12 der Standard FORSCHUNG SPEZIAL Montag, 26. Juli 2004 Der verräterische Stoffwechsel Ein Tiroler Biotechunternehmer arbeitet an einer ausgefuchsten Methode, um die Erfolgsquote bei der künstlichen Befruchtung zu verbessern. Grundlage sind jene Substanzen, die Embryonen ab ihrer ersten Zellteilung produzieren. Hans Dieplinger will möglichst vielen ungewollt kinderlosen Paaren zu einem Baby verhelfen. Deshalb hat der Innsbrucker Biochemiker vor zwei Jahren mit der Entwicklung eines Verfahrens begonnen, das die Erfolgsquote bei der künstlichen Befruchtung dramatisch erhöhen soll. Neuere Erkenntnisse über die frühesten Entwicklungsstadien einer befruchteten Eizelle sowie moderne biotechnologische Messverfahren, mit denen sich selbst kleinste Substanzmengen analysieren lassen, sollen das ermöglichen. „Die Grundlagenforschung für unseren Ansatz ist sehr viel versprechend verlaufen und nahezu abgeschlossen“, so Dieplinger. „Schon im kommenden Jahr wollen wir mit ersten klinischen Tests beginnen.“ Für die Verwirklichung seiner Idee hat er vor vier Jahren die Vitateq Biotechnologie GmbH gegründet, seit Anfang des Jahres ist die Firma Forschungspartner im Kompetenzzentrum Medizin Tirol (KMT), das innovative Unternehmer auf dem Weg von der Idee zur Marktreife ihrer Produkte unterstützt und fördert. Die Marktchancen für das neue Verfahren wären beachtlich, schließlich sind immer mehr Paare bei der Zeugung ihrer Kindern auf ärztliche Hilfe angewiesen. Doch trotz vieler Fortschritte bleibt die dabei angewendete Methode der In-vitro-Fertilisation (IvF) für viele Frauen eine belastende und sogar quälende Prozedur: Die Patientinnen müssen zunächst Hormonpräparate schlucken, wenig später werden ihnen mehrere Eizellen entnommen und in Reagenzgläsern befruchtet. Jetzt wählt der Arzt aus, welche der so gezeugten Embryonen die besten Chancen haben, um zu einer erfolgreichen Schwangerschaft zu führen. Nur diese Embryonen werden letztlich auch eingepflanzt. Auswahlverfahren Noch passiert diese Auswahl mithilfe eines einfachen Mikroskops. Damit beobachtet der Arzt, ob sich die Zellen in der richtigen Geschwindigkeit geteilt haben, ob der Zellhaufen symmetrisch aufgebaut ist, und ob er bereits in seinem Inneren einen Hohlraum ausgebildet hat. Eingehendere Untersuchungen des Embryos, etwa durch einen Gentest des Embryos sind in Österreich vom Fortpflanzungsmedizingesetz derzeit verboten (siehe Kasten). Dennoch beobachten die Befruchtung im Reagenzglas: Die menschliche Eizelle wird durch eine gläserne Pipette angesaugt und dann befruchtet. Die Vorbereitungen und das Rundherum der In-vitroFertilisation sind für viele Frauen belastende Prozeduren. Foto: APA Mediziner immer wieder, dass scheinbar gesunde Embryonen von der Gebärmutter abgestoßen werden. Nicht zuletzt liegt die Erfolgsrate selbst der besten einschlägigen Kliniken bei gerade einmal 40 Prozent. Und deshalb müssen viele Frauen den anstrengenden Zyklus mehrmals durchlaufen um wirklich schwanger zu werden. Präzision gesucht Der Biotechunternehmer Dieplinger hat nun vor, die „fast schon mittelalterlich anmutende Methode“ der Embryonenauswahl durch eine TERMINE DER STANDARD lädt: Führen mit Charisma Eine Führungspersönlichkeit mit charismatischer Ausstrahlung zu sein bedeutet im Grunde, eine besondere Ausstrahlung zu besitzen. Charismatische Persönlichkeiten schaffen es, ihr gesamtes Umfeld positiv zu beeinflussen. Diese Abendveranstaltung richtet sich an alle Führungskräfte, die erkannt haben, dass man mit bloßem Einsatz von Kennzahlen, Gesprächstechniken und angeblichten Patentrezepten nicht weiter kommt! Was zeichnet charismatische Persönlichkeiten aus und warum wecken sie unsere Aufmerksamkeit? Die Fähigkeit zu wirken steckt in jedem von uns. Wir zeigen Ihnen die Wegrichtung zu außergewöhnlichen Leistungen und zur Unkonventionalität. Wie können Sie Ihre Vision leben und vermitteln und so zu einer authentischen Führungspersönlichkeit werden. Was strahlen Sie aus und wie begeistern Sie sich und andere? Diese Fragen und die 3 Schlüssel zu Charisma werden in diesem Abendseminar eindrucksvoll aufgezeigt: • Der Weg zur authentischen Wertebasis • Die Methode zum bilderreichen und visionären Kommunikationsstil • Die Kunst der emotionalen Menschenführung Wann: Wo: Referent: Kosten: Anmeldeschluss: DO, 26. 08. 2004 von 17.00–20.00 Uhr DER STANDARD, Palais Trauttmansdorff Herrengasse 21, 1014 Wien Dr. Andreas KUMPF, ist Inhaber der WPU Consulting GmbH, mit Sitz in Wien und Düsseldorf und Autor mehrerer Fachbücher. Die WPU GmbH ist auf Leistungsmanagement-Konzepte und Führungsentwicklungen spezialisiert. S 75,– zzgl. 20% MWSt. Abovorteil: 10% Inbegriffen sind Dokumentation und Erfrischungen. MO, 16. 08. 2004 DER STANDARD /Karriere Beachten Sie den Abovorteil Der Klügere liest nach. * Für alle Abonnements, die zum Zeitpunkt der erstmaligen Bekanntmachung dieses Angebots bereits bestanden haben. Ich melde mich zum STANDARD-Seminar „Führen mit Charisma“ an. NAME weitaus präzisere zu ersetzen. Er will jene Substanzen untersuchen, die von den Embryonen bereits ab ihrer ersten Zellteilung im Reagenzglas produziert werden. Daraus will er Rückschlüsse auf die Qualität des frühen Embryos ziehen und damit sicherstellen, dass nur wirklich aussichtsreiche Kandidaten eingepflanzt werden. „Damit könnten wir die Erfolgsquote deutlich erhöhen und den Patientinnen die Wiederholung der Versuche ersparen“, so Dieplinger. Derzeit versucht Dieplinger herauszubekommen, welche FIRMA STRASSE PLZ/ORT TELEFON/FAX DATUM UNTERSCHRIFT Bitte senden oder faxen Sie diesen Kupon an: DER STANDARD, Eventmarketing, Herrengasse 19-21, 1014 Wien, Fax: 01 / 531 70 DW 473 oder e-mail: [email protected]. Wir ersuchen Sie, den Betrag nach Erhalt der Rechnung zu überweisen oder vor Ort zu begleichen. Stornierungen können nur schriftlich akzeptiert werden. Bei Stornierung nach Anmeldeschluss bzw. Nichterscheinen am Veranstaltungstag muss eine Stornogebühr von 50 % in Rechnung gestellt werden. Q Per Einreichung: Soeben gestartet wurde die Ausschreibung der Programmlinien 2 und 4 der Österreichischen Nano-Initiative. Programmlinie 2 fördert Maßnahmen zur verstärkten Interaktion von Wissenschaft und Wirtschaft in den Nanowissenschaften und Nanotechnologien in Österreich. Programmlinie 4, Begleitmaßnahmen, betrifft die Finanzierung begleitender Studien der nationalen Innovations- und Technologieentwicklung im gesamten NanoBereich. Die ASA Austrian Space Agency hat das Programmmanagement im Namen des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) über. Details zu Themen und Fristen unter Tel.: (01) 403 81 77-29, Margit Haas; E-Mail: [email protected] der Standard Webtipp: www.asaspace.at/nano Q Per Mausklick: Die Themen der Internet-Webkonferenzen von meet.it in den nächsten Tagen sind: 27. 7. FEMtech – Förderung von Frauen in Forschung und Technologie, 28. 7. IT-Outsourcing: Chancen und Risiken für den Mittelstand, 29. 7. Outsourcing von Marketing & Vertrieb – Chance für kleine und mittlere ITFirmen. Beginn jeweils 16 Uhr. Kosten: 28 W Monatsgebühr (beliebig viele Konferenzen), einmalige Teilnahme: 25 W der Standard Webtipp: www.meetit.at Merkmale sich als Indikatoren für eine günstige oder ungünstige Prognose eignen. „Wenn ich sehe, dass ein Embryo, der sich später gut weiterentwickelt hat, im Reagenzglas eine bestimmte Substanz in einer bestimmten Konzentration produziert hat, dann kann ich dieses Wissen für eine exakte Diagnose verwenden“, so Dieplinger. Umgekehrt sucht er auch charakteristische Substanzen, die von später abgestoßenen Embryonen produziert worden sind. Daten und Proben bekommt er dazu vom Wiener Privatkrankenhaus Goldenes Kreuz und von der Universitätsklinik für Gynäkologie in Innsbruck. Kopie der Natur Andreas Obruca, IvF-Spezialist im Wiener Goldenen Kreuz, sieht in der Idee einen „eleganten Ansatz“. Schließlich sei das Verfahren ja eigentlich nur eine Kopie dessen, was auch in der Natur passiert. „Die Gebärmutterschleimhaut entscheidet auch anhand dessen, was ein Embryo produziert, darüber, ob der sich einnisten und weiterentwickeln darf oder ob er abgestoßen wird.“ WISSEN Embryonenselektion Die rechtliche Situation in Österreich ist klar: Im Reagenzglas gezeugte Embryonen dürfen nicht per Gentest untersucht werden. Die österreichische Bioethikkommission hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, dieses Verbot unter bestimmten Voraussetzungen aufzuheben. Immer wieder, so berichten IvF-Experten, würde es nämlich passieren, dass sie Frauen behandeln, die aufgrund einer schweren Erbkrankheit schon mehrere Fehlgeburten hinter sich haben. Ihnen könnte geholfen werden, indem vor der Einpflanzung eines im Reagenzglas gezeugten Embryos ein Gentest durchgeführt wird. So könnte sichergestellt werden, dass nur solche Embryonen eingesetzt werden, die keine der befürchteten Erbschäden tragen. Dem Argument, dass damit eine Art Eugenik im Labor stattfinden würde, hält die Kommission entgegen, dass nach Einsetzen einer Schwangerschaft Gentests und Abtreibung sehr wohl erlaubt wären. Verglichen damit wäre die Diagnose im Reagenzglas zu bevorzugen. Das Fortpflanzungsmedizingesetz wird derzeit novelliert. Dass die Empfehlung der BioethikKommission berücksichtigt wird, glaubt in der IvF-Szene allerdings kaum jemand. (derk) NAMEN Neue Lehrstuhlleiter an der TU Graz Hermann Steffan, (Foto oben) bis dato Leiter des Instituts für Mechanik und Getriebelehre der TU Graz, und Ralf Kolleck, bisher verantwortlich für die strategische Projektleitung „Warmumformung borlegierter Stähle“ zur Fertigung höchst fester Struktur- und Sicherheitsbauteile für ThyssenKrupp Automotive, wurden mit Juli 2004 ans Frank-Stronach-Institut (FSI) der TU Graz berufen, an dem insgesamt vier Lehrstühle eingerichtet werden. Steffan, 1959 in Linz geboren, leitet das Institut für Fahrzeugsicherheit, Kolleck, 1969 in Krefeld in Deutschland geboren, wird Chef des im Aufbau befindlichen Instituts für Werkzeugtechnik für spanlose Produktion. Beide neu berufenen Institutsleiter sind erfahrene Maschinenbauer, die sowohl in der Privatindustrie tätig waren, als auch auf internationaler Ebene an zahlreichen universitären Projekten mitgearbeitet haben. (red) Berichtigung: Durch zu forsches Kürzen wurde Hartmut Kahlert, neuer Senatschef der Christian-Doppler-Gesellschaft (CDG), in der letzten Rubrik „Namen“ sinnstörend zitiert. Richtig ist: „Die CDG fördert als einzige Fördereinrichtung in Österreich seit 15 Jahren anwendungsorientierte Grundlagenforschung.“ Die Redaktion bedauert.