ETWR – Teil B Entscheidungen unter Risiko Marcel Lichters, Stephan Schosser Entscheidungen unter Risiko Ziele • Bisher • Beschreibung sicherer Entscheidungen • Ableitung von Wahrscheinlichkeiten • Ziel dieses Kapitels • Kombination beider vorangegangener Kapitel • Motivation • Theorie Bei Entscheidungen unter Risiko wird praktische Relevanz... ... dieser Vorlesung sehr deutlich (leider) • Ökonomische Entscheidungen Entscheidungen hängen oft von Risiko ab (Risiko zu Sterben, Risiko günstige Nachfrage, ...) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 2 85 Marcel Lichters, Stephan Schosser Entscheidungen unter Risiko Agenda • Einführung • Entscheidungen unter Sicherheit • Generierung von Wahrscheinlichkeiten • Entscheidungen unter Risiko • Erwartungswert • Erwartungsnutzentheorie • Risikopräferenzen • Bestimmung der Nutzenfunktion • Ermittlung der optimalen Alternative • Nutzentheorie und Risiko • Mehrere Ziele • Empirische Beobachtungen • Zeitpräferenzen bei sicheren Erwartungen • Deskriptive Aspekte des Entscheidens • Naive Entscheidungsregeln und Heuristiken WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 3 85 Marcel Lichters, Stephan Schosser Entscheidungen unter Risiko Darstellung riskanter Entscheidungen • Begriffsbestimmung • „Lotterie“: Kombination von Ausgängen und Eintrittwahrscheinlichkeiten • Riskante Alternative: Lotterie, die Entscheider wählen kann • Darstellung als Vektor: (a1, p1; ...; an, pn) • ai: Ausgang i – wiedergegeben als Auszahlung, Nutzenwert, ... • pi: Eintrittwahrscheinlichkeit des Ausgangs i • Darstellung als Baum p a1 a2 1 p2 ... pn an • Darstellung als Matrix Alternative 1 WS14/15 p1 p2 ... pn a1 a2 ... an Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 4 85 Marcel Lichters, Stephan Schosser Entscheidungen unter Risiko 5 85 Darstellung riskanter Entscheidungen - Beispiel • Entscheidungsproblem aus Kapitel 1 (Fahrt zur Uni, Matrixdarstellung) Konsequenz Fahrtdauer Regen (p1 = 20%) Sonne (p2 = 50%) Schnee (p3 = 30%) Alternative Rad 11 Minuten 15 Minuten 20 Minuten • Vektordarstellung (11 Minuten, 0.20; 15 Minuten, 0.50; 20 Minuten, 0.30; ...) • Baumdarstellung p1 = 0.1 p2 = 0.3 a1 = 11 Minuten a2 = 15 Minuten p3 = 0.6 a3 = 20 Minuten • Hinweise • Ein Attribut (Fahrtdauer) betrachtet: mehrere Attribute möglich! • Anzahl Ausgänge ist endlich (3): unendlich viele möglich! WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser Entscheidungen unter Risiko 6 85 Entscheidung über riskante Alternativen • Entscheidungen bisher • Ableitung von Wertfunktionen zur Abbildung der Präferenzen ... ... basierend auf Einzelwertfunktionen • Beispiel: v(Bus) ≻ v(Fahrrad), weil vFahrzeit(Bus) ≻ vFahrzeit(Fahrrad) • Entscheidungen jetzt Attributausprägung (im Beispiel: Fahrzeit in Minuten) abhängig von Zufall • Herausforderungen • Additives Modell (siehe Kapitel 1) nicht mehr einsetzbar • Wahrscheinlichkeiten unterschiedlich bewertet (siehe Kapitel 2) • Menschliches Verhalten nicht konsistent (gemäß empirischer Studien) • Kurz: Erwarten sie keine „Eierlegende Wollmilchsau“ Wir werden schon glücklich sein, wenn wir einen Teil von Entscheidungen... ... in einem festen Szenario für ein paar Entscheider verstehen können. WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser Entscheidungen unter Risiko 7 85 Sei X eine diskrete Zufallsvariable mit Wahrscheinlichkeitsfunktion fx(x) und Träger Tx. Der Erwartungswert E(X) ist definiert durch: E(X) = ∑ x f X (x) {x|x∈TX } • Idee • Bewertung aller Attributausprägungen mittels Erwartungswert (E(ai)) • Anwendung von Wertfunktion auf Erwartungswert (v(E(ai))) • Wahl der Alternative mit höchstem Wert der Wertfunktion (maxai v(E(ai))) • Beispiel Fahrtdauer Alternative pRegen = 20% pSonne = 50% pSchnee = 30% E(Fahrtdauer) 11 Minuten 15 Minuten 17 Minuten 14.5 Minuten Bus 15 Minuten 15 Minuten 15 Minuten 15.0 Minuten Rad Entscheidung: Fahrt mit dem Rad WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Wdh. Teil A Bewertung von Alternativen mittels Erwartungswert • Definition: Erwartungswert diskreter Zufallsvariablen Marcel Lichters, Stephan Schosser Entscheidungen unter Risiko St. Petersburg Paradoxon – DAS Standardbeispiel • Das Spiel • Münze wird wiederholt geworfen • Erscheint Zahl: Auszahlung 2n Euro (mit n ist Anzahl der Würfe) • Erscheint Kopf: Spiel geht weiter • Ihre Entscheidung Wie viel zahlen Sie um das Spiel zu spielen? • Spiel als Baum pZahl = 0.5 2€ pKopf = 0.5 Zahl Kopf 4€ Zahl Kopf • Was würden Sie bezahlen? WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 8€ ... 8 85 Marcel Lichters, Stephan Schosser Entscheidungen unter Risiko St. Petersburg Paradoxon – Erwartungswert • Das Spiel pZahl = 0.5 pKopf = 0.5 2€ Zahl 4€ Kopf Zahl Kopf 8€ ... • Naive Mathematische Lösung: Erwartungswert E(St. Petersburg Spiel) = 0.5 · 2 + 0.52 · 22 + 0.53 · 23 + 0.54 · 24 + ... E(St. Petersburg Spiel) = 1 + 1 + 1 + 1 + ... E(St. Petersburg Spiel) = ∞ • Problem Sie werden (so gut wie) niemanden finden, der mehr als 20 € zahlt! ⇒ Erwartungswert zur Bewertung riskanter Alternativen unzuverlässig • Bis heute existiert kein Modell, dass ... ... diesen Effekt für alle glaubwürdig erklärt WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 9 85 Marcel Lichters, Stephan Schosser 10 Entscheidungen unter Risiko 85 Agenda • Einführung • Entscheidungen unter Sicherheit • Generierung von Wahrscheinlichkeiten • Entscheidungen unter Risiko • Erwartungswert • Erwartungsnutzentheorie • Risikopräferenzen • Bestimmung der Nutzenfunktion • Ermittlung der optimalen Alternative • Nutzentheorie und Risiko • Mehrere Ziele • Empirische Beobachtungen • Zeitpräferenzen bei sicheren Erwartungen • Deskriptive Aspekte des Entscheidens • Naive Entscheidungsregeln und Heuristiken WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 11 Entscheidungen unter Risiko 85 Nutzenfunktion • Definition (Nutzenfunktion) Eine Funktion u deren Erwartungswert („Erwartungsnutzen“) die transitiven, vollständigen, stetigen und unabhängigen Präferenzen eines Entscheiders abbildet heißt Nutzenfunktion. • Transitivität (vgl. Wertfunktion) Für alle Kombinationen von Lotterien a, b und c mit a ≻ b und b ≻ c folgt a ≻ c. • Vollständigkeit (vgl. Wertfunktion) Für alle Paare von Lotterien a und b gilt a ≻ b. • Stetigkeit Sind Lotterien a, b und c mit a ≻ b ≻ c gegeben, dann existiert eine Wahrscheinlichkeit p bei der b ∼ p · a + (1 – p) · c • Unabhängigkeit Gilt für zwei Lotterien a ≽ b, so muss auch für alle Lotterien c und alle Wahrscheinlichkeiten p gelten, dass p · a + (1 – p) · c ≽ p · b + (1 – p) · c. WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 12 Entscheidungen unter Risiko 85 Annahmen – Stetigkeit • Definition (Stetigkeit) Sind Lotterien a, b und c mit a ≻ b ≻ c gegeben, dann existiert eine Wahrscheinlichkeit p bei der b ∼ p · a + (1 – p) · c • Lotterie 0.5 · a + 0.5· c mit a = (100 €, 0.8; 0 €, 0.2) und c = (200 €, 1) 0.5 0.5 1.0 0.2 200 € 0€ 0.8 100 € formal äquivalent zu 0.5 0.1 200 € 0.4 100 € • Verletzung der Stetigkeit • Lotterien • a = (1000 €, 0.8; 0 €, 0.2) • b = ( 100 €, 0.8; 0 €, 0.2) • c = ( Tod, 0.8; 0 €, 0.2) • Finden Sie ein p, so dass gilt b ∼ p · a + (1 – p) · c? Also, ich nicht! WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 0€ Marcel Lichters, Stephan Schosser 13 Entscheidungen unter Risiko 85 Annahmen – Unabhängigkeit • Definition (Unabhängigkeit) Gilt für zwei Lotterien a ≽ b, so muss auch für alle Lotterien c und alle Wahrscheinlichkeiten p gelten, dass p · a + (1 – p) · c ≽ p · a + (1 – p) · c. • Lotterien: a = (1000 €, 0.8; 0 €, 0.2), b = ( 0.2 0.2 0€ a≽b 0.8 1000 € 0.8 100 €, 0.8; 0 €, 0.2) und c = (200 €, 1) 0€ 1.0 c 200 € 100 € ⇒ 0.5 1.0 0.2 0.5 200 € 0€ 0.5 1.0 0.2 a‘ ≽ b‘ 0.5 1000 € 0.8 0.8 • Verletzung der Unabhängigkeit • a = (iPhone 6, 0.8; 0, 0.2), b = (Galaxy S 5, 0.8; 0, 0.2) und c = (nicht übertragbarer iTunes Gutschein über 10000 €, 1) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 200 € 0€ 100 € Marcel Lichters, Stephan Schosser 14 Entscheidungen unter Risiko 85 Nutzenfunktion vs. Wertfunktion • Hinweis Literatur: Definition von Wertfunktion und Nutzenfunktion quasi wortgleich • Unterschiede der Konzepte • Betrachtungsgegenstand • Wertfunktion definiert auf sicheren Ergebnisse... • ... Nutzenfunktion definiert auf riskanten Ergebnissen • Voraussetzungen • Wertfunktion: Vollständigkeit, Transitivität der Präferenzen • Nutzenfunktion: Vollständigkeit, Transitivität, Stetigkeit, Unabhängigkeit • Folglich: Nutzenfunktion deutlich restriktiver • Aber: In der Literatur ist... • Trennung nicht immer konsistent... • ... Konzepte werden äquivalent benutzt... • ... Voraussetzungen selten geprüft • Nur Benennung mit u und v ist konsistent! WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 15 Entscheidungen unter Risiko 85 Erwartungsnutzen • Definition (Erwartungsnutzen) Der erwartete Nutzen einer riskanten Alternative a ist definiert als n EU(a) = ∑ pi ⋅ u(ai ) i=1 • Unterschied zum bisherigen Vorgehen: n v(E(X)) = v(∑ pi ⋅ ai ) i=1 Anwendung der Nutzen-/Wertfunktion auf Attributwert, ... ... nicht mehr auf Erwartungswert des Attributs • Beispiel Fahrtdauer pRegen=0.2 v(aRegen) pSonne=0.5 v(aSonne) pSchnee=0.3 v(aSchnee) EU(a) Rad 11 Min. 1.0 15 Min. 0.6 17 Min. 0.0 0.50 Bus 15 Min. 0.6 15 Min. 0.6 15 Min. 0.6 0.60 Entscheidung: Fahrt mit dem Bus WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 16 Entscheidungen unter Risiko 85 Nicht in der Vorlesung behandelt Dreieck-Ergebnis-Diagramm • Lotterie a = (p1, x1; p2, x2; p3, x3) mit x1 ≺ x2 ≺ x3 • Darstellung für Erwartungsnutzentheorie (p1=0, p3=1) p1=0.1, p2=0.2, p3=0.7 Indifferenzkurven (p1=0, p3=0) (p1=1, p3=0) • Warum stimmt das Diagramm? • Angabe von p2: nicht nötig, da gilt p2 = 1 – p1 – p3 • Stärke Präferenz: Da x1 ≺ x2 ≺ x3 gilt Alternative (0, x1; 0, x2; 1, x3) am Besten • Fehlt noch: Form der Indifferenzkurven (Gerade, identische Steigung) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 17 Entscheidungen unter Risiko 85 Nicht in der Vorlesung behandelt Dreieck-Ergebnis-Diagramm – Form Indifferenzkurven • Es gilt (aus der Definition) n EU(a) = ∑ pi ⋅ u(ai ) i=1 • Für drei Lotterien: EU(a) = p1 · u(a1) + p2 · u(a2) + p3 · u(a3) • Weiterhin gegeben: • „Indifferenzkurve“: EU(a) ist konstant • p2 definiert durch p1 und p3, da gilt p2 = 1 – p1 – p3 • Damit gilt: EU(a) = p1 · u(a1) + (1 – p1 – p3) · u(a2) + p3 · u(a3) • EU(a) = p1 · (u(a1) – u(a2)) + p3 · (u(a3) – u(a2)) + u(a2) [Durch Ausmultipl.] • p3 = EU(a) − u(a2 ) u(a2 ) − u(a1 ) + p1 u(a3 ) − u(a2 ) u(a3 ) − u(a2 ) Achsenabschnitt WS14/15 Steigung Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B [Durch Umstellen] Marcel Lichters, Stephan Schosser 18 Entscheidungen unter Risiko 85 St. Petersburg Paradoxon – Erwartungsnutzen • Das Spiel pZahl = 0.5 pKopf = 0.5 2€ Zahl 4€ Kopf Zahl Kopf 8€ ... • Sei Nutzenfunktion u(x) = ln(x) EU(St. Petersburg Spiel) = 0.5 · ln(2) + 0.52 · ln(22) + 0.53 · ln(23) + 0.54 · ln(24) + ... E(S t. Petersburg Spiel) = ln(2)· [0.5+ 0.52 · 2 + 0.53 · 3 + 0.54 · 4 + ...] • • n nq n+2 − (n +1)q n+1 + q Für geometrische Reihe gilt: ∑ q k = (q −1)2 k=0 % n(1 / 2)n+2 − (n +1)(1 / 2)n+1 +1 / 2 ( 1/ 2 = ln(2) = 2 ln(2) = ln(4) ≈ 1.39 ' * EU(St. Petersburg Spiel) = ln(2)⋅ lim 2 n→∞ (1 / 2 −1) (−1 / 2)2 & ) k • Geht man vom Erwartungsnutzen und Nutzenfunktion u(x) = ln(x) aus, .... ... so ist „Wert“ des St. Petersburg Spiels nur 1.39 (und damit „realistisch“) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 19 Entscheidungen unter Risiko 85 Subjektiver Erwartungsnutzen • Erkenntnisse aus der „Generierung von Wahrscheinlichkeiten“ (Kapitel 2) • Wahrscheinlichkeiten sind nicht „per se“ gegeben (wie in der Erwartungsnutzentheorie angenommen) • Wahrscheinlichkeiten sind „subjektiv“ (d.h. jeder Entscheider bewertet Wahrscheinlichkeiten anders) • Idee: Berücksichtigung subjektiver Wahrscheinlichkeiten • Definition (subjektiver Erwartungsnutzen) Der subjektive, erwartete Nutzen einer riskanten Alternative a ist definiert als SEU(a) = ∑ p(s)⋅ u(a(s)) s∈S • Entscheider wählt folglich zwischen Alternativen a... ... die vom Zustand der Natur s ∈ S sind und... ... zu Attributausprägungen a(s) führen, dabei... ... berücksichtigt er seine subjektive Einschätzung er seine ... ... „persönliche Glaubwürdigkeit“ des Eintretens der Zustände WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 20 Entscheidungen unter Risiko 85 Subjektiver Erwartungsnutzen – Unabhängigkeit • Definition (Unabhängigkeit der subjektiven Erwartungsnutzentheorie) Seien a, b, a‘ und b‘ Alternativen und sei S‘ eine Teilmenge der Zustände S und a(s) = a‘(s) sowie b(s) = b‘(s) für s ∈ S‘ und a(s) = b(s) sowie a‘(s) = b‘(s) für s ∈ S\S‘, so gilt a ≻ b genau dann, wenn a‘ ≻ b‘. • Sprechend Haben zwei Alternativen für bestimmte Umweltzustände identische Konsequenzen, so dürfen die Umweltzustände keinen Einfluss auf die Präferenzen über die beiden Alternativen haben. • Beispiel Würfelwurf 1 2 3 4 5 6 a B B B B B B b B B B B B A a‘ A A A A A B b‘ A A A A A A WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B a≻b ⇔ a‘ ≻ b‘ Marcel Lichters, Stephan Schosser 21 Entscheidungen unter Risiko 85 Agenda • Einführung • Entscheidungen unter Sicherheit • Generierung von Wahrscheinlichkeiten • Entscheidungen unter Risiko • Erwartungswert • Erwartungsnutzentheorie • Risikopräferenzen • Bestimmung der Nutzenfunktion • Ermittlung der optimalen Alternative • Nutzentheorie und Risiko • Mehrere Ziele • Empirische Beobachtungen • Zeitpräferenzen bei sicheren Erwartungen • Deskriptive Aspekte des Entscheidens • Naive Entscheidungsregeln und Heuristiken WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 22 Entscheidungen unter Risiko 85 Sicherheitsäquivalent • Definition (Sicherheitsäquivalent) Das Sicherheitsäquivalent ist die sichere Konsequenz bei welcher der Entscheider indifferent zwischen SÄ(a) und der zu beurteilenden Lotterie a ist. Es gilt u(SÄ(a)) = EU(a) • Beispiel: St. Petersburg Paradoxon • Gegeben das die Nutzenfunktion u(x) = ln(x) • So gilt für EU(St. Petersburg Spiel) = 1.39 • Damit gilt u(SÄ(a)) = 1.39... • ... und das Sicherheitsäquivalent: SÄ(a) = e1.39 = 4.01 € • Interpretation 1: Entscheider ist indifferent zwischen • Spielen des St. Petersburg Spiels und... • Dem Erhalt (der „sicheren Auszahlung“) von 4.01 € • Interpretation 2: Entscheider wäre bereit • (die „sichere Auszahlung“) 4.01 € zu opfern um... • das St. Petersburg Spiel zu spielen • Sicherheitsäquivalent ist nicht immer gegeben. Beispiele? WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 23 Entscheidungen unter Risiko 85 Krümmung der Nutzenfunktion • Unterschiedliche Formen der Nutzenfunktion Lineare Nutzenfunktion Konvkave Nutzenfunktion Konvexe Nutzenfunktion 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 Nennen Sie Beispiele! 0.25 0.00 0 2 4 6 Auszahlung x • Spannende Frage 8 10 Erlaubt Nutzenfunktion Rückschlüsse auf grundlegendes Risikoverhalten? WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 24 Entscheidungen unter Risiko 85 Krümmung der Nutzenfunktion – Risikoprämie • Bisher (am Beispiel der Lotterie: a = (0.5, 100 €; 0.5, 10 €)) • Erwartungswert: E(a) = 0.5 · 100 € + 0.5 · 10 € = 55 € • Erwartungsnutzen: EU(a) = 0.5 · ln(100) + 0.5 · ln(10) = 3.45 mit u(x)=ln(x) • Sicherheitsäquivalent: SÄ(a) = u-1(EU(a)) = 31.62 € • Wir wissen damit: • Mit welcher Auszahlung aus der Lotterie ein Mathematiker... ... rechnen würde (Erwartungswert: 55.00 €) • Welchen Betrag der Entscheider für das Spielen der Lotterie... ... zahlen würde (Sicherheitsäquivalent: 31.62 €) • Definition (Risikoprämie) Für die Risikoprämie RP(a) einer Alternative a gilt RP(a) = E (a) – SÄ(a) • Im Beispiel: • RP(a) = E(a) – SÄ(a) = 55.00 € - 31.62 € = 23.38 € • D.h. der Entscheider würde 23.38 € für das Spielen der Lotterie... ... weniger zahlen als der Erwartungswert der Lotterie ist ⇒ Der Entscheider scheut also das Risiko! WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Klar? Marcel Lichters, Stephan Schosser 25 Entscheidungen unter Risiko 85 Krümmung der Nutzenfunktion – Risikoeinstellung • Zurück zur Visualisierung Lineare Nutzenfunktion Konvkave Nutzenfunktion Konvexe Nutzenfunktion Nutzen u(x) 1.00 0.75 0.50 0.25 SÄlin(a) = E(a) SÄkvex (a) 0.00 0 2 SÄkkav(a) 4 6 Auszahlung x 8 10 • Implikationen der Form der Nutzenfunktion • Lineare Nutzenfunktion: RP(a) = E (a) – SÄ(a) = 0 (risikoneutral) • Konkave Nutzenfunktion: RP(a) = E (a) – SÄ(a) > 0 (risikoavers) • Konvexe Nutzenfunktion: RP(a) = E (a) – SÄ(a) < 0 (risikofreudig) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 26 Entscheidungen unter Risiko 85 Risikoeinstellung – Beispiele • Billige iPhone Apps (bei mir < 10 €): RP(a) = E (a) – SÄ(a) = 0 (risikoneutral) • Bereitschaft das Risiko einzugehen, ... ... eine unbrauchbare App zu kaufen ... ... wenn erwarteter Nutzen gleich dem Preis • Meiste Entscheidungen: RP(a) = E (a) – SÄ(a) > 0 (risikoavers) • St. Petersburg Spiel (siehe vorangegangen Folien) • Lotto: RP(a) = E (a) – SÄ(a) < 0 (risikofreudig) • Erwartungswert: ca. 0.38 € • Sicherheitsäquivalent: 0.75 € (so viel kostet aktuell ein Feld) 2+S 3 3+S 4 4+S 5 5+S 6 6+S Wahrscheinlichkeit 1.32% 1.59% 0.18% 0.087% 0.0097% 0.0017% 0.00018% 0.0000064% 0.000000072% Auszahlung (23.08.14) 5.00 € 8.20 € 13.4€ 32.50 € 116.40 € 2603.8€ 7539.80 € 867085.30 € 9145230.60 € WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 27 Entscheidungen unter Risiko 85 Risikopräferenzen im Dreieck-Ergebnis-Diagramm ) − u(a ) • Lotterie a = (p1, x1; p2, x2; p3, x3) • Interessant: Steigung: u(a u(a ) − u(a ) mit x1 ≺ x2 ≺ x3 • Annahme: (p1=0, p3=1) 3 2 2 1 u(a1) und u(a3) sind konstant • Erhöhung (Senkung) von u(a2)... Indifferenzkurven (p1=0, p3=0) ... dann höhere (kleinere) Steigung u(a3) (p1=1, p3=0) • Indifferenzkurven (formal) p3 = EU(a) − u(a2 ) u(a2 ) − u(a1 ) + p1 u(a3 ) − u(a2 ) u(a3 ) − u(a2 ) WS14/15 Nutzen u(x) Nicht in der Vorlesung behandelt Marcel Lichters, Stephan Schosser risikoaverser u(a2) risikofreudiger u(a1) 0.00 0 a1 a2 5 Auszahlung x a3 10 • Je steiler die Indifferenzkurve, ... ... umso risikoaverser Entscheider Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 28 Entscheidungen unter Risiko 85 Arrow-Pratt Maß • Bisher • Entscheider unterscheiden sich in ihrer Risikoeinstellung • Risikoeinstellung spiegelt sich in Form der Nutzenkurve wieder • Idee • Ermittlung einer Kennzahl zur Abbildung der Risikoeinstellung • Abbildung über eine Funktion • Motivation für Darstellung als Funktion 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 0 2 4 6 Konsum von Bier WS14/15 8 10 Bierkonsum • Initial geringer Nutzen (schmeckt übel, unlustig) • Phase hoher Steigung (schmeckt gut, alles lustig) • Final geringer Nutzen (Übelkeit, Kopfschmerzen) ⇒ Steigung kann sich ändern! Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 29 Entscheidungen unter Risiko 85 Arrow-Pratt Maß – Formal • Definition (Arrow-Pratt Maß) Die Risikoeinstellung eines Entscheiders lässt sich über folgende Funktion abbilden: r(x) = − u''(x) u'(x) • Definition (Relative Risikoeinstellung) Die relative Risikoeinstellung ist r * (x) = − u''(x) ⋅x u'(x) • Voraussetzungen für die Anwendung • Nutzenfunktion 2x differenzierbar • 1. Ableitung ist ungleich 0 • Wichtige Kernaussagen mit Bezug auf Geldbeträge • Grenznutzen ist positiv • Grenznutzen nimmt mit steigenden Beträgen ab • Nicht steigende absolute Risikoaversion WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 30 Entscheidungen unter Risiko 85 Arrow-Pratt Maß – Eigenschaften • Arrow-Pratt Maß: r(x) = − u''(x) u'(x) • Steigende Nutzenfunktion • u‘(x) > 0 • Risikoaversion: r(x) > 0, da u‘‘(x) < 0 (rechtsgekrümmt) • Risikofreude: r(x) < 0, da u‘‘(x) > 0 (linksgekrümmt) • Fallende Nutzenfunktion • u‘(x) < 0 • Risikoaversion: r(x) < 0, da u‘‘(x) > 0 (linksgekrümmt) • Risikofreude: r(x) > 0, da u‘‘(x) < 0 (rechtsgekrümmt) • Sind fallende Nutzenfunktionen relevant? • Fallende Nutzenfunktionen in steigende kodierbar • Zur Erhöhung der Verständlichkeit steigende wünschenswert • Risikoeinstellung von Entscheidern auch heute hippes Forschungsthema WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 31 Entscheidungen unter Risiko 85 Typische Nutzenfunktionen • Bisher • Bedeutung der Nutzenfunktion für Verständnis Entscheidungsverhalten • Forderung nach stetiger, differenzierbarer Nutzenfunktion • Idee (konkrete Umsetzung in diesem Kapitel weiter hinten) • Ermittlung einiger Punkte der Nutzenfunktion • Schätzung der gesamten Nutzenfunktion durch Näherung an diese Punkte (Bsp.: Minimierung der Abweichungsquadrate) • Voraussetzung hierfür: Allgemeine Form für Nutzenfunktion • Standardform für Funktionen • Lineare Funktion: f(x) = α + β x • Quadratische Funktion: f(x) = α + β x + γ x2 • Exponentielle Funktion: f(x) = α + β eγx • Logarithmische Funktion: f(x) = α + β log(x) • Welche Art der Funktion ist für Nutzenfunktionen geeignet? WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 32 Entscheidungen unter Risiko 85 Typische Nutzenfunktionen – Linear • Form der Nutzenfunktion: u(x) = α + β x • Steigung: u‘(x) = β • Krümmungsverhalten: u‘‘(x) = 0 0 r(x) = − = 0 • Arrow-Prat Maß: ß • Art der abgebildeten Entscheider • Steigung: positiv, wenn β > 0 • Risikoeinstellung: nie risikoavers • Praktische Anwendbarkeit • Entsprechende Entscheider sind unwahrscheinlich, ... ... da Risikoaversion nicht abbildbar • Dennoch theoretisch sehr relevant, ... ... da Abbildung des risikoneutralen Entscheiders • Dient als „Benchmark“ für andere funktionale Formen WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Klar? Marcel Lichters, Stephan Schosser 33 Entscheidungen unter Risiko 85 Typische Nutzenfunktionen – Quadratisch • Form der Nutzenfunktion: u(x) = α + β x + γ x2 • Steigung: u‘(x) = β + 2γx • Krümmungsverhalten: u‘‘(x) = 2γ 2γ r(x) = − • Arrow-Prat Maß: ß + 2γ x • Art der abgebildeten Entscheider • Steigung: positiv, wenn β + 2γx > 0 (typische Annahme: β>0, γ<0) • Risikoeinstellung: risikoavers, wenn r(x) = 2γ < 0 ⇒ ß + 2γ x > 0 ⇒ x > − ß + 2γ x unwahrscheinlich, ... ... da Risikoaversion steigt, wenn x steigt • Sollte nicht zur Abbildung menschlichen Verhaltens genutzt werden WS14/15 1.00 Nutzen u(x) • Praktische Anwendbarkeit • Entsprechende Entscheider sind ß 2γ Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 0.75 0.50 0.25 0.00 0 2 4 6 Auszahlung x 8 10 Marcel Lichters, Stephan Schosser 34 Entscheidungen unter Risiko 85 Typische Nutzenfunktionen – Exponentiell • Form der Nutzenfunktion: u(x) = α + β eγx • Steigung: u‘(x) = γβ eγx • Krümmungsverhalten: u‘‘(x) = γ2β eγx γ βe • Arrow-Prat Maß: r(x) = − = −γ 2 γx γβ eγ x • Art der abgebildeten Entscheider • Risikoeinstellung: risikoavers, wenn γ < 0 (sogar konstant!) • Steigung: positiv, wenn γβ eγx > 0 (typische Annahme: β < 0) • Praktische Anwendbarkeit • Entsprechende Entscheider sind 1.00 Nutzen u(x) möglich, ... ... da Risikoaversion konstant, wenn x steigt • Kann zur Modellierung von Verhalten genutzt werden 0.75 0.50 0.25 0.00 0 2 4 6 Auszahlung x WS14/15 Klar? Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 8 10 Marcel Lichters, Stephan Schosser 35 Entscheidungen unter Risiko 85 Typische Nutzenfunktionen – Logarithmisch • Form der Nutzenfunktion: u(x) = α + β log(x) • Steigung: u‘(x) = β / x • Krümmungsverhalten: u‘‘(x) = -β / x2 βx 1 x r(x) = = ⇒ r * (x) = = 1 • Arrow-Prat Maß: β x2 x x • Art der abgebildeten Entscheider • Risikoeinstellung: risikoavers, wenn x > 0 (konstantes r*(x)!) • Steigung: positiv, wenn β / x > 0 ⇒ x > 0 • Praktische Anwendbarkeit • Entsprechende Entscheider sind 1.00 Nutzen u(x) möglich, ... ... da relative Risikoaversion konstant • Kann zur Modellierung von Verhalten genutzt werden 0.75 0.50 0.25 0.00 0 2 4 6 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 8 10 Marcel Lichters, Stephan Schosser 36 Entscheidungen unter Risiko 85 Typische Nutzenfunktionen – Prospekt Theorie (Exkurs) • Form der Nutzenfunktion: u(x) = xα • Steigung: u‘(x) = α xα-1 • Krümmungsverhalten: u‘‘(x) = α (α - 1) xα-2 (α −1)α x α −1 • Arrow-Prat Maß: r(x) = − =− α −2 α xα −1 x • Art der abgebildeten Entscheider • Risikoeinstellung: risikoavers, wenn x > 0 und α – 1 < 0 ⇒ α < 1 • Steigung: positiv, wenn α xα-1 > 0 ⇒ x > 0 und α > 0 • Praktische Anwendbarkeit • Entsprechende Entscheider sind 1.00 Nutzen u(x) möglich, ... ... da relative Risikoaversion konstant • Ist aktuell populäre Form der Nutzenfunktion (Prospekt Theorie) 0.75 0.50 0.25 0.00 0 2 4 6 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 8 10 Marcel Lichters, Stephan Schosser 37 Entscheidungen unter Risiko 85 Agenda • Einführung • Entscheidungen unter Sicherheit • Generierung von Wahrscheinlichkeiten • Entscheidungen unter Risiko • Erwartungswert • Erwartungsnutzentheorie • Risikopräferenzen • Bestimmung der Nutzenfunktion • Ermittlung der optimalen Alternative • Nutzentheorie und Risiko • Mehrere Ziele • Empirische Beobachtungen • Zeitpräferenzen bei sicheren Erwartungen • Deskriptive Aspekte des Entscheidens • Naive Entscheidungsregeln und Heuristiken WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 38 Entscheidungen unter Risiko 85 Bestimmung der Nutzenfunktion • Bisher • Stetige Nutzenfunktion für verschiedene Aufgaben nötig (z.B. Bestimmung des Arrow-Pratt Maß) • Abfrage aller (unendlich vieler) Nutzenwerte nicht möglich • Allgemeine Formen von Nutzenfunktionen gegeben (exponentiel, logarithmisch, Prospect Theorie) • Jetzt • Vorstellung verschiedener Methoden zur Bestimmung der Nutzenfunktion • Diskussion zweier Aspekte pro Methode • Theoretische Methodik • Praktische Anwendbarkeit • Nutzen des Vorgehens (vgl. Kapitel 2) • Theorie oft inkompatibel mit tatsächlichen Entscheidungen • Erhebungsmethode beeinflusst Ergebnis WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 39 Entscheidungen unter Risiko 85 Basisreferenzlotterie • Idee Beschreibung der Lotterie mit bestem und schlechtesten Ergebnis xmax p ∼ 1- p SÄ* xmin Basisreferenzlotterie • Mathematische Implikation • Normierung (wie bisher): u(xmax) = 1 und u(xmin) = 0 • EU(Basisreferenzlotterie) = p u(xmax) = (1-p) u(xmin) = p = u(SÄ*) • Definition (Basisreferenzlotterie) Die Basisreferenzlotterie sei die Lotterie BRL bei der die bestmögliche Auszahlung xmax mit Wahrscheinlichkeit p und die schlechtmöglichste xmin mit (1-p) auftritt. Für diese Lotterie gilt EU(BRL) = p = u(SÄ*) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 40 Entscheidungen unter Risiko 85 Ableitung Nutzenfunktion (Erwartungsnutzentheorie) • Allgemeines Vorgehen • Betrachtung der Basisreferenzlotterie (EU(BRL) = p = u(SÄ*)) • Visualisierung von u(xmin) und u(xmax) • Ermittlung von SÄ* oder u(SÄ*) [Details später] • Bestimmung weiterer Datenpunkte (analog SÄ*) • Interpolation der gesamten Nutzenfunktion • Illustration 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 0 WS14/15 2 4 6 Auszahlung x Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 8 10 Welches Vorgehen bei nicht monotonen Nutzenfunktionen? Marcel Lichters, Stephan Schosser 41 Entscheidungen unter Risiko 85 Mittelwertkettungsmethode • Idee Bestimmen der Sicherheitsäquivalente für p = 0.5 (analog Halbierungsmethode: Wahl von SÄ auf Basis vorangegangener SÄ) • Schrittweises Vorgehen • Visualisierung von u(xmin) und u(xmax) • Entscheider nennt SÄ* für Lotterie (xmin, 0.5; xmax, 0.5) • Entscheider nennt SÄ für (xmin, 0.5; SÄ*, 0.5); (SÄ*, 0.5; xmax, 0.5) • Fortführen des obigen Vorgehens bis ausreichen Datenpunkte vorhanden • Interpolation der gesamten Nutzenfunktion • Illustration xmax 0.5 0.5 ∼ 0.5 xmin 1. Schritt WS14/15 SÄ* 0.5 ∼ SÄ* 0.5 xmax ∼ x0.25 xmin 2. Schritt Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 0.5 SÄ* 3. Schritt x0.75 Marcel Lichters, Stephan Schosser 42 Entscheidungen unter Risiko 85 Mittelwertkettungsmethode – Beispiel I • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 1 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Visualisierung von u(xmin) und u(xmax) 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 43 Entscheidungen unter Risiko 85 Mittelwertkettungsmethode – Beispiel I • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 2 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Entscheider nennt SÄ* für Lotterie (10.000, 0.5; 55.000, 0.5) [hier: 22.000] 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 44 Entscheidungen unter Risiko 85 Mittelwertkettungsmethode – Beispiel I • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 3 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Fortführen des obigen Vorgehens bis ausreichen Datenpunkte vorhanden 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 45 Entscheidungen unter Risiko 85 Mittelwertkettungsmethode – Beispiel I • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 4 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Interpolation der gesamten Nutzenfunktion 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 46 Entscheidungen unter Risiko 85 Mittelwertkettungsmethode – Diskussion • Hinweis: Interpolation • Im vorliegenden Fall Interpolation mit logarithmischer Nutzenfunktion • Interpolation auch linear, ... usw. möglich • Vorteil: Art der genutzten Lotterien • Bisher: Verarbeitung Wahrscheinlichkeiten für Entscheider schwierig • Hier: Ausschließlich Abfrage „einfacher“ 50% / 50% Lotterien • Vorteil: Einfache Konsistenzprüfung • Bei Inkonsistenzen Normierung von xmin und xmax auf andere Werte • Erhebung dieser neuen Lotterien (0.5, xmin; 0.5, xmax) • Nachteil: Potentielle Fehlerfortpflanzung • In spätere Lotterien gehen Sicherheitsäquivalente voriger Lotterien ein • Inkonsistente Angaben am Anfang können sich potenzieren WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 47 Entscheidungen unter Risiko 85 Fraktilmethode • Idee Bestimmen der Sicherheitsäquivalente für verschiedene p (anders als Mittelwertverkettungsmethode: xmin und xmax bleiben unverändert) • Schrittweises Vorgehen • Visualisierung von u(xmin) und u(xmax) • Entscheider nennt SÄ für Lotterie (xmin, 0.8; xmax, 0.2) • Entscheider nennt SÄ für (xmin, 0.6; xmax, 0.4); (xmin, 0.4; xmax, 0.6); ... • Fortführen des obigen Vorgehens bis ausreichen Datenpunkte vorhanden • Interpolation der gesamten Nutzenfunktion • Illustration xmax 0.8 0.6 ∼ 0.2 xmin 1. Schritt WS14/15 xmax 0.4 ∼ x0.8 0.4 xmax ∼ x0.6 xmin 2. Schritt Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 0.6 xmin 3. Schritt x0.4 Marcel Lichters, Stephan Schosser 48 Entscheidungen unter Risiko 85 Fraktilmethode – Beispiel I • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 1 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Visualisierung von u(xmin) und u(xmax) 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 49 Entscheidungen unter Risiko 85 Fraktilmethode – Beispiel II • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 2 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Entscheider nennt SÄ für Lotterie (xmin, 0.8; xmax, 0.2) 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 50 Entscheidungen unter Risiko 85 Fraktilmethode – Beispiel III • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 3 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Entscheider nennt SÄ für (xmin, 0.6; xmax, 0.4); (xmin, 0.4; xmax, 0.6); ... 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 51 Entscheidungen unter Risiko 85 Fraktilmethode – Beispiel IV • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 4 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Interpolation der gesamten Nutzenfunktion 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 52 Entscheidungen unter Risiko 85 Fraktilmethode – Diskussion • Hinweis: Wahl der „Stützstellen“ • Die Wahrscheinlichkeiten p werden über Intervall [0; 1] gleichverteilt • Anzahl der Stützstellen damit zu Beginn der Erhebung bekannt • Erfahrener Befrager kann auch p frei wählen • Konsistenzprüfung • Einfachstes Vorgehen: Mittelwerte zwischen erhobenen Punkten • Beispiel: x0.4 und x0.6 bekannt, dann Abfrage von x0.5 • Vorteil: Konsequenzen unverändert • xmin und xmax bleiben während gesamter Abfrage unverändert • Nur Wahrscheinlichkeiten ändern sich • Vorteil: Keine Fehlerfortpflanzung • In spätere Lotterien gehen keine Ergebnisse voriger Abfragen ein • Inkonsistente Angaben am Anfang können sich nicht potenzieren • Nachteil: Komplexe Lotterien • Wahrscheinlichkeit p wird variiert • Potentielle Schwierigkeit bei Bewertung für Entscheider (Kapitel 2!) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 53 Entscheidungen unter Risiko 85 Methode variabler Wahrscheinlichkeiten • Idee Bestimmen von p für gegebene SÄ, xmin und xmax (gehört zu Klasse der Wahrscheinlichkeitsäquivalent-Methoden) • Schrittweises Vorgehen • Visualisierung von u(xmin) und u(xmax) • Entscheider nennt p für (xmin, p; xmax, (1-p)) ∼ SÄ1 = xmin + 0.5 (xmax – xmin) • Fortführen des obigen Vorgehens bis ausreichen Datenpunkte vorhanden • Interpolation der gesamten Nutzenfunktion • Illustration p0.5 1-p0.5 ∼ xmax p0.5 xmin 1-p0.25 xmin+0.5(xmax–xmin) 1. Schritt WS14/15 ∼ p0.75 xmax xmin xmin+0.25(xmax–xmin) 2. Schritt Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 1-p0.75 ∼ xmax xmin xmin+0.75(xmax–xmin) 3. Schritt Marcel Lichters, Stephan Schosser 54 Entscheidungen unter Risiko 85 Methode variabler Wahrscheinlichkeiten – Beispiel I • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 1 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Visualisierung von u(xmin) und u(xmax) 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 55 Entscheidungen unter Risiko 85 Methode variabler Wahrscheinlichkeiten – Beispiel II • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 2 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Entscheider nennt p für (xmin, p; xmax, (1-p)) ∼ SÄ1 = xmin + 0.5 (xmax – xmin) 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 56 Entscheidungen unter Risiko 85 Methode variabler Wahrscheinlichkeiten – Beispiel III • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 3 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Fortführen des obigen Vorgehens bis ausreichen Datenpunkte vorhanden 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 57 Entscheidungen unter Risiko 85 Methode variabler Wahrscheinlichkeiten – Beispiel IV • Beispiel Erwartetes Einkommen • Schritt 4 xmin 10.000 € xmax 55.000 € Interpolation der gesamten Nutzenfunktion 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B 50000 Marcel Lichters, Stephan Schosser 58 Entscheidungen unter Risiko 85 Methode variabler Wahrscheinlichkeiten – Diskussion • Hinweis: Wahl der „Stützstellen“ • Die abgefragten Sicherheitsäquivalente können beliebig gewählt werden • Anzahl der Sicherheitsäquivalente bis Nutzenfunktion interpolierbar • Konsistenzprüfung • Hier: Essentiell wichtig, da Abfrage als schwer wahrgenommen • Einsatz der bisherigen Abfragetechniken mögliche • Vorteil: Für nicht-kontinuierliche Daten möglich • Sollte x nicht-kontinuierlich sein, ... • Kann als SÄ beliebiger zulässiger Wert gewählt werden • Vorteil: Keine Fehlerfortpflanzung • In spätere Lotterien gehen keine Ergebnisse voriger Abfragen ein • Inkonsistente Angaben am Anfang können sich nicht potenzieren • Nachteil: Komplexe Lotterien • Angabe von „Indifferenzwahrscheinlichkeiten“ als schwer wahrgenommen • Variation der Lotterien schwierig WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 59 Entscheidungen unter Risiko 85 Agenda • Einführung • Entscheidungen unter Sicherheit • Generierung von Wahrscheinlichkeiten • Entscheidungen unter Risiko • Erwartungswert • Erwartungsnutzentheorie • Risikopräferenzen • Bestimmung der Nutzenfunktion • Ermittlung der optimalen Alternative • Nutzentheorie und Risiko • Mehrere Ziele • Empirische Beobachtungen • Zeitpräferenzen bei sicheren Erwartungen • Deskriptive Aspekte des Entscheidens • Naive Entscheidungsregeln und Heuristiken WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 60 Entscheidungen unter Risiko 85 Identifikation der optimalen Alternative • Bisher • Definition des Erwartungsnutzens: EU(a) = ∑ p ⋅ u(a ) • Methoden zur Ableitung der Nutzenfunktion • Jetzt n i=1 i i Vorgehen zur Ableitung der Nutzenfunktion • Entscheidungssituation Konsequenz Alternative p1 p2 p3 E(a) a a1 a2 a3 p1a1+p2a2+p2a3 b b1 b2 b3 p1b1+p2b2+p2b3 • Entscheidungsmatrix Konsequenz Alternative WS14/15 p1 p2 p3 EU(a) a u(a1) u(a2) u(a3) p1u(a1)+p2u(a2)+p2u(a3) b u(b1) u(b2) u(b3) p1u(b1)+p2u(b2)+p2u(b3) Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 61 Entscheidungen unter Risiko 85 Identifikation der optimalen Alternative – Beispiel • Entscheidungssituation Fahrtdauer Alternative pRegen = 20% pSonne = 50% pSchnee = 30% E(Fahrtdauer) Rad 11 Minuten 15 Minuten 20 Minuten 14.5 Minuten Bus 15 Minuten 15 Minuten 15 Minuten 15.0 Minuten Auto 17 Minuten 10 Minuten 20 Minuten 14.4 Minuten • Wertfunktion: 1.71 – 0.578 e0.02x Warum ist Exponent hier positiv? • Entscheidungsmatrix pRegen = 20% pSonne = 50% pSchnee = 30% Alternative Rad 0.99 0.93 0.84 0.913 Bus 0.93 0.93 0.93 0.926 Auto 0.89 1.00 0.84 0.932 • Entscheidung: Fahrt mit dem Auto WS14/15 EU(Fahrtdauer) Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 62 Entscheidungen unter Risiko 85 Visualisierung von Entscheidungssituationen • Problem • Oft beeinflusst Entscheidung künftige Entscheidungen • Darstellung als Baum möglich • Beispiel Liegen b leiben 0.50 18.8 Minuten 0.50 10.0 Minuten 0.50 14.6 Minuten 0.50 15.0 Minuten 0.0 Minuten • Im Folgenden Bestimmung von optimalen Alternativen für „Entscheidungsbäume“ WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 63 Entscheidungen unter Risiko 85 Roll-Back-Verfahren • Vorgehen • Bewertung der Konsequenzen mittels Nutzenfunktion • Rückwärtstraversion durch die Entscheidungspunkte • Ermittlung des Erwartungsnutzen für alle Handlungsalternativen • Streichen aller nicht maximalen Handlungsalternativen • Ergebnis der Rückwärtstraversion: Optimale Handlungsalternative • Beispiel ≙ 0.93 ≙ 0.92 Liegen b leiben 0.50 18.8 Minuten ≙ 0.86 0.50 10.0 Minuten ≙ 1.00 0.50 14.6 Minuten ≙ 0.90 0.50 15.0 Minuten ≙ 0.93 0.0 Minuten ≙ 1.50 WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 64 Entscheidungen unter Risiko 85 Roll-Back-Verfahren – Beispiel • Entscheidung über Ölbohrung ≙ 0.641 ≙ 0.764 Bohren mit Test ≙ 0.668 Wertfunktion 1.00 -30 ≙ 0.641 0.85 270 ≙ 0.995 ≙ 0.846 0.15 ≙ 0.641 1.00 -130 ≙ 0.000 -30 ≙ 0.641 0.10 270 ≙ 0.995 0.90 -130 ≙ 0.000 0.55 300 ≙ 1.000 0.45 -100 ≙ 0.263 0 ≙ 0.738 0.6 0.4 ≙ 0.100 • Es wird getestet und dann entschieden WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 65 Entscheidungen unter Risiko 85 Roll-Back-Verfahren – Anmerkungen • Vorteile • Schnell Die Entscheidung lässt sich mit wenigen Berechnungen bestimmen • Verständlich Die Vorgehensweise lässt sich einfach erklären / verstehen • Nachteile • Nur optimale Alternative wird identifiziert • Keine Ordnung der übrigen Alternativen • Vergleich bester mit zweitbester Alternative nicht möglich • Eingeschränkte Anwendbarkeit • Kein Einsatz, wenn wenn Wahrscheinlichkeiten nicht multiplizierbar (Reduction of compound lotteries axiom) • Kein Einsatz, wenn Äste nicht vernachlässigbar (Unabhängigkeitsaxiom) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 66 Entscheidungen unter Risiko 85 Agenda • Einführung • Entscheidungen unter Sicherheit • Generierung von Wahrscheinlichkeiten • Entscheidungen unter Risiko • Erwartungswert • Erwartungsnutzentheorie • Risikopräferenzen • Bestimmung der Nutzenfunktion • Ermittlung der optimalen Alternative • Nutzentheorie und Risiko • Mehrere Ziele • Empirische Beobachtungen • Zeitpräferenzen bei sicheren Erwartungen • Deskriptive Aspekte des Entscheidens • Naive Entscheidungsregeln und Heuristiken WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 67 Entscheidungen unter Risiko 85 Aussagekraft der Nutzenfunktion 1.00 Nutzen u(x) 0.75 0.50 0.25 0.00 10000 20000 30000 40000 Auszahlung x 50000 60000 • Was sagt uns diese Funktion über die Risikopräferenzen des Entscheiders? WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 68 Entscheidungen unter Risiko 85 Aussagekraft der Nutzenfunktion – Beispiel • Richtig: Erst mal nichts! • Krümmung als Konsequenz der Risikopräferenzen möglich, ... ... aber auch als Konsequenz der Wertfunktion („intrinsisch risikoneutral“) • Abfrage der Wertfunktion (2. Fall) • (0 Orangen → 4 Orangen) ∼ (4 Orangen → 8 Orangen) • Wertfunktion und Risikofunktion nicht identisch („intrinsisch risikoavers“) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B u(x) 75% 50% 25% 0% 0 2 4 6 8 Anzahl Orangen v(x) 100% 75% 50% 25% 0% 0 2 4 6 8 Anzahl Orangen 100% v(x) • Präferenzen über Orangen • Abfrage der Nutzenfunktion ergibt • (0 Orangen, 0.5; 8 Orangen, 0.5) ∼ (2 Orangen, 1.0) • SÄ = 2 < E(x) = 4 (risikoavers) • Illustration des Entscheiders (rechts) • Abfrage der Wertfunktion (1. Fall) • (0 Orangen → 2 Orangen) ∼ (2 Orangen → 8 Orangen) • Wertfunktion und Risikofunktion sind identisch • Relativ zur Wertfunktion risikoneutral 100% 75% 50% 25% 0% 0 2 4 6 Anzahl Orangen 8 Marcel Lichters, Stephan Schosser 69 Entscheidungen unter Risiko 85 Agenda • Einführung • Entscheidungen unter Sicherheit • Generierung von Wahrscheinlichkeiten • Entscheidungen unter Risiko • Erwartungswert • Erwartungsnutzentheorie • Risikopräferenzen • Bestimmung der Nutzenfunktion • Ermittlung der optimalen Alternative • Nutzentheorie und Risiko • Mehrere Ziele • Empirische Beobachtungen • Zeitpräferenzen bei sicheren Erwartungen • Deskriptive Aspekte des Entscheidens • Naive Entscheidungsregeln und Heuristiken WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 70 Entscheidungen unter Risiko 85 Additives Modell – Motivation • Bisher • Multiattributive Wertfunktion (siehe Kapitel 1) Wertfunktion berücksichtigt mehrere Attribute • Nutzenfunktion für ein Ziel (dieses Kapitel) Nutzenfunktion wird für ein Attribut ermittelt • Jetzt Kombination beider Ansätze um... ... In Nutzenfunktion mehrere Attribute abbilden zu können • Notation • Sichere Alternative ai = (ai1, ..., ain) mit Attributwert aij für Attribut Xj • Unsichere Alternative a = [p1, (a11, ..., a1m); ...; pn, (an1, ..., anm)] = [p1, a1; ...; pn, an] • Notation (in Worten) • Alternative a führt mit Wahrscheinlichkeit pi zum Ereignis i und damit zur Konsequenz (ai1, ..., aim). Dabei ist aij der Attributwert des Attributs Xj bei der Wahl der Alternative a und Eintritt von Ereignis i. WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 71 Entscheidungen unter Risiko 85 Additives Modell – Vorteile • Ziel: Wird Alternative a gegenüber b vorgezogen, dann sollte der Erwartungsnutzen von a größer als der Erwartungsnutzen von b sein, d.h. es soll gelten: a ≽ b ⇔ EU(a) > EU(b) • Wünschenswert (Nutzenfunktion im Sinne des Dekompositionsprinzips) Additive Nutzenfunktion u(ai) = Σmj=1 kj · uj(aij) mit kj > 0 und Σ kj = 1 • Vorteil einer Nutzenfunktion im Sinne des Dekompositionsprinzips • Erwartungswert über Addition (formal) bestimmbar EU(a) = Σni=1 pi u(ai) = Σni=1 pi [Σmj=1 kj · uj(aij)] bzw. = Σmj=1 kj [Σni=1 pi · uj(aij)] = Σmj=1 EU(ai) • Erwartungswert über bisherige Methoden empirisch ermittelbar • Eindimensionale Nutzenfunktion uj(aij) (vgl. Beginn des Kapitels) • Gewichtungsfaktoren kj über Trade-off Verfahren (vgl. Kapitel 2) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 72 Entscheidungen unter Risiko 85 Randwahrscheinlichkeiten – Diskrete Zufallsvariable • Münzwurf (3x wiederholt) (forts.) • Zufallsvariable X: Anzahl Z bei den ersten beiden Würfen • Zufallsvariable Y: • Wahrscheinlichkeitstabelle Y X 0 1 2 0 1/8 1/8 0 1 1/8 1/4 1/8 1/4 = P ( X = 0) 1/2 = P ( X = 1) 2 0 1/8 1/8 1/4 = P ( X = 2 ) 1/4 1/2 1/4 = P (Y = 0 ) = P (Y = 1) = P (Y = 2 ) • Randwahrscheinlichkeiten lassen sich über Zeilen- bzw. Spaltensummen der Wahrscheinlichkeitstabellen ermitteln WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Wiederholung Teil A Anzahl Z bei den letzten beiden Würfen Marcel Lichters, Stephan Schosser 73 Entscheidungen unter Risiko 85 Additives Modell – Voraussetzungen I • Definition (Additive Nutzenunabhängigkeit) Die Attributmenge X1, ..., Xm heißt additiv nutzenunabhängig, falls die Präferenzen über Lotterien nur von den Verteilungen der Ausprägungen der einzelnen Attribute abhängen, nicht jedoch von Verteilungen von Attributkombinationen. • Beispiel: Winterurlaub Sonne Zugspitze Harz ja nein ja nein Top Wetter 1 0 1 0 1/2 Flop Wetter 0 1 0 1 1/2 Top Wetter 1 0 0 1 1/2 Flop Wetter 0 1 1 0 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 Was ist besser (Zugspitze oder Harz)? WS14/15 Schnee Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Additives Modell – Beispiel • Winterurlaub Zugspitze Harz Marcel Lichters, Stephan Schosser 74 Entscheidungen unter Risiko 85 Sonne Schnee ja nein ja nein Top Wetter 1 0 1 0 1/2 Flop Wetter 0 1 0 1 1/2 Top Wetter 1 0 0 1 1/2 Flop Wetter 0 1 1 0 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 • Additives Modell • EU(Zugspitze) = 0.5 · [0.5 uso(1) + 0.5 uso(0) + 0.5 usc(1) + 0.5 usc(0)] + 0.5 · [0.5 uso(0) + 0.5 uso(1) + 0.5 usc(0) + 0.5 usc(1)] = 0.5 uso(1) + 0.5 uso(0) + 0.5 usc(1) + 0.5 usc(0) • EU(Harz) = 0.5 · [0.5 uso(1) + 0.5 uso(0) + 0.5 usc(1) + 0.5 usc(0)] + 0.5 · [0.5 uso(1) + 0.5 uso(0) + 0.5 usc(1) + 0.5 usc(0)] = 0.5 uso(1) + 0.5 uso(0) + 0.5 usc(1) + 0.5 usc(0) • EU(Zugspitze) = EU(Harz) Ist das intuitiv? WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 75 Entscheidungen unter Risiko 85 Additives Modell – Voraussetzungen II • Problem: Komplementäre Attributbeziehungen • Additives Modell nicht anwendbar... ... bei Attributen die bei bestimmten Attributwerten höheren Nutzen... ... bewirken als alleine • Beispiele • Winterurlaub Ski bei Sonne ist besser als Wandern bei Sonne + Ski ohne Sonne • Schuhkauf Passendes Paar Schuhe ist besser als passender linker / rechter Schuh • Problem: Substitutive Attributbeziehungen • Additives Modell nicht anwendbar... ... bei Attributen die bei bestimmten Attributwerten andere kompensieren • Beispiel: • Winterurlaub Schnee: Ski (und Wetter egal) + Sonne: Wandern (und Schnee unnötig) • Getränke Ist der Wein aus, saufen wir eben Bier! WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 76 Entscheidungen unter Risiko 85 Additives Modell – Voraussetzungen III • Problem: Intrinsische, multiattributive Risikoaversion (-freude) • Risikofreude: Alles riskieren, ... um das meiste rauszuholen • Risikoaversion: Schlechtes Ergebnis sollte noch akzeptabel sein • Unterschied zu bisher Nutzen der Attribute kann unabhängig sein • Nutzen von Sonne unabhängig von Schnee (immer schönes Wetter) • Nutzen von Schnee unabhängig von Sonne (immer Skifahren möglich) Sonne Zugspitze Harz Schnee ja nein ja nein Top Wetter 1 0 1 0 1/2 Flop Wetter 0 1 0 1 1/2 Top Wetter 1 0 0 1 1/2 Flop Wetter 0 1 1 0 1/2 1/2 1/2 1/2 1/2 • Zugspitze ≺ Harz: Risikoaversion | Harz ≺ Zugspitze: Risikofreude WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 77 Entscheidungen unter Risiko 85 Additives Modell – Prüfen der Voraussetzungen • Konstruktion von Lotterien (analog Beispiel) • Für Alternativen bester und schlechtester Ausgang gleich wahrscheinlich • Alternative 1: Bester und schlechtester Ausgang tritt gemeinsam auf • Alternative 2: Bester und schlechtester Ausgang treten abwechselnd auf • Prüfung auf Indifferenz zwischen den Alternativen • Bei weitestgehend Indifferenz: Additives Modell anwendbar • Bei mangelnder Indifferenz: Keine Anwendung des additiven Modells • Additives Modell ist einfach ⇒ Notfalls versuchen Voraussetzung herzustellen • Komplementäre oder substitutive Attributbeziehungen • Umdefinieren der Ziele • Beispiel: „Zuverlässigkeit“ und „Servicequalität“ (Substitute) Umwandlung in Ziel „Reparaturkosten“ • Intrinsische, multiattributive Risikoaversion (-freude) • Herstellen der Voraussetzungen schwierig ⇒ Anwendung alternatives Modell WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 78 Entscheidungen unter Risiko 85 Agenda • Einführung • Entscheidungen unter Sicherheit • Generierung von Wahrscheinlichkeiten • Entscheidungen unter Risiko • Erwartungswert • Erwartungsnutzentheorie • Risikopräferenzen • Bestimmung der Nutzenfunktion • Ermittlung der optimalen Alternative • Nutzentheorie und Risiko • Mehrere Ziele • Empirische Beobachtungen • Zeitpräferenzen bei sicheren Erwartungen • Deskriptive Aspekte des Entscheidens • Naive Entscheidungsregeln und Heuristiken WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 79 Entscheidungen unter Risiko 85 Ellsberg-Paradoxon I • Experiment (Ellsberg, 1961) • Urne enthält 30 rote Bälle und... ... 60 schwarze oder gelbe Bälle • Verhältnis schwarzer zu gelben Bällen unbekannt • Zwei Entscheidungssituationen Alternative Beschreibung a Gewinn falls roter Ball gezogen b Gewinn falls schwarzer Ball gezogen Alternative Beschreibung a' Gewinn falls roter oder gelber Ball gezogen b' Gewinn falls schwarzer oder gelber Ball gezogen • Typisches Ergebnis • 1. Entscheidung a ≻ b • 2. Entscheidung b‘ ≻ a‘ WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 80 Entscheidungen unter Risiko 85 Ellsberg-Paradoxon II • Verletzung des „Sure Thing Principle“ • Unterschied zwischen a, b und a‘, b‘: a‘ und b‘ treten auch dann ein wenn Kugel gelb ⇒ Präferenz sollte identisch sein • Illustration 1 2 Gewinnwkt. a (a‘) Gewinnwkt. b (b‘) „sicherer“ Gewinn pa pb - pa + pc pb + pc - pa pb pc Situationen sind mit Ausnahme der „sicheren“ Auszahlung gleich ⇒ Präferenz sollte identisch sein • Erklärungsansätze • Ambiguitätsaversion: Entscheider favorisieren hohe Glaubwürdigkeit • Weiterer Risikofaktor: Nichtwissen der Wkt. als zusätzliches Risiko WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 81 Entscheidungen unter Risiko 85 Allais – Paradoxon I • Wahl zwischen je zwei Lotterien (visualisiert als Baum) a 1.00 (3.000) (4.000) 0.2 (0) b E(a) = 3.000 0.25 0.8 E(b) = 3.200 (3.000) 0.2 (4.000) 0.8 (0) b‘ a' 0.75 (0) E(a‘) = 750 • Entscheider wählen meist • Situation 1: a ≻ b • Situation 2: b‘ ≻ a‘ E(b‘) = 800 • Aber: • 1.0 : 0.8 = 5 : 4 = 0.25 : 0.20 (Verhältnis der Gewinnwkt. Identisch) • Übergang von 100% auf 80% stärker gewichtet als 25% zu 20% WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 82 Entscheidungen unter Risiko 85 Allais – Paradoxon II • Wahl zwischen je zwei Lotterien (Allais, 1953) Situation 1 Wahl A 100%, 1 Mio Entspricht: Wahl B 10%, 5 Mio 1%, 0 Mio 89%, 1 Mio 11%, 1 Mio 89%, 1 Mio 10%, 5 Mio 1%, 0 Mio 89%, 1 Mio Situation 2 Wahl A‘ Wahl B‘ 11%, 1 Mio 89%, 0 Mio 10%, 5 Mio 90%, 0 Mio • Vorhersage Erwartungsnutzentheorie (wg. Unabhängigkeit) • Situation 2 unterscheidet sich von Situation 1 durch hinzufügen von ... ... 1 Mio mit Wahrscheinlichkeit 89% • Wer A ≻ B wählt sollte damit auch A‘ ≻ B‘ wählen • Typisches Ergebnis • Situation 1: A ≻ B • Situation 2: B‘ ≻ A‘ WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Nicht in der Vorlesung behandelt Marcel Lichters, Stephan Schosser 83 Entscheidungen unter Risiko 85 Isolationsprinzip – Noch etwas deutlicher... • Wahl zwischen je zwei identischen Lotterien in unterschiedlicher Darstellung • Normale Lotterie Situation 1 Wahl A 25%, 3.000 Wahl B 75%, 0 20%, 4.000 80%, 0 • Darstellung als Baum, ... ... wobei Teilnehmer entscheidet vor Zug der Natur, wobei A‘ (3.000) 0.8 (4.000) 0,25 B‘ 0.2 (0) 0,75 (0) Situation 2 Wahl A‘ 100%, 3.000 Wahl B‘ 80%, 4.000 20%, 0 Entspricht 25%, 3.000 75%, 0 20%, 4.000 80%, 0 • Typisches Ergebnis: B ≻ A (65% der Teiln.) und A‘ ≻ B‘ (78% der Teiln.) WS14/15 Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Marcel Lichters, Stephan Schosser 84 Entscheidungen unter Risiko 85 Indifferenzkurven sind Parallelen, da... • Angabe von p2: nicht nötig, da gilt p2 = 1 – p1 – p3 • Stärke Präferenz: Da x1 ≺ x2 ≺ x3 gilt Alternative (0, x1; 0, x2; 1, x3) am Besten • Fehlt noch: Form der Indifferenzkurven (Gerade, identische Steigung (p1=0, p3=1) p1=0.1, p2=0.2, p3=0.7 Indifferenzkurven (p1=0, p3=0) WS14/15 (p1=1, p3=0) Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B Wiederholung vorn Nicht in der Vorlesung behandelt Dreieck-Ergebnis-Diagramm • Bisherige Darstellung Marcel Lichters, Stephan Schosser 85 Entscheidungen unter Risiko 85 Nicht in der Vorlesung behandelt Dreieck-Ergebnis-Diagramm • Darstellung unter Berücksichtigung des Allais-Paradoxons Indifferenzkurven bilden Fächer, da... • Geraden: a ∼ b ⇒ a ∼ p · a + (1-p) · b ∼ b • Fächer: Abstände nahe 0 und 1 werden größer (p1=0, p3=1) Indifferenzkurven (p1=0, p3=0) WS14/15 (p1=1, p3=0) Entscheidungstheorie, Wahrscheinlichkeit und Risiko – Teil B