Kapitalmarktausblick

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Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Privatkunden 09/14
von Dr. Ulrich Stephan
Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden
Inhalt
02
03
04
05
06
06
07
08
VOLKSWIRTSCHAFT Krisensignale aus Europa, USA mit Schwung
RENTEN Historisch niedrige Renditen in Deutschland und Japan
AKTIEN Bessere Wirtschaftsdaten, aber steigende Risiken
ROHSTOFFE Vom Top-Performer zum Schlusslicht
LIQUIDTÄT Die EZB bastelt an unkonventionellen Maßnahmen
IMMOBILIEN Deutschland bei Investoren gefragt
PROGNOSE Finanzmarktkennzahlen im Überblick
MARKTAUSBLICK Assetklassen in Kürze
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Volkswirtschaft: Krisensignale aus Europa, USA mit Schwung
Das Wachstum in der Eurozone stagniert, die Konjunkturrisiken durch den Ukraine-Konflikt
steigen. Die US-Wirtschaft bleibt aber auf Kurs und Asiens Volkswirtschaften erholen sich.
Sanktionen und Gegensanktionen: Der Ukraine-Konflikt
und die daraus resultierende Kontroverse zwischen
Russland und dem Westen bleiben eines der größten
geopolitischen Risiken. Für den Welthandel spielt
Russland mit einem Anteil von 1,7% am gesamten
Importvolumen nur eine untergeordnete Rolle. Verschiebungen innerhalb der Importstruktur Russlands können
aber auch global erhebliche Auswirkungen haben.
IN KÜRZE
■■ Die
Stagnation in der Eurozone im 2. Quartal ist
auch Folge der politischen Krise in der Ukraine.
■■ In den USA signalisiert eine Reihe von Konjunkturindikatoren ein starkes Wachstum.
■■ Die Wachstumsdynamik in den USA und China
stützt die Erholung insbesondere in Asien.
Risiko für Europa. Stärker als alle anderen Regionen ist
der Euroraum von der Ukraine-Krise betroffen. So sind
die Ausfuhren nach Russland im 3-Monatsdurchschnitt
bis Mai 2014 gegenüber dem Vorjahr um 13,3% gesunken. Auch ein höherer China-Export konnte den
Einbruch des Russlandgeschäfts nicht kompensieren.
Die vorläufigen Wachstumszahlen des 2. Quartals
bestätigen das. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der
Eurozone stagnierte – allerdings fiel die Entwicklung in
den einzelnen Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich aus.
Negativ zu Buche schlugen Deutschland und Italien mit
einem BIP-Rückgang von jeweils 0,2% zum Vorquartal.
In Frankreich stagnierte das BIP erneut. Dagegen gelang
den Niederlanden nach dem Einbruch im 1. Quartal mit
einem BIP-Plus von 0,5% gegenüber dem Vorquartal ein
eindrucksvolles Comeback. Klassenbester unter den
größeren Euroländern war Spanien (0,6% zum Vorquartal). Es war hier der vierte BIP-Anstieg in Folge.
Starke US-Konjunktur. In den USA hat die Wirtschaft
den Schwung aus dem 2. Quartal (annualisiertes BIP:
Höherer Außenbeitrag in Deutschland –
Folge eines stärkeren globalen Wachstums
Bruttoinlandsprodukt (Verwendungsrechnung); Angaben in Prozent,
100
90
19,3
17,8
17,0
15,2
21,6
19,4
80
70
60
68,5
50
57,2
57,5
40
30
20
10
6,1
0
-10
-3,0
USA
3,5
Europa
Quelle: Quelle: db Research, Stand: 18.08.2014
02
Kapitalmarktausblick 09/2014
Deutschland
Bruttoinvestitionen
Öffentlicher
Konsum
Privater Konsum
Außenbeitrag
(Exporte/Importe)
+4%) offenbar mitgenommen: Die US-Industrie befindet
sich auf einem soliden Wachstumspfad, der Häusermarkt zeigte im August Stärke, der klar positive Trend
am Arbeitsmarkt ist intakt und die moderate Inflation
erfordert bislang kein Eingreifen der amerikanischen
Notenbank Fed. Keine starken Wachstumsimpulse für
das 3. Quartal sind indes vom privaten Konsum zu
erwarten, der sich aber weiter solide entwickeln könnte.
Konsumsteuerschock in Japan. Hochgerechnet aufs
Jahr ist die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft im 2.
Quartal 2014 um 6,8% eingebrochen. Im 1. Quartal
hatte das japanische BIP annualisiert noch einen
Zuwachs um 6,1% verzeichnete. Hauptgrund für den
Einbruch ist die Mehrwertsteuererhöhung von 5% auf
8% im April 2014.
Der Rückgang der Wirtschaftsleistung fiel allerdings
geringer aus als erwartet. Die größten steuerbedingten
Minus-Macher waren der private Verbrauch, private Bauinvestitionen und private Kapitalinvestitionen. Außenbeitrag und Lagerinvestitionen dämpften das Minus.
Erholung in Asien. Insbesondere die asiatischen
Volkswirtschaften konnten mehrheitlich von der höheren
Wachstumsdynamik in den USA und China im 2. Quartal
profitieren. In Malaysia boomte die Wirtschaft auf
Jahresbasis mit 6,4% stärker als erwartet (Prognose:
5,8%). Dennoch belässt die Deutsche Bank ihre Jahresprognose für das BIP vorerst bei 5,5%.
Besser als erwartet entwickelte sich auch die
Wirtschaftsleistung in Thailand und Taiwan. Negativ
überraschte hingegen Hongkong. In der ehemaligen
britischen Kronkolonie bleib das annualisierte Wirtschaftswachstum mit 1,8% deutlich hinter den erwarteten 2,5% zurück. Die Deutsche Bank hat ihre Prognose
für das Gesamtjahr 2014 von 3,3% auf 2,8% gesenkt.
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Renten: Historisch niedrige Renditen in Deutschland und Japan
Geopolitische Risiken haben zuletzt die Nachfrage nach Staatsanleihen aus den Industrieländern gestärkt. Auch Schwellenländeranleihen bleiben im Fokus vieler Anleger.
Die Talfahrt der Renditen von Staatsanleihen der führenden Industrieländer hat sich im August fortgesetzt. So
hat die Zuspitzung in der Ukraine-Russland-Krise dazu
geführt, dass 10-jährige Bundesanleihen erstmals unter
der Marke von 1% rentierten. Die Entwicklung spiegelt
die hohen Risiken eines Sanktionswettlaufs zwischen
Russland und dem Westen wider, der insbesondere die
deutsche Wirtschaft trifft. Die Deutsche Bank passt ihre
Jahresendprognose für die Bundeanleihen auf 1,5% an.
Auch andere Niedrigzinsländer wie die Schweiz
oder Japan verzeichneten einen Einbruch der Kapitalmarktrenditen: In Japan sank die Rendite 10-jähriger
Staatsanleihen seit Jahresbeginn um 22 Basispunkte auf
knapp unter 0,5%. Die historischen Tiefstände liegen bei
0,45% und stammen aus den Jahren 2003 und 2013.
Positiv anzumerken: Auch die Renditen von Anleihen
der ehemaligen europäischen Krisenstaaten haben den
Rückwärtsgang eingelegt. Insbesondere italienische
Staatsanleihen trotzten den schwächeren Wirtschaftsdaten und zeigten seit Ende Juni eine gute Performance.
Renditeanstieg erwartet. In den USA rentierten
10-jährige US-Staatsanleihen erstmals seit Juni 2013
wieder unter der Marke von 2,4%. Inzwischen hält die
Deutsche Bank kurzfristig ein weiteres Abrutschen der
Treasury-Rendite bis auf 2,25% für möglich. Die starke
Verfassung der US-Wirtschaft sollte aber noch in diesem Jahr zu einer Normalisierung und dem erwarteten
Anstieg der Renditen führen. Angesichts der fundamentalen Rahmenbedingungen könnte der Zyklus aber
weit hinter früheren Renditeanstiegen zurückbleiben.
US-Hochzinsanleihen: mögliche Trendwende
Derivate auf Kreditausfallversicherungen von High Yields und
im Vergleich,
Angaben in Indexpunkten
iTraxx1) High Yield (EUR)
Investmentgrade-Anleihen
1000
iTraxx1) Investment-Grade (EUR)
800
Noch stärker als die US-Renditen gab mit fast
0,2%-Punkten auf rund 2,4% die 10-jährige Rendite
britischer Gilts nach. Erklären lässt sich dies mit zuletzt
schwächeren Konjunkturdaten in Großbritannien.
Ende der Sommerkorrektur. Die Investoren haben
über mehrere Wochen Kapital aus dem Segment der
US-Hochzinsanleihen (High Yield; HY) abgezogen.
Seit Mitte August meldeten die einschlägigen Investmentfonds aber wieder leichte Mittelzuflüsse.
Für die weitere Entwicklung der US-HYs rücken künftig wohl wieder verstärkt fundamentale
Zusammenhänge in den Mittelpunkt. So könnte
der aktuelle Kreditzyklus im US-HY-Segment in
absehbarer Zukunft zu Ende gehen – und perspektivisch zu höheren Risikoaufschlägen führen.
Gute Rahmenbedingungen. Die Marktteilnehmer gehen derzeit mehrheitlich davon aus, dass die Zinsen noch
für längere Zeit niedrig bleiben. Der Einschätzung liegen
mehrere Faktoren zugrunde: Die europäische Konjunktur
erholt sich zu langsam. Der Arbeitsmarkt in den USA
entwickelt sich zwar robust, die verdeckte Arbeitslosigkeit ist nach Meinung der US-Notenbank Fed allerdings
hoch und birgt Risiken. Außerdem erfordert die geringe
Kerninflation keine Straffung der Geldpolitik. Gepaart mit
positiven Wachstumszahlen in den Schwellenländern
stützt dies die Nachfrage nach deren Staatsanleihen.
Zu den Outperformern im August gehörten die Märkte in Brasilien und Ungarn. Am Zuckerhut haben sich zuletzt wieder die Hoffnungen auf einen Regierungswechsel im Oktober verstärkt. Die Anleger setzen auf eine
reformfreudige Regierung. Staatsanleihen aus Ungarn
entwickelten sich zuletzt ebenfalls besser als der Gesamtindex. Dauerhaft niedrige Zinsen in der Eurozone erleichtern hier die benötigte externe Finanzierung des Defizits.
IN KÜRZE
600
■■ Der
Renditerückgang hat sich bei deutschen
Staatsanleihen im August fortgesetzt.
■■ Trotz boomender Konjunktur könnten auch die
Renditen von US-Staatsanleihen weiter sinken.
■■ Der positive Trend bei Staatspapieren aus den
Schwellenländern scheint weiterhin intakt.
400
200
0
JAN 10
JAN 11
JAN 12
JAN 13
JAN 14
AUG 14
1) Die iTraxx-Indizes werden von der International Index Company betrieben und sollen die Entwicklung von Ausfallrisiken zeigen
Quelle: Bloomberg LP, Stand: 18.08.2014; Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
Kapitalmarktausblick 09/2014
03
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Aktien: Bessere Wirtschaftsdaten, aber steigende Risiken
Die Aktienmärkte in den USA und in vielen Schwellenländern haben neue Höchststände
erreicht. Europäische und insbesondere deutsche Aktien leiden unter der Ukraine-Krise.
Die internationalen Aktienmärkte bewegen sich derzeit
im Spannungsfeld zwischen geopolitischen Risiken und
makroökonomischen Daten. Außerdem stellt sich für
die Beurteilung der mittel- bis langfristigen Perspektiven zunehmend die Frage, ob der Aktienzyklus nach
fünf Jahren „Bullenmarkt“ vor seinem Ende steht.
Die fundamentalen Wirtschaftsdaten signalisieren
insgesamt eine fortschreitende Erholung der Weltwirtschaft. Allerdings bleibt die Lage in Europa fragil.
Die Sanktionen gegen Russland und dessen Reaktionen machen insbesondere deutschen Unternehmen
zu schaffen. Eine vorerst weiterhin extrem lockere
Geldpolitik der Notenbanken in Europa und den USA
dürfte kurzfristig aber die Aktienkurse stabilisieren.
Positiver Ausblick. Die guten Wachstumsperspektiven der US-Wirtschaft könnten im 2. Halbjahr 2014
bei den im marktbreiten Index S&P 500 gelisteten
Unternehmen durchschnittlich zu einem Gewinnwachstum je Aktie in Höhe von 10% gegenüber
dem Vorjahr führen. In einigen Sektoren (Gesundheit, IT) zeichnet sich bereits eine Anhebung der
vom Markt erwarteten Unternehmensgewinne ab.
Die S & P 500-Unternehmen erzielten im 2. Quartal
mit durchschnittlich 29,50 USD Gewinn je Aktie (EPS)
einen neuen Rekordwert. Bei den Umsätzen wiesen die
Firmen mit einem Plus von 4,7% im Vorjahresvergleich
den stärksten Zuwachs der letzten beiden Jahre auf.
.
Gewinnerwartung korrigiert. Für europäische
Aktien im marktbreiten Index STOXX600 läuft es
nicht ganz so rund: Umsatzrückgang im 2. Quartal
um durchschnittlich 0,7%, Gewinnwachstum 4,7%
gegenüber dem Vorjahresquartal. Vor allem der
starke Euro dürfte die Bilanzen belastet haben.
Der hohe Anteil exportorientierter Unternehmen birgt
wegen der Ukraine-Krise zunehmend Risiken für den
deutschen Leitindex DAX. Die Deutsche Bank hat ihre
Prognose von 11.000 auf 10.500 Punkte zum Jahresende
reduziert. Die Verunsicherung zeigt sich auch in einer
schwachen Kreditnachfrage – und könnte sich negativ
auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung auswirken. Für
den DAX wurde die Gewinnerwartung um 4% reduziert.
Stabile Performance. Die Kurse der Schwellenländer-Aktien profitierten zuletzt von einem größeren
IN KÜRZE
■■ Volkswirtschaftliche
Fundamentaldaten und
niedrige Zinsen sprechen für Aktien.
■■ Die boomende US-Wirtschaft verhilft den USUnternehmen zu höheren Gewinnen.
■■ Reformerfolge in Schwellenländern wie Indien
und Indonesien lassen die Aktienkurse steigen.
Vertrauen der Anleger in die Wirtschaft Chinas und
weiter niedrigen Zinsen in den USA. Die Aktienmärkte
Indiens und Indonesiens performen bereits seit Jahresbeginn, China und Mexiko ziehen seit März nach.
In Indien haben zuletzt Banken und zyklische Konsumgüter wie Autos die Kurse auf ein neues Allzeithoch
getrieben. Deutlich verbesserte Fundamentaldaten
(Abbau des Leistungsbilanzdefizits, niedrigere Inflation,
steigende Währungsreserven) könnten den indischen
Aktienmarkt auch in den kommenden Monaten stützen.
Die Anleger goutieren zudem die Reformbereitschaft
der neuen Regierung, die sich z. B. in der deutliche
Erhöhung der maximal zulässigen ausländischen
Direktinvestitionen in der Rüstungsindustrie zeigt.
Spürbare Fortschritte machen die Reformanstrengungen auch in Indonesien. Die Deutsche Bank prognostiziert für den Aktienindex
Jakarta Composite einen Jahresendstand von
6.000 Punkten – Kurspotenzial bis dahin: 16%.
Entwicklung der Gewinnerwartungen der
Anal­ysten für den S&P 500-Index
Angabe in Indexpunkten
150
140
130
120
110
100
JAN 12
2014
2015
JAN 13
2016
JAN 14
Quelle: Quelle: Deutsche Bank Global Markets, Stand: 20.08.2014; Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
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Kapitalmarktausblick 09/2014
AUG 14
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Rohstoffe: Vom Top-Performer zum Schlusslicht
Ob Gold, Kupfer, Rohöl oder Gas – die Notierungen in der Assetklasse Rohstoffe sind
mächtig unter Druck geraten. Die Perspektiven sind nicht sehr vielversprechend.
Waren Rohstoffe im 1. Halbjahr 2014 die Anlageklasse mit der besten Performance, weisen sie nun
die schwächste Wertentwicklung seit Jahresbeginn
aus. Vor allem die seit Ende Juni anhaltenden Preisrückgänge bei Rohöl, Erdgas und den Industriemetallen sind für diese Entwicklung verantwortlich.
Goldpreis unter Druck. Das Segment der Edelmetalle hat innerhalb der Assetklasse Rohstoffe seit
Jahresbeginn 2014 die beste Performance erzielt.
Der Edelmetallindex S&P GSCI Precious Metals Total
Return Index legte auf US-Dollar-Basis bis Mitte
August um 6,3% zu. Die dynamische Konjunkturentwicklung der US-Wirtschaft stärkt aber zunehmend die amerikanische Währung und könnte die
Zinswende in den USA beschleunigen. Dadurch
könnte besonders der Goldpreis, der im Jahresverlauf um 6,5% zugelegt hat, unter Druck geraten.
Die jüngste Korrektur am Aktienmarkt deutet
darauf hin, dass gerade im Umfeld einer zunehmend
strafferen US-Geldpolitik Gold seine Rolle als Anlagealternative für das Portfolio bei sinkenden Aktienkursen einbüßt. Bereits 2013, als Spekulationen um das
Ende der ultra-lockeren US-Geldpolitik vorübergehend
zu Kurseinbrüchen bei Aktien geführt hatten, deutete sich diese Entwicklung an. Stattdessen könnten
die Notierungen künftig ebenso wie bei anderen
Edelmetallen wieder stärker von den Produktionskosten und der industriellen Verwendung abhängen.
IN KÜRZE
■■ Edelmetalle
schneiden seit Jahresbeginn innerhalb der Assetklasse Rohstoffe am besten ab. Die
Preisrisiken für Gold nehmen aber zu.
■■ Eine sinkende Nachfrage aus China könnte die
Kupfernotierungen weiter unter Druck setzen.
■■ Die Unsicherheit am Ölmarkt bleibt vorerst bestehen.
Vorjahresmonat. Dies führt zu sinkenden Immobilienpreisen, was zunehmend die Liquidität der Immobilienentwickler gefährdet. Die Folge sind weniger Neubaubeginne – und damit eine rückläufige Kupfernachfrage.
Unübersichtliche Gemengelage. Der Markt für Rohöl
der Nordseesorte Brent könnte in den kommenden
Wochen von der erwarteten Drosselung der saudischen Ölproduktion und -exporte auf der Angebotsseite und dem Ausbau der strategischen Ölreserven
Chinas auf der Nachfrageseite beeinflusst werden.
Die jüngste Preiskorrektur bei Brent-Öl, die
Ende Juni eingesetzt hat, dürfte aber im Wesentlichen geopolitische Ursachen haben: die Reduzierung der Risikoprämie für irakische Ölexporte.
Eine große Unbekannte am Ölmarkt bleibt die
weitere Entwicklung Libyens: Zwar haben erste Ölfelder
ihre Produktion wieder aufgenommen, allerdings bleibt
die Sicherheitslage fragil und ein negativer Einfluss
auf die Ölproduktion und -exporte jederzeit möglich.
Produktionsüberhang bei Kupfer. Die Kupferpreise haben seit Anfang des Jahres 2014 um
rund 5% nachgegeben (Stand: Mitte August).
Nach Ansicht der Deutschen Bank wird sich der
Trend sinkender Notierungen in den kommenden
Jahren tendenziell noch verstärken. Die globale
Nachfrage könnte zwar von einem leicht höheren
Wirtschaftswachstum in den Industrieländern profitieren. Der sich abzeichnende Produktionsüberhang dürfte aber kaum kompensiert werden.
Die Ursache hierfür liegt in China. Die Kupfernachfrage im Reich der Mitte steht für 45% der globalen
Nachfrage. Die Hälfte davon generiert der Bausektor –
und hier hakt es: Die Immobilienverkäufe in China sind
seit Jahresbeginn gegenüber 2013 um 8% gesunken,
im Juli betrug das Minus sogar 16% gegenüber dem
Erdöl: Entwicklung der US-Produktion und
des US-Verbrauchs
Angaben in Millionen Tonnen
1000
800
600
400
200
Produktion
Verbrauch
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Quelle: Quelle: BP Statistical Review of World Energy, Stand: Juni 2014; Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
Kapitalmarktausblick 09/2014
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Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Liquidität: Die EZB bastelt an unkonventionellen Maßnahmen
In den USA versucht Notenbank-Chefin Janet Yellen den Spagat zwischen Wachstumsdynamik und lockerer Geldpolitik. Die steht wohl vor dem Ankauf von Firmenkrediten.
Die Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, war
redlich bemüht, sich auf dem Jahrestreffen der Notenbanker aus aller Welt in Jackson Hole, Wyoming, alle
Optionen offenzuhalten. Die Fed wird bis Oktober ihr
Ankaufprogramm für Staats- und Hypothekenanleihen
auslaufen lassen – das war bekannt. Doch die Marktteilnehmer treibt die Sorge, dass die robuste US-Konjunktur in einer vorzeitigen Leitzinserhöhung münden könte.
Tatsächlich ist Yellen in der Bredouille. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich dynamischer als vor Monaten
angenommen. Damals hatte die Fed de facto eine
Zinserhöhung nicht vor Mitte 2015 in Aussicht gestellt.
Inzwischen hat aber die Arbeitslosenquote mit 6,2%
einen Bereich erreicht, der eine vorzeitige Straffung der
Geldpolitik einleiten könnte. Wenn die Umstände es
erfordern, werde es dazu auch kommen, sagt Yellen.
Lockerung der Geldpolitik. Zinserhöhungen sind in
der Eurozone derzeit kein Thema. „Der Aufschwung
IN KÜRZE
■■ In
den USA läuft das Anleiheankaufprogramm der
Notenbank im Oktober aus.
■■ In der Eurozone könnte bald der Startschuss für
die quantitative Lockerung fallen.
ist schwach, fragil und unstetig“, gab Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB)
zu Protokoll. Der EZB-Chef nutzte die Bühne von
Jackson Hole für einen umfassenden Vorstoß. Die
sinkenden Inflationsraten im Euroraum könnten sich
zum Wachstumsrisiko entwickeln. Die EZB sei bereit,
mit zusätzlichen unkonventionellen Maßnahmen der
Geldpolitik zu reagieren. Der Ankauf von Firmenkrediten über Asset Backed Securities (ABS) wird weiter vorbereitet. Die Deutsche Bank rechnet mit einer
solchen quantitativen Lockerung (QE) im September.
Immobilien: Deutschland bei Investoren gefragt
Büroobjekte machen fast die Hälfte der Gesamtinvestitionen in den deutschen Markt für
Gewerbeimmobilien aus. Die hohe Nachfrage drückt auf die Renditen.
Büroimmobilien in Deutschland sind weiterhin gefragte
Anlageobjekte bei in- und ausländischen Investoren.
Das Transaktionsvolumen im 1. Halbjahr von knapp
8 Mrd. Euro lag um 2 Mrd. Euro (+36%) über dem
Vorjahresergebnis. Mit einem Anteil von 46% sind
Büroobjekte das dominierende Investitionsobjekt.
Knappes Angebot, sinkende Leerstände, hohe
Vorvermietungsquoten, steigende Flächennachfrage:
Nach Ansicht der Deutschen Bank könnte die Aussicht
auf Mietsteigerungen weiteres Kapital nach Deutschland lenken. Um ihre Renditeziele zu erreichen, sind
Investoren mehr und mehr bereit, auch außerhalb der
Top-Standorte zu investieren. Diese Ausweichstrategie
führt zu rückläufigen Renditen an den Top 5-Standorten
(Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München). Ein
hoher Anlagedruck und ein positiver Renditeabstand von
Top-Immobilien in bevorzugten Lagen gegenüber wenig
riskanten Bundesanleihen halten die Nachfrage aber
06
Kapitalmarktausblick 09/2014
stabil. Das gilt im laufenden Jahr auch für die Spitzenrendite erstklassiger Büroobjekte, die im Vergleich zum
Vorjahr aber um 0,2%-Punkte auf 4,6 % gesunken ist.
Portfolios gesucht. Als Käufer sind im 1. Halbjahr
2014 Asset- und Fondsmanager sowie offene Immobilien- und Spezialfonds stark in Erscheinung getreten. Sie
haben rund 2,6 Mrd. Euro in Büroportfolios investiert.
Offene Immobilien- und Spezialfonds fokussierten sich
vor allem auf Einzelobjekte in den Top 5- Standorten.
IN KÜRZE
■■ Ein
starkes 1. Halbjahr bestätigt, dass deutsche
Büroimmobilien für Investoren interessant sind.
■■ Bei der Jagd nach Rendite führt das knappe
Angebot zu einem Ausweichen in B-Lagen.
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Finanzmarktprognosen im Überblick: Hohe Wachstumsdynamik in den USA, hohe Risiken
für die Konjunkturerholung in der Eurozone – die Deutsche Bank hat ihre Wachstumsprognosen für das laufende und das kommende Jahr angepasst. Viele Aktienmärkte profitieren
weiterhin von der hohen Liquidität und zeigen sich unbeeindruckt von geopolitischen Krisen.
Marktzinsen
BIP-Wachstum
in %
2014
2015
Welt
3,3
4,1
10J-Bonds in %
Aktueller Wert
Ende 2014
Deutschland
0,90
1,50
1,26
1,90
USA
2,2
3,3
Frankreich
Euroland
0,8
1,3
Italien
2,44
2,90
2,24
2,70
Deutschland
1,5
1,8
Spanien
Japan
1,2
1,3
USA
2,34
2,80
8,0
UK
2,39
3,00
China
4,26
4,30
Indien
8,56
8,60
Russland
9,79
8,50
11,73
12,50
China
7,8
Inflation (CPI)
in %
2014
2015
Brasilien (5J Bonds)
Welt
3,5
3,6
USA
2,0
2,4
Euroland
0,7
1,2
Deutschland
0,9
1,6
Indizes
Aktueller Wert
Ende 2014
1.997
1.925
3.168
3.400
Aktien
Japan
2,8
1,6
USA (S&P 500 in USD)
China
2,2
3,0
Euroland (Euro Stoxx 50)
9.456
10.500
Italien (FTSE MIB)
20.458
23.000
Spanien (IBEX 35)
10.710
11.800
Japan (Topix in JPY)
1.278
1.350
Deutschland (DAX)
Leitzinssätze
in %
3M-Euribor
Aktueller Wert
Ende 2014
0,13
0,20
Asien ex Japan (MSCI in USD)
602
650
3.604
3.350
Euroland
0,15
0,15
Lateinamerika (MSCI in USD)
USA
0,25
0,25
Brasilien (MSCI in BRL)
227.199
205.000
0,10
China (MSCI in HKD)
66
74
Indien (MSCI in INR)
1.000
1.050
654
740
Japan
0,10
Russland (MSCI in USD)
Währungen
Aktueller Wert
Ende 2014
EUR/USD
1,32
1,30
EUR/GBP
0,80
0,78
EUR/JPY
137,13
145,60
EUR/CHF
1,21
1,27
Gold
EUR/NOK
8,15
7,90
Silber
Rohstoffe
in USD
Aktueller Wert
Ende 2014
102,75
111,00
1.287
1.200
19,56
20,00
Rohöl (Brent)
Quellen: Aktuelle Werte: Bloomberg LP, Stand: 29.08.2014, 12.00 Uhr; Prognosen: Deutsche Bank GM, Deutsche Bank CIO PBC, Stand: 29.08.2014
Kapitalmarktausblick 09/2014
07
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
LIQUIDITÄT
IMMOBILIEN
Eine Reihe geopolitischer Risiken (Ukraine,
Naher Osten) hat in den
zurückliegenden Sommerwochen
zu einer höheren Volatilität an den
internationalen Kapitalmärkten geführt. Mit Blick auf das anhaltend
geringe Renditeniveau empfehlen
sich täglich verfügbare Liquiditätsanlagen demnach lediglich als
vorübergehende Parkmöglichkeit.
RENTEN RK 3-5
Der positive Renditeaufschlag von Gewerbeimmobilien gegenüber
Staatsanleihen bleibt aktuell
erhalten. Nach wie vor bevorzugt
die Deutsche Bank erstklassige
Gewerbeimmobilien in guten,
gesuchten Lagen. Vor allem
deutsche Büroimmobilien könnten
mögliche Anlagechancen bieten.
AKTIEN
Eine vergleichsweise
geringe Verschuldung,
solide Staatsfinanzen,
eine flexiblere Geldpolitik und
der vielerorts vorherrschende
Reformeifer machen Staatsund Unternehmensanleihen der
Schwellenländer zu einer gefragten
Investmentalternative. Bei entsprechender Risikobereitschaft können
Euro-Anleger durch ein Investment in Lokalwährungsanleihen
zusätzlich von einer eventuellen
Aufwertung vieler Schwellenländer-Währungen profitieren.
Jetzt
investieren
RENTEN RK 1-2
ROHSTOFFE
Die zunehmende Angst
vor einer Eskalation
der Lage in der Ukraine
und im Nahen Osten hat in den
vergangenen Wochen die Aktienmärkte regional stark unterschiedlich beeinflusst: Während sich
asiatische Aktien von den Krisenherden lösen und weiter zulegen
konnten, gab der US-Index S&P
500 zwar temporär nach, erreichte aber schon wieder ein neues
Rekordhoch. Deutsche Aktien
notieren nach wie vor unter ihrem
im Juli erreichten Rekordstand.
In ausgewählte
Bereiche investieren
Keine Handlung
notwendig
Die Sorge vor einer
Eskalation in den schwelenden geopolitischen
Krisenherde hat die Rendite vieler
Staatsanleihen hoher Bonität auf
einen neuen historischen Tiefstand
gedrückt. Zwar scheint ein starker
Zinsanstieg auf Sicht der kommenden Monate zunächst unwahrscheinlich, allerdings müssen sich
Anleger wahrscheinlich auf einen
langsamen, graduellen Anstieg des
Kapitalmarktzinsniveaus einstellen.
Allen schwelenden
Risiken zum Trotz hat
der Goldpreis in den
zurückliegenden Sommermonaten
den Rückwärtsgang eingelegt:
Die Aussicht auf ein baldiges Ende
der Zeit des billigen Geldes in
den USA und die erwartete Aufwertung des US-Dollars dürften
den Druck auf das gelbe Edelmetall weiterhin aufrechthalten.
Ausgewählte
Bereiche reduzieren
Investitionen
abbauen
Dieses Dokument enthält lediglich generelle Einschätzungen, welche auf der Grundlage einer fundamentalen sowie technischen Analyse der Deutsche Bank
AG getroffen wurden. Diese Einschätzungen stellen keine Anlageberatung dar. Sie sind insbesondere keine auf die individuellen Verhältnisse des Kunden
abgestimmte Handlungsempfehlung. Sie geben lediglich die aktuelle Einschätzung der Deutsche Bank AG wieder, die auch sehr kurzfristig und ohne vorherige Ankündigung geändert werden kann. Damit ist sie insbesondere nicht als Grundlage für eine mittel- oder langfristige Handlungsentscheidung geeignet.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Soweit die im Dokument enthaltenen Daten von
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08
Kapitalmarktausblick 09/2014
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