Prof. Dr.- Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 1

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Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 1"
64
1etv3-1
3 Gleichstromkreise
3.1 Begriffe
3.1.1
Netzwerk
Der Lernende kann
den Begriff Netzwerk definieren und Netzwerkbeispiele aus der Gleich. und
Wechselstromtechnik angeben
die Begriffe Zweig, Knoten und Masche im Netzwerk definieren
den Begriff spannungsbildendes Schaltelement
In der elektrischen Energietechnik und in der Nachrichtentechnik bestehen reale
Schaltungen oder Stromkreise aus realen Schalelementen, die in einer dem Zweck
entsprechenden Art und Weise miteinander elektrisch verbunden sind.
Elektrische Schaltungen werden durch Schaltzeichen dargestellt.
Um diese Schaltungen einer Berechnung zugänglich zu machen, werden sie durch
ideale Schalelemente modelliert. Dieses Modell bezeichnet man als Netzwerk.
Leitung
Einschalter
Schließer
Kreuzung ohne
Verbindung
Ausschalter
Öffner
leitende
Verbindung
Umschalter
Wechsler
lösbare
Verbindung
Batterie
linearer
Widerstand
Leitwert
Spannungsquelle
Spule
(Spannungsquelle)
Kondensator
Stromquelle
stetig
veränderbar
(Stromquelle)
stetig
veränderbarer
Widerstand
(Stromquelle)
Schleifkontakt
gerichtete Leitung
Diode
Widerstand mit
Schleifkontakt
V
nichtlinearer
Widerstand
A
W
Abb. 3.1.1
Spannungsmesser
Strommesser
Leistungsmesser
Zusammenstellung wesentlicher Schaltelemente nach DIN 40700 bis 40717
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1etv3-1
R1
R1
Uq1
L
R4
R3
R2
Uq2
R2
C
uq2
uq1
R5
Abb. 3.1.2
a)
b)
Gleichstromnetzwerk
Wechselstromnetzwerk
Das Netzwerk besteht aus einzelnen Zweigen, die an den Knotenpunkten
miteinander verbunden sind und auf diese Weise Maschen bilden.
Ein Knotenpunkt ist ein Verzweigungspunkt im Netzwerk, wobei im allgemeinen
mindestens drei Verbindungsleitungen zusammenkommen. Knotenpunkte mit
zwei Verbindungsleitungen werden für spezielle Fälle definiert.
Zwischen zwei Knotenpunkten muss sich immer ein aktives oder passives
Schaltelement befinden.
Das sind Spannungs- oder Stromquellen, Widerstände, Kondensatoren,
Spulen.
Befinden sich zwischen zwei oder drei leitenden Verbindungspunkten eines
Netzwerkes keine Schaltelemente, müssen diese Verbindungspunkte zu einem
Knoten zusammengefasst werden..
Iq
K1
Uq1
A
R2
Iq
R3
R1
Abb. 3.1.3
Netzwerk
1
K1
2
3
Uq2
K2
B
Iq
K2
Netzwerkstruktur (Graf)
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1etv3-1
Ein Zweig ist die elektrische Verbindung zwischen zwei Knotenpunkten und
muss mindest ein aktives oder passives Schaltelement enthalten.
K1
R1
Uq1
K1
R5 K2
I5
Uq2
a)
Netzwerk a)
4
K3
K3
Abb. 3.1.4
M3
3
2
R4
R3
R2
M2
M1
1
K2
5
b)
und Netzwerkstruktur b) mit eingetragenen Maschen
Kein Zweig ist demzufolge die widerstandslose Verbindung zwischen zwei
Netzwerksschaltpunkten. Diese Schaltpunkte werden zu einem Knotenpunkt
zusammengefasst.
Eine Masche ist ein in sich geschlossener Umlauf entlang von Zweigen oder
Spannungspfeilen.
Eine Masche besteht daher immer aus mindestens zwei Zweigen oder einem Zweig
und dessen Klemmenspannung
3.1.2
Zählrichtungen
Der Lernende kann
die Begriffe Richtung (Vorzeichen) sowie Zählrichtung von Spannung und Strom unterscheiden
und definieren
die für die Netzwerkberechnung notwendigen Spannungs- und Stromzählpfeile in ein Netzwerk
eintragen
Mit den Richtungen von Strömen und Spannungen wurde das Vorzeichen der
Größen festgelegt. Positive Stromrichtung war die Bewegungsrichtung positiver
Ladungsträger, positive Spannungsrichtung war die Richtung vom höheren
(positiveren) Potenzial zum niedrigern Potenzial.
Bei der allgemeinen Untersuchung von Schaltungen und Netzwerken muss man den
Wechsel der Strom- bzw. Spannungsrichtung zulassen und eine Betrachtungsweise
wählen, die die jeweils zutreffende Stromrichtung als Ergebnis der Rechnung liefert.
I
I
RiG
UqG
UqB
Ra
Generator
Abb. 3.1.5
RiG
RiB
Batterie
Stromrichtung a) beim Starten
UqG
RiB
UqB
Ra
Generator
b) beim Betrieb
Batterie
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1etv3-1
Bei der Netzwerksberechnung wird, wenn mehrere Quellen in einem Netzwerk
vorhanden sind, die positive Richtung des Stromes und der Spannung in einem
Zweig sich aus der Wirkung aller Quellen ergeben und sich erst als Ergebnis der
Berechnung feststellen lassen.
Es werden deshalb für alle Zweige Stromrichtungen angenommen (positiv gezählt)
und durch Richtungspfeile gekennzeichnet. Da es sich hier nicht um die tatsächlichen
Stromrichtungen handelt, sondern um positiv zu zählende Richtungen, werden diese
Richtungspfeile des Stromes Zählpfeile genannt.
Ergibt die Rechnung einen positiven Wert des Stromes, so fließt der Strom
tatsächlich in die Zählpfeilrichtung, wird ein negativer Wert errechnet, fließt er
entgegen der positiven Zählrichtung.
Es hat also wenig Sinn, sich vor der Berechnung Gedanken zu machen, wie der
Strom fließen könnte. In den Aufgaben werden deshalb die Stromzählpfeile nach
einheitlichem Muster eingetragen:
In waagerecht liegenden Zweigen von links nach rechts,
in senkrechten Zweigen von oben nach unten
Die Richtungspfeile der Quellen sind die tatsächlichen Richtungen der
Quellengrößen und durch die Aufgabenstellung vorgegeben. Durch ihre Richtung
werden die Richtungen aller Zweigströme bestimmt.
A
Uq1
R2
I2
R3
Iq
I1
I3
I1
Uq2
R1
R1
I2
Uq1
I5
R2
R5
Uq2 I4
I3
R3
B
Abb. 3.1.6
Eintragung der Quellenspannungen-Richtungspfeile und der Stromzählpfeile
Beispiel 3.1.01
a) Das Netzwerk ist mit den Zählpfeilen aller Ströme und Spannungen zu versehen
b) Alle Knoten des Netzwerks sind zu markieren und zu nummerieren
c) Alle Zweige des Netzwerks sind zu markieren und zu nummerieren
d) In das Netzwerk sind mögliche Maschen einzutragen
R3
R1
U
q
Iq
Rq
R2
R4
R4
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R1
1
K1
Rq
Iq
q
K2
I1;U1
IRq ;URq Ma
Mc
I2 ;U2 2 R
2
Uq
R3
I3 ;U3
Mb I ;U
4
4
3
R4
K3
3.1.3
Zählpfeilsysteme
Der Lernende kann
die Begriffe aktiver und Passiver Zweipol definieren
Strom- und Spannungszählpfeil nach dem Verbraucherzählpfeilsystem an einem Zweipol
antragen
den Begriff Erzeugerzählpfeilsystem an einem Zweipol erklären
die Begriffe Kettenzählpfeilsystem und symmetrisches Zählpfeilsystem an einem Vierpol
erläutern
Analog zu den Stromzählpfeilen werden Spannungszählpfeile eingeführt.
Spannungsquellen müssen im mit ihrer Polarität bekannt sein. Hier
bestimmt die Polarität die Richtung des Spannungspfeils vom höhern zum
niedrigeren Potenzial. Für die Spannungsfälle als Ergebnis des Stromes werden
Zählpfeile eingeführt.
Werden Spannungs- und Stromzählpfeile, die funktionell voneinander abhängen, in
einem Netzwerk eingetragen, sind deren Zählpfeile nicht mehr frei wählbar.
Die Gleichung zwischen Spannung und Strom bestimmt deren Vorzeichen.
u = R ⋅i
R>0
u und i haben gleiches Vorzeichen
Werden Klemmenpaare (lösbare Verbindungen) in eine Schaltung eingeführt und
zwischen diesen Klemmen eine Klemmenspannung definiert und durch einen
Zählpfeil richtungsmäßig festgelegt, erhält man für den Strome mehrere ZählpfeilEintragungsmöglichkeiten. Das führt zu Zählpfeilsystemen
Hat ein Schaltelement oder ein Netzwerksteil ein Klemmenpaar, spricht man von
einem Zweipol oder Eintor.
Enthält der Zweipol nur Widerstände ist es ein passiver Zweipol, enthält der Zweipol
außerdem Quellen ist es einaktiver Zweipol.
Abb. 3.1.7
a) passiver Zweipol
a
a
b
b
b) aktiver Zweipol
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1etv3-1
Für einen Zweipol gibt es zwei Möglichkeiten der Zuordnung von Spannung und
Strom am Klemmenpaar:
1.
2.
Spannungs- und Stromzählpfeil
haben über dem Zweipol gleiche
Richtung
und damit gleiches
Vorzeichen.
p = u⋅i > 0
Leistung wird positiv:
Verbraucherzählpfeile
Spannungs- und Stromzählpfeil
haben über dem Zweipol
entgegengesetzte
Richtung,
entgegengesetztes Vorzeichen.
Leistung wird negativ:
p = u⋅i < 0
Erzeugerzählpfeile
I
U
Abb. 3.1.8 Zählpfeile von Strom und Spannung
nach dem Verbraucher-Zählpfeilsystem
I
U
Abb. 3.1.9 Zählpfeile von Strom und Spannung
nach dem Erzeuger-Zählpfeilsystem
Ordnet man einem Netzwerk zwei Klemmenpaare zu (im Sinne Eingang; Ausgang)
erhält man einen Vierpol oder nach DIN 40124 Zweitor.
Für Vierpole sind zwei Zählpfeilsysteme üblich:
Kettenzählpfeilsystem:
Eingang: Verbraucherzählpfeile,
Ausgang:
Erzeugerzählpfeile.
(Angewendet bei der Beschreibung von
Leitungen, Übertragungsgliedern)
I1
I2
U1
U2
Abb. 3.1.10 Zählpfeile von Strom und Spannung
nach dem Ketten-Zählpfeilsystem
Symmetrisches Zählpfeilsystem:
Verbraucherzählpfeile auf beiden
Seiten.
Immer dann, wenn Eingang und Ausgang
wechselseitig vertauschbar sind.
I1
U1
I2
U2
(Transformator im Netzeinsatz).
Es entstehen gleichartige Gleichungssysteme zur Beschreibung.
Abb. 3.1.11 Zählpfeile von Strom und Spannung
nach dem Ketten-Zählpfeilsystem
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1etv3-1
Beispiel 3.1.02
a) Das Grundschema der elektrischen Energieübertragung durch
Zusammenschaltung eines Quellenzweipols, eines Übertragungskanal-Vierpols
und eines Verbraucherzweipols darzustellen
b) Die Zählpfeile für Spannung und Strom sind für die beiden Zweipole als
Verbraucherzählpfeilsystem und für den Vierpol als symmetrisches
Zählpfeilsystem einzutragen
Quelle
IE
I1
UE
U1
I2
Übertragungsvierpol
U2
IB
UB
Verbraucher
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1etv3-1
3.2
3.2.1
Kirchhoffsche Gesetze
Knotensatz
Der Lernende kann
die Knotensatz gleichungsmäßig und verbal angeben
die Vorzeichenvereinbarung für die Knotengleichung angeben
den Knotensatz auf Netzwerksknoten anwenden
den Knotensatz auf Netzwerksbereiche anwenden
In einem abgeschlossenen Raum (Volumen) befindet sich eine endliche Zahl
Ladungsträger mit der Gesamtladung Q.
Für dieses Volumen gilt der Satz von der Erhaltung der Ladung (Naturgesetz)
In einem abgeschlossenen Volumen kann sich eine Ladung nur durch Zufluss
oder Abfluss von Ladungen durch die Oberfläche ändern. Ladungen können
nicht erzeugt oder vernichtet werden.
(3.2.01)
dQ dQn dQp
=
+
=0
dt
dt
dt
Bilanzgleichung positiver und negativer Ladungen
Q = konst.
Schließt man innerhalb des Volumens Speichermöglichkeiten aus (keine
Kondensatoren oder Spulen), so müssen über die Oberfläche zugeführte Ladungen
unmittelbar wieder über die Oberfläche abfließen.
A
iz
Q=konst.
dQ/dt=0
A
dQ/dt=-i z+ia
ia
Abb. 3.2.1 Ladungserhaltungssatz
zufließender Konvektionsstrom
abfließender Konvektionsstrom
dQ z
dt
dQa
ia =
dt
iz =
dQ
= 0 = −iz + ia
dt
(3.2.02)
(3.2.03)
(3.2.03)
Daraus ergibt sich der Knotensatz
Die vorzeichenbehaftete Summe aller Ströme, die durch die Hüllfläche eines
Volumens fließen ist zu jedem Zeitpunkt gleich Null
∑i
µ
µ
=0
(3.2.04)
Vorzeichenvereinbarung:
Ströme, deren Zählpfeil aus der Hüllfläche zeigt, werden im Knotensatz mit positivem
Vorzeichen summiert.
Kirchhoff, deutscher Physiker 1824-1887
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1etv3-1
Der Knotensatz ist allgemeingültig, er ist nicht auf bestimmte Materialien,
Schaltungen oder Baugruppen beschränkt, es sind auch keine Detailkenntnisse der
Schaltung innerhalb des Volumens erforderlich.
Für Netzwerke oder Schaltungen gilt:
1.
An jedem Knoten der Schaltung/Netzwerk ist die algebraische Stromsumme
gleich Null.
2.
Die algebraische Stromsumme durch jede ein bestimmtes Volumen der
Schaltung einhüllende Oberfläche (Hüllfläche) ist Null.
IA
K1
K1: -IA+I1+I2=0
K2
IB
I1
K3: .I2 +IC +I4 = 0
I3
I2
K5
K2: -I1 +IB +I3 = 0
K4: -I4 - I3 - ID = 0
I4
IC
K5: -IA +IB +I3 +I2 = 0
ID
K4
K3
Abb. 3.2.2
Anwendung des Knotensatz auf
Netzwerksknoten und Netzwerksgebiet
Beispiel 3.2.01
Für alle Knoten des Netzwerks des Beispiels 3.1.01 sind die Knotengleichungen
aufzustellen
R3
R1
Uq
K2
K1
Iq
Rq
IRq
I1
I2
I3
R2
I4
R4
K3
K1: −Iq + I1 + IRq = 0
K2: −I1 + I2 + I3 = 0
K3: Iq − IRq − I2 − I3 = 0
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1etv3-1
3.2.2
Maschensatz
Der Lernende kann
den Maschensatz gleichungsmäßig und verbal angeben
den Begriff Masche erklären
den Umlaufsinn und die Quellenpfeile und die Spannungszählpfeile in einer Masche eintragen
und den Maschensatz anwenden
Eine Masche ist ein geschlossener Umlauf im Raum entlang von Spannungspfeilen.
Im Netzwerk ist eine Masche ein geschlossener Umlauf entlang einer beliebigen
Anzahl von Zweigen.
In der Masche sind die Potentiale der
Knotenpunkte a, b, c, d bekannt oder
einfach messbar.
Für die Zweigspannungen gilt:
Ucd = ϕc − ϕd
R2
Uq1
R1
a
I2
I1
b IB
R3
I3
Ubc
I4
(3.2.05)
IC d
Uda = ϕd − ϕa
Uab + Ubc + Ucd + Uda = 0
IA
Uda
Uab = ϕA − ϕB
Ubc = ϕB − ϕC
Uab
Uq2
R4
c
ID
Ucd
(3.2.06)
Abb. 3.2.3
Ableitung des Maschensatzes
mittels der Knotenpotenziale
Die Zweigspannungen lassen sich in gleicher Weise aus den im Zweig vorhandenen
Spannungen (Quellenspannungen, Spannungsabfälle) ermitteln.
Daraus ergibt sich der
Maschensatz:
Die vorzeichenbehaftete
Summe aller Spannungen
einer Masche ist Null.
∑ uν = 0
(3.2.07)
ν
Anwendungen, Richtungsfestlegungen:
1.
Jedem spannungsbildenden Element einer Masche muss ein Richtungspfeil
zugeordnet werden. Quellen sind durch ihre Polarität richtungsmäßig festgelegt
Spannungsabfälle erhalten einen Zählpfeil und im Ergebnis der Berechnung im
Spannungswert ein Vorzeichen, das in Verbindung mit dem Zählpfeil die
Spannungsrichtung bestimmt.
2.
Bei der Summenbildung der Spannungen einer Masche, muss die Masche in
einem vorher definierten Umlaufsinn durchlaufen werden. Dieser Umlaufsinn
wird durch einen Pfeil in der Masche markiert. Im Sinne einer einheitlichen
Behandlung sollte vorzugsweise der Rechtsumlauf angewendet werden.
Ein Spannungspfeil in Umlaufrichtung ist bei der Summenbildung eine positive
Spannung, ein Spannungspfeil entgegen der Umlaufrichtung ist eine negative
Spannung.
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1etv3-1
Energetisch interpretiert sagt der Maschensatz aus, dass ein positiver Ladungsträger
beim Herumführen in der Masche in jedem spannungsführenden Element der
Masche seine potentielle Energie verändert und die Summe dieser
Energieänderungen Null ist.
Anwendung des Maschensatzes
1.
2.
3.
4.
Spannungspfeile der
Quellenspannungen eintragen
Zählpfeile der Spannungsabfälle
eintragen
Maschen entlang von Zweigen und
deren Umlaufrichtung festlegen
(Ma, Mb, Mc)
Maschensätze der Maschen
aufstellen
R1
R3
U1
U3
Uq1
Ma
R2
Mc U2
Ma: -U3 + U1 –Uq1+U4+Uq2-U2 = 0
Mb: U2 – Uq2 – U5 = 0
Mc: -U3 + U1 –Uq1+U4 – U5 = 0
Uq2
U4
R4
U5 Mb
R5
Abb. 3.2.4
Anwendung des Maschensatzes
auf eine Netzwerkmasche
Beispiel 3.2.02
a)
R1
Uq1
R3
R2
R4
Uq2
R5
R6
R1
Me
Uq1
R6
Ma
b)
c)
Uq3
U1
Das Netzwerk ist mit den
Zählpfeilen aller Spannungen zu
versehen
Im Netzwerk sind möglichst viele
Maschen zu markieren und
deren Umlaufsinn eunzutragen
Für die ausgewählten Maschen
sind die Maschengleichungen
aufzustellen
U2
Mf
R2
Mb
Md R5
R4
U4
U6
Mc
U3
R3
Uq2
U5
Uq3
Ma: Uq1 − U1 + U2 − U4 = 0
Mb: −U2 + U3 − Uq2 − U5 = 0
Mc: U4 + U5 + Uq3 − U6 = 0
Md: U4 − U2 + U3 − Uq2 + Uq3 − U6 = 0
Me: Uq1 − U1 + U2 + U5 + Uq3 − U6 = 0
Mf: Uq1 − U1 + U3 − Uq2 + Uq3 − U6 = 0
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1etv3-1
3.3
3.3.1
Widerstandsschaltungen
Reihenschaltung, Parallelschaltung von Widerständen
Der Lernende kann
erklären, dass jeder passive Widerstandszweipol durch einen Ersatzwiderstand beschrieben
werden kann
den Ersatzwiderstand einer Reihenschaltung angeben
den Ersatzleitwert einer Parallelschaltung angeben
den Ersatzwiderstand der Parallelschaltung zweier Widerstände angeben
Energieerhaltungssatz führte zum
Knotensatz der Leistungen für
abgeschlossenes Volumen
∑P
ν
=0
W = konst
dW
=0
dt
pzu
(3.3.01)
pab
Abb. 3.3.1 Energieerhaltungssatz
Knotensatz der Leistungen
Der passive Zweipol wird als
abgeschlossenes Volumen betrachtet.
Befinden sich im Zweipol n Widerstände,
dann gilt unabhängig von deren
Zusammenschaltung:
P = P1 + P2 + ... + Pn
P1
Da an den Klemmen des passiven Zweipols
Spannung und Strom definiert sind, kann
jeder passive Zweipol durch nur einen
Widerstand (Ersatzwiderstand) dargestellt werden.
U
R=
(3.3.03)
I
U2
P = U ⋅ I = I2 ⋅ R =
(3.3.04)
R
Reihenschaltung
n
1
P
U
Die zugeführte Leistung wird in den n Widerständen des Zweipols umgesetzt.
R = ∑ Rν
R1
I
P
U
P
R
Abb. 3.3.3 Ersatzwiderstand eines passiven
Zweipols
P1
R1
U
Rn
R2
Abb. 3.3.2 Anwendung des Knotensatzes
der Leistung auf einen Widerstandszweipol
I
(3.3.05)
Pn
I
(3.3.02)
Strom durch alle Widerstände gleich I
P = P1 + P2 + ... + Pn
I2 ⋅ R = I2 ⋅ R1 + I2 ⋅ R2 + ... + I2 ⋅ Rn
R = R1 + R2 + ... + Rn
P2
P
Pn
P2
R2
Abb. 3.3.4 Reihenschaltung von n
Widerständen
Rn
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1etv3-1
Gesamtwiderstand einer Reihenschaltung ist die Summe der Teilwiderstände,
dabei ist R > Rν
In der Leitwertdarstellung ergibt sich:
1
1
1
1
(3.3.06)
=
+
+ ... +
Gn
G G1 G2
Für zwei in Reihe geschaltete
Widerstände ergibt sich:
R = R1 + R2
G ⋅G
G= 1 2
G1 + G2
(3.3.07)
(3.3.08)
Beispiel 3.3.01
Die Widerstände R1 = 10Ω , R2 = 20Ω und R3 = 30Ω sind in Reihe geschaltet.
Gesamtwiderstand und Gesamtleitwert der Schaltung sind zu bestimmen
RG = R1 + R2 + R3 = 10Ω + 20Ω + 30Ω = 60Ω
1
1
1
GG =
=
=
= 16.7mS
R1 + R2 + R3 10Ω + 20Ω + 30Ω 60Ω
Parallelschaltung
Bei Parallelschaltung ist die Spannung
über allen Widerständen gleich U
P = P1 + P2 + ... + Pn
U2 G = U2 G1 + U2 G2 + ... + U2 Gn
G = G1 + G2 + .... + Gn
I
U
P
P1
G1
P2
Pn
G2
Gn
n
G = ∑ Gν
(3.3.09)
1
Gesamtleitwert einer Parallelschaltung
von n Teilwiderständen ist die Summe
derer Teilleitwerte, dabei ist:
G>Gν
Abb. 3.3.4 Parallelschaltung von n Widerständen
Für zwei parallele Widerstände ergibt
sich:
R<Rν
In Widerstandsdarstellung ergibt sich:
1
1
1
1
=
+
+ ... +
R R1 R2
Rn
G = G1 + G2 =
(3.3.10)
R=
R1R2
R1 + R2
1 1
1
=
+
R R1 R2
(3.3.11)
(3.3.12)
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1etv3-1
Beispiel 3.3.02
Die Widerstände R1 = 10Ω , R2 = 20Ω und R3 = 30Ω sind parallel geschaltet.
Gesamtleitwert und Gesamtwiderstand der Schaltung sind zu bestimmen
1
1
1
1
1
1
+
+
=
+
+
= 0.183S
R1 R2 R3 10Ω 20Ω 30Ω
1
1
RG =
=
= 5.45Ω
1
1
1
1
1
1
+
+
+
+
R1 R2 R3 10Ω 20Ω 30Ω
GG =
3.3.2
Gemischte Schaltungen
Der Lernende kann
Widerstandsnetzwerke durch Anwendung der Reihen- und Parallelschaltbeziehung schrittweise
zusammenfassen und den Ersatzwiderstand des Zweipols bestimmen
Auch für Kombinationen von Reihen- und Parallelschaltungen muss sich für den
passiven Zweipol, da an den Klemmen U und I gegeben sind, ein Gesamtwiderstand
U
I
oder ein Gesamtleitwert G = bilden lassen.
R=
I
U
Der Gesamtwiderstand wird dabei schrittweise durch das Zusammenfassen von in
Reihe oder parallel geschalteter Widerstände ermittelt.
Beispiel 3.3.03
Für das nachstehend gegebene Widerstandsnetzwerk ist der Widerstand zwischen
den Anschlussklemmen zu bestimmen
R1 = 40 Ω
R2 = 12 Ω
R3 = 10 Ω
R4 = 125 Ω
R5 = 72 Ω
R6 = 50 Ω
R4
R1
R5
R2
R3
I
U
RA = R2 + R3 = 12 Ω + 10 Ω = 22 Ω
RB = R4 || R5 || R6
G B = G4 + G5 + G6
1
1
1
GB =
+
+
= 0.0419S
125Ω 72Ω 50Ω
1
1
RB =
=
= 23.9Ω
GB 0.0419S
R6
R1
RB
RA
I
U
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1etv3-1
RC = R1|| RA
GC = G1 + GA
1
1
+
= 0.0705S
40Ω 22Ω
1
1
RC =
=
= 14.2Ω
GC 0.0705S
RC
RB
GC =
I
U
R
R = RC+RB = 14.2 Ω + 23.9 Ω
R = 38.1 Ω
3.3.3
I
U
Stern-Dreieck-Umwandlung
Der Lernende kann
den Begriff der Gleichwertigkeit von Widerstandsschaltungen mit drei Anschlussklemmen
erklären
die Gleichungsbedingung der Gleichwertigkeit einer Stern- und einer Dreieckschaltung von
Widerständen angeben
mit den Umrechnungsgleichungen eine Sternschaltung von Widerständen in eine
Dreieckschaltung und umgekehrt durchführen
Es gibt Widerstandsschaltungen, bei denen der
Gesamtwiderstand des Zweipols nicht durch
Anwendung von Reihen- und Parallelschaltungen
ermittelt werden kann. Es existiert aber ein messbarer
U
R=
Gesamtwiderstand an den Klemmen
I
I
A
R1
R3
R5
U
C
Zur rechnerischen Bestimmung des Gesamtwiderstandes wird ein Teil der Schaltung herausgelöst und
durch eine andere Schaltung ersetzt. Mit der
veränderten Schaltung wird die Bestimmung des
Gesamtwiderstandes möglich
Der herausgelöste Schaltungsteil ist ein „passiver
Dreipol“ mit den Klemmen A,B,C. Dieser Dreipol weist
zwischen jeweils zwei Klemmen die Widerstände RAB;
RBC; RCA auf. Für das verbleibende Netzwerk ist dann
die innere Schaltung des Dreipols ohne Bedeutung,
wenn an den Klemmen die gleichen
Widerstandswerte RAB; RBC; RCA auftreten.
R4
R2
B
A
C
B
Abb. 3.3.5 Herauslösen einer
Schaltung mit drei
Anschlussklemmen (Dreipol)
aus einem Widerstandsnetzwerk
Einfache Innenschaltungen des Dreipols sind:
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Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 1"
79
1etv3-1
Sternschaltung (T-Schaltung) mit den
Widerständen
Dreieckschaltung (π-Schaltung)
mit den Widerständen:
R10; R20; R30
1
R12; R23; R13
A
A
R12
1
R10
R20
0
2
R13
C
R30
2
C
R23
3
3
B
B
Abb. 3.3.6 a) Sternschaltung der Widerstände
b)
Dreieckschaltung der Widerstände
Für die Umwandlung gilt die oben formulierte Bedingung, dass die Klemmenwiderstände RAB; RBC; RCA für beide Schaltungen identisch sind.
Sternschaltung
RAC =
R10 + R20
RBC =
R20 + R30
RAB
R10 + R30
Dreieckschaltung
R12||(R23 + R13) =
R12 (R 23 + R13 )
=E
R12 + R 23 + R13
R23||(R12 + R13) =
R23 (R12 + R13 )
=F
R12 + R 23 + R13
R31||(R12 + R23) =
R31(R12 + R23 )
=H
R12 + R 23 + R13
Tab. 3.3.1 Gleichungsbedingungen für die Umrechnung Sternschaltung-Dreieckschaltung
Auflösung nach den Sternwiderständen:
+0 =E
(G1)
R10 + R20
+ R30
=F
(G2)
0 + R20
(G3)
R10 + 0 + R30
=H
(G4) = (G3)⋅(-1) + (G2)
__________________________________
+0 =E
(G1)
R10 + R20
+ 0 = F - H (G5) = (G1)+ (G4))
(G4)
-R10 + R20
__________________________________
(G5)
0 +2R20 + 0 = E + F -H
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1etv3-1
R20 =
2R20
=
R12R 23 + R12R 31 + R 23R12 + R 23R 31 − R 31R12 − R 31R 23
R12 + R 23 + R 31
2R20
=
2R12R 23
R12 + R 23 + R 31
R12R 23
R12 + R 23 + R 31
R10 =
R12R 31
R12 + R 23 + R 31
R30 =
R 31R 23
R12 + R 23 + R 31
Auflösung nach den Dreieckwiderständen:
Benutzung der Ergebnisse R10; R20;R30
R10 R31
=
R 20 R 23
R 20 R12
=
R30 R31
R23 = R12 R30/R10
R10 + R20 =
R10 R12
=
R30 R 23
R31 = R12 R30/R20
R12 (R 23 + R 31 )
R12 + R 23 + R 31
R 30
R
R 30 R 30
+ R12 30
+
R 20
R10
R 20 R10
= R12
R 30
R 30
R
R
1 + 30 + 30
+ R12
+ R12
R 20
R10
R 20 R10
R12 (R12
R10 + R20 =
R12
1
1
1
1
+
)
+
R 20 R10
R 20 R10
= R12
1
1
1
1
1
1
R 30 (
+
+
)
+
+
R 30 R 20 R10
R 30 R 20 R10
R 30 (
R10 + R20 = R12
Übergang zu Leitwerten:
1
1
1
G10 + G20
+
=
⋅
G10 G20 G12 G10 + G20 + G30
G10G20
G10 + G20 + G30
G20 G30
G23 =
G10 + G20 + G30
G10 G30
G31 =
G10 + G20 + G30
G12 =
G10 + G20
1
G10 + G20
=
⋅
G12 G10 + G20 + G30
G10G20
R10 ⋅ R20
R30
R ⋅R
R23 = R20 + R30 + 20 30
R10
R ⋅R
R31 = R30 + R10 + 30 10
R20
R12 = R10 + R20 +
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1etv3-1
Beispiel 3.3.04
Zu berechnen ist der Gesamtwiderstand zwischen den Klemmen!
I
R1 = 10 Ω
R2 = 20 Ω
R3 = 40 Ω
R4 = 50 Ω
R5 = 100 Ω
1
A
R1
U
R3
R5
0
C
R2
3
R4
B
R10 = R1 = 10 Ω
R20 = R5 = 100 Ω
R30 = R2 = 20 Ω
R ⋅R
R12 = R10 + R20 + 10 20
R30
10Ω ⋅ 100Ω
= 160Ω
R12 = 10Ω + 100Ω +
20Ω
R ⋅R
R23 = R20 + R30 + 20 30
R10
100Ω ⋅ 20Ω
= 320Ω
R 23 = 100Ω + 20Ω +
10Ω
R ⋅R
R31 = R30 + R10 + 30 10
R20
20Ω ⋅ 10Ω
R31 = 20Ω + 10Ω +
= 32Ω
100Ω
R = R31|| (R12||R3 + R23||R4)
R12R3
160Ω ⋅ 40Ω
R12IIR 3 =
=
= 32Ω
R12 + R3 160Ω + 40Ω
R 23R 4
320Ω ⋅ 50Ω
R23IIR 4 =
=
= 43.24Ω
R23 + R 4 320Ω + 50Ω
R = R13||(32.0 Ω + 43.24 Ω) = R31||75.24Ω]
R=
2
I
A
1
R12
R3
R31
U
2
C
R4
3
B
R23
I
1
A
R12 IIR3
R31
U
32Ω ⋅ 75.24Ω
= 22.45Ω
32Ω + 75.24Ω
2
C
R23 IIR4
3
B
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3.3.4
Spannungsteilerregel
Der Lernende kann
die Spannungsteilerregel gleichungsmäßig und verbal angeben
nachweisen, dass die Spannungsteilerregel nur auf Widerstände angewendet werden kann,
die in Reihe geschaltet sind und vom gleichen Strom durchflossen werden
Eine Reihenschaltung von Widerständen wird vom gleichen Strom I durchflossen.
Durch den Strom I fällt über jedem Widerstand eine Spannung Uν = I Rν ab.
Wegen des gleichen Stromes verhalten sich die Spannungen über den Widerständen
wie die zugehörigen Widerstände. Das gilt für den einzelnen Widerstand, aber auch
für Gruppen dieser Widerstände und auch für den Gesamtwiderstand.
I
U1
U2
Un
R1
R2
Rn
U
Abb. 3.3.7 Spannungsteilung an der Reihenschaltung von Widerständen
In der Reihenschaltung von Widerständen wird die Spannung geteilt:
U1 R1
=
U2 R2
Uµ
Uν
=
Rµ
Uµ
Rν
U
=
Rµ
(3.3.15)
R1 + R2 + ... + Rn
Der Spannungsteiler ist die schaltungstechnische
Realisierung der Spannungsteilerregel. Diese
Schaltung wird in der Elektronik oft angewendet. Die
Widerstände des Spannungsteilers müssen vom
gleichen Strom durchflossen werden
U = 12 V; R1 = 10 kΩ; R2 = 2 kΩ
(leer laufender Spannungsteiler)
U20
R2
=
U
R1 + R 2
R2
2kΩ
U20 = U ⋅
= 12 V ⋅
= 2V
R1 + R 2
10kΩ + 2kΩ
I
R1
U1
U
R2
Abb. 3.3.8 Leerlaufender
Spannungsteiler
U20
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83
1etv3-1
Wird der Spannungsteiler durch einen
Widerstand RB belastet, muss zunächst
die Reihenschaltung der vom gleichen
Strom durchflossenen Widerstände
hergestellt werden.
R A = R2IIRB =
R2 ⋅ RB
R2 + RB
RB = 15kΩ
R ⋅R
2kΩ ⋅ 15kΩ
RA = 2 B =
= 1.76kΩ
R2 + RB 2kΩ + 15kΩ
I
R1
U
RB U2
R2
Abb. 3.3.9 Belasteter Spannungsteiler
U2
RA
1.76kΩ
=
=
= 0.15
U R A + R1 1.76kΩ + 10kΩ
U
U2 = 2 ⋅ U = 0.15 ⋅ 12V = 1.8V
U
U1
I
R1
U1
U
U2
RA
Abb. 3.3.10a Ersatzschaltung des belasteten
Spannungsteilers
Liegt eine Schaltung nach Abb. 3.3.10b
vor, wird das gleiche Ergebnis erhalten.
In die Anwendung der Spannungsteilerregel werden nur die vom gleichen Strom
I1 durchflossenen Widerstände R1 und RA
einbezogen. Widerstand R3 hat keinen
Einfluss auf die Spannungsteilung.
U2
RA
1.76kΩ
=
=
= 0.15
U R A + R1 1.76kΩ + 10kΩ
U2 =
U2
⋅ U = 0.15 ⋅ 12V = 1.8V
U
I
I3 I1
R1
U
U1
R3
RA
U2
Abb. 3.3.10b Ersatzschaltung des belasteten
Spannungsteilers
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84
1etv3-1
Beispiel 3.3.05
Gegeben ist nebenstehender Spannungsteiler.
R1
Uq = 30 V; R1 = 10 kΩ; RB = 47 kΩ
a)
b)
Für Leelauf (Schalter S offen) für UB = 12 V
ist der Widerstand R2 zu bestimmen
Zu bestimmen ist UB bei Belastung
(Schalter S geschlossen)!
b)
a)
Uq
R1 + R2 R1
=
+1
UB0
R2
R2
R1
10kΩ
R2 =
=
= 6.67Ω
Uq
30V
−
1
−1
12V
UB0
=
UB
Uq
UB
Uq
S
Uq
R2
UB
RB
R2 ⋅ RB
R2IIRB
R 2 + RB
=
=
R ⋅R
R1 + R2IIRB
R1 + 2 B
R2 + RB
R2 ⋅ RB
=
= 0.369
R1 (R2 + RB ) + R2 ⋅ RB
UB = 0.369 ⋅ 30V = 11.1V
3.3.5
Stromteilerregel
Der Lernende kann
die Stromteilerregel gleichungsmäßig und verbal angeben
nachweisen, dass die Stromteilerregel nur auf Widerstände angewendet werden kann,
die parallel geschaltet sind und über denen die gleiche Spannung anliegt
die besondere Form der Stromteilerregel für zwei parallel Widerstände unter Verwendung der
Widerstandswerte angeben
Über jedem Widerstand einer Parallelschaltung
von Widerständen fällt die gleiche Spannung U
ab. Durch einen Widerstand der Parallelschaltung fließt der Strom
U
Iν =
= U ⋅ Gν
(3.3.16)
Rν
Wegen der gleichen Spannung U verhalten
sich die Ströme wie die zugehörigen Leitwerte. Das gilt für den einzelnen Leitwert
aber auch für Gruppen und den Gesamtleitwert.
Iµ
Iν Gν
I1 G1
Gµ
=
=
=
I2 G2
Iµ Gµ
I G1 + G2 + ... + Gn
(3.3.17)
In der Parallelschaltung von Widerständen
wird der Strom im Verhältnis der Leitwerte geteilt.
I
I1
I2
G1
G2
In
Gn
Abb. 3.3.11 Stromteilerschaltung
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1etv3-1
Beispiel 3.3.06
I = 1A
R1 = 10Ω
R2 = 20Ω
R3 = 50Ω
U
I I
1
Zu berechnen sind die Teilströme I1; I2; I3!
G1;R1
I2
I3
G2 ;R2
G3;R3
1
1
1
= 0.1S
G2 =
= 0.05S
G3 =
= 0.02S
R1
R2
R3
G1
0.1S
=
=
= 0.588
G1 + G2 + G3 0.1S + 0.05S + 0.02S
G2
0.05S
=
=
= 0.294
G1 + G2 + G3 0.1S + 0.05S + 0.02S
G3
0.02S
=
=
= 0.118
G1 + G2 + G3 0.1S + 0.05S + 0.02S
G1 =
I1
I
I2
I
I3
I
I1 = 0.588 I = 0.588A
I2 = 0.294 I = 0.294A
I3 = 0.118 I = 0.118A
I = I1 + I2 +I3 = 0.588A + 0.294A + 0.118A = 1.000A
Knotensatz:
Oft wird die Stromteilerregel auf zwei parallel Widerstände angewandt.
I1 G1 R2
=
=
I2 G2 R1
U
1
R1
1
I1
G1
R2
R1
=
=
=
=
1
1
R2 + R1 R1 + R 2
I G1 + G2
+
R1 R2
R1 ⋅ R2
I2
G2
R1
=
=
I G1 + G2 R1 + R 2
I
I1
I2
G 1 R1
G 2 R2
Abb. 3.3.12 Stromteilung bei zwei
parallelen Widerständen
Für die Anwendung der Stromteilerregel wird nur der Bereich der Schaltung
betrachtet, über dem die gleiche Spannung abfällt. Es ist zweckmäßig, den
übrigen Teil des Netzwerks abzudecken. Außer den beiden Widerständen dürfen in
der Teilung des Gesamtstromes keine weiteren Widerstände enthalten sein!!
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86
1etv3-1
3.3.6
Berechnung von Widerstandsnetzwerken mit den Teilerregeln
Der Lernende kann
die Teilerregeln für die Berechnung von Netzwerken mit nur einer Quelle anwenden
Widerstandsnetzwerke, die nur eine Quelle enthalten oder mit einer Klemmenspannung versehen sind, lassen sich vollständig mit den Teilerregeln berechnen.
a)
Berechnung mit der Spannungsteilerregel:
In dem Netzwerk sollen die Spannungen U1 und U2 berechnet werden.
R1 = 10 Ω
R2 = 8 Ω
R3 = 2 Ω
Uq
R2 U2
Uq = 29 V
U1
R1
R3
Da nur eine Spannungsquelle gegebenen und deren Polarität bekannt ist, können
die Spannungsabfälle über den Widerständen vorzeichenrichtig eingetragen werde.
Der Spannungsabfall über R1 zeigt von rechts nach links.
R2IIR3
U2
=
Uq R1 + R2IIR3
R2IIR3 =
R2R3
R 2 + R3
R2R3
R2R3
R 2 + R3
R 2 + R3
R2R3
U2
=
=
=
R1 (R2 + R3 ) + R2R3 R1R2 + R1R3 + R2R3
Uq R + R2R3
1
R 2 + R3
R 2 + R3
R2R3
U2
8Ω ⋅ 2Ω
=
=
= 0.138
Uq R1R2 + R1R3 + R2R3 10Ω ⋅ 8Ω + 10Ω ⋅ 2Ω + 8Ω ⋅ 2Ω
U2 =
b)
U2
⋅ Uq = 0.138 ⋅ 29V = 4.00V
Uq
Berechnung mit der Stromteilerregel
In dem Netzwerk sollen die Ströme I1, I2 und I3 berechnet werden.
R1 = 10 Ω
R2 = 8 Ω
R3 = 2 Ω
Uq
I2
R2 I 3
Uq = 29 V
I1
R1
I3
G3
R2
8Ω
=
=
=
= 0.8
I1 G2 + G3 R2 + R3 8Ω + 2Ω
R3
I2
G2
2Ω
=
=
=
= 0.2
I1 G2 + G3 R2 + R3 8Ω + 2Ω
R3
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87
1etv3-1
I1 =
I1 =
I2 =
Uq
R1 + R2IIR3
=
Uq
Uq (R2 + R3 )
Uq (R2 + R3 )
=
=
RR
R1 (R2 + R3 ) + R2R3 R1R2 + R1R3 + R2R3
R1 + 2 3
R 2 + R3
29V ( 8Ω + 2Ω )
10Ω ⋅ 8Ω + 10Ω ⋅ 2Ω + 8Ω ⋅ 2Ω
= 2.5A
I2
⋅ I1 = 0.2 ⋅ 2.5A = 0.5A
I1
Beispiel 3.3.07
Zu berechnen sind:
R1 = 25 Ω
R2 = 50 Ω
R3 = 10 Ω
R4 = 30 Ω
R5 = 20 Ω
R6 = 8 Ω
R7 = 12 Ω
a)
b)
I3 =
I3
⋅ I1 = 0.8 ⋅ 2.5A = 2.0A
I1
U7/U mit der Spannungsteilerregel
I7/I mit der Stromteilerregel
R1
I
U
U1
R3
U2
R2
U3
R6
U5
R5
U6
U7
R7
R4
I7
U4
R1
I
U
U1
R3
U2
R2
U3
R A = (R 6 + R7 ) R5
U5
RA
RA =
(R6 + R7 )R5
= 10Ω
R 6 + R7 + R5
R4
U4
R1
I
U
U1
RB = (R3 + R A + R 4 ) R 2
U2
RB
RB = 25Ω
U7
R7
12Ω
=
=
= 0.6
U5 R6 + R7 8Ω + 12Ω
U5
RA
10Ω
=
=
= 0.2
U2 R3 + R A + R 4 10Ω + 10Ω + 30Ω
U2
RB
25Ω
=
=
= 0.5
U R1 + RB 25Ω + 25Ω
U7 U7 U5 U2
=
⋅
⋅
= 0.6 ⋅ 0.2 ⋅ 0.5 = 0.06
U U5 U2 U
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1etv3-1
b)
R1
R3
I
U
I3
R2
I2
R6
I5
R5
R4
R7
I7
I4
R1
R3
I
U
I2
I3
R2
R A = (R 6 + R7 ) R5
RA =
RA
R4
(R6 + R7 )R5
= 10Ω
R 6 + R7 + R5
I4
R1
RB = (R3 + R A + R 4 ) R 2
I
U
RB
RB = 25Ω
I7
R5
20Ω
= 0. 5
=
=
I3 R5 + R 6 + R7 20Ω + 8Ω + 12Ω
I3
R2
50Ω
= 0 .5
=
=
I R 2 + R3 + R A + R 4 50Ω + 10Ω + 10Ω + 30Ω
I7 I7 I3
= ⋅ = 0.5 ⋅ 0.5 = 0.25
I I3 I
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