FESTIVALZEITUNG NR. 01 / 15.06.2007 Uraufführung: Schwarze Minuten Foto: Hans-Jörg Michel ✶ 2 02 03 04 05 06 08 09 10 11 12 – – – – – – – – – – MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ INHALTSVERZEICHNIS ABER GEH’N SIE INS THEATER ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ ABER GEH’N SIE INS THEATER – Editorial MIT GEFÜHL, GANZ OHNE MITLEID – Essay WIEVIEL BESTIE STECKT IM MENSCH – Zu Albert Ostermaier SCHILLER UND ICH – Die Festivalmacher SONNE, FREIHEIT, SCHILLER – Gespräch mit Hartmut Becher SCHILLER UNPLUGGED – Zu „Verbrecher ohne Ehre“ WILLE UND VERBRECHEN – Das „Serienmörder-Prinzip“ AUG IN AUG – Bestie in der Nachbarschaft WANN WERDEN SIE ZUR BESTIE – Mannheim live SPIELPLAN FREITAG 15. Juni Die 14. Internationalen Schillertage wurden ermöglicht und gefördert durch: den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, der Stadt Mannheim/Büro 2007, der Brasilianischen Botschaft Berlin und dem Brasilianischen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und dem Goethe Institut Wir bedanken uns für die großzügige Unterstützung bei unseren Partnern: Hauptsponsoren: MVV Energie AG, John Deere, Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e.V. Co-Sponsoren: Augusta Hotel Mannheim, Comvos Medien, Dr. Haas GmbH, Engelhorn Mode GmbH, Fashionlabel Schumacher, HM Interdrink, Kurpfalzsekt Sektkellerei AG, Mercedes-Benz Niederlassung Mannheim-Heidelberg, Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, The Cruise Cafe Hotel Mannheim und beim SWR 2. i ch rat’ es Ihnen, sagt ein Bürger zum anderen in Büchners „Dantons Tod“. Der gute Mann wirkt enthusiastisch, obwohl er gerade vor einer Pfütze zurückschreckte und immer noch zittert. So eine Pfütze sei ein schwarzes Loch, meint er. Da könne man durchfallen. Schwarze Löcher sind schrecklich, vor allem wenn sie die Gestalt eines Menschen annehmen: Der Mann, der gerade noch wie der gute Onkel von nebenan wirkt, plötzlich aber seinen Golf in eine Menschenmenge lenkt; die Frau, die ihr entkräftetes Baby in die Gefriertruhe legt; der Zuschauer, der sich im Unglück anderer badet. Man kann ihn verstehen, Büchners Bürger, der alle Verschreckten der Welt ins Theater schicken möchte und dabei nur an die Wonnen der Kunst denkt, obwohl er doch wissen müsste, dass gerade die Götter der Bühnenliteratur, Shakespeare, Büchner, Kleist und – na ja Schiller, immerzu dieser Bestie auf der Spur waren, die in schwarzen Löchern lauert. Ein besseres Motto als „Bestie Mensch“ gibt es nicht für ein Theaterfestival. Es ist eine Steilvorlage für alle, ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ SERVICE IMPRESSUM KARTENVORVERKAUF THEATERKASSE AM GOETHEPLATZ Mo & Sa 11–13 Uhr Di & Fr 11–18 Uhr An allen Vorstellungstagen außerdem von 18–20 Uhr KARTENTELEFON Telefon 0621/1680 150 Telefax 0621/1680 258 PER E-MAIL Nationaltheater.kasse@ mannheim.de FESTIVALZEITUNG DER 14. INTERNATIONALEN SCHILLERTAGE Ein Projekt des Nationaltheater Mannheim zur Förderung des kulturjournalistischen Nachwuchses ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ HERZLICHEN DANK ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ HERAUSGEBER Nationaltheater Mannheim, Mozertstraße 9, 68161 Mannheim GENERALINTENDANTIN Regula Gerber CHEFREDAKTION Jürgen Berger CHEFIN VOM DIENST Sabine Demm REDAKTION Lydia Dartsch, Kristina Faber, Jan Fischer, Moritz Hummrich, Jule D. Körber, Marcel Maas, Moni Münch, Melanie Troger, Manuel von Zelisch KONZEPT Jürgen Berger, Sabine Demm, Kristina Faber, Gerhard Fontagnier, Jochen Zulauf GESTALTUNG fathalischoen, Frankfurt Layout & Satz [email protected], Mannheim DRUCK Mannheimer Morgen Großdruckerei GmbH ANZEIGEN Mannheimer Morgen AUFGEWECKT IN DEN TAG DR. HAAS GMBH Die Zeitung erscheint als Beilage im Mannheimer Morgen und wird unterstützt von Deere & Company und der Dr. Haas GmbH FRIEDRICH SCHILLER die sich mit einem Festival beschäftigen, das sich Schiller widmet und dabei weite Wege geht – von Südamerika über Berlin und Zürich in die Kurpfalz, oder den langen Fußweg auf der Fluchtroute des jungen Schiller von Stuttgart nach Mannheim, der interessanterweise über Frankfurt und Worms führt. Als wir diese Zeitung vorbereiteten, war zu spüren, wie die „Bestie Mensch“ die Gemüter erregt und beflügelt: Im Leitungsteam, als es um das Gesicht einer Zeitung ging, das nicht nur bestialisch banal grinsen sollte; in all den Vorgesprächen und Vorbereitungen mit den jungen Machern dieser Zeitung, die aus Hildesheim, Euskirchen, Aschaffenburg, Altrip und Graz nach Mannheim gereist sind. Sie werden in den nächsten Tagen dafür sorgen, dass aus zwölf Seiten keine schwarzen Löcher werden. Tausend Dank vorneweg an die Schiller-Seminaristen. Sie studieren Germanistik und Journalistik, schreiben kreativ und für Redaktionen. Vor allem aber füttern sie die „Moralische Anstalt“ mit Ideen, Stil und Enthusiasmus. ✶ JÜRGEN BERGER BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 ✶ ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ MIT GEFÜHL, GANZ OHNE MITLEID ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ W enn Jochen Trageser den Tom spielt, ist er fast ein netter Kerl. Eine gute Stunde lang gibt er den fidelen Trauzeugen; dann wird er stutzig. Und dann zur Bestie. Er hält das Messer in der Hand, grinst höllisch breit, stemmt die Augenbrauen nach oben und geht auf seinen besten Freund los. Weil der mit Toms Freundin geschlafen hat. Dass ausgerechnet er in Robin Hawdons Farce „Ein Traum von Hochzeit“ mit der Klinge auf einen anderen Menschen losgeht – in Aschaffenburg wird Jochen Trageser darauf immer noch gelegentlich angesprochen. Die Leute schütteln dann den Kopf und finden es seltsam. Jochen Trageser findet es komisch: Denn am 9. September letzten Jahres wurde er selbst attackiert. Er machte an jenem Abend gerade Pause von dem Job, mit dem er sich sein Schauspielstudium finanziert: Er arbeitet als Barkeeper. Einer der Gäste hatte zu viel getrunken, Drogen im Blut, wurde ausfallend. Er hatte ein Messer dabei: Ein Stich traf Trageser in die Brust, der zweite in die Seite. Die Ärzte sagen, dass der 26-Jährige jetzt tot wäre, wäre sein Brustbein dem Stahl nicht im Weg gewesen. Sein Leben konnten sie retten, seine Milz nicht. Vielleicht kennt Jochen Trageser die Bestie Mensch deshalb so gut: Weil er ihr begegnet ist. Weil er ihr einen Wodka Red Bull ausgeschenkt hat, keine Stunde bevor sie auf ihn losgegangen ist. Seine Bestie sitzt heute in Untersuchungshaft, angeklagt wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung in zwei Fällen. In den letzten 25 Jahren hat dieser Täter vergewaltigt, überfallen, geraubt und viel zu oft falsch geparkt; die Richter kennen ihn. Sie werden ihn, das glaubt Trageser und er hofft es wohl auch, sie werden ihn diesmal nicht glimpflich davon kommen lassen. Was kein Richter dieser Welt wegsperren kann, ist, was seit jenem Abend in seinem Kopf vorgeht. Seine Freundin kriege am meisten davon mit, erzählt er, und dass er bald eine Therapie anfangen wolle: Damit die schlechten Tage vorbei gehen. Dabei sieht er gar nicht aus wie jemand, der schlechte Tage hat. Ein paar Haarsträhnen fallen ihm in die Stirn und über die dunklen Augen, seine Arme sind stark, auf seiner Stupsnase blitzen Sommersprossen: Ein Typ, dem Frauen hinterher schauen. In zwei Tagen wird er die Ausbildung an der ört- lichen Schauspielschule abschließen und muss dafür alle Sinne beieinander haben. Trotzdem schweifen seine Gedanken ab, zwischendurch, immer wieder zur alten Frage: Warum es ihn an diesem Abend getroffen hat. Dieser Abend – Trageser ist froh, wenn er darüber reden kann. Die Familie, die Freunde, die Freundin, sie kennen die Geschichte, viel zu gut. Sie wollen allmählich den alten Jochen zurück. Aber der neue kann die Endlosschleife im Kopf nicht abstellen. Er hat viel drüber nachgedacht, was den Menschen zur Bestie macht. Die Umstände seien es, sagt er. Gefühle, vor allem Eifersucht. Ganz schnell könne das gehen, und ja, so gesehen könnte jeder zur Bestie werden. Er selbst vielleicht nicht, er tue keiner Fliege etwas. Aber wer wisse das schon? Er lacht trocken: Die Extreme lägen eben nahe beieinander. Mit dieser Gewissheit spielt er den Tom; mit dieser Gewissheit spielt er seit September jede Rolle, ob er will oder nicht. Jochen Trageser ist 26, er wirkt altersweise. Alles könne sich ändern, von einem Moment auf den anderen. Ein Leben könne zu Ende sein, eine Freundschaft, die Vernunft. Er glaubt jetzt zu wissen, was Büchner und Brecht, Shakespeare und Schiller an der Bestie Mensch so sehr fasziniert hat, dass sie ihr Rollen auf den Leib geschneidert haben wie sonst nur den ganz großen Diven: Sie ist nie weit weg, diese Bestie, und sie tarnt sich gut. Sie ist fidel wie Tom, fleißig wie Woyzeck und zuverlässig wie Shylock. Sie ist ein Mensch mit großen Gefühlen – nur Mitleid kennt sie nicht. ✶ MONI MÜNCH POL POT, 1928–1998, Radioelektriker, Diktator. Die Angaben, wieviel Kambodschaner er ermorden ließ, schwanken. Es sollen bis zu 2 Millionen gewesen sein Bild: ERNST VOLLAND „12 Apostel“ 3 ✶ 4 MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM ALBERT OSTERMAIER Foto: Hans-Jörg Michel ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ WIEVIEL BESTIE STECKT IM MENSCH ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ E r ist Jahrgang 67, hat Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert und weiß, was er tut. Albert Ostermaier setzt Bezüge von der Antike bis zum Pop, verwendet Zitate und reflektiert sie. Er ist Taktiker. Und Fußballer. Als Torwart der deutschen Autorennationalmannschaft trägt er die Nummer Eins. Die meiste Zeit allerdings spielt er mit Worten, und da ist er Stürmer. Seine Lyrik und Dramatik rennt. Überrennt und reißt mit fort. Albert Ostermaier fängt keine Worte, er treibt sie. Und er weiß dabei um seine Spielzüge. Seine Lyrik ist durchgehend klein geschrieben und es fehlt jegliche Interpunktion. Das Gedicht strukturiert sich erst bei der Lektüre, der Leser setzt die semantischen und grammatischen Beziehungsverhältnisse selbst – Ostermaiers Gedichte sind dekonstruierte Texte, die rekonstruiert werden müssen. Bei dieser kombinatorischen Arbeit hat der Leser ein lyrisches Ich im Nacken, das schnell umherschleicht und mit gehetztem Atem ins Ohr flüstert. Ein lyrisches Ich, das Geschichten erzählt, die in Prosatexten nicht zu erzählen gewesen wären. Und das alles in unglaub- Anarchist der Worte. Hochleistungsschreiber. Einer der jungen Wilden. Der letzte nennenswerte deutsche Lyriker. Als vieles wurde Albert Ostermaier schon bezeichnet, eines ist er auf jeden Fall: Ein Autor mit Seltenheitswert, der sich als erfolgreicher Lyriker und Dramatiker bis jetzt noch nicht auf den sicheren Boden der Prosa begeben hat. Das dünne Eis der längst nicht so gut verkäuflichen literarischen Formen Drama und Lyrik scheint ihn mehr anzuziehen. Die Bilanz bis heute: Sechs Gedichtbände, über zwanzig weltweit aufgeführte Dramen und Libretti, Literaturpreise. lichem Tempo und mit einem Beat, gegen den man sich nicht wehren kann. Wehren möchte. Überdeutlich wird das in den Vertonungen seiner Lyrik, die er mit verschiedenen Musikern und Sprechern umsetzt. Mit seiner Lyrik viel gemein haben Albert Ostermaiers Theatertexte. „Im Gegensatz zu meinen Stücken, die wie Lyrik erscheinen, funktionieren meine Gedichte wie kleine Theaterstücke“, sagte Ostermaier einmal. Auf der anderen Seite sind die meisten Theatertexte lange, lyrische Monologe. Die Gemeinsamkeiten reichen allerdings noch weiter: Muss der Leser sich bei Ostermaiers Lyrik die sprachlichen Zusammenhänge selbst konstruieren, so macht er das in den dramatischen Texten mit Hilfe der Einordnung von Figuren. Der Rezipent entscheidet, wo Ostermaiers Protagonisten stehen und wie er zu urteilen hat. Ostermaiers Dramatik hat keine explizit ausgestellte Moral. Er zeigt Figuren, statt sie zu bewerten und zu erklären. Besonders augenfällig ist das bei seiner Auftragsarbeit für die Schillertage: „Schwarze Minuten“, das sich an Schillers Erzählung „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“ orientiert und mit seinem großen Figurenensemble stark von anderen dramatischen Ostermaier-Texten unterscheidet. Schiller schreibt in einem essayistischen Einleitungstext zur Erzählung, dass er dem Leser die freie Entscheidung lässt, selbst über den Protagonisten Christian Wolf zu urteilen: „Ob der Verbrecher, von dem ich jetzt sprechen werde, auch noch ein Recht gehabt hätte, an jenen Geist der Duldung zu appellieren? Ob er wirklich ohne Rettung für den Körper des Staates verloren war? Ich will dem Ausspruch des Lesers nicht vorgreifen“. Dann behauptet er, das eigene Urteil des Lesers zu unterstützen, indem er den Helden jenseits des rein Offensichtlichen zeigt: „Der Held muss kalt werden wie der Leser, oder, was hier ebensoviel sagt, wir müssen mit ihm bekannt werden, eh er handelt, wir müssen ihn seine Handlung nicht bloß vollbringen, sondern auch wollen sehen.“ Bei Ostermaier wird der Sonnenwirt Christian Wolf zu Loup Swan, womit er, ausgehend vom französischen „Wolf“ und englischen „Schwan“, schon im Namen Ambivalenz mit sich trägt. Schiller lässt den Sonnenwirt Christian Wolf selbst sprechen, indem er Gerichtsaussagen der damals real existierenden Person zitiert. Ostermaier zeigt Loup Swans Handlungen. Er begleitet die Hauptfigur bei seinen gesellschaftlichen und moralischen Auf- und Abstiegen, BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM ohne zu urteilen. Schillers Christian Wolf erscheint manchmal durch zitierte Aussagen wie „Hätten meine Eitelkeit und mein Stolz meine Infamie erlebt, so hätte ich mich selber entleiben müssen“ fast schon unglaubwürdig moralisch geläutert und reflektiert. Die Motivation für Loup Swans Verhalten wird vor allem durch die Demütigung seitens des sozialen Umfelds deutlich: Loup Swan reflektiert sich nicht vor dem Publikum. Der Sonnenwirt agiert alleine schon deshalb in einer realistischen Welt des 18. Jahrhunderts, weil Schiller eine wahre Begebenheit nach erzählt. Ostermaier dagegen versetzt seinen Protagonisten Loup Swan in eine plakative und doch realistische Parallelwelt, die an die düsteren Dystopien aus amerikanischen Comics wie Frank Millers Sin City erinnert. Mit Figuren, die von der Gesellschaft zu dem gemacht wurden, was sie sind. Wie Schiller fragt Ostermaier: Was hat ihn bloß so ruiniert? Wie viel Bestie steckt im Menschen? Und was bringt den Menschen dazu, dass die Bestie Oberhand gewinnt, ausbricht? Infamie oder Ehrlosigkeit setzt per Definition eine Gesellschaft voraus, die ein distinktives kollektives Verständnis von Ehre und Moral hat. Da hatte Schiller es noch wesentlich leichter als Ostermaier, der in seinen Dramen nach einen allgemeingültigem Kodex sucht und dem Rezipenten die Wahl lässt, ob er fündig geworden ist. „In seinen Theaterstücken“, schreibt Maxim Biller über Ostermaier, „breitet er die Rätsel aus, die unsere Gegenwart für uns bereit hält.“ Die auch für die Gegenwart gültigen Rätsel in Schillers „Verbrecher aus Infamie“ deckt Albert Ostermeier in „Schwarze Minuten“ auf. Wie Leser und Zuschauer damit umgehen, belässt er in deren Hand. ✶ MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 ✶ 5 ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ SCHILLER UND ICH ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ JULE D. KÖRBER ratschlag für einen jungen dichter als dichter musst du wissen wie man leute killt köpfe zwischen zeilen klemmt sie plätten satz für satz das ist das blei das du hast ein gutes gedicht braucht heut zutage einfach einen mord damit die quote stimmt sie nicht zum pinkeln gehen wenn du um ihre herzen wirbst musst du sie brechen Albert Ostermaier Foto: Hans-Jörg Michel Wann hat Schiller Sie zum ersten Mal berührt? 2005 anlässlich der Schillerstatuenüberreichung an das Národni Divadlo in Prag. Danach haben wir die Vorstellung „Kabale und Liebe“ (tschech: Úklady a láska) gesehen. Da ich Tschechischmuttersprachlerin bin, konnte ich alles verstehen und hatte das erste Mal das Gefühl, wirklich etwas von dem Leid und dem „Ausgeliefertsein“ zu verstehen, vielleicht wegen der Sprache. Das Tschechische ist bilderhafter und blumiger, was dann natürlich zum Inhalt wunderbar gepasst hat. Über was würden Sie mit Schiller sprechen wollen? „Schwarze Minuten“ 15. Juni 20.00 Uhr Foto: Hans-Jörg Michel Nichts bestimmtes, nur kennenlernen beim Bier würde mir ausreichen. Ich habe da kein bedeutungsschwangeres Thema, was ich von ihm dargelegt haben möchte. Mich würde Friedrich als Mensch interessieren. Mit welchem Schiller-Text können Sie tatsächlich was anfangen? „Kabale und Liebe“ Was nervt Sie an Schiller? Dass er in den Schulen so lieblos runtergeleiert wird. Wann wurden Sie zur Bestie? 1978 Caroline Schaffner ist Schillertage-Macherin und hat das Schill Out-Programm zusammengestellt ✶ 6 MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM HARTMUT BECHER ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ SONNE, FREIHEIT, SCHILLER ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ Hartmut Becher leitete und leitet Goethe-Institute in Brasilien, Chile, Venezuela und Argentinien. In Santiago de Chile war er Mitbegründer des wichtigsten Festivals deutschsprachiger Gegenwartsdramatik und sorgte dafür, dass Stücke junger Autoren zum Teil noch vor der europäischen Uraufführung als Werkstattinszenierung zu sehen waren. Er stiftete Arbeitsfreundschaften und kennt die südamerikanische Theaterszene wie kaum ein anderer. H err Becher, gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen südamerikanischem und mitteleuropäischem Theater? Hartmut Becher: Vor allem sind die Rahmenbedingungen völlig anders. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es ja eine wunderbare Struktur öffentlicher Theater mit eigenen Ensembles, fest angestellten Regisseuren, Dramaturgen und Ausstattungsetats. All das gibt es in keinem einzigen südamerikanischen Land. Ich habe für das GoetheInstitut gerade eine Erhebung von Vene- zuela bis Feuerland gemacht und nirgendwo Theater mit festen Ensembles vorgefunden. In größeren Ländern wie Argentinien, Brasilien und Chile gibt es allerdings Theater, die den freien Gruppen ihre Infrastruktur zur Verfügung stellen. Wo genau? Becher: Buenos Aires etwa verfügt über ein Netz von fünf gut ausgestatteten städtischen Theatern mit zum Teil mehreren Sälen. Das ist schon sehr beachtlich. Aber schon in Santiago de Chile gibt es keine städtische Bühne für Sprechtheater, sondern Theaterbesitzer, die ihre Häuser vermieten und davon leben. In Buenos Aires findet man das übrigens auch. Gibt es Theater außerhalb der Metropolen? Becher: Chile ist viel stärker zentralistisch als Argentinien, auch politisch. Nach dem Staatspräsidenten kommt als gewählter Amtsinhaber gleich der Bürgermeister der jeweiligen Stadt. Also ist das Theater auch stark auf die Hauptstadt konzentriert. Im Landesinneren passiert relativ wenig, aber man ist bemüht, von Santiago aus Theatergruppen auf Tournee zu schicken. In Argentinien ist Buenos Aires mit Abstand die führende Theaterstadt. In Millionenstädten wie Cordoba und Rosario gibt es allerdings auch eine ausgeprägte Theaterszene. Wie sieht es in Brasilien aus? Becher: Auch dort dominieren die freien Gruppen mit Theatermachern, die immer wieder um öffentliche Gelder kämpfen müssen. Glücklicherweise gibt es in Brasilien ein Sponsorengesetz, das es Privatunternehmen ermöglicht, über Kulturförderung Steuern abzusetzen. Außerdem müssen die Kommunen einen festen Kulturtopf einrichten. Das hilft den Theatergruppen, es gibt allerdings niemanden, der ein festes Gehalt bezieht. Man lebt von der Hand in den Mund. So bitter es klingt: Die Notwendigkeit ständig kämpfen zu müssen, hat auf der anderen Seite ungeheures Engagement zur Folge. Kann man São Paulo als Brasiliens Theaterhauptstadt bezeichnen? Becher: São Paulo ist natürlich erdrückend. Es gibt allerdings auch Städte wie Rio de Janeiro und Porto Alegre mit einer sehr interessanten Szene und in Porto Alegre eines der wichtigen internationalen Festivals. BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM Wissen und reagieren die Theatermacher der Länder voneinander? Becher: Ganz wenig. Es ist schon ein erstaunliches Phänomen, dass jedes Land, und das gilt übrigens für ganz Südamerika, seine eigene Theaterkultur hat. Kleinere Ländern wie Paraguay oder Urauguay nehmen natürlich mehr aus den Nachbarländern auf. Argentinien und Brasilien allerdings wissen wenig voneinander, Chile und Argentinien noch weniger. Sie haben in Santiago das erste Festival der deutschsprachigen Gegenwartdramatik mit ins Leben gerufen. Wie kam das? Becher: Wir reagierten auf den Wunsch chilenischer Theaterleute, mehr über europäische Dramatik zu erfahren. Fragte man vor sieben Jahren nach aktueller deutschsprachiger Dramatik, fielen die Namen Brecht und Müller. Das wars dann. Heute kennt man von Dea Loher über Roland Schimmelpfennig, Rene Pollesch und Fritz Kater bis zu Reto Finger so gut wie alle wichtigen deutschsprachigen Gegenwartsautoren, was unter anderem damit zu tun hat, dass die Chilenen grundsätzlich nicht diesen Überlegenheitskomplex wie argentinische Kulturleute haben. In Chile sind die Theatermenschen stärker rezeptiv und leben im Bewußtsein, aufgrund der Diktatur und deren Nachwirkungen großen Nachholbedarf zu haben. Ist nicht in allen drei Ländern das Theater ein subversives Instrument gegen totalitäre Strukturen ? Becher: Das ist richtig und gilt im übrigen für fast alle Länder Lateinamerikas, ganz stark auch in Bolivien und Paraguay. Auch da hat man furchtbare Militärdiktaturen überstanden und heute ein Theater mit stark emanzipatorischem Charakter. Das Theater will aufklären. In fast allen Ländern ist Brecht der Theatergott schlechthin. Sein Einfluß ist ungeheuer, und zwar nicht nur formal. Er wird überall gespielt. Eigentlich müssten südamerikanische Theatermacher mit Schiller und dessen Begriff der moralischen Anstalt ja was anfangen können? Becher: Interessanterweise kennt man in Südamerika zwar den Namen Schiller, was er geschrieben hat ist aber unbekannt und in Übersetzungen kaum greifbar. Was könnte man machen? Becher: Man müsste mit Sicherheit den Freiheitaspekt ins Zentrum stellen und unbedingt Stücke wie den „Don Car- los“ und die „Jungfrau von Orleans“ ins Bewußtsein rücken. Besucht man südamerikanische Festivals, fällt die ungeheure Begeisterung des Publikums auf. Gilt das auch ansonsten? Becher: Für Argentinien, Brasilien und Chile auf jeden Fall. Alleine in Buenos Aires gibt es über hundert Theatersäle, die pro Abend zum Teil drei mal mit unterschiedlichen Stücken bespielt werden und die Säle sind immer voll. Das ist unglaublich. In Argentinien kommt hinzu, dass der Typus des schreibenden Regisseurs dominiert, der teilweise auch noch selbst spielt. Man schreibt sich sein Stück und bringt es selbst auf die Bühne, wo sich das nicht nur junge Menschen ansehen, sondern ein überaus gemischtes Publikum. Gibt es in Argentinien nur den Typus der theatralen Wollmilchsau? Becher: Nicht alle machen gleichzeitig alles. Alle haben aber mit dem Schauspiel angefangen und sind in vielen Fällen weiterhin Schauspieler. Ohne diese Basis macht in Buenos Aires keiner Theater. Es gibt einige, die den Sprung zum Regisseur geschafft haben, aber nicht schreiben. Ansonsten allerdings dominiert eindeutig der Typus Theatermacher, der meint, gutes Theater entstehe nur, wenn der Regisseur eine Idee über einen eigenen Text mit Schauspielern erarbeitet. Wie sieht das Publikum in Chile aus? Becher: Beim internationalen Theaterfestival zum Beispiel findet man aufgrund hoher Eintrittpreises vorzugsweise die gehobene Mittelschicht. Ansonsten aber und vor allem beim Festival zur europäischen Gegenwartsdramatik haben wir ein sehr junges und neugieriges Publikum. Es wächst was nach, wobei ein Teil dieses Publikums selbst im Theater tätig ist. Alleine in Santiago gibt es vierzig, meist private Schauspielschulen. Nur wenige kommen später unter, man macht es aber trotzdem. Und die Theatermacher? Becher: Die Trennung zwischen Autor und Regisseur ist in Chile viel stärker. Eine Reihe renommierter Autoren haben noch nie Regie geführt. Und ein Theatermacher wie Luis Ureta hat früher mal ein eigenes Stück inszeniert, ist heute aber nur Regisseur und in den letzten Jahren stark als Kenner der deutschsprachigen Gegenwartsdramatik in den Vordergrund getreten. Er ist einer der wenigen, die die Erlaubnis haben, Stücke MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 von Rene Pollesch zu inszenieren. Für mich war es ein bewegendes Unterfangen, die Beiden zusammen zu bringen. Welche Rolle spielt Alejandro Tantanian in Buenos Aires? Becher: Er ist einer der wichtigsten Theatermacher und ein großer Kreativer, der die neuere argentinische Theaterlandschaft entscheidend geprägt hat. Zé Celso ist in Brasilien wohl was man eine Legende nennt. Becher: Er ist ein Urgestein des brasilianischen Theaters, Brecht-Jünger, hat klare politische Positionen gegen die Militärdiktatur vertreten und heute in Sao Paulo ein eigenes Theaterhaus, in dem er große Theaterabende wie ein fünfteiliges Opus Magnum über die Entstehungsgeschichte Brasiliens auf die Bühne bringt. Warum wirkt Chile eigentlich wie das Land hinter den sieben Bergen, in dem alles gediegener zugeht ? Becher: Das hat vor allem damit zu tun, dass Chile mit einer Insel vergleichbar ist. Auf der einen Seite ist der Pazifik und dann zehntausend Kilometer nichts, auf der anderen Seite die über sechstausend Meter hohe Wand der Anden. Es gibt die Redensart, man habe gehört, hinter den Anden soll es ein Land mit Namen Argentinien geben, so genau wisse man das aber nicht. Andererseits ist Chile das derzeit wirtschaftlich erfolgreichste Land Südamerikas. Becher: Man hat in den letzten Jahren eine klar neoliberale Linie verfolgt ✶ 7 und ist damit auch deshalb erfolgreich, weil Chile anders als andere südamerikanische Länder unerschöpfliche Bodenschätze wie Kupfer hat. Es läuft makroökonomisch gut, allerdings hat die Diktatur lange nachgewirkt. In Argentinien war alles viel grausamer. Die Argentinier haben die Diktatur allerdings selbst abgeschafft, während die chilenischen Miltärs die Macht nur teilweise in die Hand der Zivilregierung gaben. Ein großer Teil der Gesellschaft und Upper Class findet die Militärdiktatur weiterhin gut. Im Moment allerdings erwacht das Land und das Theater hat mit seiner Lust auf europäische Stücke durchaus eine Vorreiterrolle. Und in Brasilien? Becher: Die brasililianische Diktatur war die „sanfteste“ von den dreien. Es gab zum Beispiel nicht diese Ermordungen von Oppositionellen und der Übergang zur Zivilgesellschaft war weich. Dafür hat man heute das Problem der Korruption und mafiöser Strukturen, übrigens auch in den Künsten. Was ist für sie das bemerkenswerteste am südamerikanischen Theater? Becher: Wie bedrückend die wirtschaftliche Situation der Theaterleute sein kann, mit welchem Enthusiasmus sie aber trotz aller Widrigkeiten Theater machen und sagen: Egal ob ich Geld habe oder nicht, Theater muss sein. ✶ GESPRÄCH: JÜRGEN BERGER Uraufführung: „Freiheit“ 16. Juni 20.00 Uhr Foto: Mauricio Shirakawa ✶ 8 MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM OLIVER KRAUSHAAR in „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“, 15. Juni 18.30 Uhr Foto: ALEXANDER PAUL ENGLERT ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ SCHILLER UNPLUGGED ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ Etliche Autoren ließen sich von der Schiller-Novelle „Verbrecher aus verlorener Ehre“ inspirieren. In Heinrich Bölls „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ flossen Ideen mit ein. „Schwarze Minuten“ von Albert Ostermeier, das heute abend die Schillertage eröffnet, basiert auf der Erzählung. Das Frankfurter Schauspiel brachte eine Bühnenadaption der Novelle auf die Bühne, die ebenfalls heute abend bei den Schillertagen zu sehen ist. Wir haben uns das in Frankfurt angesehen. I n dem 1786 entstandenen Text, der auf einer wahren Begebenheit beruht, geht es um den Wilddieb Christian Wolf, der aus Geldnot zum Verbrecher wird und bleibt, da er keine Chance auf Rehabilitation bekommt. Mit der Erzählung setzte Schiller einen noch heute geltenden Standard der objektiven Berichterstattung. Im Sinn der Aufklärung geht es ihm darum, die Motive und Ursachen zu erforschen, die den Protagonisten zum Dieb, Mörder und Anführer einer Räuberbande werden lassen. Regisseurin Christiane J. Schneider nimmt Schiller wörtlich und bringt die Erzählung in ihrer ursprünglichen Form auf die Bühne. Gespielt wird das Ein-PersonenStück seit 2005 im Kleinen Haus mit einem Oliver Kraushaar, der in verschiedenen Rollen auf fast leerer Bühne agiert. Er tritt im grauen Anzug auf und wirkt wie ein kleiner Angestellter auf einer Bühne, die mit einer etwa zwei Mal ein Meter hohe Leinwand bestückt ist. Ein paar Schritte weiter Richtung Bühnenrand steckt ein regenschirmartiger brauner Stock aufrecht im Boden. Es sind die einzigen Requisiten, die zur Verfügung stehen. Auf die programmatische Vorrede, die Schiller der Erzählung voranstellte, um in die Kausalität des Verbrechens einzuführen, verzichtet Christiane J. Schnei- der. Sie lässt Kraushaar in der Rolle des Erzählers gleich in die eigentliche Geschichte einsteigen und das Äußere des Protagonisten beschreiben: „Die Natur hatte seinen Körper verabsäumt.“ Auch sein Ende wird – wie im Originaltext – sogleich verraten: „Er starb durch des Henkers Hand.“ Auch im Folgenden hält Schneider sich nicht sklavisch an die Struktur des Originaltextes. Sie spielt mit ihm, baut ganze Textbausteine um, kürzt die Novelle gut um die Hälfte und konzentriert sie auf Kernaussagen. Oliver Kraushaar schlüpft in einem vierzigminütigem Monolog in verschiedene Rollen, ist Erzähler, Wilddieb oder Räuber. Die Rollenwechsel kündigt er mal deutlich an: Nimmt die Brille ab, schreitet in eine Ecke der Bühne, macht eine kleine Kunstpause, spricht mit langsamer, tiefer Stimme. Andere Rollenwechsel muss er sehr schnell von einem Satz zum nächsten vollziehen, etwa wenn der gerade zum Mörder avancierte Wolf erstmals auf einen seiner zukünftigen Bandenmitstreiter trifft. Bei den Rollenwechseln setzt Kraushaar die spärlichen Hilfsmittel auf der Bühne ein, oder füllt Kunstpausen mit einem Rundgang an der Wand. Durch Christiane J. Schneiders Kunstgriff, die Novelle vom Verbrecher aus verlorenen Ehre als Solostück auf die Bühne zu bringen, wird die Seelenforschung akzentuiert, die schon Schiller sehr stark interessierte. Schneider ist insofern „kongenial“, als sie, wie von Schiller beabsichtigt, vorführt, dass die Schuld für den allmählichen Weg hin zum Verbrechen nicht allein bei Wolf zu suchen ist. Insofern ist der heute so aktuell wie vor 200 Jahren. Themen wie Schillers Kritik am Strafvollzug: „Ich betrat die Festung als ein Verirrter und verließ sie als ein Lotterbube“, beschäftigen uns noch heute, wenn es darum geht, wie mit Straftätern umgegangen werden soll. ✶ SABINE DEMM BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 ✶ 9 ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ WILLE UND VERBRECHEN ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ D er Kriminalhauptkommissar entwickelte Fahndungsmethoden zur Überführung von Serienkillern und hat als Buchautor unter anderem „Das Serienmörder-Prinzip – Was zwingt Menschen zum Bösen?“ geschrieben. Trotz ihrer unterschiedlichen Herangehensweise zielen die naturwissenschaftliche und philosophische Behandlung der Frage nach dem „Bösen“ auf einen gemeinsamen Kernbegriff: denjenigen der Willensfreiheit. Eine Ahnung davon, welche willentlichen und unwillentlichen Motive bei Verbrechen eine Rolle spielen, geben unlängst vorgelegte Studien, in denen Autoren ihre Erfahrungen mit „Mördern aller couleur“ im beruflichen Alltag zusammenfassen: die Studie „Bestie Mensch“ aus der Feder des österreichischen FBI-Profilers Thomas Müller sowie „Das Serienmörderprinzip“, dessen Autor Stephan Harbort seine Erkenntnisse ebenfalls langjähriger kriminalpolizeilicher Arbeit verdankt. Gerade Harborts Studie ist dabei als differenzier- Plutarch ging ihr nach. Schiller ihr voraus. Nietzsche kehrte sie um. Heute obliegt ihre Deutungshoheit längst nicht mehr nur Historikern, Literaten oder Philosophen: Die Frage, ab wann den Taten eines Menschen das Signum „außergewöhnlich Böse“ verliehen wird. Die menschliche Potenz, „unmenschliche“ Taten zu vollbringen, wurde dabei ihres Status als traditionell geisteswissenschaftlicher Thematik entbunden und von Kriminologen und Neurobiologen zum Untersuchungsobjekt erhoben. Stephan Harbort zum Beispiel wird morgen abend im Rahmen von „Schiller on air“ darüber diskutieren, wieviel Trieb im Mensch steckt. ter Gegenentwurf und Antwort auf gängige Praktiken in der öffentlichen Darstellung zu verstehen – sprich der Anprangerung des Täters und dem Absprechen der Menschlichkeit gerade im Fall von Serienmördern. Harborts Anliegen besteht in eigenen Worten darin, „aufzuklären“, die „Bestie Mensch“ mithin wieder an den „Menschen“ rückzubinden, indem er die Willensbildung zur Mord-Tat durch ausführliche Gespräche mit dem Täter und Nachforschungen in dessen sozialem Umfeld rekonstruiert. Harbort hat eine siebenstufige Matrix der STEPHAN HARBORT im SWR2-Forum, 16. Juni 17.00 Uhr Tat destilliert. Es überrascht nicht, dass er in einer Vielzahl von Serienmorden als kleinsten gemeinsamen Nenner ein „Prinzip“ heraus arbeitet, in dem die erstmalige Tötungshandlung als „Performance“ erst in Phase vier auftritt. Zuvor wurden die zum Teil bis in die Kindheit des Täters zurückreichende Phasen von „Genese“ (Schlüsselerlebnis), „Identifikation“ (Umkehrung von Wert- und Moralvorstellungen als Selbstschutz) sowie die gedankliche Vorwegnahme der Tat („Antizipation“) durchlaufen. Überraschend oft verwendet Harbort die Meta- pher eines „Dramas“, das vom Täter gleichsam als Regisseur in Szene gesetzt wird; überraschend insofern, als eine Schlüsselerkenntiss Harborts im Ausmachen der fehlenden emotionalen Fähigkeit der Täter zur Empathie besteht, die Erweckung von „Furcht und Mitleid“ aber traditionelles Hauptanliegen eines jeden Dramas darstellt. Noch überraschender erscheint ein Blick in die von Harbort einleitend zitierte frühe Erzählung Friedrich Schillers „Verbrecher aus verlorener Ehre“, in der Schiller die Einsicht Harborts, die dieser in langjähriger Beschäftigung mit dem Gegenstand mühsam herausdestilliert hat, allein durch eben jene den Tätern abgehende Fähigkeit erahnt und vorweggenommen hat: durch Einfühlungsvermögen. Das Wort „Liebe“ erscheint in Schillers Erzählung weit häufiger, als dies beim Bericht eines Mörders zu erwarten wäre – erscheint aber immer in negativem Kontext: Die Liebe des Verbrechers Christian Wolf zu einem Kind wird schmerzlich zurückgewiesen, seine frühere Liebe zu Hannchen, die ihm als einziger Mensch positiv gegenüber tritt, schlägt um in Verachtung. Die seelisch peinigende Konsequenz seines Lebens ist die generelle Unfähigkeit, zu lieben. Tatsächlich lassen sich die von Harbort markierten Phasen von Schlüsselerlebnis und negativer Identifikation über die Antizipation in Schillers Text exakt wieder finden. Auch Harborts und Schillers Grundanliegen ist vergleichbar: „Weniger die Tat, als die Gedanken“ interessieren Schiller; „den Verbrecher die Tat wollen sehen“ nennt er sein Hauptanliegen. Wie zukunftsweisend diese eben nicht auf Verdammung, sondern auf „heilsamen Schrecken“ abzielende Herangehensweise war und ist, zeigt ein abschließender Blick auf den jüngst entbrannten Streit zwischen Philosophie und Hirnforschung, die die „Präventivinhaftierung“ von Personen fordert, deren Gehirn nach neurowissenschaftlichen Test als „krank“ gelten sollen. Der Mensch wird mithin für eine nachweislich noch nicht vollbrachte Tat mit Freiheitsentzug bestraft. Spätestens hier muss man den Hirnforschern jene Frage stellen, die sie ihren Opfern, den mutmaßlichen „Tätern in spe“ schlicht vorenthalten: diejenige nach der Willensfreiheit. ✶ MANUEL VON ZELISCH ✶ 10 MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ AUG IN AUG ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ Wer wagt, gewinnt. Also machen wir uns heute auf, die Bestie in der zivilisierten Welt zu suchen, ihr in’s Auge zu blicken. Vielleicht verstehen wir am Ende besser, wie die Bestie im Mensch aussieht. E s ist ein wunderschöner, heißer Frühsommertag. Um uns herum schieben junge Eltern Kinderwägen, Kleinkinder plantschen in Brunnen, Verliebte liegen Händchen haltend auf bunten Decken, Senioren schreiten langsam unter schattigen Bäumen. Wir passieren Eis- und Bratwurststände und folgen den Wegweisern zu den Tiergehegen. Unsere erste Begegnung mit der Bestie ist noch recht harmlos. Der Schweiß läuft bereits in Strömen und so zieht es uns Richtung Wasser. Kleine drollige Gesellen watscheln am Rand eines Beckens ihr schwarz-weißer Frack glänzt vom Wasser. Der Blick des Homboldtpinguins scheint nichts und niemanden zu fixieren. Die Köpfe drehen sich scheinbar ziellos herum. Diese Tiere haben keine Lust, uns ins Auge zu blicken. Auch wir verlieren bald das Interesse und suchen weiter. Vorbei an verschiedenen Entenarten gehen wir durchs Gras und entdecken ekelige, braune Hinterlassenschaften im Grün. Sie können unmöglich von den niedlichen kleinen Enten stammen, das muss eine größere Bestie gewesen sein. Und dann, wir sehen bereits den See von weiten, erblicken wir ein seltsames Ungetüm. „Schau, was steht denn da?“, ruft meine Begleiterin entsetzt. Da sich auch andere Menschen um die seltsamen Gestalten am Wasser gruppieren, trauen wir und näher ran. Die Gestalten stören sich nicht an den Gaffern. Der kleine Kopf dieser Bestienart wird durch einen überdimensionalen Schnabel, an dem ein unpassender Hautsack hängt, um ein Vielfaches vergrößert. Haut und Federn des Vogels in der Größe eines Truthahns schimmern in einem schuppigen Rosa-Weiß. Das Tier, vermutlich ein Pelikan, gehört nicht zu den Models der Tierwelt. Wir nähern uns ihm bis auf wenige Zentimeter. Er würdigt uns keines Blickes, seine Augen bleiben starr nach vorne gerichtet. Keine schöne, aber auch keine gefährliche Bestie. Und was noch schlimmer als der Anblick des Tieres ist: der Gestank. Es riecht penetrant nach altem Fisch. Meine Begleiterin wendet sich ab und hält sich die Hände vor die immer weißer werdende Nase. Zeit, weiterzugehen. Nach einigen weiteren Metern erreichen wir ein geschlossenes Gehege . Es wird interessant. Wir dürfen den Zaun passieren und uns zu den Bestien gesellen. Die meisten stehen weit weg vom Weg und sehen harmlos aus. Wir sind enttäuscht. Doch dann erblicken wir ihn: Kahler, rotgefleckter Schädel mit einigen abstehenden, weißen Haaren, langer spitzer Schnabel, ein unförmiger, langer Hals, schwarz-weißes Gefieder, lange, dünne Beine. Missmutig stackst das Tier auf uns zu. Uns wird unwohl. Dann entdecken wir auch noch Bestie, tot eine Art wucherndes Geschwür in seinem Nacken. Der Vogel sieht nicht gesund aus. Kurz bevor er uns erreicht, weichen wir zurück. Der Greisenvogel hält inne. Einmal blickt er uns scharf in die Augen. Eine Warnung? Dann wendet er sich mit einem verächtlichen Ruck ab und kehrt uns den Rücken zu. Wir haben genug gesehen. Wir erkennen, dass das Tier nicht nur aussieht wie ein Greis, sondern sich auch so verhält. Menschen, die seine Ruhe stören, begegnet es mit Ablehnung, macht deutlich, dass er keine weitere Belästigung wünscht. So ein Tier ist eben auch nur ein Mensch. Aber er scheint nicht böse zu sein. Er hat nur schlechte Laune. Wir gehen weiter. Alle weiteren Bestien, denen wir jetzt begegnen, wecken unsere Neugier nicht. Von den puscheligen Meerschweinchen oder den trägen Schildkröten erwarten wir keine weiteren Erkenntnisse. Langsam beginnt die Hitze uns ernsthaft zuzusetzen, zudem sind unsere Mägen leer. Wir blicken uns Rat suchend um. Die Fressbuden sind leider weit weg, aber wir entdecken eine Bootsanlegestelle. Die Boote sollen uns zu den Essensständen zurückbringen. Richtig zufrieden sind wir mit unserer Recherche nicht. Dass wir viel schlauer als zu Beginn wären, können wir nicht behaupten. Während wir so im Boot sinnieren, bemerken wir plötzlich, dass sich im Wasser etwas bewegt. Ein graugeschuppter, gebeugter Rücken taucht an der Oberfläche auf. Und da ist noch einer, und noch einer. Bald ist unser Boot um- zingelt. Und plötzlich blicken wir der Bestie doch noch ins Auge – oder besser gesagt in den Schlund. Ein riesiges, rosa Maul öffnet sich direkt neben uns am Rand des Bootes, der nur einige Zentimeter über den Wasserspiegel reicht. Die Augen starren uns eiskalt und ausdruckslos an. Nur der Schlund schnappt immer wieder fordernd in unsere Richtung. Zehn, fünfzehn Mäuler haben sich bereits um unser Boot versammelt. Die Viecher wollen uns fressen! Uns wird klar, dass es das ist, was Tiere und Menschen zu Bestien macht. Der Kampf ums Überleben. Fressen und gefressen werden. Der Stärkste gewinnt. Wir sind heilfroh, dass einige Zentimeter Stahl uns von den Tieren trennen. Wir weichen vom Bootsrand zurück. Da wirft ein Kind ein Brotkrümel ins Wasser, eine der Bestien schnappt nach ihm und lässt sich zufrieden ins Wasser gleiten. Mehr und mehr Krümel landen neben unserem Boot. Die Mäuler tauchen ins Wasser ab. Die Bestie lässt sich also besänftigen und zähmen, denken wir. Oder wie schon Schiller wusste: Es sind die Umstände, die den Menschen und das Tier verrohen lassen. Als das Boot anlegt, knurren unsere Mägen vernehmlich. Jetzt müssen wir wirklich unseren Hunger stillen. Luisenpark Mannheim: Täglich von 9.00 Uhr bis zur Dämmmerung geöffnet. ✶ SABINE DEMM BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 ✶ 11 ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ WANN WERDEN SIE ZUR BESTIE Text&Foto: Lydia Dartsch ✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶✶ ANITA REIMANN wird zur Bestie wenn es ans Fleisch geht » BIRGIT NEUNDÖRFER gibt der Bestie immer ein Lächeln » ULLA PITTARI fährt angesichts der Schlange aus der Haut » Ich rege mich eigentlich nie auf. Da braucht es schon sehr viel, damit ich wütend werde. Vor meinen Kunden darf ich das ja auch nicht. Obwohl, warten Sie mal! Vor ein paar Tagen bin ich tatsächlich ausgerastet. Da kam ein Kunde in den Laden und ehe ich mich versah, griff der schon in die Fleischtheke. Das war das einzige mal, dass ich böse geworden bin. Der wollte mir einfach zeigen, welches Fleisch er haben wollte und hat in die Theke reingelangt. ‘Das kann jetzt aber nicht sein’, hab ich gesagt, ‘jetzt müssen sies aber auch kaufen!’ Der Kunde war aber ganz freundlich und hat sich entschuldigt, das sei eine Kurzschlusshandlung gewesen. Gekauft hat er das Stück Fleisch natürlich auch. Es geht ja nicht, dass die Kunden in die Theke greifen, wegen der Hygiene. Da werde ich zur Bestie. Zur Bestie? Ich? Nie! Da muss man schon lange bohren bis ich ausraste. Kann ich ja auch gar nicht. Die Leute, die hier wohnen reden sehr gerne und sehr viel über die Probleme, die sie da haben. Die kommen alle zu mir und erzählen. Da bekomm ich sehr viel mit. Meistens macht es mir ja auch nichts aus. Manchmal ist es aber auch ganz schön anstrengend und dann gibt es Tage, an denen ich ständig ausrasten könnte, an denen mir das einfach auf die Nerven geht. Da könnt ich ausrasten. Aber ich bleibe ruhig, egal was ist. Ich denk mir einfach meinen Teil. Aber Aufregen? Nein! Sie können jeden Tag mit der selben Frage zu mir kommen, Sie bekommen immer eine Lächeln und eine Antwort von mir. Ich könnte aus der Haut fahren, wenn die Leute an meinem Schalter in der Schlange warten und einfach nur ungeduldig sind. Ich muss mich ja um jeden Kunden einzeln kümmern und zwar so, wie sie es wollen. Manchmal dauert das aber, und dann ärgert es mich, wenn die anderen keine Zeit haben und drängeln. Wenn sie aber dran sind, wollen sie auch, dass ich nur für sie da bin. Dann kann ich einfach nicht den Service bieten, den ich bieten möchte. Ausrasten geht nunmal nicht, also bleibe ich freundlich. Es ist einfach schade, wenn es so ein Gedränge gibt. Dabei müssen die Leute einfach mehr Zeit haben. Jeder Leser ist ja wichtig für uns. Deshalb wollen wir ja auch den bestmöglichen Service bieten und uns um jeden von ihnen individuell kümmern. Anita Reimann ist Metzgereifachverkäuferin in einer Metzgerei der Langen Rötterstraße. Egal wieviele Kunden im Laden sind und welche Extrawünsche sie haben: Freundlichkeit ist A und O. Birgit Neundörfer steht in dem Getränkehandel ihres Mannes hinter der Theke. Sie hat viel mit Menschen aus der Nachbarschaft zu tun. Viele nutzen sie als Kummerkasten. Ulla Pittari sitzt in der Stadtbibliothek am Schalter. Jeden Tag bucht sie Bücher, CDs, DVDs, Zeitschriften auf die Konten ihrer Leser. Sie kassiert die Bibliotheksund Verzugsgebühren. « « « ✶ 12 2 MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007 BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM SPIELPLAN FREITAG 15.06.07 ✶ AB 14.00 ✶ ✶ AB 17.00 ✶ ✶ AB 18.30 ✶ 17:30 Theatervorplatz 18:30 Studio Werkhaus GASTSPIEL ERÖFFNUNG DER 14. INTERNATIONALEN SCHILLERTAGE DER VERBRECHER AUS VERLORENER EHRE schauspielfrankfurt € 13,– / 8,– anschließend Publikumsgespräch ✶ AB 19.00 ✶ ✶ AB 22.00 ✶ ✶ AB 22.30 ✶ 20:00 Schauspielhaus PREMIERE 22:00 Studio Werkhaus GASTSPIEL 22:30 Unteres Foyer/Theatercafé ALBERT OSTERMAIER SCHWARZE MINUTEN (UA) Nationaltheater Mannheim Abo S, PREISE F DER VERBRECHER AUS VERLORENER EHRE schauspielfrankfurt € 13,– / 8,– SCHILL-OUT mit LA VIEILLE ECOLE und COLEÜMES Eintritt frei!