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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847106449 – ISBN E-Book: 9783847006442
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Olivetta Gentilin
Krankheitsbild als rhetorisches
Element in Georg Büchners
Lenz und Woyzeck
Mit 9 Abbildungen
V& R unipress
© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
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http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhÐltlich unter: www.v-r.de
Gedruckt mit freundlicher Unterstþtzung der Gleichstellungsbeauftragten des Fachbereichs 2,
TU Darmstadt.
Zugl.: Darmstadt, Techn. Univ., Diss., 2016
D 17
2017, V& R unipress GmbH, Robert-Bosch-Breite 6, D-37079 Gçttingen / www.v-r.de
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich gesch þtzt.
Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen FÐllen bedarf der vorherigen
schriftlichen Einwilligung des Verlages.
Printed in Germany.
Titelbild: »Tailpiece, or The Bathos«, William Hogarth, 1764. Etching and engraving.
Rosenwald Collection 1944.5.122. Courtesy National Gallery of Art, Washington.
Druck und Bindung: CPI buchbuecher.de GmbH, Zum Alten Berg 24, D-96158 Birkach
Gedruckt auf alterungsbestÐndigem Papier.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Inhalt
Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
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9
13
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27
1. Untersuchung und Verwendung von Metaphernbegriffen
1.1 Vorüberlegungen zum Begriff der Metapher . . . . .
1.2 Sprachtheoretische Grundlagen: John R. Searle . . . .
1.3 Methoden der Metaphernanalyse . . . . . . . . . . .
1.3.1 Aristoteles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.3.2 Lakoff und Johnson . . . . . . . . . . . . . . . .
1.3.3 John Rogers Searle . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Aufgabenbeschreibung und Zielsetzung . . . . . . . . .
Wissenschaftlicher Ansatz und Forschungsgrundlagen .
Historische Grundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Krankheitsbegriff in der Büchner-Forschung . . . . . .
Aufbau und Kapitelübersicht . . . . . . . . . . . . . . .
2. Darstellung der Krankheit im Erzählfragment Lenz . . . . . .
2.1 Metaphorik der Kompositionsstruktur . . . . . . . . . . .
2.1.1 Betrachtung der Kompositionsstruktur im Lenz . . .
2.1.2 Betrachtung der Kompositionsstruktur des Lenz aus
argumentativer Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.1.3 Einteilung des Textes . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.2 Metaphorische Ausdrucksweise: Klassifikation . . . . . . .
2.2.1 Krankheitsbilder im Zielbereich der Metapher . . . .
2.2.2 Krankheitsbilder im Herkunftsbereich der Metapher
2.2.3 Markierte Metaphern . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.3 Metaphorische Ausdrucksweise: Interpretation . . . . . . .
2.4 Interpretation von irrealen Vergleichssätzen . . . . . . . .
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
6
Inhalt
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4. Zusammenhänge zwischen Metapher, Kommunikationsmustern und
Krankheitsdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.1 Kommunikation und psychische Störung im Erzählfragment Lenz
4.1.1 Vor der Abreise Oberlins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.1.2 Nach der Reise Oberlins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2 Kommunikation und psychische Störung im Drama Woyzeck . . .
4.2.1 Woyzeck – Andres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2.2 Woyzeck – Marie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2.3 Woyzeck – Hauptmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2.4 Woyzeck – Doktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2.5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
205
206
207
211
216
217
223
226
228
232
5. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
235
Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
245
245
247
Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
259
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
261
3. Darstellung der Krankheit im Drama Woyzeck . . . . . . .
3.1 Der Mordfall und das Gutachten . . . . . . . . . . . . .
3.1.1 Entwicklung der Frage der Zurechnungsfähigkeit
3.1.2 Beschreibungen von Krankheitsphänomenen im
Clarus-Gutachten . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.1.3 Die Übertragung des Falles . . . . . . . . . . . .
3.2 Überlieferungszustand des Dramas . . . . . . . . . . .
3.3 Synopse der vier Handschriften . . . . . . . . . . . . .
3.4 Interpretation der Fassungen aus Sicht der Struktur der
Krankheitsmetapher . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.1 Handschrift 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.2 Handschrift 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.3 Handschrift 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.4 Handschrift 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4.5 Strukturelle Beobachtungen . . . . . . . . . . . .
3.5 Metaphorische Ausdrucksweise . . . . . . . . . . . . .
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Danksagung
Mein besonderer Dank gilt zunächst meinen Betreuern, Herrn Prof. Peter Erwin
Kofler an der Universit/ degli Studi zu Verona und Herrn Prof. Dr. Ulrich Joost
an der Technischen Universität Darmstadt, die meine Arbeit auf dem Gebiet der
Germanistik und Literaturwissenschaft professionell und warmherzig begleitet
haben. Die inspirierenden Gespräche mit ihnen und ihre kompetenten Anregungen haben maßgeblich zum Gelingen meiner Arbeit beigetragen. Hierbei gilt
mein besonderer Dank an den zwischenzeitlich leider verstorbenen Herrn Prof.
Walter Busch für die ersten anregenden Diskussionen und die Konturierung des
Themas dieser Arbeit.
An der Universität Darmstadt möchte ich mich außerdem bei den Dozenten
und Mitdoktoranden sowie allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Instituts für Sprach- und Literaturwissenschaft für die konstruktive Zusammenarbeit in diesen vier Jahren herzlich bedanken.
Ich möchte mich außerdem bei Frau Dr. Vanessa Geuen bedanken, die mir in
den ersten Phasen des Forschungsprojektes mit ihren fundierten Kenntnissen
und klugen Diskussionsbeiträgen eine wertvolle Hilfe war. Für die kompetente
und geduldige Revisionsarbeit der Dissertation habe ich Frau D8sir8e Müller
von ganzem Herzen zu danken. Ferner möchte ich meiner lieben Freundin, Frau
Melinda Snitil, für die Ermutigungen und den anregenden Gedankenaustausch
besonders herzlich danken. Mein Dank gilt außerdem meiner teuren Freundin,
Frau Jessica Bagnoli, die ebenfalls bei der Korrektur meiner Arbeit mitgeholfen
hat.
In Marburg möchte ich insbesondere Prof. Dr. Burghard Dedner danken, der
mir die Türe der Forschungsstelle Georg Büchner geöffnet hat und Frau EvaMaria Vering für die Einladung zu den Veranstaltungen der Georg-BüchnerGesellschaft, an denen ich die Möglichkeit zur Teilnahme an anregenden und
wertvollen Diskussionen hatte.
Allerherzlichst möchte ich auch noch Frau Silvia Röpke-Dönges danken, die
meine ersten Kontakte an der TU Darmstadt ermöglicht hat. Ebenso gilt mein
aufrichtiger Dank Frau Heidi Hildebrandt und Herrn Paul Kriesemer, in deren
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
8
Danksagung
herrlicher Wohnung ich so freundlich aufgenommen wurde und die mich
ständig ermuntert und unterstützt haben.
Insbesondere meinem Mann möchte ich an dieser Stelle nochmals für all
seine Liebe und Unterstützung innigst danken.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Einleitung
Aufgabenbeschreibung und Zielsetzung
Was der Wahnsinn über sich selbst sagt, ist für das Denken und die Poesie
am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts das, was der Traum in der Unordnung
seiner Bilder ebenfalls ausspricht: eine Wahrheit über den Menschen, die sehr
archaisch und sehr nahe, sehr schweigend und sehr bedrohlich ist; eine Wahrheit
unterhalb jeder Wahrheit, der Entstehung der Subjektivität äußerst
benachbart und auf der Ebene der Dinge sehr verbreitet.1
Die vorliegende Dissertation untersucht das Verhältnis von Geisteskrankheit
und Schreiben in Georg Büchners Lenz und Woyzeck. Konkret wird die Untersuchung folgenden zentralen Fragestellungen nachgehen: Wie literarisiert bzw.
versprachlicht Büchner Geisteskrankheit? Welche sprachlichen und rhetorischen Mittel werden zur Darstellung dieses Phänomens eingesetzt? Um diese
Leitfragen zu beantworten, konzentriert sich die Beobachtung insbesondere auf
die Krankheitsbilder, die die Erzählung Lenz sowie das Dramenfragment Woyzeck durchziehen. Der durchgängige Gebrauch von Krankheitsmetaphorik im
Lenz und im Woyzeck ist auffällig. Im Brief vom 10. Juni 1836 hebt der Freund
und Verleger Karl Gutzkow hervor, dass Medizin und Dichtung in Büchners
Schreibweise miteinander verbunden sind:
Sie scheinen die Arzeneykunst verlassen zu wollen, womit Sie, wie ich höre, Ihrem
Vater keine Freude machen. Seyen Sie nicht ungerecht gegen dies Studium; denn
diesem scheinen Sie mir Ihre hauptsächliche Force zu verdanken, ich meine, Ihre
seltene Unbefangenheit, fast möcht’ ich sagen, Ihre Autopsie, die aus allem spricht, was
Sie schreiben.2
1 Michel Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der
Vernunft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1973, 544.
2 Georg Büchner : Briefwechsel, hg. v. Burghard Dedner / Tilman Fischer / Gerald Funk. Marburger Ausgabe, 2 Bde., Bd. 10.1. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2012, 95. Im
Folgenden mit der Sigle B belegt.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
10
Einleitung
Gutzkow betrachtet die poetische Kraft und den scharfen Blick des Wissenschaftlers bzw. des Anatomen Büchner als besondere Merkmale seines Prosastils. Die Vermengung von Literatur und Medizin kann beispielsweise an der
Schilderung der Halluzinationen der Protagonisten in der Erzählung und im
Drama exemplifiziert werden. Büchner beschreibt mit Präzision und Wissen die
Symptomatik der Krankheit, die sich in seinen Figuren manifestiert. Dabei
verfährt er metaphorisch, d. h. er greift auf unterschiedliche Sachverhalte zurück, um die Krankheit zu beschreiben, während er gleichzeitig Krankheitsbilder verwendet, um Aspekte des menschlichen Lebens zu veranschaulichen. Er
überträgt Ausdrücke aus verschiedenen Bereichen, insbesondere der Medizin,
der Wissenschaft wie auch der Religion in den literarischen Text. Dadurch gelingt es ihm, einen neuen Begriff der Geisteskrankheit zu veranschaulichen, der
sich zwar vom medizinischen Diskurs abhebt, aber gleichzeitig kontroverse
Aspekte der damaligen Medizin reflektiert.
Die Untersuchung fokussiert sich auf Lenz und Woyzeck, weil die darin eingesetzten Krankheitsbilder mit den wichtigsten Diskussionen der Medizin und
der Justiz in der Übergangszeit zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert in
Verbindung gebracht werden können. Symptome und Manifestationen der
Krankheit zeigen sowohl in der Erzählung als auch im Drama mehrere Analogien zu den Beschreibungen der Seelenstörungen in den medizinisch-psychiatrischen Abhandlungen der Zeit Büchners. Ein Beispiel dafür liefern die von
Lenz offenbarten Krankheitssymptome in der Eingangspassage der Erzählung,
die in Kapitel 2.2 dieser Arbeit illustriert werden sollen. Sowohl in der Erzählung
als auch im Drama lassen sich Büchners wissenschaftliche Kompetenzen und
sein Wissen über die kulturelle, gesellschaftliche und politische Situation seiner
Zeit aufzeigen.
Zunächst sei hier kurz auf die biografischen Aspekte hingewiesen, welche von
der Erfahrung des Schriftstellers mit Geistes- und Gemütskrankheiten und von
seiner Kenntnis der zeitgenössischen Medizin zeugen. Der Großvater mütterlicherseits, Georg Reuß, war Verwaltungsdirektor am Philipps-Hospital in Hofheim, in dem psychisch Kranke die größte Patientengruppe stellten.3 Sein Vater,
Dr. Ernst Büchner, stammte aus einer alten Wundarztfamilie und war zunächst
als Assistenzarzt im Hofheimer Hospital und als Kreischirurg in Darmstadt
tätig. Er wurde dann zum Mitglied des Medizinalkollegs der obersten Gesundheitsbehörde des Darmstädter Großherzogtums und zuletzt zum Obermedizinalrat ernannt.4 Er publizierte u. a. in der Zeitschrift für Staatsarzneikunde. Zwei
3 Vgl. Sabine Kubik: Krankheit und Medizin im literarischen Werk Georg Büchners. Stuttgart:
M& P Verlag 1991, 86.
4 Vgl. Heiner Boehncke / Hans Sarkowicz: »Nachwort«, in: Ernst Büchner: Versuchter Selbstmord durch Verschlucken von Stecknadeln, hg. v. Heiner Boehncke / Hans Sarkowicz. Berlin:
Insel Verlag 2013, 119–130, hier 121f.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Aufgabenbeschreibung und Zielsetzung
11
Exemplare des darin erschienenen Aufsatzes über die Selbstmordversuche einer
psychisch kranken Patientin schickte er seinem Sohn, der nach der Promotion
eine Karriere als Privatdozent für vergleichende Anatomie an der Universität
Zürich einschlug.5 Georg Büchner selbst hatte sich auf Wunsch seines Vaters
zuerst in Straßburg und dann an der Gießener Universität für das Fach Medizin
eingeschrieben.6 Krankheit erfuhr er auch am eigenen Leib, wissenschaftlich
belegt sind zwei Erkrankungen. Im ersten Fall wurde er nach den Worten des
lebenslangen Freundes Wilhelm Schulz von einer »Unpäßlichkeit«7 befallen, als
er 1832 bei dem Pfarrer Johann Jakob Jaegl8 in Straßburg wohnte. Im wohlbekannten Fatalismusbrief an die Braut, mit der noch unsicheren Datierung Januar
1834, erinnert Büchner sich an die akute Phase seiner Krankheit und an die
Straßburger Zeit: »Ich verwünsche meine Gesundheit. Ich glühte, das Fieber
bedeckte mich mit Küssen und umschlang mich wie der Arm der Geliebten«
(B: 31). Das zweite Mal litt er an einer Hirnhautentzündung und wurde deshalb
gezwungen, seine Studien in Gießen zu unterbrechen, um sich in Darmstadt von
seiner Krankheit zu erholen (vgl. B: 29). Der Krankheitskomplex gilt als entscheidender Faktor in Georg Büchners Biografie, beeinflusste aber auch seine
Werke maßgeblich. »Pathologisches nimmt in Büchners Werk einen breiten
Raum ein«,8 so Georg Reuchlein in seiner Abhandlung über die Entwicklung der
Wahnsinnsthematik in der Literatur.
Anhand der Beobachtung und Analyse der metaphorischen Ausdrücke, die
5 Vgl. Ernst Büchner : »Versuchter Selbstmord durch Verschlucken von Stecknadeln«, in:
Zeitschrift für Staatsarzneikunde, hg. v. Adolph Henke, Bd. 6, 3. Jahrgang. Erlangen: J. J. Palm
und Ernst Enke 1823, 305–348. Vgl. dazu auch den Brief vom 18. Dezember 1836 von Ernst
Büchner an seinen Sohn: »Auch findest Du in der Kiste unter anderem 2 Exemplare meiner
Nadelgeschichte, die mir beim Packen als altes Papier in die Hände fielen. Vielleicht kannst Du
Deinen Schülern gelegentlich eine Erzählung davon machen.« B: 113.
6 Dort besuchte er u. a. Vorlesungen bei dem Philosophieprofessor Joseph Hillebrand sowie
Vorlesungen in der Anatomie bei den Professoren Wilbrand und Wernekinck. Vgl. Manfred
Wenzel: »Georg Büchner als Medizinstudent an der Gießener Universität«, in: Ulrike Enke
(Hg.): Die Medizinische Fakultät der Universität Gießen: Institutionen, Akteure und Ereignisse
von der Gründung 1607 bis ins 20. Jahrhundert. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2007, 169–177,
hier 172.
7 Wilhelm Schulz: »Nekrolog«, in: Walter Grab: Georg Büchner und die Revolution von 1848.
Der Büchner-Essay von Wilhelm Schulz aus dem Jahr 1851. Text und Kommentar. Königstein i.
Ts.: Athenäum 1985, 139–142, hier 139.
8 Georg Reuchlein: Bürgerliche Gesellschaft, Psychiatrie und Literatur. Zur Entwicklung der
Wahnsinnthematik in der deutschen Literatur des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts.
München: Wilhelm Fink Verlag 1986, 373. Inwieweit die »Darstellung psychischer Erkrankungen« ein dominierendes Thema in Büchners dichterischem Werk sei, erläutert Burgard
Dedner im Artikel: »Georg Büchner: Lenz. Textgestaltung, Entstehung und Überlieferung«,
in: Literaturkrititk.de, zitiert nach der Online-Ausgabe vom 13. 10. 2013: http://www.litera
turkritik.de/public/artikel.php?art_id=938& ausgabe=25 [Zugriff 26. 10. 2015].
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12
Einleitung
zur Darstellung von Krankheit dienen, sollen folgende Haupthypothesen verifiziert werden:
– Die psychische Krankheit bei Büchner ist ein aus zunehmenden Normierungszwängen entstandenes gesellschaftliches Konstrukt.
– Die psychische Krankheit stellt bei Büchner eine Reaktion gegen dieses aus
sozialen, psychologischen, religiösen, wissenschaftlichen und politischen
Normen geborene Konstrukt dar.
Diese Hypothesen sollen anhand weitergehender Analyse geprüft werden.
Krankheit und Leiden sind endogene Faktoren menschlicher Existenz. Dies
äußert sich auch in Büchners Werken, wenn z. B. Prinzessin Lena in der dritten
Szene des zweiten Aktes der Komödie Leonce und Lena (1836) einen Gedanken
äußert, der dies untermauert: »Es kommt mir ein entsetzlicher Gedanke, ich
glaube, es gibt Menschen, die unglücklich sind, unheilbar, blos weil sie sind.«9
Büchners Figuren befinden sich in psychologisch prekären Grenzsituationen,
deren Ursachen im Dunkeln bleiben oder nur angedeutet werden. Der Autor
beobachtet ihre pathologischen Reaktionen und untersucht sowohl die soziologische als auch die psychophysiologische Ebene der sich manifestierenden
Symptome, wobei er keine präzise Definition der Krankheit vorstellt, sondern
diese in Relation zu unterschiedlichen Umständen bringt. Die Resistenz seiner
Hauptfiguren, sich den moralischen Maßstäben und den Verhaltensstandards
der Gesellschaft anzupassen, führt zu Kommunikationsstörungen und folglich
zur Verschlechterung und Unheilbarkeit ihrer Krankheit. Durch das Scheitern
von Lenz’ Integrationsversuchen werden moralische und kulturelle Normsysteme in Frage gestellt, die sich damit als nicht funktionierend erweisen. Inwieweit die Ansprüche eines normierenden gesellschaftlichen Systems die Entwicklung des einzelnen Individuums bedingen, wird auch im Woyzeck thematisiert: »Determination des menschlichen Verhaltens durch die Affekte,
Selbsterhaltung und Existenzbedrohung bezeichnen die Kernfragen des
Stücks«.10 Büchner erfährt die Unbeweglichkeit der Gesellschaft seiner Zeit und
deren Unvermögen, sich zu ändern, deshalb beurteilt er in einem Brief an
Gutzkow von Anfang Juni 1836 kritisch »die abgelebte moderne Gesellschaft«
(B: 93). Sowohl Lenz als auch Woyzeck versuchen, sich auf unterschiedliche
Weise mit den rigiden Schemata einer vorbestimmten Lebensordnung, denen
9 Georg Büchner : Leonce und Lena, hg. v. Burghard Dedner / Arndt Beise / Eva-Maria Vering.
Marburger Ausgabe, Bd. 6. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2003, 145. Im
Folgenden mit der Sigle LL belegt.
10 Günter Oesterle: »Das Komischwerden der Philosophie in der Poesie. Literatur-, philosophie- und gesellschaftsgeschichtliche Konsequenzen der ›voie physiologique‹ in Georg
Büchners ›Woyzeck‹«, in: Georg Büchner Jahrbuch, 3 (1983), hg. v. Hubert Gersch, / Thomas
Michael Mayer / Dems.. Frankfurt a. M.: Europäische Verlagsanstalt 1984, 200–239, hier 200.
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Wissenschaftlicher Ansatz und Forschungsgrundlagen
13
sie unterliegen, auseinanderzusetzen. Sie scheitern aber letztendlich daran, weil
die individuell-subjektive Sphäre nicht mit der sozialen kommunizieren kann.
Wenn es um gegenseitiges Verstehen geht, unterscheidet Büchner dann nicht
mehr zwischen normalen, integrierten Menschen und Wahnsinnigen. Kein
Mensch kann sein Gegenüber komplett verstehen. In der ersten Szene des
Dramas Danton’s Tod (1835) äußert sich Danton seiner Frau gegenüber : »Einander kennen? Wir müßten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren.«11 Büchners Hauptfiguren opponieren denjenigen, die beanspruchen, Kenntnis über die menschliche Natur zu
besitzen und das Verhalten des anderen nach den eigenen Vorstellungen zu
normieren.
Die Frage nach der Krankheitsdarstellung im Lenz und im Woyzeck verfolgt
diese Arbeit in einem interdisziplinären Ansatz, insbesondere durch die Analyse
der metaphorischen Ausdrücke und unter Berücksichtigung medizinisch-historischer Fakten. Dieser Ansatz wird weiter unten genauer erläutert.
Wissenschaftlicher Ansatz und Forschungsgrundlagen
Dass Krankheitsmetaphern in Büchners Lenz und Woyzeck sehr häufig vorkommen, wurde bereits angedeutet. Das Ziel des ersten Kapitels der vorliegenden Untersuchung ist es, eine theoretische Grundlage aufzubauen, auf der
sich die Analyse der metaphorischen Ausdrücke stützen kann. Dazu werden
korrespondierende Ausführungen von Aristoteles, John Rogers Searle, George
Lakoff / Mark Johnson und Paul Watzlawick in Betracht gezogen. Es gibt in der
Forschung keine einheitliche wissenschaftliche Theorie der Metapher. Jede in
Frage kommende Theorie kann letztendlich nur einige Aspekte der Büchner’schen Metaphorik erklären. Dies liegt einerseits an der Besonderheit des
Begriffs ›Metapher‹. Es besteht keine genaue Grenze zwischen metaphorischer
und nicht-metaphorischer Äußerung und das hängt damit zusammen, dass es
keine ›nicht intentionale Äußerung‹ gibt, d. h. keine perspektivenfreie Äußerung. Ob eine Äußerung als metaphorisch empfunden wird, hängt von der
Betrachtungsweise ab. In seinen Veröffentlichungen »Literal Meaning« (1978)
und »The Background of Meaning« (1980) illustriert Searle, dass es keine
»wörtliche« oder »metaphorische« Bedeutung gibt, sondern nur eine Äußerung,
die relativ zu einem Kontext ist.12 Die Schwierigkeit, eine exhaustive theoretische
11 Georg Büchner: Danton’s Tod, hg. v. Burghard Dedner / Thomas Michael Mayer. Marburger
Ausgabe, 4 Bde., Bd. 3.2. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2000, 4.
Im Folgenden mit der Sigle D belegt.
12 Vgl. John R. Searle: »The Background of meaning«, in: Speech Act Theory and Pragmatics,
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
14
Einleitung
Basis zur Erläuterung der Metaphorik aufzubauen, liegt ferner an Büchners
Entwicklung der Gedankenexperimente, die einmal fixierte Ideen immer wieder
umwerten und nur in dieser ständigen Umwertung einen Bestand sehen. Metapher ist bei Büchner nicht Schmuck, sondern Gedankenexperiment. Unter der
Betrachtungsweise der Krankheitsmetapher erweist sich Büchners literarischer
Text als der Ort, an dem komplexe Krankheitsbegriffe der zeitgenössischen
Medizin in transformierter Form und in bildhafter Sprache dargestellt werden.
Dabei veranschaulicht der Autor verschiedene Denkweisen über die Geisteskrankheit und versucht, die Auswirkungen dieser Gedankenexperimente in
seinen Texten nachzuvollziehen. Als Beispiel seien hier die Ernährungsexperimente im Woyzeck genannt, die im Auge des Doktors der Weg zu wissenschaftlichen Entdeckungen sind. Diese tragen aber gleichzeitig zur physischen
und geistigen Zerrüttung der Hauptfigur bei. Diesbezüglich kommentiert Udo
Roth: »Die Versuche des Doktors in Büchners Woyzeck stellen also eine dramaturgische Bearbeitung realer Experimente und wissenschaftlicher Fragenstellungen dar.«13 Büchners Texte können dennoch nicht als wissenschaftliche
Fallstudien betrachtet werden, weil sie keine Antworten auf wissenschaftliche
Fragen liefern, sondern lediglich als eine Bearbeitung des Falles und deren alternativ-kritische Sichtweise aufzufassen sind.
Um eine adäquate Analyse durchführen zu können, sollen operationale
Theorien hinzugezogen werden, die der Strukturierung der Textinterpretation
dienlich sein können. Da sich Betrachtungsaspekte aber nicht formal isolieren
lassen, bilden auch sie keine festen Schemata, anhand derer man einen hochkomplexen literarischen Text exhaustiv analysieren und zu wissenschaftlich
bedeutenden Aspekten gelangen könnte. Daher sind die ausgewählten Theorien
als Ausgangspunkt der Interpretation anzusehen, welche die Beobachtung leiten
sollen. Die Bewertung und die Interpretation der Beobachtung ist die literaturwissenschaftliche Aufgabe. Searles Ausführungen begründen den methodischen Ansatz dieser Arbeit.
Auf Aristoteles stützt sich die Betrachtungsweise dieser Arbeit. In der Poetik
(2008) spricht Aristoteles vom herrschenden Gebrauch (kyrios) eines Ausdrucks
und den Abweichungen vom herrschenden Gebrauch. Die Metapher ist ein
Wort, das »fremdartig«, d. h. ungewohnt, verwendet wird.14 Die gewohnte und
ungewohnte Verwendung von Ausdrücken zur Darstellung der Krankheit sowie
hg. v. Dems. / Ferenc Kiefer / Manfred Bierwisch. Dordrecht: D. Reidel Publishing Company
1980, 221–232, hier 221.
13 Udo Roth: »Georg Büchners ›Woyzeck‹ als medizinhistorisches Dokument«, in: Georg
Büchner Jahrbuch 9 (1995-1999), hg. v. Burghard Dedner / Thomas Michael Mayer. Tübingen: Niemeyer 2000, 503–519, hier 519.
14 Aristoteles: Poetik, übers. v. Arbogast Schmitt, in: Ders: Werke in deutscher Übersetzung,
hg. v. Hellmut Flashar, Bd. 5. Berlin: Akademie Verlag 2008, 212, 1458a, 31.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Wissenschaftlicher Ansatz und Forschungsgrundlagen
15
ihre Frequenz in unterschiedlichen Bereichen kann in Büchners Texten analytisch beobachtet werden.
Die Theorie der konzeptuellen Metapher von Lakoff und Johnson liefert die
Terminologie und die Kriterien für eine Klassifizierung der metaphorischen
Ausdrücke. Konzeptuelle Metaphern sind Metaphern, die mit unserem alltäglichen Konzeptsystem (ordinary conceptual system15) verbunden sind und deshalb unsere Handlungen, unser Verstehen und Agieren strukturieren. In unserer
alltäglichen Sprache werden sie durch konventionelle Metaphern verbalisiert,
die wir regelmäßig gebrauchen, ohne uns dessen bewusst zu sein.16 Jedes Mal,
wenn wir eine Äußerung wie z. B. »Nun schießen Sie los!« tätigen, konzeptualisieren wir eine Argumentation durch die Erfahrung des Kampfes und definieren sie mit dem entsprechenden Fachvokabular.17 Terminologisch wird der zu
definierende Sachverhalt, in diesem Fall die Tätigkeit des Argumentierens, als
»Zieldomäne« bezeichnet, während die »Quelldomäne« die Erfahrungsbereiche
bezeichnet, auf die man zugreift, um eine Sache oder einen Vorgang zu verstehen
und zu benennen.18 Welche Sachverhalte mit welchem Vokabular beschrieben
werden, liefert ein Kriterium für die Klassifizierung und Interpretation der
Metapher.
Büchner verwendet in seinen Werken unterschiedliche Mittel der Krankheitsdarstellung. Auffällig sind der Einsatz von Symptomen und die Verwendung medizinischer Bezeichnungen. Dabei lassen sich sowohl verbale Übertragungen aus dem medizinischen Bereich als auch der Transfer medizinisch
beschriebener Kommunikationsmuster ins Drama und in die Erzählung beobachten. Beide Arten der Metapher erzeugen sowohl auf der Ausdrucksebene als
auch auf der Strukturebene der Werke neue Darstellungsmittel und Betrachtungsperspektiven. Büchner zeigt seine Figuren bei der Interaktion in verschiedenen Situationen. Lenz kommuniziert z. B. mit dem Pfarrer Oberlin.
Woyzeck tritt je nach Szene mit verschiedenen Personen in einen Dialog. Zur
Analyse der Kommunikationsmuster liefert Paul Watzlawick in seinem Buch
Pragmatics of Human Communication (1967) ein gutes Instrument. Watzlawick
erläutert an verschiedenen Beispielen Dialogmuster von paradoxer und gestörter Kommunikation. Er beobachtet verschiedene Verhaltensarten in zwischenmenschlichen Kommunikationsabläufen und analysiert die Wirkung der
15 George Lakoff / Mark Johnson: Metaphors we live by (1980). Chicago: The University of
Chicago Press 2003, 3.
16 Vgl. Lakoff / Johnson: Metaphors we live by, 5.
17 Vgl. George Lakoff / Mark Johnson: Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von
Sprachbildern. (1997). 7. Aufl. Heidelberg: Carl-Auer Verlag 2011, 12f.
18 Vgl. George Lakoff / Elisabeth Wehling: Auf leisen Sohlen ins Gehirn. Politische Sprache und
ihre heimliche Macht (2008). 2. aktualisierte Aufl. Heidelberg: Carl Auer 2009, 27.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
16
Einleitung
Kommunikation auf die subjektive Entwicklung des Beziehungspartners.19 Er
ermittelt und veranschaulicht unterschiedliche Kommunikationsmuster, die als
Folie für die Analyse der Gespräche in den Werken Lenz und Woyzeck Anwendung finden. Betrachtet man die Werke Büchners unter den beschriebenen
Aspekten, so zeigt sich, dass Büchner gestörte Kommunikationsmuster auf die
Interaktion der Figuren überträgt. Ein Teil dieser Arbeit befasst sich daher mit
der Analyse der Beziehung zwischen den Kranken und ihrer jeweiligen Umwelt,
insbesondere in den Fällen, in denen Störungen in der Kommunikation ersichtlich sind.
Auf der beschriebenen theoretischen Basis können sich Erkenntnisse über
folgende Aspekte der Krankheitsmetaphorik ergeben:
– Bereiche, aus denen Bilder zur Schilderung der Krankheit entnommen werden
– Sachverhalte, die durch Krankheitsbilder beschrieben werden
– Umwidmung metaphorischer Ausdrücke der Krankheit zur Beschreibung
von wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen
– gestörte Kommunikationsmuster, die sich im Verhalten und in der Interaktion der kranken Figuren widerspiegeln.
Historische Grundlage
Da die in Büchners Texten wiederkehrenden Krankheitsbilder auf den wissenschaftlichen Kenntnisstand seiner Zeit zurückführen, erscheint es hier sinnvoll,
einen Überblick zu den vorherrschenden Ansichten über die Geisteskrankheit
und die bedeutenden Umwandlungen der Medizinwissenschaft in der Jahrhundertwende zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert zu liefern.
Von der Nosologie zur Anatomie
Foucault bezeichnet die Zeit um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert als
»eine jener Perioden, die eine entscheidende chronologische Schwelle bedeuten«, insbesondere die zwischen der klassischen und der modernen Ära der
Menschen.20 Georg Büchner befindet sich gerade an dieser entscheidenden
Schwelle, in der sich der Blick des Arztes von der klassifizierenden Medizin oder
der »Medizin der Symptome«, wie Foucault sie nennt, zum anatomisch-klini19 Vgl. Paul Watzlawick / Janet H. Beavin / Don D. Jackson: Menschliche Kommunikation.
Formen Störungen Paradoxien (1969), 12. unveränderte Aufl. Bern: Hans Huber 2011, 13.
20 Michel Foucault: Die Geburt der Klinik. Frankfurt a. M.: Fischer 1988, 206.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Historische Grundlage
17
schen Blick entwickelt. Foucault identifiziert die Wende vom klinischen zum
anatomisch-klinischen Blick mit Bichats Anatomie g8n8rale (1801):
Die Medizin der Symptome tritt langsam vor der Medizin der Organe, des Krankheitsherdes und der Krankheitsursachen zurück, vor einer Klinik, die ganz an der
pathologischen Anatomie orientiert ist. Dies ist das Zeitalter Bichats.21
Die Beobachtung der Krankheit, d. h. deren Symptome miteinander zu verbinden und zu interpretieren, reicht allein nicht aus, um eine Diagnose zu erstellen.
Erst das Sezieren der Organe ermöglicht neue Erkenntnisse über die Krankheit
und eröffnet neue Wege der Betrachtung. Der Blick des Anatomen ist ein vertikaler Blick, indem er in die Tiefe geht, vom Sichtbaren ins Verborgene, und er
legt die Läsionen und Degenerationen der Organe offen.22 Die Leichenöffnung
bringt ans Licht, was für die klinische Methode unsichtbar geblieben ist, sie
ermöglicht, den Krankheitszustand an den Organen zu verifizieren. Um die
organischen Veränderungen zu erforschen und diese auf die Symptome der
Krankheit zu beziehen, wird eine neue wissenschaftliche Methode eingesetzt,
die von Klaus Dörner wie folgt beschrieben wird:
Im Gegensatz zu Descartes hat die Wissenschaft nicht mit einer Definition, sondern mit
der »Faktensammlung« zu beginnen, hat die Vorstellungen von einem Faktum auf ihre
Elemente zu zerlegen und sie nach der Erfahrung wieder zusammenzusetzen. Dies ist
die analytische oder historische Methode oder die Genealogie der Vorstellungen.23
Die »analytische oder historische Methode« wird nicht nur zur Arbeitsmethode
der Naturwissenschaften, sondern auch der Psychologie und der Psychiatrie.24
Am Anfang des 19. Jahrhunderts vollzieht sich der Übergang der Psychiatrie von
einer diskursiven Praxis zu ihrer Epistemologisierung. Das Wissen einer diskursiven Praxis durchläuft nach Foucaults Archäologie verschiedene Transformationen, bevor sich daraus eine formalisierte Wissenschaft herausbilden kann.
Die erste Transformationsphase nennt er »Epistemologisierung«. Von einem
Paradigmenwechsel in der Psychiatrie kann Anfang des 19. Jahrhunderts noch
nicht die Rede sein, sondern davon, dass Gegenstände und Aussagen innerhalb
der Disziplin strukturiert und systematisiert sowie Begriffe und Strategien
formalisiert werden.25 Das nachstehende Zitat von Franz Amelung in den Bei21 Foucault: Die Geburt der Klinik, 136.
22 Vgl. Foucault: Die Geburt der Klinik, 149.
23 Klaus Dörner : Bürger und Irre. Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der
Psychiatrie (1969). Frankfurt a. M.: Europäische Verlagsanstalt 1984, 118.
24 Vgl. Dörner: Bürger und Irre, 118.
25 Vgl. dazu: »so hat die Psychopathologie als Diskurs mit wissenschaftlichem Anspruch am
Anfang des 19. Jahrhunderts mit Pinel, Heinroth und Esquirol eine diskursive Praxis epistemologisiert, die lange vor ihr existierte und die schon lange ihre Autonomie und ihr
Regelsystem erlangt hatte.« Michel Foucault: Archäologie des Wissens, übers. v. Ulrich
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
18
Einleitung
trägen zur Lehre von den Geisteskrankheiten (1832) zeugt von der Bedeutung der
anatomischen Studien und der Beobachtung der Kranken für die Entwicklung
einer fortschrittlichen und selbständigen Psychiatrie:
Aber nicht sowohl die Anthropologie und Physiologie, sondern noch eine andere
Quelle, welche Gaubius zu erwähnen vergessen, vermag hier zur Forderung der
Wahrheit grosse Aufschlüsse zu geben und grössere vielleicht, als die Physiologie
selbst; ich meine die Erfahrungen, welche uns die Beobachtung des kranken Menschen
darbietet und die Resultate, welche wir aus den Ergebnissen der pathologischen
Anatomie zu ziehen berechtigt sind.26
An der Verbreitung dieser Methoden wirkte die zunehmende Einweisung von
psychisch Kranken in die Irrenanstalten mit. Foucault identifiziert in der Geschichte des Wahnsinns zwei Wendepunkte: die Gründung des Pariser Hipital
g8n8ral im Jahr 1657 und die Befreiung der »Irren« in BicÞtre durch die Kettenabnahme 1794.27 Das erste Datum lässt Foucault mit dem Beginn der Internierungszeit koinzidieren, die er als »große Gefangenschaft« bezeichnet. Psychisch Kranke werden zusammen mit Armen und Verbrechern von der Gesellschaft abgesondert und in die Zuchthäuser eingeliefert.28 Seit 1794 führte eine
humanitäre Reformbewegung, die von den Vertretern der französischen
Psychiatrie wie z. B. von Philippe Pinel und später noch von seinem Schüler Jean
P. D. Esquirol veranlasst wurde, zur Entlassung der psychisch Kranken aus den
Zuchthäusern und zu deren medizinischer Betreuung in Psychiatrien.29 Den
Ärzten boten sich nun unterschiedliche Gelegenheiten zur Untersuchung der
Kranken. Konsequenterweise änderte sich dadurch auch ihre Betrachtungsweise: Die in den Kliniken internierten Patienten konnten von den Ärzten
ständig beobachtet werden. Die medizinischen Abhandlungen der Zeit bezeugen, wie das Verhalten der Kranken und die körperlichen Manifestationen der
Krankheit tagebuchartig registriert wurden. Um nur einige Beispiele zu liefern,
sei hier auf Heinroths Lehrbuch der Störungen des Seelenlebens oder der Seelenstörungen und ihrer Behandlung (1818) sowie auf die Beiträge zur Lehre von
den Geisteskrankheiten (1832) von Franz Amelung und Friedrich Bird Bezug
genommen. Heinroths Lehrbuch liefert eine Art Protokoll für die Beobachtung
und gliedert die psychischen Störungen in unterschiedliche Krankheitsformen
ein:
26
27
28
29
Köppen, in: Ders.: Die Hauptwerke. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Quarto 2008, 471–699, hier
674.
Franz Amelung: »Ueber den Begriff, das Wesen und die Pathogenie der psychischen
Krankheiten«, in: Ders. / Friedrich Bird (Hg.): Beiträge zur Lehre von den Geisteskrankheiten, 2 Bde., Bd. 1. Darmstadt / Leipzig: Carl Wilhelm Leske 1832, 110–290, hier 111.
Vgl. Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft, 14.
Vgl. Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft, 14.
Vgl. Dörner: Bürger und Irre, 137.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Historische Grundlage
19
Der Arzt beobachtet, oder hat zu beobachten, die Erscheinungen des erkrankten Lebens, theils der sich offenbarenden Kraft nach, welche die des gestörten Lebens ist, […]
theils der Form nach, welche eben die äußere bestimmte Erscheinungsweise des verletzten Lebensverhältnisses ist.30
Zum besseren Verständnis der damaligen Terminologie über die Geisteskrankheit soll hier präziser auf Heinroths Klassifikation eingegangen werden, so
wie er sie im zweiten Teil seines Lehrbuchs der Störungen, in den Kapiteln 1–4
des zweiten Abschnitts über die Formenlehre darstellt. Heinroth unterscheidet
bei den Seelenstörungen drei Ordnungen. Aus jeder Ordnung entstehen drei
Gattungen. Zur ersten Ordnung gehören die Gattungen »Wahnsinn«, »Verrücktheit« und »Tollheit«. Die zweite Ordnung umfasst »Melancholie«, »Blödsinn« und »Willenlosigkeit«. Formen der dritten Ordnung sind gemischte Gemütsstörungen, die in »wahnsinnige Melancholie«, »Verwirrtheit« und
»Scheue« eingeteilt sind. Heinroth schließt aber nicht die Möglichkeit aus, dass
die Seelenstörungen nicht nur einzeln, sondern auch zusammen erscheinen
können, wobei er die Beispiele der Manie gepaart mit der Melancholie oder der
Manie gepaart mit Melancholie und Blödsinn anführt.31
Krankengeschichten bilden den Bestandteil der Beiträge zur Lehre von den
Geisteskrankheiten von Amelung und Bird. Die Autoren notieren die biografischen Angaben der Patienten, ihre Vorgeschichte, einschließlich Informationen
über die Familie und berufliche Tätigkeit. Außerdem werden äußere Manifestationen des Verhaltens, psychische und physische Symptome mehrmals täglich
aufgezeichnet, wie die folgende Beschreibung eines an periodischem Wahnsinn
leidenden Patienten bezeugt: »Den 1. April. Sehr unruhig und verrückt; Puls
voll, kräftig, 80; liess sich von mir besänftigen. Abends: sehr wild, nicht zu
regieren; Puls 100, voll kräftig, Carotis wie immer.«32
Die Forschung kann noch nicht präzise belegen, was Büchner während seiner
Studien von der zeitgenössischen psychiatrischen Fachliteratur wirklich gelesen
hat. Man kann nur Vermutungen anstellen. Dabei helfen die spärlichen Hinweise
in den Briefen, die biografischen Elemente, u. a. die Tätigkeit seines Vaters als
Mediziner und Gutachter, und nicht zuletzt die intertextuellen Bezüge in seinen
Texten.33 Die Herausgeber der historisch-kritischen Marburger Ausgabe des
Gesamtwerks vermuten, Büchner habe Kenntnisse von den Schriften des Hal30 Johann Christian August Heinroth: Lehrbuch der Störungen des Seelenlebens oder der Seelenstörungen und ihrer Behandlung, 2 Bde., Bd. 1. Leipzig: Vogel 1818, 51.
31 Vgl. Heinroth: Lehrbuch der Störungen, Bd. 1, 253–258.
32 Friedrich Bird: »Die Lehre von der psychischen Bedeutung der Organe«, in: Beiträge zur
Lehre von den Geisteskrankheiten, Bd. 1, 1–109, hier 83.
33 Vgl. Harald Schmidt: Melancholie und Landschaft. Die psychotische und ästhetische Struktur
der Naturschilderungen in Georg Büchners »Lenz« (1994). Wiesbaden: Springer Verlag 2013,
42.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
20
Einleitung
lenser Mediziners Johann Christian Reil gehabt, auf den die Bezeichnung
»Psychiatrie« zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückzuführen ist.34 Im Versöhnungsbrief vom 18. Dezember 1836 benachrichtigte Ernst Büchner seinen
Sohn über die Zusendung der gewünschten Bände von Frorieps Notizen aus dem
Gebiete der Natur und Heilkunde, dem damaligen Fachorgan für Biologie und
Medizin, und über die Zusendung von zwei Exemplaren seines Gutachtens
»Versuchter Selbstmord durch Verschlucken von Stecknadeln« (vgl. B: 113). In
seinen Gutachten bezieht sich Büchners Vater häufig auf medizinische Fachliteratur. In der »Beobachtung einer glücklich abgelaufenen Selbst-Entmannung«
erwähnt er z. B. Christoph Wilhelm Hufelands Journal der Heilkunde.35 Es ist
wenigstens anzunehmen, dass Büchner den Anatomen Bichat durch Johannes
Müllers Handbuch der Physiologie des Menschen für Vorlesungen (1834) kannte,
welches zu den Quellen von Büchners naturwissenschaftlicher Promotionsschrift M8moire sur le systeme nerveux du barbeau (1836) zählt.36 In dem
Handbuch bezieht sich Müller immer wieder auf die allgemeine Anatomie Bichats und stellt deren Inhalt über alle Lehrbücher der allgemeinen Pathologie.37
Den Arzt und Professor für Psychiatrie Johann Christian August Heinroth
könnte Büchner u. a. vom gerichtlichen Gutachten des Stadtphysikus Johann C.
A. Clarus über den Fall Woyzeck her gekannt haben. Heinroth unterstützte die
von Clarus gestellte Diagnose und wird von letzterem im Gutachten selbst zitiert.38 Überschneidungen mit den Ausführungen von Amelung und Bird in den
Texten Büchners untersucht Caroline Seling-Dietz in ihrem Aufsatz »Büchners
›Lenz‹ als Rekonstruktion eines Falls ›religiöser Melancholie‹« (2000).39
34 Vgl. dazu: Georg Büchner : Lenz, hg. v. Burghard Dedner / Hubert Gersch. Marburger Ausgabe, Bd. 5. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2001, 209. Im Folgenden mit der
Sigle L belegt. Dass »›Psychiatrie‹ eine Schöpfung von Johann Christian Reil« ist, behauptet
Jean Starobinski, in: Ders: Geschichte der Melancholiebehandlung von den Anfängen bis
1900. Berlin: August Verlag 2011, Anm. 16, 120.
35 Vgl. Ernst Büchner : »Beobachtung einer glücklich abgelaufenen Selbst-Entmannung«, in:
Ders.: Versuchter Selbstmord, hg. v. Heiner Boehncke / Hans Sarkowicz, 68–80, hier 80.
36 Vgl. dazu die Quellen zu den Naturwissenschaftlichen Schriften, in: Georg Büchner : Naturwissenschaftliche Schriften, hg. v. Burghard Dedner / Aurelia Lenn8, unter Mitarbeit von
Eva-Maria Vering und Manfred Wenzel. Marburger Ausgabe, Bd. 8. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2008, 310.
37 Vgl. Johannes Müller : Handbuch der Physiologie des Menschen für Vorlesungen, 2 Bde.,
Bd. 1. Koblenz: Hölscher 1834, 740.
38 Vgl. Johann Christian August Clarus: »Die Zurechnungsfähigkeit des Mörders Johann
Christian Woyzeck, nach Grundsätzen der Staatsarzneikunde aktenmäßig erwiesen von Hrn.
Dr. Johann Christian August Clarus, K. Sächsischem Hofr. zu Leipzig«, in: Zeitschrift für die
Staatsarzneikunde, hg. v. Adolph Henke, 4. Ergänzungsheft. Erlangen: J. J. Palm und Ernst
Enke 1825, 1–97, hier 11. Im Folgenden mit der Sigle Cl belegt.
39 Carolin Seling-Dietz: »Büchners ›Lenz‹ als Rekonstruktion eines Falls ›religiöser Melancholie‹«, in: Georg Büchner Jahrbuch 9, 188–236, hier 235f.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Historische Grundlage
21
Vorherrschende Konzepte der Geisteskrankheit zwischen dem 18. und dem
19. Jahrhundert
Die Entwicklung der Psychiatrie als selbstständige Disziplin und der Einsatz
analytischer, wissenschaftlicher Methoden führen zu neuen Auffassungen über
die psychische Krankheit. Mit den unterschiedlichen Theorien, die zur Zeit
Büchners vorherrschten, setzt sich Amelung in den Beiträgen zur Lehre von den
Geisteskrankheiten kritisch auseinander. Er unterscheidet zwei Hauptansichten:
Erstens: Man ist der Meinung, die psychischen Krankheiten seyen in jedem Falle als
unmittelbare Affectionen oder Krankheiten der Seele, als eines vom Körper verschiedenen und eigenthümlichen Wesens anzusehen; die dabei bemerkbaren körperlichen Anomalien träten hierbei nur als Folge der Seelenkrankheit auf, sie seyen
demnach immer nur als deuteropathische Erscheinungen anzusehen, mithin unwesentlich. Das Wesen dieser Krankheiten liege in den abnormen psychischen Ercheinungen [sic!] und in diesen auch ihre Quelle. Diese Quelle sey nichts anderes, als
Verläugnung der Vernunft und Moralität, mithin die Sünde.40
Als Anhänger dieser psychiatrischen Richtung erwähnt Amelung in erster Linie
Heinroth und u. a. J. F. Ehrhard, Langermann, Hoffbauer, Haindorff, Steffens,
Windischmann, Gassner, Benecke.41
Die zweite Hauptansicht unterscheidet sich von der ersten hinsichtlich der
Suche nach den Gründen und Ursachen der Geisteskrankheit:
Die zweite Hauptansicht ist diejenige, welche die Geisteskrankheiten oder die sogenannten Seelenstörungen lediglich als Reflexe organischer oder körperlicher Anomalien betrachtet, wobei das Wesen der Seele selbst an und für sich unversehrt bleibe.
Ihr Hauptaxiom ist: nur der Körper, nicht die Seele kann erkranken […].42
Diese Ansicht gliedert Amelung wiederum in zwei verschiedene Richtungen.
Einige Mediziner, wie z. B. Georget, Bird und Friedreich, suchen die Ursache der
psychischen Störungen im Gehirn. Andere hingegen ziehen außer dem Gehirn
auch weitere Organe in Betracht, darunter sind Nasse, Grohmann und Jacobi zu
nennen.43
Amelung bekennt sich zu den Vertretern der zweiten Hauptansicht, indem er
das Gehirn als das Organ betrachtet, aus dem die psychischen Krankheiten
entstehen können, und kritisiert Heinroths Ansicht daher heftig:
40 Amelung: Ueber den Begriff, das Wesen und die Pathogenie der psychischen Krankheiten, 114.
41 Vgl. Amelung: Ueber den Begriff, das Wesen und die Pathogenie der psychischen Krankheiten,
115.
42 Amelung: Ueber den Begriff, das Wesen und die Pathogenie der psychischen Krankheiten, 117.
43 Vgl. Amelung: Ueber den Begriff, das Wesen und die Pathogenie der psychischen Krankheiten,
118f.
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22
Einleitung
Alle Seelenstörungen wurzeln demnach im Laster, oder in der Verläugnung der Tugend.
Die ganze Klasse jener Unglücklichen, welche den Verstand verloren haben, und welche
mit Recht auf unser Mitleid, auf unser ganzes Erbarmen Anspruch machen, ist nichts,
als eine Schaar lasterhafter und verworfener Menschen, nichts als der Abschaum der
Gesellschaft. Welche Folgerungen!44
Amelung ist der Meinung, dass Heinroth den Begriff der Krankheit mit dem des
moralischen Fehlers verwechsle. Er widerlegt Heinroths Auffassung, indem er
die Konsequenzen aufzeigt, die diese Begriffe im Hinblick auf die Zurechnungsfähigkeit bedeuten. Heinroth zufolge ließe sich die Grenze zwischen
Kranken und Verbrechern nur schwer ziehen. Um diese Grenze genauer zu
bestimmen, greift er auf den Unterschied zwischen Freiheit und Unfreiheit zurück. Amelung hingegen lehnt den Rückgriff auf diese Begriffe ab, weil sie nicht
definierbar seien:
Er sagt, der blos lasterhafte Mensch ist noch frei, so lange er einsieht, dass er lasterhaft
ist, dass er (in moralischem Sinne) auf Irrwege gerathen ist. […] Wir fürchten sehr er
wird nicht weiter kommen. Denn am Ende werden sich die Beweise um einen Cirkelschluss drehen und etwa folgendermaassen lauten: Dieser Mensch ist zurechnungsfähig, weil er frei ist; und warum ist er frei? Weil er nicht frei ist – und umgekehrt.45
Zur Untermauerung seiner Argumentation liefert Amelung mehrere Beispiele,
die gegen Heinroths Theorie sprechen, so wie das eines Mannes, der vom Pferd
fällt und sich den Schädel bricht. Wenn der Mann infolge der Verletzung verrückt wird, fragt sich Amelung: »Wer trägt hier die Schuld?«46 Amelung ist nicht
der einzige Mediziner, der Heinroths Auffassung anzweifelt. Hier sei auch auf
J. C. A. Grohmann verwiesen, der Seelenstörungen sowie alle somatischen
Krankheiten als Abnormitäten der Natur betrachtet. Daher könne der Mensch
der Seelenstörungen nicht beschuldigt werden. Vielmehr sei in einem solchen
Fall die Bestrafung aufzuheben.47
Die Unterschiede zwischen den Hauptansichten über die Geisteskrankheit
gipfeln in der Kontroverse zwischen Psychikern und Somatikern. Amelung
verwendet die Definitionen ›Psychiker‹ und ›Somatiker‹ nicht, stattdessen bezeichnet er erst im weiteren Verlauf seiner Abhandlung die zwei von ihm illus44 Amelung: Ueber den Begriff, das Wesen und die Pathogenie der psychischen Krankheiten,
120f.
45 Amelung: Ueber den Begriff, das Wesen und die Pathogenie der psychischen Krankheiten,
122f.
46 Amelung: Ueber den Begriff, das Wesen und die Pathogenie der psychischen Krankheiten, 126.
47 Vgl. Wilhelm Joseph Anton Werber : »Umriß von der wahren Natur des Menschen. Ein
biologischer Versuch«, in: Annalen für die gesamte Heilkunde. Unter der Redaction der
Mitglieder der Grossherzoglich Badischen Sanitäts-Commission, 3. Jahrgang, 2. Heft. Karlsruhe: Ch. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung 1828, 71–82, hier 76.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Krankheitsbegriff in der Büchner-Forschung
23
trierten Hauptansichten als »rein psychisch« und »somatisch«.48 Klaus Dörner
definiert diese Kontroverse als »eine vereinfachende Polarisierung der Psychiatrie-Geschichtsschreibung zur Bezeichnung der Periode etwa von 1805 bis
1845«.49 Verkürzt dargestellt ist die Frage, ob es sich um eine psychische oder
somatische Krankheit handelt, eher eine Frage nach den Faktoren, welche die
Entstehung der Krankheit beeinflussen. Sowohl die Psychiker als auch die Somatiker erforschen die Beziehung zwischen Körper und Seele. Der Unterschied
zwischen ihnen besteht laut Dörner darin, »dass von den einen die Pathogenese
des Irrenseins als psychische, von den anderen als somatische behauptet wird.«50
Die Somatiker hätten sich aber darum verdient gemacht, »die Wissenschaft von
ontologischen und theologischen Voraussetzungen« und die »Irren von religiöser Schuld« zu befreien.51
Krankheitsbegriff in der Büchner-Forschung
In der Forschung werden sowohl die Fähigkeit Büchners, sich kritisch mit den
Veränderungen seiner Zeit auseinanderzusetzen, als auch die Verklammerung
von Dichtung und medizinischer Wissenschaft in seinen Texten mehrfach betont. Carolin Seling-Dietz argumentiert, dass sowohl Lenz als auch Woyzeck
»eingebettet sind in zu Büchners Zeit hochaktuelle psychiatrische Debatten«,52
wobei sich die Autorin auf die Kontroverse zwischen Psychikern und Somatikern und auf die darauffolgenden Implikationen der Frage nach der Zurechnungsfähigkeit bezieht, die in dieser Einleitung bereits illustriert wurden. Georg
Reuchlein lenkt ebenso die Aufmerksamkeit der Forschung auf Büchners Historizität und exemplifiziert diese am Lenz-Text:
Vereinnahmt man Büchner für die Moderne, verliert man den Blick für das historische
Umfeld, in das sein Schaffen trotz allem eingebettet ist und vor dem es sich erst in
seiner Eigenart abheben läßt. Ich möchte daher versuchen, anstelle der »Modernität«
die »Historizität« von Büchners Werk aufzuzeigen. […] Dabei sollen die Verflechtungen von Büchners Text mit dem medizinischen und psychopathologischen Denken
seiner Zeit ebenso skizziert werden wie die besondere Stellung, die das Lenz-Projekt im
Kontext der literarischen Beschäftigung mit psychischer Krankheit um 1800 einnimmt.53
48
49
50
51
52
53
Amelung: Ueber den Begriff, das Wesen und die Pathogenie der psychischen Krankheiten, 134.
Dörner: Bürger und Irre, 266.
Dörner: Bürger und Irre, 276.
Vgl. Dörner: Bürger und Irre, 276.
Seling-Dietz: Büchners ›Lenz‹ als Rekonstruktion eines Falls ›religiöser Melancholie‹, 236.
Georg Reuchlein: »›…als jage der Wahnsinn auf Rossen hinter ihm‹. Zur Geschichtlichkeit
von Georg Büchners Modernität: Eine Archäologie der Darstellung seelischen Leidens im
© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847106449 – ISBN E-Book: 9783847006442
Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
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Einleitung
Ariane Martin unterstreicht die Bedeutung des Pathologischen in der Erzählung
Lenz und bezeichnet sie als »literarische Pathographie«.54
Im Hinblick auf das Pathologische in der Erzählung stellt sich die Forschung
die Frage nach der Diagnose der Krankheit. Für die Psychiatrie des 20. Jahrhunderts galt die Erzählung als »eine frühe Schizophreniestudie«.55 Der italienische Psychiater Eugenio Borgna untersucht die Verbindung zwischen Schizophrenie und literarischer Darstellung unter dem Aspekt der Übertragung:
Die Novelle Georg Büchners, dem wir emblematische Texte des modernen Theaters wie
etwa »Woyzeck« und »Danton’s Tod« verdanken, etabliert sich als Epiphanie einer
psychotischen Metamorphose der Existenz: sie überträgt sich heimlich auf die Schizophrenie in ihrer klinischen Form, aber ohne von der letzteren verdrängt oder annulliert zu werden.56
Die in den letzten Jahrzehnten intensivierte Forschung zum Lenz tendiert eher
dazu, diesen Text in die medizinischen und psychiatrischen Debatten der Zeit
Büchners einzubetten. In seinem Aufsatz »Schizophrenie oder Melancholie? Zur
problematischen Differentialdiagnostik in Georg Büchners ›Lenz‹« (1998) vertritt Harald Schmidt die Auffassung, dass Lenz weder als »geniale literarische
Antizipation«57 der Schizophrenie noch als simpler Nachvollzug der Melancholie betrachtet werden kann, sondern als eine Literarisierung des dem Autor
überlieferten psychopathischen Materials.58 In dieselbe Richtung geht die Bezeichnung des Lenz-Texts »als Rekonstruktion eines Falls religiöser Melancholie« durch Carolin Seling-Dietz.59 Yvonne Fauser dagegen bezieht Lenzens
Krankheit auf die moderne Definition der »bipolaren Störung« und analysiert
die Erscheinungen der bipolaren Störung und deren Varianten in den Beschreibungen des 19. Jahrhunderts:
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Lenz«, in: Barbara Neymeyr (Hg.): Georg Büchner. Neue Wege der Forschung. Darmstadt:
Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2013, 172–195, hier 173. Hervorhebungen im Original.
Ariane Martin: Georg Büchner. Stuttgart: Reclam 2007, 210f.
Gerhard Irle: »Lenz, eine frühe Schizophrenie Studie«, in: Ders. (Hg.): Der psychiatrische
Roman. Stuttgart: Hyppochrates 1965, 73–83, hier 73.
Übersetzung der Verfasserin. Der italienische Originaltext lautet: »La novella di Georg
Büchner, al quale si devono testi emblematici del teatro moderno come ›Woyzeck‹ e La morte
di ›Danton‹, si costituisce come l’epifania di una metamorfosi psicotica dell’esistenza:
sovrapponendosi misteriosamente alla schizofrenia come forma clinica; ma senza lasciarsi
schiacciare, o annullare, da questa.« Eugenio Borgna: Come se finisse il mondo. Il senso
dell’esperienza schizofrenica, Milano: Feltrinelli 2002, 78.
Harald Schmidt: »Schizophrenie oder Melancholie? Zur problematischen Differentialdiagnostik in Georg Büchners ›Lenz‹«, in: Zeitschrift für deutsche Philologie, hg. v. Werner
Besch / Norbert Oellers / Ursula Peters, Bd. 117. Berlin: Erich Schmidt Verlag 1998, 516–542,
hier 516.
Vgl. Harald Schmidt: Schizophrenie oder Melancholie?, 518.
Seling-Dietz: Büchners ›Lenz‹ als Rekonstruktion eines Falls ›religiöser Melancholie‹, 188.
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Olivetta Gentilin: Krankheitsbild als rhetorisches Element in Georg Büchners Lenz und Woyzeck
Krankheitsbegriff in der Büchner-Forschung
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Vor Mitte des 19. Jahrhunderts kannte die Medizin weder die schwere Form der bipolaren Störung noch ihre leichtere Variante Zyklothymie im engeren Sinne. Sie kannte
allenfalls zufällige Verbindungen von Melancholie und Manie. So beobachtete man
Anfälle von Wahnsinn, d. h. Manie, bei Melancholikern und ein melancholisches Stadium bei Manischen.60
Wolfram Schmitt grenzt die moderne Diagnose vom damaligen Krankheitsbegriff ab:
Die Melancholie der fiktionalen Gestalt Lenz entspricht ungefähr der heutigen Diagnose einer Depression mit psychotischen Symptomen, der Wahnsinn eher einer
akuten wahnhaften Psychose. Melancholie und Wahnsinn sind nach der psychiatrischen Lehre zu Büchners Zeit, die er offensichtlich gut kannte, lediglich Phasen einer
einzigen Psychose, der sog. Einheitspsychose, die die Stadien Melancholie, Manie,
Wahnsinn bis zu Verrücktheit und Blödsinn umfasst. In der modernen Psychiatrie wird
Lenzens Krankheit, wie es bei Büchner erscheint, meist als Schizophrenie gesehen.61
Lenz und Woyzeck werden in der Forschung häufig parallel betrachtet. Die
These, dass die Texte ähnliche Merkmale aufweisen, wird von Gerhard Peter
Knapp vertreten. Er verwendet die Bezeichnung »Tragödie« für den Woyzeck
und betrachtet beide Werke als »Psychogramme«:
Auch Lenz ist ein Komplementärtext zur Tragödie: als Psychogramme menschlichen
Leidensdrucks und sozialer Ausgrenzung entspringen beide der Parteinahme ihres
Autors für die Opfer von Dekonstruktionsprozessen, in denen ein komplexes Zusammenspiel endogener und externer Faktoren die menschliche Existenz zerbricht.62
Das Novellenfragment Lenz wird von Georg Reuchlein in seinem Aufsatz »›…als
jage der Wahnsinn auf Rossen hinter ihm‹. Zur Geschichtlichkeit von Georg
Büchners Modernität: Eine Archäologie der Darstellung seelischen Leidens im
›Lenz‹« (1996) ebenfalls als »Psychogramm«63 bezeichnet.
60 Yvonne Fauser : »Die Vorwegnahme der medizinischen Erkenntnis von manisch-depressiven
Störungen in der Literatur – dargestellt an Büchners ›Lenz‹ und ›Leonce und Lena‹«, in:
Georg Büchner Jahrbuch 11 (2005-2008), hg. von Burghard Dedner / Matthias Gröbel / EvaMaria Vering. Tübingen: Niemeyer 2008, 63–80, hier 64.
61 Wolfram Schmitt: »Georg Büchners ›Lenz‹ – Verzweiflung und Psychose«, in: Hermes A.
Kick / Günter Dietz (Hg.): Verzweiflung als kreative Herausforderung. Psychopathologie,
Psychotherapie und künstlerische Lösungsgestalt in Literatur, Musik und Film. Berlin: LIT
Verlag 2008, 115–127, hier 115.
62 Gerhard P. Knapp: Georg Büchner (1977), 3. vollständig überarbeitete Aufl. Stuttgart: Metzler
2000, 178. Zu der Komplementarität beider Texte siehe auch Walter Hinderer : »Wenn man im
Hinblick auf Büchners Erzählung die Diskrepanz von der darin behaupteten ästhetischen
Auffassung und der Ausführung konstatierte, so könnte man zumindest ›Woyzeck‹ als die
praktische Anwendung der ästhetischen Thesen von Büchners ›Lenz‹ interpretieren.« Ders.:
Büchner-Kommentar zum dichterischen Werk. München: Winkler Verlag 1977, 65f.
63 Reuchlein: »…als jage der Wahnsinn auf Rossen hinter ihm«. Zur Geschichtlichkeit von Georg
Büchners Modernität, 174.
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