Kapitalmarktausblick 2014 Mittwoch, 15. Januar 2014 Aufschwung der Weltwirtschaft gewinnt an Dynamik Die Weltwirtschaft verzeichnete 2013 einen schwachen Jahresauftakt: Die US-Konjunktur wuchs im ersten Quartal nur gering, und die Wirtschaftsleistung in der Eurozone sank sogar im sechsten Quartal in Folge. Im weiteren Jahresverlauf stabilisierte sich das Wachstum der Weltwirtschaft jedoch und beschleunigte sich sogar gegen Jahresende wieder merklich. Die Wirtschaft in der Eurozone ließ im zweiten Quartal die langanhaltende Rezession mit einem Wachstum von 0,3 % endgültig hinter sich und trat in einen moderaten Aufschwung ein. In den USA beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum von unter 2 % im ersten Halbjahr auf über 3 % im zweiten Halbjahr. Dagegen verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum In den Schwellenländern bis in den Herbst hinein, bevor sich die Konjunktur im vierten Quartal infolge steigender Exporte in die Industrienationen moderat erholte. Die im Jahresverlauf deutlich fallende Inflation ermöglichte es den wichtigsten Zentralbanken, das Wirtschaftswachstum mit ihrer locker ausgerichteten Geldpolitik und mit üppiger Liquidität zu unterstützen. Aufschwung der Weltwirtschaft festigt sich Wir erwarten, dass sich das Wachstum in den Industrienationen in diesem Jahr merklich beschleunigen wird. Die US-Wirtschaft dürfte nach einem 2013er-Wachstum von nur 1,7 % im Jahr 2014 um 2,6 % expandieren, und die Wirtschaft in der Eurozone sollte nach einem Rückgang von 0,3 % im Jahr 2013 wieder um 1,5 % wachsen. Unsere Prognose basiert auf der Annahme, dass die Sparanstrengungen der Staaten in diesem Jahr deutlich nachlassen werden. Noch im vergangenen Jahr reduzierten Steuererhöhungen zum Jahresanfang und Ausgabenkürzungen des Staates ab März das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA um 2,3 %-Punkte. In diesem Jahr werden sich die negativen Effekte der Fiskalpolitik auf nur noch 0,6 %-Punkte des BIP summieren. Auch in der Eurozone wird sich der negative Einfluss der Fiskalpolitik auf das Wirtschaftswachstum von 1,3 %-Punkten des BIP im vergangenen Jahr auf nur noch 0,6 %-Punkte des BIP verringern. Dem steht ein wieder stärker expandierender privater Sektor gegenüber. In den USA signalisieren eine steigende Kreditvergabebereitschaft der Banken und eine steigende Nachfrage nach Krediten aus dem privaten Sektor eine Ende der Bilanzbereinigung bei den privaten Haushalten und eine Bereitschaft für höhere Ausgaben. Auch in der Eurozone gibt es erste Anzeichen für einen sich wieder normalisierenden Kreditzyklus. So verschärften die Geschäftsbanken im vierten Quartal 2013 kaum noch die Kreditvergabekriterien, und die Nachfrage nach Krediten aus dem privaten Sektor stabilisierte sich. In diesem Umfeld dürfte der private Sektor in der Eurozone wieder mehr Raum zur Expansion gewinnen. Zudem rechnen wir damit, dass sich das Wachstum in den Schwellenländern moderat von 4,6 % im Jahr 2013 auf 4,25 % in diesem Jahr verlangsamen wird. Eine zurückhaltende Kreditvergabepolitik der Geschäftsbanken in den Schwellenländern dürfte die Binnennachfrage dämpfen. Nach einem exzessiven Anstieg der Kreditvergabe von insgesamt 50 % zwischen 2009 und 2012 kämpfen die Geschäftsbanken in den Schwellenländern mit steigenden notleidenden Krediten. Wir halten es jedoch für sehr unwahrscheinlich, dass daraus eine neue Schwellenländerkrise folgt, weil sich die meisten aufstrebenden Volkswirtschaften durch einen Leistungsbilanzüberschuss und/oder ein Netto-Auslandsvermögen auszeichnen. Schwellenländerkrisen wurden in der Vergangenheit meistens ausgelöst von einem Abfluss ausländischen Kapitals bei gleichzeitig hoher Abhängigkeit von ausländischer Finanzierung. Dennoch könnten einzelne Schwellenländer mit hoher Krisenanfälligkeit im Jahresverlauf auf Hilfsgelder des Internationalen Währungsfonds (IWF) angewiesen sein. Auch erscheint eine stark einbrechende Wirtschaftstätigkeit unwahrscheinlich, da sich die Exporte der Schwellenländer in die Industrienationen im Jahresverlauf wieder erholen und damit signifikant zum Wachstum beitragen dürften. Die US-Notenbank dürfte in diesem Umfeld das Wertpapierkaufprogramm von ursprünglich 85 Mrd. USD pro Monat kontinuierlich um etwa 10 Mrd. USD pro Notenbanksitzung reduzieren, sodass es im vierten Quartal enden wird. Eine Leitzinserhöhung in den USA ist frühestens im Jahr 2015 wahrscheinlich. Im Gegensatz dazu diskutieren die Mitglieder des EZB-Rates weitere geldpolitische Optionen wie langfristige Refinanzierungsgeschäfte, ein Wertpapierkaufprogramm oder negative Zinsen auf die Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB. Die Zentralbanker scheinen jedoch erst noch abwarten zu wollen, wie sich die Inflation in den kommenden Monaten in der Eurozone entwickelt, bevor sie neue Schritte beschließen. Die japanische Notenbank dürfte bis auf weiteres an ihrem Kaufprogramm für Kapitalmarktausblick 2014 Wertpapiere festhalten und deutlich mehr Staatsanleihen kaufen, als der japanische Staat emittiert. Übergang von liquiditäts- zu gewinngetriebenem Aktienmarkt Seit 2011 haben sich die Unternehmensgewinne auf globaler Ebene mehr oder weniger seitwärts bewegt. Somit sind die steigenden Kurse an den Aktienmärkten in den entwickelten Volkswirtschaften in diesem Zeitraum vor allem zurückzuführen auf einen Anstieg der Bewertung und damit auf eine gesunkene Risikoprämie. Die ultralocker ausgerichtete Geldpolitik der Zentralbanken in den entwickelten Volkswirtschaften dürfte dabei maßgeblich für die „liquiditätsgetriebene“ Aufwärtsbewegungen an den Aktienmärkten der entwickelten Volkswirtschaften gewesen sein. Die US-Notenbank beschloss jedoch schon im Dezember 2013, den Liquiditätshahn langsam zuzudrehen und das Wertpapierkaufprogramm von ursprünglich 85 Mrd. USD pro Monat im Jahresverlauf 2014 schrittweise zu reduzieren. Ein Ende des Wertpapierkaufprogramms dürfte wieder verstärkt die Anlagerisiken in den Fokus der Finanzmarktteilnehmer rücken und damit kaum noch Spielraum für höhere Bewertungen in diesem Jahr eröffnen. Die derzeit hohe Bewertung des US-Aktienmarktes spricht sogar für ein hohes Risiko einer Kurskorrektur infolge einer fallenden Bewertung. Unterstützung für die Aktienmärkte in den entwickelten Volkswirtschaften dürfte jedoch von den Unternehmensgewinnen kommen. Die sich weltweit erholende Konjunktur dürfte die Unternehmensgewinne im Jahresverlauf robust steigen lassen. Insbesondere europäische Aktien sind immer noch attraktiv bewertet und dürften in einem Umfeld einer noch weiter gelockerten Geldpolitik der EZB das Jahr mit einem moderaten Plus beenden. Insgesamt dürfte das Aktienmarktumfeld jedoch durch deutlich größere Schwankungen geprägt sein als im vergangenen Jahr. Die Aktienmärkte der Schwellenländer sind fair bewertet und dürften im Jahr 2014 in einem Umfeld eines immer noch soliden Wachstums von über 4 % moderat steigen. Renaissance der sicheren Häfen am Rentenmarkt Die Zentralbanken in den entwickelten Volkswirtschaften werden mit aller Wahrscheinlichkeit an der Nullzinspolitik festhalten und damit für anhaltend niedrige Geldmarktzinsen sorgen. Dementsprechend verhindern die historisch niedrigen Geldmarktzinsen in einem gewissen Sinne, dass die Renditen von langlaufenden Staatsanleihen deutlich steigen. Darüber hinaus dürften eine Rückkehr der Risikoaversion und größere Schwankungen an den Aktienmärkten die sicheren Häfen wie Bundesanleihen und US-Treasuries im späteren Jahresverlauf unter- stützen. Im Gegensatz dazu hat die – durch die Nullzinspolitik der Zentralbanken in den entwickelten Volkswirtschaften ausgelöste – „Jagd nach Rendite“ Kursübertreibungen verursacht bei hochverzinslichen Anleihen aus den USA und bei Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern. Entsprechend ungünstig ist inzwischen das Verhältnis von Chance zu Risiko bei diesen Anlagesegmenten. Der Mehrertrag dieser beiden Anlageklassen gegenüber US-Staatsanleihen im Verhältnis zur Unternehmensverschuldung ist so ungünstig wie zuletzt vor der Finanzmarktkrise 2007. Im Gegensatz dazu sind europäische Investmentgrade-Unternehmensanleihen immer noch durchschnittlich bewertet und bieten daher einen attraktiven Mehrertrag gegenüber Staatsanleihen von Emittenten mit guter Bonität. Währungsausblick: Anlagenotstand in Japan drückt Yen Der japanische Yen dürfte auch in diesem Jahr zur Schwäche neigen. So kauft die japanische Zentralbank seit April 2013 monatlich für etwa 7 Bio. JPY Staatsanleihen, während der japanische Staat nur etwa 4 Bio. JPY an neuen Anleihen pro Monat emittiert. Vor diesem Hintergrund erwirbt die Bank von Japan Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt und schafft somit einen Anlagenotstand unter den traditionellen Investoren in japanische Staatsanleihen. Viele japanische Anleger sind deshalb gezwungen, im Ausland zu investieren. Die Folge ist ein Abwertungsdruck auf die japanische Währung. Demgegenüber dürfte der US-Dollar nicht nur gegenüber dem japanischen Yen aufwerten, sondern auch gegenüber dem Euro. Edgar Walk Chefvolkswirt Metzler Asset Management Kapitalmarktausblick 2014 Metzler Asset Management Kontaktadresse Große Gallusstraße 18 60311 Frankfurt am Main Postfach 20 01 38 60605 Frankfurt am Main Telefon (0 69) 21 04 - 14 14 www.metzler-fonds.com Rechtliche Hinweise Diese Unterlage der Metzler Asset Management GmbH (nachfolgend zusammen mit den verbundenen Unternehmen im Sinne von §§ 15 ff. 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