Max Weber: § 8 Begriff des Kampfes • Soziale Beziehung, „in der das Handeln an der Absicht der Durchsetzung des eigenen Willens gegen Widerstand des oder der Partner orien8ert ist.“ (Hervorhebung durch TL) • Handeln = menschliches Verhalten mit subjekLvem Sinn, in Abgrenzung zu bloßem Sichverhalten • Soziale Beziehung (§ 3) = „Mindestmaß von Beziehung des beiderseiLgen Handelns aufeinander.“ Inhalt kann sein: „Kampf, FeindschaS, Geschlechtsliebe, FreundschaS, Pietät, Marktaustausch, »Erfüllung« oder »Umgehung« oder »Bruch« einer Vereinbarung, ökonomische oder eroLsche oder andre »Konkurrenz«, ständische oder naLonale oder KlassengemeinschaS ... Der Begriff besagt also nichts darüber: ob »Solidarität« der Handelnden besteht oder das gerade Gegenteil.“ • Nähe des Kamp^egriffes zu den Weber‘schen Begriffen von Macht und HerrschaS (§ 16): Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. HerrschaS soll heißen, die Chance für einen Befehl besLmmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden. • Im Falle von Widerstreben = Macht-­‐/HerrschaSskampf Zwei Formen von Kampfmiieln „»Friedliche« Kampfmiiel sollen solche heißen, welche nicht in aktueller physischer Gewaltsamkeit bestehen.“ Benennung friedlicher Kampfmiiel macht auf die Differenz aufmerksam: unfriedliche Kampfmiiel, die in aktueller physischer Gewaltsamkeit bestehen. Konkurrenz • „Der »friedliche« Kampf soll »Konkurrenz« heißen, wenn er als formal friedliche Bewerbung um eigne Verfügungsgewalt über Chancen geführt wird, die auch andre begehren.“ • „»Geregelte Konkurrenz« soll eine Konkurrenz insoweit heißen, als sie in Zielen und Miieln sich an einer Ordnung orienLert.“ Formen des Kampfes • 1. bluLger, auf Vernichtung des Lebens des Gegners abzielender, jede Bindung an Kampfregeln ablehnende Kampf • 2. konvenLonell geregelter Riierkampf • 3. geregeltes Kampfspiel (Sport) • 4. regellose »Konkurrenz« etwa eroLscher Bewerber um die Gunst einer Frau • 5. dem an die Ordnung des Marktes gebundenen Konkurrenzkampf um Tauschchancen • 6. geregelte künstlerische »Konkurrenzen« • 7. »Wahlkampf« Auslese • Weber: „Auslese“ als ewiges Prinzip • Zwei Formen der Auslese • A) soziale Auslese (Chancen Lebender im Leben) • B) biologische Auslese (Überlebenschancen von Erbgut), hier Hinweis auf Familienbiographie (Krankheiten in der Familiengeschichte) • Auslese kann nach Weber Folge von Kämpfen und Konkurrenzen sein. Sie kann aber auch im „ohne sinnhaSe Kampfabsicht gegen einander starindenden (latenten) Existenzkampf menschlicher Individuen oder Typen um Lebens-­‐ oder Ueberlebenschancen“ bestehen. • „Jedes typisch und massenhaS starindende Kämpfen und Konkurrieren führt trotz noch so vieler ausschlaggebender Zufälle und Schicksale doch auf die Dauer im Resultat zu einer »Auslese« derjenigen, welche die für den Sieg im Kampf durchschniilich wichLgen persönlichen Qualitäten in stärkerem Maße besitzen.“ • „Welches diese Qualitäten sind: ob mehr physische KraS oder skrupelfreie Verschlagenheit, mehr Intensität geisLger Leistungs-­‐ oder LungenkraS und Demagogentechnik, mehr DevoLon gegen Vorgesetzte oder gegen umschmeichelte Massen, mehr originale Leistungsfähigkeit oder mehr soziale A n p a s s u n g s f ä h i g k e i t , m e h r Q u a l i t ä t e n , d i e a l s außergewöhnlich, oder solche, die als nicht über dem Massendurchschnii stehend gelten: – darüber entscheiden die Kampf-­‐ und Konkurrenzbedingungen, zu denen, neben allen denkbaren individuellen und Massenqualitäten auch jene Ordnungen gehören, an denen sich, sei es tradiLonal, sei es wertraLonal oder zweckraLonal, das Verhalten im Kampf orienLert. Jede von ihnen beeinflußt die Chancen der sozialen Auslese.“ • Soziale Auslese wird nicht notwendigerweise durch Kampf, als Handeln an der Absicht der Durchsetzung des eignen Willens gegen Widerstand des oder der Partner realisiert, zum Beispiel im Duell, sondern kann auch bedeuten, „dass besLmmte Typen des Sichverhaltens ..., eventuell, der persönlichen Qualitäten, bevorzugt sind in der Möglichkeit der Gewinnung einer besLmmten sozialen Beziehung (als >>Geliebter<<, >>Ehemann<<, >>Abgeordneter<<, >>Beamter<<, >>Bauleiter>>, >>Generaldirektor<<, >>erfolgreicher Unternehmer<< usw.)“ • Oder anders formuliert: diese „soziale Vorzugschance“ kann sich naturwüchsig einstellen und muss nicht Ergebnis eines Kampfes sein. ProblemaLsierung Kampf, Konkurrenz, Auslese • ProblemaLsch: Kampf und Auslese im „übertragenen Sinn“ • Zunächst, Punkt 1: Auslese (sozial, biologisch) ist zunächst als ohne sinnhaSe Kampfabsicht im Sinne eines latent immerwährenden Existenzkampfes definiert. • Soziale Auslese ist aber auch (wie Webers Ausführungen zu entnehmen ist) durch Kampf bzw. Konkurrenz realisierbar. • Unterschied zwischen biologischer und sozialer Auslese ist wichLg für die Diskussion von Darwinismus und Sozialdarwinismus in Webers Werk.