rafik / SuW-G uchner Welt der Wissenschaft: Meteoritenkrater Chassenon Videix B er, Elmar Schmied Martin Frankreich Rochechouart Limoges Impaktstruktur von Rochechouart geschätzter ursprünglicher Kraterdurchmesser von etwa 50 Kilometern 10 Kilometer Französisches Zentralmassiv Spuren einer kosmischen Katastrophe Ein Einschlag vor 200 Millionen Jahren in Westeuropa Im Westen Frankreichs in der Umgebung des Städtchens Rochechouart befindet sich eine ungewöhnliche geologische Struktur – ein rund 50 Kilometer großer Einschlagkrater, der sich nur noch an seinen besonderen Gesteinen erkennen lässt. Einem Forscherteam gelang nun eine neue Datierung des Einschlagzeitpunkts. Von Martin Schmieder D enkt man an Meteoritenein- Narben sind mittlerweile in den meisten und für das Aussterben der Dinosaurier schläge, so kommen einem Fällen durch Verwitterung und Abtra- und anderer Lebewesen verantwortlich unweigerlich die kosmischen gung, tektonische Aktivität oder Überde- gemacht wird, lange diskutiert. Eisen- und Gesteinsbrocken ckung praktisch von der Erdoberfläche In Deutschland sind das 24 Kilometer in den Sinn, die vor allem in den Wüsten- große Nördlinger Ries und das 3,8 Kilo- und Eisgebieten dieser Erde geborgen verschwunden. Im Gegensatz zum pockennarbigen werden und in seltenen Fällen bis zu meh- Mond sind heute auf der Erde nur rund 180 14,6 Millionen Jahren geschlagen wurden, reren Tonnen wiegen. Dennoch gehören solcher Impaktstrukturen unterschied­ bekannte und intensiv erforschte Meteo- all die­se Meteoriten zu den kleinen Besu- licher Größe und verschiedenen Alters ritenkrater. chern aus dem All, die auf die Erde fallen. bekannt. Als wohl prominentestes Bei- Aber auch in unserem Nachbarland Seit ihrer Entstehung vor mehr als 4,5 Mil- spiel wurde der gigantische Meteoriten- Frankreich finden sich unweit der Stadt liarden Jahren erlebte die Erde im Verlauf einschlag, der am Ende der Kreidezeit Limoges im nordwestlichen Zentralmas- der Zeit unzählige große und kleine Ein- vor rund 66 Millionen Jahren auf der me- siv noch heute deutliche Spuren einer schläge aus dem Weltall. Ihre kosmischen xikanischen Halbinsel Yucatán stattfand kosmischen Katastrophe, die erheblich 32 Januar 2012 meter große Steinheimer Becken, die vor Sterne und Weltraum In diesem Gelände­modell von Westfrankreich lässt sich die Lage und Größe der Impaktstruktur von Rochechouart im Alle Bilder soweit nicht anders angegeben: Martin Schmieder und Elmar Buchner nordwestlichen Zentralmassiv erkennen. Das Schloss von Rochechouart wurde aus den für diese Region typischen Impaktgesteinen erbaut. Unterhalb des rechten Schlossturms treten so genannte Impaktbrekzien (Pfeil) zu Tage, Trümmergesteine, die im Verlauf des Meteoriteneinschlags von Rochechouart entstanden. Die Impaktgesteine des Rochechouart-Kraters I n den Gesteinen von Rochechouart finden sich im Granit Die Impaktgesteine des Rochechouart-Kraters zeigen – je Strahlenkegel, englisch: shatter cones, die durch die Stoßwelle nach Zusammensetzung – unterschiedliche Farben und Tex- des Meteoriteneinschlags erzeugt wurden. Der Pfeil verdeutlicht turen. Neben dem leuchtend grünen Suevit von Chassenon eine muschelförmige Gestalt (siehe Teilbild a). Im mikrosko- (Teilbild c) finden sich braune, rote und gelbe Gesteine (d, e, pischen Bild eines Gesteinsdünnschliffes ist ein »geschocktes« f), die durch die hohen Temperaturen von mehr als 1000 Grad Quarzkorn mit planaren Schocklamellen zu erkennen (sie- Celsius während des Einschlags teilweise oder gar vollständig he Teilbild b): Es sind die dünnen geraden Linien, die sich in aufgeschmolzen wurden. Sie zeigen noch heute ein deutliches unterschiedlichen Winkeln kreuzen und das hell erscheinende Fließgefüge und Entgasungsblasen. In diesen Gesteinen treten Quarzkorn durchziehen. häufig geschockte Quarze auf. a c d e f 5 cm b 50 mm www.sterne-und-weltraum.de 1 cm Januar 2012 33 Argon-Argon-Datierung D ie Argon-Argon-(40Ar/39Ar)-Datierungsmethode ist eine sich ein 40Ar/39Ar-Altersspektrum mit einer Reihe scheinbarer weiter entwickelte Form des bekannteren Kalium-Argon- Proben­alter, die im Idealfall innerhalb einer gewissen Fehlertole- (40K/40Ar-)Datierungsverfahrens und wird seit den 1960er Jahren ranz gleiche Alterswerte anzeigen und dann im Spektrum entlang für die absolute Altersbestimmung von Mineralen und Gesteinen der Achse des stufenweise freigesetzten 39Ar ein »Plateau« erge- der Erdkruste angewendet. Beide Datierungsmethoden basieren ben (farbig unterlegte Entgasungsschritte im Diagramm rechts). Als Material diente im Fall des Kraters Rochechouart das Mi- auf dem radioaktiven Zerfall von Kalium in Kalzium und Argon. Dabei entsteht aus 40K bei einer Halbwertszeit von rund 1,25 Mil- neral Kalifeldspat aus einem während des Meteoriteneinschlags liarden Jahren 40Ar, wobei dann aus dem Verhältnis von Kalium aufgeschmolzenen und nach Abkühlung wieder erstarrten und Argon auf das Alter des Minerals oder Gesteins geschlossen Gestein. Es ist ein Gneis, der in der Nähe des Ortes Videix nahe werden kann. des Zentrums der Impaktstruktur gefunden wird (kleines Bild Um ein Maß für den Kaliumgehalt der Gesteinsprobe bei im Diagramm). Für die Altersbestimmung wird Kalifeldspat aus der Argon-Argon-Methode zu erhalten – der im Fall der K/Ar- dem vorher zerkleinerten Gestein manuell unter dem Mikroskop Methode mittels flammenfotometrischer Methoden bestimmt ausgelesen. Die so gewonnene, möglichst reine Feldspatfraktion wird – bestrahlt man eine Probe zunächst in einem Kernreaktor wird dann nach der Neutronenbestrahlung im Hochtemperatur­ mit schnellen Neutronen. Dadurch bildet sich aus dem im Gestein enthaltenen Kaliumisotop 39K, das in einem proportionalen ofen unter Ultrahochvakuum stufenweise erhitzt, so dass nach Anteil im Gesamtkalium der Probe enthalten ist, das instabile wird. Bei einer Temperatur von 1330 Grad Celsius ist der Feldspat Argonisotop 39Ar, das in der Natur praktisch nicht vorkommt. Ein schließlich völlig aufgeschmolzen, dann ist alles ursprünglich in Standardmineral mit bekanntem Alter und Kaliumgehalt dient ihm enthaltene Argon entwichen. und nach alles in den Mineralkörnern enthaltene Argon frei dabei als »Monitor« (zusätzlich auch für den Neutronenfluss des Beim Auftrag der Messwerte der einzelnen Temperaturstufen Reaktors), der in die radiometrische Altersgleichung mit einfließt. im Diagramm ergibt sich ein Plateau-Alter, das statistisch und Im Unterschied zur K/Ar-Methode, bei der die Gehalte an Kalium geologisch aussagekräftig ist. Im gezeigten Fall liegt die Wahr- und Argon getrennt und mit unterschiedlichen Methoden gemessen werden, lassen sich bei der 40Ar/39Ar-Datierung alle Argoniso- scheinlichkeit, dass das ermittelte Alter dem tatsächlichen Alter tope gleichzeitig und sehr präzise in einem Massenspektrometer der Probe entspricht, bei 99 Prozent. Die statistische Kontrolle über das ermittelte 40Ar/39Ar-Alter ist ein weiterer großer Vorteil messen. Ein solches Argon-Massenspektrometer befindet sich am gegenüber der konventionellen K/Ar-Datierung. Ebenso ist der Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg. Ein weiterer Vorteil der 40Ar/39Ar-Datierungsmethode ist die Ausschluss bestimmter Stufenentgasungsschritte möglich, wie stufenweise Aufheizung und Argon-Entgasung der bestrahlten von Argon (die ersten drei Temperaturschritte im Diagramm), Probe in einem evakuierten Hochtemperaturofen. Daraus ergibt die unter anderem durch verschiedene geologische Prozesse wie zum Beispiel erniedrigte scheinbare Alterswerte durch Verlust länger zurückliegt: Die Impaktstruktur weltweit für diesen Gesteinstyp gültig ist. sensstand einen gigantischen kosmischen von Rochechouart. Die Gesteine des Rochechouart-Kraters Mehrfachtreffer von mindestens fünf Im Unterschied zum Nördlinger Ries belegen Drücke von kurzzeitig rund einer großen Meteoriten erlebt haben soll. Ver- und zum Steinheimer Becken lässt sich Million Bar und Temperaturen von meh- schiedene Alteruntersuchungen an welt- der bereits tief abgetragene Rochechouart- reren Tausend Grad Celsius während des weit verteilten Impaktstrukturen wiesen Krater nicht mehr als kreisrunde Struktur Einschlags. Sie lassen auf einen ursprüng- dabei auf ein gemeinsames Alter hin. im Gelände erkennen. Stattdessen befindet lichen Kraterdurchmesser von bis zu 50 man sich sozusagen im Kellergeschoss Kilometern Geochemische Neueste präzise Altersdatierungen mittels der aufwändigen 40Ar/39Ar-Methode, unterhalb der ehemaligen Kraterstruktur, Analysen ergaben, dass es ein rund ein die mit einem Argon-Massenspektrome- die durch Bewegungen in der Erdkruste Kilometer großer Eisenasteroid war, der ter an der Universität Heidelberg durch- und durch Erosion freigelegt wurde (siehe mit einer Masse von mehreren Milliarden geführt wurden und von mir zusammen auch SuW 8-9/1996, S. 639). Dem Geologen Tonnen und einer Geschwindigkeit von mit Elmar Buchner von der Universität eröffnen sich dadurch aber Einblicke in rund 20 Kilometern pro Sekunde das heu- Stutt­gart veröffentlicht wurden, ergaben spezielle Impaktgesteine, die im Zuge des tige Westfrankreich traf. Er löste dabei in für Roche­chouart zuletzt ein deutlich gewaltigen Rochechouart-Einschlags ent- Europa eine der bedeutendsten Naturka- jüngeres und statistisch aussagekräftiges standen sind: Neben Impaktbrekzien, die tastrophen aller Zeiten aus. Alter von annähernd 200 Millionen Jah- hauptsächlich aus zertrümmerten Gestei- schließen. ren (sie­he den Kasten oben). Damit fällt das Rochechouart-Ereignis Ein großer Einschlag am Ende der Triaszeit zeitlich eng mit dem Ende der Triaszeit vollständig aufgeschmolzene Gesteine auf. Darunter findet sich auch ein leuch- Frühere Studien zum Alter des Roche- zusammen. Somit wirft es gleichzeitig die chouart-Einschlags legten ein mit gewis- Frage auf, ob der Einschlag – möglicher- tend grüner Suevit, dessen Name auf sen Unsicherheiten behaftetes Alter um weise ähnlich dem Ende der Kreidezeit – den »Schwabenstein« 214 Millionen Jahren nahe – ein Alter, in mit dem globalen Massenaussterben, im Nördlinger Ries zurückgeht und der der die Erde nach dem damaligen Wis- das am Ende der Trias stattfand und die nen des Zentralmassivs bestehen, treten im Kraterbereich auch teilweise oder gar 34 vergleichbaren Januar 2012 Sterne und Weltraum ED-Apochromaten: NEU! 1.849,-€* 8x50 Sucher ohne Aufpreis! (nur ED 127) ED 127 Carbon Verwitterung oder Metamorphose, also die Aufheizung des Gesteins, entstehen können. Die Carbonausführung wiegt nur 6,2kg mit Tauschutzkappe und Rohrschellen, gegenüber 9,9kg im Alutubus! Und das ohne Aufpreis! Die Auswahl der zu datierenden Probe spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, da unter anderem unvollständiges Aufschmelzen von Mineralen und Gesteinen das Argon- Jetzt nur: 898,-€* Sys­tem in einer Probe stören und zu falschen Alterswerten führen können. Abgesehen vom Rochechouart-Ereignis wurden noch viele andere irdische Impaktstrukturen erfolgJahre), der Chicxulub-Krater in Mexiko (66 Millionen Jahre) oder der riesige, rund zwei Art.Nr.: Öffnung: Brennweite: Fotografische Blende: Auflösungsvermögen: Max. Grenzgröße: Max. sinnvolle Vergrößerung: Bildfeld im APS-C Format**: Tubuslänge (inkl. Taukappe): Gewicht: Optisches Design: Vergütung der Linsen: Glasmaterial Objektivlinse: Auch erhältlich als: Lieferumfang: Milliarden Jahre alte Krater von Vredefort in Südafrika. 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Preis 129,- € Star Power! 100 entgastes 39Ar in Prozent Mittels der Argon-Argon-Datierung ließ sich das Alter der Impaktstruktur von Jurazeit einleitete, in Verbindung stehen Ablagerungen finden sich ebenso im Rät könnte. Auch die Mehrfachtreffertheorie Südfrankreichs und Norditaliens (siehe ließ sich so widerlegen. die Karte auf S. 36). In ganz ähnlicher Weise hilft der Roche- Vor 200 Millionen Jahren brachen die chouart-Einschlag, bisher bekannte, aber Kontinentalplatten des heutigen West­ rätselhaft gebliebene Ablagerungen von europa und Nordamerika am Ende der Seismiten und Tsunamiten gleichen Alters Trias gerade erst auseinander, die große im westlichen Europa zu erklären. In wei- Landmasse im Westen trug den Namen ten Teilen der Britischen Inseln auf einer Laurentia. Dabei drang der Atlantik in Fläche von einer Viertelmillion Quadrat- schmale Grabenbrüche vor und schuf kilometern in Zentralengland, Südwales große Inseln. Zu dieser Zeit war der Super- und Nordirland führen die Ablagerungen kontinent Pangäa durch intensiven Vul- der geologischen Stufe des Rät (also Ge- kanismus geprägt. Das damals in Euro­pa steinen der ausgehenden Triaszeit) meh- vorherrschende Meer war die Tethys, ein rere Meter mächtige Sedimentschichten, Vorläufer des heutigen Mittelmeers. die eine intensive Verformung durch Erdbebenwellen zeigen, die Seismite. Auch die Landmassenverteilung innerhalb Europas unterschied sich deutlich Auf den Britischen Inseln sind diese ih- von der heutigen Situation. Das fran- rerseits durch Sedimentschichten überla- zösische Zentralmassiv, aber auch Teile gert, die bis zu metergroße Gesteinsbruch- der heutigen Britischen Inseln, waren stücke führen. Sie lassen auf eine äußerst paläogeografischen energiereiche, Umlagerung zu­folge Inseln im Gebiet des westlichen schließen, wie sie in einer riesigen Flut- Tethysmeers (siehe die Karte auf S. 36). welle, einem Tsunami, herrscht. Ähnliche Der turbulente www.sterne-und-weltraum.de Rekonstruktionen Rochechouart-Einschlag 100° Okulare: Brennweite: Art.Nr.: Augenabstand: Scheinb. Gesichtsfeld: Feldblende (virtuell): Optische Elemente: Gewicht: Höhe: Durchmesser: Preis: 82° Okulare: 9mm 0218409 12,5mm 100° 15,7mm 9 680g 120,0mm 59,0mm 399,- €* 14mm 0218414 14.5mm 100° 24.4mm 9 890g 123,5mm 69,0mm 439,- €* 20mm 0218420 14,4mm 100° 34,8mm 9 990g 122,5mm 69,0mm 519,- €* Brennw.: Art.Nr.: Steck Ø: Preis: 4,7mm 0218804 1¼" 159,- €* 6,7mm 0218806 1¼" 159,- €* 8,8mm 0218808 1¼" 179,- €* 11mm 0218811 1¼" 179,- €* Brennw.: Art.Nr.: Steck Ø: Preis: 14mm 0218814 1¼" 179,- €* 18mm 0218818 2" 199,- €* 24mm 0218824 2" 298,- €* 30mm 0218830 2" 329,- €* © 2011 Meade Instruments Europe GmbH &Co. KG. Alle Rechte vorbehalten. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. *Unverbindliche Preisempfehlung in Euro (D). ** 24 x 16 mm, verwendet bei den meisten Digital-Spiegelreflexkameras Rochechouart auf 200 Millionen Jahre bestimmen. 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So rekonstruieren die Geologen die Rand der Landmasse des Zentralmas- Mit seinem neu bestimmten Alter von 200 paläo­­geografische Situation Westeuropas sivs oder möglicherweise sogar im Meer Millionen Jahren ist der Rochechouart-Kra- vor rund 200 Millionen Jahren. Das Fran­ selbst, wie es Anreicherungen von Chlor zösische Zentralmassiv war zur damaligen in den Impaktgesteinen vermuten lassen. ter nun der lang gesuchte heiße Kandidat. So zerstörerisch die Kräfte auch sein Im Umkreis mehrerer hundert Kilometer mochten, die mit dem Rochechouart-Ein- umgebene Insel und wurde nahe der vernichtete der Einschlag durch seine schlag in der ausgehenden Trias einher- Westküste vom einem rund einen Kilometer Druck- und Hitzewelle abrupt alles Leben. gingen, so einzigartig ist das Natur- und großen Meteoriten getroffen. Ein durch ein In einer riesigen Glutwolke legten sich Kulturerbe im Krater selbst. Wie im Nörd- gewaltiges Erdbeben ausgelöster Tsunami der Suevit und andere Impaktgesteine als linger Ries sind auch dort viele historische könnte durch Meeresstraßen west- und eine heiße Decke von Auswurfmassen auf Gebäude und Stätten aus den lokalen nordwärts in Richtung der Britischen Inseln den frisch entstandenen Krater und das Einschlaggesteinen erbaut. Beispiele sind gelenkt worden sein. Seine Spuren finden umgebende zerrüttete Gelände. etwa die Thermen von Chassenon, dem sich in dort weit verbreiteten Sedimentge- gallorömischen Cassinomagnus aus dem steinen. sich wahrscheinlich sehr küstennah am Eines der stärksten Erdbeben Zeit eine von flachen Meeresarmen ersten Jahrhundert nach Christus, sowie Das durch den Rochechouart-Einschlag Schloss und Kirche der mittelalterlichen ausgelöste Erdbeben dürfte mit einer ge- Kleinstadt Rochechouart. Martin Schmieder ist Geo­loge und promovierte schätzten Magnitude um 11 auf der Rich- Wie das Ries ist auch die Impaktstruk- terskala die vielfache Energie des stärks­ tur von Rochechouart mittlerweile ein 2010 im Bereich Impakt- ten jemals von Menschen registrierten nationaler Geopark, in dem sich die ge- Geologie am Institut für Erdbebens besessen haben. Das heftigste in waltigen kosmischen Kräfte, die unseren Planetologie der Universität historischer Zeit aufgezeichnete Erdbeben Planeten erschüttern und umformen, bei- Stuttgart. Er ist Autor meh- war das große Chile-Beben in Valdivia vom spielhaft im Gelände studieren lassen. Für rerer deutsch- und englischsprachiger Beiträge 22. Mai 1960 mit einer Magnitude von 9,5 den natur- und kulturinteressierten Rei- zum Thema Impakt, unter anderem zum auf der Richterskala. Enge Meeresstraßen senden empfiehlt sich zudem ein Besuch Ries-Steinheim-Ereignis in Süddeutschland. im Bereich der westlichen Tethys könnten des Meteoritenkratermuseums «Espace eine gigantische Tsunamiwelle, die infolge Météorite« in der sehenswerten Altstadt des Erdbebens durch den Einschlag ausge- von Rochechouart. sendet wurde, in Richtung der rund 1000 Eine Liste aller derzeit auf der Erde Kilometer entfernten Britischen Inseln erkannten und erforschten Impaktstruk- kanalisiert haben. Von einem kosmischen turen, die »Earth Impact Database«, wird Ursprung der britischen Seismit- und Tsu- von der University of New Brunswick namiablagerungen waren die Geologen be- in Kanada verwaltet und aktualisiert. reits vorher ausgegangen, ohne allerdings Sie finden sie unter www.passc.net/ ­ EarthImpactDatabase /index.html. einen vom Alter passenden und hinrei- 36 Januar 2012 Literaturhinweis Schmieder, M., et al.: A Rhaetian 40Ar/39Ar age for the Rochechouart impact structure (France) and implications for the latest Triassic sedimentary record – Meteoritics and Planetary Science 45, S. 1225 – 1242, 2010. Sterne und Weltraum Martin Schmieder, Elmar Buchner / SuW-Grafik Germanisches Becken + Laurentia (Nordamerika) Naturwissenschaftliches Wissen aus erster Hand für Schulen und Schüler AUS DER FORSCHUNG IN DEN UNTERRICHT Das Projekt Wissenschaft in die Schulen! – eine Investition in die Zukunft Naturwissenschaften und Technik sind für Oberstufenschüler eine spannende Sache und für den Wirtschaftsstandort Deutschland von fundamentaler Bedeutung. Daher möchten wir gemeinsam mit Ihnen das Interesse der Jugendlichen an diesem Themenbereich wecken und fördern. Wir – das sind der Verlag Spektrum der Wissenschaft, die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, das Max-Planck-Institut für Astronomie, die Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Bad Wildbad und das Haus der Astronomie in Heidelberg. Bisher haben sich schon über 7500 Schüler für WIS angemeldet. 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Merkblatt Erdbeben Was mache ich, wenn in Starkbebengebieten die Erde bebt? ausgearbeitet von Prof. Dr. Peter Bormann Das Merkblatt soll Bürgern, die sich zeitweilig oder länger in erdbebengefährdeten Gebieten im Ausland aufhalten, Hinweise geben 1. zur Stärke und Dauer von Erdbebenerschütterungen, den dabei möglichen Schäden sowie zur Erdbebengefährdung, 2. wo genauere Auskünfte zur Erdbebengefährdung eingeholt werden können, 3. welche lokalen und baulichen Gegebenheiten diese Gefährdung erhöhen, 4. evang. wie man sich in stark erdbebengefährdeten Gebieten vorbeugend|auf ErdbebenerschütterunMärkischer Arbeitgeberverband | Großdrebnitzer Agrarbetriebe | Freundeskreis des Heidehofgymnasiums Stuttgart Symbio Herborn gen und –schäden einrichten soll, 5. wie man sich im Falle eines Bebens zu verhalten hat, Group | Förderverein »Freunde des Helmholtzgymnasiums« Zweibrücken | NDT Systems & Services AG | Weinmann GmbH | Stadtwerke Düssel6. was auch nach einem Schadenbeben noch beachtet werden muss. dorf | Karl-Möller-Stiftung | Förderverein des Eichenfeldgymnasiums | Kernkraftwerk Isar, Essenbach | Josef Stadler GmbH | HUK Coburg | Verein Bitte beachten Sie: Die nachfolgenden Empfehlungen sind nach bestem Wissen entwickelt worden. Dennoch kann das GeoForschungsZentrum Potsdam nicht verantwortlich gemacht werden und keinerlei Haftung für Schäden ü- bernehmen, die durch die Beachtung|der Hinweise entstehen. der Freunde und Förderer des Gymnasiums der Stadt Kerpen | Förderverein Carl-Orff-Gymnasium LSvorgenannten medcap GmbH | Steinwald EDV | Freundes- 1. kreis des Gymnasiums Neuenbürg | Freundeskreis des Hartmanni-Gymnasiums | Zu Communication Technology Consulting Erdbebenwahrnehmungen und –schäden werden nach einer Intensitätsskala klassifiziert. Die modernste und international weit verbreitete Skala ist die 12gradige Europäische Makroseismische Skala (EMS 1998). Eine Kurzfassung ist als Anlage beigefügt und kann auch über das Internet unter http://www.gfz-potsdam.de/pb5/pb53/projekt/ems/kurz.htm ausgedruckt werden. Auch in den meisten außereuropäischen Gebieten werden Beben nach einer 12gradigen Skala klassifiziert. Eine Ausnahme ist Japan, das eine 7gradige Skala (JMA) verwendet. JMA = 4 entspricht Intensitäten von VI bis VII und JMA = 7 gilt für Bebenerschütterungen über X nach der EMS. Erdbebeningenieure bevorzugen Angaben der Erschütterungsstärke in Werten der Bodenbeschleunigung (in m/s2 oder Prozent der Erdbeschleunigung). www.sterne-und-weltraum.de Die Erdbebengefährdung wird üblicherweise als die Wahrscheinlichkeit definiert (z. B. 10 %), mit der die Erdbebenerschütterungen an einem bestimmten Ort, in einem bestimmten Zeitraum (z. B. 50 Jahre) eine bestimmte Erschütterungsintensität oder Beschleunigung erreichen bzw. überschreiten. So beträgt z. B. in Deutschland für Gebiete in der Schwäbischen Alb, um Aachen sowie um Basel die Wahrscheinlichkeit 10 %, dass im Verlaufe von 50 Jahren eine Erschütterungsintensität von VII erreicht oder überschritten wird. Im Mittel wiederholen sich Beben dieser Stärke in den genannten Gebieten dann etwa alle 475 Jahre. Für Erdbebeningenieure wird die Gefährdung angegeben als die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmter Wert der Bodenbeschleunigung überschritten wird. Für die Intensität VII ist die Bodenbeschleunigung im Mittel etwa 1 m/s2 . Das entspricht etwa 10 % der Erdbeschleunigung. Bei den stärksten w w w . w i s s e n s c h a f t - s cJanuar h u l2012 e n . d37e