festivalzeitung

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FESTIVALZEITUNG
NR. 01 / 15.06.2007
Uraufführung: Schwarze Minuten
Foto: Hans-Jörg Michel
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MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007
BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
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INHALTSVERZEICHNIS
ABER GEH’N SIE INS THEATER
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ABER GEH’N SIE INS THEATER – Editorial
MIT GEFÜHL, GANZ OHNE MITLEID – Essay
WIEVIEL BESTIE STECKT IM MENSCH – Zu Albert Ostermaier
SCHILLER UND ICH – Die Festivalmacher
SONNE, FREIHEIT, SCHILLER – Gespräch mit Hartmut Becher
SCHILLER UNPLUGGED – Zu „Verbrecher ohne Ehre“
WILLE UND VERBRECHEN – Das „Serienmörder-Prinzip“
AUG IN AUG – Bestie in der Nachbarschaft
WANN WERDEN SIE ZUR BESTIE – Mannheim live
SPIELPLAN FREITAG 15. Juni
Die 14. Internationalen Schillertage wurden ermöglicht und gefördert durch:
den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien,
dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg,
der Stadt Mannheim/Büro 2007, der Brasilianischen Botschaft Berlin und
dem Brasilianischen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten
und dem Goethe Institut
Wir bedanken uns für die großzügige Unterstützung bei unseren Partnern:
Hauptsponsoren: MVV Energie AG, John Deere, Freunde und Förderer
des Nationaltheaters Mannheim e.V.
Co-Sponsoren:
Augusta Hotel Mannheim, Comvos Medien, Dr. Haas GmbH, Engelhorn Mode GmbH,
Fashionlabel Schumacher, HM Interdrink, Kurpfalzsekt Sektkellerei AG, Mercedes-Benz
Niederlassung Mannheim-Heidelberg, Rhein-Neckar-Verkehr GmbH,
The Cruise Cafe Hotel Mannheim und beim SWR 2.
i
ch rat’ es Ihnen, sagt ein Bürger zum
anderen in Büchners „Dantons Tod“.
Der gute Mann wirkt enthusiastisch,
obwohl er gerade vor einer Pfütze zurückschreckte und immer noch zittert.
So eine Pfütze sei ein schwarzes Loch,
meint er. Da könne man durchfallen.
Schwarze Löcher sind schrecklich, vor
allem wenn sie die Gestalt eines Menschen annehmen: Der Mann, der gerade
noch wie der gute Onkel von nebenan
wirkt, plötzlich aber seinen Golf in eine
Menschenmenge lenkt; die Frau, die ihr
entkräftetes Baby in die Gefriertruhe legt;
der Zuschauer, der sich im Unglück anderer badet. Man kann ihn verstehen,
Büchners Bürger, der alle Verschreckten
der Welt ins Theater schicken möchte
und dabei nur an die Wonnen der Kunst
denkt, obwohl er doch wissen müsste,
dass gerade die Götter der Bühnenliteratur, Shakespeare, Büchner, Kleist und –
na ja Schiller, immerzu dieser Bestie auf
der Spur waren, die in schwarzen Löchern lauert.
Ein besseres Motto als „Bestie
Mensch“ gibt es nicht für ein Theaterfestival. Es ist eine Steilvorlage für alle,
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SERVICE
IMPRESSUM
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GOETHEPLATZ
Mo & Sa 11–13 Uhr
Di & Fr 11–18 Uhr
An allen Vorstellungstagen
außerdem von 18–20 Uhr
KARTENTELEFON
Telefon 0621/1680 150
Telefax 0621/1680 258
PER E-MAIL
Nationaltheater.kasse@
mannheim.de
FESTIVALZEITUNG DER
14. INTERNATIONALEN
SCHILLERTAGE
Ein Projekt des Nationaltheater
Mannheim zur Förderung des
kulturjournalistischen Nachwuchses
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HERZLICHEN DANK
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HERAUSGEBER
Nationaltheater Mannheim,
Mozertstraße 9, 68161 Mannheim
GENERALINTENDANTIN
Regula Gerber
CHEFREDAKTION
Jürgen Berger
CHEFIN VOM DIENST
Sabine Demm
REDAKTION
Lydia Dartsch, Kristina Faber, Jan Fischer,
Moritz Hummrich, Jule D. Körber,
Marcel Maas, Moni Münch, Melanie
Troger, Manuel von Zelisch
KONZEPT
Jürgen Berger, Sabine Demm, Kristina
Faber, Gerhard Fontagnier, Jochen Zulauf
GESTALTUNG
fathalischoen, Frankfurt
Layout & Satz
[email protected], Mannheim
DRUCK Mannheimer Morgen
Großdruckerei GmbH
ANZEIGEN Mannheimer Morgen
AUFGEWECKT IN DEN TAG
DR. HAAS GMBH
Die Zeitung erscheint als
Beilage im Mannheimer Morgen
und wird unterstützt von
Deere & Company
und der Dr. Haas GmbH
FRIEDRICH SCHILLER
die sich mit einem Festival beschäftigen,
das sich Schiller widmet und dabei weite
Wege geht – von Südamerika über Berlin
und Zürich in die Kurpfalz, oder den langen Fußweg auf der Fluchtroute des jungen Schiller von Stuttgart nach Mannheim, der interessanterweise über
Frankfurt und Worms führt.
Als wir diese Zeitung vorbereiteten,
war zu spüren, wie die „Bestie Mensch“
die Gemüter erregt und beflügelt: Im Leitungsteam, als es um das Gesicht einer
Zeitung ging, das nicht nur bestialisch
banal grinsen sollte; in all den Vorgesprächen und Vorbereitungen mit den
jungen Machern dieser Zeitung, die aus
Hildesheim, Euskirchen, Aschaffenburg,
Altrip und Graz nach Mannheim gereist
sind. Sie werden in den nächsten Tagen
dafür sorgen, dass aus zwölf Seiten keine
schwarzen Löcher werden. Tausend
Dank vorneweg an die Schiller-Seminaristen. Sie studieren Germanistik und Journalistik, schreiben kreativ und für Redaktionen. Vor allem aber füttern sie die
„Moralische Anstalt“ mit Ideen, Stil und
Enthusiasmus.
✶ JÜRGEN BERGER
BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007
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MIT GEFÜHL, GANZ OHNE MITLEID
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W
enn Jochen Trageser den
Tom spielt, ist er fast ein netter Kerl. Eine gute Stunde
lang gibt er den fidelen Trauzeugen; dann
wird er stutzig. Und dann zur Bestie. Er
hält das Messer in der Hand, grinst höllisch breit, stemmt die Augenbrauen
nach oben und geht auf seinen besten
Freund los. Weil der mit Toms Freundin
geschlafen hat. Dass ausgerechnet er in
Robin Hawdons Farce „Ein Traum von
Hochzeit“ mit der Klinge auf einen anderen Menschen losgeht – in Aschaffenburg wird Jochen Trageser darauf immer
noch gelegentlich angesprochen. Die
Leute schütteln dann den Kopf und finden es seltsam. Jochen Trageser findet es
komisch: Denn am 9. September letzten
Jahres wurde er selbst attackiert.
Er machte an jenem Abend gerade
Pause von dem Job, mit dem er sich sein
Schauspielstudium finanziert: Er arbeitet
als Barkeeper. Einer der Gäste hatte zu
viel getrunken, Drogen im Blut, wurde
ausfallend. Er hatte ein Messer dabei: Ein
Stich traf Trageser in die Brust, der
zweite in die Seite. Die Ärzte sagen, dass
der 26-Jährige jetzt tot wäre, wäre sein
Brustbein dem Stahl nicht im Weg gewesen. Sein Leben konnten sie retten, seine
Milz nicht. Vielleicht kennt Jochen Trageser die Bestie Mensch deshalb so gut:
Weil er ihr begegnet ist. Weil er ihr einen
Wodka Red Bull ausgeschenkt hat, keine
Stunde bevor sie auf ihn losgegangen ist.
Seine Bestie sitzt heute in Untersuchungshaft, angeklagt wegen versuchten
Totschlags und Körperverletzung in zwei
Fällen.
In den letzten 25 Jahren hat dieser
Täter vergewaltigt, überfallen, geraubt
und viel zu oft falsch geparkt; die Richter
kennen ihn. Sie werden ihn, das glaubt
Trageser und er hofft es wohl auch, sie
werden ihn diesmal nicht glimpflich
davon kommen lassen. Was kein Richter
dieser Welt wegsperren kann, ist, was seit
jenem Abend in seinem Kopf vorgeht.
Seine Freundin kriege am meisten davon
mit, erzählt er, und dass er bald eine Therapie anfangen wolle: Damit die schlechten Tage vorbei gehen. Dabei sieht er gar
nicht aus wie jemand, der schlechte Tage
hat. Ein paar Haarsträhnen fallen ihm in
die Stirn und über die dunklen Augen,
seine Arme sind stark, auf seiner Stupsnase blitzen Sommersprossen: Ein Typ,
dem Frauen hinterher schauen. In zwei
Tagen wird er die Ausbildung an der ört-
lichen Schauspielschule abschließen und
muss dafür alle Sinne beieinander haben.
Trotzdem schweifen seine Gedanken ab,
zwischendurch, immer wieder zur alten
Frage: Warum es ihn an diesem Abend
getroffen hat.
Dieser Abend – Trageser ist froh,
wenn er darüber reden kann. Die Familie, die Freunde, die Freundin, sie kennen die Geschichte, viel zu gut. Sie wollen allmählich den alten Jochen zurück.
Aber der neue kann die Endlosschleife im
Kopf nicht abstellen. Er hat viel drüber
nachgedacht, was den Menschen zur Bestie macht. Die Umstände seien es, sagt
er. Gefühle, vor allem Eifersucht. Ganz
schnell könne das gehen, und ja, so gesehen könnte jeder zur Bestie werden. Er
selbst vielleicht nicht, er tue keiner Fliege
etwas. Aber wer wisse das schon? Er
lacht trocken: Die Extreme lägen eben
nahe beieinander. Mit dieser Gewissheit
spielt er den Tom; mit dieser Gewissheit
spielt er seit September jede Rolle, ob er
will oder nicht.
Jochen Trageser ist 26, er wirkt altersweise. Alles könne sich ändern, von
einem Moment auf den anderen. Ein
Leben könne zu Ende sein, eine Freundschaft, die Vernunft. Er glaubt jetzt zu
wissen, was Büchner und Brecht, Shakespeare und Schiller an der Bestie Mensch
so sehr fasziniert hat, dass sie ihr Rollen
auf den Leib geschneidert haben wie
sonst nur den ganz großen Diven: Sie ist
nie weit weg, diese Bestie, und sie tarnt
sich gut. Sie ist fidel wie Tom, fleißig wie
Woyzeck und zuverlässig wie Shylock.
Sie ist ein Mensch mit großen Gefühlen –
nur Mitleid kennt sie nicht.
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MONI MÜNCH
POL POT, 1928–1998,
Radioelektriker, Diktator.
Die Angaben, wieviel
Kambodschaner er
ermorden ließ, schwanken.
Es sollen bis zu 2 Millionen
gewesen sein
Bild: ERNST VOLLAND
„12 Apostel“
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MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007
BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
ALBERT OSTERMAIER
Foto: Hans-Jörg Michel
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WIEVIEL
BESTIE
STECKT
IM
MENSCH
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E
r ist Jahrgang 67, hat Germanistik
an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert und
weiß, was er tut. Albert Ostermaier setzt
Bezüge von der Antike bis zum Pop, verwendet Zitate und reflektiert sie. Er ist
Taktiker. Und Fußballer. Als Torwart der
deutschen Autorennationalmannschaft
trägt er die Nummer Eins. Die meiste
Zeit allerdings spielt er mit Worten, und
da ist er Stürmer. Seine Lyrik und Dramatik rennt. Überrennt und reißt mit
fort. Albert Ostermaier fängt keine
Worte, er treibt sie. Und er weiß dabei
um seine Spielzüge. Seine Lyrik ist durchgehend klein geschrieben und es fehlt
jegliche Interpunktion. Das Gedicht
strukturiert sich erst bei der Lektüre, der
Leser setzt die semantischen und grammatischen Beziehungsverhältnisse selbst
– Ostermaiers Gedichte sind dekonstruierte Texte, die rekonstruiert werden
müssen. Bei dieser kombinatorischen Arbeit hat der Leser ein lyrisches Ich im
Nacken, das schnell umherschleicht und
mit gehetztem Atem ins Ohr flüstert. Ein
lyrisches Ich, das Geschichten erzählt,
die in Prosatexten nicht zu erzählen gewesen wären. Und das alles in unglaub-
Anarchist der Worte. Hochleistungsschreiber. Einer der jungen
Wilden. Der letzte nennenswerte deutsche Lyriker. Als vieles
wurde Albert Ostermaier schon bezeichnet, eines ist er auf
jeden Fall: Ein Autor mit Seltenheitswert, der sich als erfolgreicher Lyriker und Dramatiker bis jetzt noch nicht auf den sicheren Boden der Prosa begeben hat. Das dünne Eis der längst
nicht so gut verkäuflichen literarischen Formen Drama und
Lyrik scheint ihn mehr anzuziehen. Die Bilanz bis heute: Sechs
Gedichtbände, über zwanzig weltweit aufgeführte Dramen und
Libretti, Literaturpreise.
lichem Tempo und mit einem Beat,
gegen den man sich nicht wehren kann.
Wehren möchte. Überdeutlich wird das
in den Vertonungen seiner Lyrik, die er
mit verschiedenen Musikern und Sprechern umsetzt.
Mit seiner Lyrik viel gemein
haben Albert Ostermaiers Theatertexte.
„Im Gegensatz zu meinen Stücken, die
wie Lyrik erscheinen, funktionieren
meine Gedichte wie kleine Theaterstücke“, sagte Ostermaier einmal. Auf
der anderen Seite sind die meisten Theatertexte lange, lyrische Monologe. Die
Gemeinsamkeiten reichen allerdings
noch weiter: Muss der Leser sich bei
Ostermaiers Lyrik die sprachlichen Zusammenhänge selbst konstruieren, so
macht er das in den dramatischen Texten
mit Hilfe der Einordnung von Figuren.
Der Rezipent entscheidet, wo Ostermaiers Protagonisten stehen und wie er zu
urteilen hat. Ostermaiers Dramatik hat
keine explizit ausgestellte Moral. Er zeigt
Figuren, statt sie zu bewerten und zu erklären. Besonders augenfällig ist das bei
seiner Auftragsarbeit für die Schillertage:
„Schwarze Minuten“, das sich an Schillers Erzählung „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“ orientiert und mit seinem
großen Figurenensemble stark von anderen dramatischen Ostermaier-Texten
unterscheidet.
Schiller schreibt in einem essayistischen Einleitungstext zur Erzählung,
dass er dem Leser die freie Entscheidung
lässt, selbst über den Protagonisten Christian Wolf zu urteilen: „Ob der Verbrecher, von dem ich jetzt sprechen werde,
auch noch ein Recht gehabt hätte, an
jenen Geist der Duldung zu appellieren?
Ob er wirklich ohne Rettung für den Körper des Staates verloren war? Ich will
dem Ausspruch des Lesers nicht vorgreifen“. Dann behauptet er, das eigene Urteil des Lesers zu unterstützen, indem er
den Helden jenseits des rein Offensichtlichen zeigt: „Der Held muss kalt werden
wie der Leser, oder, was hier ebensoviel
sagt, wir müssen mit ihm bekannt werden, eh er handelt, wir müssen ihn seine
Handlung nicht bloß vollbringen, sondern auch wollen sehen.“
Bei Ostermaier wird der Sonnenwirt Christian Wolf zu Loup Swan,
womit er, ausgehend vom französischen
„Wolf“ und englischen „Schwan“, schon
im Namen Ambivalenz mit sich trägt.
Schiller lässt den Sonnenwirt Christian
Wolf selbst sprechen, indem er Gerichtsaussagen der damals real existierenden
Person zitiert. Ostermaier zeigt Loup
Swans Handlungen. Er begleitet die
Hauptfigur bei seinen gesellschaftlichen
und moralischen Auf- und Abstiegen,
BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
ohne zu urteilen. Schillers Christian Wolf
erscheint manchmal durch zitierte Aussagen wie „Hätten meine Eitelkeit und
mein Stolz meine Infamie erlebt, so hätte
ich mich selber entleiben müssen“ fast
schon unglaubwürdig moralisch geläutert
und reflektiert. Die Motivation für Loup
Swans Verhalten wird vor allem durch
die Demütigung seitens des sozialen Umfelds deutlich: Loup Swan reflektiert sich
nicht vor dem Publikum.
Der Sonnenwirt agiert alleine
schon deshalb in einer realistischen Welt
des 18. Jahrhunderts, weil Schiller eine
wahre Begebenheit nach erzählt. Ostermaier dagegen versetzt seinen Protagonisten Loup Swan in eine plakative und
doch realistische Parallelwelt, die an die
düsteren Dystopien aus amerikanischen
Comics wie Frank Millers Sin City erinnert. Mit Figuren, die von der Gesellschaft zu dem gemacht wurden, was sie
sind. Wie Schiller fragt Ostermaier: Was
hat ihn bloß so ruiniert? Wie viel Bestie
steckt im Menschen? Und was bringt den
Menschen dazu, dass die Bestie Oberhand gewinnt, ausbricht? Infamie oder
Ehrlosigkeit setzt per Definition eine Gesellschaft voraus, die ein distinktives kollektives Verständnis von Ehre und Moral
hat. Da hatte Schiller es noch wesentlich
leichter als Ostermaier, der in seinen Dramen nach einen allgemeingültigem
Kodex sucht und dem Rezipenten die
Wahl lässt, ob er fündig geworden ist.
„In seinen Theaterstücken“,
schreibt Maxim Biller über Ostermaier,
„breitet er die Rätsel aus, die unsere
Gegenwart für uns bereit hält.“ Die auch
für die Gegenwart gültigen Rätsel in
Schillers „Verbrecher aus Infamie“ deckt
Albert Ostermeier in „Schwarze Minuten“ auf. Wie Leser und Zuschauer damit
umgehen, belässt er in deren Hand.
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SCHILLER UND ICH
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JULE D. KÖRBER
ratschlag für einen
jungen dichter
als dichter musst du wissen wie
man leute killt köpfe zwischen
zeilen klemmt sie plätten satz für
satz das ist das blei das du hast
ein gutes gedicht braucht heut
zutage einfach einen mord damit
die quote stimmt sie nicht zum
pinkeln gehen wenn du um ihre
herzen wirbst musst du sie brechen
Albert Ostermaier
Foto: Hans-Jörg Michel
Wann hat Schiller Sie zum
ersten Mal berührt?
2005 anlässlich der Schillerstatuenüberreichung an das Národni Divadlo in Prag.
Danach haben wir die Vorstellung „Kabale und Liebe“ (tschech: Úklady a láska)
gesehen. Da ich Tschechischmuttersprachlerin bin, konnte ich alles verstehen und hatte das erste Mal das Gefühl,
wirklich etwas von dem Leid und dem
„Ausgeliefertsein“ zu verstehen, vielleicht wegen der Sprache. Das Tschechische ist bilderhafter und blumiger, was
dann natürlich zum Inhalt wunderbar gepasst hat.
Über was würden Sie mit
Schiller sprechen wollen?
„Schwarze Minuten“ 15. Juni 20.00 Uhr
Foto: Hans-Jörg Michel
Nichts bestimmtes, nur kennenlernen
beim Bier würde mir ausreichen. Ich
habe da kein bedeutungsschwangeres
Thema, was ich von ihm dargelegt haben
möchte. Mich würde Friedrich als
Mensch interessieren.
Mit welchem Schiller-Text können
Sie tatsächlich was anfangen?
„Kabale und Liebe“
Was nervt Sie an Schiller?
Dass er in den Schulen so lieblos runtergeleiert wird.
Wann wurden Sie zur Bestie?
1978
Caroline Schaffner
ist Schillertage-Macherin und hat das
Schill Out-Programm zusammengestellt
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MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007
BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
HARTMUT BECHER
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SONNE, FREIHEIT, SCHILLER
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Hartmut Becher leitete und leitet Goethe-Institute in Brasilien,
Chile, Venezuela und Argentinien. In Santiago de Chile war er
Mitbegründer des wichtigsten Festivals deutschsprachiger
Gegenwartsdramatik und sorgte dafür, dass Stücke junger Autoren zum Teil noch vor der europäischen Uraufführung als
Werkstattinszenierung zu sehen waren. Er stiftete Arbeitsfreundschaften und kennt die südamerikanische Theaterszene
wie kaum ein anderer.
H
err Becher, gibt es einen
grundlegenden Unterschied
zwischen südamerikanischem und mitteleuropäischem
Theater?
Hartmut Becher: Vor allem sind die
Rahmenbedingungen völlig anders. In
Deutschland, Österreich und der
Schweiz gibt es ja eine wunderbare
Struktur öffentlicher Theater mit eigenen
Ensembles, fest angestellten Regisseuren,
Dramaturgen und Ausstattungsetats. All
das gibt es in keinem einzigen südamerikanischen Land. Ich habe für das GoetheInstitut gerade eine Erhebung von Vene-
zuela bis Feuerland gemacht und nirgendwo Theater mit festen Ensembles
vorgefunden. In größeren Ländern wie
Argentinien, Brasilien und Chile gibt es
allerdings Theater, die den freien Gruppen ihre Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Wo genau?
Becher: Buenos Aires etwa verfügt
über ein Netz von fünf gut ausgestatteten
städtischen Theatern mit zum Teil mehreren Sälen. Das ist schon sehr beachtlich.
Aber schon in Santiago de Chile gibt es
keine städtische Bühne für Sprechtheater,
sondern Theaterbesitzer, die ihre Häuser
vermieten und davon leben. In Buenos
Aires findet man das übrigens auch.
Gibt es Theater
außerhalb der Metropolen?
Becher: Chile ist viel stärker zentralistisch als Argentinien, auch politisch.
Nach dem Staatspräsidenten kommt als
gewählter Amtsinhaber gleich der Bürgermeister der jeweiligen Stadt. Also ist
das Theater auch stark auf die Hauptstadt
konzentriert. Im Landesinneren passiert
relativ wenig, aber man ist bemüht, von
Santiago aus Theatergruppen auf Tournee
zu schicken. In Argentinien ist Buenos
Aires mit Abstand die führende Theaterstadt. In Millionenstädten wie Cordoba
und Rosario gibt es allerdings auch eine
ausgeprägte Theaterszene.
Wie sieht es in Brasilien aus?
Becher: Auch dort dominieren die
freien Gruppen mit Theatermachern, die
immer wieder um öffentliche Gelder
kämpfen müssen. Glücklicherweise gibt
es in Brasilien ein Sponsorengesetz, das
es Privatunternehmen ermöglicht, über
Kulturförderung Steuern abzusetzen.
Außerdem müssen die Kommunen
einen festen Kulturtopf einrichten. Das
hilft den Theatergruppen, es gibt allerdings niemanden, der ein festes Gehalt
bezieht. Man lebt von der Hand in den
Mund. So bitter es klingt: Die Notwendigkeit ständig kämpfen zu müssen, hat
auf der anderen Seite ungeheures Engagement zur Folge.
Kann man São Paulo als Brasiliens
Theaterhauptstadt bezeichnen?
Becher: São Paulo ist natürlich erdrückend. Es gibt allerdings auch Städte
wie Rio de Janeiro und Porto Alegre mit
einer sehr interessanten Szene und in
Porto Alegre eines der wichtigen internationalen Festivals.
BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
Wissen und reagieren die Theatermacher der Länder voneinander?
Becher: Ganz wenig. Es ist schon
ein erstaunliches Phänomen, dass jedes
Land, und das gilt übrigens für ganz
Südamerika, seine eigene Theaterkultur
hat. Kleinere Ländern wie Paraguay oder
Urauguay nehmen natürlich mehr aus
den Nachbarländern auf. Argentinien
und Brasilien allerdings wissen wenig
voneinander, Chile und Argentinien noch
weniger.
Sie haben in Santiago das erste
Festival der deutschsprachigen
Gegenwartdramatik mit ins
Leben gerufen. Wie kam das?
Becher: Wir reagierten auf den
Wunsch chilenischer Theaterleute, mehr
über europäische Dramatik zu erfahren.
Fragte man vor sieben Jahren nach aktueller deutschsprachiger Dramatik, fielen die Namen Brecht und Müller. Das
wars dann. Heute kennt man von Dea
Loher über Roland Schimmelpfennig,
Rene Pollesch und Fritz Kater bis zu Reto
Finger so gut wie alle wichtigen deutschsprachigen Gegenwartsautoren, was
unter anderem damit zu tun hat, dass die
Chilenen grundsätzlich nicht diesen
Überlegenheitskomplex wie argentinische Kulturleute haben. In Chile sind die
Theatermenschen stärker rezeptiv und
leben im Bewußtsein, aufgrund der Diktatur und deren Nachwirkungen großen
Nachholbedarf zu haben.
Ist nicht in allen drei Ländern das
Theater ein subversives Instrument
gegen totalitäre Strukturen ?
Becher: Das ist richtig und gilt im
übrigen für fast alle Länder Lateinamerikas, ganz stark auch in Bolivien und Paraguay. Auch da hat man furchtbare Militärdiktaturen überstanden und heute
ein Theater mit stark emanzipatorischem
Charakter. Das Theater will aufklären. In
fast allen Ländern ist Brecht der Theatergott schlechthin. Sein Einfluß ist ungeheuer, und zwar nicht nur formal. Er
wird überall gespielt.
Eigentlich müssten südamerikanische Theatermacher mit Schiller
und dessen Begriff der moralischen
Anstalt ja was anfangen können?
Becher: Interessanterweise kennt
man in Südamerika zwar den Namen
Schiller, was er geschrieben hat ist aber
unbekannt und in Übersetzungen kaum
greifbar.
Was könnte man machen?
Becher: Man müsste mit Sicherheit
den Freiheitaspekt ins Zentrum stellen
und unbedingt Stücke wie den „Don Car-
los“ und die „Jungfrau von Orleans“ ins
Bewußtsein rücken.
Besucht man südamerikanische
Festivals, fällt die ungeheure
Begeisterung des Publikums auf.
Gilt das auch ansonsten?
Becher: Für Argentinien, Brasilien
und Chile auf jeden Fall. Alleine in Buenos Aires gibt es über hundert Theatersäle, die pro Abend zum Teil drei mal mit
unterschiedlichen Stücken bespielt werden und die Säle sind immer voll. Das ist
unglaublich. In Argentinien kommt
hinzu, dass der Typus des schreibenden
Regisseurs dominiert, der teilweise auch
noch selbst spielt. Man schreibt sich sein
Stück und bringt es selbst auf die Bühne,
wo sich das nicht nur junge Menschen
ansehen, sondern ein überaus gemischtes Publikum.
Gibt es in Argentinien nur den
Typus der theatralen Wollmilchsau?
Becher: Nicht alle machen gleichzeitig alles. Alle haben aber mit dem
Schauspiel angefangen und sind in vielen
Fällen weiterhin Schauspieler. Ohne
diese Basis macht in Buenos Aires keiner
Theater. Es gibt einige, die den Sprung
zum Regisseur geschafft haben, aber
nicht schreiben. Ansonsten allerdings dominiert eindeutig der Typus Theatermacher, der meint, gutes Theater entstehe
nur, wenn der Regisseur eine Idee über
einen eigenen Text mit Schauspielern erarbeitet.
Wie sieht das Publikum
in Chile aus?
Becher: Beim internationalen Theaterfestival zum Beispiel findet man aufgrund hoher Eintrittpreises vorzugsweise
die gehobene Mittelschicht. Ansonsten
aber und vor allem beim Festival zur europäischen Gegenwartsdramatik haben
wir ein sehr junges und neugieriges Publikum. Es wächst was nach, wobei ein
Teil dieses Publikums selbst im Theater
tätig ist. Alleine in Santiago gibt es vierzig, meist private Schauspielschulen. Nur
wenige kommen später unter, man
macht es aber trotzdem.
Und die Theatermacher?
Becher: Die Trennung zwischen
Autor und Regisseur ist in Chile viel stärker. Eine Reihe renommierter Autoren
haben noch nie Regie geführt. Und ein
Theatermacher wie Luis Ureta hat früher
mal ein eigenes Stück inszeniert, ist
heute aber nur Regisseur und in den letzten Jahren stark als Kenner der deutschsprachigen Gegenwartsdramatik in den
Vordergrund getreten. Er ist einer der wenigen, die die Erlaubnis haben, Stücke
MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007
von Rene Pollesch zu inszenieren. Für
mich war es ein bewegendes Unterfangen, die Beiden zusammen zu bringen.
Welche Rolle spielt Alejandro
Tantanian in Buenos Aires?
Becher: Er ist einer der wichtigsten
Theatermacher und ein großer Kreativer,
der die neuere argentinische Theaterlandschaft entscheidend geprägt hat.
Zé Celso ist in Brasilien wohl
was man eine Legende nennt.
Becher: Er ist ein Urgestein des brasilianischen Theaters, Brecht-Jünger, hat
klare politische Positionen gegen die Militärdiktatur vertreten und heute in Sao
Paulo ein eigenes Theaterhaus, in dem er
große Theaterabende wie ein fünfteiliges
Opus Magnum über die Entstehungsgeschichte Brasiliens auf die Bühne bringt.
Warum wirkt Chile eigentlich wie
das Land hinter den sieben Bergen,
in dem alles gediegener zugeht ?
Becher: Das hat vor allem damit zu
tun, dass Chile mit einer Insel vergleichbar ist. Auf der einen Seite ist der Pazifik
und dann zehntausend Kilometer nichts,
auf der anderen Seite die über sechstausend Meter hohe Wand der Anden. Es
gibt die Redensart, man habe gehört, hinter den Anden soll es ein Land mit
Namen Argentinien geben, so genau
wisse man das aber nicht.
Andererseits ist Chile das derzeit
wirtschaftlich erfolgreichste Land
Südamerikas.
Becher: Man hat in den letzten Jahren eine klar neoliberale Linie verfolgt
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und ist damit auch deshalb erfolgreich,
weil Chile anders als andere südamerikanische Länder unerschöpfliche Bodenschätze wie Kupfer hat. Es läuft makroökonomisch gut, allerdings hat die
Diktatur lange nachgewirkt. In Argentinien war alles viel grausamer. Die Argentinier haben die Diktatur allerdings selbst
abgeschafft, während die chilenischen
Miltärs die Macht nur teilweise in die
Hand der Zivilregierung gaben. Ein großer Teil der Gesellschaft und Upper Class
findet die Militärdiktatur weiterhin gut.
Im Moment allerdings erwacht das Land
und das Theater hat mit seiner Lust auf
europäische Stücke durchaus eine Vorreiterrolle.
Und in Brasilien?
Becher: Die brasililianische Diktatur
war die „sanfteste“ von den dreien. Es
gab zum Beispiel nicht diese Ermordungen von Oppositionellen und der Übergang zur Zivilgesellschaft war weich.
Dafür hat man heute das Problem der
Korruption und mafiöser Strukturen,
übrigens auch in den Künsten.
Was ist für sie das bemerkenswerteste am südamerikanischen
Theater?
Becher: Wie bedrückend die wirtschaftliche Situation der Theaterleute
sein kann, mit welchem Enthusiasmus
sie aber trotz aller Widrigkeiten Theater
machen und sagen: Egal ob ich Geld
habe oder nicht, Theater muss sein.
✶ GESPRÄCH: JÜRGEN BERGER
Uraufführung: „Freiheit“ 16. Juni 20.00 Uhr
Foto: Mauricio Shirakawa
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MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007
BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
OLIVER KRAUSHAAR in „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“, 15. Juni 18.30 Uhr
Foto: ALEXANDER PAUL ENGLERT
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SCHILLER UNPLUGGED
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Etliche Autoren ließen sich von der Schiller-Novelle „Verbrecher aus verlorener Ehre“ inspirieren. In Heinrich Bölls „Die
verlorene Ehre der Katharina Blum“ flossen Ideen mit ein.
„Schwarze Minuten“ von Albert Ostermeier, das heute abend
die Schillertage eröffnet, basiert auf der Erzählung. Das Frankfurter Schauspiel brachte eine Bühnenadaption der Novelle auf
die Bühne, die ebenfalls heute abend bei den Schillertagen zu
sehen ist. Wir haben uns das in Frankfurt angesehen.
I
n dem 1786 entstandenen Text, der
auf einer wahren Begebenheit beruht, geht es um den Wilddieb Christian Wolf, der aus Geldnot zum Verbrecher wird und bleibt, da er keine Chance
auf Rehabilitation bekommt. Mit der Erzählung setzte Schiller einen noch heute
geltenden Standard der objektiven Berichterstattung. Im Sinn der Aufklärung
geht es ihm darum, die Motive und Ursachen zu erforschen, die den Protagonisten zum Dieb, Mörder und Anführer
einer Räuberbande werden lassen. Regisseurin Christiane J. Schneider nimmt
Schiller wörtlich und bringt die Erzählung in ihrer ursprünglichen Form auf die
Bühne. Gespielt wird das Ein-PersonenStück seit 2005 im Kleinen Haus mit
einem Oliver Kraushaar, der in verschiedenen Rollen auf fast leerer Bühne agiert.
Er tritt im grauen Anzug auf und
wirkt wie ein kleiner Angestellter auf
einer Bühne, die mit einer etwa zwei Mal
ein Meter hohe Leinwand bestückt ist.
Ein paar Schritte weiter Richtung Bühnenrand steckt ein regenschirmartiger
brauner Stock aufrecht im Boden. Es sind
die einzigen Requisiten, die zur Verfügung
stehen. Auf die programmatische Vorrede,
die Schiller der Erzählung voranstellte,
um in die Kausalität des Verbrechens einzuführen, verzichtet Christiane J. Schnei-
der. Sie lässt Kraushaar in der Rolle des Erzählers gleich in die eigentliche Geschichte einsteigen und das Äußere des
Protagonisten beschreiben: „Die Natur
hatte seinen Körper verabsäumt.“ Auch
sein Ende wird – wie im Originaltext –
sogleich verraten: „Er starb durch des
Henkers Hand.“
Auch im Folgenden hält Schneider
sich nicht sklavisch an die Struktur des
Originaltextes. Sie spielt mit ihm, baut
ganze Textbausteine um, kürzt die Novelle gut um die Hälfte und konzentriert
sie auf Kernaussagen.
Oliver Kraushaar schlüpft in einem
vierzigminütigem Monolog in verschiedene Rollen, ist Erzähler, Wilddieb oder
Räuber. Die Rollenwechsel kündigt er
mal deutlich an: Nimmt die Brille ab,
schreitet in eine Ecke der Bühne, macht
eine kleine Kunstpause, spricht mit langsamer, tiefer Stimme. Andere Rollenwechsel muss er sehr schnell von einem
Satz zum nächsten vollziehen, etwa
wenn der gerade zum Mörder avancierte
Wolf erstmals auf einen seiner zukünftigen Bandenmitstreiter trifft. Bei den Rollenwechseln setzt Kraushaar die spärlichen Hilfsmittel auf der Bühne ein, oder
füllt Kunstpausen mit einem Rundgang
an der Wand.
Durch Christiane J. Schneiders
Kunstgriff, die Novelle vom Verbrecher
aus verlorenen Ehre als Solostück auf die
Bühne zu bringen, wird die Seelenforschung akzentuiert, die schon Schiller
sehr stark interessierte. Schneider ist insofern „kongenial“, als sie, wie von Schiller beabsichtigt, vorführt, dass die Schuld
für den allmählichen Weg hin zum Verbrechen nicht allein bei Wolf zu suchen
ist. Insofern ist der heute so aktuell wie
vor 200 Jahren. Themen wie Schillers
Kritik am Strafvollzug: „Ich betrat die Festung als ein Verirrter und verließ sie als
ein Lotterbube“, beschäftigen uns noch
heute, wenn es darum geht, wie mit
Straftätern umgegangen werden soll.
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SABINE DEMM
BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007
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WILLE UND VERBRECHEN
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D
er Kriminalhauptkommissar entwickelte Fahndungsmethoden
zur Überführung von Serienkillern und hat als Buchautor unter anderem „Das Serienmörder-Prinzip – Was
zwingt Menschen zum Bösen?“ geschrieben.
Trotz ihrer unterschiedlichen Herangehensweise zielen die naturwissenschaftliche und philosophische Behandlung der Frage nach dem „Bösen“ auf
einen gemeinsamen Kernbegriff: denjenigen der Willensfreiheit. Eine Ahnung
davon, welche willentlichen und unwillentlichen Motive bei Verbrechen eine
Rolle spielen, geben unlängst vorgelegte
Studien, in denen Autoren ihre Erfahrungen mit „Mördern aller couleur“ im
beruflichen Alltag zusammenfassen: die
Studie „Bestie Mensch“ aus der Feder
des österreichischen FBI-Profilers Thomas
Müller sowie „Das Serienmörderprinzip“, dessen Autor Stephan Harbort seine
Erkenntnisse ebenfalls langjähriger kriminalpolizeilicher Arbeit verdankt. Gerade
Harborts Studie ist dabei als differenzier-
Plutarch ging ihr nach. Schiller ihr voraus. Nietzsche kehrte sie
um. Heute obliegt ihre Deutungshoheit längst nicht mehr nur
Historikern, Literaten oder Philosophen: Die Frage, ab wann
den Taten eines Menschen das Signum „außergewöhnlich
Böse“ verliehen wird. Die menschliche Potenz, „unmenschliche“ Taten zu vollbringen, wurde dabei ihres Status als traditionell geisteswissenschaftlicher Thematik entbunden und von
Kriminologen und Neurobiologen zum Untersuchungsobjekt erhoben. Stephan Harbort zum Beispiel wird morgen abend im
Rahmen von „Schiller on air“ darüber diskutieren, wieviel Trieb
im Mensch steckt.
ter Gegenentwurf und Antwort auf gängige Praktiken in der öffentlichen Darstellung zu verstehen – sprich der Anprangerung des Täters und dem
Absprechen der Menschlichkeit gerade
im Fall von Serienmördern. Harborts Anliegen besteht in eigenen Worten darin,
„aufzuklären“, die „Bestie Mensch“ mithin wieder an den „Menschen“ rückzubinden, indem er die Willensbildung zur
Mord-Tat durch ausführliche Gespräche
mit dem Täter und Nachforschungen in
dessen sozialem Umfeld rekonstruiert.
Harbort hat eine siebenstufige Matrix der
STEPHAN HARBORT im SWR2-Forum, 16. Juni 17.00 Uhr
Tat destilliert. Es überrascht nicht, dass
er in einer Vielzahl von Serienmorden als
kleinsten gemeinsamen Nenner ein
„Prinzip“ heraus arbeitet, in dem die erstmalige Tötungshandlung als „Performance“ erst in Phase vier auftritt. Zuvor
wurden die zum Teil bis in die Kindheit
des Täters zurückreichende Phasen von
„Genese“ (Schlüsselerlebnis), „Identifikation“ (Umkehrung von Wert- und Moralvorstellungen als Selbstschutz) sowie
die gedankliche Vorwegnahme der Tat
(„Antizipation“) durchlaufen. Überraschend oft verwendet Harbort die Meta-
pher eines „Dramas“, das vom Täter
gleichsam als Regisseur in Szene gesetzt
wird; überraschend insofern, als eine
Schlüsselerkenntiss Harborts im Ausmachen der fehlenden emotionalen Fähigkeit der Täter zur Empathie besteht, die
Erweckung von „Furcht und Mitleid“
aber traditionelles Hauptanliegen eines
jeden Dramas darstellt. Noch überraschender erscheint ein Blick in die von
Harbort einleitend zitierte frühe Erzählung Friedrich Schillers „Verbrecher aus
verlorener Ehre“, in der Schiller die Einsicht Harborts, die dieser in langjähriger
Beschäftigung mit dem Gegenstand mühsam herausdestilliert hat, allein durch
eben jene den Tätern abgehende Fähigkeit erahnt und vorweggenommen hat:
durch Einfühlungsvermögen.
Das Wort „Liebe“ erscheint in
Schillers Erzählung weit häufiger, als dies
beim Bericht eines Mörders zu erwarten
wäre – erscheint aber immer in negativem Kontext: Die Liebe des Verbrechers
Christian Wolf zu einem Kind wird
schmerzlich zurückgewiesen, seine frühere Liebe zu Hannchen, die ihm als einziger Mensch positiv gegenüber tritt,
schlägt um in Verachtung. Die seelisch
peinigende Konsequenz seines Lebens ist
die generelle Unfähigkeit, zu lieben. Tatsächlich lassen sich die von Harbort markierten Phasen von Schlüsselerlebnis und
negativer Identifikation über die Antizipation in Schillers Text exakt wieder finden. Auch Harborts und Schillers Grundanliegen ist vergleichbar: „Weniger die
Tat, als die Gedanken“ interessieren
Schiller; „den Verbrecher die Tat wollen
sehen“ nennt er sein Hauptanliegen.
Wie zukunftsweisend diese eben
nicht auf Verdammung, sondern auf
„heilsamen Schrecken“ abzielende Herangehensweise war und ist, zeigt ein abschließender Blick auf den jüngst entbrannten Streit zwischen Philosophie
und Hirnforschung, die die „Präventivinhaftierung“ von Personen fordert, deren
Gehirn nach neurowissenschaftlichen
Test als „krank“ gelten sollen. Der
Mensch wird mithin für eine nachweislich noch nicht vollbrachte Tat mit Freiheitsentzug bestraft. Spätestens hier muss
man den Hirnforschern jene Frage stellen, die sie ihren Opfern, den mutmaßlichen „Tätern in spe“ schlicht vorenthalten: diejenige nach der Willensfreiheit.
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MANUEL VON ZELISCH
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BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
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AUG IN AUG
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Wer wagt, gewinnt. Also machen wir uns heute auf, die Bestie
in der zivilisierten Welt zu suchen, ihr in’s Auge zu blicken. Vielleicht verstehen wir am Ende besser, wie die Bestie im Mensch
aussieht.
E
s ist ein wunderschöner, heißer
Frühsommertag. Um uns herum
schieben junge Eltern Kinderwägen, Kleinkinder plantschen in Brunnen,
Verliebte liegen Händchen haltend auf
bunten Decken, Senioren schreiten langsam unter schattigen Bäumen. Wir passieren Eis- und Bratwurststände und folgen den Wegweisern zu den Tiergehegen.
Unsere erste Begegnung mit der Bestie ist noch recht harmlos. Der Schweiß
läuft bereits in Strömen und so zieht es
uns Richtung Wasser. Kleine drollige Gesellen watscheln am Rand eines Beckens
ihr schwarz-weißer Frack glänzt vom
Wasser.
Der Blick des Homboldtpinguins
scheint nichts und niemanden zu fixieren. Die Köpfe drehen sich scheinbar ziellos herum. Diese Tiere haben keine Lust,
uns ins Auge zu blicken. Auch wir verlieren bald das Interesse und suchen weiter. Vorbei an verschiedenen Entenarten
gehen wir durchs Gras und entdecken
ekelige, braune Hinterlassenschaften im
Grün. Sie können unmöglich von den
niedlichen kleinen Enten stammen, das
muss eine größere Bestie gewesen sein.
Und dann, wir sehen bereits den See von
weiten, erblicken wir ein seltsames Ungetüm. „Schau, was steht denn da?“, ruft
meine Begleiterin entsetzt. Da sich auch
andere Menschen um die seltsamen Gestalten am Wasser gruppieren, trauen wir
und näher ran. Die Gestalten stören sich
nicht an den Gaffern.
Der kleine Kopf dieser Bestienart
wird durch einen überdimensionalen
Schnabel, an dem ein unpassender Hautsack hängt, um ein Vielfaches vergrößert.
Haut und Federn des Vogels in der Größe
eines Truthahns schimmern in einem
schuppigen Rosa-Weiß. Das Tier, vermutlich ein Pelikan, gehört nicht zu den Models der Tierwelt. Wir nähern uns ihm bis
auf wenige Zentimeter. Er würdigt uns
keines Blickes, seine Augen bleiben starr
nach vorne gerichtet. Keine schöne, aber
auch keine gefährliche Bestie. Und was
noch schlimmer als der Anblick des Tieres ist: der Gestank. Es riecht penetrant
nach altem Fisch. Meine Begleiterin wendet sich ab und hält sich die Hände vor
die immer weißer werdende Nase.
Zeit, weiterzugehen. Nach einigen
weiteren Metern erreichen wir ein geschlossenes Gehege . Es wird interessant.
Wir dürfen den Zaun passieren und uns
zu den Bestien gesellen. Die meisten stehen weit weg vom Weg und sehen harmlos aus. Wir sind enttäuscht. Doch dann
erblicken wir ihn: Kahler, rotgefleckter
Schädel mit einigen abstehenden, weißen
Haaren, langer spitzer Schnabel, ein unförmiger, langer Hals, schwarz-weißes
Gefieder, lange, dünne Beine. Missmutig
stackst das Tier auf uns zu. Uns wird unwohl. Dann entdecken wir auch noch
Bestie, tot
eine Art wucherndes Geschwür in seinem Nacken. Der Vogel sieht nicht gesund aus.
Kurz bevor er uns erreicht, weichen wir zurück. Der Greisenvogel hält
inne. Einmal blickt er uns scharf in die
Augen. Eine Warnung? Dann wendet er
sich mit einem verächtlichen Ruck ab
und kehrt uns den Rücken zu. Wir haben
genug gesehen. Wir erkennen, dass das
Tier nicht nur aussieht wie ein Greis, sondern sich auch so verhält. Menschen, die
seine Ruhe stören, begegnet es mit Ablehnung, macht deutlich, dass er keine
weitere Belästigung wünscht. So ein Tier
ist eben auch nur ein Mensch. Aber er
scheint nicht böse zu sein. Er hat nur
schlechte Laune. Wir gehen weiter. Alle
weiteren Bestien, denen wir jetzt begegnen, wecken unsere Neugier nicht. Von
den puscheligen Meerschweinchen oder
den trägen Schildkröten erwarten wir
keine weiteren Erkenntnisse.
Langsam beginnt die Hitze uns
ernsthaft zuzusetzen, zudem sind unsere
Mägen leer. Wir blicken uns Rat suchend
um. Die Fressbuden sind leider weit weg,
aber wir entdecken eine Bootsanlegestelle. Die Boote sollen uns zu den Essensständen zurückbringen. Richtig zufrieden sind wir mit unserer Recherche
nicht. Dass wir viel schlauer als zu Beginn wären, können wir nicht behaupten. Während wir so im Boot sinnieren,
bemerken wir plötzlich, dass sich im
Wasser etwas bewegt. Ein graugeschuppter, gebeugter Rücken taucht an
der Oberfläche auf. Und da ist noch einer,
und noch einer. Bald ist unser Boot um-
zingelt. Und plötzlich blicken wir der Bestie doch noch ins Auge – oder besser gesagt in den Schlund. Ein riesiges, rosa
Maul öffnet sich direkt neben uns am
Rand des Bootes, der nur einige Zentimeter über den Wasserspiegel reicht. Die
Augen starren uns eiskalt und ausdruckslos an. Nur der Schlund schnappt immer
wieder fordernd in unsere Richtung.
Zehn, fünfzehn Mäuler haben sich
bereits um unser Boot versammelt. Die
Viecher wollen uns fressen! Uns wird
klar, dass es das ist, was Tiere und Menschen zu Bestien macht. Der Kampf ums
Überleben. Fressen und gefressen werden. Der Stärkste gewinnt.
Wir sind heilfroh, dass einige Zentimeter Stahl uns von den Tieren trennen.
Wir weichen vom Bootsrand zurück. Da
wirft ein Kind ein Brotkrümel ins Wasser,
eine der Bestien schnappt nach ihm und
lässt sich zufrieden ins Wasser gleiten.
Mehr und mehr Krümel landen neben
unserem Boot. Die Mäuler tauchen ins
Wasser ab. Die Bestie lässt sich also besänftigen und zähmen, denken wir. Oder
wie schon Schiller wusste: Es sind die
Umstände, die den Menschen und das
Tier verrohen lassen. Als das Boot anlegt,
knurren unsere Mägen vernehmlich.
Jetzt müssen wir wirklich unseren Hunger stillen.
Luisenpark Mannheim:
Täglich von 9.00 Uhr bis
zur Dämmmerung geöffnet.
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SABINE DEMM
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WANN WERDEN SIE ZUR BESTIE
Text&Foto: Lydia Dartsch
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ANITA REIMANN
wird zur Bestie wenn es ans Fleisch geht
»
BIRGIT NEUNDÖRFER
gibt der Bestie immer ein Lächeln
»
ULLA PITTARI
fährt angesichts der Schlange aus der Haut
»
Ich rege mich eigentlich nie auf. Da braucht es
schon sehr viel, damit ich wütend werde. Vor meinen
Kunden darf ich das ja auch nicht. Obwohl, warten Sie
mal! Vor ein paar Tagen bin ich tatsächlich ausgerastet.
Da kam ein Kunde in den Laden und ehe ich mich versah, griff der schon in die Fleischtheke. Das war das einzige mal, dass ich böse geworden bin. Der wollte mir
einfach zeigen, welches Fleisch er haben wollte und hat
in die Theke reingelangt. ‘Das kann jetzt aber nicht sein’,
hab ich gesagt, ‘jetzt müssen sies aber auch kaufen!’ Der
Kunde war aber ganz freundlich und hat sich entschuldigt, das sei eine Kurzschlusshandlung gewesen. Gekauft
hat er das Stück Fleisch natürlich auch. Es geht ja nicht,
dass die Kunden in die Theke greifen, wegen der Hygiene. Da werde ich zur Bestie.
Zur Bestie? Ich? Nie! Da muss man schon
lange bohren bis ich ausraste. Kann ich ja auch gar nicht.
Die Leute, die hier wohnen reden sehr gerne und sehr
viel über die Probleme, die sie da haben. Die kommen
alle zu mir und erzählen. Da bekomm ich sehr viel mit.
Meistens macht es mir ja auch nichts aus. Manchmal ist
es aber auch ganz schön anstrengend und dann gibt es
Tage, an denen ich ständig ausrasten könnte, an denen
mir das einfach auf die Nerven geht. Da könnt ich ausrasten. Aber ich bleibe ruhig, egal was ist. Ich denk mir
einfach meinen Teil. Aber Aufregen? Nein! Sie können jeden Tag mit der selben Frage zu mir kommen,
Sie bekommen immer eine Lächeln und eine Antwort
von mir.
Ich könnte aus der Haut fahren, wenn die
Leute an meinem Schalter in der Schlange warten und
einfach nur ungeduldig sind. Ich muss mich ja um jeden
Kunden einzeln kümmern und zwar so, wie sie es wollen.
Manchmal dauert das aber, und dann ärgert es mich,
wenn die anderen keine Zeit haben und drängeln. Wenn
sie aber dran sind, wollen sie auch, dass ich nur für sie da
bin. Dann kann ich einfach nicht den Service bieten, den
ich bieten möchte. Ausrasten geht nunmal nicht, also
bleibe ich freundlich. Es ist einfach schade, wenn es so
ein Gedränge gibt. Dabei müssen die Leute einfach mehr
Zeit haben. Jeder Leser ist ja wichtig für uns. Deshalb wollen wir ja auch den bestmöglichen Service bieten und uns
um jeden von ihnen individuell kümmern.
Anita Reimann ist Metzgereifachverkäuferin in
einer Metzgerei der Langen Rötterstraße. Egal wieviele
Kunden im Laden sind und welche Extrawünsche sie
haben: Freundlichkeit ist A und O.
Birgit Neundörfer steht in dem Getränkehandel
ihres Mannes hinter der Theke. Sie hat viel mit Menschen aus der Nachbarschaft zu tun. Viele nutzen sie als
Kummerkasten.
Ulla Pittari sitzt in der Stadtbibliothek am Schalter.
Jeden Tag bucht sie Bücher, CDs, DVDs, Zeitschriften
auf die Konten ihrer Leser. Sie kassiert die Bibliotheksund Verzugsgebühren.
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MORALISCHE ANSTALT FESTIVALZEITUNG 15.06.2007
BESTIE MENSCH 14. INTERNATIONALE SCHILLERTAGE / NATIONALTHEATER MANNHEIM
SPIELPLAN FREITAG 15.06.07
✶ AB 14.00 ✶
✶ AB 17.00 ✶
✶ AB 18.30 ✶
17:30 Theatervorplatz
18:30 Studio Werkhaus GASTSPIEL
ERÖFFNUNG DER
14. INTERNATIONALEN
SCHILLERTAGE
DER VERBRECHER AUS
VERLORENER EHRE
schauspielfrankfurt
€ 13,– / 8,–
anschließend Publikumsgespräch
✶ AB 19.00 ✶
✶ AB 22.00 ✶
✶ AB 22.30 ✶
20:00 Schauspielhaus PREMIERE
22:00 Studio Werkhaus GASTSPIEL
22:30 Unteres Foyer/Theatercafé
ALBERT OSTERMAIER
SCHWARZE MINUTEN (UA)
Nationaltheater Mannheim
Abo S, PREISE F
DER VERBRECHER AUS
VERLORENER EHRE
schauspielfrankfurt
€ 13,– / 8,–
SCHILL-OUT
mit LA VIEILLE ECOLE
und COLEÜMES
Eintritt frei!
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