Familie Wa ru m n e d r leicht we so schwer ist Trotz zahlreicher Diäten klappt es mit dem Abnehmen einfach nicht? Während viele Diäten eher krank als schlank machen, kann es mit der richtigen Strategie funktionieren. Hier berichten Landfrauen über ihre Diäterfahrungen und den Kampf mit den Kilos. D ie Blutgruppen-Diät, die LogiMethode oder doch die Ananasdiät? Wer abnehmen will, hat zig Möglichkeiten, sein Wunschgewicht zu erreichen. Doch viele Diäten machen eher krank als schlank und bleiben auf lange Sicht wirkungslos, bestätigen Experten. Im schlimmsten Fall bringen die Diätwilligen dank des Jojo-Effekts hinterher sogar mehr Gewicht auf die Waage als zuvor. Wir haben mit Bäuerinnen und Landfrauen aus dem Raum Hildesheim gesprochen, die es trotz schlechter Erfahrungen noch einmal mit einer Diät versucht haben – und mit ihrer Strategie Erfolg hatten. 168 top agrar 3/2010 Ernährungsumstellung statt Crash-Diät Die Landfrauen und Bäuerinnen aus Hildesheim trafen sich zum Abnehmen zu 10 Gruppensitzungen im Rahmen des Kurses „Leichter leben“, ein gemeinsames Projekt der Landwirtschaftskammern und der Landwirtschaftlichen Krankenkasse (LKK) unter der Leitung einer Ernährungsberaterin. Die Vorgaben der Expertin waren so einfach wie wirkungsvoll: Strikte Ess-Verbote gab es nicht – und nur an eine einzige Regel sollten die Frauen sich während des Abnehmens halten: Jeden Tag standen 400 g Gemüse auf dem Speiseplan, egal ob roh, gekocht oder als Salat. Das Ziel des Kurses: Eine langfristige Ernährungsumstellung statt einer Blitzdiät. Zusätzlich analysierte Ernährungsberaterin Monika Renziehausen-Blanke gemeinsam mit den Frauen ihr Essverhalten. Mehrmals pro Woche stand zudem Sport auf dem Plan. Insgesamt war das Programm ein voller Erfolg: In der Summe haben die 12 Teilnehmerinnen während der 10 Kurswochen 52 Kilo abgenommen – im Durchschnitt also 4,5 kg pro Person. Gut so: Ein langsamer Gewichtsverlust von höchstens 0,5 kg pro Woche gilt unter Fachleuten als besonders erfolgversprechend. Der Körper hat dann ausreichend Zeit, sich an die „Hungerphase“ zu gewöhnen. Seine Mechanismen, den Gewichtsverlust zu bremsen, werden so zumindest teilweise ausgehebelt. Und Gesundheit und Wohlbefinden verbessern sich bereits mit den ersten schwindenden Kilos. Was Experten außerdem längst vermuten, bestätigen auch die Kursteilnehmerinnen: „Die Gruppe hat mich beim Annedore Schaper, 63, Adenstedt » Ich habe schon viele Blitz-Diäten hinter mir, Jojo-Effekt inklusive. Ich hoffe, dass es mir jetzt gelungen ist, meine Ernährung dauerhaft umzustellen.« Abnehmen regelrecht beflügelt“, sagt Annedore Schaper aus Adenstedt. „Wenn einer mal einen Durchhänger hatte, dann haben die anderen ihn wieder aufgebaut“, so die Bäuerin weiter. Etwas skeptischer war hingegen Teilnehmerin Grudrun Mushardt anfangs. „Ich war mir nicht sicher, ob mir das Abnehmen in der Gruppe zu öffentlich ist. Aber nach der ersten Sitzung legten sich meine Bedenken“, so die Bäuerin. Hungern macht dick Während der Gruppensitzungen vermittelte die Ernährungsberaterin den Landfrauen die Grundlagen einer leichten und ballaststoffreichen Ernährung: Nach diesem Prinzip sind auch andere anerkannte Diäten, wie z.B. die kalorienreduzierte Mischkost, aufgebaut. Sie folgen den neuesten Erkenntnissen der Er- FdH („Friss die Hälfte“) ist mit Sicherheit der falsche DiätAnsatz. Trotzdem lohnt es sich, Portionsgrößen zu hinterfragen. Muss es wirklich immer das Riesenschnitzel sein? nährungswissenschaft. „Verbote gibt es nicht“, erläutert Ernährungsberaterin Monika Renziehausen-Blanke das DiätPrinzip. Stattdessen ist das Ziel, langfristig die Auswahl und Zusammensetzung der Speisen zu verändern. Fettes und Süßes sollten nur ausnahmsweise auf den Tisch kommen, während ballaststoffreiche und natürlicherweise kalorienarme Nahrung reichlich verzehrt werden. „Es ist wichtig, dass die Teilnehmer trotz reduzierter Kalorienaufnahme nicht hungern“, gibt Monika Renziehausen-Blanke zu bedenken. „Denn wer großen Hunger hat, neigt dazu, Lebensmittel wahllos und unkontrolliert in sich hineinzustopfen.“ Zwar bleibt der Grundsatz: „Wer ab- Ran an den Speck? Bevor man sich einer anstrengenden Diät unterzieht, sollte man erst einmal prüfen, ob sie überhaupt nötig ist. Denn auf die Frage „Bin ich zu dick?“ werden im Allgemeinen mehr Frauen mit „Ja“ antworten als mit „Nein“ – auch wenn medizinisch gesehen alles in bester Ordnung ist. Niemand, der Kleidergröße 42 trägt, sollte sich vom gegenwärtigen Schlankheitsideal terrorisieren lassen. Im Gegenteil: Dem aktuellen superdünnen Frauenideal nachzueifern, kann ebenfalls große gesundheitliche Risiken bergen. Doch wo liegt die Grenze zwischen Normal- und Übergewicht? Wissenschaftler beurteilen das Gewicht nach dem so genannten Body Mass Index (BMI) in Zusammenhang mit dem Körperfettanteil und dem Fettverteilungsmuster. Der Nachteil daran: Wer seinen BMI berechnen möchte, braucht einen Taschenrechner. Der BMI ist festgelegt über das Verhältnis: BMI = Körpergewicht (kg) / Grösse (m) x Grösse (m). Als normalgewichtig gelten Frauen mit einem BMI zwischen 20 und 25. Mit dem Alter steigt allerdings der Wert, der als gesundheitlich unbedenklich gilt (ab 35 Jahre ist bis zu einem BMI 26 alles in Ordnung, ab 45 bis BMI 27, ab 55 bis BMI 28 und ab 65 Jahre bis BMI 29). Besonders gut kann man das gesund- nehmen will, muss weniger Energie aufnehmen als er verbraucht“ unumstößlich. „Wichtig ist aber, es dem Körper dabei so angenehm wie möglich zu machen“, bringt die Ernährungsberaterin es auf den Punkt. Dabei spielt Gemüse, egal ob roh, gekocht oder in der Suppe, heitliche Risiko von Über- oder Untergewicht einschätzen, wenn man zusätzlich den Körperfettanteil und die Fettverteilung mit in Betracht zieht. Bei Frauen sollte der Körperfettanteil zwischen 21 und 28 Prozent liegen. So genannte „Impedanzwaagen“ bestimmen mittels elektrischem Widerstand den Körperfettanteil. Allerdings messen die Waagen für den Hausgebrauch oft ungenau und können nur eine Tendenz aufzeigen. Zudem gilt eine birnenförmige Fettverteilung als gesünder: Das Fett, das sich an den Oberschenkeln und am Po festsetzt, ist träger und greift nicht so stark in die Regelkreise und Stoffwechselprozesse im Körper ein, wie das Fett, das sich am Bauch ablagert. Wer laut dieser Definition übergewichtig ist, hat aus medizinischer Sicht allen Grund, abzunehmen. Es muss gar nicht viel sein: 4 bis 5 Kilo weniger reichen schon aus, um die Blutwerte zu verbessern und das allgemeinem Wohlbefinden zu steigern. top agrar 3/2010 169 Familie eine wichtige Rolle. Denn Experten gehen davon aus, dass nicht nur die aufgenommene Energiemenge für das Sättigungsgefühl verantwortlich ist, sondern auch der Grad der Magenfüllung. Dafür ist Gemüse ideal: Es hat kaum Kalorien, dafür aber viel Volumen: Der Magen wird davon schön voll. Gleichzeitig versorgt es den Oganismus mit wichtigen verdauungsfördernden Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. „Idealerweise hat man immer geschnittenes Gemüse vorrätig. Dann kann man sofort zugreifen, wenn der Heißhunger kommt“, rät die Ernährungsberaterin. Ein große Hilfe, so lautet die einhellige Meinung der Landfrauen, war zudem die Ernährungsberatung durch eine Fachfrau. „Landfrauen wissen ja meistens schon sehr viel über gesunde Ernährung. Dennoch gibt es viele Tricks und fettarme, aber schmackhafte Rezepte, die weitgehend unbekannt sind“, hat Monika-Renziehausen-Blanke beobachtet. Die Landfrauen bestätigen: „Ich dachte immer, ich müsste während einer Diät komplett auf Fett verzichten – dabei kommt es nur darauf an, dass ich die richtigen Fette verwende“, erklärt eine Landfrau. Sie bindet ihre Soßen und Suppen jetzt nicht mehr mit Schwitze oder Sahne, sondern mit pürierten roten Linsen. Darüber hinaus geben die Teilnehmerinnen heute ursprünglichen Nahrungsmitteln mit wenig Kalorien aber hohem Sättigungsgrad den Vorzug, wie z. B. Kartoffeln, Magerquark oder magerem Schinken. Auch eine Analyse des Essverhaltens half den Landfrauen bei der Umsetzung ihrer Diät. „Uns wurde vor Augen geführt, dass wir oft nicht essen, weil wir Hunger haben, sondern um andere Bedürfnisse zu befriedigen: Als Belohnung, als Stresskiller oder aus Langeweile. So konnten wir unser Verhalten hinterfragen und ändern“, ergänzt Waltraud Bohnsack aus Bockenem. Im Alltag widerstehen? Doch der Alltag stellt die diätwilligen Landfrauen tagtäglich neu auf die Probe. „Im Alltag ist es schwer, sich strikt an den Diätplan zu halten“, berichten die Teilnehmerinnen einhellig. Da verführen 170 top agrar 3/2010 Gudrun Mushardt, 60, Almstedt » Anfangs war ich hochmotiviert, habe mich viel bewegt und gut abgenommen. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht in den alten Trott zu rückfalle.« Waltraud Bohnsack, 62, Bockenem » Ich esse immer noch jeden Tag 400 g Gemüse und mache zweimal in der Woche Walking. Insgesamt habe ich dadurch 9 kg abgenommen.« Barbara Bartels, 35, Haus Escherde » Früher habe ich mir beim Abnehmen hohe Ziele gesteckt - mit fünf Kilo hätte ich mich nicht abgegeben. Aber anders als früher halte ich die jetzt wenigstens.« Andrea RodenbergLauenstein, 45, Bockenem » Meine Familie stört es nicht, dass ich etwas anders koche. Oft essen wir leichtere Gerichte. Und wenn es Klopse gibt, nehme ich einfach mehr Gemüse.« einerseits die Einladungen zum Kaffeeklatsch oder zum üppigen Abendessen zum über die Strenge schlagen; andererseits erschweren auch der Familienalltag und die Ansprüche der anderen Familienmitglieder das Durchhalten. Auffällig: Es fällt gerade den Frauen schwer, sich strikt an eine Diät zu halten, die in der Familie für das Zubereiten der Mahlzeiten zuständig sind. Sie müssen ständig mit Essen hantieren – auch, wenn sie sich am liebsten davon ablenken würden. Zudem untergräbt häufig die mangelnde Solidarität der anderen Familienmitglieder den Diätwillen, berichten andere Frauen. „Im ersten Moment fehlte meiner Familie das Verständnis für meine Diät. Niemand wollte mich unterstützen, berichtet eine Landfrau. Sie ergänzt: „Mein Mann muss nicht abnehmen und braucht mittags eine ordentliche Portion. Da fällt es mir doppelt schwer, für mich die Erbsen abzuzählen“, so die Bäuerin weiter. Überwiegend erfuhren die anderen Teilnehmerinnen jedoch Unterstützung vom Partner und den Kindern. „Meine Familie stört es nicht, dass ich etwas anders koche als früher“, berichtet Andrea Rodenberg-Lauenstein. „Oft gibt es leckere leichte Gerichte. Und wenn doch mal etwas Schweres auf dem Plan steht, nehme ich einfach etwas mehr Gemüse. Aber ich koche nie zwei Gerichte“, berichtet die Bäuerin. Aus ganz unterschiedlichen Gründen entschlossen sich die Frauen vorab zu einer Diät. Vor allem gesundheitliche Beschwerden, wie z. B. Bluthochdruck, Gelenkverschleiß, Arthrose, Herzinfarkt, Kreislauferkrankungen und Diabetes waren der Auslöser zum Abspecken. „Gegen meine Hüftschmerzen wollte ich etwas tun. Die Gewichtsreduktion hat Wunder gewirkt“, berichtet Annedore Schaper aus Adenstedt. Jetzt ist sie 11 kg leichter und hat kaum noch Schmerzen in den Beinen. Die junge Barbara Bartels war Hannelore Lemme und Ernährungsberaterin Monika Renziehausen-Blanke leiteten den Leichter Leben-Kurs. Weitere Infos gibt es bei den Landwirtschaftskammern. Macht fit und schlank: Durch Bewegung baut der Körper Muskeln auf und verbrennt dauerhaft mehr Kalorien. Egal, ob beim Joggen, Walken oder Radfahren. Fotos: Bröcker (1), Heil (11), Hingst (4), privat (2) hingegen genervt von ihren überflüssigen Pfunden. „Ich habe mich in meiner Haut einfach nicht mehr wohlgefühlt“, berichtet die 35-Jährige. Ohne Sport läuft nichts die sie seit dem Kurs fest in ihren Alltag eingebaut hat – eine Einschätzung, die fast alle Kursteilnehmer teilen. „Anfangs habe ich nicht begriffen, warum ich mich noch mehr bewegen soll. Ich renne doch schon den ganzen Tag über den Hof“, berichtet Beim Halten des neuen Gewichts helfen ihr die regelmäßigen Sporteinheiten, Diät: Auf den Punkt Diese zehn Regeln führten bei den Teilnehmerinnen zum Diäterfolg: ❍ Jeden Tag 400 g Gemüse essen; gekocht, als Rohkost oder als Salat. Das füllt den Magen, sättigt, liefert wertvolle Nähr- und Ballaststoffe und hat kaum Kalorien. Viel Trinken: Mindestens 2 Liter Wasser und Tee am Tag unterstützen die Verdauung und auch die Diät. ❍ Naturbelassene Lebensmittel mit wenig Kalorien bevorzugen, wie z. B. Kartoffeln oder Magerquark. Magerquark sättigt als Eiweißquelle besonders gut und schmeckt sowohl mit Kräutern angerührt zu Pellkartoffeln als auch in Kombination mit Obst toll. ❍ Verbote sind unnötig: Kompletter Verzicht lässt sich auf die Dauer nicht durchhalten. Süße Sünden lieber als Ausnahme zelebrieren. ❍ Sich Zeit fürs Essen nehmen und generell drei Hauptmahlzeiten einhalten. Geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich auf die Diät einzustellen und haben Sie Geduld, wenn die Pfunde nicht sofort purzeln. Zwischendurch gibt es nur ein Stück Obst, Gemüse oder einen Joghurt. Wer körperlich schwer arbeitet, darf ein zweites Frühstück oder eine Vesper einlegen. ❍ Beim Kochen pflanzliche Öle und Fette mit essenziellen Fettsäuren verwenden. Überflüssige Kalorien (z. B. Sahnesoßen, Frittiertes und Gebratenes) vermeiden. eine Bäuerin. „Jetzt habe ich gemerkt, dass man sich beim Walken toll entspannen kann und dass es dazu noch viel Spaß macht“, berichtet die Bäuerin weiter. Doch gerade im Winter und ohne Gruppe fällt es vielen schwer, sportlich aktiv zu bleiben. „Im Sommer hatte ich dank Gartenarbeit und dem schönen Wetter keine Probleme, mich ausreichend zu bewegen“, berichtet Grudrun Mushardt. „Jetzt im Winter kann ich meinen inneren Schweinehund nur überwinden, wenn ich mich zum Sport verabrede“, so die Bäuerin weiter. Die Scheu, beim Sport machen beobachtet zu werden, haben die meisten Bäuerinnen jedoch im Laufe der Zeit abgelegt. Als richtiger Erfolg geht eine Diät nur dann durch, wenn sie auch langfristig zu einer Gewichtsabnahme führt. In diesem Punkt zeigten sich unsere Gesprächsteilnehmerinnen auch fünf Monate nach dem Ende des Kurses vollauf zufrieden. Während die meisten ihr Gewicht gehalten haben, ist es wenigen sogar gelungen, auch nach dem Ende des Kurses noch weiter abzunehmen. „Nach etlichen Crash-Diäten die mich in null komma nichts um 10 kg erleichtert und in noch kürzerer Zeit zum Jojo-Effekt geführt haben, habe ich dank der Ernährungsumstellung mein Gewicht gehalten – ohne mir ständig Gedanken ums Essen zu machen“, bringt Annedore Schaper es auf den Punkt. Kathrin Hingst ❍ Hungern macht dick: Der Körper gibt ungern seine Energiereserven her. Hungert er, speichert er die Nahrung anschließend noch intensiver für Notzeiten. ❍ Ohne Sport läuft nichts: Egal ob Walken, Schwimmen, Laufen oder Radfahren: Durch Bewegung bauen sich Muskeln auf, man wird fit und verbrennt viele Kalorien. ❍ Realistisch bleiben: Schon eine Gewichtsabnahme von ca. 5 Kilogramm verbessert die Gesundheitswerte deutlich und hilft Ihnen, sich wieder wohl in Ihrer Haut zu fühlen. ❍ Analysieren Sie Ihr Essverhalten und machen Sie sich klar, welche Verhaltensmuster Sie dick machen. Holen Sie sich dazu gegebenenfalls Rat bei einer Ernährungsberaterin. top agrar 3/2010 171 Familie Trend-Diäten im Überblick Verlaufen im Diät-Dschungel? Wir erklären die wichtigsten Kostformen und ihre Besonderheiten. Außerdem haben wir Tipps zum Weiterlesen für Sie zusammengestellt. Zum Weiterlesen: Fasten Formula-Diät Das Fasten wird durch eine vollständige Darmentleerung eingeleitet. Anschließend wird für einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen gar nicht oder kaum gegessen. Stattdessen trinken die Fastenden 3 bis 4 Liter am Tag. Beim Heilfasten sind neben Wasser und Tee auch etwas Fruchtsaft oder Brühe und Rohkost zugelassen. Nach der Fasten-Phase wird der Körper mit leicht verdaulichen Speisen langsam wieder an feste Nahrung gewöhnt. Das Fasten ist zur dauerhaften Gewichtsreduktion ungeeignet. Allerdings ist die entschlackende Wirkung anerkannt. Fasten kann ein guter Einstieg in eine Ernährungsumstellung sein oder dazu dienen, sich von alten Gewohnheiten zu verabschieden. Bei dieser Diätform werden eine, zwei oder drei Mahlzeiten am Tag durch Diätkost in Pulverform ersetzt. Bei den angerührten Suppen, Fertiggerichten oder Getränken handelt es sich um industriell hergestellte Nährstoff-Gemische. Sie enthalten Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate in ausgewogenem Verhältnis. Meist sind auch ausreichend Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt. Wer diese Diät durchhält, nimmt aufgrund der geringen Kalorienzufuhr auch ab – allerdings wird das Durchhaltevermögen auf eine harte Probe gestellt. Und der Lerneffekt ist gleich Null: Mit dem gewohnten Essverhalten kehren meistens auch die Kilos zurück. Weiterer Minuspunkt: Formula-Diäten gehen auf die Dauer ins Geld. Heilfasten kann helfen, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Formula-Diäten fordern das Durchhaltevermögen heraus und gehen ins Geld. 172 top agrar 3/2010 ❍ Simplify Diät: Einfach besser essen und schlank bleiben von Dagmar von Cramm, 19,90 Euro, Campus Verlag, ISBN: 978-3593390635 ❍ Wie neugeboren durch Fasten von Hellmut Lützner, 12,90 Euro, Verlag Gräfe und Unzer, ISBN: 978-3593390635 ❍ Schlank im Schlaf von Detlef Pape und weiteren, 19,90 Euro, Verlag Gräfe und Unzer, ISBN: 978-3774287792 ❍ Die große GU Nährwert-Kalorientabelle von Ibrahim Elmadfa u.a., 12,90 Euro, Verlag Gräfe und Unzer, ISBN: 978-3833816642 ❍ Gesund mit der Kreta-Diät: Das Ernährungsgeheimnis für ein langes Leben von Ingeborg Muenzing-Ruef und Stefanie Latzin, 7,95 Euro, HeyneVerlag. ISBN: 978-3453855199 ❍ Vollwertig essen & trinken nach den 10 Regeln der DGE, 3 Euro, www.dge.de Low-Carb und No-Carb-Diät Kalorienreduzierte Mischkost Kreta-Diät Trennkost Der englische Begriff „low carb“ steht für wenig Kohlenhydrate. Bei dieser Diät wird die Kohlenhydratzufuhr eingeschränkt. Stattdessen dienen Eiweiß und Fett als Hauptenergieträger. Die Mutter der Low-Carb-Diäten ist die Atkins-Diät, bei der die Aufnahme von Kohlenhydraten drastisch eingeschränkt wird. Ernährungswissenschaftler warnen, dass diese Diät auf die Dauer zu Gesundheitsstörungen führt. Da Übergewicht häufig mit Insulin-Resistenz und Diabetes einhergeht, erlebten Low-Carb-Diäten in den letzten Jahren eine Renaissance. Der Irrtum: Nur raffinierte Kohlenhydrate, wie Weißmehl und Zucker, sind figur- und gesundheitsschädlich. Komplexe Kohlenhydrate, wie Ballaststoffe, sind dagegen für die gesunde Ernährung unverzichtbar. Die kalorienreduzierte Mischkost wird von Ärzten und Ernährungswissenschaftlern als erfolgversprechendste Diät angesehen. Im Prinzip ist dabei alles erlaubt, was schmeckt: Kohlenhydrate, Eiweiß und sogar Fett. Nur die Zusammensetzung ist anders, als man es gewöhnt ist. Fett gibt es nur in kleinen Mengen, dafür stehen täglich Obst, Salat, Vollkornprodukte und Milcherzeugnisse auf dem Programm. Mit dieser Kostform kommt man der Empfehlung für eine gesunde und ausgewogene Ernährung am nächsten. Z.B. liegt sie der Brigitte-Diät und der Weight Watchers-Diät zugrunde. Bei der Brigitte-Diät werden fertige Rezeptvorschläge und Zwei-Wochenpläne mit Kalorien- und Nährwertangaben angeboten. Für Eilige sind im Supermarkt sogar kompatible Tiefkühlprodukte mit dem Brigitte-Diät-Logo erhältlich. Auch wer mit Weight Watchers diätet, wird zur kalorienreduzierten Mischkost angeleitet. Fetthaltige und süße Speisen belasten das Punktekonto stark, während viele gesunde und kalorienarme Obst- und Gemüseprodukte mit null Punkten zu Buche schlagen. Wer sich daran hält, nimmt mit Sicherheit ab. Doch nur, wer diese Ernährungsumstellung auch nach der Diät beibehält, hat gute Aussichten, sein Gewicht dauerhaft zu senken. Laut Studien haben die Bewohner der Insel Kreta in Griechenland weltweit die höchste Lebenserwartung. Auf dieser Basis haben Ernährungswissenschaftler eine mittelmeertypische Diät mit Gemüse, Fisch und wenig Fleisch, dazu Olivenöl, Knoblauch, Brot und etwas Rotwein zusammengestellt. Das schützt in erster Linie Herz und Gefäße vor Ablagerungen. Zudem sind die Mittelmeerrezepte schmackhaft und einfach zuzubereiten. Sie eignen sich für Menschen, die keine Kalorien zählen möchten und Diätpläne verabscheuen. Das Gewicht kann durch den Verzicht auf Wurst, Käse und Süßigkeiten konstant gehalten werden. Allerdings müssen Abnehmwillige sich die Lebensmittel auch mittelmeertypisch zusammenstellen: Den Teller vor allem mit Salat, Gemüse und Fisch füllen und auf eine fettarme Zubereitung achten. Die Nahrungsmittel werden in Nährstoffgruppen eingeteilt: Neben einer Kohlenhydrat- und einer Eiweißgruppe gibt es eine neutrale Gruppe (dazu gehören auch Fette und Öle.) Einige Lebensmittel, wie z.B. Hülsenfrüchte, sollte man vollständig meiden. Hauptsächlich dürfen während einer Mahlzeit Kohlenhydrate und Eiweiße nicht miteinander kombiniert werden. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist die Trennkost eine gesunde Vollwerternährung. Allerdings wäre nach diesem Prinzip das klassische Mittagessen mit Fleisch, Kartoffeln und Soße tabu. Die Trennkost wurde vor ca. 100 Jahren von einem amerikanischen Arzt erfunden. Heute orientiert sich z. B. die „Schlank-im-Schlaf“-Diät von Detlef Pape an diesem Prinzip. Seiner „InsulinTrennkost“ zufolge darf man sich dreimal am Tag richtig satt essen. Morgens stehen viele Kohlenhydrate auf dem Speiseplan, aber kein Eiweiß. Mittags gibt es Mischkost nach Geschmack und abends sind Kohlenhydrate tabu. Auf das Fett müssen die Diätenden generell aufpassen. ❍ Familie in Form: Schlank werden, schlank bleiben von Dagmar von Cramm, 19,90 Euro, Verlag Stiftung Warentest, ISBN: 978-3868510089 Bei Low-Carb-Diäten wird die Kohlenhydrat-Zufuhr strikt eingeschränkt. Die Kreta-Diät schützt vor Arterienverkalkung und Herzerkrankungen. top agrar 3/2010 173