1 Wiederholung: Fadenpendel und mechanische Schwingungen 1.1 Ungedämpfter harmonischer Oszillator Ein Fadenpendel besteht aus einer Masse m, die am Ende eines Fadens der Länge ` aufgehängt ist. Der Faden wird dabei als masselos und die schwingende Masse als punktförmig betrachtet, so daß ` im wesentlichen den Schwerpunktsabstand angibt. Auf die Masse wirkt ihre Gewichtskraft im Schwerefeld: G = −m g ey (1.1) Diese kann in einen radialen Anteil Grad zerlegt werden, der in Richtung des Fadens zeigt, sowie in einen tangentialen Anteil Gtan , der in Bahnrichtung zeigt. Die Kräfte sind in Abb. 1.1 veranschaulicht. Für ihre Beträge gilt: Grad = −m g cos θ Abbildung 1.1 – Das (mathematische) Fadenpendel. Gtan = −m g sin θ (1.2) Dabei beschreibt θ = θ(t) den zeitabhängigen Auslenkungswinkel des Pendelkörpers. Der zurückgelegte Weg des Pendels lässt sich im Bogenmaß berechnen durch s(t) = ` θ(t) (1.3) woraus unmittelbar die auf ihn wirkende Beschleunigung durch atan (t) = d2 s d2 θ = ` dt2 dt2 (1.4) folgt. Für kleine Winkel lässt sich der Sinuswert des Winkels durch seinen Betrag im Bogenmaß nähern (lineare Näherung), dann gilt sin θ ≈ θ, so daß für die tangentiale Beschleunigung auf die Masse gilt: atan (t) ≈ −g θ(t) (1.5) Gleichsetzen von Gl. (1.4) und Gl. (1.5) liefert dann eine Bewegungsgleichung für die Pendelmasse, die sog. Differentialgleichung des harmonischen Oszillators: 1 g d2 θ(t) = − θ(t) 2 dt ` (1.6) Diese kann gelöst mit einem Lösungsansatz θ(t) = θ0 cos (ωt + φ0 ) (1.7) mit der Amplitude θ0 , der Kreisfrequenz ω und der Phasenverschiebung φ0 gelöst werden. Einsetzen in Gl. (1.6) liefert dann: g − ω θ0 sin (ωt + φ0 ) = − θ0 sin (ωt + φ0 ) ` 2 ⇐⇒ g sin (ωt + φ0 ) = 0 ω − ` 2 (1.8) Da im allgemeinen der Sinus-Ausdruck nur für spezielle Werte von t den Wert 0 annimmt, muß der geklammerte Ausdruck identisch 0 sein, um die Differentialgleichung zu lösen. Man hat so die Kreisfrequenz des Oszillators als r ω= g ` s =⇒ T = 2π ` g (1.9) bestimmt. Die Amplitude und die Phasenverschiebung folgen, indem man die Anfangsbedingungen θ(t = 0) = 10 θ̇(t = 0) = 0 (1.10) in den Ansatz Gl. (1.7) einsetzt und nachrechnet, als θ0 = 10 und φ0 = 0. Die Schwingung ist durch die blaue Kurve in Abb. 1.2 veranschaulicht. 1.2 Gedämpfter harmonischer Oszillator Berücksichtigt man zusätzlich die Reibung, die auf die Masse wirkt, so muß auf der rechten Seite von Gl. (1.6) noch ein Dämpfungsterm aReib = −2γ dθ dt (1.11) eingefügt werden. Dabei bezeichnet man γ als Reibungskoeffizienten. Man erhält dann die Differentialgleichung des gedämpften harmonischen Oszillators: dθ d2 θ + 2γ + ω02 θ = 0 2 dt dt (1.12) θ(t) = θ0 e−γt sin (ωged t + φ0 ) (1.13) Sie wird durch einen Ansatz 2 Abbildung 1.2 – Bewegung eines gedämpften und eines ungedämpften harmonischen Oszillators. gelöst, die Amplitude fällt also, im Gegensatz zum ungedämpften Oszillator, exponentiell ab (s. Vergleich der Weg-Zeit-Gesetze in Abb. 1.2). Die Dämpfung beeinflusst auch die Frequenz der Schwingung, diese nimmt mit zunehmender Dämpfung immer weiter ab, es gilt hierbei: ωged = q ω02 − γ 2 Für schwache Dämpfungen ist dieser Effekt jedoch vernachlässigbar. 3 (1.14) 2 Drehbewegungen Man betrachtet einen Wägebalken, an dessen einer Seite ein Gewicht aufgehängt ist, und an dessen anderer Seite eine beliebig gerichtete Kraft ansetzt. Ausprobieren führt dann schnell zu der Erkenntnis, daß nur der Kraftanteil, der senkrecht zum Wägebalken steht, hilft, diesen in der horizontalen zu halten. Dieser Kraftanteil bewirkt nämlich ein Drehmoment, welches das durch das Gewichtsstück verursachte Drehmoment kompensiert. Abbildung 2.1 – Kräfte beim Ziehen an einer Waage. 2.1 Drehmoment und Drehimpuls Abb. 2.2 zeigt einen Massenpunkt, der sich an einem Ort r(t) befindet, und auf den eine Kraft F einwirkt. Diese Kraft entspricht der zeitlichen Änderung seines Impulses, F=m dv dt (2.1) Multipliziert man vektoriell auf beiden Seiten der Gleichung den Ortsvektor r an, so erhält man: d (r × v) dt dr dv × v +m r × =m dt |dt {z } r×F=m (2.2) =0 Abbildung 2.2 – Kraft auf einen Massepunkt Der erste Term rechts des Gleichheitszeichens entfällt hierbei, da dr dt = v ist, und das Kreuzprodukt identischer Vektoren den Nullvektor liefert. Der zweite Term enthält den Drehimpuls L: L = mr × v = r × p (2.3) Den Term links des Gleichheitszeichens nennt man Drehmoment M: M=r×F 4 (2.4) Aus dieser Betrachtung folgt auch, daß der Drehimpuls eine Erhaltungsgröße ist. Betrachtet man erneut Gl. (2.2) und setzt Gln. (2.3), (2.4) ein, so erhält man eine Gleichung analog zum 2. Newton’schen Axiom: M= dL dt (2.5) 2.2 Trägheitsmoment Betrachtet man einen Massenpunkt auf einer kreisförmigen Bahn mit Radius r (Ortsvektor r) und der Bahngeschwindigkeit v, so kann ihm die Kreisgeschwindigkeit ω zugeordnet werden, die durch ω = r × v definiert ist. Betrachtet man nun einen komplexen Körper, der aus vielen Massepunkten mi aufgebaut ist, die durch Ortsvektoren ri adressiert werden und sich mit Bahngeschwindigkeiten vi bewegen, so ergibt sich für den Drehimpuls dieses Körpers: L= X mi ri × v = i X Abbildung 2.3 – Veranschaulichung der Kreisgeschwindigkeit. mi ri × (ω × ri ) i ! X =ω (2.6) 2 mi ri,⊥ i | {z } =I Den Ausdruck I= X 2 mi ri,⊥ (2.7) i bezeichnet man als das Trägheitsmoment des Körpers. Mit ihm lassen sich analog zur Translationsbewegung Rotationsenergie und Drehimpuls schreiben als: L=Iω 1 2 2 1 2 Erot = mr⊥ ω = Iω 2 2 (2.8) 2.3 Das physikalische Pendel Für einen ausgedehnten Körper kann man seinen Schwerpunkt (SP) definieren. Lagert man einen Körper außerhalb seines Schwerpunkts, wie in Abb. 2.4 gezeigt, so führt die im Schwerpunkt angreifende Gewichtskraft G zu einem Drehmoment um den Drehpunkt (DP). Es gilt dann: dL d (IDP ω) d2 θ = = IDP 2 dt dt dt 5 (2.9) In Analogie zum Fadenpendel kann man dann die Bewegungsgleichung für den Körper durch eine Drehmomentenbilanz aufstellen. Das Drehmoment ist dann gegeben durch: M = IDP d2 θ(t) = r × G = −m g ` sin θ(t) ≈ −m g ` θ(t) dt2 (2.10) Dies ist wieder eine Differentialgleichung des harmonischen Oszillators, man löst sie analog zu Gl. (1.6). Für die Kreisfrequenz findet sich diesmal s ω= mg` IDP (2.11) Hierbei bezeichnet IDP das Trägheitsmoment bezüglich der Drehachse. Dieses lässt sich aus dem Satz von Steiner berechnen: Abbildung 2.4 – Das physikalische Pendel. IDP = ISP + M a2 (2.12) mit dem Trägheitsmoment bei Rotation um den Schwerpunkt, ISP , der Masse M des Körpers und dem Abstand a der Verbindungslinie von Dreh- und Schwerpunkt. 2.4 Der Mathieu-Oszillator Ein interessanter Fall ist nun der, daß man die Gewichtskraft des Körpers “moduliert”. Dies entspricht dem Ingangsetzen einer Schaukel durch eine ständige Auf- und Abbewegung des Schaukelnden, also einer Modulation der Schwerpunktlage. Mathematisch lässt sich dieses Verhalten durch Addition einer modulierten Beschleunigung zum Schwerefeld erfassen, man erhält die “effektive Schwerkraft”: geff (t) = g + a sin Ωt (2.13) Man erhält dann die Differentialgleichung: I d2 θ(t) dθ(t) + 2γ 0 + m `θ(t) (g + a sin Ωt) 2 dt dt (2.14) Division durch I liefert dann die Differentialgleichung des sog. Mathieu-Oszillators: a d2 θ(t) dθ(t) + 2γ + ω02 1 + sin Ωt = 0 2 dt dt g (2.15) mit der Anregungsfrequenz Ω. Diese Differentialgleichung ist analytisch nicht lösbar. Man kann allerdings für verschiedene Werte der Anregungsfrequenz Ω und der Anregungsamplitude a das Verhalten des Systems auf (In-)stabilität hin untersuchen, die Ergebnisse sind in Abb. 2.5 zusammengefasst. 6 Anregende Kraft a instabil instabil Anregende Kraft a stabil stabil instabil Anregende Frequenz Anregende Frequenz 7Hz Abbildung 2.5 – Verhalten des Mathieu-Oszillators für verschiedene Anregungen. Links: Ω/ω0 ≥ 0, Rechts: Ω/ω0 < 0 Es stellt sich heraus, daß für die eine Kombination von Anregungsfrequenz und -amplitude das System instabil wird. Im instabilen Zustand genügen kleinste Störungen, um das Pendel aus seiner Ruhelage auszulenken. So gerät es bei Anregung mit ca. 7 Hz ohne Eingreifen durch den Experimentator in Schwingung. Für noch höhere Frequenzen und Anregungskräfte lässt sich das Pendel sogar auf den Kopf stellen. 7 Experimente zur Selbstorganisation Modelle für den Kosmos und die belebte Natur Das Phänomen Wellen Wirbel Aus: www-imk.physik.uni-karlsruhe.de Wanderdünen Kosmologische Strukturen Numerische Simulation der Supernova 1987A Modell des Urknalls Chemie und Biologie? Belousov-Zabatinski Schleimpilze (chemische Reaktion) (Dictyostelium) Physik und Biologie? Eiskristalle (dentritisches Wachstum) Bakterienkultur Fragestellung 1.) Verwunderung über regelmäßige, symmetrische Strukturen in der Natur 2.) Technische Fragestellungen: Probleme bei der Fertigung (Vermeidung!) 3.) Kann die klassische Wissenschaft der unbelebten Materie bei dem Verständnis der belebten Natur hilfreich sein? Tatsache: Belebte Natur neigt zur Strukturbildung Mechanismen Zufall Genetik Physik. + Chem. Gesetze Modelle Lebensform Ingredienzen 3 Zutaten 1.) Energieaustausch mit der Umgebung (Antrieb) 2.) Instabilität Struktur Kleiner Antrieb: Keine Struktur !!! Antrieb 3.) Nichtlinearität bestimmt Musterselektion B Starke Nichtlinearität: Chaos A Die Welt schwingt: Das physikalische Pendel 2 g 0 2 0 Die Welt schwingt: Das physikalische Pendel 2 g 0 2 0 g g a sin t a 2 1 sin t 0 g 2 0 Der Mathieuoszillator instabil instabil Anregende Kraft a Die Welt schwingt stabil Anregende Frequenz 7Hz Anregende Kraft a Die Welt schwingt auf dem Kopf stabil instabil Anregende Frequenz Wellen:2 Beispiele Das Faraday Experiment Lautsprecher Verstärker 3 Zutaten ? Frequenzgenerator Wellen:Theorie Wellenlänge [m] Wellenlänge durch antreibende Frequenz einstellbar => Dispersionsrelation Stehende Wellen Frequenz [Hz] Muster:Theorie Ginsburg Landau Gleichung N t H j j ( lj ) l j * l * m 2 l N=1->Linien N=2->Quadrate N=3-> hexagones Wellen:Experimente !!! Experimenteller Aufbau LED´s CCD DA/AD glass plate PC IEEE accelerometer heating filament PT-100 vibration exciter max. shaker elongation: 54 mm max. force: 4200N container diameter: 290 mm -> closed loop algorithm at low temperature controler power amplifier CCD-camera: synchronized The quantitative determination of the surface profile Dye isNiSO4with an absorption at 6-800nm N H cos k j x j * cos i t j 1 i 1