E4: Atom- und Molekülphysik Übungsblatt 10 Prof. I. Bloch / Dr. S. Fölling (Abgabe 29.6.2016) Aufgaben mit (*) sind nur für die Studierenden der normalen E4-Vorlesung vorgesehen (Nicht E4P, LA und NF). Bitte schreiben Sie Ihren Namen und auch die Nummer Ihrer Übungsgruppe auf Ihre Abgabe! 10.1 Auswahlregeln atomarer Dipolübergänge Interessiert man sich für die Wechselwirkung von Licht in Form einer klassischen elektromagnetischen Welle E(t) = E0 sin(ωt) mit einem Atom, so kann man mit Hilfe des Kor- respondenzprinzips die Kopplungsstärke in Dipolnäherung berechnen. Aus der Energie W = −d · E eines induzierten klassischen Dipols d = −er im induzierenden elektrischen 0 Feld E erhält man in Analogie den Wechselwirkungsoperator Ĥ = er̂ · E(t). Ist das E-Feld entlang der z-Achse linear polarisiert, so erhält man für den Wechselwirkungsoperator |Ψb i Ĥ 0 = eẑE(t). Für zwei atomare Niveaus a und b mit den Eigenzuständen |Ψa i und lässt sich dieser als Ĥ 0 = eẑE(t) = [dab |Ψa ihΨb | + dba |Ψb ihΨa |] E(t) dab = d∗ba = −ehΨa |ẑ|Ψb i das Matrixelement des elektrischen Dipolmoments entlang z , und E(t) das elektrische Feld am Ort des Atoms ist. Die Kopplungsstärke eines elektrischen Dipolübergangs zwischen den Zuständen |Ψa i → |Ψb i wird also durch das Dipolmatrixelement dab bestimmt. schreiben, wobei 1s(n = 1, l = 0, ml = 0) → 1s(n = 1, l = 0, ml = 0) → 2p(n = 2, l = 1, ml = 0, ±1) (a) Berechnen Sie die Dipolmatrixelemente für die Übergänge 2s(n = 2, l = 0, ml = 0) und eines Wasserstoatoms unter Vernachlässigung der Fein- und Hyperfeinstruktur. Hinweis: Es werden nur Matrixelemente von z = r cos(θ) benötigt. Auÿerdem kann man wie so oft bei der Berechnung von Matrixelementen die Rechenzeit beim Lösen der Integrale durch Symmetrieüberlegungen enorm verkürzen. 10.2 Stark Eekt (*) Wir betrachten ein Wasserstoatom in einem konstanten elektrischen Feld, welches entlang z gerichtet ist. Der Hamiltonian ist nian ist und V̂ = e · E0 · z Ĥ = Ĥ0 + V̂ , wobei Ĥ0 das ungestörte Hamilto- die Wechselwirkung mit dem Feld der Stärke E0 = 10 kV/cm beschreibt. |ψ100 i eine Energieverschiebung erst in 2. Ordnung Störungsrechnung entsteht (quadratischer Stark Eekt ). Wie groÿ ist diese? Zur Vereinfachung soll näherungsweise nur der Beitrag von |ψ210 i berücksichtigt (a) Zeigen Sie, dass für den Grundzustand werden. 1 (b) Bei energetisch entarteten Zuständen kann auch der lineare Stark Eekt auftreten (für den wegen der Linearität nur die Störungsrechnung erster Ordnung erforderlich ist). Betrachten sie dazu die Zustände Leiten Sie die Eigenzustände für Ĥ |ψ200 i und |ψ210 i sowie Überlagerungen daraus. in diesem Unterraum her und berechnen Sie die Energieverschiebung. Hinweise: benutzen Sie Störungsrechnung 1. und 2. Ordnung. Alte Ergebnisse von vorherigen Aufgaben können natürlich berücksichtigt werden. Für b) werden Eekte wie Feinund Hyperfeinstruktur, sowie Lamb-Shift vernachlässigt, so dass man die Zustände als entartet annehmen kann. 10.3 Molekülorbitale und spektroskopische Notation Wir betrachten ein Biatom, also ein Molekül aus zwei identischen Atomen. Die Kerne R voneinander. Die Molekülorbitale werden entsprechend der Heitlerψni li λi mit Hauptquantenzahlen ni und Bahndrehimpulsen li und Drehimpulsprojektion auf die Molekülachse λi = |liz | zusammengesetzt. haben den Abstand London-Näherung aus Atomorbitalen Die Wellenfunktion lässt sich also als Linearkombination von Wellenfunktionen der Form ψni li λ1 (ri ± R/2)ψnj lj λj (r2 ∓ R/2) 6= j ). rk sind dabei die Ortskoordinaten (a) Da das Molekül symmetrisch bezüglich Inversion (ri 7→ −ri ) um den Molekülschwer- schreiben (i der beiden Elektronen. punkt ist, ist die Parität der Wellenfunktion eine Erhaltungsgröÿe und damit eine gute Quantenzahl. Zeigen Sie, dass die Heitler-London-Orbitale gegebener Partiät von zwei Atomorbitalen mit gleichem ni und li auch eine entsprechende Vertau- schungssymmetrie besitzen, d.h. gerade orbitale sind symmetrisch, ungerade antisymmetrisch. Hinweis: Nutzen Sie die Inversionssymmetrie der Atomorbitale (b) Betrachten sie ein Molekül aus zwei Lithiumatomen. Relevant für die Molekülbindung ist das Valenzelektron des Lithiumatoms, welches sich im Grundzustand im atomaren 2s Niveau bendet. Geben sie die möglichen Werte der guten Drehimpulsquantenzahlen Λ = |Lz |, S und Ω = |Jz | L J = L+S der zugehörigen Molekülorbitale an. ist der Gesamtbahndreimpuls des Molekülorbitals, S der Gesamtspin und der Gesamtdrehimpuls. (c) Welche Parität haben die Zustände? Hinweis: betrachten sie die Vertauschungssymmetrie der Wellenfunktion mit Spin (d) Wie lauten die bindenden und antibindenden Zustände in der spektroskopischen Kurznotation Hinweis: da die Elektronen auf den inneren Schalen (wie beim Heliummolekül) im Wesentlichen nicht zur Molekülbindung beitragen, ist die Situation analog zum Wasserstomolekül. (e) Der erste angeregte elektronische Zustand des Li2 Moleküls kann durch eine Kombination von 2s und 2p Atomorbitalen approximiert werden. Was sind in diesem Fall die möglichen Werte der guten Drehimpulsquantenzahlen und deren Multiplizität? Schreiben sie die zugehörigen Molekülorbitale in spektroskopischer Notation auf. 2 10.4 LCAO-Methode In dieser Aufgabe soll die LCAO-Methode (linear combination of atomic orbitals ) explizit + auf das Beispiel des H2 Ions angewandt werden. Dieses System besteht aus zwei Protonen R und einem rB gegeben sei. (A,B) im Abstand B durch rA und H= Als Ansatz nimmt man Elektron, dessen Abstand zu den beiden Kernen A und Der Hamiltonian hat die Form p2 1 e2 1 e2 1 ( + )+ − 2m 4π0 rA rB 4π0 R Ψ = c1 φA (rA )+c2 φB (rB ), wobei φx (rx ) = rx − 1 √1 3/2 e a0 , πa 0 x ∈ {a, b} Lösungen für das Wasserstoatom sind. (a) Argumentieren Sie, warum Ψs/as = √N1 s/as (φA (rA ) ± φB (rB )) ein sinnvoller Ansatz ist. (b) Zeigen Sie, dass für die Normierung gilt Ns/as 1 R2 − aR R + )e 0 . = 2 (1 ± hφB |φA i) = 2 1 ± (1 + a0 3 a20 (c) Zeigen Sie, dass für die Energien der betrachteten Zustände gilt (mit Es/as 1 = 1 ± hφB |φA i E0 Es/as = Ψs/as H Ψs/as der Energie des Grundzustands im Wassersto ): 2 1 2 1 R e e2 1 R − 2R e R − . E0 + (1 + )e a0 ± (E0 + ) hφB |φA i − (1 + )e a0 4π0 R a0 4π0 R 4π0 a0 a0 (d) Bestimmen Sie den Bindungsabstand Rb und die Bindungsenergie Es (Rb ) − E0 des Moleküls. Verwenden Sie dazu graphische oder numerische Methoden. Hinweise: es gilt Z e−α·rA · e−β·rB 4π R 2β −β·R −α·R −β·R K(α, β) = dV = e + 2 (e −e ) rA R α2 − β 2 (α − β 2 )2 und für die Spezialfälle β = α: Z e−α·rA · e−α·rB π K(α, α) = dV = 2 (1 + α · R)e−α·R rA α Z π 1 L(α, α) = dV e−α·rA · e−α·rB = 3 (1 + α · R + α2 R2 )e−α·R α 3 3