HIV UND ERNÄHRUNG

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HIV UND ERNÄHRUNG
Teil 2: HIV-Ernährung und Energiebilanz
(Autor: Mag. Guido Lammer)
In allen Stadien einer HIV-Erkrankung kann immer wieder Gewichtsverlust
beobachtet werden. Mangelernährung und Waisting Syndrom sind auf Grund der
HAART (Hochaktive antiretrovirale Therapie) seltener geworden. Dennoch ist der
allgemeine Ernährungszustand bei HIV-Patienten für den Verlauf der Infektion
von großer Bedeutung [1]. Dies beinhaltet auch eine ausgeglichene Energiebilanz
- das richtige Verhältnis der Energieaufnahme zum Energieverbrauch.
In diesem Artikel lesen Sie wie genau sich eine ausgeglichene Energiebilanz
zusammensetzt und warum diese vor allem für HIV-Patienten wichtig ist.
Unter der Energiebilanz verstehen wir die Energieaufnahme im Vergleich zum
Energieverbrauch unseres Körpers. Diese ist im optimalen Fall ausgeglichen –
das heißt es wird so viel Energie aufgenommen wie letztendlich verbraucht wird.
Ist die Energiebilanz positiv, wird zu viel Energie aufgenommen und der Körper
wandelt dies in Körperfett um - langfristig entsteht Übergewicht. Bei einer
negativen
Energiebilanz
wird
zu
wenig
Energie
aufgenommen
und
das
gespeicherte Körperfett, welches als Energiereserve dient, aufgebraucht. Sobald
das Körperfett aufgebraucht ist, wird vom Körper Muskelmasse abgebaut langfristig
entsteht
Untergewicht.
Untergewicht
darf
jedoch
nicht
mit
Mangelernährung verwechselt werden. Mangelernährung tritt auf, wenn z.B.
durch einseitige
Ernährung
zu wenige
lebensnotwendige
Nährstoffe
(z.B.
Vitamine oder Mineralstoffe) dem Körper zugeführt werden. Hierbei kann jedoch
die Energiebilanz ausgeglichen sein. Beide Faktoren, Mangelernährung und
Untergewicht, haben einen großen Einfluss auf unser Immunsystem und müssen
vor allem bei einer HIV-Infektion vermieden werden.
Um die Energiebilanz ermitteln zu können, müssen wir wissen wieviel Energie
eine Person am Tag benötigt. Diese benötigte Energie nennen wir Energiebedarf.
Die Ermittlung des individuellen Energiebedarfs einer Person kann nur von
1
Fachpersonal mit spezifischen Methoden (z.B. BIA, siehe unten) durchgeführt
werden.
Die Höhe des Energiebedarfs ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und setzt
sich
aus
dem
Grundumsatz
und
dem
Leistungsumsatz
zusammen.
Der
Grundumsatz ist jene Energiemenge, die der Mensch in 24 Stunden benötigt um
den Herzschlag, die Atmung, Körpertemperatur usw. aufrecht zu erhalten. Je
mehr Muskelmasse ein Mensch besitzt umso höher ist sein Grundumsatz, da der
Körper
mehr
Energie
für
die
Erhaltung
der
Muskelmasse
benötigt.
Leistungsumsatz – das ist jene Energiemenge, die der Körper für Arbeit, Sport
und andere körperliche Aktivitäten benötigt.
Das heißt: Grundumsatz + Leistungsumsatz = Energiebedarf.
Es gibt Hinweise, dass bei einer HIV-Infektion (Stadium II bis IV) der
Grundumsatz erhöht ist - eindeutige Studienergebnisse gibt es hierzu jedoch
nicht [2]. Eine Langzeitstudie zeigt, dass die Überlebensrate bei einer HIVInfektion wesentlich geringer ist, wenn es vor dem Stadium AIDS einen
Gewichtsverlust von 4.5 kg oder mehr gegeben hat [3].
Neben der ausgeglichen Energiebilanz ist vor allem körperliche Aktivität wichtig
um das optimale Körpergewicht zu erreichen bzw. zu halten. Wie schon erwähnt
spielt die Muskelmasse für den Grundumsatz eine wesentliche Rolle und kann mit
regelmäßiger körperlicher Aktivität gesteigert werden.
Verluste des Muskel- oder Organgewebes können oftmals durch Zunahme von
Fettgewebe kaschiert bzw. überdeckt werden. So kann es vorkommen, dass
normalgewichtige
Menschen,
eine
nicht
optimale
Körperzusammensetzung
haben. Deshalb sollte nicht ausschließlich auf das Körpergewicht geachtet
werden, sondern auf die komplette Körperzusammensetzung.
Die Körperzusammensetzung kann mittels Bioelektrischer Impedanz Analyse
(BIA) ermittelt werden. BIA unterscheidet zwischen Körperwasser, fettfreier
Masse, Fettmasse und weiteren Parametern. Sie ist völlig schmerzfrei und eine
wissenschaftlich anerkannte Methode. Ein Verlust von Muskelmasse, der durch
eine zeitgleiche Zunahme an Körperfett oder Wassereinlagerung durch z.B.
medikamentöse Behandlung nicht sofort erkennbar ist, kann mittels BIA genau
ermittelt werden. Gerade für eine Ernährungstherapie ist dies von großer
2
Bedeutung. Wie schon im ersten Artikel erwähnt sollte eine Ernährungstherapie
ausschließlich von Fachpersonal wie Ernährungsmediziner, Internisten oder
Diätologen durchgeführt werden.
Allgemeine Angaben wieviel Energie ein Patient aufnehmen muss sind schwer
möglich bzw. wären diese nicht seriös da der Energiebedarf von Person zu Person
unterschiedlich ist., Die allgemeinen Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr sind
tabellarisch auf unserer Homepage angegeben.
Literaturverweise
[1] http://www.dgem.de/leitlinien/II.9.pdf Stand 14.08.2014
[2] Biesalski, H.K., Bischoff S.C., Puchstein, C. (2004) Ernährungsmedizin: Nach
dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Ärztekammer. Georg Thieme
Verlag KG. Stuttgart.
[3] Palenicek, J.P., Graham, N.M., He, Y.D. (1995) Weight loss prior to clinical
AIDS as a predictor of survival. Multicenter AIDS Cohort Study Investigators. J
Acquir Immune Defic Syndr Hum Retrovirol 10:366,366-73
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