Institut für Informatik II der Universität Bonn Ch. Strelen / W. Sandmann Römerstraße 164 53117 Bonn 11. Mai 2000 Übungen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung Blatt 5, Besprechung: Donnerstag, 18. Mai 2000, 13.30 Uhr, Hörsaal D A generating function is useful because it’s a single quantity that represents an entire infinite sequence. We can often solve problems by first setting up one or more generating functions, then by fooling around with those functions until we know a lot about them, and finally by looking again at the coefficients. With a little bit of luck, we’ll know enough about the function to understand what we need to know about its coefficients. The nicest thing about pgf ’s1 ist that they usually simplify the computation of means and variances. The second-nicest thing about pgf ’s is that they are comparatively simple functions of z, in many important cases. The third-nicest thing about pgf ’s is that the product of pgf ’s corresponds to the sum of independent random variables. (Graham, Knuth, Patashnik: Concrete Mathematics.) Aufgabe 24 Sei X : Ω → IN eine Zufallsvariable auf dem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, pot(Ω), P ). a) Zeigen Sie für den Erwartungswert von X E[X] = ∞ X P {X ≥ k}. k=1 b) Für x ∈ IN sei px := P {X ≥ x + 1|X ≥ x}. Berechnen Sie die Verteilung und den Erwartungswert von X. Welche Verteilung ergibt sich für konstante px = p ∈ (0, 1)? Anmerkung: X kann als eine Lebenszeit und die px als sukzessive Überlebenswahrscheinlichkeiten interpretiert werden. Aufgabe 25 a) Ein Spieler setzt beim Roulette in jeder Runde an einem Tisch auf das erste Dutzend und an einem anderen Tisch auf die ungeraden Zahlen und zwar solange, bis er zum ersten Mal mit einem der beiden Einsätze gewonnen hat. Berechnen Sie (unter Vernachlässigung der Null) die Wahrscheinlichkeiten pk , daß der Spieler k Runden spielt (k ∈ IN+ ). b) Berechnen Sie nun die Wahrscheinlichkeiten pk für den Fall, daß der Spieler solange am ersten Tisch auf die geraden Zahlen und am zweiten Tisch auf die ungeraden Zahlen setzt, bis er mit beiden Einsätzen wenigstens je einmal gewonnen hat. 1 pgf: probabilty generating function Aufgabe 26 Sei X eine diskrete Zufallsvariable mit erzeugender Funktion GX . Zeigen Sie (i) P {X ≤ k} ≤ GX (z) zk für 0 < z ≤ 1, (ii) P {X ≥ k} ≤ GX (z) zk für z ≥ 1. Aufgabe 27 Geben Sie zunächst für die Augenzahl A eines Wurfs mit dem Würfel aus Aufgabe 19 die erzeugende Funktion GA und die Ableitungen G0A und G00A an. Berechnen Sie dann (ohne die einzelnen Koeffizienten auszurechnen) aus GA die erzeugende Funktion GS der Augensumme S zweier aufeinanderfolgender Würfe, und bestimmen Sie damit den Erwartungswert und die Varianz von S. Aufgabe 28 Über die Rauchgewohnheiten des Mathematikers Stefan Banach erzählt man sich folgende Anekdote. Zu Beginn steckte er zwei Streichholzschachteln mit je N Streichhölzern in die linke bzw. rechte Hosentasche. Wenn er eine Zigarre rauchen wollte, wählte er mit einer Wahrscheinlichkeit von je 12 eine der beiden Streichholzschachteln aus, bis er zum ersten Mal eine leere Schachtel vorfand. a) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeiten ur , daß bei diesem Verfahren in der anderen Schachtel genau r Streichhölzer übrig sind (0 ≤ r ≤ N ), wenn man zum ersten Mal eine leere Schachtel auswählt. b)∗ Berechnen Sie den Erwartungswert und die Varianz der Anzahl übriggebliebener Streichhölzer. Aufgabe 29∗ Um der ewigen Langeweile in der Hölle zu entgehen, besucht der Teufel als Mensch verkleidet gelegentlich die Spielhöllen von Las Vegas. Eines Tages schlüpfte er in die Rolle eines hageren Ölmillionärs aus Fort Worth. Kleine Wette gefällig?“ fragte er einen Mann, der neben dem Roulette–Tisch stand. ” Hängt von der Wette ab.“ ” Natürlich“, sagte der Teufel. Ich stelle mir folgendes vor. Wählen Sie irgendeine Schwarz–Rot– ” ” Dreierkombination, sagen wir rot–rot–schwarz oder schwarz–rot–schwarz — wie Sie wollen. Ich suche mir eine andere Kombination aus. Wir einigen uns, wann wir anfangen, dann beobachten wir die Kugel und schauen, welche Folge zuerst auftaucht. Ist es ihre, gewinnen Sie, ist es meine, gewinne ich. Zeros zählen nicht. Ich wette 5 gegen 4 Dollar, und bei jeder Runde dürfen Sie ihre Kombination zuerst wählen.“ Bei jeder Drehung des Rades ist die Wahrscheinlichkeit für rot 21 und für schwarz auch 12 “, überlegte der ” Mann. Für jede Dreierfolge ist die Wahrscheinlichkeit gleich 21 · 12 · 12 = 18 . Also sind alle Kombinationen ” gleichwahrscheinlich. Keiner von uns hat einen Vorteil.“ Genau“, entgegnete lächelnd der Teufel. Aber ich biete ihnen ja eine ungleiche Wette an!“ ” ” Klingt wie ein höllisch guter Vorschlag“, sagte der Mann. ” Wer ist durch die Wette begünstigt, der Mann oder der Teufel? Macht es einen Unterschied, welche Kombination der Mann jeweils wählt?