Etage -3, kleiner Videoraum : Ausschnitte zu Der Meteor (3’50) und Motive und Urbilder (6‘30) aus dem Film Portrait eines Planeten von Charlotte Kerr (1984). Praktische Aufgaben • Anhand der Dokumente in den Vitrinen die wichtigsten Motive im Werk von Friedrich Dürrenmatt benennen und deren autobiographischen Zusammenhang diskutieren. • Diskussion der Bedeutung des Zufalls im Werk von Friedrich Dürrenmatt. • Vergleich des Anfangs der gedruckten Ausgabe der Stoffe mit dem dazugehörigen Manuskript in der Vitrine Die Stoffe, das Schreiben : Friedrich Dürrenmatt, Labyrinth, Stoffe I-III, S. 13 -15 (in der Buchhandlung des CDN erhältlich). Literatur (Auswahl) Dürrenmatt Friedrich, Labyrinth, Stoffe I-III, Zürich : Werkausgabe in 37 Bänden, Band 28, 1998. Weber Ulrich, „ Malen oder Schreiben “ in : Friedrich Dürrenmatt. Von der Lust, die Welt nochmals zu erdenken, Bern : Haupt 1996, 141 S. inklusive Auswahlbiografie. (Umfassender Überblick über das literarische Schaffen mit Kurzzusammenfassungen der wichtigsten Werke). Website du Centre Dürrenmatt : http://www.bundesmuseen.ch/cdn/00126/ index.html?lang=de Umfassende Bibliographie, erstellt vom Schweizerischen Literaturarchiv : http://www.nb.admin.ch/sla/03495/03499/index.html?lang=de