Der Minister Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Datum)} Januar 2015 Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales Nordrhein-Westfalen, 40190 Düsseldorf Seite 1 von 1 An die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen Frau Carina Gödecke MdL Aktenzeichen bei Antwort bitte angeben Dr. Stephanie Waletzki Düsseldorf Telefon 0211 855-3608 Telefax 0211 855stephanie. waletzki für den Integrationsausschuss dialog forum islam (dfi) LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. WAHLPERIODE ORlAGE 16/2642 --A19 Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin, der Integrationsausschuss hatte darum gebeten, ihm die Protokolle der dfi-Plenumssitzungen zur Verfügung zu stellen. Diesem Wunsch komme ich gerne nach und übersende in der Anlage das nunmehr verabschiedete Protokoll der Plenumssitzung vom 3. April 2014. Dienstgebäude und Liefe ra nsch rift: Fürstenwall 25, Ich bitte Sie, die beigefügten Kopien an die Mitglieder des Ausschusses weiterreichen zu lassen. 40219 Düsseldorf Telefon 0211 855-5 Telefax 0211 855-3683 postste"[email protected] www.mais.nrw.de Mit freundlichen Grüßen (36sChY:lJ Öffentliche Verkehrsmittel: Rheinbahn Linien 704, 709, 719 Halteste"e: Stadttor Rheinbahn Linie 725 1 Anlage (60-fach) Halteste"e: Polizeipräsidium 1 PROTOKOLL der 2. Plenumssitzung "Vielfalt des Islam" des "dialog forum islam" dfi in Nordrhein-Westfalen am 3. April 2014 Leitung: Guntram Schneider, Minister für Arbeit, Integration und Soziales NRW Vortrag: Raida Chbib, Ruhr-Universität Bochum Teilnehmer/Innen Alboga, Or., Bekir (OiTiB, KRM-Sprecher), Aslandemir, Aziz (AABF), Bauknecht, Bernd Ridwan (Lehrer für IRU), Charchira, Samy (Zukunftsforum Islam), Chbib, Raida (Ruhr-Universität Bochum), Oag, Burhanettin (AAIB), Oieckmann, Marlies (MKULNV), Oohrmann, Petra (JM), Gorys, Thomas (StK/MBEM), Heuvelmann, Agnes (MAIS), Jakubovic, Mehmed, Kadunic, Erdin (Netzwerk Oüsseldorfer Muslime), Karahan, Engin (Islamrat), Kayman, Murat (OiTiB), Khallouk, Or., Mohammed, Khorchide, Prof. Or., Mouhanad (WWU Münster), Klzllkaya, Ali (Islamrat), Lonny, Frank (MFKJKS), Klute, Thorsten (MAIS - Staatssekretär Integration), Mazyek, Aiman A. (ZMO ), Milutin, Oaniela (MAIS), Oberkötter, Michael (MIWF), Ögütlü, Seyfi (VIKZ), Palazzi, Miriam (MAIS), Pürlü, Erol (VIKZ), Reinecke, Heike (MGEPA), Rütten, Anton (MAIS), Schmolinsky, Or., Cornelia (StK), Schneider, Guntram (MAIS Minister), Schnieder, Burkhard (MIK), Sledz, Birgit (MBWSV), Soykan, Nurhan (ZMO), Suceska, Armin (IGBO), Teixeira, Carmen (MFKJKS/LZpB), Theißen, Erika (BFmF e. V), Torner, Marc (MAIS), Ünalan, Or., Ahmet (MSW), Uslucan, Prof. Or., Haci Halil (ZfTI), Waletzki, Or., Stephanie (MAIS) 2 Tagesordnung 10.00 Uhr Begrüßung durch Minister Guntram Schneider Abstimmung zum Protokoll der Auftaktveranstaltung vom 12.09.2013 10.05 Uhr bis 10.45 Uhr Teil I : Vielfalt des Islam in Deutschland bzw. in NRW "Religiöse, herkunftsbezogene und organisatorische Aspekte gewachsener Vielfalt" - Wissenschaftlicher Impuls aus religionssoziologischer Sicht mit anschließender Diskussion im Plenum - Frau Raida Chbib 10.45 Uhr bis 12.00 Uhr Teil 11: Vorstellung der im dfi vertretenen Verbände Mitgliedschaft, Organisationsstruktur, Leistungen für Mitglieder Je Verband: 10Min. Vorstellung, 5 Min. Nachfragen 12.00 bis 12.45 Uhr Mittagspause / Imbiss 12.45 bis 13.45 Uhr Teil 111: Weitere Ausdrucksformen islamischer Vielfalt Düsseldorfer Netzwerk der Muslime: Erdin Kaduni6 Zukunftsforum Islam der Bundeszentrale für politische Bildung: Samy Charchira Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland-Zentralrat e.V.: Armin Suceska Marrokanische Muslime in Deutschland (DIV): Dr. Mohammed Khallouk Alevitische Islamische Union in Deutschland (AAIB): Burhanettin Dag 13.45 Uhr bis 14.30 Uhr Teil IV: Diskussion zu den Vorträgen und möglichen Konsequenzen 3 Ablauf Begrüßung durch Minister Guntram Schneider und Staatssekretär Klute Herr Minister Schneider begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und dankt ihnen für die Teilnahme an der heutigen Plenumssitzung des dfi zum Thema "Vielfalt des Islam". Er stellt den neuen Staatssekretär für Integration Herrn Thorsten Klute vor und erteilt ihm das Wort. Herr Klute begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung. Er betont sein großes Interesse an den Themen Dialog mit dem Islam und religiöse Vielfalt. Letztere sei ein Schwerpunktthema der Integration und Muslime trügen durch ihre vielfältigen Aktivitäten vor Ort aktiv zur Unterstützung von Integrationsbemühungen bei. Als Beispiel erwähnt Herr Klute seinen Antrittsbesuch in einer Düsseldorfer Moscheegemeinde anlässlich des Tages gegen Rassismus. Er lobt die Zusammenarbeit mit Muslimen bei wichtigen gesellschaftlichen Themen wie diesen. Herr Klute versichert, dass Kommunen viel zur Akzeptanz und zum Dialog mit den Muslimen beitragen können und freut sich darauf, im Rahmen der heutigen Veranstaltung viele neue Beispiele für religiöse Vielfalt in NRW kennenzulernen. Angesichts der zahlreichen Terminanfragen in den letzten Wochen von Seiten der Teilnehmer des Plenums signalisiert Herr Klute seine Gesprächsbereitschaft. Herr Minister Schneider stellt die neue Mitarbeiterin der Abteilung IV, Frau Dr. Waletzki vor. Sie hat am 01.04.2014 ihren Dienst im Referat IV 6 aufgenommen und ist schwerpunktmäßig für die Thematik "Dialog mit dem Islam" zuständig. Frau Dr. Waletzki folgt Herrn Wael EI-Gayar nach, der Anfang des Jahres auf eine Stelle in der Staatskanzlei gewechselt ist. Auf eine Vorstellungsrunde wird in Anbetracht des engen Zeitplans der Veranstaltung verzichtet. Die Teilnehmer werden gebeten, sich im Rahmen ihrer Wortmeldungen kurz vorzustellen. Herr Minister Schneider gibt einige Hinweise zum weiteren Ablauf der Veranstaltung. Er erläutert, dass neben den etablierten islamischen Verbänden und Kooperationspartnern des MAIS im Rahmen der heutigen Veranstaltungen auch einer begrenzten Zahl sonstiger islamischer Vereine und Zusammenschlüsse die Gelegenheit zur 4 Selbstdarstellung gegeben wird. Er bittet um Verständnis dafür, dass der dafür vorgesehene Zeitrahmen sehr eng ist und eine Auswahl der Teilnehmer in Abstimmung mit den Verbänden notwendig machte. Es folgt der Hinweis, dass die Sitzung aufgezeichnet wird. Dies geschehe in der Absicht, die Protokollführung zu erleichtern. Nach Erstellung des Protokolls würden die Aufnahmen gelöscht. Herr Minister Schneider weist ferner darauf hin, dass ein Fotograf während der Veranstaltung Bilder machen wird, die der Dokumentation des dfi, nicht aber der Pressearbeit des Hauses dienen sollen. Das Protokoll der Plenumsveranstaltung vom 12.09.2013 sowie die Verfahrungsmodalitäten werden einstimmig verabschiedet. Herr Minister Schneider stellt den Teilnehmern einen hohen Erkenntnisgewinn durch die heutige Veranstaltung in Aussicht und dankt allen Mitwirkenden. Er fordert die Anwesenden auf, Ideen zur praktischen Umsetzung der heute gewonnenen Erkenntnisse zu entwickeln und in die anschließende Diskussion einzubringen. Herr Minister Schneider leitet zu dem Hauptreferat über, indem er kurz Frau Chbib, ihre Arbeitsschwerpunkte sowie den Titel ihres heutigen Vortrags vorstellt. Teil I: Impuls-Referat "Vielfalt des Islam in Deutschland bzw. in NRW" Frau Chbib beleuchtet in ihrem Vortrag verschiedene Aspekte islamischer Vielfalt in Deutschland bzw. in NRW, indem sie sowohl auf herkunftsrelevante als auch auf religiöse und organisatorische Aspekte von islamischer Diversität eingeht. Als übergeordnete Themen des heutigen dfi-Plenums beschreibt sie u. a. den Willen zur Inklusion der Muslime in die Gesellschaft, die Würdigung der Heterogenität der Muslime sowie die Bereitschaft zum Austausch "auf Augenhöhe". Unter Bezugnahme auf die BAMF-Studie "Muslimisches Leben in NRW" werden neben demografischen Entwicklungen auch zentrale Aspekte des gesellschaftlichen und religiösen Lebens von Muslimen beleuchtet, darunter deren Präsenz im öffentlichen Raum sowie die hohe Bedeutung der individuellen Religiosität. Frau Chbib zeichnet ferner die Entwicklung des organisierten Islams in Deutschland nach. Sie stellt fest, dass 50 % der sunniti- schen Muslime keinerlei Organisationsanbindung haben. Von den Muslimen mit Ge- 5 meinde-Anbindung nutzten 4/5 die Einrichtungen des KRM. Der KRM sei grundsätzlich aufnahmefähig auch für kleinere Gemeinden. Diese tendierten jedoch, sofern sie verbandsfern seien, eher zur ethnischen Verselbständigung. Frau Chbib plädiert dafür, die organisierten Verbände in Fragen der religiösen Kooperation als Ansprechpartner anzunehmen. Die Teilnehmer bedanken sich für den sehr interessanten und aufschlussreichen Beitrag von Frau Chbib. Auf die Frage nach dem Grund für den fehlenden Hinweis der PP-Präsentation auf die beiden Islamverbände ZMD und IRD antwortet Frau Chbib, diese sei grafischen Besonderheiten geschuldet. Stattdessen sei bei der Darstellung der Verbandslandschaft auf die einzelnen Mitgliedsorganisationen abgehoben worden. Auf eine weitere Nachfrage aus dem Plenum die Forderung nach einer Verabschiedung vom Repräsentationsdiskurs betreffend antwortet Frau Chbib, dass sie die Orientierung an Zahlen in dieser Frage für nicht zielführend halte und die zahlenorientierte Diskussion zur Repräsentationsfähigkeit der Verbände aus ihrer Sicht keinen Sinn mache. Frau Chbib geht auf weitere Anmerkungen und Fragen aus dem Plenum ein. Sie erläutert ihr Verständnis von "religiöser Expertise". Demnach habe ein religiöser Experte eine Ausbildung in einer religiösen oder staatlichen Bildungsstätte erhalten, während sich der religiöse Laie autodidaktisch Wissen angeeignet habe. So griffen verbandsfremde Gemeinden häufig auf Laien-Prediger zurück, während religiöse Expertise am ehesten in den Verbandsstrukturen anzutreffen sei. Teil 11: Vorstellung der im dfi vertretenen Verbände Präsentation des AABF (Alevitische Gemeinde Deutschland) Referent: Herr Aziz Aslandemir, 2. Vorsitzender der AABF, anhand einer PP-Präsentation Herr Aslandemir erläutert den Charakter der AABF als einzige Dachorganisation der in Deutschland lebenden Alevitinnen und Aleviten und anerkannte Religionsgemeinschaft nach dem GG Art. 7 (3). Die AABF verfügt über 147 Ortsgemeinden und umfasst 100.000 Familienmitglieder. Die Einführung des alevitischen Religionsunterrichts in mittlerweile 8 Bundesländern gehört zu den zentralen Errungenschaften der 6 AABF. Herr Aslandemir nennt die Zielsetzungen, die Aufgabenfelder und die Organe der Organisation. Ebenso geht er auf das Gesellschaftsbild der AABF ein, in dem Partizipation, Gleichbehandlung, Inklusion, Humanismus, Freiheit und Demokratie prägende Werte bzw. Forderungen darstellen. Abschließend erläutert Herr Aslandemir verschiedene Projekte der AABF, u. a. aus den Bereichen Umweltschutz, Qualifizierung und Extremismusprävention. Auf die Frage aus dem Publikum, ob sich Aleviten als Muslime verstünden, erklärt Herr Aslandemir, dass das Selbstverständnis der Aleviten sehr unterschiedlich sei. Manche betrachteten sich als Teil des Islam, andere als eigenständige Glaubensgemeinschaft. Präsentation der DITI8 (Türkisch-Islamische Religion der Anstalt für Religion e.V.) Referent: Herr Murat Kayman, Vorsitzender des DITIB-Landesverbandes NRW, mit Handout Herr Kayman stellt zunächst die Struktur des Landesverbandes der DITIB-Gemeinden in NRW vor. Innerhalb NRWs verfügt die DITIB über 263 Gemeinden, die in den vier Regionalverbänden Münster, Essen, Düsseldorf und Köln organisiert sind. In die überwiegend türkeistämmigen, sunnitisch geprägten Gemeindestrukturen der DITIB sind etwa 300.000 Menschen eingebunden. Es gibt Frauen-, Jugend- und EIternvertretungen auf allen Verbandsebenen, von den Ortsgemeinden bis hin zur Bundesebene. Die DITIB kooperiert mit dem Amt für Religionsangelegenheiten der Türkei, das bedeutet u. a., dass in den Gemeinden überwiegend geistliches Personal aus der Türkei zum Einsatz kommt. Herr Kayman verweist auf die Vertretungsleistung und den hohen Bekanntheitsgrad der DITIB innerhalb ihrer Zielgruppe. Zu der umfassenden Wahrnehmung religiöser Aufgaben durch die DITIB zählen u. a. regelmäßige Gottesdienste, Kinder- und Jugendarbeit sowie Wohlfahrtsarbeit. 7 Präsentation des IRD (Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland) Referent: Herr Engin Karahan, mündlicher Vortrag Herr Karahan geht kurz auf die Historie des 1986 gegründeten IRD ein. Er betont, dass der Islam rat auf Bundesebene über 27 Mitgliedsorganisationen mit insgesamt 400 Moscheegemeinden verfüge. Die IGMG sei das größte Mitglied. Herr Karahan trägt vor, dass es innerhalb der Landesstrukturen der IRD Transformationsprozesse gäbe. Ziel sei es, die Landesstrukturen stärker auszubilden. Aufgabe der Regionalverbände sei die Koordinierung der Moscheevereine. Die Mitgliederzahl des Islam rates ließe sich ermitteln, indem man die Zahl der Fördermitglieder mit dem Faktor 4-5 hochrechne. Herr Karahan geht darüber hinaus auf die Vielfalt der Aktivitäten des IRD ein, wozu Bestattungen, Jugendhilfe und religiöse Angebote zählen. Zu den Leistungen der im Islamrat zusammengeschlossenen Gemeinden zählten auch die "Beheimatung" der Menschen durch die Gestaltung des religiösen Lebens vor Ort. Die Frage danach, ob der Islamrat auch alevitische Gemeindemitglieder habe, bejaht Herr Karahan. Als Beispiel nennt er die Gemeinschaft "Ehl-beyt" einerseits sowie Aleviten mit eigenen Gemeinden und "Ehl-beyt-Bezügen" andererseits. Präsentation des VIKZ (Verband der islamischen Kulturzentren e.V.) Referent: Herr Seyfi Ögütlü, Generalsekretär des VIKZ, mit PP-Präsentation Herr Ögütlü geht in seinem Referat zunächst auf die Vereinsstruktur des VIKZ ein. Die 1973 in Köln gegründete Organisation verfügt deutschlandweit über rund 300 Gemeinden und 9 Landesverbände. In NRW sind dem Verband 120 Moscheegemeinden angeschlossen. Innerhalb des VIKZ, welcher der sunnitisch hanefitischen Ausrichtung des Islam angehört, gibt es viele Muslime, die eine mystische Ausprägung des Islam praktizieren. Ziel des VIKZ ist die religiöse, soziale und kulturelle Betreuung von Muslimen, für die Herr Ögütlü zahlreiche Beispiele anführt. Den Schwerpunkt seiner Arbeit hat der VIKZ im Bereich der Bildung. Der VIKZ betreibt eigene Schülerwohnheime, setzt sich für die berufliche und akademische Förderung von Kindern und Jugendlichen ein und bildet seinen Mitgliedern eine dreijährige Aus- 8 bildung zum Theologen an. Die Organisation ist ferner aktiv im Bereich der Integration und des interreligiösen Dialogs. Herr Ögütlü geht auf die Kooperationen des VIKZ mit Landesregierungen, Universitäten und Kirchen ein und nennt Projekte in den Bereichen religiöse Erziehung und Jugendarbeit. Präsentation des ZMD (Zentral rat der Muslime in Deutschland) Referentin: Frau Nurhan Soykan, Generalsekretärin des ZMD, mit PP-Präsentation Frau Soykan leitet ihren Vortrag mit einem Blick auf die Entstehungsgeschichte des ZMD ein. Dieser ist aus dem 1987 gegründeten "Islamischer Arbeitskreis Deutschland" entstanden. Der ZMD versteht sich als religiöse Interessensvertretung von sunnitischen und schiitischen Muslimen. Frau Soykan verweist auf die gute Reputation des ZMD in Medien und Politik und nennt in diesem Zusammenhang die Webseite islam.de sowie die dort eingestellte, vom ZMD verfasste "Islamische Charta". Frau Soykan weist ferner auf die "Vielfalt" des Vorstandes des ZMD hin. Dieser umfasse sunnitische und schiitische Muslime, Männern und Frauen unterschiedlicher Abstammung sowie verschiedene Berufsgruppen. Frau Soykan widmet sich ferner den verschiedenen, im ZMD zusammengeschlossenen Vereinen und Organisationen, darunter dem Islamischen Zentrum Aachen (IZA), dem Islamischen Zentrum Hamburg (IZH) , dem Islamischen Zentrum München (IZM), der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD), der Deutschen Muslimliga, dem Haqqani-Trust sowie einer Reihe ethnisch geprägter und anderer Mitgliedsorganisationen. Als Beispiele für die religiösen Dienste der Gemeinden nennt Frau Soykan u. a. Gebete und religiöse Unterweisungen, Ramadanprogramme, 1ftare, Hadschreisen und Arabischunterrichte. 9 Teil 111: Weitere Ausdrucksformen islamischer Vielfalt Präsentation des "Düsseldorfer Netzwerk der Muslime" Referent: Erdin Kadunic, mit PP-Präsentation Herr Kadunic stellt das Düsseldorfer Projekt "MuslimOpenMind" vor. Dabei handelt es sich um eine Initiative zur Prävention von Salafismus. Im Rahmen des dfi-Plenums wurde der Beschluss gefasst, eine Dokumentation der Veranstaltung in Form einer Broschüre zu erarbeiten. Den islamischen Verbänden sowie ausgewählten Vereinen und Initiativen islamischer Prägung soll darin die Möglichkeit zur Selbstdarstellung gegeben werden. Ziel ist es, der interessierten Öffentlichkeit Informationen "aus erster Hand" über die Ausrichtung, Ziele und Aktivitäten islamischer Zusammenschlüsse zu geben. Die Teilnehmer der UAG-Dialog einigten sich auf die Durchführung einer ersten "Redaktionskonferenz" am 25.09.2014. Im Rahmen dieses Termins wurde das MAIS-Konzept zu der Broschüre vorgestellt und Verabredungen für die Erstellung der Einzelbeiträge getroffen. Es wurde beschlossen, in die Broschüre sowohl die Verbände und Vereine einzubeziehen, die sich beim dfi-Plenum vorgestellt haben, als auch zusätzliche Autoren zu gewinnen. Dadurch soll auch solchen islamischen Zusammenschlüssen eine Chance gegeben werden, die weniger bekannt sind, die aber die Vielfalt islamischen Zusammenschlüsse und Aktivitäten in NRW eindrucksvoll belegen. Unterdessen liegt dem MAIS der Großteil der Beiträge vor und die redaktionellen Arbeiten haben begonnen. Das MAIS wird die Publikation im Eigenverlag herausgeben. e unter Jugendlichen. "Problematische" Jugendliche, die in den religiös begründeten Extremismus abzugleiten drohen, werden mit Imamen in Kontakt gebracht, die mit ihnen in einen Dialog eintreten und auf eine Umorientierung hinwirken sollen. Dem Jugendlichen sollen darüber hinaus Zukunftsperspektiven eröffnet werden, wobei Unterstützungsangebote durch staatliche und sonstige Stellen vermittelt werden. "MuslimOpenMind" ist aus dem Wunsch von Moscheegemeinden heraus entstanden, stärker mit den Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten. Vor diesem Hintergrund betont Herr Kadunic das besondere Engagement des Düsseldorfer Kontaktbeamten islamischer Moscheegemeinden, Herr Sauerborn, für das Projekt. 10 Auf Nachfrage zu der Expertise der Imame erläutert Herr Kadunic, dass sie eine entsprechende fachliche theologische Ausbildung hätten, jedoch seitens des Netzwerks zum Umgang mit den Jugendlichen didaktisch beraten worden seien. Herr Bauknecht regt an, eine Handreichung über die Entstehung und die Vorgehensweise des Projektes herauszubringen. Die Initiative des Düsseldorfer Netzwerks könnte einen Vorbildcharakter für weitere Städte haben. Herr Bauknecht spricht darüber hinaus die Notwendigkeit an, dem um sich greifenden Salafismus unter Jugendlichen mit einer Art "10-Punkte-Plan" entgegenzutreten, in dem Argumente gegen den religiös begründeten Extremismus unter Muslimen theologisch fundiert zusammengestellt werden. Präsentation des "Zukunftsforum Islam" der Bundeszentrale für politische Bildung Referent: Samy Charchira Herr Charchira stellt das "Zukunftsforum Islam", eine Initiative der Bundeszentrale für politische Bildung vor. Dabei handelt es sich um eine im Jahr 2006 geschaffene Dialog-Plattform zum Austausch zwischen jungen Muslimen und Nichtmuslimen. Die zentralen Anliegen des Forums sind sowohl der innerislamische Dialog als auch der Dialog mit Nichtmuslimen. Ein weiteres wichtiges Kernthema des Forum ist die Ausrichtung des Islam in Deutschland. Das jährlich tagende Forum bietet Raum für theoretische Debatten, aber auch für Fragen der Praxis. Die Zielgruppe sind bürgeschaftliche Akteure, vor allem junge Intellektuelle und Studierende. Im Zusammenhang mit der Struktur des "Zukunftsforum Islam" weist Herr Charchira darauf hin, dass eine mehrheitlich muslimisch besetzte Steuerungsgruppe in Kooperation mit der BZpB über die Themenausrichtung entscheidet. Mitglieder der Steuerungsgruppe seien abgesehen von einzelnen Ab- bzw. Neuzugängen im Wesentlichen die Gründungsmitglieder des Forums. 11 Präsentation der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in DeutschlandZentralrat e.V. (IGBD) Referent: Armin Suceska, mit PP-Präsentation Herr Suceska stellt die IGBD mit Sitz in Wiesbaden vor, einen seit 1994 als Dachorganisation bosnischer Gemeinden fungierender Zusammenschluss. Ballungsgebiete sind München, BW, das Rhein-Main-Gebiet und NRW, wo insgesamt bis zu 40.000 Menschen erreicht werden. Schwerpunkt der IGBD in NRW ist das Ruhrgebiet. Dort wie im gesamten Deutschland widmet sich der Verein schwerpunktmäßig der interreligiösen und interkulturellen Arbeit. Hinsichtlich der Organisationsstruktur führt Herr Suceska aus, dass es einen 15-köpfigen Bundesvorstand gibt. Die Gemeinden vor Ort entsenden Vertreter für den Medzlis (Regionaler Rat), der den Bundesvorstand berät. Mittelfristig plant die IGBD den Aufbau einer Landesstruktur. Ferner sollen Beziehungen zu anderen Dachverbänden, Organisationen und Institutionen sowie dem Land aufgebaut werden. Langfristiges Ziel der IGBD ist die Anerkennung als Körperschaft des Öffentlichen Rechts. Präsentation des "Deutsch-islamischer Vereinsverband Rhein-Main e.V. (DIV)" Referent: Dr. Mohammed Khallouk, stellv. Vorsitzender, mit PP-Präsentation Herr Dr. Khallouk stellt den DIV, einen Dachverband für die Moscheegemeinden und islamischen Kulturvereine des Rhein-Main-Gebiets vor. Der DIV vertritt im Wesentlichen marokkanischstämmige Gemeinden in der Region und ist Mitglied im ZMD. Die Verbandstruktur basiert auf insgesamt drei Organen: dem Vorstand, der Mitgliederversammlung und dem Fiqh-Rat. Der DIV widmet sich Projekten zur interkulturellen und interreligiösen Verständigung und ist aktiv im Bereich der Bildungsarbeit für Muslime. Zu den Bildungsprogrammen des DIV gehören Fortbildungsseminare für Imame, politische Bildung, religiöse Bildung und Jugendarbeit. Die religiöse Bildung wird im Wesentlichen vom Fiqh-Rat organisiert. Hierzu gehören neben Koranunterricht für Jugendliche u. a. auch die Erläuterung von eigens verfassten Rechtsgutachten. Als Beispiele für die Jugendarbeit nennt Herr Dr. Khallouk Sportveranstaltungen und ökologische Projekte. Die Aktivitäten des Vereins zielen darauf ab, Jugendliche für 12 die Angebote der deutschen Demokratie zu begeistern und ihre gesellschaftliche Aktivität und Zivilcourage zu fördern. Der DIV tritt für die Anerkennung der muslimischen Verbände als Körperschaften des Öffentlichen Rechts, die Gründung eines eigenen muslim ischen Wohlfahrtsverbandes sowie ein flächendeckendes Angebot an islamischem Religionsunterricht an deutschen Schulen und islamischer Theologie an deutschen Hochschulen ein. Auf Nachfrage erklärt Herr Dr. Khallouk, dass die Veröffentlichung der vom Verein erstellten Fatwas durch den Fiqh-Rat erfolge und auf der Webseite des Vereins zu finden seien. Präsentation der "Alevitischen Islamischen Union in Deutschland (AAIB)" Referent: Burhanettin Dag, mit Folien Herr Burhanettin Dag hält einen überwiegend religiös geprägten Vortrag über das Alevitentum in Deutschland und die Ziele der AAIB. Auf Nachfrage zur Anzahl der vertretenen Gemeinden erklärt Herr Dag, dass die AAIB über 28 "Communities" verfüge und jeden Tag neue Vereine hinzukommen. Konkrete Aussagen zur Struktur der Union werden nicht getroffen. Herr Dag greift im Laufe seines Vortrags massiv die AABF und ihre Mitglieder an. Der Vertreter der AABF widerspricht den Ausführungen von Herrn Dag und distanziert sich von dessen Positionen. Der Vortrag von Herrn Dag stößt auch im Forum auf Kritik. Herr Minister Schneider nimmt die Anschuldigungen von Herrn Dag zum Anlass, auf die Glaubens- und Meinungsvielfalt hinzuweisen. Er spricht sich gegen jede Art von religiöser Belehrung und Missionierung aus und betont, dass das dialog forum islam nicht der Ort von Auseinandersetzungen dieser Art sei. Teil IV: Diskussion zu den Vorträgen und möglichen Konsequenzen Herr Minister Schneider regt die Erstellung einer Publikation im Nachgang zu der heutigen Plenumsveranstaltung an. Diese könnte sich zusammensetzen aus den heute präsentierten Beiträgen, aber auch aus Äußerungen einzelner Mitglieder des Forum sowie externer Expertise. Das MAIS werde ein Format für die 13 Selbstdarstellung vorgeben und einen Gliederungsvorschlag machen, der mit den Mitgliedern des dfi abzustimmen sei. Der "neue Ansatz", eine Schrift zu erstellen, in der die Verbände selbst zu Wort kommen und ihre Arbeit darstellen, wird allgemein begrüßt. Eine solche Publikation aus der Sicht und aus dem Selbstverständnis der islamischen Verbände und Organisationen heraus könne ein Gegenentwurf zu bisherigen Veröffentlichungen sein, die bisher aus einer gewissen Distanz heraus über die Arbeit, Ausrichtung und Strukturen der Verbände und Einzelorganisationen berichteten. Herr Minister Schneider betont in diesem Zusammenhang, dass man eine fundierte Schrift über das "bunte, organisierte islamische Leben und die Initiativen in NRW" bräuchte und sich eine solche Schrift formal und inhaltlich zwischen Internetaufsatz und wissenschaftlicher Publikation bewegen solle. Herr Bauknecht kommt in diesem Zusammenhang auf seine zuvor geäußerte Forderung nach einem "10 Punkte-Plan gegen Salafismus" zurück, die er jetzt konkretisiert. Er plädiert für die Erstellung einer Handreichung für Pädagogen, die zur Prävention und Bekämpfung salafistisch geprägter Denk- und Argumentationsmuster im schulischen Alltag herangezogen werden kann. Eine solche Handreichung könnte den Titel "10 theologische Argumente gegen den religiös begründeten Extremismus" tragen und religiös fundierte Position islamischer Gelehrter beinhalten. Herr Bauknecht betont, dass die zeitnahe Entwicklung einer solchen "kurzen Broschüre" mit theologischen Argumenten dringend nötig sei. Herr Kayman (DITIB) bietet Herrn Bauknecht seine Unterstützung bei der Realisierung dieses Vorhabens an. Herr Schnieder (MIK VS) betont, dass in Anbetracht des gewaltbereiten Salafismus seitens des Landesregierung stärker präventiv gearbeitet werden müsse. In diesem Zusammenhang sei das MIK bereit, eine Kooperation verschiedener Behörden zu initiieren. Herr Minister Schneider stellt die Themen der nächsten dfi-Plenumssitzungen vor: Islamfeindlichkeit und Bestattungswesen. Herr Rütten weist darauf hin, dass das MIK zusammen mit dem KRM eine Tagung zum Thema Islamfeindlichkeit vorbereitet, die im Herbst 2014 stattfinden soll. Protokoll: Dr. Waletzki